Profilbild von Corsicana

Corsicana

Lesejury Profi
offline

Corsicana ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Corsicana über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2018

Spannend. Aber die Protagonistin..

Das Flüstern der Insel
0

Alice und Chris sind ein glückliches Ehepaar, haben eine 6jährige Tochter und Alice ist wieder schwanger. Und dann verunglückt Chris tödlich. Auf einer Strasse, auf der er gar nicht sein sollte. Führte ...

Alice und Chris sind ein glückliches Ehepaar, haben eine 6jährige Tochter und Alice ist wieder schwanger. Und dann verunglückt Chris tödlich. Auf einer Strasse, auf der er gar nicht sein sollte. Führte Chris ein Doppelleben? War die Ehe vielleicht gar nicht so Bilderbuchmässig?

Alice versucht Alles, um diese Frage zu beantworten. Und verpasst so, ihrer Trauer Raum zu lassen und sich um die Trauer ihrer kleinen Tochter zu kümmern.
Nach vielen (unkonventionellen und schon recht grenzwertigen) Nachforschungen führt sie die Spur auf die kleine Insel Robin Island vor Cape Code.
Wird sie hier das Rätsel um Chris lösen können?
Selten ist mir die Bewertung eines Buches so schwer gefallen.
Einerseits schafft es der Autor, durch viele Vor- und Rückblenden, eine grosse Spannung aufzubauen. Die fast 600 Seiten sind schnell gelesen.
Andererseits wird die Protagonistin immer paranoider. Das kostet Sympathiepunkte. Und nervt manchmal beim Lesen.
Und der Autor wollte ein paar Geschichten zuviel erzählen. Das minderte ebenfalls das Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 07.03.2018

Kunst, Krimi, Tulpen

Tulpengold
0

Amsterdam 1636. Der 17 jährige Waise Pieter wird durch seinen Vormund als Maler-Lehrling ins Haus von Rembrandt vermittelt. Pieter ist sicherlich begabt. Aber seine Art ist ein wenig eigentümlich - heute ...

Amsterdam 1636. Der 17 jährige Waise Pieter wird durch seinen Vormund als Maler-Lehrling ins Haus von Rembrandt vermittelt. Pieter ist sicherlich begabt. Aber seine Art ist ein wenig eigentümlich - heute würde man es wohl als leichten Asperger-Autismus einordnen - damals musste sich seine Umwelt erst einmal an ihn gewöhnen. Aber dies geschieht schnell - auch wenn das Leben und Arbeiten im Hause von Rembrandt nicht immer einfach ist. Rembrandt selbst gibt zu viel Geld aus, hat seine schwierigen Seiten und behandelt seine Schüler nicht immer gerecht. Seine Frau Saskia bemüht sich, das Geld zusammen zu halten und den Haushalt zu organisieren.
Und dann sterben immer mehr Menschen an einer Vergiftung. Und alle Toten wurden vorher von Rembrandt gemalt. Hat Rembrandt etwas mit den Morden zu tun?


Pieter beginnt zu ermitteln. Und beweist zwischendurch sein Talent als Maler. Und als begnadeter Mathematiker. Denn er will wissen, wie hoch der Preis der Tulpenzwiebeln, die in der Zeit hoch gehandelt wurden, noch steigen kann.
Und irgendwie scheint er dem Täter zu nahe zu sein - denn Pieter wird nachts zusammengeschlagen. Wird Pieter die Rätsel lösen? Welche Rolle spielt die Schankwirtin Mareijke, mit der Pieter sich anfreundet?


Dies alles wird in einer modernen Sprache sehr unterhaltsam erzählt. Eine gelungene Mischung aus Historischem Roman und Krimi. Gut geschrieben, unterhaltsam. Man erfährt nebenher sehr viel über Rembrandt und seine Zeit und über den Tulpenhandel, der damals sehr wichtig war. Und es gibt einen sehr außergewöhnlichen Protagonisten, über den man gerne noch mehr lesen möchte. Hoffentlich gibt es eine Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.02.2018

Berührende, realistische Familiengeschichte

All die Jahre
0

Vorab: Ich mag die Bücher dieser Autorin einfach!

Warum? Die Schreibweise ist klar und verständlich, ohne oberflächlich zu sein. Die Geschichten sind überaus kunstvoll konstruier. Man kann in den Büchern ...

Vorab: Ich mag die Bücher dieser Autorin einfach!

Warum? Die Schreibweise ist klar und verständlich, ohne oberflächlich zu sein. Die Geschichten sind überaus kunstvoll konstruier. Man kann in den Büchern einfach versinken. Und die Geschichten haben Tiefgang. Schon "Die Verlobungen" hat mich damals sehr begeistert. Und auch dieses Buch habe ich sehr gerne gelesen - und war am Ende traurig, dass ich die Figuren nun gehen lassen musste - sehr gerne hätte ich noch erfahren, wie es weitergeht.

Für mich ist es genial, wie die Autorin es schafft, Protagonisten zu erschaffen, die bei weitem keine Helden sind. Und die den Leser doch sehr berühren.

Erzählt wird die Geschichte der beiden Schwestern Nora und Theresa und ihrer Familien. Sie wachsen in Irland auf. Und als es dort keine Zukunft mehr gibt, wandern sie in die USA aus. Der Verlobte von Nora wohnt schon dort und für Theresa gäbe es dort eine Chance, eine Ausbildung als Lehrerin zu beginnen. Eigentlich wäre Nora lieber in Irland geblieben, sie geht nur ihrer Schwester zuliebe mit. Denn die Verbindung zum Verlobten Charlie ist nicht die große Liebe. Es hätte eben nur gepasst, weil die Farmen nebeneinander lagen. Aber jetzt geht die Farm an den Bruder - und Charlie will sich in den USA eine Existenz aufbauen und dann wieder als gemachter Mann nach Irland zurückkehren. Aber man erfährt direkt zu Anfang des Buches, dass Charlie in den USA geblieben ist. Und, dass Nora und Charlie zusammen geblieben sind.

Für Nora scheinen sich also viele Träume nicht erfüllt zu haben. Und direkt am Anfang des Buches wird vom Tod ihres ältesten Sohnes berichtet.
Und was ist aus ihrer Schwester geworden? Und warum ist alles so gekommen, obwohl Theresa und Nora doch so viele Pläne hatten?

Die Geschichte wird in mehreren Zeit-Ebenen und mit Rückblenden erzählt, was die Geschichte gut gliedert und für Spannung sorgt.

Es zeigt sich, dass es ein großes Familiengeheimnis um den ältesten Sohn gibt. Der Leser merkt recht schnell, um welches Geheimnis es sich handelt. Aber die Familie weiß nicht Bescheid. Und im Grunde genommen geht es in diesem Buch darum: Es wird nicht genug miteinander geredet, vieles bleibt unausgesprochen: Uneheliche Kinder, Homosexualität, Alkoholsucht, begrabene Träume....
Jedes Familienmitglied kämpft mit seine eigenen Dämonen - und trotzdem gibt es auch Wärme und Zusammenhalt und Freude in der Familie. Denn eine andere Familie hat man nicht. Und jeder versucht, trotzdem seinen Lebensweg zu finden.

Und dies gilt auch für Nora und Theresa, die beiden so unterschiedlichen Schwestern, die durch Schicksalsschläge und vor allem durch die Moralvorstellungen der Zeit in den 50ern ihr Leben nicht so leben konnten, wie eigentlich erwünscht. Daher ist das Buch auch ein Zeugnis über die Einschränkungen, die ein Frauenleben noch vor wenigen Jahrzehnten bestimmten.
Und auch ein Buch darüber, wie Menschen mit dem Leben zurecht kommen, das sich eben so aus verschiedenen Gründen ergeben hat.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Mehr Tiefgang als erwartet

Ella
0

Ella führt ein Bilderbuch-Leben: Zwei gut geratene Kinder, erfolgreicher Ehemann, schönes Haus. Und nebenher arbeitet sie ein wenig als freiberufliche Grafikerin und als Kunstlehrerin.


Und dann lernt ...

Ella führt ein Bilderbuch-Leben: Zwei gut geratene Kinder, erfolgreicher Ehemann, schönes Haus. Und nebenher arbeitet sie ein wenig als freiberufliche Grafikerin und als Kunstlehrerin.


Und dann lernt sie den Lehrerkollegen Martin kennen. Etliche Jahre jünger als sie. Und trotzdem verlieben sich die beiden ineinander. Und versuchen beide, dagegen anzukämpfen. Ella mehr als Martin, denn sie hat viel zu verlieren: Ihre intakte Familie, ihr Haus - einfach alles, was bisher ihr Leben ausmachte.


Es folgt ein schwieriger Entscheidungsprozess. Wie wird sich Ella entscheiden?


Eigentlich ist die Ausgangssituation recht klassisch - die Verlockungen einer neuen Liebe werden oft in Literatur oder Film behandelt.
Überrascht hat mich bei diesem Buch, mit welchem psychologischen Hintergrund und Tiefgang die Situation dargestellt wird. Nichts ist einfach nur schwarz oder weiß. Und eigentlich steckt hinter allen Beziehungskrisen auch eine persönliche Krise oder Entwicklung.


Manchmal war Ella etwas schwer zu ertragen in ihrer Unentschlossenheit und in ihren Zweifeln. Aber es war immer authentisch und nachvollziehbar.
Und es wurde gut dargestellt, wie Gefühle mit Macht über den Menschen kommen können - und man mit Vernunft dagegen wenig ausrichten kann.


Das Buch ist viel weniger ein seichter Unterhaltungsroman, als es vielleicht Cover und Inhaltsangabe vermitteln. Und die Entwicklung der Personen hat mich beim Lesen doch immer wieder überrascht.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Spannender Thriller in Agatha-Christie-Stil

Woman in Cabin 10
0

Ein abgeschlossener Ort (in diesem Fall eine Yacht), eine überschaubare Zahl von Anwesenden (in diesem Fall Gäste und Crew) und das rätselhafte Verschwinden einer Person (die es angeblich nie gegeben ...

Ein abgeschlossener Ort (in diesem Fall eine Yacht), eine überschaubare Zahl von Anwesenden (in diesem Fall Gäste und Crew) und das rätselhafte Verschwinden einer Person (die es angeblich nie gegeben hat) - fertig ist das Rezept für einen Thriller in Agatha-Christie-Manier.


Leider gibt es keine Miss Marple.
Sondern als "Ermittlerin" lediglich eine junge Frau, Anfang 30, bisher eher wenig erfolgreiche Journalistin und so unsicher und mit ihren eigenen Problemen beschäftigt, dass sie sich zwar redlich bemüht - meist aber eher von einer Katastrophe in die nächste schlittert


Ansonsten sind Setting, Geschichte und Spannung jedoch gut konzipiert. Man kann mit diesem Buch durchaus ein spannendes Lese-Wochenende verbringen. Und zwischendurch fällt es sicher schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Denn durch geschickte Wendungen in der Geschichte, Vorgriffe auf die nahe Zukunft in Form von Emails und Social-Media-News bleibt die Geschichte stets spannend und überraschend.


Lediglich die Protagonistin ist gewöhnungsbedürftig. Mir persönlich war sie zu unsicher, verpeilt und kopflos. Es ist zwar normalerweise sympathisch, wenn Ermittler auch Schwächen haben - aber in diesem Fall war es mir wirklich too much - die Protagonistin stolpert von einem Fettnäpfchen ins Nächste. Und zwischendurch denkt man als Leser oft "oh nein". Das stört etwas das Lese-Vergnügen. Aber die spannende Geschichte und die geschickte Konstruktion machen dies weitgehend wieder wett. Daher eine klare Leseempfehlung.


Ach ja, das Ganze spielt auf einer Yacht, die eine Kreuzfahrt nach Norwegen macht. Aber wer jetzt Landschaftsbeschreibungen erwartet - der wird enttäuscht sein. Die meiste Zeit ist das Boot nur auf der stürmischen Nordsee - Fjorde gibt es erst ganz zum Schluss. Und nur recht kurz.