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Veröffentlicht am 25.02.2017

Außerirdische sind doof ... aber die Anderen sind es nicht!

Die fünfte Welle
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Was. Für. Ein. Buch. Ich bin immer noch geflasht von dieser Geschichte, dieser Atmosphäre, die Rick Yancey zwischen den Seiten heraufbeschworen hat. Aber am besten beginnen wir mit dem Anfang: Seitdem ...

Was. Für. Ein. Buch. Ich bin immer noch geflasht von dieser Geschichte, dieser Atmosphäre, die Rick Yancey zwischen den Seiten heraufbeschworen hat. Aber am besten beginnen wir mit dem Anfang: Seitdem die Anderen in ihrem Raumschiff in der Erdumlaufbahn um den Planeten kreisen, ist die Welt nicht mehr wie sie war. Die bloße Anwesenheit des Schiffes lässt die Welt zusammenstürzen und die Menschen in Panik ausbrechen. In mehreren Wellen starten die Außerirdischen schließlich ihre Invasion: Dunkelheit. Zerstörung. Ein tödliches Virus. Silencer. Doch was wird die 5. Welle bringen?

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Cassie, die alles dafür tut, um das Versprechen zu erfüllen, das sie ihrem kleinen Bruder Sammy gab. Ihn zu finden. Ihre Entwicklung, die man im ersten des Drittel des Buches miterlebt, ist schon bemerkenswert. Von der Cassie, die sich wie ein ganz normaler Teenager mir der Schule, Jungs und Mädchenkram beschäftigt, hin zu der Cassie, die tötet, um ein Versprechen zu halten. Sie ist misstrauisch und kritisch, bewahrt sich dennoch einen gewissen (schwarzen) Humor.

Besonder gelungen, gerade zu Anfang, ist die Zeit, die sich Rick Yancey bzw. Cassie nimmt, um die Ereignisse vor dem Startpunkt der Geschichte zu beleuchten und zu erklären, wie aus der normalen 16-jährigen eine kühle Einzelkämpferin wurde. Mal erleben wir Cassie im Überlebenskampf, dann wieder als verliebtes junges Mädchen, dann wieder frech, wütend und verzweifelt. Sie ist eine kluge und sympathische Protagonistin - ein Mädchen mit einer M16 mitten in der Wildnis auf der Mission, ihre Familie zu beschützen.
Neben Cassie ist Ben Parish alias Zombie die zweite Hauptfigur und mit ihm baut sich eine parallele Geschichte zu der von Cassie auf. Hier verknüpft Yancey geschickte mehrere Erzählstränge miteinander. Zombie wird in einer Militärbasis zum Kampf gegen die Anderen vorbereitet, mit in seinem Team der kleine Nugget, zu dem sich ein großer-Bruder-kleiner-Bruder-Verhältnis aufbaut, das einem wirklich das Herz zerreißt. In Zombies Passagen wird eines sehr deutlich: Der Mensch ist manipulierbarer als wir von uns selbst annehmen würden.

Und jetzt kommen wir zum Besten am ganzen Buch: Die Atmosphäre. Sie hat regelmäßig für Gänsehaut, Beklemmung und Herzklopfen gesorgt. Fast die gesamte Zeit über hatte ich dieses seltsame Bauchgefühl, ein hartnäckiger Verdacht, der im Raum stand. Sind sie ...? Ist er ...? Wer ist ...? Man möchte dieses Gefühl festhalten, aber so richtig fassen kann man es nicht stimmt. Dieses Gefühl der Unsicherheit beim Leser zu wecken ist eine Meisterleistung.

Die einzigen Kritikpunkte, die ich hier aufführen kann, sind 1. dass Rick Yancey das Konfliktpotenzial der Anderen nicht voll ausgeschöpft hat. Die Anderen können hinter jeder Ecke lauern, sie könnten aussehen wie meine beste Freundin, mein Kollege, mein Nachbar. Ich kann niemandem trauen, auch als Leser nicht und das zerrte beim Lesen (positiv) an meinen Nerven. Es hätte so viele Möglichkeiten geben können, doch leider trifft Cassie bis auf Evan und den Soldaten keinen anderen Menschen bzw. Anderen. Da ging ein wenig Gruselstimmung und Spannung verloren. 2. Nachdem Cassie auf Evan trifft, driften ihre Kapitel schnell ins Kitschige ab. Dass sie so extrem Evans Äußeres betont, ging mir echt auf den Wecker. Da hätte Yancey Cassies Aufmerksamkeit lieber auf Evans andere Qualitäten und Geheimnisse lenken sollen.

4,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 25.02.2017

Düsteres Rom und interessanter Fall treffen auf dämliche Ermittler

Schattenkiller
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Enrico Mancini ist DER Profiler der italienischen Polizei, ein anerkannter Experte für Serienmorde. Als in der Nähe des Tibers mehrere Leichen entdeckt werden, die auf grausame Weise getötet wurden, wird ...

Enrico Mancini ist DER Profiler der italienischen Polizei, ein anerkannter Experte für Serienmorde. Als in der Nähe des Tibers mehrere Leichen entdeckt werden, die auf grausame Weise getötet wurden, wird Mancini zu den Tatorten gerufen. Zunächst scheint es keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben, doch dann werden die Morde durch verschlüsselte Botschaften angekündigt und es wird klar, dass der Mörder einen grausamen Racheplan verfolgt.

Ich hatte große Schwierigkeiten mit diesem "Thriller" überhaupt warm zu werden. Selten habe ich so lange gebraucht, um ein Buch zu beenden und stand auch mehrmals kurz davor, es auch einfach zur Seite zu legen. Letztendlich habe ich mich dann doch aufgerafft und Mirko Zilahy hat es mir wirklich nicht einfach gemacht. Da wäre zum einen der Schreibstil: Das ganze Buch hindurch ist er sehr ausführlich, gerade zu schleppend, sodass sich keine wirkliche Spannung aufbaut und die Handlung extrem in die Länge gezogen wird. Könnte ich fließend italienisch, hätte ich das Buch lieber im Original gelesen, denn es kommen viele italienische Begriffe, die gar nicht übersetzt wurden. Sehr ärgerlich! Zum anderen kamen so einige medizinische Fachbegriffe vor, die man als Normalsterblicher, der nicht in dem Bereich arbeitet, nicht ohne weiteres zuordnen kann. Sie wurden beim ersten Mal einfach in den Raum geworfen und wenn, dann erst einige Kapitel später aufgeklärt. Ebenfalls ärgerlich!

Der Schreibstil war die erste Hürde (die ich bis zum letzten Satz nicht überwunden habe), die Charaktere sind die zweite. Ich konnte weder mit Commissario Mancini noch mit seinen Kollegen etwas anfangen. Sie blieben alle farblos, ich konnte sie überhaupt nicht greifen. Die Figuren haben sich immer wieder vollkommen widersprüchlich verhalten wie Fähnchen im Wind. Mancini wurde mit jeder Seite nerviger, sein Handeln, Denken und Tun konnte ich nur selten nachvollziehen. Es ist erstaunlich wie viele Probleme Zilahy seinem Protagonisten aufgehalst hat ... Frau an Krebs verstorben, Selbstmitleid, Alkoholsucht, Depressionen ... Ecken und Kanten an einem Charakter sind immer gewünscht und es nicht leicht, die Liebe seines Lebens zu verlieren, aber der Fokus lag viel zu sehr auf diesen Problemen, dass sie eine Ermittlung seitens Mancinis vollkommen unmöglich gemacht hat.

Der Fall an sich und das herbstliche, verregnete Rom waren eine spannende Mischung. Die tolle Atmosphäre wurde allerdings zunehmend durch Infodumping und das Nicht-Ermitteln der Charaktere in den Hintergrund gerückt. Seitenweise wurde die Funktionsweise des Schlachthauses in Testaccio oder die Geschichte der Gasometer vor dem Leser ausgebreitet. Ein paar historische Fakten sind interessant, aber das war zu viel des Guten. Und dann waren da noch die "Ermittler", die sich - man kann es nicht anders sagen - wahrlich dämlich angestellt haben. Informationen wurden immer wieder wiederholt und durchgekaut, die essentiellsten Verbindungen sah Mancini erst knappe 60 vor dem Ende. Vierzig Seiten vorher konnte man als Leser den Täter schon entlarven und sieht den Ermittlern die restlichen Seiten, dabei zu wie sie immer noch im Dunkeln tappen. Das Ende war dadurch sehr vorhersehbar und der langersehnte WOW-Effekt blieb schlussendlich leider aus.

Fazit: "Schattenkiller" hat als Basis einen interessanten, gut durchdachten und eigentlich spannenden Kriminalfall, der allerdings an seinen unfähigen Ermittlern und einem schleppenden Schreibstil scheitert. Mirko Zilahy sollte seine Charaktere in eventuellen Folgebänden nicht mit zahlreichen Problemen überfordern und den Leser nicht mit unnötigen Informationen und Wiederholungen langweilen. Und seine Figuren vielleicht nochmal nach Quantico schicken, denn was immer seine Ermittler sind, sie sind keine Ermittler und schon gar keine Profiler. Mit Mancini werde ich nicht noch einmal auf die Jagd nach einem Mörder gehen, aber vielleicht kann mich Zilahy mit einer anderen Figur überzeugen.

2,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 25.02.2017

300 Seiten weniger und es wäre ein atmosphärisch dichter Krimi

Purpurne Rache
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Grégoire Morvan hat in den 70er Jahren während der Zeit seiner Strafversetzung im Kongo einen brutalen Serienmörder, den Nagelmann, aufgespürt und hinter Schloss und Riegel gebracht. Dadurch hat er sowohl ...

Grégoire Morvan hat in den 70er Jahren während der Zeit seiner Strafversetzung im Kongo einen brutalen Serienmörder, den Nagelmann, aufgespürt und hinter Schloss und Riegel gebracht. Dadurch hat er sowohl großes Ansehen als auch Reichtum erworben, der seiner Familie heute ein sorgenfreies und unbeschwertes Leben ermöglicht. Aber Grégoire Morvan ist auch ein Patriarch wie er im Buche steht und jeder hat nach seiner Pfeife zu tanzen (was bedauernswerterweise auch alle tun). Die fast tyrannische Herrschaft des Familienvaters hat Spuren hinterlassen: Der jüngste Sohn ist drogenabhängig, die Tochter eine Prostituierte und der Älteste Erwan lässt gern die Fäuste sprechen anstatt Diplomatie einzusetzen. Als die zersprengte Leiche eines jungen Offizieranwärters in einem Bunker auf dem Gelände einer Militärflugschule gefunden wird, soll Erwan dort "Schadensbegrenzung" betreiben. Dabei kommt ein Fall zu Tage, der Grégoire Morvans sorgfältig aufgebaute Ordnung kräftig durchrüttelt...


Von Beginn an war ich mir unsicher, was für eine Art Geschichte mich erwartet: Ein Krimi? Ein Thriller, wie es auf dem Einband steht? Ein Familiendrama? Nach dem Lesen kann ich sagen, es ist mehr Krimi als Thriller, und auch mehr Familiendrama als Krimi. Die Geschichte beginnt mit einem Einblick in die Familie Morvan. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, keinesfalls oberflächlich. Jeder hat seine eigenen Macken und Päckchen zu tragen. Die größten Geheimnisse allerdings hat der alte Morvan und ich hätte zu gern erlebt, wie ihm das Handwerk gelegt wird. Diese Genugtuung hat der Autor mir allerdings verweigert.

Man erlebt es oft, dass die Meinungen bei einem Buch stark auseinander gehen können. So ergeht es mir mit Purpurne Rache. Auf der einen Seite haben wir diesen großartigen und spannenden Fall, der - auf der anderen Seite - durch das Drama der Familienmitglieder teilweise stark in den Hintergrund gedrängt wird. Erwan ist der Leiter des Ermittlungsteams und ist fast nur damit beschäftigt im Auftrag seines Vaters seinen jüngeren Geschwister hinterher zu rennen. Zusätzlich dazu erhalten der alte Morvan, Loic (der Bruder) und Gaelle (die Schwester) zahlreiche extra Kapitel, die sich mit ihren Lebenskrisen befassen. Das war durchaus interessant, aber nicht zielführend für die Mordermittlung. Es scheint, als hätte sich Grangé nicht entscheiden wollen, worauf er seinen Roman fokussieren möchte: Auf den Kriminalfall oder auf den Morvan-Clan.

