Profilbild von Dajobama

Dajobama

Lesejury Star
offline

Dajobama ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dajobama über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2020

Nachdenkliches Werk

Ein Sonntag mit Elena
0

Ein Sonntag mit Elena - Fabio Geda

Ruhig und stimmungsvoll ist diese Geschichte um einen älteren Mann. Früher war er als Brückenbauer viel unterwegs in der Welt, heute lebt er allein in seiner Wohnung. ...

Ein Sonntag mit Elena - Fabio Geda

Ruhig und stimmungsvoll ist diese Geschichte um einen älteren Mann. Früher war er als Brückenbauer viel unterwegs in der Welt, heute lebt er allein in seiner Wohnung. Seine Tochter musste kurzfristig das geplante gemeinsame Mittagessen absagen. Zufällig trifft er genau an diesem Sonntag Elena und ihren Sohn Gaston, mit denen er diesen Tag verbringt. Alle Beteiligten fühlen sich einsam, gewähren dem Gegenüber Einblicke in ihre Lebensgeschichten. Diese Begegnung und deren Auswirkungen auf ihrer aller Leben werden hier einfühlsam erzählt.

Etwa die Hälfte der Kapitel werden aus der Sicht seiner zweiten Tochter, Giulia, erzählt, was dem Leser erstmal seltsam vorkommt. Sie gibt Einblicke in das Familienleben ihrer Kindheit, zeigt, wie der nun alte Mann als Vater war, gibt auch seine Fehler und alte Verletzungen preis. Es ist ein Rückblick, in welchem man die Fehler und Versäumnisse eines gelebten Lebens zumindest erahnen kann.

Eigentlich passiert kaum etwas in diesem sehr ruhigen Roman und doch hat er etwas sehr Berührendes. Die Geschichte des Mannes ist nicht besonders spektakulär, ein ganz gewöhnliches Leben, eindringlich erzählt. Es ist diese ruhige, sehr schöne Erzählstimme, die ihre Leser fesselt und mitfühlen lässt.
Hat mir gut gefallen. 4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2020

Realistische Zukunftsvision

Paradise City
0

Paradise City - Zoe Beck

Zoe Beck zeichnet in ihrer Dystopie das Bild eines möglichen Deutschlands in naher Zukunft. Durch mehrere Pandemien wurde die Bevölkerungszahl dezimiert, weite Landstriche sind ...

Paradise City - Zoe Beck

Zoe Beck zeichnet in ihrer Dystopie das Bild eines möglichen Deutschlands in naher Zukunft. Durch mehrere Pandemien wurde die Bevölkerungszahl dezimiert, weite Landstriche sind überflutet.
Frankfurt am Main ist zur Megacity geworden. Die Menschen sind gesund und glücklich wie nie, dafür sorgt KOS, ein Programm, das jeden einzelnen lückenlos überwacht und auch gleich die benötigten Medikamente liefert. Behinderungen oder unheilbare Krankheiten sind allerdings nicht gerne gesehen. Denn das Gesundheitssystem ist nahezu perfekt, solange man keine Fragen stellt.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Eine überzeugende Zukunftsvision, so erschreckend wie realitätsnah. Einmal mehr wird dem Leser vor Augen geführt, was passieren könnte, wenn man zu viele Daten von sich preisgibt, wichtige Fragen, auch der Humanität, einem Computerprogramm überlässt. Fortschreitende Digitalisierung hat bei allem Nutzen eben auch immer seine Schattenseiten.

Die Protagonistin Liina fand ich authentisch, die Geschichte sehr gut und spannend erzählt. Ein Thriller, für mich eher Roman, der mich bestens unterhalten hat und denn ich binnen zwei Tagen ausgelesen hatte. Allerdings hat die Autorin beinahe zu viele Ideen in dieses doch recht dünne Werk gepackt. Das hätte man schon wesentlich breiter anlegen können.
Literarisch ist das kein großer Wurf, aber eine gut erzählte Story mit einer wichtigen Message.
4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2020

Mäßiger Schreibstil

42 Grad
0

42 Grad - Wolf Harlander

Es ist ein Jahrtausendsommer in Deutschland und Europa - heiß und trocken. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Die Pegelstände der Flüsse sinken rapide, die Trinkwasservorräte ...

42 Grad - Wolf Harlander

Es ist ein Jahrtausendsommer in Deutschland und Europa - heiß und trocken. Seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. Die Pegelstände der Flüsse sinken rapide, die Trinkwasservorräte neigen sich dem Ende zu.

Soweit ein superspannender Plot und die Geschichte an sich bleibt auch interessant. Die Story ist irgendwo zwischen Schätzing und Laub im Bereich der Umwelt-/Wissenschaftsthriller anzusiedeln, nur leider nicht so gut. Mit der Umsetzung hapert es hier nämlich ordentlich.

Das beginnt mit den Figuren, die leider recht blass bleiben und keinen Eindruck hinterlassen. Die Dialoge sind oft hölzern, notwendige Informationen werden quasi mit dem Vorschlaghammer hineingezwungen.
Dabei sind die Hintergründe sehr gut recherchiert, soweit ich das beurteilen kann, aber sehr unbeholfen an den Leser gebracht. Die Geschichte ist überfrachtet mit wissenschaftlichen Details, die die Romanhandlung überlagern. Der Autor ist Journalist, vielleicht sollte er sich an Sachbüchern versuchen. Der Schreibstil lässt generell zu wünschen übrig, zu geradlinig, zu fantasielos und geradezu holprig an vielen Stellen.
Manche Entwicklungen im Handlungsverlauf sind schließlich einfach unglaubwürdig, wie aus einem schlechten Action-Film. Und genau so liest es sich auch. Eine Verfilmung könnte ich mir hier wiederum gut vorstellen.

