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Veröffentlicht am 28.09.2022

Unfassbar bewegend

Ein Kind namens Hoffnung
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„Ein Kind namens Hoffnung“ ist eine Romanerzählung aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Dabei stehen hier nicht die Kriegshandlungen oder die Judenverfolgung in Fokus, sondern ein Einzelschicksal, dass ...

„Ein Kind namens Hoffnung“ ist eine Romanerzählung aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Dabei stehen hier nicht die Kriegshandlungen oder die Judenverfolgung in Fokus, sondern ein Einzelschicksal, dass vermutlich stellvertretend für das vieler jüdischer Kinder gesehen werden kann. Eine Geschichte voll Entbehrung, aber auch von Hoffnung.

Zum Inhalt: Pastorentochter Elly ist Köchin bei einer jüdischen Familie. Besonders den Sohn Leon hat sie ins Herz geschlossen und als des Nachts die Nazis an die Tür klopfen, gibt Elly sich als seine Mutter aus, um den Jungen zu retten. Gemeinsam mit ihm flüchtet sie aus und einer ungewissen Zukunft entgegen. In der Hoffnung, die Familie eines Tages wieder vereinen zu können.

Das Buch ist in drei größere zeitliche Abschnitte untergliedert, in denen einige Ereignisse detailliert erzählt werden, andere nur zusammengefasst wiedergegeben. Dabei steht das Schicksal von Elly und Leon zu allen Zeiten im Fokus. Besonders Ellys Einsatz für Leos Leben ist mehr als beeindruckend, da sie dieser Sache alles unterordnet.

Was mir gut gefallen hat, dass es keine Kriegs- bzw. Nachkriegslektüre im herkömmlichen Sinn ist. Die Lebensumstände werden zwar geschildert, es werden aber keine Kriegshandlungen oder ähnliches beschrieben. Wäre der zeitliche Rahmen nicht abgesteckt, könnte es sich auch um eine Flüchtlingsgeschichte zu einer anderen Zeit handeln. Das zentrale Thema ist recht allgemein gefasst: Flucht, Abgrenzung, Vorurteile und Entbehrung lassen sich auch auf andere Zeiten und Länder übertragen.

Das Buch ist toll geschrieben und lässt sich sehr kurzweilig lesen. Was Leo und Elly auf sich nehmen mussten, hat mich sehr mitgerissen und berührt.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Vom planlosen Drogenkonsumenten zum Sternekoch

Kochen am offenen Herzen
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Wenn man Koch und nun Autor Max Strohe googelt, findet man einen Michelin-Stern und einen Bundesverdienstorden. Der Koch und Gastronom ist in einschlägigen Fernsehformaten neben anderen Küchen-Größen zu ...

Wenn man Koch und nun Autor Max Strohe googelt, findet man einen Michelin-Stern und einen Bundesverdienstorden. Der Koch und Gastronom ist in einschlägigen Fernsehformaten neben anderen Küchen-Größen zu sehen und hat es im Leben geschafft. Dass dem nicht immer so war, das Beschreibt Strohe sehr intensiv und eindringlich in seinem autobiografischen Roman „Kochen am offenen Herzen“. Den Titel finde ich total interessant und ansprechend, ein bisschen wie damals „Panikherz“ von Stuckrad-Barre, macht neugierig, man will mehr wissen. Und dieses „mehr“ kriegt man dann auch. Eine Achterbahnfahrt im Drogenrausch mit Happy End, ich finds gut.

Zum Inhalt: Max ist Schulabbrecher und für die gibt es nur eine Möglichkeit: teures Privatinternat, in der Hoffnung fehlende Schulbildung mit Geld zu kompensieren, oder Ausbildung. Da Max ein Interesse fürs Kochen zeigt ist es beschlossene Sache: Ausbildung. Aber Max hat gar keinen Bock auf geordnete Eintönigkeit, stattdessen Party, Rausch, Exzess. Keinen Job behält er sonderlich lange, immerzu zieht es in fort, in neue Gefilde, neue Abenteuer. Ständig blank, ständig drauf- das könnte sein Motto sein. Bis er den Absprung schafft.

Die Art, wie Max Strohe diese Geschichte erzählt ist sehr rasant, es fühlt sich beim Lesen an, als würden sich die eigenen Gedanken überschlagen, immer auf dem Sprung, immer unter Strom. Denn genauso lebt Protagonist Max, der aus der Ich-Perspektive erzählt. Die Wortwahl ist typisch jugendlicher Slang. Oft höhnisch und zynisch, manchmal richtiggehend bösartig und mit der Arroganz der Jugend erzählt Max von Wirkungsstätten, den Menschen um ihn und den Erlebnissen seiner Lehrjahre.

Und zwischendurch ist immer mal wieder Küche. Gerichte und deren Zubereitungen, Aromen und Zutaten werden dem Leser präsentiert, mal eindringlich beschrieben, mal verächtlich aufgezählt, je nachdem was Max von der Wirkungsstätte und der Qualität der Speisen hält. Besonders die kulinarischen Exzesse mit dem Vater bleiben lebhaft in Erinnerung.

Das Buch zu lesen hat mir großen Spaß gemacht und interessante Einblicke geliefert, vor allem da ich Max Strohe vorher zwar als Namen kannte, mir das aber nicht viel gesagt hat. Das Buch zeigt sehr schön, wie bewegend und aufregend, aber auch wie zermürbend und unstet ein Leben sein kann. Und vor diesem Hintergrund ist es unglaublich, was sich Max Strohe aufgebaut aufgebaut hat.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Zeitreise für die Liebe

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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„Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ist eine gelungene Mischung aus phantastischer Reise und historischem Roman, ein Buch über Liebe, über Abwege und die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens. Die ...

„Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ ist eine gelungene Mischung aus phantastischer Reise und historischem Roman, ein Buch über Liebe, über Abwege und die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens. Die Geschichte könnte ein Abbild sein für den Sinnspruch „was zusammengehört, findet seinen Weg“. Das Cover finde ich total gelungen und absolut ansprechend, ein bisschen nostalgisch und mit fast schon hypnotischer Anziehung. Und genauso habe ich auch die Geschichte empfunden. Ein tolles Buch, das mir sehr gut gefallen hat.

Zum Inhalt: Als Joe am Bahnhof von London aus dem Zug steigt, weiß er nicht, wieso er das tut. Er weiß auch nicht, wer er ist und wo er herkommt. Die Ärzte diagnostizieren eine seltene Form von Epilepsie, die mit Gedächtnisverlust und Halluzinationen einhergeht. Daher geht Joe auch mit, als sein Dienstherr und seine Frau ihn abholen kommen, auch wenn er sich an keinen der beiden erinnert und ihm stattdessen der Name einer unbekannten Frau in Gedächtnis herumschwirrt. Diese Erinnerung, die vielleicht keine ist, lässt ihn nicht los und als Joe eine merkwürdige Postkarte aus der Vergangenheit erhält, macht er sich auf die Suche nach einem Leben, von dem er nicht weiß, ob es wirklich existiert.

Die gesamte Kulisse des Buches vor dem Hintergrund des britisch-französischen Kolonialkonflikts ist total spannend und atmosphärisch aufgebaut. Diese Komponente, die dem Roman einen sehr authentisch historischen Touch verleiht, macht das Buch sehr lesenswert und sorgt dafür, dass es nicht zu sehr in die „Fantasie-Schiene“ abrutscht, von der Zeitreise einmal abgesehen ist es also eher ein historischer Roman.

Die Protagonisten habe ich als sehr eigen empfunden, auch wenn ich total mit Joe mitgefühlt habe und gehofft habe, dass er mehr über seine Vergangenheit herausfindet, so konnte ich mich doch mit keiner der Figuren so richtig identifizieren. Das finde ich aber generell bei historischen Romanen oft schwierig, einfach weil die Lebensumstände so ganz anders sind. Die Geschichte besteht aus mehreren Komponenten; wechselnden Personen und Orten, die erst ganz am Ende in Zusammenhang miteinander gebracht werden. Ausgangspunkt sind Joe und die mysteriöse Postkarte, die seine schicksalhafte Reise besiegeln.

Ein sehr gelungen Stilmittel fand ich den Brief, den Joa im Verlauf der Geschichte erhält und der quasi die Tür zu einer Nebenhandlung öffnet, die im Verlauf noch eine große Rolle spielen soll. Quasi ab der Mitte des Buches hatte ich einen Verdacht über den weiteren Handlungsverlauf, der sich auch bewahrheitet hat. Ich würde die Story nicht vorhersehbar nennen, aber man kann sich anhand der Hinweise schon einigermaßen erschließen, wo es hingehen soll.

Mir hat diese Geschichte gut gefallen und auch das Ende hat mich nochmal richtig mitgenommen. Die ganze Idee hinter dem Buch war einfach schön erdacht, auch wenn mir nicht unbedingt alle Kausalketten wirklich schlüssig erschienen. Aber das ist halt das Zeitreiseparadoxon, wer versteht das schon völlig?!

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Ein bisschen wenig Rizzoli& Isles

Mutterherz
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Ich war früher großer Fan der Fernsehserie Rizzoli & Isles und habe auch ein paar der Bücher gelesen, dabei haben mir immer die wendungsreichen Fälle und die Qualität der Ermittlungsarbeit gefallen. Dieses ...

Ich war früher großer Fan der Fernsehserie Rizzoli & Isles und habe auch ein paar der Bücher gelesen, dabei haben mir immer die wendungsreichen Fälle und die Qualität der Ermittlungsarbeit gefallen. Dieses Buch hier wirkt, als hätte Tess Gerritsen mal was Neues probieren wollen, denn es verschiebt den Fokus weg von den Ermittlern und hin zu Angela Rizzoli, die als rüstige Rentnerin in eigener Sache ermittelt. Dem Buch hat einfach die Raffinesse gefehlt, die ich sonst aus der Serie/Buchreihe gewohnt war.

Zum Inhalt: der brutale Mord an einer Krankenschwester stellt die Polizei vor ein Rätsel. Es scheint sich nicht um einen Raubmord gehandelt zu haben, aber es gibt auch sonst keinen plausiblen Täter in Sicht. Warum musste Sofia Suarez sterben? Rizzoli & Isles ermitteln. Zur selben Zeit stellt auch Angela Rizzoli, Janes Mutter, Ermittlungen in ihrer Nachbarschaft an. Nicht nur ist die Nachbarstochter verschwunden, die neuen Nachbarn von gegenüber verhalten sich auch überaus verdächtig. Da ist sicherlich was im Busch, aber Janes will ihr einfach nicht zuhören. Also stürzt sich Angela selbst in die Ermittlungen und sorgt für ordentlich Trubel.

Das Buch ist dieses Mal aus gefühlt deutlich mehr Perspektiven geschrieben, von denen die von Angela Rizzoli in meinen Augen die präsenteste ist und außerdem die Einzige, die als Ich-Erzähler angelegt ist. Es existieren in diesem Buch mehrere „Fälle“ die parallel erzählt werden, wobei nicht so recht klar ist, ob da überhaupt ein Zusammenhang besteht. Der echte Kriminalfall, nämlich der Mord an Krankenschwester Sofia, rückt dadurch ganz schön in den Hintergrund. Durch die Perspektivenwechsel bin ich auch immer wieder im Lesefluss gestört worden, wenn es im Fall Sofia gerade spannend wurde.

Für mich nimmt die Geschichte um Angela und ihre wüsten Verdächtigungen eindeutig zu viel Raum im Buch ein und ihre penetrante Art sich in alles einzumischen und zu erwarten, dass Jane dies auch tut oder zumindest unterstützt, ist mir irgendwann gehörig auf die Nerven gegangen. Natürlich ist in diesem Handlungsstrang nichts so wie es scheint, aber dass die rüstige Rentnerin am Ende die Heldin des Tages ist, fand ich dann doch sehr übertrieben und reichlich konstruiert.

Auch der Kriminalfall um die Ermordung von Sofia ist irgendwann doch reichlich vorhersehbar, die Hinweise, die zur Lösung führen, werden für den Leser sehr offensichtlich gestreut- nur Jane Rizzoli sieht sie nicht und ist auch hier auf ihre Mutter angewiesen. Die Auflösung erscheint mir dann zu konstruiert und „aalglatt“, da ich nicht spoilern will verrate ich hier nicht mehr, aber ich konnte es überhaupt nicht nachvollziehen, wie lapidar das Ganze abgehandelt wurde.
Insgesamt war das Buch unterhaltsam und hat sich gut lesen lassen, mir hat aber die Komplexität und Raffinesse von Rizzoli& Isles gefehlt.

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Baden-Baden in den Golden Twenties

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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Wenn ich an die Goldenen zwanziger denke, habe ich dabei ehrlich gesagt nie an Baden-Baden gedacht. Aber dank dem „Fräulein vom Amt“ weiß ich es nun besser, denn die Geschichte entführt den Leser in eine ...

Wenn ich an die Goldenen zwanziger denke, habe ich dabei ehrlich gesagt nie an Baden-Baden gedacht. Aber dank dem „Fräulein vom Amt“ weiß ich es nun besser, denn die Geschichte entführt den Leser in eine mondäne Kurstadt, die die Schrecken des Krieges hinter sich gelassen hat. Tanzlokale und Wettspielstätten florieren und öffnen Tür und Tor für Prostitution und illegale Casinos. Ein atmosphärischer Roman, der gleichzeitig eine Kriminalgeschichte ist.

Zum Inhalt: Alma ist mit Stolz ein „Fräulein vom Amt“, sie liebt ihren Job als Telefonistin und sieht ihn nicht nur als Zeitvertreib vor der Ehe, sondern als Sprungbrett für eine Karriere. Als ein seltsamer Anruf sie aufhorchen lässt, stellt Alma auf eigene Faust Nachforschungen an und sieht sich bald mit einem Mord konfrontiert. Doch die Polizei nimmt Almas Hinweis nicht ernst und so beschließt sie, dem ganzen selbst auf den Grund zu gehen.

Die Kulisse der 20er Jahre in Baden-Baden finde ich total gelungen, der ganze Roman ist sehr atmosphärisch und bringt die Stimmung der damaligen Zeit gut rüber. Toll gemacht und auch sehr hilfreich finde ich die Karte, die sich im Einband des Buches befindet. Die habe ich beim Lesen immer mal wieder zurate gezogen, um mich in den Handlungsschauplätzen zu orientieren. Ich finds super, dass sowohl Alma als auch Emmi so moderne Frauen sind, die sich abwenden vom Image des Heimchens am Herd und für die das größtmögliche Glück nicht eine vorteilhafte Heirat ist. Der Umgang der beiden miteinander ist erfrischend zwanglos, es macht einfach Spaß ihnen bei ihren Unternehmungen zu folgen. Und auch wenn die beiden sehr unterschiedlich sind, so ihre Freundschaft wirklich greifbar.

Scheinbar mühelos schafft das Buch den Spagat zwischen spannendem Kriminalroman und unterhaltsamer Gesellschaftsstudie. Teils fand ich die Abschnitte in denen Alma ermittelt wirklich fesselnd geschrieben und wollte unbedingt wissen, was sie herausfindet, dann wurden sie aber auch mal durch absolute Nichtigkeiten unterbrochen, die gefühlt als Füllstoff dienten. Dann Szenenwechsel- amüsantes Familienessen im Hause Täuber, wo drei Generationen auf höchst unterhaltsame Art aufeinandertreffen und die Waschmaschine der höchste Endgegner ist. Wenn man die paar Längen, die das Buch definitiv hat, außer Acht lässt, habe ich es einfach genossen dieses Buch zu lesen, weil es ein guter Genremix ist.

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