Ein großartiges und zutiefst bewegendes Buch! Unbedingt lesen!
Als die Welt uns gehörteLiz Kessler gehört für mich schon seit langem zu den Autorinnen, von denen ich mir jedes neue Werk blind zulege. So stand für mich natürlich sofort fest, dass ich auch ihren neuen Jugendroman „Als die ...
Liz Kessler gehört für mich schon seit langem zu den Autorinnen, von denen ich mir jedes neue Werk blind zulege. So stand für mich natürlich sofort fest, dass ich auch ihren neuen Jugendroman „Als die Welt uns gehörte“ unbedingt lesen muss.
Wien, 1936. Leo, Elsa und Max sind die allerbesten Freunde und werden gemeinsam an Leos neuntem Geburtstag den schönsten Tag ihres Lebens erleben. Dieser besondere und glückliche Moment auf dem Riesenrad des Praters, an dem sie dachten, dass die ganze Stadt, nein, die ganze Welt ihnen gehört, wird den Freunden für immer in Erinnerung bleiben. Zu dem Zeitpunkt ahnen sie noch nichts davon, dass ihre heile Welt schon kurz darauf zusammenbrechen wird.
Dass dieses Buch keine leichte Kost ist, ist mir damals, als ich mir den Klappentext durchlas, sofort klar gewesen. Ich habe mich daher auf sehr intensive und aufwühlende Lesestunden eingestellt. Diese habe ich auch bekommen, allerdings mit deutlich mehr Wucht als erwartet. Vielleicht lag es an der Altersangabe oder an dem recht unscheinbar wirkenden Cover, keine Ahnung, aber ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass mir die Story so dermaßen nahe gehen würde. Liz Kessler ist mit „Als die Welt uns gehörte“ ein herzergreifendes und hervorragend geschriebenes Werk über eine ganz wichtige Thematik gelungen, das aufrüttelt, schockiert, sensibilisiert und mitreißt und einen nicht mehr loslässt. Bei diesem Buch hoffe ich wirklich sehr, dass es die Aufmerksamkeit erhalten wird, die es verdient, ich finde es großartig.
Mich hat Liz Kessler mit ihrem neuen und bisher persönlichsten Roman auf ganzer Linie überzeugen können. Ich glaube, ich habe noch keine erzählende Geschichte über den Zweiten Weltkrieg und Holocaust gelesen, das mich so beeindruckt, gepackt und emotional mitgenommen hat wie es hier der Fall war. Bereits das Vorwort der Autorin, in welchem sie uns verrät, dass sie in dem Buch einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte verarbeitet hat, hat mich sehr berührt. Vermutlich hat auch dieser Aspekt dazu beigetragen, dass mich dieser Roman so sehr mitgerissen hat.
Starten tut die Erzählung an einem Tag im Jahr 1936, an dem die Welt noch Ordnung war und den unsere drei Hauptfiguren Elsa, Leo und Max als einen der schönsten und glücklichsten Momente ihres Lebens in Erinnerung behalten werden. Zu dem Zeitpunkt sind unsere Protagonisten die allerbesten Freunde und führen ein sorgenfreies Leben in Wien. Kurz danach beginnt jedoch der Krieg und die drei werden getrennt.
Als Leserinnen begleiten wir Elsa, Leo und Max von ihrer Kindheit an durch die Jahre und verfolgen mit, wie sie auseinander gerissen werden, völlig verschiedene Wege gehen und sich getrennt voneinander entwickeln. Da die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven der drei geschildert wird, erleben wir ihre Veränderungen hautnah mit und bekommen gnadenlos vor Augen geführt, was sie während des Krieges alles durchmachen müssen.
Den stärksten Eindruck hinterlassen haben bei mir Elsas Kapitel. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wird sie mit ihrer Familie aus Wien flüchten und schließlich in einem KZ landen. Mitzuerleben was sie in dieser Zeit alles Schreckliches und Unmenschliches erleiden muss, hat mich richtig erschüttert und entsetzt. Ich habe furchtbar mit ihr mitgelitten und hätte sie zu nur zu gerne in den Arm genommen, gleichzeitig habe ich sie aber auch sehr für ihre Stärke und Ausdauer und ihre unbeugsame Zuversicht bewundert. Dass, was Elsas alles leisten wird, hätte ich nie geschafft, da bin ich mir ziemlich sicher, ich wäre schon viel früher innerlich zerbrochen.
Max‘ Geschichte hat mich allerdings auch fassungslos gemacht. Zu sehen, wie er von seinem Vater indoktriniert und beeinflusst wird, wie er sich verändert und zu einem ganz anderen Menschen wird, ist einfach nur schockierend. Max' drastische Wandlung wird hervorragend dargestellt, sehr anschaulich und – meiner Ansicht nach – völlig glaubwürdig und realistisch.
Leo, der ebenfalls Jude ist und aus Wien flüchten wird, ergeht es im Vergleich zu Elsa noch recht gut, aber auch er wird natürlich viel Schlimmes durchmachen und auch mit ihm leidet man als Leser*in richtig mit.
Da die Schicksale der drei so unterschiedlich sind und Liz Kessler alles sehr eindringlich und lebendig in kurzen Kapiteln erzählt, ist das Leseerlebnis ein ungemein abwechslungsreiches und spannendes, sodass man aus dem Buch gar nicht mehr auftauchen mag. Stellenweise muss man es aber einfach für eine Weile beiseite legen, um das Gelesene sacken zu lassen. Mir zumindest erging es so. Mich hat die Handlung durchweg fesseln können, aber da mir die Ereignisse – diese ganze Verzweiflung und Grausamkeit, die viele Gewalt und Ungerechtigkeit – sehr nahe gegangen sind, musste ich öfters mal kleine Pausen einlegen. Vor allem eine Szene am Ende fand ich ziemlich heftig. Aufgrund dieser hadere ich auch etwas mit der Altersempfehlung. Vielleicht unterschätze ich die Zielgruppe auch, aber da diese Passage wirklich nicht ohne ist, würde ich persönlich das Buch eher ab 14 Jahren empfehlen.
Fazit: Intensiv, fesselnd, schonungslos ehrlich. Ein tief bewegender und herausragender Roman, der unter die Haut geht und lange nachwirkt.
„Als die Welt uns gehörte“ ist so ein Buch, das mir garantiert sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Die englische Autorin Liz Kessler hat mit „Als die Welt uns gehörte“ einen ganz wichtigen Roman geschrieben, der – trotz der schweren und belastenden Thematik – unbedingt gelesen werden sollte. Ich kann jedem wirklich nur ans Herz legen, es mir gleichzutun und die berührenden Geschichten von Elsa, Max und Leo kennenzulernen. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung sowie 5 von 5 Sternen!