Ein Thema, das mich sehr interessiert, in der Umsetzung enttäuscht dieses Buch leider.
2 Sterne



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 29.07.2020

Das Schiff Jolande

Das Meer in meinem Zimmer
0

Das Meer in meinem Zimmer - Jana Scheerer

Der Beginn dieses Romans lässt als Thema etwas in der Richtung "Trauerbewältigung" vermuten. Jolandas Vater Pax ist gerade verstorben, die verbleibenden Familienmitglieder ...

Das Meer in meinem Zimmer - Jana Scheerer

Der Beginn dieses Romans lässt als Thema etwas in der Richtung "Trauerbewältigung" vermuten. Jolandas Vater Pax ist gerade verstorben, die verbleibenden Familienmitglieder stehen unter Schock. Die Mutter verleugnet den Tod und verweigert sich der Wahrheit. Die Verantwortung überlässt sie kommentarlos ihrer älteren Tochter.

Sehr schnell allerdings schwant dem Leser: etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Das Verhalten von Jolanda, der kleinen Schwester Lilli und Mutter Constanze ist nicht mehr normal. Diese Familie ist zerrüttet und kaputt und damit hat der Tod des Vaters nicht allzu viel zu tun.
In Rückblenden führt uns Frau Scheerer ein in ein verstörendes, toxisches Familienleben. Sie erzählt von Jolandas schwieriger Kindheit, von Pax‘ Nordseepension, die nie ein Gast bezog und von seiner besessenen Suche nach einem versunkenen Schiffswrack. Vor allem aber erzählt sie, was eine psychische Erkrankung mit einer Familie, mit Kindern macht, wenn niemand in der Lage ist, sie zu schützen.
Es ist tatsächlich starker Tobak, der sich da herauskristallisiert. Die recht einfache, direkte Sprache, die die Autorin für ihre Geschichte findet, verstärkt die Intensität noch. Viele Gedanken, Gefühle muss sie gar nicht ausformulieren. Alles steckt bereits in der Art und Weise wie sie einzelne Worte einsetzt. Ein frischer, atemloser, jugendlicher Ton. Ich finde es insgesamt sehr gut, besonders geschrieben, die Figuren sehr gut beobachtet und detailliert beschrieben.

Dieser Roman ist trotz allem schnell gelesen, man fliegt förmlich durch die Seiten. Die Geschichte ist zwar atmosphärisch dicht geschrieben, dennoch finde ich, hätte man den ein oder anderen Handlungsstrang noch zu Ende führen können.
Einen Kritikpunkt sehe ich noch im Erzählstrang der Gegenwart. Hier wird manches sehr stark überspitzt dargestellt. Das hätte diese Geschichte meiner Meinung nach nicht nötig gehabt.

Insgesamt eine großartige Leseerfahrung. Besonders die sprachlichen Eigenheiten, die ich oben schon erwähnte, könnten diesen Roman zu einem Anwärter auf den Deutschen Buchpreis machen, wie ich finde…

4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.07.2020

Drei Leben

Drei Leben lang
0

Drei Leben lang – Felicitas Korn
Drei Leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist der 14-jährige Michi, der sich nach dem Unfalltod der Eltern um seine kleine Schwester kümmern muss und alles ...

Drei Leben lang – Felicitas Korn
Drei Leben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist der 14-jährige Michi, der sich nach dem Unfalltod der Eltern um seine kleine Schwester kümmern muss und alles tut, um zu verhindern, dass sie getrennt werden. Dann King, tief im Drogensumpf steckend und ständig in illegale Geschäfte verwickelt. Und Loosi, der gegen seine Alkoholsucht ankämpft und jemanden sucht, den er lieben kann.
Die drei Handlungsstränge laufen getrennt nebenher, bis ganz zum Schluss. Jede dieser Geschichten ist für sich spannend, obwohl mich der ständige Wechsel doch etwas im Lesefluss gestört hat. Alle drei bewegen sich am Rande der Gesellschaft und drohen ständig abzustürzen. Dazu passt die Sprache, die mir persönlich teilweise etwas zu derb war, aber natürlich absolut authentisch zu einem Drogensüchtigen passt. So ist das Ganze durchaus gut geschrieben und der Leser fiebert mit, ob die Protagonisten die Kurve kriegen. Ab der Mitte des Romans fragt man sich aber dann doch, wie denn das wohl alles zusammenhängen mag.
Tatsächlich wird erst im Epilog aufgeklärt, wie diese drei Leben zusammenhängen. Und auch dann musste ich dieses abschließende Kapitel, gerade dreieinhalb Seiten lang, zweimal lesen, um zu verstehen, was da offenbart wird. Dann ist es tatsächlich ein Knaller, der den ganzen Roman in neuem Licht erscheinen lässt. Es ist eines jener Bücher, die den Leser weniger während der Lektüre beschäftigen als vielmehr hinterher. Nach Beendigung des Romans begann mein Gedankenkarussel zu kreisen und ich rekapitulierte die komplette Handlung noch einmal. Wirklich berührend und ergreifend, aber erst im Nachgang. Tatsächlich kam mir diese Auflösung etwas zu spät. Ein bisschen fühle ich mich an der Nase herumgeführt, obwohl die Konstruktion dieses Werkes eigentlich doch ziemlich genial ist.
Insgesamt ein toller Roman, der mich persönlich aber trotzdem nicht ganz überzeugen konnte. Ich hätte mir gewünscht, dass man schon etwas früher zumindest eine Ahnung bekommt, worauf die Geschichte hinauslaufen könnte.
3 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere