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Veröffentlicht am 09.06.2018

Strandlektüre

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas ...

Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas finde ich immer ein wenig schade, denn ich denke, jeder Autor ist bestrebt, seinen eigenen Stil zu finden und möchte nicht als „Kopie“ abgestempelt werden.

Die Geschichte selbst wird jeweils in der Ich-Form aus der Sicht der Protagonisten Jana und Leander erzählt. Die Kapitel sind kurz, teilweise nur einen Seite „lang“. Trotz der häufigen Perspektivenwechsel war es kein Problem, die Orientierung zu behalten.

Der Schreibstil von Lea Coplin lässt sich sehr leicht lesen und ich bin mühelos in die Geschichte hinein gekommen. Auch gelang es ihr sehr gut, den Leser bei der Stange zu halten, obwohl die Handlung selbst doch ein wenig eigenartig ist.

Vor 6 Jahre ist Janas Bruder Tim bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Am Steuer saß sein bester Freund Leander. Nach dem Unfall zieht dieser in einen andere Stadt und der Kontakt bricht komplett ab. Doch plötzlich – nach Jahren des Schweigens – ist Leander wieder zurück. Beide fühlen sich magisch von einander angezogen und kommen trotz ihrer schwierigen Vergangenheit nicht voneinander los.

Ich muss sagen, der Ursprung dieser Romanze erschließt sich mir nicht. Woher kommen diese angeblich so große Liebe? Als Leander und Jana sich damals kannten, waren sie 12 und 16 Jahre alt. Es wäre gruselig, wenn sie bereits Gefühle für einander gehegt hätten. Als sie sich 6 Jahre später wieder treffen, sind sie quasi Fremde. Es dauert lange, bis Gespräche stattfinden, die über Small-talk hinaus gehen. Zudem weigert sich Jana vehement über den Unfall und das was passiert ist zu sprechen.

Die „Enthüllung“ des Vorfalls von damals wird sehr lange aufgebaut. Quasi das ganze Buch über. Als dann endlich etwas mehr Licht in die Dunkelheit gebracht wird, bleibt der vermutete Plot-twist aus. Nach all den Andeutungen hätte ich mir mehr erwartet.

Insgesamt gebe ich „Nichts ist gut. Ohne dich“ 3 Sterne, da mir der Schreibstil von Lea Coplin gut gefallen hat und man dieses Buch sehr gut im Urlaub am Strand lesen kann.
Für eine bessere Bewertung war mir die Geschichte einfach zu wenig nachvollziehbar. Insbesondere Jana benimmt sich oft völlig irrational, so dass ich sie mehr nervig als sympathisch empfand.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Zerstörung

Alles Begehren
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Die erfolgsverwöhnte Schauspielerin Kate Andrews ist es gewöhnt, alles zu bekommen – bis auf den Mann, in den sie sich vor 17 Jahren verliebt hat und der sich damals für seine Ehefrau entschieden hat. ...

Die erfolgsverwöhnte Schauspielerin Kate Andrews ist es gewöhnt, alles zu bekommen – bis auf den Mann, in den sie sich vor 17 Jahren verliebt hat und der sich damals für seine Ehefrau entschieden hat.
Als das Schicksal sie unverhofft erneut mit Callum MacGregor zusammen führt, flammen die Gefühle von damals wieder auf. Gefangen in ihrer eigenen kleinen Welt hinterlassen die beiden eine Spur der Zerstörung.

Ruth Jones machte es mir sehr leicht, in dieses Buch einzutauschen. Ihr Schreibstil ist so lebendig und fesselnd, dass ich den Roman binnen weniger Tage ausgelesen hatte.
Erzählt wird in kurzen Kapiteln jeweils aus der Sicht eines anderen Charakters. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf Kate und Callum, sondern auch die jeweilige Ehepartner Matt und Bellinda sowie die kompletten Familien bekommen Raum um die Geschichte zu erzählen.

Wer hier eine große romantische Liebe erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Beziehung von Kate und Callum ist zwar intensiv, aber gleichzeitig gebaut auf Gefühlen, die ich nicht wirklich als Liebe beschreiben würde.

Kate war mir extrem unsympathisch. Meiner Meinung nach ging es ihr nur darum, Callum zu besitzen, weil sie seine Zurückweisung auch nach 17 Jahren nicht verwunden hat. Wie eine Spinne drängt sie ihn in die Falle und schreckt auch vor Manipulation nicht zurück. Auch ihre zahlreichen psychischen Probleme konnten nicht dazu beitragen, dass ich etwas liebenswertes an ihr entdecken oder Mitgefühl entwickeln konnte. Für mich war sie einfach nur berechnend und rücksichtslos.

Callum fand ich im Grunde recht sympathisch, auch wenn er ziemlich blauäugig in die Affäre mit Kate getappt ist.

Mein Lieblingscharakter war Matt. Der freundliche Galerist hat mich direkt für sich eingenommen und die Kapitel aus seiner Sicht mochte ich besonders. Insbesondere seine Freundschaft mit Hetty war sehr schön zu beobachten.

Ruth Jones hat ein Talent dafür, ihre Romanfiguren so zu beschreiben, dass man meint, sie wirklich vor sich zu sehen.
„Alles begehren“ ist ein bedrückendes Buch, dass erzählt, dass manchmal das Lebensglück am seidenen Faden hängt. Diese Geschichte war erschütternd und ernüchternd zu gleich und dennoch habe ich sie sehr gerne gelesen.

Weitere Veröffentlichungen von Ruth Jones werde ich auf jeden Fall beobachten.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Banaler als erwartet

Häuser aus Sand
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„Häuser aus Sand“ befasst sich mit der Geschichte der Familie Yacoub. Über 4 Generationen begleitet der Leser die einzelnen Mitglieder.
Bedingt durch Kriege und Unruhen muss die Familie immer wieder alle ...

„Häuser aus Sand“ befasst sich mit der Geschichte der Familie Yacoub. Über 4 Generationen begleitet der Leser die einzelnen Mitglieder.
Bedingt durch Kriege und Unruhen muss die Familie immer wieder alle Zelte abbrechen und in einem anderen Land neu anfangen. Palästina, Kuweit, Amman, Frankreich und Amerika sind nur einige Stationen.
Die Geschichte handelt von Entwurzelung und davon wie es ist, wenn man zu keiner Nation dazu gehört, ewig die Rolle des Ausländers, des Vertriebenen inne hält.

Vom Klappentext her hatte ich mir einen eher tiefgründigen Roman vorgestellt. Ich erwartete Einblicke übe das Leben in Kriegsgebieten. Tatsächlich ist „Häuser aus Sand“ jedoch sehr viel banaler.
Sicherlich, die Familie musste immer wieder umziehen, aber die Yacoubs sind wohlhabende Leute. In einem neuen Land kauften sie sich einfach neue Teppiche und Einrichtungen und alles ging weiter. Über Jahrzehnte konnten sie es sich leisten, Hausangestellte zu beschäftigen, meist arme Leute aus Indien, die ihre eigenen Familien kaum zu Gesicht bekommen, aber darüber machten sie sich nicht allzu viele Gedanken.
Die Protagonisten befassen sich mehr mit Kleidung und Seifenopern als mit politischen Themen.
Leute, denen der Krieg wirklich Haus und Hof genommen hat, die in Flüchtlingslagern leben, begegnen wir nicht.

Die einzelnen Kapitel sind etwas 20 Seiten lang und jeweils aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds geschrieben. Zwischen den Kapiteln sind Zeitsprünge von mehren Jahren. Dadurch wurde mein Lesefluss immer wieder unterbrochen und die Geschichte erschien mir bruchstückhaft.

