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Veröffentlicht am 10.12.2024

Halloween-Party endet in Schrecken

Villa Obscura
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„Villa Obscura“ von Melissa C. Hill und Nanja Stapor ist ein fesselnder Jugendthriller. Die Autorinnen greifen mutig düstere und ernste Themen wie Gewalt gegen Frauen, Misshandlung und Missbrauch auf, ...

„Villa Obscura“ von Melissa C. Hill und Nanja Stapor ist ein fesselnder Jugendthriller. Die Autorinnen greifen mutig düstere und ernste Themen wie Gewalt gegen Frauen, Misshandlung und Missbrauch auf, ohne dabei je sensationsheischend zu wirken.
Die Handlung spielt in der Villa Obscura, einem abgelegenen Herrenhaus im Harz. Die Fotografin Constanze lädt zu einer Halloweenparty ein – doch bevor die Gastgeberin selbst auftritt, nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung: Die Partygäste werden, bis auf sechs nach Hause geschickt und Amadeus, Jane, Sarah, Kiyoshi, Linda und Émile, werden entführt. Die anfängliche Feierlaune schlägt in puren Überlebenskampf um. Gefangen und isoliert, müssen sie sich nicht nur mit ihrer Angst, sondern auch mit den Fragen auseinandersetzen, warum sie ausgewählt wurden und was ihre Entführer wirklich bezwecken. Die immer gefährlicher werdenden „Ausflüge“, zu denen die Kidnapper sie zwingen, steigern die Spannung sehr.
Besonders gelungen ist die Perspektivgestaltung: Jedes Kapitel wird aus der Sicht eines der sechs ProtagonistInnen erzählt. Dieser Wechsel bringt nicht nur Dynamik, sondern erlaubt es den LeserInnen, die verschiedenen Persönlichkeiten und Schicksale intensiv nachzuempfinden. Die Autorinnen zeichnen facettenreiche Charaktere, die untereinander Konflikte, Geheimnisse und eine Vielzahl an Gefühlen teilen – von Misstrauen bis zu unerwarteter Solidarität.
Die Vergleiche zu Ursula Poznanski drängen sich förmlich auf – im besten Sinne. Der Schreibstil ist ebenso flüssig wie atmosphärisch, die Dialoge sind realistisch, und das Tempo bleibt bis zum Ende hoch. Längen gibt es keine; stattdessen zieht die Handlung konsequent in ihren Bann und hält die Spannung bis zur letzten Seite.
„Villa Obscura“ ist ein spannender Jugendthriller, der sowohl Nervenkitzel als auch Tiefe bietet. Hill und Stapor gelingt es, ein schwieriges Thema in eine spannende und emotional berührende Geschichte zu verweben. Ein absolutes Muss für Fans intelligenter und packender Jugendbücher.

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Veröffentlicht am 14.11.2024

Eine Geschichte wie ein Rausch

Die Winterschwestern
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„Die Winterschwestern“ von Jolan C. Bertrand (Thienemann-Esslinger Verlag, September 2024) ist ein außergewöhnliches Märchen, inspiriert von nordischer Mythologie und der rauen Welt der Wikinger. Bertrand ...

„Die Winterschwestern“ von Jolan C. Bertrand (Thienemann-Esslinger Verlag, September 2024) ist ein außergewöhnliches Märchen, inspiriert von nordischer Mythologie und der rauen Welt der Wikinger. Bertrand erzählt die Geschichte zweier Winterschwestern: Die Große Winterschwester bringt den harten Winter mit Kälte und Stürmen, während die Kleine für die sanfteren Seiten des Winters steht, die zum Eislaufen oder zu Schneeballschlachten einladen. Doch eines Tages verschwindet die Kleine Winterschwester spurlos, und die Große wandert wütend und verzweifelt durch die Lande auf der Suche nach ihrer Schwester.

Innerhalb dieses mythologischen Rahmens entfaltet sich die Geschichte des kleinen Wikingerjungen Alfred. In seinem Dorf verschwinden immer wieder Dinge, und sein Onkel Ragnar macht sich auf, um den Trollen, die hinter den Diebstählen vermutet werden, auf die Spur zu kommen. Alfred folgt ihm heimlich und stürzt sich damit ebenfalls in ein großes Abenteuer voller magischer Begegnungen und Gefahren.

Sowohl der Schreibstil als auch die Handlung überzeugen mich auf ganzer Linie. Die Geschichte ist wie ein Rausch voller Farben und Fantasie – Alfred hört Tiere sprechen, trifft auf Trolle und erlebt jede Menge mystischer Ereignisse. Besonders begeistert hat mich der subtile Umgang mit modernen Rollenbildern: Geschlechtergrenzen sind fließend, so wird zum Beispiel nebenbei erwähnt, dass Alfreds Onkel früher einmal eine Tante war – eine Darstellung, die sich harmonisch in die traditionelle Erzählweise einfügt, ohne sie zu stören.

Die liebevoll gestaltete Ausgabe rundet das Leseerlebnis perfekt ab. Die Haptik des Buches, die dicke Papierqualität und die detaillierten, farbigen Illustrationen – oft eingerahmt von Runen und nordischen Symbolen – verleihen der Geschichte zusätzlich eine besondere Atmosphäre. Auch die Farbgestaltung der Seiten passt hervorragend zum Inhalt und macht das Buch zu einem visuellen Genuss.

„Die Winterschwestern“ hat mich in eine faszinierende, magische Welt entführt und begeistert durch seine Mischung aus traditionellem Mythos und modernen Elementen. Mit der atmosphärischen Gestaltung und der wunderbaren Erzählweise hat Bertrand ein Meisterwerk geschaffen, das ich jedem Märchen- und Wikingerfan nur wärmstens empfehlen kann. Für mich ist dieses Buch eine klare 5/5-Sterne-Lektüre – ein einzigartiges Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Ermutigung statt Anleitung - der Weg vom leeren Blatt zum Bestseller

Reden ist Silber, Schreiben ist Gold
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Das Sachbuch “Reden ist Silber, Schreiben ist Gold” von Thomas Brezina (erschienen im September 2024 bei edition a) geht von der kühnen These aus, dass jeder ein Buch schreiben kann, wer möchte. Das erscheint ...

Das Sachbuch “Reden ist Silber, Schreiben ist Gold” von Thomas Brezina (erschienen im September 2024 bei edition a) geht von der kühnen These aus, dass jeder ein Buch schreiben kann, wer möchte. Das erscheint zunächst wie eine sehr gewagte Aussage, denn Brezina behauptet nicht nur, dass jeder, der etwas zu sagen hat, ein Buch schreiben kann, sondern dass jeder sogar in der Lage ist, einen Bestseller zu produzieren. Das hat mich sowohl neugierig als auch stutzig gemacht.

Das Buch ist in vier Hauptkapitel unterteilt, die sich chronologisch am Schreibprozess orientieren. Zunächst blickt er auf die Frage, die angehende Autorinnen und Autoren beschäftigen können, wie beispielsweise die Überlegung, welches Thema oder welches Genre man bearbeiten möchte und woher die Ideen für den Plot kommen. Dabei wird der reine Text immer wieder durch kleine Denkanstöße und Übungen aufgelockert. Das nächste Kapitel ist dem Schreiben selbst gewidmet. Von ganz banalen Problemen, wie beispielsweise, wo und wann man am besten schreiben sollte bis hin zur Entstehung der Geschichte selbst nimmt er angehende AutorInnen an die Hand und leitet sie Schritt für Schritt durch den Prozess des Schreibens. Dabei geht er auch auf ganz praktische Themen ein und gibt Tipps und Techniken. So empfiehlt er, die eigene Geschwindigkeit nicht zu überschätzen und sich damit nicht zu überfordern.

Im folgenden Kapitel stellt Brezina seinen “Werkzeugkasten beim Schreiben” vor. Er geht zum Beispiel darauf ein, wie man glaubwürdige, spannende und besondere Charaktere entwirft, wie gute Dialoge entstehen oder wie Autoren mit Schreibblockaden umgehen können und wie ein gelungenes Ende finden.

Das abschließende Kapitel ist dem Redigieren und dem Lektorat gewidmet. Brezina beschreibt den weiteren Weg seiner Rohfassung des Textes hin zu einem druckreifen Manuskript.

Mir gefällt die sehr bescheidene und fast demütige Rolle, die Brezina sich selbst einräumt. Er hat bereits über 600 (!) Bücher geschrieben und schildert, dass er noch immer Unsicherheit darüber empfindet, ob die Menschen seine Bücher wirklich lesen wollen und wie sie darauf reagieren werden oder ob er es selbst tatsächlich schaffen wird, 300 Seiten mit einer Geschichte zu füllen. Das gibt mir Hoffnung, denn das sind auch die Fragen, vor denen ich stehe. Sehr positiv bewerte ich auch, dass Thomas Brezina sein Buch nicht als Anleitung verstanden wissen will, sondern vielmehr einen Erfahrungsbericht geschrieben hat. Mit dem Untertitel seines Buches “Wie auch Du einen Bestseller schreiben kannst”, fordert er seine Leser heraus und fordert sie zum Schreiben auf.

Das Buch “Reden ist Silber, Schreiben ist Gold” von Thomas Brezina inspiriert mit einer klaren Botschaft: Schreiben ist kein Geheimnis, das nur wenige verstehen, sondern eine Kunst, die jeder erlernen kann. Brezina tritt nicht als allwissender Autor auf, sondern als Wegbegleiter, der seine Leser mit ehrlichen Einblicken in seinen eigenen Prozess ermutigt. Seine langjährige Erfahrung und gleichzeitig spürbare Bescheidenheit machen das Buch zu einem motivierenden Leitfaden für alle, die das Abenteuer des Schreibens wagen wollen. Egal, ob man vom eigenen Buch träumt oder das Schreiben als Hobby entdeckt: Brezinas Werk bestärkt und zeigt, dass der erste Schritt immer das Wichtigste ist – das erste Wort, der erste Absatz, die erste Seite.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Zwischen Realität und Mystik

Die Unmöglichkeit des Lebens
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"Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig (erschienen im August 2024 bei Droemer Knaur) ist ein Roman, der stark polarisiert und die Leserschaft in unterschiedliche Lager spaltet. Die Geschichte handelt ...

"Die Unmöglichkeit des Lebens" von Matt Haig (erschienen im August 2024 bei Droemer Knaur) ist ein Roman, der stark polarisiert und die Leserschaft in unterschiedliche Lager spaltet. Die Geschichte handelt von Grace Winter, einer pensionierten Lehrerin, deren Leben von Verlust und Einsamkeit geprägt ist. Nach dem Tod ihres Mannes Karl und des gemeinsamen Sohnes Daniel, der bereits im Kindesalter bei einem Unfall ums Leben kam, zieht sich Grace aus dem sozialen Leben zurück. Ihr Alltag ist von tiefen Schuldgefühlen und der Trauer um Daniel überschattet, die sie auch nach über 30 Jahren nicht loslassen. Besonders Daniels Tod scheint eine unerträgliche Last zu sein, die sie täglich auf den Friedhof führt. Während sie Karl an dessen Grab noch von ihren Gedanken erzählen kann, bleibt sie an Daniels Grab wortlos.

Eines Tages erhält Grace eine Nachricht, die ihr monotones Leben für immer ändern sollte: Christina, eine entfernte Bekannte, die sie seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, hat sie in ihrem Testament bedacht und hinterlässt ihr ein Haus auf Ibiza. Kurzentschlossen beschließt Grace, ihrem eintönigen Leben in Großbritannien den Rücken zu kehren und nach Ibiza zu reisen. Dort hofft sie, Antworten auf die Frage zu finden, warum ausgerechnet sie dieses Erbe antritt. Doch statt Klarheit stößt Grace auf immer mehr Rätsel und Widersprüche.

Der Roman beginnt mit einer eindringlichen Schilderung von Grace’ Leben und den tiefen emotionalen Wunden, die der Verlust ihres Sohnes und Ehemannes hinterlassen haben. Im Abschnitt des Buches entsprach die Erzählung vollkommen meinen Erwartungen. Matt Haig schafft es, die Trauer und Einsamkeit der Protagonistin einfühlsam und poetisch zu vermitteln. Seine Sprache ist klar und dennoch bildhaft, fast schon lyrisch, was dem emotionalen Thema eine besondere Tiefe verleiht. Besonders aufgefallen hat mir die Botschaft des Romans in diesem Teil: Egal in welchem Lebensabschnitt wir uns befinden, wir haben immer die Möglichkeit, unser Leben zu verändern und neue Wege zu gehen. Grace’ Mut, einen Neuanfang zu wagen, nachdem sie so lange in ihrer Trauer gefangen war, ist bewundernswert und inspirierend.

Doch ab einem bestimmten Punkt schlug der Roman für mich eine unerwartete Richtung ein. Die Handlung driftet zunehmend in eine esoterische und spirituelle Dimension ab, die sich stark vom bisherigen Erzählton unterscheidet. Dieser Wechsel empfand ich als abrupt und schwer nachvollziehbar. Statt der erhofften Antworten auf die vielen offenen Fragen, die Grace nach Ibiza führten, wurde die Geschichte immer mystischer und mit übernatürlichen Elementen durchzogen. Diese Wendung war für mich schwer zu greifen und entsprach nicht dem, was ich ursprünglich erwartet hatte.

Ich glaube, dass Leserinnen und Leser, die sich für spirituelle und esoterische Themen interessieren, hier auf ihre Kosten kommen werden. Für mich persönlich ging es jedoch zu weit in diese Richtung, weshalb ich mich sehr schwer damit getan habe, das Buch fertigzulesen. Vermutlich hätte es mir besser gefallen, wenn ich mit einer anderen Erwartungshaltung an die Lektüre herangegangen wäre. Die spirituellen und metaphysischen Themen, die im Verlauf des Buches aufgeworfen werden, waren für mich nicht die Aspekte, die ich mir von der Geschichte erhofft hatte.

"Die Unmöglichkeit des Lebens" ist ein Roman, der sicherlich nicht jedem gefallen wird – was das Buch aber gleichzeitig auch zu einem spannenden Gesprächsstoff macht. Die poetische Sprache und die kraftvolle Botschaft über Mut und Veränderung sind starke Punkte, die das Buch lesenswert machen. Für Leserinnen und Leser, die offen für spirituelle und mystische Themen sind, bietet der Roman eine interessante und ungewöhnliche Perspektive. Wer jedoch, wie ich, eine eher realistische Auseinandersetzung mit den Themen Trauer, Verlust und Neuanfang erwartet, könnte sich von der esoterischen Wendung enttäuscht fühlen.

Insgesamt ist das Buch trotz meiner gemischten Gefühle ein mutiges Werk, das den Leser herausfordert, seine Sichtweisen zu hinterfragen. Vielleicht ist es genau diese Vielschichtigkeit, die das Buch so polarisierend macht.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Kreative Mischung aus Einhorn-Magie und Halloween-Spuk

Hornbert ist süß
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Das Kinderbuch „Hornbert ist süß“ von Robert Scheffner (Annette Betz im Ueberreuter Verlag, September 2024), richtet sich sowohl an Einhorn-Fans als auch an Halloween-Begeisterte.
Rufus ist ein Kürbis ...

Das Kinderbuch „Hornbert ist süß“ von Robert Scheffner (Annette Betz im Ueberreuter Verlag, September 2024), richtet sich sowohl an Einhorn-Fans als auch an Halloween-Begeisterte.
Rufus ist ein Kürbis und schlummert noch in seinem Kürbisbett, denn noch ist es Zeit bis Halloween. Doch plötzlich wird Rufus wecket und erschreckt sich sehr, denn niemand anderes als ein süßes Einhorn hat ihn geweckt. Und nicht genug damit, dass das Einhorn süß ist, sein Schluckauf verwandelt alles Gruselige in süß und niedlich. Um die gruseligste Nacht des Jahres nun zu retten, versuchen Rufus und Hornbert alles, damit der Schluckauf aufhört.
Das Buch ist wirklich niedlich. Sowohl der Text als auch die Zeichnungen stammen von Robert Scheffner, der schon mit „Rufus ist sauer“ 2023 ein fantastisches erstes Kinderbuch zu Halloween veröffentlich hat. Die Illustrationen sind großartig und das Thema Halloween ist auf jeder Seite präsent. Die Hauptfarben sind orange und violett und total mit Gruseln und Halloween assoziiert. Auf jeder Seite gibt es viele Details zu entdecken, ohne dass die Seiten überfrachtet wirken. Die Texte stehen den Illustrationen in nichts nach. Die gereimten Zeilen von Rufus sind echt spaßig und die Ideen der beiden, den Schluckauf zu besiegen, sehr einfallsreich.
Mit witzigen Texten, charmanten Charakteren und fantastischen Illustrationen ist „Hornbert ist süß“ eine klare Leseempfehlung für kleine Halloween-Fans und Einhorn-Liebhaber gleichermaßen. Ich vergebe 5/5 Sternen für dieses rundum gelungene Kinderbuch

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