Das hatte zur Folge, dass sich für mich die Kapitel, bei denen es ausschließlich um die Familienmitglieder ging, zunehmend gezogen haben wie Kaugummi, denn wirklich weiterentwickelt haben sich die Figuren nicht. Am Ende blieben so viele Fragen unbeantwortet und die spannendsten Geheimnisse im Dunkel. Der letzte Abschnitt lässt zudem vermuten, dass ein zweiter Band folgen könnte.

Fazit: Im Grunde hat Purpurne Rache alles, was einen guten Kriminalroman ausmacht: Einen leitenden Kommissar mit Ecken und Kanten, der auf keinen Fall perfekt ist, einen interessanten und spannenden Fall, schöne und unerwartete Wendungen... Nur zu viele Seiten, die nichts für die Charaktere und die Handlung getan haben. Mit 300 Seiten weniger hätte Purpurne Rache ein atmosphärisch dichter Krimi werden können, der Familie und Fall verbunden hätte und sie nicht wie zwei Romane in einem aussehen lassen.

3,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zorn und Morgenröte: Der Zauber von 1001 Nacht

Zorn und Morgenröte
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Jeden Morgen, wenn sich die Sonne über den Horizont hebt, muss eine junge Frau sterben. So hat es der König befohlen. Jeden Abend heiratet er ein neues Mädchen, das im Morgengrauen zu ihrer Hinrichtung ...

Jeden Morgen, wenn sich die Sonne über den Horizont hebt, muss eine junge Frau sterben. So hat es der König befohlen. Jeden Abend heiratet er ein neues Mädchen, das im Morgengrauen zu ihrer Hinrichtung geführt wird. Eines Tages meldet sich die Tochter des Wesirs freiwillig, um dem König die Stirn zu bieten. Die Geschichte von Scheherazade, die dem König jede Nacht eine Geschichte erzählt und so am Leben bleibt, ist weltweit bekannt. Renée Ahdieh hat sich die tausend Jahre alte Geschichte als Inspiration für ihren Jugendroman Zorn und Morgenröte genommen. Ebenso wie Scheherazade meldet sich auch Shahrzad freiwillig, um die Braut des Kalifen zu werden, mit dem Ziel sich zu rächen. Rache zu üben an dem kaltblütigen Tyrannen, der ihre beste Freundin und vor ihr so viele andere junge Mädchen hinrichten ließ. Ebenso wie ihre Märchen-Vorlage erzählt Shahrzad dem Kalifen Geschichten und überlebt. Während ihrer Zeit im Palast lernt sie den Mann auf dem Thron kennen und kommt ihm letztendlich immer näher. Nur wie kann man sich in einen herzlosen Mörder verlieben?

Während man als Leser Stück für Stück in die wundervolle arabische Welt gezogen wird, wartet man voller Spannung auf die Auflösung des Konflikts, auf die Lüftung von Chalids Geheimnis. Unterwegs verliert man sich in detailreichen Beschreibungen, in Farben und Gerüchen, in Mustern und Mosaiken. Renée Ahdies Schreibstil ist märchenhaft, bildgewaltig, leicht ohne anspruchslos zu sein und gleichzeitig fesselnd. Es fiel mir schwer mit dem Lesen aufzuhören, um beispielsweise solche simplen Dinge zu tun, wie an der richtigen Haltestelle aus der Tram auszusteigen. Man hat beim Lesen seine wahre Freude an den schlagfertigen, teils humorvollen Dialogen, romantischen Szenen, an höfischen Intrigen und spannenden Kampfszenen. Die Perspektivwechsel lockern die Geschichte auf, bringen neue Spannung und mehr Tiefe und Vielseitigkeit in die Geschichte.

Shahrzad hinterlässt gleich zu Beginn einen starken und bleibenden Eindruck. Sie ist tough, nicht auf den Mund gefallen, erfrischend und markant. Sie ist eine Protagonistin, die man sehr schnell ins Herz schließt, jedoch handelt sie manchmal sehr impulsiv, beinahe unberechenbar, dass man fast glaubt, sie ist sich der Tatsache nicht (mehr) bewusst, dass ihr Schicksal in der Hand eines Mörders liegt. Vereinzelt wirkt sie auch wie ein überhebliches und trotziges Kind, das gerade seinen Willen nicht bekommt. Es macht ihren Wesenszug aus, dass sie sich nichts gefallen lässt, jedoch hätte ich von einer klugen, jungen Frau – die sie auch ist – erwartet, dass sie sich in manchen Situationen zusammenreißt, überlegt, die Konsequenzen abwägt und nicht einfach handelt und das zum Teil sehr unangebracht. Schnell wird einem klar, dass Shahrzads ursprünglicher Plan nicht so schnell und einfach umgesetzt werden kann. Shahrzads innerer Konflikt tritt immer stärker zu Tage und langsam wird ihr bewusst, dass sie sich mit ihrer Entscheidung gegen ihre Überzeugung und ihre Vergangenheit auflehnt. Ihr stetes Wackeln ist sehr gut beschrieben und in die Geschichte eingeflochten.

Obwohl die Charaktere eine große Stärke des Buches sind, sind sie gleichzeitig auch eine Schwäche. Sieht man sich die Beziehung zwischen Shahrzad und Chalid genauer an, kommt die Sympathie zwischen den beiden – so romantisch sie auch inszeniert sein mag – und Shahrzads daraus resultierendes konsequentes Handeln sehr plötzlich, nahezu aus dem Nichts. Ich kann die Kritik anderer Leser sehr gut verstehen, die hier an der Authentizität der Liebesgeschichte zweifeln. Wenn man die rosarote Brille absetzt, scheint die Geschwindigkeit, in der sich Shahrzad in Chalid verliebt sehr ungewöhnlich. Sie, die einfache Tochter, die sich aus dem Wunsch nach Rache freiwillig als Braut für den Kalifen stellt, sich aber nicht dazu durchringt ihren Plan in die Tat umzusetzen, obwohl sie den Kalifen über alles hasst. Und der „wahnsinnige“ junge Kalif, so nachsichtig mit der aufsässigen Shahrzad ist und davor jeden Morgen ein Mädchen töten ließ. Ja, die Liebe wirkt künstlich konstruiert. Renée Ahdieh hat es trotzdem geschafft, dass nicht nur Shahrzad, sondern viele Leser am Stockholm-Syndrom erkrankt sind und ihr Herz rettungslos an Chalid verloren haben.

Fazit: Trotz einiger kleinerer und größerer Schwächen ist es der Autorin gelungen mich mit ihrer Geschichte vollkommen in den Bann zu schlagen. Ich war bezaubert von der orientalischen Atmosphäre, von der Spannung und der Romantik, die in der Luft knisterten. Eine klare Leseempfehlung für Zorn und Morgenröte!

4 von 5 Sternen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Schreibstil
  • Charaktere
  • Fantasie
Veröffentlicht am 15.09.2016

Zersplittert: Nach dem gelungenen Auftakt eher enttäuschend und ernüchternd

Zersplittert
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Kylas Erinnerungen sind zurückgekehrt - teilweise. Bruchstückhaft kann sie sich an ihre Vergangenheit erinnern, an gebrochene Finger und das Gefühl gefangen zu sein, an eine Zeit, in der sie zur terroristischen ...

Kylas Erinnerungen sind zurückgekehrt - teilweise. Bruchstückhaft kann sie sich an ihre Vergangenheit erinnern, an gebrochene Finger und das Gefühl gefangen zu sein, an eine Zeit, in der sie zur terroristischen Vereinigung Free UK angehörte. Nachdem Ben von den Lordern abgeführt wurde, ihr Levo scheinbar nicht mehr funktioniert und Nico, Kylas Ausbilder von Free UK, sie aufgespürt hat, weiß Kyla bald nicht mehr wem sie trauen kann und wem nicht. Eine Geschichte, die nicht nur Kyla, sondern auch den Leser ständig von einer Seite auf die andere reißen soll. So recht gelingt der Autorin dies allerdings nicht.

Ausgerechnet Kyla ist das schwächste Glied der Kette. In Gelöscht war sie mir sehr sympathisch gerade weil sie nicht wie alle anderen Slater glückselig durch die Gegend spaziert ist, sondern neugierig war, eigensinnig und die Dinge hinterfragt hat, anstatt sie einfach zu akzeptieren. Im Gegensatz dazu wirkt sie jetzt plötzlich wieder um einiges jünger und naiver, lässt sich von anderen manipulieren und hat ihre Selbstbestimmtheit, ihre Neugier scheinbar vollkommen abgelegt. Sie lässt sich sowohl von Free UK als auch von den Lordern für ihre Zwecke einspannen und benutzen, ohne auch nur einmal nach dem Warum zu fragen.

Hinzu kommt Kylas Persönlichkeitsspaltung, die nicht nur für sie sondern auch für den Leser sehr verwirrend ist und Kyla geradezu lähmt und handlungsunfähig macht. Eine interessante und spannende Idee, ja, aber sie wirkt auch ein wenig undurchdacht. Aus dem einfachen Grund, dass bei einer Persönlichkeitsspaltung, die Persönlichkeit, die gerade nicht das Ruder in der Hand hält, sich auch später, wenn sie wieder am Ruder ist, sich nur lückenhaft oder überhaupt nicht an das Geschehene erinnern kann. Die Filme Shutter Island und Das geheime Fenster zeigen eindrucksvoll, wie es gehen kann. Bei Kyla hatte man eher das Gefühl, sie wolle nicht wahrhaben, dass sie auch kaltblütig und brutal sein kann, und schiebt daher Rain und eine Persönlichkeitsspaltung als Alibi vor. Umso unglaubwürdiger wird es dann, wenn sie sich voller Inbrunst für die Sache der Terroristen einsetzt, zumal sie selbst auch an der Richtigkeit ihrer Entscheidungen zweifelt.

Nico als einer der Drahtzieher hinter der Handlung setzt Kylas Naivität und Unentschlossenheit in diesem Band noch die Krone auf. Nico ist charismatisch, kalt und rücksichtslos. Nicht nur Kyla, sondern auch alle anderen aus der Free-UK-Gruppe, die sich in der Gegend niedergelassen haben, gehorchen Nico bedingungslos. Was er sagt wird getan, ohne zu hinterfragen. Kyla zieht mit. Was sie sich davon erhofft, wird nicht wirklich klar, ist doch die brutale Linie, die Nico fährt, nicht wirklich mit ihrer Persönlichkeit vereinbar. In der zweiten Hälfte der Geschichte ändert sich dies zunehmend, Kyla beginnt wieder selbständiger und entschlossener zu handeln, nicht vollkommen auf Nicos Anweisungen zu hören. Die Handlung nimmt an Fahrt auf, als sich die Pläne der Terroristen konkretisieren und immer mehr Charaktere auf der Bildfläche auftauchen, die sich eigentlich besser niemals treffen sollten. Dramatische Szenen verdichten sich, bisher offene Fragen werden zum Teil aufgeklärt - leider bleibt das System, das in England herrscht, weiterhin undurchsichtig. Das spannende und dynamische Finale war dafür wirklich gelungen.

Fazit: Zersplittert hat mich zunächst mit einer sehr naiven und unentschlossenen Protagonistin und verworrener Handlung, die teilweise die Logik des Vorgängers zerstört, enttäuscht. Viele Handlungen waren schwer nachvollziehbar, sodass mich das Schicksal der Figuren ziemlich kalt gelassen hat. Erst in der zweiten Hälfte nahm die Geschichte wieder an Fahr und Spannung auf und konnte durch dramatisch dichte und spannende Szenen fesseln und überzeugen.

3 von 5 Sternen