Obwohl wir die Familie über so einen langen Zeitraum begleiten, ist mir fast niemand sonderlich sympathisch geworden. Die meisten Personen blieben eindimensional und blass.
Erst ganz zum Schluss, fand ich in Manar einen Mensch, über den ich gerne mehr erfahren hätte.

Für mich war dies kein Buch, in das ich stundenlang abtauchen kann, da die Handlung einfach zu banal ist, dass es teilweise schon an langweilig grenzte.
Ich hätte mir einfach erhofft, dass dem Leser die andauernden Krisensituationen im nahen Osten näher gebracht werden und dass man einen Eindruck gewinnt, mit welchen Verlusten die Menschen fertig werden müssen. Schade.

Was ich jedoch mochte war, dass die Geschichte mit Alia beginnt und auch mit ihr endet und somit ein kompletter Kreislauf entstanden ist.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Erschütternd

Ohne ein einziges Wort
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Jeder hat es vermutlich schon einmal erlebt – man lernt jemand kennen, alles ist wunderbar – und dann meldet er sich nicht mehr.
So geht es auch Sarah Harrington in dem Roman „Ohne ein einziges Wort“ ...

Jeder hat es vermutlich schon einmal erlebt – man lernt jemand kennen, alles ist wunderbar – und dann meldet er sich nicht mehr.
So geht es auch Sarah Harrington in dem Roman „Ohne ein einziges Wort“ von Rosie Walsh.

Nach der Trennung von ihrem Mann wollte sie eigentlich nur ein paar Tage in England bei ihren Eltern verbringen. Doch dann läuft ihr Eddie über den Weg. Obwohl sie nicht auf der Suche war, scheint sie plötzlich ihren Traummann gefunden zu haben. Eddie ist charmant, witzig und vorallem mag er Sarah genauso wie sie ihn. Doch nach einer Woche müssen sich die beiden von einander verabschieden – und Eddie verschwindet von der Bildfläche.

Wieder einmal fühlt sich Sarah, als wenn ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Ihr ganzes Leben läuft wie ein Film an ihr vorbei und sie erinnert sich Verletzungen aus der Schulzeit, den Verlust ihrer Schwester und ihre zerbrochene Ehe. Über allem schwebt die Frage, warum Eddie sich nicht mehr meldet. Sarah ist wie besessen, bombadiert ihn mit Nachrichten, überprüft seine social media Accounts im Minutentakt und kontaktiert seine Freunde.

Schon als ich den Klappentext gelesen hatte, wollte ich unbedingt wissen, warum dieser Mann so sang- und klanglos verschwindet. Diese extreme Neugierde trieb mich auch dazu an, immer weiter zu lesen. Ich gebe zu, ich war mehr als einmal versucht, bis zum Ende zu blättern um zu gucken was passiert ist, so gespannt war ich.
„Ohne ein einziges Wort“ ist ein ruhiges Buch. Sarah hat zwar schon einiges durchgemacht, aber die Geschichte plätschert über lange Zeit vor sich hin. Sie sucht nach Eddie auf Seite 1, auf Seite 100 und noch immer bei Seite 250.
Ich bin froh, dass die Autorin mich so neugierig gemacht hatte und ich somit motiviert war, weiter zu lesen, obwohl in den ersten zwei Dritteln teilweise nicht wirklich viel passiert.

Ich mochte Sarahs Freunde Tommy und Jo, die beide eine spezielle, fast exzentrische Art haben. Die Rückblicke in Sarahs Vergangenheit waren mein persönliches Highlight. Dieser Teil war wirklich interessant.
Komischerweise empfand ich die Kapitel, die die Woche mit Eddie beschrieben am wenigsten lesenswert, dabei sollten sie doch eigentlich das zentrale Thema sein. Die gemeinsam verbrachte Zeit erschien mir zunächst zu perfekt und zu glatt. Rückblickend sehe ich es zwar anders aber am Anfang, bevor ich die komplette Geschichte kannte, empfand ich diese Liebeswoche ein wenig langweilig.
Während dem Lesen war ich hin und hergerissen zwischen verschiedenen Theorien:
a) Eddie ist ein Zeitreisender
b) Eddie ist verheiratet
c) Eddie ist Sarahs Bruder.

