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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie Monde so silbern: Trotz einiger Schwächen ein schöner Auftakt, der neugierig macht

Die Luna-Chroniken 1: Wie Monde so silbern
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Das klassische Aschenputtel in die Zukunft zu versetzen und die Titelheldin in einen Cyborg zu verwandeln ist originell und vielversprechend. Logisch, dass alle unabdingbaren Zutaten des bekannten Vorbilds ...

Das klassische Aschenputtel in die Zukunft zu versetzen und die Titelheldin in einen Cyborg zu verwandeln ist originell und vielversprechend. Logisch, dass alle unabdingbaren Zutaten des bekannten Vorbilds sich Marissa Meyers Geschichte wiederfinden: Die familiäre Konstellation, die Romanze zwischen Aschenputtel und dem Prinzen, der königliche Ball, der verlorene Schuh. Aber die Autorin macht aus der Grundlage etwas ganz Eigenes: Der Prinz ist ein Regent zwischen den Stühlen der politischen Machenschaften verschiedener Regierungen. Die Trost spendenden Vögel, die bei den Arbeiten helfen, ein kleiner Android, die Kutsche ein altertümliches Auto. Der verlorene Schuh eine Fußprothese. Die Zukunft hat einige Änderungen gebracht. Die Länder der Erde haben sich in zu Staatenbündnissen zusammengeschlossen. Die Technik ist weit voran geschritten. Dennoch haben Umwelt und Natur die bisherige Ausbeute der Menschen Schaden davongetragen, Armut und Kastenbildung sind nach wie vor gesellschaftliche Probleme. Eine Außenkolonie der Erde auf dem Mond hat sich von der Menschheit abgekapselt und bildet eine eigenständige Monarchie. Das ist die Welt von Cinder, eine begabte Mechanikerin, die zusammen mit ihrer Ziehmutter und deren Töchtern in Neu-Peking lebt.

Eine große Stärke des Romans sind die Beziehungen zwischen den Charakteren in Cinders Familie. Das Verhältnis zwischen Stiefmutter und -tochter, zwischen den Stiefgeschwistern oder Cinders Freundschaft mit dem Haushalts-Androiden Iko sind authentisch und sehr detailliert ausgearbeitet. Adri und Peony sind wohl meine Lieblinge unter den Nebenfiguren. Adri als "Stiefmutter" ist zwar märchenkonform unfair und ruppig gegenüber Cinder, aber nicht komplett herzlos und böse. Adris jüngste Tochter Peony ist lebensfroh und aufgeweckt, und hat mit ihrer jugendlich unbeschwerten Art Cinders eher mürrischen Charakters gut ausgeglichen. Die beiden Schwestern waren ein tolles Gespann, jedoch hätte in meinen Augen die tiefe Bindung der beiden noch deutlicher ausgearbeitet werden können. Ebenso wie Cinders Bestürzung, als Peony an der Blauen Pest erkrankt, war irgendwie nicht greifbar. Darum ging es doch eigentlich, oder nicht? Umso schöner hätte die Freundschaft und Liebe zwischen Kai und Cinder sein können, wenn sie sich viel mehr gegenseitigen Halt geboten hätten, schließlich haben beide einen geliebten Menschen, der an der Blauen Pest erkrankt ist. Genau aus diesem Grund ist die Beziehung zwischen Kaito und Cinder in meinen Augen ein wenig verunglückt. Die beiden haben bis auf die Tatsache, dass Cinder etwas für Kai reparieren soll, wenig Berührungspunkte. Warum ich Kaito also von Cinder angezogen fühlt, lässt sich so nur erahnen und was genau sie an ihm - außer seinem Aussehen - ebenfalls.

Cinder ist vor allem eines: tapfer. Seit sie denken kann, hat sie gelernt sich anzupassen, zu verbergen, dass sie ein Cyborg ist, denn die sind in der zukünftigen Welt nicht gerne gesehen und werden allgemein verachtet. Obwohl Cinder die Erzählerin und Titelheldin dieser Geschichte ist, kann ich ihren Charakter nicht so recht (be)greifen. Sie ist sehr zurückhaltend und vorsichtig, kann aber ebenso impulsiv und aufbrausend sein. Hier hat die Autorin in meinen Augen das Potenzial ihrer Idee nicht konsequent ausgeschöpft und mir fehlt ein wichtiger Schlüssel in Cinders Charakter. Warum sind Cyborgs in der Gesellschaft so verachtet? Warum wurden ihnen offensichtlich die Menschenrechte aberkannt, egal ob sie zu 90% ein Cyborg sind oder nur zu 1%? Warum wird der Wert ihres Lebens geringer eingeschätzt als das eines Menschen ohne Technik im Körper?

