Ein empfehlenswerter Krimi mit blindem Protagonisten
BlindBlind - Christine Brand
Dieser Krimi überzeugt gleich durch zwei grundlegende Aspekte. Zum einen ist dies ein ungewöhnliches, aber authentisch-sympathisches Ermittlerduo aus Polizist und Journalistin. ...
Blind - Christine Brand
Dieser Krimi überzeugt gleich durch zwei grundlegende Aspekte. Zum einen ist dies ein ungewöhnliches, aber authentisch-sympathisches Ermittlerduo aus Polizist und Journalistin. Zum anderen der blinde Protagonist Nathaniel, der den Leser ganz unkompliziert in die Welt eines Blinden einführt und für daraus resultierende Schwierigkeiten sensibilisiert.
Nathaniel will wissen, welches der drei Hemden vor ihm blau ist. Dafür nutzt er eine spezielle App für Blinde, be-my-eyes, mit deren Hilfe er Kontakt zu einem zufällig und anonym ausgewählten, hilfsbereiten Sehenden erhält. Doch die Verbindung wird plötzlich unterbrochen, kurz zuvor hört Nathaniel noch einen Hilfeschrei der Frau am anderen Ende der Leitung. Er ist überzeugt, dass ihr etwas zugestoßen ist und schlägt sofort Alarm. Doch wer glaubt einem Blinden, der selbst noch mit den Folgen eines schweren Kindheitstraumas kämpft?
Die meisten Kapitel beschäftigen sich mit Nathaniel und dem Ermittlerduo. Immer mal wieder ist aber ein kürzeres Kapitel eingeschoben, in dem man erfährt, wie es dem (hochschwangeren) Opfer inzwischen ergeht.
Zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle gar nicht mehr verraten. Die Schweizer Autorin hat hier einen besonderen Protagonisten geschaffen und stellt ihn und seine Probleme in der sehenden Welt sehr glaubwürdig dar. Auch das ein oder andere Vorurteil Behinderten gegenüber wird thematisiert. Schon lange konnte mich inhaltlich kein Krimi mehr derart fesseln und überzeugen.
Der Handlungsablauf und letztendlich die Auflösung des Falls sind komplex und wirklich geschickt konstruiert. Nicht nur einmal wird der Leser auf eine komplett falsche Fährte geschickt. Der Krimi bleibt durchgehend spannend und ist immer wieder für eine Überraschung gut. Lediglich den Einstieg fand ich leider etwas holprig, aber bei dem Thema (gynäkologische Untersuchung einer Schwangeren) bin ich wohl sehr kritisch (habe selbst drei Kinder). Sprachlich gesehen fielen mir gerade in dem Bereich ein paar Ausdrücke auf, die mich gestört haben. Nach den ersten paar Seiten ist das aber komplett verschwunden.
Insgesamt eine klare Leseempfehlung für Krimifans!