Junge deutsche Geschichte im spannenden Polit-Thriller-Gewand
Ein Präsident verschwindetSchon das das düstere in einem fahlen, kalten und künstlich blaugrün gestaltete Cover des Thrillers "Ein Präsident verschwindet" von Ralf Langroth weckt ungute Erinnerungen an das geteilte Berlin im Jahre ...
Schon das das düstere in einem fahlen, kalten und künstlich blaugrün gestaltete Cover des Thrillers "Ein Präsident verschwindet" von Ralf Langroth weckt ungute Erinnerungen an das geteilte Berlin im Jahre 1954.
Ein Mann, Verfassungsschutzpräsident Otto John, der eigentlich für die westdeutsche Sicherheit sorgen soll, verschwindet urplötzlich von der Bildfläche und wird ausgerechnet in Ost-Berlin wieder entdeckt. Altkanzler Konrad Adenauer beauftragt daraufhin Philipp Gerber, einen jungen Kommissar, der Sache auf den Grund zu gehen, um zu verhindern, dass im schlimmsten Fall John westdeutsche Internas preisgibt.
Ralf Langroth nimmt uns mit nach Berlin, durch das um 1954 deutsche Bürger, sowohl aus Ost- wie auch aus West-Berlin die Grenze noch lediglich durch Grenzkontrollen passieren konnten. Es gelingt ihm von Beginn des Thrillers an, einen stetig steigernden Spannungsbogen aufzubauen, der seine Brisanz nicht nur durch das Verschwinden von Otto John erhält, sondern vielmehr getragen wird durch das gemeinsame Interesse von Ost und West an diesem Mann und seiner weiblichen Begleitung: Journalsiten Eva Herden, eher ostfreundlich orientiert und ausgerechnet die Freundin von Philipp Gerber. Somit bedient der Autor nicht nur den Wunsch nach Spannung und Thrill, sondern auch das Gefühlschaos der Protagonisten und damit auch der Leserschaft.
Die Figuren des Thrillers sind sehr authentisch dargestellt, so dass es den Lesern zum Teil schwerfällt zwischen Fiktion und historischer Realität zu unterscheiden. Genau das macht dieses Buch aber so lesenswert.
Mein Fazit:
"Ein Präsident verschwindet" ist eine sehr gelungene Komposition zwischen spannendem Spionagethriller und deutscher belegter Geschichte. Durch sehr authentisch präsentierte Protagonisten - hervorgehoben seien hier nur exemplarisch der wunderbar rheinische Dialekt des Bundeskanzlers und die französischen Einwürfe des Gegenspielers Walter Dorst aus seiner Zeit in der Fremdenlegion - erweckt Ralf Langroth diese Geschichte wieder zum Leben und läßt uns bis zum Ende des Buches nicht mehr los.
Für Liebhaber von politischen Thrillern und deutscher Geschichte ein absolutes Muß.