Auch empfand ich das Timing der Geschichte als nicht ganz rund. Levana, Königin von Luna, tauchte für meinen Geschmack viel zu früh in der Geschichte auf. Die Autorin hätte die gewonnenen Seiten spielerisch leicht darauf verwenden können, die Beziehung zwischen Kai und Cinder zu stärken und die Forschungen von Dr. Erland sowie die Cyborgs mehr zu thematisieren. Für mich war das besonders ärgerlich, da Königin Levana als angedachte Gegenspielerin Cinders viel mehr tut, als durch die Räume des Palastes zu streifen und regelmäßig Wutanfälle zu bekommen. Ich fand es sehr schade, dass Levana so lieblos gestaltet wurde und ihr Charakter über den eines bockigen Kleinkindes nicht hinausging. Als Staatsoberhaupt hätte ihr ein kühles und berechnendes Auftreten besser zu Gesicht gestanden. So macht sie sich mit ihrem Verhalten in meinen Augen nur lächerlich. Trotzdem war das Ende unglaublich spannend und dank Marissa Meyers angenehmen Schreibstil sind die Seiten nur so an mir vorbei geflogen.

Fazit: Wie Monde so silbern ist ein gutes Debüt mit einer einzigartigen Idee, stellt sich aber manchmal selbst ein Bein. Marissa Meyers Geschichte entwickelt trotz des guten Tempos und des unterhaltsamen Plots überraschenderweise keinen allzu starken Sog. Die Autorin nutzt leider nicht das ganze Potenzial ihrer Idee und so bleibt Cinders Welt leider etwas hinter ihren tollen Möglichkeiten zurück. Nichtsdestotrotz war Wie Monde so silbern ein interessantes Abenteuer, das für die kommenden Bände noch sehr viel Luft nach oben lässt.

3,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Selection: Ein zuckersüße Liebesgeschichte, aber Kiera Cass kann mehr ...

Selection
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Selection - Wie so oft, wenn sich ein Hype um ein bestimmtes Buch entwickelt, gehen die Meinungen der Leserinnen in diesem Fall extrem auseinander. Die einen loben Kiera Cass' Debütroman in den höchsten ...

Selection - Wie so oft, wenn sich ein Hype um ein bestimmtes Buch entwickelt, gehen die Meinungen der Leserinnen in diesem Fall extrem auseinander. Die einen loben Kiera Cass' Debütroman in den höchsten Tönen, die anderen empfinden es als lächerliche Zukunftsvision des Bachelors im königlichen Gewand. Was ist Selection nun? Die Geschichte von America und 34 anderen Mädchen, die um die Hand des Prinzen buhlen ist ... weder herausragend noch schlecht.

Unsere Protagonistin - America Singer - ist das Beste an diesem Buch. Ich war von Americas offenen, liebenswerten und toughen Art vollkommen eingenommen. Das Leben in einem strengen Kastensystem, in dem man als Frau nur durch Heirat aufsteigen kann, hat sie stark gemacht, aber auch bescheiden und fürsorglich. Ich habe ihre schlagfertige, freche Art gegenüber Maxon geliebt und musste mehrmals herzhaft lachen, wenn sie ihm mal wieder frei heraus ihre Meinung ganz undamenhaft an den Kopf gehauen hat. Die Liebesgeschichte zwischen America und Maxon beginnt ganz sacht und langsam, sie lernen sich kennen, werden Verbündete und Vertraute und es entstehen kaum merklich tiefere Gefühle zwischen den beiden Jugendlichen. Das war sehr gut von der Autorin gemacht und eine erfreuliche Abwechslung zu den Hals-über-Kopf-bis-in-den-Tod-Liebesgeschichten anderer Romane. Maxon fand ich im Gegensatz zu America viel zu steif, regeltreu und weich ... Ich finde er passt nicht zu America und die ganzen höfischen Vorschriften und Regel pressen sie in eine "Form", die sie nicht ist. Aber auch Aspen ist nicht DER Mann, der an Americas Seite gehören sollte. Obwohl ich am Anfang noch ganz klar für Team Aspen gespielt habe, stand ich am Ende doch hinter America, als sie "Nein" zu ihm sagte.

Trotz der starken und sympathischen Protagonistin und der gelungenen Liebesgeschichte, spielt Selection für mich nur im Mittelfeld, denn an zwei Punkten mangelt es in diesem Buch extremst: Am Setting und an der Handlung.

Bis auf die Liebesgeschichte und höfisches Geplänkel passiert in der Geschichte nichts anderes, was sehr schade ist, denn ein bisschen Abwechslung und Spannung hätten der Geschichte wirklich gut getan. Man erfährt kaum etwas über die Geschichte hinter dem Königreich Illeá. Warum wurde die Monarchie wieder eingeführt? Und warum dieses bizarre Kastensystem? Auch die Überfälle der Rebellen lockern den steifen Alltag bei Hof nicht auf, sondern wirken völlig fehl am Platz. Wie kann es überhaupt sein, dass Rebellen es immer wieder schaffen, sich direkten Zugang zum Palast zu verschaffen? Was sind ihre Ziele und was wollen sie ändern?

Fazit: Direkt nach dem Lesen war ich völlig begeistert von Americas Art und ihrer Schlagfertigkeit, dass sie sich dort eigentlich nur so lange wie möglich durchboxen wollte, um ihre Familie finanziell zu unterstützen, ohne den Ehrgeiz einmal Königin zu werden. Im Nachhinein hapert es mir bei Selection doch zu sehr an der Handlung, der Spannung und dem Setting, dass ich nicht mehr so erpicht darauf bin, die Reihe weiter zu verfolgen - zumal man durch den vierten Band mittlerweile auch schon weiß, wie America sich entscheiden wird. Dennoch ist es Kiera Cass mit Selection eine solide, süße Liebesgeschichte gelungen. Für mich kann Selection neben anderen Büchern nicht herausstechen.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Als die Welt zum Stillstand kam ...

Als die Welt zum Stillstand kam
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Jeder einzelne Mensch auf der Welt war betroffen. Das klingt spannend. Das klingt wie The Last of Us, nur ohne die Zombies. Ich habe buchstäblich schon vor dem Lesen den Filmstreifen mit Straßenkämpfen, ...

Jeder einzelne Mensch auf der Welt war betroffen. Das klingt spannend. Das klingt wie The Last of Us, nur ohne die Zombies. Ich habe buchstäblich schon vor dem Lesen den Filmstreifen mit Straßenkämpfen, brennenden Innenstädten und dem Kampf um das nackte Überleben abgespielt... Allerdings war Als die Welt zum Stillstand kam für mich sehr enttäuschend. Ich nach einem guten Viertel keinen wirklichen Anreiz mehr die Geschichte zu verfolgen und musste mich regelrecht durch die ca. 450 Seiten kämpfen. Vom Plot über die Charaktere, den Schreibstil, die technischen und gesellschaftlichen Details ... Nichts in diesem Buch war für mich so richtig stimmig.

Den Großteil der Handlung begleiten wir Celie, die Tochter der Tor-Erfinder, Alex, einen Krankenpfleger aus Berlin und Bernie, Alex technikbegeisterten besten Freund. Mit keinem der Charaktere konnte ich so richtig warm werden - unterstützt durch den recht distanzierten und kühlen Schreibstil der Autorin, bei dem ich mich in keine der Figuren so richtig einfühlen konnte. Zudem steckten die Charaktere - allen voran unsere drei Protagonisten - in einer Dimension fest: Celie ist sauer auf ihre Mutter, die vor kurzem bei einem schiefgegangenen Beam-Versuch um Leben gekommen ist, und sauer auf Alex, der als Krankenpfleger ihre Mum nicht retten konnte. Im Grunde war Celie eigentlich sauer zu jedem und zickig zu jedem, wenn es nicht nach ihrem Plan lief. Alex dagegen ist ein Frauenschwarm, kennt sich mit Erste Hilfe aus und wird so zum Held des Untergangsszenarios. Er war mir noch am sympathischsten, da er seine Handlungen z.T. reflektieren konnte. Doch am Ende war er nur auf der Suche nach Celie, um ihr seine Liebe zu gestehen und sich zu entschuldigen, für was auch immer. Bernie dagegen kam aus seiner Haut als technikversierter Kumpel und Reisegefährte nicht. Alle drei kamen in ihrer Entwicklung nicht vom Fleck. Sie hatten alle ein Ziel, das sie sich setzten und verfolgten, doch Gedankengänge, die nichts damit zu tun haben, gab es schlichtweg einfach nicht. Sehr ärgerlich!

Ein weiteres Manko: Die Welt, die Gabi Neumayer erschaffen hatte, konnte ich mir über die ganze Länge des Buches nicht vorstellen. Wie sehen diese Tore überhaupt aus? Wie können Sie Wasser und Strom transportieren? Und hat denn niemand Vorkehrungen getroffen, nur für den Fall, dass die Tore länger ausfallen sollten? Man sollte meinen, dass eine Gesellschaft, die dermaßen abhängig von solch einem System weiter denkt - zumindest einige. Hier möchte ich kurz einmal die Mobilen-Kommune ansprechen, der sich Celie nach dem Tod ihrer Mutter angeschlossen hatte, denn die Kommune und ihre Überzeugungen waren für mich sehr unglaubwürdig. Abgesehen davon, dass der Anführer der Gemeinschaft ein furchtbarer Charakter und herzlos gemachter "Bösewicht" ist, waren sie scheinbar der einzige Ort in Irland, der halbwegs gut auf den Blackout vorbereitet war und sich selbst mit Essen, Wasser und Strom versorgen konnten. ABER warum bezogen sie vor dem Blackout genau diese drei lebenswichtigen Dinge immer noch über das Tornetz, obwohl sie doch erbitterte Gegner dieses sind und ständig auf die Gefahren hinweisen. Diese Haltung ist sehr widersprüchlich: Auf der einen Seite die Tore verdammen und auf der anderen Seite die angenehmen Vorteile genießen - bis auf das Reisen, das ist den Mitgliedern der Kommune verboten.

Ich habe mich außerdem gefragt, warum sofort eine totale Weltuntergangsstimmung herrschte. Woher wussten die Leute, dass die Tore nicht nur kurzfristig ausgefallen sind? Jeder ist sofort davon ausgegangen, dass es aus ist mit der Menschheit. Ab diesem Moment hat die Geschichte mich einfach nicht mehr fesseln können. Ich konnte das ganze Chaos nicht nachvollziehen und habe die Story nur noch distanziert betrachtet. Leider hat sich sehr früh eine negative Einstellung zu dem Buch aufgebaut, sodass ich ihm auch im weiteren Verlauf der Handlung keine Chance mehr geben konnte. Auch die Panik war nicht wirklich greifbar, es fehlten einfach die Emotionen und auch die Spannung.
Das Ende war dann so extrem lasch, dass ich mich wirklich geärgert habe so lange durchgehalten zu haben. Die Ursache für den Ausfall der Tore ist extrem billig, langweilig und simpel und die Lösung für das Problem hinterher eigentlich nicht der Rede wert. Ich hätte mir für das Thema viel mehr Tiefe gewünscht.

Fazit: Als die Welt zum Stillstand kam konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen und enttäuschte mich auf ganzer Länge. Ein distanzierter, kühler Schreibstil, der zwischen vielen Perspektiven wechselt, sodass man sich kaum in eine der Figuren einfühlen kann, und künstlich aufgesetzte Ereignisse wie Charaktere machen aus Als die Welt zum Stillstand kam, kein spannendes Leseerlebnis.

1 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Breathe 01: Sauerstoff ist ein Luxusgut, diese Geschichte verschenktes Potential

Breathe - Gefangen unter Glas
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Aufmerksam bin ich auf Sarah Crossans Dystopie BREATHE bereits 2013 geworden, da ich zu diesem Zeitpunkt an einem eigenen Dystopie-Projekt arbeitete und mich die Idee sehr faszinierte. Eine Zeit lang verlor ...

Aufmerksam bin ich auf Sarah Crossans Dystopie BREATHE bereits 2013 geworden, da ich zu diesem Zeitpunkt an einem eigenen Dystopie-Projekt arbeitete und mich die Idee sehr faszinierte. Eine Zeit lang verlor ich die Dilogie aus den Augen und bin Ende 2014 durch diverse Bookshelf Tours auf YouTube wieder auf BREATHE gestoßen. Dann dauerte es nicht lange und es fand seinen Weg in mein Bücherregal und ich machte mich mit Freude ans Lesen … und wurde bitter enttäuscht!

Eines muss ich jedoch festhalten: Die Idee ist großartig! Die Vorstellung, dass der Sauerstoffgehalt in Zukunft rapide auf unter 5% fallen könnte, und somit das Leben auf der Erde für uns Menschen unmöglich macht. Dieser Fakt allein birgt eine Menge Potential an politischem und gesellschaftlichem Zündstoff. Die Organisation, oder besser Firma BREATHE, die den Sauerstoff an die Menschen verkauft und daraus - selbstverständlich - Kapitel schlägt dieses überlebenswichtige Gut zu verkaufen, die Gesellschaft extrem in arm und reich gespaltet wird. Daraus ergibt sich geradezu die perfekte Grundlage für einen Aufstand ... ach was, eine Rebellion, die die kapitalistischen Hunde von BREATHE von ihrem mit Elend erkauften Thron stößt. Denn wie der erste Satz des Romans schon sagt: "Atmen ist ein Grundrecht, kein Privileg." (S. 11)

Sarah Crossan hat aus dieser großartigen Idee - die für eine Dystopie keine bessere Grundlage hätte bieten können - jedoch eine Teenie-Lovestory gemacht, bei der es an allen Ecken und Enden hapert. Die drei Hauptcharaktere Quinn, Bea und Alina bewegen sich größtenteils in einer Dimension: Quinn ist auf den ersten Blick verliebt in die hübsche Alina, die versteckt als Rebellin in der Stadt unter der Kuppel agiert und rennt ihr ohne nachzudenken hinterher, als sie bei einem Camping-Ausflug außerhalb der Kuppel notgedrungen zusammen reisen müssen - unter dem Vorwand sie zu "retten". Bea ist schon immer unsterblich in Quinn verliebt, und während dieser Alina hinter her läuft und Bea Quinn, quält sie sich mit den Gedanken einer unglücklich Verliebten, die Alina doch ganz gern hat und mit den "Rebellen" sympathisiert. Alina wiederum kann nur daran denken, dass der Junge, in den sie verliebt ist, wegen ihr sterben musste ... Ein endloser Kreis, wo die Charaktere einfach stecken bleiben und sich einfach nicht weiterentwickeln.

Auch die wenigen Momente, die für die Geschichte und die dystopische Welt wirklich atmosphärisch hätten sein müssen, wurden in wenigen lieblosen Beschreibungen und Absätzen abgehandelt. Das war beim Lesen für mich sehr enttäuschend. Die dunkle und düstere Atmosphäre, die eine Welt ohne Bäume, die ja nur aus Staub, Sand und den Überresten der Zivilisation bestehen müsste, geboten hätte, hat für mich in diesem Buch einfach gefehlt. Und auch die Charaktere haben sich über den Zustand ihrer Welt kaum Gedanken gemacht und zeigten kaum den nötigen Geist der Rebellion, nachdem man ihnen diverse schockierende Informationen an die Hand gegeben hatte. Die eigentliche politische und gesellschaftliche Kraft, und das Potential, das in den Grundzügen dieser Geschichte steckt, wurde verschenkt. Sehr schade!

Fazit: BREATHE konnte mich leider nicht gefangen nehmen, obwohl die Idee sehr vielversprechend klang und zu einer großartigen Dystopie hätte ausgebaut werden können. Jedoch konnte ich weder den Charakteren, dem Schreibstil noch der Handlung etwas abgewinnen, es wirkte auf mich alles sehr plump und lieblos gestaltet. Für junge Leser mag BREATHE ein guter Einstieg in das dystopische Genre sein, doch Dystopie-Liebhaber, die schon viel in diesem Genre gelesen haben, sollten davon die Finger lassen. Für mich steht jedenfalls fest, dass ich den zweiten Teil nicht mehr lesen werde.

1 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

The Bone Season 01: Außergewöhnlich begabt, gehasst und verfolgt - ein großartiger Auftakt!

The Bone Season - Die Träumerin
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London, im Jahre 2059. Die Bevölkerung ist unterteilt in zwei Arten: Die Amaurotiker (ganz normale Menschen wie du und ich) und die Widernatürlichen - Seher, die im Untergrund Londons um ihr Überleben ...

London, im Jahre 2059. Die Bevölkerung ist unterteilt in zwei Arten: Die Amaurotiker (ganz normale Menschen wie du und ich) und die Widernatürlichen - Seher, die im Untergrund Londons um ihr Überleben kämpfen. Auch die 19-jährige Paige Mahoney ist eine von ihnen und Teil der Sieben Siegel unter der Führung von Jaxon Hall, ein Teil des Syndikats. Bisher blieben die Machenschaften der Gruppe von den Polizeikräften unentdeckt. Doch dann gerät Paige eines Tages in eine Kontrolle, und ist gezwungen ihre Fähigkeiten gegen einen Außenstehenden einzusetzen.

Der Auftakt zu Samantha Shannons Reihe The Bone Season beginnt spannend und actionreich. Ich bin von Anfang ein Teil der Geschichte, Teil der Welt, in der Page aufgewachsen ist. Diese Welt ist aber auch sehr komplex und detailliert ausgearbeitet, sodass ich manche Passagen zweimal lesen musste, um sie gänzlich zu verstehen. Es dauerte aber nicht lange, dann waren die anfänglichen Startschwierigkeiten überwunden und ich konnte mich Hals über Kopf in Paiges Abenteuer stürzen. Stück für Stück erfährt man mehr über diese faszinierende Welt, in der die letzten 200 Jahre der Menschheitsgeschichte umgeschrieben wurde, denn Samantha Shannon lässt die Informationen nebenbei in den Text einfließen, ohne das man von ihnen erschlagen wurde. Das, und ihr flüssiger, liebevoller und detailreicher Schreibstil hat das Lesen unglaublich angenehm und aufregend gemacht. Nicht zuletzt weil ich vom Aufbau der Welt und den verschiedenen Arten von Sehern unheimlich fasziniert war. Besonders gefallen hat mir Samantha Shannons liebevoller und detailreicher Schreibstil. Ich mochte die Art, wie die Autorin wichtige Details und auch Rückblenden in Paiges Vergangenheit so mühelos eingebaut hat, ohne dass der Lesefluss im Geringsten gestört wurde.

Paige ist eine wundervolle Protagonistin. Sie ist stark, klug und unglaublich tough. Durch das Leben im Syndikat und die Erfahrung sich ständig zu verstecken und zu verstellen, hat sie in der Stadt der Rephaim einen unheimlichen Vorteil. Sie hat Kampferfahrung und ist nicht auf den Mund gefallen. Das Beste an Paige jedoch ist eine Eigenschaft, die man nicht bei vielen Charakteren in Büchern antrifft: Sie reflektiert sich selbst und ihre Handlungen. Sie lernt aus ihren Fehlern und mach es direkt beim nächsten Mal ... auf eine andere Art und Weise. Und doch ist Paige tief in ihrem inneren eine ganz normale Jugendliche. Auch sie hat erfahren wie sich die erste Liebe anfühlt und sie hat den Schmerz erfahren, den die Liebe bereithält. Die Autorin hat es geschafft eine gute Balance zwischen Kriegerin und gewöhnlicher Jugendlicher zu schaffen, was zu einem authentischen Charakter geführt hat. Ich konnte beim Lesen direkt miterleben, wie Paige sich verändert, neue Erfahrungen macht, dazu lernt und sich weiter entwickelt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, mit ihr in den Aether und in ihre Vergangenheit zu erkunden.

Den Schlagabtausch zwischen Paige und ihrem Wächter Arcturus, war an sehr vielen Stellen herrlich ruppig und amüsant, aber auch sehr philosophisch und tiefgründig. Es war sehr interessant, mit zu erleben, wie sich die Beziehung zwischen den beiden im Laufe der Geschichte verändert hat. Ebenso interessant die verschiedenen Interessen und Meinungen der Menschen und Rephaim aufeinander prallen zu sehen, zu sehen wie Verbündete zu Feinden werden, und Feinde zu Verbündeten. Das einzige Manko für mich war, dass Paige Beziehung zu ihren beiden Freunden und Verbündeten Liss und Julian kam mir leider viel zu kurz.

Fazit: Die Träumerin ist der perfekte Auftakt zur The Bone Season - Reihe, ein durch und durch rundes Buch. Ruhige und actionreiche Szenen wechseln sich ab. Es gibt immer wieder etwas über die Charaktere und die Welt zu lernen und zu erfahren, sodass zu keiner Zeit Langeweile bei mir aufkam. Manche Wendungen konnte man erahnen, doch Paige ist eine großartige Protagonistin und ich freue mich sehr darauf, sie durch die weiteren Bände zu begleiten.

5 von 5 Sternen