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Veröffentlicht am 26.10.2021

Spannend, wertvoll, wunderbar magisch. Ein zauberhaftes Buch!

Hallowstone. Der Zauber der Mitternachtsstadt
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Als ich das erste Mal von „Hallowstone: Der Zauber der Mitternachtsstadt“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Von dem tollen Cover habe ich wie magisch angezogen angefühlt und da mich auch der Klappentext ...

Als ich das erste Mal von „Hallowstone: Der Zauber der Mitternachtsstadt“ hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Von dem tollen Cover habe ich wie magisch angezogen angefühlt und da mich auch der Klappentext direkt ansprach, stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch unbedingt lesen muss.

Mitten im dunklen Reich der Schatten liegt die Mitternachtsstadt Hallowstone. Hier wohnt die 11-jährige Junghexe Prue, gemeinsam mit ihrem Hexenvater. Prue liebt ihre Heimatstadt und eigentlich könnte alles so schön sein, gäbe es da nicht diese blöde Regel, dass Hexen in Hallowstone leben und Werwölfe in den Mondbergen. So war es schon immer, denn vermischen sich ihre Magien, würde es zu einer Katastrophe kommen. Da Prues Mutter und ihr Bruder Werwölfe sind, lebt sie getrennt von den beiden, was das Hexenmädchen großen Kummer bereitet. Sie vermisst ihre Mom und ihren kleinen Bruder und wünscht sich nichts mehr als gemeinsam mit ihnen in Hallowstone leben zu können. Eines Nachts ist ihre Sehnsucht nach ihnen so groß, dass sie mit ihrem Wunsch versehentlich die magischen Schutzwälle von Hallowstone zerstört. Nun hält die Werwölfe nichts mehr davon ab in die Mitternachtsstadt zu stürmen. Prue muss sich schleunigst etwas einfallen lassen um ihr Zuhause zu retten. Gemeinsam mit ihren Freundinnen stürzt sie sich in ein gefährliches Abenteuer – und wird dabei auf ein unglaubliches Geheimnis von Hallowstone stoßen. Ein Geheimnis, das sehr viel mit ihr selbst zu tun hat.

Zu Büchern, in denen Hexen, Werwölfe und Vampire ihr Unwesen treiben, greife ich ebenfalls immer wahnsinnig gerne. Auf „Hallowstone: Der Zauber der Mitternachtsstadt“ habe ich mich daher richtig gefreut. Bei dem Buch war ich mir wirklich sehr sicher, dass es mir reizende Lesestunden bereiten wird. Tja, und wisst ihr was? Ich habe damit goldrichtig gelegen! Mir hat mein erstes Werk aus der Feder von Trisha Kelly total gut gefallen. In meinen Augen ist der US-amerikanischen Autorin mit „Hallowstone“ ein hexisch schöner Fantasyroman ab 10 Jahren geglückt, mit welchem sie uns Leserinnen ein spannendes und unterhaltsames Abenteuer voller Mysterien, Überraschungen, Magie und Fantasie beschert.
Solltet ihr, wie ich, eine große Leidenschaft für atmosphärisch und warmherzig erzählte Hexengeschichten hegen und auf starke Protagonistinnen stehen, kann ich euch nur nahelegen Junghexe Prue und die Mitternachtsstadt Hallowstone kennenzulernen.

Ich habe prima in das Buch hineingefunden. Der locker-leichte Schreibstil sagte mir auf Anhieb zu, für mich hat er sich angenehm flüssig lesen lassen, und die Handlung konnte mich sofort in ihren Bann ziehen und begeistern.

Die Hexenliebhaberin in mir ist gleich zu Beginn ganz auf ihre Kosten gekommen, denn gemeinsam mit unserer Hauptprotagonistin Prue dürfen wir Leser
innen ihr Geburtstagsgeschenk ausprobieren: Einen ziemlich coolen Hexenbesen. Nach diesem gelungenen Start geht es umgehend aufregend weiter: Anlässlich ihres morgigen Geburtstags kommen Prues Mutter und ihr kleiner Bruder Bean zu Besuch, die beide, da sie Werwölfe sind, in den Mondbergen leben, anders als Prue und ihr Dad, bei denen es sich um Hexen handelt und die daher in Hallowstone wohnen.
Ich habe diese sympathische vierköpfige Familie sofort in mein Herz geschlossen und fand es herzerwärmend zu sehen wie lieb sie sich haben. Zugleich habe ich aber auch sehr mit ihnen mitgefühlt, allen voran mit Prue. Es wird sofort deutlich, wie traurig es die 11-jährige macht, dass ihre Mum und ihr Bruder getrennt von ihr und ihrem Dad leben und sie die beiden nur so selten sehen kann. Die Geschichte kann insgesamt mit so einigen berührenden und emotionalen Momenten aufwarten, was mich sehr positiv überrascht hat. Sie besitzt erstaunlich viel Tiefgang und vermittelt eine Menge bedeutsame Messages und Werte wie Freundschaft, Liebe, Mut, Zusammenhalt, Familie, Ausgrenzung, Toleranz und Vielfalt. Vor allem der letzte Aspekt konnte mich begeistern.
Über Diversität in Kinderbüchern freue ich mich immer sehr, dieses Thema ist einfach so wichtig. Dass wir es bei Prue mit einer jungen queeren Hexe zu tun bekommen, finde ich daher wirklich großartig. Dieser Punkt macht das Buch definitiv zu etwas ganz Besonderem und fügt sich rundum stimmig ins Geschehen ein.

Zu den verschiedenen Figuren kann ich mich insgesamt nur positiv äußern. Sie wurden allesamt vielfältig, glaubhaft und sehr liebevoll ausgearbeitet und haben alle so ihre Eigenschaften und Besonderheiten. Da hätten wir zum einen unsere 11-jährige Hauptprotagonistin Prue, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Mit ihr hat die Autorin eine ganz wundervolle Romanheldin erschaffen. Prue ist eine superliebe und aufgeweckte junge Hexe, sie ist mutig, authentisch und ein absoluter Kürbisfan. Man muss Prue einfach sofort ins Herz schließen und für ihre Willensstärke und Entschlossenheit kann man sie nur bewundern.
Auch Sammy, Prues allerbeste Freundin, ist eine Figur zum Gernhaben, Klassenkameradin Holly, in die unsere Buchheldin schon etwas länger heimlich verliebt ist, mochte ich ebenfalls richtig gerne und mit Six hat die Autorin einen wahrhaft außergewöhnlichen Charakter erschaffen.
Zu den weiteren Charakteren sage ich nun mal nichts weiter, ich möchte schließlich nicht zu viel verraten. Stellt euch einfach mal darauf ein, dass euch zwischen den Seiten lauter interessante Figuren begegnen werden, die allesamt – egal ob gut oder böse – dazu beitragen, dass ihr eine fabelhafte Zeit in dieser bezaubernd magischen Welt verbringen werdet.

Mit dem Stichwort Welt leite ich dann auch mal zum Setting über. Mit diesem hat das Buch ebenfalls auf ganzer Linie bei mir punkten können. Dem besonderen Charme von Hallowstone war ich einfach im Nu völlig verfallen und dank der bildhaften Beschreibungen habe ich mir alles ganz genau vorstellen können. Diese einzigartige Hexenstadt wird echt cool beschrieben, so schön geheimnisvoll, herbstlich und düster. Für den Herbst, insbesondere natürlich die Halloweenzeit, ist das Buch ganz klar die ideale Lektüre.

Für ein herrliches Feeling sorgen dann auch die vielen kleinen wunderhübschen, stimmungsvollen schwarz-weiß Zeichnungen von Verena Körting. Ein unheimlich wirkender Vollmond; eine Eule, die nachts auf einem Ast sitzt; eine schwarze Katze, Grimassen schneidende Kürbisse – in diesem Buch kommt wirklich von Anfang an die reinste Halloweenstimmung auf.

Das Ende hat mich ebenfalls gänzlich zufriedenstellen können und obwohl es sehr abgeschlossen ist, lässt es genügend Spielraum für einen Folgeband. Also ich würde mich riesig über eine Fortsetzung freuen, ich würde dem Städtchen Hallowstone nur zu gerne einen erneuten Besuch abstatten und ein weiteres hexenstarkes Abenteuer mit Prue und ihren Freundinnen erleben.

Fazit: Ein wunderbares Lesevergnügen voller Geheimnisse, Spannung und Magie – perfekt geeignet für gemütliche Lesestunden auf dem kuscheligen Sofa, mit einer warmen Tasse Tee und einem leckerem Stück Kürbiskuchen.
Trisha Kelly hat mit „Hallowstone: Der Zauber der Mitternachtsstadt“ einen ganz tollen Kinderroman ab 10 Jahren aufs Papier gebracht, mit welchem sie mich komplett verzaubern konnte. Die Geschichte steckt voller wertvoller Botschaften, fantasievoller Ideen und überraschender Wendungen, sie verströmt eine zauberhafte Atmosphäre und lädt durchweg zum Mitfiebern ein. Ich habe wunderschöne Lesestunden mit dem Buch verbracht und kann es jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Ein zauberhaftes und wunderschön illustriertes Vorlesebuch

Der geheime Garten
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„Der geheime Garten“ zählt schon seit langem zu meinen absoluten Lieblingsklassikern der Kinderliteratur. Dieses Werk ist einfach einzigartig und definitiv zurecht zu so einem beliebten und bekannten Klassiker ...

„Der geheime Garten“ zählt schon seit langem zu meinen absoluten Lieblingsklassikern der Kinderliteratur. Dieses Werk ist einfach einzigartig und definitiv zurecht zu so einem beliebten und bekannten Klassiker geworden. Als ich hörte, dass der Atrium Verlag in diesem Herbst eine prächtig illustrierte Vorlesebuchausgabe von Frances Hodgson Burnetts geheimen Garten herausbringen wird, war meine Freude groß. Da stand für mich natürlich sofort fest, dass ich sie unbedingt bei mir einziehen lassen muss.

Die zehnjährige Mary Lennox ist in Indien aufgewachsen, wo sie ein sehr trostloses und einsames Leben geführt hat. Sie hat nie Liebe und Fürsorge erfahren dürfen, wodurch sie sich zu einem ziemlich unfreundlichen und verwöhnten Trotzkopf entwickelt hat.
Nach dem Tod ihrer Eltern wird Mary nach England geschickt, zu dem riesigen, prachtvollen Landgut ihres Onkels. Hier soll die Waise fortan leben. Das große Anwesen mit seinen vielen Zimmern steckt voller Geheimnisse und weckt sehr schnell die Neugierde des jungen Mädchens. Was sind das nur für unheimliche Schreie, die immer wieder nachts durch die Gänge hallen und bei denen alle behaupten, sie nicht vernommen zu haben? Und was hat es mit dem geheimen Garten auf sich, der seit vielen Jahren verschlossen ist? Mary möchte diesen verborgenen Garten unbedingt besuchen. Als sie den Schlüssel zu diesem magischen, verwilderten Ort findet, beginnt ein aufregendes Abenteuer für sie...

Dass ich diese Ausgabe von „Der geheime Garten“ lieben werde, ist mir bereits klar gewesen als ich das Cover das erste Mal sah. Sieht es nicht toll aus? Also um mich war es wirklich sofort geschehen, ich finde es unglaublich hübsch.
Mir hat das Cover auch definitiv nicht zu viel versprochen: Wie ich es mir schon gedacht habe, bin ich völlig begeistert von dem Buch. Die Geschichte wurde meiner Ansicht nach rundum gelungen für jüngere Kinder vereinfacht nacherzählt und die Innengestaltung ist einfach nur zum Träumen schön. Mit diesem Vorlesebuch hat der Atrium Verlag ein echtes Schätzchen herausgebracht, welches ich aus vollem Herzen jedem nur empfehlen kann.

Ich finde, dass es der britischen Autorin Geraldine McCaughrean wirklich hervorragend geglückt ist die ursprüngliche Geschichte in eine gekürzte und altersgerechte Fassung umzuwandeln, ohne das der Charme des Originals dabei verloren geht. Es wurden natürlich viele Details weggelassen und die Sprache ist sehr einfach gehalten, aber in meinen Augen ist alles Wichtige enthalten und die Erzählweise habe ich als genau richtig für ein Vorlesebuch ab 5 Jahren empfunden. Für mich kam von den ersten Seiten an meine geliebte „Der geheime Garten“ - Stimmung auf, in welche ich gar nicht oft genug eintauchen kann. Wie im Original, so nimmt uns auch Geraldine McCaughrean zuerst nach Indien mit, wo wir unsere Hauptprotagonistin Mary Lennox kennenlernen dürfen, die zu dem Zeitpunkt noch ein furchtbar verzogenes und unausstehliches Kind ist. Gemeinsam mit ihr wird es uns nach dem Tod ihrer Eltern nach England zu ihrem reichen Onkel verschlagen, bei dem sie fortan leben soll. Mir hat es mal wieder einfach nur tierisch viel Freude bereitet mitzuverfolgen wie aus der trotzköpfigen und blassen Mary ein lebensfrohes und gesundes Mädchen werden wird und zusammen mit ihr und ihren neuen Freunden eine Zeit voller Geheimnisse, Magie und Wunder zu erleben.

Da die Story sicherlich den meisten bekannt ist, werde ich auf die genaue Handlung nun nicht weiter eingehen. Euch erwartet auf jeden Fall auch in dieser Ausgabe eine zeitlose Geschichte, die anfangs recht betrübt und traurig ist, die aber zunehmend immer sonniger und fröhlicher wird und lauter herzerwärmende und berührende Momente enthält. Sie entführt uns Leserinnen in den wohl bezauberndsten Garten aller Zeiten und vermittelt viele bedeutsame Botschaften und Werte wie Freundschaft, Hilfsbereitschaft und die heilende Kraft der Natur.

Von den Charakteren möchte ich euch aber gerne noch kurz berichten. Natürlich begegnen wir auch in dieser Nacherzählung von Frances Hodgson Burnetts namhaften Klassiker den zahlreichen Gesichtern aus der herkömmlichen Fassung. Die freundliche Martha, der liebenswerte Dickon, der mürrische, aber herzensgute Gärtner Ben, der schwerkranke Colin, der wie Mary eine wunderbare Entwicklung durchmachen wird, und die weiteren Figuren – allesamt sind sie mit von der Partie und verzücken uns Leser
innen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Besonderheiten.

Kommen wir nun zu der Innengestaltung. Von dieser könnte ich euch ohne Ende etwas vorschwärmen. Ich muss unbedingt noch recherchieren gehen, was die Illustratorin Margarita Kukhtina sonst noch so bebildert hat, denn ich bin total verliebt in ihren Zeichenstil. Wir kommen in den Genuss von vielen, wirklich vielen farbigen Bildern, zahlreiche davon ganzseitig, einige sogar doppelseitig, und alle sind sie einfach nur ein Traum und machen die Erzählung nur noch wundervoller und lebendiger. Indien ist sehr farbenfroh; die Seiten, die das Hochmoor von Yorkshire und den Landsitz von Marys Onkel zeigen, sind in recht dunklen Farben gehalten und verströmen etwas herrlich Düsteres und Geheimnisvolles und der verborgene Garten entwickelt sich von einem tristen Ort in ein magisches, leuchtend buntes Paradies.
Es ist einfach nur das reinste Vergnügen die Geschichte von „Der geheime Garten“ mit den märchenhaften Illustrationen von Margarita Kukhtina neu kennenlernen und erleben zu dürfen.

Fazit: Ein zauberhaftes Vorlesebuch von „Der geheime Garten“ – großartig nacherzählt und wunderschön illustriert.
Auf das Vorlesebuch von einem meiner liebsten Kinderbuchklassiker habe ich mich eindeutig zurecht so sehr gefreut: Ich bin vollkommen verzaubert von dieser Ausgabe. Geraldine McCaughreans Nacherzählung von „Der geheime Garten“ ist das perfekte Buch für die ganze Familie und ein großes Muss für alle Kinderbuchliebhaber und Klassikerfans. Ob Jung oder Alt – ich kann dieses Schmuckstück jedem nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Eine spannende & außergewöhnliche dystopische Abenteuergeschichte

Streuner - Auf der Suche nach Hoparion
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Da ich die Bücher von Rüdiger Bertram immer sehr gerne lese, war meine Neugierde umgehend geweckt als ich das erste Mal von seinem neuen Buch „Streuner – Auf der Suche nach Hoparion“ hörte. Cover und Klappentext ...

Da ich die Bücher von Rüdiger Bertram immer sehr gerne lese, war meine Neugierde umgehend geweckt als ich das erste Mal von seinem neuen Buch „Streuner – Auf der Suche nach Hoparion“ hörte. Cover und Klappentext sprachen direkt an – für mich stand sofort fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Es gibt drei Regeln: Nummer 1: Hunde sind gefährlich. Nummer 2: Halte dich von ihnen fern. Nummer 3: Überlebe!
Seit dem TAG ist alles anders. Die Welt hat sich in eine graue, trockene Wüste verwandelt, viele Menschen sind gestorben, es gibt kaum noch Strom, Wasser und Essen und wilde Hunderudel haben die Herrschaft übernommen. Ganz auf sich alleine gestellt kämpfen Judith und ihr kleiner Bruder Abrogast in dieser gefährlichen Welt ums Überleben. Sie befinden sich auf der Suche – auf der Suche nach Hoparion, dem Ort, an dem es angeblich genug Wasser und Nahrung geben soll und Menschen und Hunde in Frieden zusammenleben. So hat es zumindest ihr Vater immer erzählt. Ob es diesen Ort wirklich gibt, wissen die Geschwister nicht. Sie halten dennoch an diesem Ziel fest, stolpern durch die staubige Einöde und schlafen nachts auf Bäumen, um sich vor wilden Hunden zu schützen. Auf ihrer Reise begegnen sie schließlich dem Mädchen Bilkis, die sich selbst als Kriegerin bezeichnet und sich Geschwistern anschließt. Als sie kurz darauf von einem Rudel angegriffen werden, bekommen sie überraschend Hilfe von drei Hunden: Nipper, Dash und Stubby. Diese drei Streuner sind anders, sie sind nicht böse und gefährlich. Die Streuner ziehen zu sechst weiter. Ob ihr Weg sie wohl nach Hoparion führen wird?

Von Rüdiger Bertram kenne ich in erster Linie witzig-schräge Kinderbücher, allerdings habe ich vor ein paar Jahren auch seinen historischen Abenteuerroman „Der Pfad“ gelesen, mit welchem er unter Beweis gestellt hat, dass er auch das Schreiben von ernsthaften Geschichten voll drauf hat. Mich zumindest hat er mit dem Buch damals gänzlich überzeugen können.
Mit „Streuner“ beschert uns der deutsche Autor nun also ein weiteres Werk, das nicht voller Humor steckt. Wie es mir gefallen hat? Richtig gut! Ich habe mir eindeutig nicht zu viel von dem Buch erhofft: Ich bin echt begeistert von dem, was mich in „Streuner“ erwartet hat. In meinen Augen ist Rüdiger Bertram mit seiner ersten Dystopie (die zugleich auch sein erster Hunderoman ist) etwas ganz Besonderes gelungen. Solltet ihr gerne in dystopische Abenteuergeschichten eintauchen, eine Schwäche für Hunde haben und Bücher mögen, die aus der Sicht von Tieren erzählt werden, kann ich euch „Streuner“ nur ans Herz legen. Allerdings sollte man nicht jünger als 10 Jahre sein. Ich muss sagen, dass ich mit der Altersangabe vonseiten des Verlags etwas hadere. Für manche zehnjährige Kids mag das Buch bestimmt schon etwas sein, aber da es insgesamt sehr ernst und auch drückend ist und stellenweise recht traurig, würde ich persönlich es erst ab 12 Jahren empfehlen.

Mir hat diese etwas beklemmende Grundstimmung, die von Beginn an herrscht, sehr gut gefallen. Ich habe sie in keinster Weise als unangenehm empfunden, für mich hat sie einfach wunderbar zur Story gepasst. Und keine Sorge, zu schwer wird die Atmosphäre auch nicht. Rüdiger Bertram hat die Menge an Ernst und Düsterkeit meiner Ansicht nach perfekt dosiert und eine genau richtige Leichtigkeit hinzugefügt. Die Kapitel, die aus dem Blickwinkel von Hund Nipper geschrieben sind, haben mir sogar den ein oder anderen kleinen Schmunzler gelockt.

Eine der größten Besonderheiten dieses Buches ist definitiv die Art und Weise wie es erzählt wird. Die Geschichte wird im Wechsel von Menschenmädchen Judith und dem einohrigen Hund Nipper geschildert, jeweils in der Ich-Form, und bei mir hat dieser Erzählstil ganz klar komplett punkten können. Er gestaltet das Leseerlebnis so schön abwechslungsreich und mitreißend, sodass von Beginn an ein fesselnder Lesesog geschaffen wird und da die zwei verschiedenen Sichtweisen unterschiedliche Schriftarten besitzen, weiß man jederzeit wer gerade an der Reihe ist mit dem Erzählen.