Dann kam die Auflösung, auf die ich so lange gewartet hatte und mit dem Gefühl, nun hinter das Geheimnis gekommen zu sein, las ich weiter um wenige Seiten später festzustellen, dass ich alles ganz falsch verstanden und gedeutet hatte und ich war ehrlich erschüttert vom Ausmaß der hier beschriebenen Tragödie. Hut ab für diesen Plot Twist, den ich so nicht kommen sah.

Die letzten Kapitel von „Ohne ein einziges Wort“ gingen mir dann wirklich nahe und machten den etwas zähen Anfang wieder wett.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Familiensaga

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta ist stolz, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Sie hat sich von ihrer adligen Familie losgesagt und lebt nun in Stockholm, wo sie Kunst studiert. Sie hat zwar wenig Geld ...

Agneta ist stolz, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Sie hat sich von ihrer adligen Familie losgesagt und lebt nun in Stockholm, wo sie Kunst studiert. Sie hat zwar wenig Geld aber dafür einen Mann an ihrer Seite, den sie liebt.
Als jedoch Agnetas Vater und Bruder bei einem Unglück ums Leben kommen, kehrt sie pflichtbewußt in ihr Elternhaus zurück und übernimmt die Leitung des Gutshofs.

Corina Bomanns neuen Roman „Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe“ wollte ich unbedingt mögen. Ich liebe lange Familiengeschichten und dies ist der Auftakt zu einer dreiteiligen Saga. Die Cover aller Bände sind optisch perfekt aufeinander abgestimmt und sehen so gut aus, dass ich sie gerne in meinem Regal haben möchte.
Von der Autorin habe ich bereits ein paar Bücher gelesen, die mir alle gut bis sehr gut gefallen haben. So waren die Chancen hoch, dass es auch diesmal klappen könnte und tatsächlich hat mich „Agnetas Erbe“ überzeugt.

Mit seinen 720 Seiten ist dies das dickste Buch, welches ich in diesem Jahr bisher gelesen habe. Man merkt die Dicke jedoch kaum, da die Geschichte sehr kurzweilig geschrieben ist und man gut über eine längere Zeit dabei bleiben kann.

Agneta ist eine interessante Heldin. Ist sie zunächst noch vorallem eine Rebellin, so stellt sie doch schnell ihre eigenen Träume hinten an, als es um das Wohl ihrer Familie geht. Selbstbewusst übernimmt sie die Leitung des Guts. Mir war zwar nicht immer ganz klar, woher Agneta das Wissen nahm, ein Gestüt zu führen, es ist ihr aber in jedem Fall gut gelungen.

Agneta träumt von einer Welt, in der Frauen den Männern gleichgestellt sind und stößt dabei immer wieder an Grenzen. Auch wenn sie ihren Angestellten bessere Arbeitsbedingungen einräumt, so ist sie mit ihren Ansichten in vielen Dingen ihrer Zeit voraus und die gesellschaftlichen Konventionen lassen es oft nicht zu, alle Wünsche in die Tat umzusetzen.

Dadurch, dass Agneta immer wieder Kompromisse eingehen muss, bewahrt sich die Autorin Authentizität. Wir schreiben den Anfang des 20. Jahrhunderts und damals war ein Leben entfernt von Haus und Herd für viele Frauen undenkbar und teilweise einfach nicht möglich.

Auch mochte ich, dass Agneta in Liebesdingen einiges durchmachen musste und nicht zielgerichtet auf eine große Romanze hinsegelte. Generell ist das Buch weit weniger kitschig als der Klappentext vermuten lässt.

Alles in allem hat mir dieser Roman gut gefallen und ich freue mich darauf, den Löwenhof im zweiten Band erneut zu besuchen.