Ein wunderbares Bilderbuch zum Mitrocken, Schmunzeln & Mitjubeln
Lizzy LangbeinIn einer nebligen, verregneten Gegend steht ein altes nobles Anwesen, das an vergangene Zeit erinnert. Hier wohnt die Familie Langbein, in der Tradition groß geschrieben wird. Passend zum angestaubten ...
In einer nebligen, verregneten Gegend steht ein altes nobles Anwesen, das an vergangene Zeit erinnert. Hier wohnt die Familie Langbein, in der Tradition groß geschrieben wird. Passend zum angestaubten Ambiente wird Anzug, Reifrock und Rüschenhemd getragen und in einem großen protzigen Saal wird immer auf dieselbe leidenschaftslose und gelangweilte Art und Weise musiziert. Steif und mit ernster Miene werden Keybord, Geige, Kontrabass und Dudelsack die Klänge entlockt, denn Spaß bei der Musik ist im Hause Langbein verboten. Spinnentochter Lizzy Langbein aber hat keine Lust mehr auf diese unlustige und eintönige Dudelei und den ganzen Protz und Prunk. Sie möchte etwas ändern, auf den Tasten so richtig auf die Pauke hauen. Zu Hause stößt das pinkhaarige Spinnenmädchen jedoch nur auf Unverständnis, Lizzy muss also Gleichgesinnte finden. Nur wie? Da hat sie eine Idee. Na klar, ein Festival muss her! Nachdem Lizzy überall Flyer verteilt hat, kommen sie in Scharen, jeder, der Musik liebt, tummelt sich in der Villa Langbein. Sogar Marie Käferchen und Walter Falter sind dabei. Doch wie wird wohl Lizzys Familie auf dieses wilde Festival-Getümmel reagieren?
Was war meine Freude groß als ich hörte, dass Kai Lüftner und Wiebke Rauers nach Marie Käferchen und Walter Falter ein weiteres musikalisches Krabbeltier erschaffen haben. Nun tritt also Spinnenmädchen Lizzy Langbein auf die Bühne – und wie nicht anders zu erwarten war, rockt sie genauso zauberhaft-fetzig-farbenfroh über die Seiten wie ihre beiden Vorgänger.
In mitreißenden, originellen Reimen erzählt Wortkünstler Kai Lüftner die Geschichte von der rebellischen Lizzy Langbein, die uns zeigt, dass es sich manchmal lohnt, mit Traditionen zu brechen und gegen andere aufzulehnen, Dinge zu verändern und Neues auszuprobieren. Sie ermutigt uns dazu, unseren Leidenschaften nachzugehen und Ideen und Ziele zu verwirklichen.
Anfangs kommen die Verse ein wenig schwermütig-trist daher und veranschaulichen somit gekonnt das eintönige Familienleben im Hause Langbein. Dies ändert sich jedoch, sobald Lizzy aus der Reihe tanzt und die Sau rauslässt. Nun klingen die Zeilen wild und fröhlich und während man begeistert den Takt mitklopft, lernen die jungen Zuhörer*innen nebenbei auch noch ein paar neue Begriffe kennen wie Prunk, Protz und etepetete. Kai Lüftners Verse sind auch diesmal etwas herausfordernder, eignen sich aber dennoch sehr gut zum Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren.
Die Illustratorin Wiebke Rauers hat der Erzählung mit ihrem unverwechselbaren Stil Leben eingehaucht. Ihre bunten und ausdrucksstarken Illustrationen sind genauso humorvoll und kreativ wie der Text und bilden mit ihm gemeinsam wie gewohnt eine perfekte Einheit. Sie sind einfach wieder der reinste Augenschmaus, vor allem die Mimik der Figuren ist erneut herrlich anzuschauen, man kommt da aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus.
Ganz hinten im Buch erwartet einen dann noch ein tolles Gimmick: Sechs knallig bedruckte, kultige Festival-Bändchen, mit denen sich die Geschichte noch besser rocken lässt.
Fazit: Kai Lüftner und Wiebke Rauers haben wieder einmal eine wunderbare Teamarbeit geleistet und mit dem dritten Band ihrer musikalischen Krabblerreihe einen weiteren bezaubernden Bilderbuch-Hit erschaffen. „Lizzy Langbein“ ist eine hinreißend gereimte und illustrierte Geschichte, die ordentlich Schwung in die Bude bringt und einfach gute Laune macht. Ein gelungenes Bilderbuch ab 4 Jahren zum Mitrocken und Mitjubeln. Ich kann auch diesen Band nur empfehlen, mein Herz hat Lizzy Langbein im Sturm erobert. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!