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Veröffentlicht am 09.09.2023

Ein Leben im Schatten anderer

Fräulein Schopenhauer und die Magie der Worte
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Adele Schopenhauer war mir bis zu diesem Buch gänzlich unbekannt- ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder. Eigentlich sollte man inzwischen daran gewöhnt sein, wie viele bemerkenswerte junge Frauen ein Schattendasein ...

Adele Schopenhauer war mir bis zu diesem Buch gänzlich unbekannt- ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder. Eigentlich sollte man inzwischen daran gewöhnt sein, wie viele bemerkenswerte junge Frauen ein Schattendasein neben einem berühmten Vater, Bruder oder Ehemann führten. Trotzdem bin ich jedes Mal wieder überrascht, wenn ich über solch ein Schicksal lese.

Zum Inhalt: nach dem tragischen Tod des Vaters zieht es Familie Schopenhauer nach Weimer, wo sich die Mutter in Gesellschaft von Literaten und Frauenkränzchen sehr wohlfühlt. Doch um die Finanzen der Familie steht es immer schlechter, denn welchen Beruf kann eine ehrbare Frau schon ausüben? Und Adele, im Bestreben es allen recht zu machen, stellt ihre eigenen Wünsche und Talente zum Wohle der Familie hinten an.

Wie es bei solchen historischen, biografisch angehauchten Romanen gerne der Fall ist, umfasst das Buch einen sehr großen Zeitraum, sowie wechselnde Handlungsorte. Überrascht war ich zunächst, dass die Namensgeberin der Geschichte bis ungefähr zur Hälfte des Buches eher eine untergeordnete Rolle hinter ihrer Mutter, die für mich das Zentrum der Handlung dominierte, spielte. Das mag am zarten Alter von Adele und den Lebensumständen der Familie liegen, trotzdem war ich zunächst unsicher, worauf eigentlich der Fokus der Geschichte liegt.

Hier im Buch werden viele Themen behandelt, die Adele im bestenfalls tangieren, teilweise gar nicht wirklich betreffen wie zB die Krankheit des Vaters, die gesellschaftliche Stellung und der kulturelle Umgang der Mutter und der Lebensweg des Bruders. Selbst in ihrer eigenen Geschichte spielte Adele eher eine untergeordnete Rolle, was sich erst zum Ende hin nach dem Tod der Mutter ändert. Aber da ist das Buch dann quasi auch fast vorbei.

Was aber hängen blieb, war die Andersartigkeit von Adele, ihr Wunsch zu Gefallen, dem sie sich regelmäßig unterwarf und der Versuch, die verbleibende Familie irgendwie zusammenzuhalten, ohne jemandem auf die Füße zu treten. Schnell merkt Adele, und mit ihr der Leser, dass sie am anderen Geschlecht wenig Interesse hat, gleichzeitig werden Szenen der häuslichen Gewalt der damaligen Zeit aufgezeigt, die Adele in weitere Hilflosigkeit versetzen.

Das Buch besteht also größtenteils aus Alltagshandlungen, in denen das Namedropping berühmter Künstler der damaligen Zeit für den notwendigen Glamourfaktor sorgen soll. Und obwohl mich die einzelnen Episoden der Erzählung für sich selbst gesehen nicht unbedingt vom Hocker gerissen haben, so ergeben sie doch ein in sich sehr stimmiges und durchaus ansprechendes Gesamtbild, in dem sich Adele schwer greifbar, aber das macht auch irgendwie ihren Charme aus, umherbewegt.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Frostig

Verlogen
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Ich finde Island als Setting für Thriller immer total atmosphärisch und weil mir das erste Buch der Reihe so gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, wie es mit Elma weitergeht. Die Fälle sind abgeschlossen ...

Ich finde Island als Setting für Thriller immer total atmosphärisch und weil mir das erste Buch der Reihe so gut gefallen hat, war ich sehr gespannt, wie es mit Elma weitergeht. Die Fälle sind abgeschlossen und unabhängig voneinander lesbar, das Privatleben der Ermittlerin entwickelt sich zwar, aber wichtige Eckpuntke werden für den Leser wiederholt. Der zweite Fall für Alma war eher ruhig angelegt, die Enthüllungen aber nicht weniger überraschend. Hat mir wieder gut gefallen.

Zum Inhalt: eine Leiche auf den Lavafelsen, von Kindern gefunden und für einen Schwarzelfen gehalten. Doch schnell stellt sich heraus, dass es die seit Monaten spurlos verschwundene Marianne ist. Alle dachten die alleinerziehende Mutter wäre unter Last zusammengebrochen und deshalb verschwunden, nun wird von einem Mord ausgegangen. Doch wer konnte etwas gegen Marianne gehabt haben? Im Verdacht steht nicht nur die Pflegefamilie, die ihre Tochter Hekla aufgenommen hat, auch Mariannes Vergangenheit wirft Fragen auf.

Es gibt zwei Erzählperspektiven- einmal die der aktuellen Ermittlungen als Elmas Sicht und dann eine Vergangenheitsperspektive einer jungen Frau, die der Leser durch die Jahre des Mutterseins, ihre Probleme, Selbstzweifel und Einsamkeiten begleitet. Ein genialer Kniff ist, dass die Identität der jungen Frau erst ziemlich zu Ende enthüllt wird und das auf überraschende und spektakuläre Art. In der Erzählperspektive passiert viel, was unterschwellig verdächtig und bedrohlich wirkt, aber erst ganz zum Schluss setzt sich das entsetzliche Gesamtbild zusammen, was ich toll gemacht finde.

Das Buch ist eher ruhig im Erzähltonus, die polizeilichen Ermittlungen schreiten eher langsam voran und bestehen zu großen Teilen aus Gesprächen mit Zeugen und Verdächtigten. Viel spannender sind die Erinnerungen der namenlosen Frau, die nicht mit ihrer Situation und ihrem störrischen Kind zurechtkommt und sich einfach in der Mutterrolle nicht so recht wiederfindet.
Der Fall selbst ist jetzt gar nicht mal so spektakulär, viel mehr geht es hier um das Bild, das von der verschwundenen Frau gezeichnet wird. Wie ihre Überforderung mit der frühen Schwangerschaft von der Gesellschaft aufgefasst wird und oft steht die Frage des Kindeswohls im Raum.

Für mich nicht so stark wie der erste Band, aber trotz allem sehr atmosphärisch und lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Wenn aus Verlust ein Neuanfang wird

Das Chaos eines Augenblicks
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Meine Güte, war das ein emotionales und tiefgreifendes Buch, voller Zweifel, Angst und Selbstvorwürfen. War ich absolut nicht gefasst drauf und hat mich wirklich kalt erwischt. Aber man, wars auch schön- ...

Meine Güte, war das ein emotionales und tiefgreifendes Buch, voller Zweifel, Angst und Selbstvorwürfen. War ich absolut nicht gefasst drauf und hat mich wirklich kalt erwischt. Aber man, wars auch schön- ein Buch über Freundschaft, Liebe und Neuanfänge.

Zum Inhalt: Ivy und Scarlett sind die besten Freundinnen. Und auch Ivys Schockdiagnose MS kann daran nichts ändern, auch wenn es Ivys Leben massiv einschränkt und zu Spannungen zwischen den Frauen führt. Aber dann ist der schicksalhafte Tag, der alles ändert. Als Scarlett tödlich verunglückt ist Ivy auf sich allein gestellt. Allein mit dem Verlust, dem Schmerz und der Ungewissheit, was nun kommen soll. Und bei allem steht ihr plötzlich ausgerechnet Nate bei- der Mann der Schuld an Scarletts Unglück trägt.

Einen tollen Erzählerischen Kniff finde ich es, dass ein Großteil der Geschichte aus Scarletts geisterhafter Sicht erzählt wird. So wird nicht nur Scarletts Leben und die Freundschaft der beiden Frauen im Nachhinein aufgearbeitet, sie wirkt auch wie ein Schutzgeist, der über Ivy wacht und ihre Freundin auch im Tode nicht allein lässt. Diese Art der Freundschaft ist wirklich ergreifend, wenn auch schmerzlich, weil es aufzeigt, wie viele Chancen die beiden Freundinnen nun nie ergreifen können.

Neben all den Vorwürfen, Ängsten und der Wut, die mit dem Verlust eines geliebten Menschen einhergehen, geht es auch viel um das Weitermachen danach, das Durchhalten und sich ins Leben zurückkämpfen. Nate holt Ivy bei immer wieder aus ihrer Komfortzone und gemeinsam gelingt es den beiden, einander Halt zu geben und einen Neuanfang zu wagen.

Ich fand die Geschichte wirklich emotional erzählt und hatte beim Lesen immer wieder einen Kloß im Hals, so bewegt hat mich die Story.
Auch Nate hat sein Päckchen zu tragen, seine permanenten Fluchtgedanken konnte ich aber trotzdem manchmal nicht so ganz nachvollziehen, auch wenn er versucht sie zu erklären. Und Ivys Mom hat mich mit ihrer Ich-bezogenen Art total geschockt, so viel Unverständnis muss man erstmal aufbringen.

Insgesamt ist die Geschichte natürlich sehr weichgespült um die Happy-End Romanversion zu passen, in der am Ende alle irgendwie glücklich sind und der tragische Tod der Freundin in was fast schon positives gekehrt wird, weil dadurch quasi drei Leben nachhaltig zum besseren beeinflusst wurden. Daher vier 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Große Heldin, große Liebende

Psyche und Eros
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Ich mag diese Göttergeschichten, die in den letzten Jahren gefühlt im Trend lagen und auf immer neue Art aufgegriffen werden. Auch über Psyche und Eros habe ich schon Bücher gelesen, aber diese Geschichte ...

Ich mag diese Göttergeschichten, die in den letzten Jahren gefühlt im Trend lagen und auf immer neue Art aufgegriffen werden. Auch über Psyche und Eros habe ich schon Bücher gelesen, aber diese Geschichte war gefühlt noch mal ganz anders, weniger emotional verklärt und weniger auf die beiden Protagonisten, denn auf das Gesamtbild fokussiert. Ich muss sagen, das hat mir gut gefallen.

Zum Inhalt: Er ist ein Gott, sie ein Mensch. Als Eros Psycho zum ersten erblickt, ist sie für ihn nichts Besonderes, nur ein weiterer Auftrag für seine Adoptivmutter Aphrodite. Und doch zögert er. Und dieses Zögern soll ihrer beide Schicksale besiegeln, denn der Fluch, der eigentlich für Psyche gedacht war, trifft Eros. Und der verliebt sich Hals über Kopf in Psyche- eine Liebe die nicht sein darf, die beide verdammen soll und die sie doch beide so dringend wollen, dass sie bereit sind alles dafür zu opfern.

Das Buch ist aus den wechselnden Perspektiven der beiden Protagonisten erzählt, wobei Eros Geschichte lange vor Psychose Geburt begann. Von ihm erfährt der Leser, was es mit Göttern, den Menschen und seine Fähigkeit auf sich hat. Ich fand es total spannend, dass sein Handlungsstrang anfangs so wenig Ich-zentriert war, sondern wirklich versuchte, ein Gesamtbild zu erschaffen und dem Leser zu vermitteln, wie einzelne Gottheiten zusammenhängen.

Generell liest sich das Buch wie das Who is Who der griechischen Mythologie und man trifft auf viele bekannte Namen, die man natürlich aus der Geschichte, aber eben auch aus anderen Büchern des Genres kennt. Hier tauchen sie allesamt auf und tragen ihren Teil zur schicksalhaften Liebe zwischen Eros und Psyche bei.

Psyche fand ich hier total cool dargestellt, die starke Heldin, die für sich selbst und ihr Schicksal einsteht und gleichzeitig aber mit Eros ihre sanfte Seite entdeckt. Was sie bereit ist zu geben ist wahnsinnig bemerkenswert.
Die Geschichte ist wirklich null kitschig, es ist eher eine Geschichte von großer innerer Stärke und dem Glauben an sich selbst. Das hat mir wirklich gut gefallen. Durch die vielen Etappen und Figuren las sich die Geschichte nicht nur angenehm, sondern war auch wirklich interessant und spannend.

Eine gelungene Mischung aus Helden-Saga und Liebesroman.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Was macht eigentlich Familie aus?

Wellenkinder
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Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus Familiendrama und Zeitporträt, eine emotionale Spurensuche nach der Wahrheit, der eigenen Identität und dem Platz und er Welt. Ein Buch, dass nachdenklich ...

Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus Familiendrama und Zeitporträt, eine emotionale Spurensuche nach der Wahrheit, der eigenen Identität und dem Platz und er Welt. Ein Buch, dass nachdenklich stimmt und berührt.

Zum Inhalt: Jan ist Familienvater, in Trennung lebend, überfordert mit der Situation Job und Erziehung seines Sohnes unter einen Hut zu bringen und doch noch irgendwie seine Ehe zu retten. Als ein Anruf aus seiner alten Heimat kommt, bricht Jans Welt zusammen. Denn man hat eine Leiche gefunden, die seine als in Chile verstorben geglaubte Mutter sein könnte. Doch wenn seine Mutter Deutschland nie verlassen hat, was ist dann vor all den Jahren passiert?

Das Buch wird aus Sicht dreier Personen erzählt, wobei am Anfang nicht klar ist, wie diese zusammenhängen, denn zwei spielen in der Vergangenheit zu Zeiten der ehemaligen DDR, während Jans Perspektive in der Gegenwart spielt. Und während in Jans Geschichte nur Wochen vergehen, umgreift die der beiden Frauen Jahre. Die Handlung baut sich innerhalb der einzelnen Handlungsstränge kontinuierlich auf und setzt sich Perspektivenübergreifen zu einem Gesamtbild zusammen. Das hat mir gut gefallen und der Geschichte Spannung verliehen.

Besonders die Perspektiven der beiden Frauen fand ich sehr atmosphärisch erzählt, beide hatten ein Leben mit Höhen und Tiefen und gemessen an den historischen Bedingungen einen beeindruckenden Werdegang hingelegt, wenn auch auf völlig verschiedene Arten. Vor allem die Lebensumstände nach dem Krieg und in der DDR werden authentisch und ungeschönt rübergebracht, trotzdem liegt über allem ein hoffnungsvoller Glanz, das Beste aus der Situation zu machen.

Generell geht es viel um die zentrale Frage, was eine Familie ausmacht, was Eltern ihren Kindern mitgeben können, welche Opfer sie bringen und dass auch sie nur Menschen sind, die Fehler machen. Insgesamt vermittelt das Buch ein breites Spektrum an Emotionen, von Verzweiflung und Resignation, bis zu purer Freude und Hoffnung und war dadurch stellenweise wirklich ergreifend. Dass die Story vor dem Hintergrund des neu aufgerollten Todes von Jans Mutter erzählt wird, macht sie zusätzlich spannend, da Jan einige gut gehütete Familiengeheimnisse enthüllt, die maßgeblich für sein Leben und seine Entwicklung sind und nicht zuletzt der Frage aufwerfen, wie gut wir unsere Eltern eigentlich kennen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ist wirklich lesenswert

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