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Veröffentlicht am 09.02.2023

Fesselnd, geheimnisvoll, skurril und schaurig-schön!

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis (Bd. 1)
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Als ich zum ersten Mal von „Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Von dem mysteriös anmutenden Cover habe ich mich wie magisch angezogen gefühlt und der ...

Als ich zum ersten Mal von „Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Von dem mysteriös anmutenden Cover habe ich mich wie magisch angezogen gefühlt und der Klappentext klang nach einer richtig coolen Story. Für mich stand daher schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Als sich Dr. Stella und Dr. Oscar Polidori auf eine Tiefsee-Expedition in den Südatlantik begeben und plötzlich spurlos verschwinden, werden ihre drei Kinder Petronella, Pellegrino und Roberta in den Küstenort Tildrun zu den Großeltern geschickt und sollen fortan bei ihnen im „Polidorium“ wohnen. Die Begeisterung darüber hält sich bei den Geschwistern sehr in Grenzen. Ihr neues Zuhauses – eine große Villa am Meer – ist völlig heruntergekommen und wirkt ziemlich finster und unheimlich. Und die Großeltern, die die Kinder nie zuvor gesehen hatten, machen einen äußerst merkwürdigen Eindruck. Den dreien wird sehr schnell klar, dass es im Polidorium nicht mit rechten Dingen zugeht. Das Beerdigungsinstitut im Keller ist definitiv nicht das einzige Geheimnis des Polidoriums – lauter Rätselhaftigkeiten verbergen sich hinter dessen Mauern. Zudem irren eine Menge seltsame Gestalten auf dem Gelände herum, von denen nicht jeder den Polidoris wohlgesonnen ist. Ein aufregendes und gefährliches Abenteuer beginnt…

Auf „Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis“ war ich wirklich ungeheuer gespannt. Ein heruntergekommenes, spukhaftes Herrenhaus am Meer, lauter Rätsel und Familiengeheimnisse, ominöse Wesen und Erscheinungen, schrullige Charaktere – all das ist einfach genau mein Ding. Ich war mir daher sehr sicher, dass das Buch absolut meinen Nerv treffen wird und bin mit freudiger Erwartung darin eingetaucht.

Schon die ersten Seiten haben mich mitreißen und begeistern können. Diese dunkle Schauerstimmung, die von Beginn an geschaffen wird, hat mich direkt in ihren Bann gezogen und unsere drei Hauptpersonen – die Polidori-Geschwister – mochte ich auf Anhieb. Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei geschildert, jeweils als personale Erzähler, und es wird schnell deutlich, dass wir es hier mit einem äußerst ungleichen Trio zu tun haben.
Da hätten wir zum einen die 14-jährige Roberta, die mit einer blühenden Fantasie gesegnet ist und eines Tages eine große Schriftstellerin werden möchte. Der 12-jährige Pellegrino wiederum ist eher logisch veranlagt, er ist ein echter Nerd und Latein-Freak und besitzt ein bemerkenswertes Gedächtnis. Und dann wäre doch Petronella, Pellegrinos Zwillingsschwester, die ich als die eigentliche Hauptprotagonistin bezeichnen würde, da aus ihrer Sicht der größte Part erzählt wird. Petronella habe ich von den dreien am meisten in mein Herz geschlossen. Sie ist ein sehr ruhiger und schüchterner Typ, insbesondere zu Beginn wirkt sie recht unsicher. Im Verlauf des Buches wird sie aber zunehmend mutiger werden und sich ihrer Angst stellen, sie wird gemeinsam mit Roberta und Pellegrino alles daran setzen um die Villa Polidorium und dessen Bewohner zu beschützen.

Die Großeltern der drei Geschwister fand ich zunächst ziemlich sonderbar. Sie verhalten sich gegenüber ihren Enkel mehr als seltsam und haben eindeutig etwas zu verbergen. Die beiden sind schon relativ speziell und gewöhnungsbedürftig, allerdings zeigt sich noch, dass sie das Herz am rechten Fleck haben und nur das Beste für ihre Enkelkinder wollen. Ich mochte die Zwei sehr, trotz ihrer eigenwilligen Art, und auch die weiteren Figuren haben mir gefallen, auch wenn da nun nicht behaupten kann, dass sie mir alle sympathisch waren. Die gemeine und ungehobelte Marie-Hedwig zum Beispiel, eine Mitschülerin der Zwillinge, konnte ich anfangs überhaupt nicht leiden, da sie wirklich fies zu Petronella ist. Zum Ende hin aber hat sich meine Meinung über sie gewandelt, aber die Gründe dafür werde ich euch hier nicht nennen, ich möchte schließlich nicht zu viel verraten.
Für wen ich mich aber sofort erwärmt habe, ist Hein, die gute Seele des Polidoriums. Etwas komisch ist er manchmal zwar schon irgendwie, gleichzeitig aber auch überaus freundlich und hilfsbereit.
Insgesamt treffen wir zwischen diesen Seiten auf viele interessante und schräge Persönlichkeiten, die alle ihre Eigenarten und Heimlichkeiten besitzen. Vor allem in dem großen Anwesen der Großeltern, in dem wir uns vorwiegend aufhalten, treiben eine Menge kuriose und teils auch gruselige Gestalten ihr Unwesen.

Das Polidorium war definitiv mein Lieblingsschauplatz. Die Villa strahlt so etwas wunderbar Geheimnisvolles und Finsteres aus, was für ein angenehmes Gänsehaut-Feeling sorgt, zugleich verströmt es aber auch ein gewisses Wohlfühlambiente, da sich zwischen den alten Gemäuern durchaus auch einige heimelige Ecken verbergen. Mit dem Polidorium hat Anja Fislage einfach die ideale Kulisse für einen Gruselschmöker geschaffen, mich hat dieser Ort wirklich vom ersten Augenblick an verzaubern können.

Also für mich kam beim Lesen an keiner Stelle Langeweile auf. Mich haben die Nachforschungen und Erlebnisse von Petronella, Pellegrino und Roberta durchgehend fesseln und des öfteren auch sehr überraschen können. Ich habe ordentlich mit den Geschwistern mitgefiebert und mitgerätselt und wollte einfach unbedingt wissen, was es mit den ganzen Mysterien und Merkwürdigkeiten auf sich hat.
Spannungstechnisch bin ich auf jeden Fall auf meine Kosten gekommen, aber auch was den Humor angeht wurde ich nicht enttäuscht. Jedermanns Sache wird er nur vermutlich nicht sein. Die Geschichte ist insgesamt schon sehr eigentümlich und ausgefallen. Man muss sich auf die ganzen Skurrilitäten einfach einlassen können und wenn einem dies gelingt, wird einem ein wirklich tolles, unterhaltsames und einzigartiges Leseerlebnis geboten. So wie mir. Ein Aspekt hat mich persönlich dann nur doch ein wenig gestört: Der Großvater benutzt gerne mal falsche Wörter und die Großmutter hat die Angewohnheit, ihren Gatten ständig zu korrigieren. Anfangs fand ich diese Verbesserungen noch lustig, aber irgendwann haben sie mich irgendwie ein bisschen genervt. Was mir dafür aber sehr zugesagt hat, waren die Werte und Botschaften, die uns altersgerecht nähergebracht werden wie Trauer, Mobbing, Mut, Zusammenhalt und Vertrauen. Ich fand es total schön zu sehen, wie Geschwister an ihre eigenen Stärken und die der anderen glauben, wie sie zusammenhalten und über sich selbst hinauswachsen.

Neben der Story hat mich auch die Gestaltung begeistern können. Verena Wugeditsch, der wir auch dieses bezaubernde Cover zu verdanken haben, hat die Erzählung mit zahlreichen stimmungsvollen schwarz-weiß Illustrationen versehen, die das Geschehen im Text perfekt in Szene setzen und die mystische Gruselatmosphäre der Handlung hervorragend einfangen. Auf den Vorsatzpapieren befinden sich zudem noch kleine Portraits, die die wichtigsten Figuren zeigen. Die Aufmachung des Buches ist einfach rundum gelungen und ergibt zusammen mit der Geschichte ein stimmiges Gesamtpaket.

Fazit: Anja Fislage ist mit ihrem Kinderbuchdebüt ein vielversprechender Reihenauftakt geglückt, mit welchem sie Jung und Alt ein schaurig-schönes, atmosphärisches Lesevergnügen beschert. Ich kann „Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis“ nur wärmstens empfehlen! Die Geschichte ist so herrlich düster und skurril und steckt voller Überraschungen, Geheimnisse und Fantasie, sie ist spannend und außergewöhnlich und wird von vielen großartigen Bildern begleitet. Ich habe die Polidoris-Geschwister nur zu gerne auf ihrem ersten Abenteuer begleitet und freue mich schon sehr auf ihr nächstes. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2023

Mitreißend, tiefgründig, emotional und herzzerreißend. Einfach toll!

Der Erste, der am Ende stirbt (Todesboten #1)
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Für mich war bisher jedes Buch von Adam Silvera, zu dem ich gegriffen habe, ein echtes Highlight. Ich liebe seine Bücher einfach und lasse inzwischen jedes seiner Werke blind bei mir einziehen. So war ...

Für mich war bisher jedes Buch von Adam Silvera, zu dem ich gegriffen habe, ein echtes Highlight. Ich liebe seine Bücher einfach und lasse inzwischen jedes seiner Werke blind bei mir einziehen. So war natürlich auch sein neuer Titel „Der Erste, der am Ende stirbt“, bei dem es sich um die Vorgeschichte zu „Am Ende sterben wir sowieso“ handelt, ein absolutes Must-Have für mich.

Auf diesen Tag hat ganz New York City gewartet: Endlich feiert der Todesbote seine Premiere am Times Square. Der herzkranke Orion Page hat sich bereits bei diesem neuen Service, bei dem man per Anruf über sein Sterbedatum informiert wird, registrieren lassen. Er hält diese Ungewissheit, wann es für ihn heißt vom Leben und von geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen, einfach nicht länger aus. Auch Valentino Prince besucht die Premiere, allerdings ist er eigentlich nur da, weil er als Model Karriere machen und an seinem ersten Abend in New York etwas Aufregendes erleben möchte. Nach kurzem Zögern meldet aber auch er sich beim Todesboten an. Während des Events begegnen er und Orion sich zufällig und fühlen sofort eine tiefe Verbundenheit zueinander. Alles ändert sich jedoch schlagartig, als die ersten Abschiedsanrufe eingehen und einer der beiden erfährt, dass er demnächst sterben wird.

Obwohl ich so ein großer Fan von Adam Silvera bin, muss ich nun zu meiner Schande gestehen, dass ich seinen Weltbesteller „Am Ende sterben wir sowieso“ bislang noch nicht kenne. Das Buch steht bereits seit einer ganzen Weile in meinem Regal, aber irgendwie bin ich einfach noch nicht dazu gekommen, es von meinem SuB zu befreien. Da es sich bei „Der Erste, der am Ende stirbt“ um das Prequel dazu handelt und die Geschichte zeitlich somit davor spielt, habe ich kurzerhand beschlossen, es zuerst zu lesen. Ich bin also ohne jegliche Vorkenntnisse in „Der Erste, der am Ende stirbt“ eingetaucht, was auch zum Glück gar kein Problem war. In meinen Augen sind die beiden Bücher gut unabhängig voneinander lesbar, ich jedenfalls habe der Handlung im Vorband ohne Schwierigkeiten folgen können.

In die Story habe ich sehr gut hineingefunden. Der moderne und fesselnde Schreibstil hat mir auf Anhieb zugesagt, für mich hat er sich angenehm flüssig lesen lassen, und auch mit der Schilderungsweise hat das Buch direkt bei mir punkten können. Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln erzählt und ist aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben. Den größten Part übernehmen dabei Orion und Valentino als Ich-Erzähler, es kommen aber immer mal wieder auch andere Charaktere in der dritten Person zu Wort.
Mir haben die ständigen Sichtwechsel überaus gut gefallen. Sie gestalten das Ganze so schön abwechslungsreich und packend und sie ermöglichen es uns, dass wir nicht nur unsere beiden Romanhelden sehr gut kennenlernen dürfen, sondern auch viele der Nebenfiguren. Zudem fand ich es faszinierend zu sehen, wie die ganzen unterschiedlichen Perspektiven, ähnlich wie bei einem Puzzle, Stück für Stück zusammengefügt werden und am Ende ein rundum stimmiges Gesamtbild ergeben.

Zu den Charakteren kann ich mich gleichermaßen nur positiv äußern. Wir bekommen es mit einer Vielzahl von facettenreichen Persönlichkeiten zu tun, die so lebensnah und greifbar dargestellt werden, dass man sich sofort für sie erwärmt und es einem mühelos gelingt, sich in sie hineinzuversetzen.
Besonders liebgewonnen habe ich unsere beiden sympathischen Hauptprotagonisten Orion und Valentino, oder kurz Val. Obwohl wir sie nur einen Tag lang begleiten, entwickelt man als Leser*in innerhalb dieser kurzen Zeit eine tiefe Bindung zu ihnen und empfindet all das, was sie empfinden, sprich die gesamte Gefühlspalette. Bei mir zumindest war es so. Für mich war dieses Buch die reinste emotionale Achtbahnfahrt. Ich habe Orion und Val fest in mein Herz geschlossen und mit ihnen mitgefiebert, mitgelitten und mitgebangt und begeistert mitverfolgt, wie sich – trotz ihrer knapp bemessenen gemeinsamen Stunden – eine tiefgehende Liebesgeschichte zwischen ihnen entfaltet. Die Lovestory der beiden wird einfach toll beschrieben. Sie ist zwar unheimlich herzzerreißend, steckt zugleich aber auch voller zauberhafter Momente. Also mich hat sie gänzlich überzeugen können und sehr berührt, sie ist authentisch und gefühlvoll und in keinster Weise kitschig.

Die Nebenfiguren mochte ich aber ebenfalls echt gerne und auch ihre Erlebnisse haben mich mitgerissen und bewegt. Aus anderen Rezensionen weiß ich, dass im Verlauf des Buches sogar ein paar vertraute Gesichter aus dem Vorgänger, bzw. ja eigentlich Nachfolger, hier als Nebenrollen ihren Auftritt haben. Diesbezüglich wäre es natürlich besser, wenn man „Am Ende sterben wir sowieso“ gelesen hat, da die kleinen Wiedersehen so um einiges schöner sind.

Neben den Momenten fürs Herz kommen auch die nachdenklichen Szenen nicht zu kurz. Das Buch beschäftigt sich sehr intensiv mit dem Thema Tod und wirft eine Menge gesellschaftliche Fragen auf. Ist es wirklich erstrebenswert, wenn man sein Todesdatum kennt? Wie würde sich die Welt verändern, wenn wir Menschen wüssten, wann wir sterben? Die Gedanken, die sich der Autor dazu gemacht hat, fand ich ausgesprochen gut und interessant. Sie sind klug und wirken äußerst überlegt und fließen gekonnt in die Handlung mit ein. Adam Silvera hat es zudem prima geschafft, die Schwere der Thematik leicht zu verpacken. Die Grundstimmung ist natürlich schon eine recht traurige, die Story wird aber niemals zu bedrückend, sie ist sogar erstaunlich lebensfroh und hoffnungsvoll.

Mir hat der US-amerikanische Schriftsteller mal wieder wundervolle Lesestunden bereiten können. Manche Passagen haben sich für mich zwar ein klein wenig gezogen, aber gestört hat mich das eigentlich nicht. Mich haben die Geschehnisse durchweg packen und durch die geschickt platzierten Wendungen auch öfters überraschen können. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich es irgendwie kaum glauben kann, dass sich alles nur an einem einzigen Tag abspielt. Wir erleben gemeinsam mit Orion und Val einfach so viel und werden von ihnen an lauter besondere Orte in New York City mitgenommen. Und dann wären da ja auch noch die anderen Figuren und ihre Lebensgeschichten, die wir kennenlernen dürfen. Für mich kam beim Lesen wirklich an keiner Stelle Langeweile auf. Ich habe auch dieses Werk aus der Feder von Adam Silvera mit Begeisterung verschlungen und es dank des zufriedenstellenden Endes glücklich wieder zuklappen können.

Fazit: Adam Silvera ist mit dem Prequel zu „Am Ende sterben wir sowieso“ ein weiterer wunderbarer queerer Jugendroman gelungen, welchen ich nur wärmstens empfehlen kann. Das Buch erzählt eine vielschichtige und mitreißende Geschichte über den Tod, das Leben und die Liebe. Es ist tragisch und ergreifend, zugleich aber auch wunderschön und herzerwärmend. Ich habe Orion, Val und die weiteren Charaktere nur zu gerne auf ihren Wegen begleitet und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein wundervoller Folgeband voller Spannung, Geheimnisse und Magie!

Brombeerfuchs – Der Zauber von Sturmauge
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Da mir Kathrin Tordasi mit ihrem Debütroman „Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende“ ein echtes Lesehighlight geschenkt hat, habe ich mich tierisch gefreut als ich hörte, dass es mit Portia, Ben und ...

Da mir Kathrin Tordasi mit ihrem Debütroman „Brombeerfuchs – Das Geheimnis von Weltende“ ein echtes Lesehighlight geschenkt hat, habe ich mich tierisch gefreut als ich hörte, dass es mit Portia, Ben und Co. dieses Jahr weitergehen wird. Den zweiten Band musste ich natürlich unbedingt bei mir einziehen lassen.

Portia freut sich riesig auf die Ferien, die sie gemeinsam mit ihren beiden Großtanten Rose und Bramble in deren gemütlichen kleinen Cottage in Wales verbringen wird. Alles ist bereits für ihre Reise gepackt, doch dann steht auf einmal Ben vor ihrer Haustür, klitschnass und ohne jegliche Erinnerung daran, wie er nach London gekommen ist. Dafür befindet sich in seiner Hosentasche ein seltsamer Schlüssel und ein zusammengefaltetes Stück Papier, bei dem es sich um eine Landkarte handelt. Was hat es damit nur auf sich und wieso kann sich Ben nicht mehr daran erinnern, was geschehen ist? Den Freunden wird schnell klar, dass sie die Antworten auf ihre Fragen nur in der walisischen Anderswelt erhalten werden. Ein neues gefährliches Abenteuer beginnt...

Bei mir ist es nun mittlerweile schon etwas über zwei Jahre her, dass ich den Reihenauftakt gelesen habe. An die Handlung habe ich mich daher nicht mehr im Detail erinnern können, was ich beim Eintauchen in die Fortsetzung auch schnell gemerkt habe. Da es nur wenige Rückblicke zu den Ereignissen aus Band 1 gibt, hatte ich anfangs leider leichte Probleme in die Geschichte hineinzufinden. Laut Verlag sind die Bände der Brombeerfuchs-Serie unabhängig voneinander lesbar, was meinem Empfinden nach auch durchaus zutrifft, allerdings würde ich persönlich dennoch raten, ihre korrekte chronologische Reihenfolge einzuhalten und sie am besten kurz nacheinander zu lesen.

Meine Einstiegshürde war zum Glück dann doch recht schnell überwunden, sodass ich das Buch in vollen Zügen genießen konnte.
Mir hat auch der zweite Teil unheimlich gut gefallen. Den ersten mag ich zwar ein kleines bisschen lieber, aber auch von Band 2 bin ich wirklich begeistert. Ich habe mich – trotz meiner kurzen Startschwierigkeiten – sofort rundum wohl zwischen den Buchdeckeln gefühlt und da ich von Beginn an völlig gebannt von den Geschehnissen war, wollte ich aus den Seiten am liebsten gar nicht mehr auftauchen.

Geschildert wird alles abwechselnd aus den Perspektiven von Ben und Portia, jeweils in der dritten Person, und auch ein paar wenige Kapitel aus dem Blickwinkel von Gestaltwandler Robin Goodfellow gibt es zwischendurch. Mir haben die ständigen Sichtwechsel erneut direkt zugesagt, sie bringen eine schöne Abwechslung mit ein und gestalten das Ganze nur noch mitreißender und interessanter.
Auch den Erzählstil mochte ich wieder sehr. Kathrin Tordasi besitzt einfach eine großartige Art zu schreiben, flüssig und fesselnd und überaus bildhaft, sodass man nur so durch die Seiten fliegt und sich spielend leicht in ihre fantasievolle Welt hineinträumen kann.

Unsere beiden Hauptprotagonisten Portia und Ben waren mir bereits im Vorgänger auf Anhieb sympathisch und auch dieses Mal habe ich sie sofort in mein Herz geschlossen. Mir hat es richtig das Herz erwärmt zu sehen, wie vertraut die zwei inzwischen miteinander sind, wie sie zusammenhalten, füreinander da sind und sich gegenseitig so akzeptieren wie sie sind. Die beiden Freunde werden sich auch in diesem Band einer Menge Herausforderungen und Bedrohungen stellen müssen, sie werden sich bewundernswert weiterentwickeln und über sich selbst hinauswachsen. Ben wird in diesem Band viel an Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein gewinnen, Portia wiederum führt einen inneren Kampf mit ihren zwei Gestalten und muss eine wichtige Entscheidung treffen. Die Entwicklung der beiden wird wirklich toll dargestellt, mich zumindest hat die Autorin mit diesem Aspekt vollkommen überzeugen können.

Neben Portia und Ben dürfen noch auf viele weitere alte Bekannte aus dem Vorgänger treffen wie den bereits erwähnten Robin Goodfellow, der es mir nach wie vor ganz besonders angetan hat, oder Portias herzliche Großtanten Rosa und Bramble, die ebenfalls zu meinen Favoriten zählen. Die gemeinsamen Augenblicke der zwei haben mir erneut öfters ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, ich liebe einfach das Zusammenspiel der beiden.
Mir haben sämtliche Figuren erneut sehr gut gefallen. Ob vertraute Gesichter oder neue Personen – alle sind sie liebevoll und authentisch gezeichnet und sorgen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Besonderheiten für viele herrliche Lesemomente.

Settingmäßig bin ich ebenfalls wieder ganz auf meine Kosten gekommen. Die Geschichte spielt hauptsächlich in der Anderswelt – eine einzigartige mythische Welt voller Legenden, Sagen, Düsterkeit und Gefahren. Mir hat es abermals viel Spaß gemacht, mich von Kathrin Tordasi an lauter faszinierende Orte mitnehmen zu lassen und da sie sich einfach bestens darin versteht, uns Leser*innen mit ihren anschaulichen und stimmungsvollen Beschreibungen das reinste Kopfkino zu bescheren, hatte ich beim Lesen förmlich das Gefühl, selbst vor Ort zu sein.

Was genau wir alles mit den verschiedenen Charakteren erleben werden, werde ich euch hier nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Euch erwartet auf jeden Fall eine sehr spannende, actionreiche und ergreifende Story voller Überraschungen, sodass es euch ganz bestimmt wie mir ergehen wird und ihr aus dem Mitfiebern und Mitbibbern kaum mehr herauskommen werdet. Der Witz aus dem ersten Teil, den ich so gerne mochte, hat mir hier insgesamt leider etwas gefehlt, aber gestört hat mich es eigentlich nicht. Ich fand die Mischung aus märchenhafter Fantasy, Dramatik, Humor, Emotionen und Tiefgang dennoch überzeugend und habe mich von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhalten gefühlt.

Das Ende ist recht abgeschlossen, lässt aber viel Spielraum für eine weitere Fortsetzung. Also ich hoffe sehr, dass es mit der Brombeerfuchs-Reihe noch nicht vorbei ist, ich würde Portia, Ben und Co. nur zu gerne auch noch ein drittes Mal auf ihren Erlebnissen begleiten.

Fazit: Packend, herzerwärmend, atmosphärisch. Ein fantastisches Abenteuer voller Geheimnisse, Spannung und Magie!
Kathrin Tordasi hat mit „Brombeerfuchs – Der Zauber von Sturmauge“ einen gelungenen Folgeband aufs Papier gebracht, den ich jedem Fantasyfan, egal ob Jung oder Alt, nur empfehlen kann. Das Buch erzählt eine zauberhafte Geschichte über Freundschaft, Mut, Zusammenhalt und Vertrauen und ist wunderschön geschrieben, es entführt uns in eine außergewöhnliche magische Welt und lässt uns die Bekanntschaft mit lauter unvergleichbaren Charakteren machen. Ich hatte jede Menge Spaß beim Lesen und würde mich sehr über einen dritten Teil freuen. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Eine wundervolle neue Cinderella-Version!

Disney. Twisted Tales: Geheimnisvolle Liebe (Cinderella)
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Da Cinderella schon immer zu meinen liebsten Disneyfilmen gehört hat und mir meine bisherigen Werke von Elizabeth Lim sehr gut gefallen haben, habe ich mich auf „Geheimnisvolle Liebe“ wahnsinnig gefreut. ...

Da Cinderella schon immer zu meinen liebsten Disneyfilmen gehört hat und mir meine bisherigen Werke von Elizabeth Lim sehr gut gefallen haben, habe ich mich auf „Geheimnisvolle Liebe“ wahnsinnig gefreut. Das Buch war ein absolutes Must-Have für mich.

Dank ihrer guten Fee hat es Cinderella auf den königlichen Ball geschafft und gemeinsam mit dem Prinzen einen unvergesslichen Abend verbracht. Doch da der magische Zauber um Mitternacht verpufft und sie zudem unbedingt vor ihrer Stiefmutter und ihren Stiefschwestern zu Hause sein muss, muss sie den Ball rechtzeitig verlassen. Auf ihrer Flucht verliert sie einen ihrer gläsernen Schuhe, allerdings hat sie keine Zeit ihn wieder einzusammeln. So bleibt dem Prinzen nur dieser Glasschuh von seiner Tanzpartnerin, die ihn sofort verzaubert hat und von der er noch nicht einmal den Namen weiß. Er muss sie unbedingt wiederfinden, nur leider bleibt die Suche erfolglos. Keinem Mädchen im Land passt der verlorene Schuh, was keine Überraschung ist, schließlich wurde Cinderella von ihrer Stiefmutter Lady Tremaine daran gehindert, den Glaspantoffel anzuprobieren. Als Lady Tremaine sie dann auch noch verkauft, beschließt Cinderella zu fliehen. Ihr Weg führt sie zum Palast, wo sie die neue Zofe von Herzogin Geneviève wird – der Tante von Prinz Karl. Am Königshofe ist jedoch eine große Verschwörung im Gange, deren Ziel es ist, den König und seinen Sohn zu entmachten. Ob es Cinderella wohl gelingen wird, diese finsteren Machenschaften aufzuhalten und das Königreich zu retten?

Von Elizabeth Lim habe ich bereits ihre Adaption von Disneys „Mulan“ gelesen („Dunkle Schatten“), die mir gut gefallen hat. „Geheimnisvolle Liebe“ war also mein zweiter Twisted-Tales-Band aus ihrer Feder und tja, was soll ich sagen, auch mit diesem hat mich die US-amerikanische Autorin begeistern können. Ich persönlich finde ihre Neuinterpretation von „Cinderella“ sogar noch etwas besser als die von „Mulan“. Elizabeth Lim hat erneut gekonnt mit einem beliebten Disney-Märchen gespielt und beschert uns mit „Geheimnisvolle Liebe“ eine faszinierende alternative Cinderella-Story, die viel Vertrautes enthält, die zugleich aber auch ganz anders als der Filmklassiker ist und voller origineller Ideen steckt.

Zu Beginn ähnelt die Geschichte noch sehr dem Film. Wir befinden uns gemeinsam mit Cinderella auf dem Ball und als die Uhr Mitternacht schlägt, flüchten wir mit ihr aus dem Palast. Wie in der ursprünglichen Fassung, so verliert Cinderella auch in dieser Ausgabe einen Glasschuh, allerdings wird es ihr nicht gelingen ihn anzuprobieren. Hier folgt der alles verändernde Twist und die Story schlägt eine vollkommen neue Richtung ein.
Mir hat Elizabeth Lims Cinderella-Version insgesamt echt gut gefallen. Sie ist dunkler, spannender und tiefgründiger als das Original und kann mit deutlich mehr Wendungen, Geheimnissen und Intrigen aufwarten. Der märchenhafte Zauber geht bei dem Ganzen nur leider etwas verloren, zumindest mir hat es stellenweise etwas an magischer Atmosphäre gefehlt. Groß gestört hat es mich letztendlich aber nicht, mir hat es trotzdem unheimlich viel Freude bereitet, in eine mir wohlvertraute Welt einzutauchen und sie auf eine neue Art und Weise entdecken und erleben zu dürfen.

Spielen tut die Geschichte hauptsächlich im Palast. Wirklich große Kulissenwechsel gibt es eher weniger, aber da die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert wird, bleibt das Ganze dennoch abwechslungsreich und wird nie langweilig. Also ich mochte das Setting total gerne. Ich hatte beim Lesen sofort die Bilder aus dem Zeichentrickfilm im Kopf und fand es richtig aufregend, mich zusammen mit Cinderella in das Palastleben zu stürzen.

Was die Charaktere anbelangt, kann ich mich ebenfalls nur positiv äußern. Elizabeth Lim ist es in meinen Augen prima geglückt, bekannte Figuren so wiederzugeben, dass sie trotz ihrer Veränderungen ihren jeweiligen Charme aus dem Film besitzen. Wir bekommen zudem eine Menge interessante Hintergrundinformationen zu einigen Personen geliefert, was sie noch greifbarer werden lässt. So ist Cinderella das herzensgute Mädchen, wie wir es kennen und lieben, gleichzeitig ist sie aber auch reifer und stärker und viel präsenter als in der klassischen Erzählung.
Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung von Prinz Karl. Im Gegensatz zum Film, in welchem ich ihn immer als ziemlich blass empfunden habe, nimmt er hier eine deutlich größere Rolle ein und besitzt viel mehr Vergangenheit und Tiefe.
Auch auf neue Gesichter dürfen wir treffen wie zum Beispiel auf die Näherin Louisa, in der Cinderella eine großartige Freundin finden wird, oder die Schwester des Königs, die Cinderellas neue Dienstherrin ist und die definitiv eine meiner Favoriten war. Ich fand diese resolute ältere Dame einfach nur richtig cool, mich hat sie mit ihrer unnachahmlichen Art bestens unterhalten.

Für mich kam beim Lesen an keiner Stelle Langeweile auf. Mich hat die Handlung durchweg packen und fesseln und des öfteren überraschen können, sodass ich ordentlich ins Mitfiebern geraten bin und das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte. Es liest sich zudem auch richtig gut und angenehm. Elizabeth Lim hat einen wunderschönen Erzählstil und da sie sämtliche Dinge sehr anschaulich und atmosphärisch beschreibt, kann man sich alles bildhaft vorstellen und hat förmlich das Gefühl, selbst dort zu sein.

Das Ende hat mich ebenfalls überzeugen können. Alles wird zufriedenstellend geklärt, sodass man glücklich wieder aus den Seiten auftauchen kann. Aber apropos Seiten: Oben auf den rechten Seiten hat sich ein Fehler eingeschlichen. Irgendwie steht dort, dass das Buch von Liz Braswell geschrieben wurde statt von Elizabeth Lim. Ich werde deswegen aber natürlich keinen Stern abziehen, ich wollte es einfach nur mal erwähnt haben.

Fazit: Elizabeth Lim hat mit „Geheimnisvolle Liebe“ eine weitere tolle Neuerzählung eines berühmten Disneyklassikers aufs Papier gebracht, die eine wunderbare Mischung aus Altbekannt und Neu enthält und deutlich düsterer und erwachsener als das Original ist. Wenn ihr Lust darauf habt, mal eine völlig andere Version von „Cinderella“ kennenzulernen, kann ich euch „Geheimnisvolle Liebe“ echt nur ans Herz legen. Und für Disney-Fans ist dieses Buch in meinen Augen ein großes Muss. Also ich bin begeistert und hoffe sehr auf weitere Twisted-Tales-Bände von Elizabeth Lim. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine wundervolle und außergewöhnliche queere Lovestory!

Everlove – Bis übers Ende dieser Welt hinaus
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Als ich zum ersten Mal von „Everlove“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Eine lesbische Liebesgeschichte mit einem übersinnlichen Anteil? Das klang einfach nur richtig gut und so erfrischend anders. ...

Als ich zum ersten Mal von „Everlove“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Eine lesbische Liebesgeschichte mit einem übersinnlichen Anteil? Das klang einfach nur richtig gut und so erfrischend anders. Da mich auch das Cover direkt ansprach (sieht es nicht wunderhübsch aus?) und die englischsprachige Ausgabe ausgesprochen positive Kritiken erhalten hat, stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Die 16-jährige Ash stammt aus einer guayanisch-indischen Familie und lebt gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in einer kleinen Wohnung in Brighton. Sie ist lesbisch und hat sich bereits vor einem Jahr vor ihrer Mutter geoutet, allerdings hat sie erste große Liebe bisher noch nicht gefunden. Dies soll sich jedoch ändern, als sie während eines Schulausflugs auf die gleichaltrige Poppy trifft. Poppy, die so ganz anders ist als sie und deren Leben sich sehr von dem ihrem unterscheidet, die aber ebenfalls out ist. Ash verliebt sich sofort in dieses ungewöhnliche Mädchen mit den flammend roten Haaren und Poppy auch in sie. Es ist der Beginn einer wunderschönen Liebesgeschichte und endlich erlebt Ash all das, was sie sich so sehr gewünscht hat. Doch dann wird Ash völlig unerwartet aus dem Leben gerissen und von Poppy getrennt. Ihre Liebe zu Poppy ist jedoch viel zu groß, um ein so jähes Ende zu finden. Ash ist klar, dass sie den Tod überwinden muss, um zu Poppy zurückkehren.

Von der englischen Autorin Tanya Byrne kannte ich bereits ihrem Jugendroman „Von ganzen Herzen Emily“, allerdings muss ich gestehen, dass ich mich an den Inhalt irgendwie kaum noch erinnern kann. Ich weiß aber noch, dass ich ihn leider nur so lala fand. Mit „Everlove“ schaut das jedoch zum Glück ganz anders aus.
Ich habe mir eindeutig nicht zu viel von dem Buch versprochen: Mir hat das, was mich zwischen den Buchdeckeln erwartet hat, unheimlich gut gefallen. Diese Kombi aus diverser Lovestory und paranormalem Plot war einfach genau mein Ding und auch die Mischung aus Tragik, Romantik, Humor und Tiefgründigkeit mochte ich sehr. Für die volle Sternenzahl hat es mir letztendlich zwar dann doch nicht gereicht, aber insgesamt bin ich echt begeistert von Tanya Byrnes neuem Werk und habe es in weniger als zwei Tagen durchgesuchtet.

Ich hatte einen mühelos Einsteig in die Geschichte. Der Schreibstil sagte mir auf Anhieb zu, für mich hat er sich superangenehm lesen lassen, und auch mit der Erzählweise hat das Buch bei mir punkten können. Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert, dem Vorher und Nachher, und wird ausschließlich aus der Sicht der 16-jährigen Ash in der Ich-Perspektive geschildert.
Im ersten Teil dürfen wir Ash und Poppy dabei begleiten, wie sie sich während eines Schulausflugs zum ersten Mal begegnen und ineinander verlieben. Wir erleben mit, wie sich nach ihrem Kennenlernen eine berührende Romanze zwischen ihnen entfaltet, wir lernen Ahs Familie und ihr Leben näher kennen, sind zu Gast bei Poppy zu Hause (welches ein krasser Gegensatz zu dem von Ash ist) und verbringen lauter wundervolle Momente mit den beiden. Bis zu dem tragischen Ereignis, der alles verändern wird. Da man als Leserin von vorneherein weiß, dass die Liebesgeschichte von Ash und Poppy unter keinem guten Stern steht, haftet ihr durchweg etwas Schmerzlich-Schönes an. Ich habe richtig darauf gelauert, dass es endlich passiert, dieser schlimme Unfall, der Ash das Leben kosten wird. Als er dann plötzlich da war, wurde ich trotz allem überrascht – irgendwie hatte ich erwartet, dass er früher eintreten würde. Dass dem nicht so war, fand ich aber in keinster Weise schlecht. Mir hat es absolut zugesagt, dass sich die Autorin die Zeit mit, uns Ash, Poppy und deren Leben vorzustellen und ihrer Beziehung genügend Raum gibt, sich langsam und somit glaubhaft zu entwickeln.

Mir haben Ash und Poppy sofort gefallen. Sie sind beide sympathisch und lebensnah gezeichnet und ergeben mit ihren Gegensätzen das perfekte Paar. Die Beziehung der zwei wird einfach toll beschrieben, so zart und gefühlvoll und ohne unnötiges Drama, eben genau so, wie man sich die erste große Jugendliebe vorstellt. Ashs pausenloses Denken an ihre Freundin, ihre Vorstellungen, wie Poppys Lippen wohl schmecken mögen, ihre Schmetterlinge im Bauch, das Feuerwerk an Emotionen in ihr – ich habe alles so gut nachvollziehen und fühlen können und saß stellenweise mit einem breiten Lächeln auf den Lippen da, weil ich das alles einfach so süß und herzerwärmend fand.

Man wünscht den beiden wirklich nur das Beste, doch dann, kurz vorm Jahreswechsel, kommt es zu der dramatischen Wende und die Story schlägt eine übernatürliche Richtung ein. Hier beginnt der zweite Abschnitt, in welchem wir gemeinsam mit der toten Ash in die Welt der Sensenmenschen eintauchen.
Mir hat auch dieser Teil des Buches richtig gut gefallen. Die Atmosphäre hat durchweg so etwas herrlich Düsteres und Geheimnisvolles an sich und obwohl das Thema Tod eine sehr große Rolle spielt, lädt die Geschichte dennoch weiter zum Wohlfühlen ein und besitzt so einige lustige Szenen. Die Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit ist der Tanya Byrne in meinen Augen prima geglückt und ergeben zusammen mit den fantastischen Elementen ein stimmiges und einzigartiges Gesamtpaket. Mir hat es manchmal nur etwas an Details gefehlt. Irgendwie habe ich mir von der Welt der Sensenmenschen kein genaues Bild machen können, ein paar mehr Informationen hätte ich nicht schlecht gefunden. Dies wäre aber auch mein einziger negativer Kritikpunkt, ansonsten kann ich mich weiterhin nur positiv zum Buch äußern.

Neben unseren beiden Protagonisten hat mich die Autorin auch mit den Nebencharakteren überzeugen können. Wir dürfen im Verlauf einige interessante und authentische Figuren kennenlernen wie beispielsweise Ashs Eltern, ihre jüngere Schwester Rosh und die zwei Sensenmädchen Dev und Esen. Rosh hat mir persönlich besonders gut gefallen, mit ihr habe ich mich dank ihrer großen Bücherleidenschaft irgendwie sofort richtig verbunden gefühlt.

Das Ende hat mich ebenfalls zufriedenstellen können. Es ist recht offen und lässt Raum für eigene Gedanken und passt meinem Empfinden nach einfach ideal zum Rest der Geschichte.

Fazit: Mitreißend, emotional, romantisch und außergewöhnlich. Eine bittersüße queere Lovestory mit faszinierenden paranormalen Elementen.
Die englische Autorin Tanya Byrne hat mit „Everlove – Bis übers Ende dieser Welt hinaus“ einen ganz besonderen diversen Jugendroman für Leser
innen ab 14 Jahren geschrieben, mit welchem sie uns eine Geschichte voller kreativer Gegensätzlichkeiten beschert: Sie handelt von der ersten und der letzten Liebe und von dem Tod und das Leben danach, sie ist ruhig und kraftvoll, traurig und schön, herzzerreißend und unterhaltsam, alles zugleich, und wird auf eine wunderbar atmosphärische und bewegende Art und Weise erzählt. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen, mich hat es tief berührt und von den ersten Seiten an gefesselt. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!

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