Ich habe unseren beiden Hauptprotagonisten sofort in mein Herz geschlossen. Judith fand ich einfach klasse, sie ist für Alter beeindruckend taff und tapfer und eine wundervolle große Schwester. Ich habe Judith zutiefst für ihre Stärke und Entschlossenheit bewundert und zu sehen, wie liebevoll sie sich um ihren kleinen Bruder Abrogast kümmert, hat mich sehr berührt.
Mit Nipper hat der Autor ebenfalls eine starke Figur erschaffen. Nipper besitzt nur noch ein Ohr und kann nicht mehr riechen, findet sich aber dennoch prima zurecht. Dieser einohrige Streuner ist wahrlich ein einzigartiger Hund und wird, wie ich finde, sehr authentisch dargestellt. Er spricht stets in ziemlich kurzen Sätzen, lässt öfters sogar die Personalpronomen weg und Dinge, die er nicht kennt, erhalten von ihm neue Bezeichnungen. So nennt er beispielsweise Kamele Höckertiere. Also ich finde, dass es Rüdiger Bertram wirklich richtig gut gelungen ist aus der Perspektive eines Hundes zu schreiben.

Mit der Ausarbeitung der weiteren Charaktere hat mich Rüdiger Bertram ebenfalls überzeugen können. Judiths süßer kleiner Bruder Abrogast (von seiner Schwester stets Abro genannt), die mutige und ausgefuchste Bilkis, Nippers Gefährten Dash und Stubby - ich fand sie allesamt großartig und habe sie nur zu gerne auf ihrer gefahrvollen und beschwerlichen Suche nach Hoparion begleitet.

Was genau unsere sechs Streuner auf ihrer Reise alles erleben und ob sie am Ende dieses mysteriöse Hoparion finden werden, werde ich euch hier nicht erzählen, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Euch erwartet auf jeden Fall ein spannungsreiches und fantasievolles Abenteuer voller Geheimnisse, Gefahren und emotionaler und ergreifender Momente. Mich haben die Geschehnisse durchweg völlig in ihren Bann ziehen können, sodass ich das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen habe.

Von dem Setting möchte ich euch aber unbedingt noch berichten. Sofern ich nichts überlesen habe, wird kein Jahr genannt, in welchem wir uns befinden, aber die Geschichte wird wohl in nicht allzu ferner Zukunft spielen. So weiß man beispielsweise, dass vor dem TAG, der alles verändert hat, noch Walkmans und Kassetten existiert haben (Fans vom kleinen Drachen Kokosnuss werden bei diesem Buch übrigens großen Grund zur Freude haben).
Auch bezüglich des TAGES werden wir Leserinnen etwas im Unklaren gelassen. Es muss jedenfalls etwas ganz Furchtbares passiert sein, sodass sich unsere Welt, wie wir sie kennen, in eine graue Wüste verwandelt hat und alle Menschen, die diesen schicksalshaften 31. Mai überstanden haben, in ständiger Angst vor den Hunden ums Überleben kämpfen müssen.
Mir hat die Zukunftswelt, die Rüdiger Bertram entworfen, unheimlich gut gefallen. Die düstere, geheimnisvolle und unheilschwangere Stimmung hat es mir, wie bereits erwähnt, sofort angetan, und die Idee, dass die Herrschaft von wilden Hunderudeln übernommen wurde, finde ich äußerst originell und faszinierend.

Das Ende hat mich zuerst ein wenig unzufrieden zurückgelassen, da es recht offen ist. Nachdem ich aber ein bisschen über den Schluss nachgedacht habe, finde ich ihn doch sehr gelungen. Er passt auf jeden Fall zur Story und macht zudem Hoffnung auf eine Fortsetzung. Ich persönlich gehe zwar davon aus, dass es bei „Streuner“ um einen Einzelband handelt, aber wer weiß, vielleicht irre mich ja auch. Also ich würde mich sehr über ein Wiedersehen mit Judith, Nipper und Co. freuen.

Fazit: Packend, cool und außergewöhnlich. Ein spannender Dystopieroman voller Abenteuer und Gefahren.
Mir hat Rüdiger Bertram mit „Streuner – Auf der Suche nach Hoparion“ tolle Lesestunden bereiten können. Ich war durchweg am Mitfiebern und Mitbangen und wollte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. Bis auf den Punkt, dass ich die Handlung für 10-jährige Leser
innen zu düster und traurig finde, kann ich mich nur begeistert zu dieser dystopischen und hundestarken Geschichte über Freundschaft, Mut und Zusammenhalt äußern. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein unheimlich fesselnder und cleverer Jugendthriller!

The Girls I've Been
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Bei „The Girls I've Been“ war ich sofort Feuer und Flamme. Zu Jugendthrillern greife ich immer wahnsinnig gerne und Coming-of-Age-Romane fallen ebenfalls vollkommen in mein Beuteschema. Da „The Girls I've ...

Bei „The Girls I've Been“ war ich sofort Feuer und Flamme. Zu Jugendthrillern greife ich immer wahnsinnig gerne und Coming-of-Age-Romane fallen ebenfalls vollkommen in mein Beuteschema. Da „The Girls I've Been“ beides enthält und der Klappentext zudem einfach nur mega gut klang, zögerte ich keine Sekunde lang und ließ das Buch bei mir einziehen.

Als Tochter einer Trickbetrügerin hat Nora schon viele verschiedene Mädchen spielen müssen und blickt auf eine sehr schwere Kindheit zurück. Erst mit zwölf ist ihr die Flucht aus diesem Leben geglückt und es folgten fünf recht normale Jahre. Doch als sie gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Wes und ihrer neuen großen Liebe Iris in einen Banküberfall gerät, holt ihre Vergangenheit sie ein. Um sich und ihre Freunden zu retten, bleibt Nora nichts anderes übrig als auf die Tricks ihrer alten Persönlichkeiten zurückzugreifen.

Dies war mein erstes Werk aus der Feder von Tess Sharpe und es wird sicherlich nicht mein letztes gewesen sein. Mir hat der Klappentext eindeutig nicht zu viel versprochen: Ich bin richtig begeistert von dem, was mich zwischen den knallig roten Buchdeckeln erwartet hat. In meinen Augen hat die US-amerikanische Autorin Tess Sharpe mit „The Girls I've Been“ einen absolut überzeugenden und hochspannenden Jugendthriller aufs Papier gebracht, mit dem sie uns eine wunderbare Mischung aus Nervenkitzel, Humor, Ernst und Tiefgang beschert. Ich sollte besser mal vorwarnen: Bei diesem Buch herrscht definitiv von Beginn an eine echte Suchtgefahr. Die Handlung kann von den ersten Seiten an mit einem hohen Spannungsfaktor aufwarten und entwickelt einen Lesesog, den man sich kaum mehr entziehen kann. Bei mir zumindest war es so. Mich hat die Story umgehend in ihren Bann ziehen und durchgehend an die Seiten fesseln können. Das Ergebnis? Ich habe das Buch innerhalb kurzer Zeit verschlungen.

Ich hatte einen super Einstieg. Der mitreißende und spritzige Schreibstil gefiel mir auf Anhieb, für mich hat er sich angenehm flüssig lesen lassen, und dass die Kapitel so schön kurz sind, hat mich sehr gefreut. Lange Kapitel kann ich irgendwie so gar nicht ab.
Mit der Erzählweise hat das Buch ebenfalls gänzlich bei mir punkten können. Die Geschichte entführt uns sowohl ins Heute als auch ins Früher und wird größtenteils aus der Sicht von Nora in der Ich-Perspektive geschildert. Mir haben die ständigen Zeitwechsel total gut gefallen und obwohl wirklich viel hin und her gesprungen wird, habe ich mich jederzeit mühelos zurechtfinden können. Die Zeitsprünge wurden prima kenntlich gemacht, sowohl die Kapitelüberschriften als auch die Farbgebung der Seiten machen stets sofort deutlich, wo wir uns zeitlich gerade befinden. Der gesamte Aufbau des Buches ist wirklich genial gemacht und außergewöhnlich.

Auf die Frage, was mir besser gefallen hat, die Erzählungen in der Gegenwart oder die in der Vergangenheit, könnte ich keine klare Antwort geben. Beides hat seinen Reiz. Die gegenwärtigen Passagen berichten von dem Banküberfall, in welchen Nora und ihre Freunde verwickelt werden und da dieser unheimlich spannend beschrieben wird, kommt man aus dem Mitfiebern und Mitbibbern gar nicht mehr heraus.
Die zahlreichen Rückblenden wiederum liefern uns einen äußerst interessanten – und auch erschütternden – Einblick in Noras Vergangenheit. Da hat es mich schockiert zu sehen, was unsere Protagonistin schon in jungen Jahren Schweres durchmachen musste, zugleich fand ich es aber ungemein faszinierend ihre fünf verschiedenen Persönlichkeiten kennenzulernen, die sie im Laufe ihres Lebens verkörpert musste. Rebecca, Samantha, Haley, Katie, Ashley – diese fünf völlig verschiedenen Mädchen hat Nora aufgrund ihrer kriminellen Mutter schon sein müssen. Selbst Nora ist nicht ihr richtiger Name – wie dieser lautet, erfahren wir erst ganz am Schluss des Buches.
Unsere Ich-Erzählerin hat zweifellos eine echt krasse und heftige Zeit hinter sich, das wird bei den Rückblicken sofort deutlich. Kein Wunder, dass sie sich zu einer knallharten und abgebrühten Person entwickelt hat.

Mit Nora hat die Autorin eine starke und verdammt coole Protagonistin erschaffen. Nora ist schlagfertig, smart, bi-sexuell und beeindruckend clever und mutig, sie nimmt kein Blatt vor den Mund und würde alles tun um die sie zu beschützen, die sie liebt. Ich fand Nora einfach klasse. Besonders gut gefallen hat mir, dass sie nicht ausschließlich als die perfekte und unerschrockene Heldin dargestellt wird, sondern auch mal Schwäche zeigt. Stellenweise war ich zwar kurz am überlegen, ob ich ihr ziemlich ausgekochtes Auftreten nicht vielleicht doch etwas too much und unglaubwürdig finde, aber da Nora wirklich eine sehr traumatische Zeit hinter sich hat und niemals richtig Kind sein konnte, habe ich ihr Verhalten letztendlich doch als sehr realistisch empfunden.

Die weiteren Charaktere haben mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen. Allesamt wurden sie authentisch und facettenreich ausgearbeitet und so gut wie jeder von ihnen hat sein oder ihr Päckchen zu tragen. Da hätten wir beispielsweise Noras neue Liebe Iris, die ähnlich viel Schneid und Mumm hat wie Nora und nicht auf den Mund gefallen ist, und Wes, Noras Ex-Freund, der ein herzensguter Kerl ist. Ich mochte die beiden vom ersten Moment an und wie die Beziehung der drei Freunde dargestellt wird, fand ich großartig.
Iris und Wes haben es allerdings beide nicht leicht im Leben und schon einiges durchmachen müssen. Genauso wie Noras große und deutlich ältere Schwester Lee, die aufgrund der Mutter ebenfalls auf eine dunkle Vergangenheit zurückblickt. Insgesamt greift Tess Sharpe wirklich viele schwere Themen auf wie Traumata, Gewalt, Kindesmissbrauch und sexuelle Übergriffe. Sie behandelt all dies aber mit einer genau richtigen Leichtigkeit und viel Sensibilität, sodass die Handlung niemals zu ernst und bedrückend wird. Die Geschichte wühlt aber zweifellos auf und bewegt einen zutiefst. „The Girls I've Been“ ist ganz klar kein typischer YA-Thriller, in diesem Buch steckt so viel mehr als nur eine explosive und unterhaltsame Story.

Das Ende hat mich ebenfalls überzeugen können. Es ist emotional, berührend und schließt die Geschichte zufriedenstellend und stimmig ab. Dies war also mein Werk von Tess Sharpe und ich hoffe sehr, dass ich in absehbarer Zeit dazu kommen werde, auch noch ihre anderen Bücher kennenzulernen.

Fazit: Clever, cool, unglaublich packend. Ein fesselndes und intensives Lesevergnügen!
Tess Sharpe hat mit „The Girls I've Been“ einen rundum gelungenen Thriller geschrieben, mit welchem sie mich vollkommen begeistern konnte. Die Story steckt voller atemloser Spannung und vielschichtiger Charaktere, sie ist erstaunlich tiefgründig und bewegend und wird auf eine einzigartige und intelligente Weise erzählt. Ich habe das Buch kaum mehr aus der Hand legen können und so richtig weggeatmet. Wer gerne spannungsgeladene Jugendthriller mit Tiefgang und starken, toughen Heldinnen liest, sollte sich „The Girls I've Been“ unbedingt mal genauer anschauen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 20.10.2021

Ein absoluter Pageturner mit Sogwirkung!

Shelter
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Seit „Erebos“ bin ich ein riesengroßer Fan von Ursula Poznanskis Jugendthrillern; für mich sind sie schon längst absolute Must-Haves. Dem Erscheinen ihres neuen Jugendbuchtitels habe ich daher ganz ungeduldig ...

Seit „Erebos“ bin ich ein riesengroßer Fan von Ursula Poznanskis Jugendthrillern; für mich sind sie schon längst absolute Must-Haves. Dem Erscheinen ihres neuen Jugendbuchtitels habe ich daher ganz ungeduldig entgegen gefiebert. Auf „Shelter“ war ich wahnsinnig gespannt!

Nach einer rauschenden Geburtstagsparty sitzen am Ende nur noch Benny, seine beiden Mitbewohner Nando und Liv und ihre Freunde Till und Darya in der WG. Als die Sprache auf ein Geburtstagsgeschenk von Nando fällt, welches er von einem Pärchen bekommen hat, das an das Übersinnliche glaubt, kommt der Clique auf einmal die Idee, eine eigene Verschwörungstheorie zu erfinden und im Netz zu veröffentlichen. Alle sind sich sofort einig, dass sie dieses Experiment starten möchten; vor allem Liv, die bei dem Ganzen ein Thema für ihre Bachelorarbeit wittert, ist Feuer und Flamme. Die Freunde posten kurzerhand eine völlig abstruse Alieninvasion-Story auf verschiedenen Social Media Kanälen und verbreiten ein von ihnen entworfenes Zeichen überall in der Stadt. Was eigentlich nur ein Spaß sein sollte, wird sehr schnell bitterer Ernst. Zur Überraschung aller glauben viele Menschen der Geschichte und es werden rasend schnell mehr. Im Nu hat sich eine große Anhängerschaft gebildet und die Aktion artet zunehmend aus. Als dann auch noch ein rätselhafter Unbekannter auf der Bildfläche erscheint, der sich Octavio nennt und behauptet, der Drahtzieher des Ganzen zu sein, eskaliert die Situation völlig. Ehe es sich die Freunde versehen, schweben sie in großer Gefahr.

Da ich bisher alle Jugendbücher aus der Feder von Ursula Poznanski so richtig gefeiert habe, habe ich mir von ihrem neuen Werk natürlich enorm viel erhofft...Vielleicht zu viel? Nein, zum Glück nicht! Die österreichische Bestsellerautorin hat es mal wieder geschafft: Sie hat mich mal wieder völlig vom Hocker hauen können. Ich finde ihren neuen Jugendthriller einfach großartig! Die hochspannende und perfekt ausgearbeitete Story; die brisante Thematik, die sie dieses Mal ausgewählt hat; der Schreibstil, die Charaktere – allererste Sahne, meine immens hohen Erwartungen konnten definitiv vollkommen erfüllt werden. Ich habe „Shelter“ regelrecht inhaliert und hatte einfach nur tierisch viel Spaß dabei.

Ich hatte einen super Einstieg in das Buch. Wie ich es aus meinen bisherigen Werken von Ursula Poznanski gewohnt bin, hat sie mich mit ihrem Sprachstil auch dieses Mal sofort komplett abholen können, für mich hat er sich mal wieder hervorragend lesen lassen.
Auch die Handlung konnte mich von Anfang an mitreißen und begeistern. Beginnen tut die Geschichte mit der Party, auf welcher unser Hauptprotagonist Benny und seine Clique auf die verrückte Idee kommen, eine total aberwitzige Verschwörungstheorie im Netz zu verbreiten, mit der sie zeigen wollen, wie leichtgläubig und naiv doch viele Menschen sind. Bereits das Planen des Projekts und die ersten Ausführungen der Jugendlichen sorgen für jede Menge Spannung, sodass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören mag. Bei mir zumindest war es so. Ich habe ganz gebannt verfolgt wie Benny und seine Freunde die absurde Story mit den Außerirdischen ins Leben rufen, sie kurz danach gemeinsam losziehen um ihr erdachtes Symbol an Hauswände und andere Orte überall in der Stadt zu sprayen und danach auf Fake-Accounts Bilder von dem gesprühten Zeichen in den sozialen Medien posten. Dass diese Aktion vollkommen aus dem Ruder laufen wird, verrät ja bereits der Klappentext, aber auch ohne ihn zu kennen, ist einem Leserinnen natürlich sofort klar, dass das Ganze eskalieren wird.

Mich haben die Geschehnisse durchweg in Atem in halten können, Langeweile kam für mich an keiner Stelle auf. Die Handlung kann mit zahlreichen unvorhersehbaren Wendungen und jeder Menge Nervenkitzel und Rätselhaftigkeiten aufwarten, sodass man aus dem Mitfiebern gar nicht mehr herauskommt und ordentlich ins Mitraten gerät. Welche Auswirkungen wird die Verschwörungstheorie haben? Wie sehr wird sie sich verselbständigen? Und wer ist dieser mysteriöse Octavio, der das Ganze plötzlich an sich reißt und behauptet der Urheber der Aktion zu sein? Hach, so spannend, sag ich euch! Im Schreiben von packenden Geschichten mit Sogwirkung, die uns Leser
innen ständig hinters Licht führen und bis zum Schluss im Dunkeln tappen lassen, ist die Ursula Poznanski zweifellos eine wahre Meisterin.

Worin sie ebenfalls eine echte Könnerin ist: Eine fiktive Story so real und nachvollziehbar darzustellen, dass sie sich beängstigend echt anfühlt. Dieses Mal bekommen wir also mit einer Verschwörungstheorie zu tun. Wie Ursula Ponzanski die Entwicklungen des Experiments beschreibt, ist einfach klasse! Mich hat es entsetzt zu sehen, wie viele Menschen auf das Alien-Lügenmärchen hereingefallen und wie schnell sich aus vereinzelten Anhängern eine große Gruppe an radikalen Fanatikern bildet. Ich habe diesen Prozess als völlig glaubwürdig dargestellt empfunden; ich denke durchaus, dass es so auch in der Realität ablaufen könnte. Die digitale Welt kann einfach so manipulativ und gefährlich sein; mir wurde das hier noch mal so richtig vor Augen geführt.

Mit den Charakteren hat mich die österreichische Autorin ebenfalls überzeugen können. Wir bekommen es mit einer Vielzahl von sehr interessanten Figuren zu tun, die allesamt authentisch skizziert wurden und mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften für ein unvergessliches Leseerlebnis sorgen.
Besonders liebgewonnen habe ich unseren Hauptprotagonisten Benny, aus dessen Sicht wir alles in der dritten Person erfahren. Benny war mir auf Anhieb sympathisch, ich mochte seine liebenswerte und mutige Art total gerne und habe mich jederzeit problemlos in ihn hineinversetzen können. Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch, dass wir erst zum Ende hin erfahren, welches große Päckchen er mit sich herumträgt. Dass etwas Schlimmes und Traumatisches in seiner Vergangenheit vorgefallen ist, wird relativ zu Beginn deutlich. Als Leser*in ahnt man recht schnell, was es in etwa sein könnte, aber die genaue Antwort erhalten wir wie gesagt erst sehr spät im Buch.

Auch das Ende konnte gänzlich bei mir punkten. Für mich wurde alles zufriedenstellend und stimmig aufgelöst, sodass ich das Buch mit großer Begeisterung wieder habe zuklappen können.

Und zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Cover. Sieht es nicht toll aus? Also ich liebe es. Ich glaube, für mich ist es das bisher schönste Poznanski-Cover. Die Farben, die schimmernden Elemente, das eingeprägte rote Zeichen, die hochwertige Verarbeitung – designmäßig hat es der Loewe Verlag echt voll drauf, der Einband ist einfach nur der reinste Augenschmaus.

Fazit: Fesselnd, erschreckend realistisch, absolut genial. Ein wahrer Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen kann!

Mich hat Ursula Poznanski mit ihrem neuen Jugendbuch auf ganzer Linie überzeugen können. Für mich hat sich „Shelter“ zu einem echten Lesehighlight entwickelt. Der österreichischen Bestsellerautorin ist es mal wieder meisterhaft gelungen einen extrem spannungsgeladenen und perfekt durchdachten Jugendthriller mit einer brandaktuellen Thematik zu schreiben, der fesselt, aufwühlt, schockiert und nachhallt. Ich habe das Buch verschlungen und kann nur sagen: Unbedingt lesen! Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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