Profilbild von Corinne

Corinne

Lesejury Star
offline

Corinne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Corinne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2022

Friedlicher Protest

Unsre verschwundenen Herzen
0

„Von einem Durchschnittsamerikaner kann nicht erwartet werden, dass er visuell zwischen den verschiedenen Arten von Personen asiatische Herkunft unterscheiden kann.“

Celeste Ngs neuester Roman ist eine ...

„Von einem Durchschnittsamerikaner kann nicht erwartet werden, dass er visuell zwischen den verschiedenen Arten von Personen asiatische Herkunft unterscheiden kann.“

Celeste Ngs neuester Roman ist eine erschreckende Dystopie, die nicht so weit entfernt von der Realität liegt, wie man es sich wünschen würde:

Nachdem die US-Amerikaner sich in einer fiktiven Zukunft in einer wirtschaftlichen Krise, die bürgerkriegsähnliche Zustände auslöste, befunden haben, wurde PACT gegründet. PACT steht für „Preserving American Culture and Traditions Act“ und hat das Land von der Krise befreit, indem es für wirtschaftliche Stabilität sorgte und die amerikanische Kultur – auch unter Anwendung von Gewalt - bewahrte. Im Zuge dessen wurde China zum Staatsfeind erklärt, was zu offener Diskriminierung asiatisch aussehender Menschen im Land führte, deren Kinder nicht selten zur Adoption freigegeben werden.

Im Roman steht der 12-jährige Bird im Vordergrund. Durch seine zunächst naiv-kindlichen, später sehr wachsamen Augen erlebt der Leser die grausame Realität einer totalitären Regierung. Bird lebt bei seinem Vater in Harvard und ist als Sohn einer asiatischen Mutter, die vor Jahren als Rebellin spurlos verschwand, ein Einzelgänger, der versucht, sich nichts zu Schulden kommen zu lassen. Nachdem ihm seine untergetauchte Mutter nach Jahren der Kontaktlosigkeit eine Botschaft schickt, macht er sich jedoch auf den Weg, sie zu finden. Im Laufe der Geschichte begegnet Bird diversen Ungerechtigkeiten und tiefen Abgründen. Der Roman ist dabei stets eine Mahnung - nicht nur an die amerikanische Bevölkerung -, wohin Fremdenhass auf dem Boden einer prekären wirtschaftlichen Lage führen kann. Die Geschichte ist dabei stets sehr intensiv und geprägt von einem sehr bildgewaltigen und eloquenten Sprachstil. Dieser erschwert jedoch auch das Vorankommen im Roman – kurze Szenen oder Eindrücke werden sehr detailliert und beschrieben, was mich zunächst in den Bann zog, im Verlauf des Romans leider zunehmend störte. Die Opulenz hielt den Lesefluss für meinen Geschmack zu sehr auf. Auch inhaltlich zog sich vor allem der Mittelteil des Romans für mich sehr in die Länge, wenn er auch viele Erklärungen bot. Das Ende empfand ich allerdings als sehr passend und hat mich sehr bewegt.

Fazit: Ein politisch gesehen sehr aktueller, dystopischer Roman, der trotz seiner Fiktion zur bitteren Realität werden könnte und damit seine Relevanz unterstreicht. Trotz zäher Detailverliebtheit stimmte er mich nachdenklich und hallte noch lange nach.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2022

Prickelnd

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«
0

Bee ist Neurowissenschaftlerin und nachdem sie geglaubt hatte, ihre Karriere würde nie in Fahrt kommen, erhält sie die Möglichkeit, ein neurotechnisches Projekt an der NASA zu leiten. Unfassbar! Leider ...

Bee ist Neurowissenschaftlerin und nachdem sie geglaubt hatte, ihre Karriere würde nie in Fahrt kommen, erhält sie die Möglichkeit, ein neurotechnisches Projekt an der NASA zu leiten. Unfassbar! Leider muss sie dort auch mit ihrem Erzfeind Levi Ward zusammenarbeiten… ob das gut gehen kann?

„Das irrationale Vorkommnis der Liebe“ ist bereits der zweite Roman, den ich von der Autorin Ali Hazelwood gelesen habe. Ich bin ganz vernarrt in ihre (natur-)wissenschaftliche Art, Liebesromane zu schreiben. Mit dabei sind auch immer tatsächliche Aspekte und Kritiken zum Thema Frauen in Naturwissenschaften, was mir unglaublich gut gefällt. Der prägnante, moderne Sprachstil in Kombination mit neurowissenschaftlichen Themen hat mir auch in diesem Roman wieder kurzweilige Lesestunden beschert. Nicht zuletzt aber ist die Autorin großartig darin, ihre beiden Hauptfiguren zu beschreiben und sie aufeinander treffen zu lassen. Bereits bei der ersten Begegnung zwischen Bee und Levi sprühen die Funken so sehr, dass ich befürchtete, mein Buch würde in Flammen aufgehen. Großartig! Das Sehnen der beiden Figuren nacheinander habe ich richtig mitempfinden können und sehr besonders war zudem, dass Bee und Levi Probleme direkt angesprochen haben. Auch die Rahmenhandlung war wieder fesselnd, auch wenn mir sehr schnell klar war, was/wer dahinter stecken müsste. Insgesamt wieder ein kurzweiliger, prickelnder Roman! Ich freue mich schon auf den nächsten Liebesroman der Autorin!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2022

#WhisperWhisper

#London Whisper – Als Zofe tanzt man selten (aus der Reihe)
0

Zoe steckt nach ihrer unbeabsichtigten Zeitreise weiterhin als Zofe im London des 19. Jahrhunderts fest. Gemeinsam mit Hayden, der ebenfalls via Zeitreise im Jahr 1816 gelandet ist, versucht sie einen ...

Zoe steckt nach ihrer unbeabsichtigten Zeitreise weiterhin als Zofe im London des 19. Jahrhunderts fest. Gemeinsam mit Hayden, der ebenfalls via Zeitreise im Jahr 1816 gelandet ist, versucht sie einen Weg zurück zu finden. Hierfür brauchen sie dringend weitere Hinweise zum magischen Zeitenspiegel. Um das zu schaffen, muss sich Zoe jedoch als Dame des Adels verkleiden und am Winterball des Jahres teilnehmen – nichts leichter als das, oder?

Auch im zweiten Band der Reihe rund um die zeitreisende Zoe geht es hoch her. Mit viel Witz und jugendlichem Charme begleitet der Leser die auch in diesem Roman um keine Antwort verlegene Zofe. Sehr unterhaltsam und mit vielen Ortswechseln sowie knackigen Dialogen (oder auch Wortgefechten) ist auch die Fortsetzung ein kurzweiliger und gelungener Jugendroman geworden. Der Sprachstil ist wieder locker, modern und altersentsprechend, immer wieder eingestreuter WhisperWhisper-Briefe runden den positiven Eindruck ab. Die freche Zoe ist mir inzwischen ans Herz gewachsen und auch Miss Lucie, deren Freundinnen und natürlich Hayden möchte ich nicht mehr missen. Insgesamt habe ich mir jedoch noch mehr erhofft. Einerseits hätte ich mir mehr Informationen und Fokus auf den Zeitreiseaspekt gewünscht, andererseits wirken die Darstellungen und Emotionen der Figuren oftmals sehr oberflächlich. Hier ist Potential liegen geblieben. Man darf jedoch nicht vergessen, dass es sich bei dieser Reihe um Jugendbücher handelt. Der Roman endete mit einem „bösen“ Cliffhanger und am liebsten hätte ich sofort weitergelesen. Ich freue mich schon auf Band 3 und hoffe, dass er ebenso amüsant und kurzweilig wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2022

Nicht überzeugend

Die rätselhaften Honjin-Morde
0

Inhalt: Es ist der Winter 1937, und der Ort Okamura befindet sich in heller Aufruhr: schon bald wird die renommierte Ichiyanagi-Famile ihren Sohn vermählen. Aber unter den Tratsch über das anstehende Fest ...

Inhalt: Es ist der Winter 1937, und der Ort Okamura befindet sich in heller Aufruhr: schon bald wird die renommierte Ichiyanagi-Famile ihren Sohn vermählen. Aber unter den Tratsch über das anstehende Fest mischt sich ein besorgniserregendes Gerücht: ein maskierter Mann streift durch das Städtchen und fragt die Leute zu den Ichiyanagis aus. In der Hochzeitsnacht dann erwacht die Familie durch einen furchtbaren Schrei, auf den eine unheimliche Melodie folgt. Ja, der Tod ist nach Okamura gekommen und hat keine weitere Spur als ein blutiges Samurai-Schwert hinterlassen, das im reinen Schnee im Hof des Hauses steckt. Der Mord am frisch vermählten Paar gibt Rätsel auf, war doch das Schlafzimmer von innen verschlossen. Doch der private Ermittler Kosuke Kindaichi will den Fall unbedingt lösen.

Als großer Fan von Agatha Christie musste ich diesen Roman unbedingt in die Finger kriegen. Angekündigt als japanische Antwort auf Hercule Poirot war meine Erwartungshaltung dementsprechend hoch. Leider bin ich sehr enttäuscht worden. Die gesamte Geschichte ist regelrecht langatmig, die Figuren überwiegend unsympathisch und Agatha Christies Flair fehlte mir leider vollkommen. Den privaten Ermittler Kindaichi empfand ich zwar als etwas wunderlich, aber nicht uninteressant. Dennoch konnte mich der Plot nicht überzeugen, die gesamte Geschichte war mir viel zu konstruiert und unglaubwürdig. Zudem wirkte der Erzählstil wie ein Polizeibericht, was verhinderte, dass ich mit der Geschichte warm werden konnte. Schade!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2022

Erste Schritte

Stachlige Eltern und Schwiegereltern
0

„Stachelige Eltern und Schwiegereltern“ ist ein Ratgeber von Jörg Berger, der erwachsenen Kindern helfen soll, die Beziehung zu ihren Eltern/Schwiegereltern zu verbessern und entsprechende Probleme zu ...

„Stachelige Eltern und Schwiegereltern“ ist ein Ratgeber von Jörg Berger, der erwachsenen Kindern helfen soll, die Beziehung zu ihren Eltern/Schwiegereltern zu verbessern und entsprechende Probleme zu bewältigen. Das Buch ist in Kapitel gegliedert, die den verschiedenen Charakterzügen schwieriger Eltern zugeordnet sind. Anhand von kurzen Checklisten kann sich der Leser vergewissern, ob er/sie selbst und seine (Schwieger-)Eltern in diese Thematik gehören.

Mittels diverser praktischer Beispiele werden verschiedenste Lebenssituationen aufgezeigt. Interessant ist, dass sich vermutlich jede(r) sich schon einmal in einer dieser Situationen befunden hat und erst nachträglich erkennt, dass diese potentiell problematisch/übergriffig war. Anhand der konkreten Beispiele erklärt der Autor, wie sich erwachsene Kinder optimalerweise verhalten können, um die Situationen entsprechend zu lösen. Er stellt dar, welche Taktik möglich und sinnvoll ist und was man ggf. annehmen oder akzeptieren „muss“. Eine gute Unterstützung in der Praxis sind die jeweiligen Beispielantworten auf die vorab geschilderten Erfahrungsberichte. Gut gefallen hat mir ebenfalls, dass der Autor die verschiedenen Wesenszüge auf potentielle Ursachen, die den Eltern widerfahren sein könnten, zurückführt. Das lässt beim betroffenen erwachsenen Kind mehr Wohlwollen und Verständnis den (Schwieger-)Eltern gegenüber aufkommen, um Kompromisse finden zu können.

Jörg Berger bietet mit seinem Buch einem großen Publikum Rat und Unterstützungsmethoden an die Hand, individuelle Probleme kann er jedoch – wie zu erwarten war – keine maßgeschneiderte Lösung bieten. Vielmehr ist der Ratgeber eine allgemeine Hilfestellung bei (Schwieger-)Eltern mit bestimmten Wesenszügen, insbesondere um diese zu demaskieren. Er unterstützt damit die ersten Schritte in der Problematik mit stacheligen (Schwieger-)Eltern. Mir persönlich blieb der Ratgeber manchmal zu oberflächlich und ich hätte mir mehr praktische Übungen gewünscht, anstatt in Nebensätzen zu beschreiben, was manchen Patienten geholfen hat. Nichtsdestotrotz konnte ich das ein oder andere mitnehmen und fühle mich vor allem sicherer, Grenzüberschreitungen zu erkennen und akut darauf zu reagieren. Allein das ist schon ein Gewinn.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere