Profilbild von Dajobama

Dajobama

Lesejury Star
offline

Dajobama ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dajobama über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2021

Ludwik und Janusz

Im Wasser sind wir schwerelos
1

Im Wasser sind wir schwerelos – Tomasz Jedrowski

Der unvergessliche Sommer der ersten Liebe. Ludwik und Janusz lieben sich. Doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern, denn sie muss geheim bleiben ...

Im Wasser sind wir schwerelos – Tomasz Jedrowski

Der unvergessliche Sommer der ersten Liebe. Ludwik und Janusz lieben sich. Doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern, denn sie muss geheim bleiben im Warschau 1980. Ein Sommer, der so süß und verheißungsvoll beginnt, doch vom ersten Moment an auch bitter schmeckt.

Jedrowski hat einen ganz wunderbaren Schreibstil, der den Leser sofort gefangen nimmt. Ludwik erzählt aus dem selbstgewählten Exil, aus den USA. Er spricht den in der Heimat gebliebenen Janusz direkt mit „du“ an. Eine etwas spezielle Art diese Geschichte zu erzählen. Aber sehr passend. Von vorneherein ist somit klar, dass die Beziehung keine Zukunft hatte. Es schwingt Wehmut mit, und Heimweh. Ein melancholischer Grundton, der berührt.

Dies ist nicht „nur“ eine homosexuelle Liebesgeschichte, vielmehr ist die Handlung eingebettet in die politischen Umstände Polens 1980. Es geht um Korruption im Sozialismus, um Demonstrationen und Aufbegehren. Zustände, unter denen Ludwik nicht leben will, auch nicht um der Liebe willen. Zumal eben diese Beziehung bereits tiefe Risse aufweist. Die Geheimhaltung tut ihr nicht gut. Und Janusz fügt sich dem System, versucht sich Vorteile daraus zu schaffen, entscheidet sich endlich zu bleiben. In gewisser Art und Weise verraten sie ihre Liebe beide.

Was mir persönlich noch sehr gut gefallen hat: Die beiden Protagonisten lesen Baldwins „Giovannis Zimmer“ (verboten im Polen jener Zeit!). Sie sind tief beeindruckt und fühlen sich angesprochen. Somit wird dieser Roman immer wieder erwähnt. Und tatsächlich gibt es etliche Parallelen, allen voran die große Scham „anders“ zu sein.

Eine tragische Liebesbeziehung, die zum Scheitern verurteilt ist. Ganz wunderbar melancholisch erzählt. Tolle Leseerfahrung, 5 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2021

Von Schimpansen und Menschen

Sprich mit mir
0

Sprich mit mir – T.C. Boyle
Boyle schafft es immer wieder, seine Leser in „unvorstellbare“ Situationen zu entführen. Durch seinen eingängigen Schreibstil gelingt das problemlos. Auch hier widmet er sich ...

Sprich mit mir – T.C. Boyle
Boyle schafft es immer wieder, seine Leser in „unvorstellbare“ Situationen zu entführen. Durch seinen eingängigen Schreibstil gelingt das problemlos. Auch hier widmet er sich wieder tiefpsychologischen Themen, verpackt in eine ungewöhnliche, fesselnde Geschichte.
„Wo verläuft die Grenze des menschlichen Bewusstseins – und sind uns Tiere ähnlicher, als wir vermuten?“ Zitat Buchrücken. Wie schon in „Die Terranauten“ verarbeitet Boyle ein tatsächliches Experiment aus den 70er Jahren. Und natürlich ist auch dieses zum Scheitern verurteilt.

Es ist ein groß angelegtes Experiment mit einem Schimpansen „Sam“, der bereits als Baby von dem Forscher Guy adoptiert wird und wie ein „Menschenbaby“ erzogen wird. Später erhält er dabei Hilfe von Aimee, einer schüchternen Studentin. Es geht in erster Linie um die Erforschung des Spracherwerbs. Tatsächlich kann Sam seine Zieheltern verstehen und mit Hilfe von Gebärdensprache antworten. Absichtlich soll der Schimpanse sich selbst als Mensch fühlen. Das mutet beim Lesen teils grotesk an, lässt sich doch mit zunehmenden Alter keineswegs verleugnen, dass es sich bei Sam um ein wildes Tier handelt, das nur allzu leicht außer Kontrolle gerät. Dem Leser dämmert es schnell, dass es geradezu verantwortungslos ist, was diese Leute treiben. Sowohl den Menschen im Umfeld gegenüber, noch viel mehr jedoch Sam gegenüber. Denn klar ist, dieses Schimpansenkind, das sich als Menschenkind fühlt und so behandelt wird, wird dieses Leben nicht sehr lange führen können. Und was dann?
Diese unverrückbare Tatsache wird von Guy und Aimee, sowie all den anderen Helfern immer wieder erfolgreich verdrängt. Zumindest Aimee ist dennoch durchaus eine Sympathieträgerin. Eine Einzelgängerin, die sich auf den ersten Blick in Sam verliebt und ihn unter keinen Umständen aufgeben will. Niemals. In der Hinsicht ist sie kompromisslos. Dieses Gespann Sam – Aimee ist ein herzzerreißendes Gespann, dem man gerne auf allerlei Abenteuern folgt.
Hilfreich sind zudem die vielen Kapitel, in denen Sam zu Wort kommt. So kann man sich noch besser in ihn hineinversetzen und vor allem auch sehen, wie nahe er einem menschlichen Bewusstsein kommt.
Sprachlich finde ich Boyle – wie immer – gut, aber nicht herausragend. Es lässt sich flüssig lesen, konzentriert sich jedoch vielmehr auf den Inhalt. Und dieser liefert hier ein weiteres Mal viel Stoff zum Nachdenken. Die von mir so deutlich empfundene Kritik an Experimenten mit Menschenaffen, an dem Versuch, einen Schimpansen zum Sprechen zu bringen, grundsätzlich an nicht artgerechter Haltung – diese Kritik wird im Roman leider nicht ganz so deutlich. Ich gehe stark davon aus, dass Boyle, genau das mit dieser Geschichte sagen will, er fehlen mir persönlich ein paar klare Spitzen und eine deutliche Stellungnahme. In erster Linie sehe ich dieses Buch als Unterhaltungsroman. Über die Hintergründe kann man sich wunderbar Gedanken machen, muss man aber vermutlich nicht.
Sehr unterhaltsam, sehr Horizont erweiternd, sehr lesenswert.
4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.02.2021

Lesehighlight!

Hard Land
0

Hard Land – Wells Benedict
Es ist der Sommer 1985 in Missouri, der Sommer von Sams 16. Geburtstag. Für Sam wird es der Sommer seines Lebens, eine Zeit des Erwachsenwerdens und der ersten Liebe. Endlich ...

Hard Land – Wells Benedict
Es ist der Sommer 1985 in Missouri, der Sommer von Sams 16. Geburtstag. Für Sam wird es der Sommer seines Lebens, eine Zeit des Erwachsenwerdens und der ersten Liebe. Endlich schließt der notorische Außenseiter Freundschaften. Mit den neuen Freunden feiert er Nächte durch, er verliebt sich, bekommt den ersten Kuss. Leider ist es auch der Sommer, in dem seine Mutter an Krebs stirbt. Und so ist es ein Wechselbad der Gefühle: von tieftraurig bis himmelhochjauchzend.
Wells hat einen wunderbaren Schreibstil. Locker flockig ist er ganz nah an seinen jugendlichen Protagonisten und deren Problemen. So schafft er mühelos den Spagat zwischen sehr ernsten Themen und dem ganz besonderen Zauber des für Sam legendären Sommers. Der Autor hat eine sehr authentische Art zu schreiben und ist darüber hinaus witzig und klug. Ein wahrer Lesegenuss und auch für den Leser ein Wechselbad der Gefühle. Wells fängt wunderbare Stimmungen ein von Ausgelassenheit, Partys, Musik, Mutproben, unendlicher Freiheit und echter Freundschaft. Mit Sicherheit fühlt sich jeder Leser dabei an die eigene Zeit des Erwachsenwerdens erinnert! Im nächsten Moment möchte man Sam in den Arm nehmen angesichts seiner Verlassenheit und Trauer um die Mutter. Und schließlich geht irgendwann auch der schönste Sommer zu Ende…
Ich war vollkommen in der Geschichte gefangen und konnte es kaum mehr zur Seite legen. Auch im Nachhinein hatte ich oft Szenen aus dem Roman im Kopf. So unglaublich lebendig und echt sind die Szenen. Ich bin begeistert!
Unbedingt lesen! 5 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.02.2021

Drei Frauen

Die Bücherfrauen
2

Die Bücherfrauen – Romalyn Tilghman

Drei Frauen treffen in der Kleinstadt in Kansas aufeinander. Angelina, Traci und Gayle sind aus den unterschiedlichsten Gründen hier. Im Nachbarort wurden vor kurzem ...

Die Bücherfrauen – Romalyn Tilghman

Drei Frauen treffen in der Kleinstadt in Kansas aufeinander. Angelina, Traci und Gayle sind aus den unterschiedlichsten Gründen hier. Im Nachbarort wurden vor kurzem durch einen Tornado sämtliche Häuser dem Erdboden gleichgemacht.  Nur die Fassade der Bibliothek steht noch.

Laut Klappentext geht es um die Carnegie-Bibliotheken im den Great Plains der USA. Es soll um starke Frauen gehen, die Bücher lieben und aus dem Nichts Gebäude und Hoffnungen wiederaufbauen.

Von dieser versprochenen Begeisterung ist im Roman leider wenig zu spüren. Tatsächlich fehlt es der Geschichte gänzlich an Esprit. Langweilig plätschert die Handlung vor sich hin. Die drei Frauen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, heben sich trotzdem kaum voneinander ab. Die zahlreichen Nebenfiguren bleiben gänzlich holzschnittartig. Die Geschichte strotzt geradezu vor Unwahrscheinlichkeiten und ist schlicht und ergreifend schlecht erzählt. Auch für einen Unterhaltungsroman. Schlimm genug, dass der Erzählstil hölzern und umständlich wirkt, ist scheinbar auch noch die Übersetzung schlampig. Oft schimmert noch die englische Grammatik durch, manches ist einfach falsch. Das macht es dem Leser beinahe unmöglich, eine Verbindung zu den Figuren herzustellen.

Informationen über die Carnegie-Bibliotheken habe ich leider fast keine mitgenommen. Ein kurzer Blick in Wikipedia bringt hier schneller mehr Infos.

Zusätzlich noch (gleich mehrere) unwahrscheinliche „Verliebungen“ und plötzliche Aufdeckungen von Familiengeheimnissen bringen das Fass zum Überlaufen.

Im Fazit konnte ich hiermit leider sehr wenig anfangen. Immerhin ließ es sich schnell lesen.

2 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2021

Süßes Kinderbuch mit Naturbezug

Hüterin des Waldes 1: Hannas Geheimnis
0

Hüterin des Waldes, Hannas Geheimnis – Mona Larch

Hanna zieht mit ihren Eltern in das alte Haus ihrer verstorbenen Großmutter Hilda. Kaum angekommen, wartet bereits die erste Herausforderung auf sie: ...

Hüterin des Waldes, Hannas Geheimnis – Mona Larch

Hanna zieht mit ihren Eltern in das alte Haus ihrer verstorbenen Großmutter Hilda. Kaum angekommen, wartet bereits die erste Herausforderung auf sie: ein Vogel mit einem verletzten Flügel! Zum Glück taucht das sprechende Wiesel Flitz auf und weiht Hanna ein, in ihre neue Aufgabe als Hüterin des Waldes….

Eine ganz süße Geschichte um das Mädchen Hanna und deren Verbundenheit zur Natur und den Tieren des Waldes. Hanna muss sich den Tieren gegenüber erst einmal als würdig erweisen. Und nebenbei alles vor ihren Eltern geheim halten, die von nichts wissen. Dabei wird es natürlich auch spannend, aber nie zu sehr. Dieses Buch enthält zudem viele interessante Informationen zu den Pflanzen und Tieren im Wald. Hanna weiß schon einiges, muss aber noch viel lernen. Wiesel Flitz hilft ihr natürlich gerne dabei!

Durch die relativ große Schrift und die vielen schönen Illustrationen ist dieses Buch geeignet für kleine Leser ab 2./3. Klasse.

Eine wunderbare Geschichte und der Auftakt einer neuen Reihe. Sehr empfehlenswert! 4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere