Profilbild von Dark_Rose

Dark_Rose

Lesejury Star
offline

Dark_Rose ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dark_Rose über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2019

Ich empfand das Buch als anstrengend

Die Welt in allen Farben
0

Achtung: Triggerwarnung: häusliche Gewalt und Suizidversuch / Suizidgedanken



Kate hebt ein Blatt Papier auf, das ihrem Mann, einem Polizisten, aus der Brieftasche gefallen ist. Er verlangt es zurück, ...

Achtung: Triggerwarnung: häusliche Gewalt und Suizidversuch / Suizidgedanken



Kate hebt ein Blatt Papier auf, das ihrem Mann, einem Polizisten, aus der Brieftasche gefallen ist. Er verlangt es zurück, weigert sich ihr zu sagen, worum es sich handelt und macht ihr auf einmal Angst. Sie weicht vor ihm zurück, stolpert (angeblich) und schlägt hart mit dem Kopf auf die Fliesen. Als sie erwacht liegt sie auf dem Sofa aber ihr Mann ist verschwunden. Am nächsten Tag tut er als sei nichts gewesen, doch das ungute Gefühl ihn betreffend will nicht verschwinden.



Nova ist blind. Eine neuartige Operation soll ihr das Augenlicht wiedergeben. Im Krankenhaus trifft sie auf mehrmals auf Kate. Nova fällt es schwer sich in der Welt der sehenden zurecht zu finden. Durch die Freundschaft und die Gefühle, die sie für Kate entwickelt lernt sie mühsam was Liebe wirklich bedeutet und dass sie dafür nicht ihre Augen braucht.



Weder Kate noch Nova waren mir sympathisch. Das liegt bei Kate vor allem daran, dass ihre Sichtweise für mich zu verworren und sprunghaft war. Ich konnte ihr oft nicht richtig folgen.

Nova war mir zu philosophisch, aber nicht auf eine „weise“ Art, sondern irgendwie krampfhaft. Nova tut oft so, als könne sie erst jetzt, wo sie sehen kann, tiefgehende Erkenntnisse erringen. Als hätte sie die Fähigkeit zu sehen von einem Kind zu einer Erwachsenen gemacht.



Sobald die beiden mehr Zeit miteinander verbringen wird für mich alles schlimmer. Sie benehmen sich wie kleine Kinder, die eine Übernachtungsparty ohne elterliche Aufsicht feiern. Sie sind unverantwortlich und einfach nur nervig. Zudem stecken sie gemeinsam einfach nur den Kopf in den Sand und verweigern sich der Realität.



Mir fehlte bei beiden der emotionale Tiefgang. Ich konnte keine Verbindung zu ihnen aufbauen, oder auch nur ihren Gedanken und Handlungen richtig folgen. Das Buch hätte echt Potential gehabt bei den beiden Charakteren so richtig aus den vollen zu schöpfen. Eine Frau die plötzlich sehen kann und eine Frau, die erkennen muss, dass sie sich viel zu lang selbst ihren Mann betreffend etwas vorgelogen hat. Das sind tiefgreifende Veränderungen, da hätte ich emotionale Achterbahnen erwartet, doch bei mir kam einfach gar nichts an.



Das Buch springt durch die Monate und wechselt ständig ohne Vorwarnung die Perspektive, wodurch ich andauernd aus der gegenwärtigen Handlung geworfen wurde.

Ich empfand das Buch als in großen Teilen konfus, chaotisch, verworren, emotionslos und langweilig. Zudem gab es oft seltsame Beschreibungen, die wohl philosophisch sein sollten oder so, aber ich fand sie einfach nur merkwürdig. Der Gedanke, der mir neben „ist es bald vorbei“ bei diesem Buch am häufigsten kam, war „hä?“

Am Ende wurde es nochmal interessanter, aber auch hier fehlten vollkommen die Gefühle. Schade!



Fazit: Leider war das Buch so gar nicht meins. Es hätte rein von der Ausgangsstory her richtig viel Potential gehabt, doch der Schreibstil, der Emotionen vermissen lässt und ständig ohne Vorwarnung die Perspektive wechselt, nervt irgendwann. Mir waren die Charaktere leider auch nicht sympathisch. Ich habe beim Lesen einfach nur noch auf das Ende gewartet. Mich hat das Buch leider enttäuscht.



Von mir bekommt es 1 Stern und den auch nur wegen der interessanten Grundstory, die so viel mehr hätte bieten können.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Winkelmann weiß, wie man für Gänsehaut sorgt

Das Haus der Mädchen
0

Die Handlung findet auf mehreren Ebenen statt. Hier ein kurzer spoilerfreier Überblick:



Ein Mann ist auf dem Heimweg von der Arbeit. An einer Ampel sieht er, wie plötzlich eine Hand gegen das Seitenfenster ...

Die Handlung findet auf mehreren Ebenen statt. Hier ein kurzer spoilerfreier Überblick:



Ein Mann ist auf dem Heimweg von der Arbeit. An einer Ampel sieht er, wie plötzlich eine Hand gegen das Seitenfenster eines Kastenwagens geschlagen wird und einen blutigen Abdruck hinterlässt. Oliver nimmt die Verfolgung auf und wird ermordet.

Leni zieht für ein Verlagspraktikum nach Hamburg. Sie lebt in einer illegalen Wohnung, die über einen billigen Abklatsch von AirBnB Kurzzeit untervermietet wird. Bei ihrer Ankunft lernt sie ihre Mitbewohnerin kennen, einen Tag später ist sie spurlos verschwunden. Hat das etwas mit dem Mann in dem silbernen Sportwagen zu tun, mit dem sie sie in der Nacht ihrer Ankunft gesehen hat?

Jana wird gefangen gehalten. Eine Frau erklärt ihr die Regeln: sie darf niemals sprechen. Ihr Name ist von nun an Nummer sieben. Wenn sie gegen die Regeln verstößt, wird sie unvorstellbare Schmerzen erleiden.

Freddy ist obdachlos. Er hat den Mord an Oliver beobachtet und fürchtet nun um sein Leben. Er will den Mörder finden, um nicht selbst zum Opfer zu werden.

Jens Kerner, der Ermittler im Fall Oliver, ist ein Bluthund. Er entdeckt eine Verbindung, die außer ihm keinem in den Sinn gekommen ist und bald ist ihm klar, dass er an etwas Großem dran ist, auf jeden Fall größer als ein Gelegenheitsmord.



Im Verlauf der Handlung kommen noch mehr Charaktere hinzu, aber über die kann ich nichts sagen, da ich sonst spoilern würde.



Ich fand das Buch von Anfang an sehr spannend. Der Erzählstil mit den vielen Charakteren, denen man folgt, sorgt für ein hohes Tempo. Leider kommt es in der Mitte zu ein paar Längen. Rückblickend betrachtet haben sie ihren Sinn, aber das weiß man zu dem Zeitpunkt nicht und daher zieht es sich. Zudem muss man aufpassen mit den vielen Namen nicht durcheinander zu kommen.

Aber kurz vor Schluss wird es wieder extrem spannend und die Wendungen und die Auflösung gefielen mir sehr gut. Ich bin nicht drauf gekommen wer dahintergesteckt hat.



Dieses Buch war mein erster „Winkelmann“, aber es bleibt nicht mein letzter. Nicht nur, weil ich schon „Die Lieferung“ hier auf mich warten habe, sondern auch, weil mir sein Stil und die Themen seiner Bücher gefallen.



Fazit: Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Zwischendrin hatte es seine Längen, die rückblickend ihren Sinn hatten, aber sich zu dem Zeitpunkt einfach gezogen haben. Dafür war aber die Auflösung in meinen Augen sehr gut, ebenso, wie die Story an sich. Ich werde definitiv noch mehr Bücher des Autors lesen!



Von mir bekommt das Buch 4 Sterne, einen Stern ziehe ich wegen der Längen in der Mitte ab, da sich dieser Teil wirklich sehr gezogen hat.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Leider hat mich das Buch nicht wirklich gepackt

Das Weinen der Kinder
0

Ein Mann nimmt Rache dafür, dass eine Frau angeblich sein Leben zerstört hat. Doch als sie tot ist, muss er feststellen, dass sie zwar den richtigen Namen trug, aber nicht die Frau war, die er kennengelernt ...

Ein Mann nimmt Rache dafür, dass eine Frau angeblich sein Leben zerstört hat. Doch als sie tot ist, muss er feststellen, dass sie zwar den richtigen Namen trug, aber nicht die Frau war, die er kennengelernt hatte. Er hat eine Unschuldige ermordet! Doch das bedeutet auch, dass die Frau, die er eigentlich töten will, immer noch da draußen ist.

Die ermordete Frau war Yvonne, eine ehemalige Freundin von Anke Neuhaus, eine Kunstexpertin. Die Freundschaft zerbrach aber bereits vor einiger Zeit. Kurz vor ihrem Tod ruft sie Anke an und will Abbitte leisten, denn sie ist tot krank.
Hat das irgendetwas mit ihrem Mord zu tun?
Anke wird in die bayerische Pampa geschickt, um dort ein Museumsprojekt und damit auch ihren Chef, vor dem Ruin zu retten. Sie hat so gar keine Lust darauf, immerhin hat sie mit ihren zwei Töchtern, darunter ein typischer Teenager, und ihrer überwundenen Alkoholsucht schon genug zu tun, doch ihr bleibt keine Wahl. Der örtliche Künstler Niels, mit dem Anke mal etwas hatte, bietet ihr Bilder zum Verkauf an, um das Museum zu unterstützen. Doch was die beiden nicht ahnen ist, dass es jemanden gibt der etwas gegen diese Bilder von weinenden Kindern hat und er schreckt vor nichts zurück.


Mir war Anke anfangs sympathisch. Sie hat es nicht leicht mit einem unzuverlässigen A...-Ex-Mann, einer stets präsenten und gegen sie agierenden Ex-Schwiegermutter, die nichts auf ihren Sohn kommen lässt und nicht zu vergessen ihren beiden Töchtern, von denen eine ein typischer „ich hasse dich“-Teenager ist.
Im Verlauf des Romans lässt diese Sympathie allerdings nach. Ich wurde zunehmend von der Geschichte verwirrt, die für mich nur einen sehr dünnen (wenn überhaupt) roten Faden aufwies. Ich kann Ankes Kampf gegen ihre Alkoholsucht nicht nachempfinden, da ich (und dafür bin ich sehr dankbar) nicht betroffen bin. Allerdings haben mich die Kommentare ihres Alkolholiker-Ichs immer wieder irritiert und ihre Handlungen waren für mich auch nicht immer nachvollziehbar.
Ich habe mich schwergetan mit diesem Buch. Es fiel mir nicht leicht nicht gedanklich abzudriften. Ich habe immer wieder den Überblick verloren und die kursiven Textteile aus der Sicht einer andere Person, habe ich oft nicht verstanden. Mir hat sich lange nicht erschlossen, wozu das erzählt wurde, da die Texte zwar zusammenhingen, aber mit der restlichen Geschichte scheinbar in keiner Verbindung standen.

Außerdem fand ich es schade, dass gleich zwei Männer versuchen Anke zum Sex zu erpressen bzw. zu zwingen. Das wirkt irgendwie, als wäre dem Autor nichts Originelleres eingefallen und deswegen hat er das Motiv gleich zwei Mal eingebaut.

Zudem war die Logik des Täters quasi nicht vorhanden. Seine Gedankengänge machten für mich keinen Sinn.
Die Entwicklung der Handlung hat mich nicht überzeugt und die Figurenentwicklung überzeugte mich ebenfalls nicht.


Fazit: Das Buch ist nicht schlecht, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um einen Debütroman handelt. Aber leider auch nicht richtig gut. Es werden für meinen Geschmack zu viele Baustellen aufgemacht, die letztlich nicht alle stimmig in die Rahmenhandlung eingebunden werden. Manches verlief einfach im Sande.
Im Verlauf der Handlung blieben für mich die Emotionen immer mehr auf der Strecke. Fand ich Anke anfangs noch sympathisch und fühlte mit ihr, entwickelte sie sich auf eine Art, die mich von ihr wegstieß. Ich konnte ihre Handlungen nicht mehr nachvollziehen und kam emotional nicht mehr an sie heran.
Zum Schluss macht die Handlung viele Sprünge, ich vermute, um Tempo aufzubauen, lässt aber einige Zwischenschritte weg, die es mir leichter gemacht hätten zu folgen, was mir nicht immer gelang.

Von mir bekommt das Buch 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Leider für mich zu deprimierend und zu oberflächlich

Alles, was wir sind
0

Das Cover ist wirklich schön gestaltet. Das Buch kommt mit einer Papierbanderole umwickelt. Löst man sie, sieht man das Buch. Der Schutzumschlag ist aus bedrucktem Plastik. Nimmt man ihn ab ist das Buch ...

Das Cover ist wirklich schön gestaltet. Das Buch kommt mit einer Papierbanderole umwickelt. Löst man sie, sieht man das Buch. Der Schutzumschlag ist aus bedrucktem Plastik. Nimmt man ihn ab ist das Buch darunter nur mit den Menschen im Zentrum bedruckt und den Kreisen drum herum, die aussehen, wie ein Guckloch. Kein Text, weder auf dem Cover, noch auf der Rückseite oder dem Buchrücken. Die Menschen finden sich auch auf der Innenseite wieder.
Die Kapitelüberschriften wiederholen sich immer wieder und bezeichnen die Rolle, die ein Charakter gerade spielt. Sie werden durchgestrichen und darunter steht dann die aktuelle Rolle. Das ist interessant gemacht und mal etwas ganz anderes.
Das Buch ist nicht glatt, sondern fühlt sich irgendwie grobporig an. Das lässt sich schlecht beschreiben. Die Kreise sind in verschiedenen Ebenen fühlbar gestaltet. Das macht das Buch rein optisch und haptisch zu etwas besonderem.


Ost gegen West. Die einen wollen um jeden Preis das Erscheinen eines Romans verhindern, der ihrer Meinung nach gegen das System gerichtet ist. Die anderen wollen, dass er auf jeden Fall erscheint, vor allem weil die anderen davor Angst zu haben scheinen. Es herrscht der Kalte Krieg, die Gegner sind die Sowjet Union und die USA und der Roman, um den es geht, heißt Doktor Schiwago.

Doch geht es wirklich um einen Roman? In diesem Buch nur als verbindendes Element. Es geht um einen Autor, der an einem Roman arbeitet, über den man aber nichts erfährt, außer seinem Titel. Die schwangere Geliebte des Autors wird vom Staat mitgenommen, wochenlang verhört und verliert schließlich durch Schläge ihr Kind. Dennoch wird sie nicht freigelassen. Erfundene Anklagen werden durch unter Folter erzwungenen Geständnissen gegen sie verwendet und sie landet in einem Arbeitslager, alles, um den Autor unter Druck zu setzen.
Es geht um eine Gruppe junger Frauen, die als Sekretärinnen bei der „Agency“ arbeiten, die nie beim Namen genannt wird, aber bei der es sich ganz klar um die CIA handelt. Innerhalb dieser Gruppe gibt es Frauen, die nicht nur Sekretärin sind. Sie sollen helfen das Buch zu veröffentlichen. Aber für die Agency zählen sie als Menschen nichts, sie sind austauschbar und werden im Bedarfsfall angeschafft und wieder fallen gelassen.


Ich fand den Schreibstil an sich genial. Man erfährt fast nichts über einzelne Personen, man weiß nicht, wer gerade erzählt, manchmal auch lange nicht, ob es ein Mann ist oder eine Frau. Man wird in deren Leben geworfen und wie sie von den Ereignissen überrollt.
Was aber schade ist, ist, dass das Buch oberflächlich bleibt. Ab und an, wenn einem Charakter etwas schlimmes zustößt geht es in die Tiefe, aber sonst bleibt man ein „Mitläufer“ und beobachtet.

Ich hatte erwartet, dass es bei dem Buch um das Buch „Doktor Schiwago“ geht, dass man erklärt bekommt, warum das Buch „antisowjetisch“ sein soll, warum die Regierung verhindern will, dass es erscheint und zu so drastischen Mitteln greift. Ich dachte, man erfährt mehr darüber, warum die USA unbedingt wollten, dass es erscheint. Aber man bekommt in der Hinsicht nur eine Kindergarten-Antwort „weil die wollen, dass es nicht erscheint“.

Ich finde es so schade, dass dieses Buch so oberflächlich bleibt! Eine Katastrophe nach der anderen bricht über die Erzähler herein und es wird immer deprimierender. Aber es fehlt lange der Bezug zum Buch. Man erfährt einfach nicht, warum all das geschieht. Es gibt allerhöchstens Andeutungen, aber niemand spricht Klartext.


Fazit: Leider war das Buch so gar nicht meins. Ich fand den Erzählstil am Anfang richtig gut, aber irgendwann wurde es dann zu viel mit diesem betont wage bleiben und bloß nicht bestimmte Dinge beim Namen nennen. Das Buch eiert da einfach drum rum und man hat als Leser das Gefühl, nicht wirklich zum Kern des Ganzen vorstoßen zu können.
Darüber hinaus war es mir persönlich einfach viel zu deprimierend. Auch wenn das in Teilen der Wahrheit entspricht, mir war es zu extrem. Zudem kam ich an die Charaktere nicht wirklich heran. Immer wieder wurde auf einen ein Schlaglicht geworfen, wenn dem etwas zustieß, aber ansonsten ging es nicht um dessen Emotionen und Gefühle. Dadurch taten sie mir zwar leid, aber ich musste aufpassen, nicht mit den Namen durcheinander zu kommen, weil sie diese Art der Darstellung austauschbar gemacht hat.
Das Buch war leider nicht meins. Es bekommt von mir 2 Sterne, wegen der interessanten Thematik, die aber für mich nicht interessant genug umgesetzt wurde.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Ein erschütternd realistisches Buch - ich hatte Gänsehaut!

Exit Now!
0

Achtung: das Buch ist teilweise recht blutig und erschütternd!

Achtung: Triggerwarnung: Terroranschläge!


Sam und Ava könnten unterschiedlicher nicht sein. Sam ist die reiche Tochter des stellvertretenden ...

Achtung: das Buch ist teilweise recht blutig und erschütternd!

Achtung: Triggerwarnung: Terroranschläge!


Sam und Ava könnten unterschiedlicher nicht sein. Sam ist die reiche Tochter des stellvertretenden Premierministers. Sie lebt abgeschirmt hinter Panzerglas im Luxus. Aber ihr erscheint ihr riesiges Haus eher wie ein goldener Käfig.
Ava stammt aus (mittlerweile) ärmlichen Verhältnissen. Früher lehrte ihr Vater an der Uni, doch Fremdsprachen sind nun verboten und sein Doktortitel wertlos. Sie weiß, dass sie nur einen Fehltritt davon entfernt ist auf der Straße zu landen. Die Zeiten sind hart, seit die Grenze im Kielwasser des Brexit dicht gemacht wurde. Es kann jeden treffen, jederzeit.
Ava hält anfangs nicht viel von Sam, trotzdem muss sie ihr Nachhilfe geben, auch wenn diese gar nicht will. Doch schon bald geschehen merkwürdige, bedrohliche Dinge und den beiden wird klar, dass in dieser Welt eine gute und loyale Freundin Gold wert ist. Zudem müssen sie erkennen, dass sie viel mehr gemeinsam haben, als sie jemals gedacht hätten; allem voran: den Wunsch nach Freiheit.


Mir waren Sam und Ava sofort sympathisch auch wenn es bei Sam ein bisschen länger gedauert hat zu verstehen, dass sie kein oberflächliches Dummchen ist, sondern viel mehr in ihr steckt, als es ihr jemals jemand zutrauen würde. Sie erlebt aus erster Hand, wie sich ihr Land verändert und auch ihr Vater, der all das orchestriert. Ihr Weltbild zerbricht und sie muss sich entscheiden: bleibt sie Daddys braves Mädchen, oder stellt sie sich gegen alles, was sie kennt?
Ava hat den Durchblick. Sie erkennt Menschen und Dinge als das was sie sind. Ich kann ihren Verstand nur bewundern. Sie tat mir schrecklich leid, denn vor allem sie ist es, die viele Tiefschläge verkraften muss und sich plötzlich ganz allein in dieser komplett veränderten und feindseligen Welt zurechtfinden muss. Aber ich finde es bewundernswert, dass sie sich davon nicht zerbrechen lässt.


„Exit now!“ ist das Prequel zur „Gelöscht“-Trilogie. Ich habe diese nicht gelesen, gehe also in dem Sinne unvoreingenommen an das Buch heran. Ich fand den Einstieg in diese Welt schon super. Die allgegenwärtige Bedrohung von allen Seiten, was aus dem England / Großbritannien geworden ist, dass wir kennen – das ist wirklich sehr erschreckend, aber überzeugend geschrieben.

Ich finde es wirklich toll gemacht, wie alles immer schlimmer und schlimmer wird. Gerade dachte man noch, die Einführung der Todesstrafe sei schrecklich, doch dann kommt der nächste Schlag in den Magen und der nächste und der nächste und es hört gefühlt einfach nicht mehr auf.

Das Buch ist definitiv keine leichte Kost. Am Anfang denkt man es sei eine ganz normale Jugendbuch-Dystopie aber schnell wird klar, dass dieses Buch anders ist, härter, realistischer, brutaler. Jeder Fehltritt kann dich oder jemanden den du liebt das Leben kosten und die Definition davon, was ein Fehltritt ist, ändert sich fast stündlich.

Ich habe schon so einige Dystopien gelesen, aber keine hat mich so erschüttert, wie dieses Buch. Ich empfehle es gerade heut zu Tage wirklich jedem zu lesen! Nicht nur Jugendlichen. Dieses Buch zeigt uns auf, was passiert, wenn die Politikverdrossenheit und das Protestwählen so weitergeht. Wenn die Menschen einfach wegsehen, wenn ihre Freiheit beschnitten wird, wenn sich ein demokratischer Staat in eine Diktatur verwandelt und niemand etwas tut, bis man nichts mehr tun kann. Wenn alles, was einem noch bleibt der Protest ist, für den man verhaftet und ermordet wird. Dieses Buch ist brandaktuell und ein flammendes Plädoyer für die Demokratie und für die Jugend nicht wegzusehen, sondern ihre Zukunft in die Hand zu nehmen.


Fazit: Mich hat dieses Buch zutiefst erschüttert, aber auf eine gute Art und Weise. Es ist stellenweise sehr brutal und blutig, aber immer nur kurze Stellen lang, nicht ewig ausgeschlachtet. Dafür zieht sich der Schock und der Schrecken durch das gesamte Buch. Es macht einem klar, dass das, was hier geschrieben steht möglich ist – wir sehen es ja auch in anderen Ländern, wie Freiheiten abgeschafft und die Menschen Schritt für Schritt mehr unterdrückt werden.
Ich werde definitiv auch die „Gelöscht“-Trilogie von Teri Terry lesen. Aber erst muss ich mich erholen, mich hat das Buch echt geschafft.

Ich möchte dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen! Wenn es nach mir ginge, würde es zur Pflichtlektüre an Schulen werden.