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Veröffentlicht am 26.09.2023

Sehr glaubwürdig, aber auch sehr heftig

The way I used to be
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Achtung: Band 1 einer Reihe, aber man kann mit dem Ende leben.

Triggerwarnung: Vergewaltigung, Trauma.

Von einem Moment auf den anderen teilt sich Edens Leben in ein Davor und Danach. Ein Davor, in dem ...

Achtung: Band 1 einer Reihe, aber man kann mit dem Ende leben.

Triggerwarnung: Vergewaltigung, Trauma.

Von einem Moment auf den anderen teilt sich Edens Leben in ein Davor und Danach. Ein Davor, in dem sie bloß eine junge Frau war, fast noch ein Kind, langweilig, durchschnittlich, unsichtbar. Und ein Danach, in dem nichts mehr so ist, wie es vorher war und vor allem nicht Eden.
Nichts ist mehr normal, aber für die Welt da draußen hat sich nichts verändert. Niemand sieht, dass sie nicht mehr die Eden ist, die sie gestern noch war, niemand deutet ihr Verhalten richtig und Eden kann das, was geschehen ist, einfach nicht in Worte fassen, zu sehr ist das, was ER ihr in dieser Nacht sagte, in ihren Verstand eingedrungen: „Niemand wird dir glauben“ und „wenn du etwas sagst, bringe ich dich um“.
Eden sagt nichts, sie wird nur eine andere Eden – Eden 2.0.


Was Eden passiert ist, ist schrecklich und grausam und passiert viel zu vielen Mädchen und Frauen auf der Welt. Und doch sind die Gedanken unmittelbar nach der Tat immer dieselben: Warum habe ich es nicht kommen sehen? Warum habe ich es nicht verhindert? Warum habe ich nicht dieses oder jenes getan, dann wäre es nicht passiert. Und wie so oft bei Opfern in Edens Alter, ist der Täter jemand, dem sie vertraute, der ein Teil ihres Lebens, ihrer Welt war, Kevin, der beste Freund ihres großen Bruders und für Eden praktisch ein zweiter großer Bruder. Und das macht es für sie nur noch schwieriger.

Man erlebt an ihrer Seite die unterschiedlichen Stadien der Bewältigung bzw. des Traumas. Zuerst der Schock, dann die Vorwürfe an sich selbst. Warum hat sie nicht die Tür abgeschlossen? Andererseits, warum sollte sie, wenn sie es sonst nie tut? Wie hätte sie es ahnen können oder sollen, dass Kevin ihr das antun wollte? Sie konnte es nicht wissen, sie konnte es nicht verhindern. Aber die Stimme in ihrem Kopf sieht das anders.

Ihr Umfeld bemerkt, dass etwas los ist, findet aber lauter „simple“ Gründe dafür. Ihre Mutter sieht das Blut in ihrem Bett – also muss Eden ihre Tage bekommen haben. Eden will Kevin nicht mehr begegnen, also ist sie eifersüchtig auf ihn – oder noch schlimmer, in ihn verknallt, was auch Kevin als Story in Umlauf bringt. Eden verändert sich, verhält sich anders – sie ist eben ein launischer, schwieriger Teenager. Für alles werden Erklärungen gefunden, niemand kommt auf die Idee, dass etwas geschehen sein könnte und je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es für Eden, selbst noch daran zu glauben, dass ihr etwas passiert ist und nicht sie das Problem ist.

Eden verändert sich auch in ihrer Erzählweise, sie wird distanzierter, kühler, geht mehr auf Abstand zum Leser, wie sie auch auf Abstand zu allen in ihrem Umfeld ging. Verzweifelt versucht sie, mit dem Geschehenen klar zu kommen, durch Verleugnen und Verdrängen und später auch, indem sie versucht, die Kontrolle über ihren Körper zurückzubekommen.


Fazit: Toll dargestelltes Trauma, aber teilweise echt hart zu lesen. Leider bleibt man lange recht auf Distanz zu Eden, wie auch sie sich von ihrem Trauma und allem anderen distanziert. Da wird das toll auf die Erzählweise übertragen, sorgt aber auch dafür, dass man sich schwerer damit tut, bei Eden zu bleiben.
Niemand sieht was mit ihr los ist, alles wird auf die Hormone geschoben oder sie als „schwierig“ oder „Bitch“ abgestempelt. Sie zeigt deutliche Anzeichen aber niemand weiß sie zu deuten. Das finde ich vor allem auch deswegen wichtig, damit man selbst einen Einblick bekommt, welche Verhaltensmuster oder Verhaltensänderungen vielleicht ein Hinweis bzw. Warnzeichen sind. Es passiert so vielen Mädchen, dass sie zu Opfern werden und die meisten von ihnen schweigen darüber aus unterschiedlichen Gründen. Aber wenn das potenzielle Umfeld lernt, worauf es achten kann, vielleicht kann dann dieses Buch nicht nur den Opfern eine Stimme geben, sondern auch das potenzielle Umfeld schulen, worauf es achten kann und sollte, um vielleicht einem betroffenen Mädchen oder einer Frau, die Gelegenheit zu geben, ihr Schweigen zu brechen und wenn es nur für sie ist, damit sie nicht mehr mit diesem Geheimnis leben muss, das ihr durch die Tat eines anderen aufgezwungen wurde.
Das Ende hätte ich persönlich mir mit mehr Ausblick auf die Zukunft gewünscht, aber da ich mittlerweile erfahren habe, dass es ein zweites Buch geben wird, denke ich, wird das deswegen so sein.

Das Buch ist heftig, aber auch richtig gut. Man wird lange auf Distanz gehalten, aber auf mich wirkte das wie ein Stilmittel, um Edens Distanz zu allem und jedem deutlich zu machen. Von mir bekommt es volle 5 Sterne und ich werde definitiv auch Band 2 lesen.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Wie Märchen unsere Sprache beeinflussten - ich fand es total interessant!

Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
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„Spieglein, Spieglein an der Wand …“, „Kreide fressen“ oder das „hässliche Entlein“ – unseren Märchen verdanken wir bis heute viele Redewendungen und geflügelte Worte. Man könnte sagen: „Und weil sie nicht ...

„Spieglein, Spieglein an der Wand …“, „Kreide fressen“ oder das „hässliche Entlein“ – unseren Märchen verdanken wir bis heute viele Redewendungen und geflügelte Worte. Man könnte sagen: „Und weil sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.“

Ja, dieses Intro passt, wie die Faust auf’s Auge. Man könnte das Buch aber auch wie folgt beschreiben: Die Wahrheit über „Es war einmal“.

In diesem Buch geht es um unsere Sprache und darum, wie Märchen aller Art sie geprägt haben. Bei manchen Redewendungen wissen wir, dass sie aus Märchen stammen, bzw. uns dank Märchen im Gedächtnis geblieben sind, wie „Spieglein, Spieglein an der Wand …“ oder das „hässliche Entlein“, ebenso „Es war einmal“ – aber es gibt noch zahlreiche mehr, die so tief in unserem Sprachgebrauch verwurzelt sind, dass wir keine Ahnung haben, wo sie eigentlich mal herkamen.

Ich als Lektorin, Buchbloggerin und begeisterte Leserin liebe Sprache. Ich spiele gern mit ihr, haben einen recht großen Wortschatz und liebe alles, was mit Sprache und deren Entwicklung zu tun hat. Daher war für mich klar, dass ich dieses Buch lesen muss.

Rolf-Bernhard Essig klatscht einem hier nicht einfach bloß hin, dass diese oder jene Redewendung aus einem Märchen stammt, er erklärt uns ganz genau wo sie herkommt, wo ihre Wurzeln liegen, wie sie sich vermutlich entwickelt hat.

Ursprünglich hatten Märchen den Zweck Lehren zu vermitteln und Wissen weiterzugeben. Die Märchen, die wir heute aus unserer Kindheit kennen, sind stark zensierte Fassungen, die Originale sind weitaus brutaler und blutiger und zahlreicher. Nicht nur die Gebrüder Grimm haben Märchensammlungen zusammengetragen, auch andere taten dies, allerdings sind ihre Namen heute weitaus weniger bekannt.

Märchen haben heute den Hauptzweck zu unterhalten, aber die erhalten auch einige Worte und Redewendungen, die wir heute so sonst nicht mehr verwenden. Sprache ist lebendig, sie entwickelt sich ständig weiter und genauso wie immer wieder Begriffe hinzukommen, gibt es auch welche, die verloren gehen und von der Realität des Sprachgebrauchs ausgemustert werden.

Heute finden sich in klassischen Fassungen der Märchen, die also nicht dem modernen Sprachgebrauch angepasst wurden, immer noch Redewendungen und Begriffe, die einem so kaum noch im Alltag begegnen. Trotzdem finde ich sie faszinierend, ebenso wie ihre Herkunft. Oder hättet ihr gewusst, dass die berühmteste Märcheneinleitung „Es war einmal“ eigentlich gar nicht so oft im Original vorkam, wie sie es heute tut? Heute fängt gefühlt jedes Märchen mit dieser Einleitung an, bei den Grimmschen Hausmärchen nur ein Viertel. Dennoch hat sie sich uns allen als DIE Einleitungsformulierung für Märchen eingeprägt.


Fazit: Ich fand das Buch unheimlich interessant. Ich liebe Sprache und finde es so spannend, wie sie sich entwickelt hat. Gerade in diesem Zusammenhang gab es einige Überraschungen. Bei manchen Redewendungen wissen wir, dass sie mit Märchen in Verbindung stehen, aber es gab hier zahlreiche, bei denen mir das nicht klar war, oder auch wie sehr Märchen die Bedeutung eines Begriffes prägen können.

Ich fand das Buch sehr gut und übersichtlich aufgebaut, die Informationen keineswegs langweilig oder trocken formuliert. Ich habe die Lektüre echt genossen und möchte das Buch jedem ans Herz legen, der sich für Sprache oder Märchen interessiert.

Von mir bekommt es volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Ich habs echt geliebt!

Queen of the wicked 1: Die giftige Königin
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Achtung: Band 1 einer Reihe, aber man könnte es auch unabhängig lesen.

Belladonna ist eine Gifthexe und als solche nicht gerade hochangesehen in der magischen Gemeinschaft. Das macht ihr an sich auch ...

Achtung: Band 1 einer Reihe, aber man könnte es auch unabhängig lesen.

Belladonna ist eine Gifthexe und als solche nicht gerade hochangesehen in der magischen Gemeinschaft. Das macht ihr an sich auch nicht so viel aus, nicht so sehr jedenfalls, wie die Tatsache, dass sie selbst hochgiftig ist und daher komplett auf menschliche Zuneigung verzichten muss. Immerhin hat sie ihren letzten Freund, versehentlich fast umgebracht.
Doch dann geschehen auf einmal merkwürdige Dinge und Belladonna bittet die Königin der Hexen um Hilfe, nur um dann zu erfahren, dass sie jetzt die Königin ist. Von jetzt auf gleich ändert sich ihr Leben radikal. Und als wäre das nicht schon alles genug, lockt sie auch noch der ehemalige Verlobte der Königin, ein Dämon, in einen Deal und plötzlich ist sie mit ihm verlobt. Die Katastrophen nehmen gefühlt kein Ende …


Ich habe das Buch wirklich geliebt. Ich habe es als Hörbuch gehört und kann das jedem nur ans Herz legen. Die Sprecherin macht einen ganz tollen Job!

Belladonna ist unheimlich sympathisch. Sie ist witzig und nett, tollpatschig und gerät gern mitten in Katastrophen, aber wie sie sich um ihre Pflanzenfreunde kümmert, ist wirklich süß. Man merkt immer wieder, wie sehr ihr die Einsamkeit und die Isolation zusetzen, gleichzeitig aber auch, dass sie ihr Leben eigentlich auch mag, durch ihre Pflanzenfreunde und weil es ruhig ist. Ruhig war – nach der Sache mit dem Königin-werden ist nichts mehr ruhig.

Blake ist lange undurchschaubar. Durch Belladonnas Vorurteile betrachtet man ihn lange mit Misstrauen, doch wenn man genauer darüber nachdenkt, tut er nie etwas. Ja, er ärgert sie und ja, er hat sie in den Deal gelockt, aber ansonsten gibt er ihr das, was sie so lange vermisst hat: Nähe.

Der heimliche Star des Buches sind für mich die Giftpflanzen. Sie sind sooooo niedlich! Sie benehmen sich Belladonna gegenüber praktisch wie Haustiere, wollen ihre Aufmerksamkeit, Leckerchen (Düngerstäbchen), kuscheln, mit ihr reden und fordern Zuneigung an. Gleichzeitig geben sie ihr auch ganz viel Zuneigung und alles an Liebe, was es lange Zeit in ihrem Leben gab, stammte von den Pflanzen.


Fazit: Ja, Belladonna hält extrem lang an ihren Vorurteilen fest und tut sich äußerst schwer damit, herauszufinden, was sie selbst über gewisse Dinge denkt und fühlt, aber ich mochte sie trotzdem sehr gern. Ich war von Anfang an bei ihr und habe ihr die Daumen gedrückt. Auch Blake mochte ich, aber mein Liebling waren die Giftpflanzen, die sich eher wie Haustiere benahmen.

Gegen Ende wurde es leicht undurchsichtig für mich, da kamen sehr viele Enthüllungen ans Licht, die ich teilweise zwar erwartet hatte, aber die Fülle machte es etwas schwer, den Überblick zu behalten.

Insgesamt hat mir das Buch aber wirklich mega gut gefallen und bekommt von mir volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Mit Abstand mein Lieblingsband der Reihe - einfach richtig, richtig gut!

Twisted Lies
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Achtung: Band 4 einer Reihe, in sich abgeschlossen, aber mit leichten Überschneidungen.

Triggerwarnung: Toxische Familie, Stalking, Gewalt, Folter.


Eigentlich dachte Stella, dass sie ihren Stalker hinter ...

Achtung: Band 4 einer Reihe, in sich abgeschlossen, aber mit leichten Überschneidungen.

Triggerwarnung: Toxische Familie, Stalking, Gewalt, Folter.


Eigentlich dachte Stella, dass sie ihren Stalker hinter sich gelassen hatte, doch als sie sich auf eine Fake-Beziehung mit Christian einlässt – zum beiderseitigen Nutzen – taucht er plötzlich wieder auf und scheint aggressiver denn je. In ihrer Angst bittet sie Christian um Hilfe, der als Chef einer Security Firma bestens dafür geeignet scheint. Stella ahnt nicht, dass er viel mehr ist als das, genauso wenig wie Christian ahnt, wie wichtig ihm Stella und ihr Wohlergehen in kürzester Zeit werden. Doch er hat mächtige Feinde und Stella als seine einzige Schwäche, könnte dadurch zusätzlich in Gefahr geraten.


Nachdem mich der dritte Band der Reihe leider enttäuscht hat, habe ich diesem vierten Band entgegengefiebert. Schon in Band 3 sind sich die zwei über den Weg gelaufen und man konnte direkt das Prickeln spüren. Durch die anderen Bände weiß man aber auch, dass Christian nicht einfach bloß der Chef einer Security Firma ist.

Stella ist hauptberuflich Influencerin. Doch seit einiger Zeit stagniert ihr Account. Das wäre an sich kein großes Problem, aber als die Kosten für das Pflegeheim ihrer früheren Nanny steigen, stellt sich das als katastrophal heraus. Stella muss dringend mehr Geld verdienen, zudem winkt ihr ihr absoluter Traumkollaborationspartner. Um gegen die Konkurrenz zu bestehen, braucht sie mehr Follower und die bekommt sie nur durch eine Fake-Beziehung.
Immer wieder merkt man, wie sensibel und schüchtern Stella eigentlich ist. Warum das so ist, ist sofort klar, als man ihre Familie kennenlernt. Eigentlich ist Stellas Traum nicht, Influencerin zu werden, sondern ein eigenes Modelabel. Doch ihre Familie hat ihr erfolgreich eingeredet, dass sie das niemals schaffen wird.

Christian wirkt auf den ersten Blick sehr undurchschaubar. Er kann eiskalt und brutal sein, aber Stella bedeutet ihm etwas, auch wenn er sich andauernd einzureden versucht, dass sie ihn einfach nur fasziniert und da nicht mehr ist. Er ist ein gefährlicher Mann und hat viele gefährliche Feinde, doch er hat auch eine ganz andere Seite, die er nur in Stellas Gegenwart zeigt.

Was mir bei Christian besonders gut gefiel, war, dass er sich bei den expliziten Szenen immer wieder rückversichert hat, was Stella mag, was ihr gefällt und ob er zu weit geht oder nicht. Man merkt, wie sehr er sich um sie kümmern und sie beschützen möchte.

Allgemein gefiel mir die Entwicklung der Geschichte, auch der Liebesgeschichte, in diesem Band von allen am besten. Ich fand das Verhalten der Protagonisten absolut glaubwürdig und nachvollziehbar. Ja, ab und an wurde es auch ein bisschen dramatischer, aber nie übertrieben in meinen Augen.


Fazit: Ja, Christian ist sehr speziell und sein Handeln alles, aber nicht moralisch korrekt. Aber man kann sein und auch Stellas Verhalten sehr gut nachvollziehen. Bezogen auf manche Handlungsstränge war es etwas vorhersehbar, bezogen auf andere aber nicht. Meiner Meinung nach der beste Band der Reihe. Obwohl es der mit Abstand längste Band der Reihe war, hat es sich nicht gezogen. Ich hab das Buch echt geliebt.

Von mir bekommt es volle 5 Sterne.


PS: Wem die Trennung von der Reihe zu schaffen macht, freut euch, es wird eine weitere Reihe der Autorin übersetzt, in der es mit einem Charakter weitergeht, den man in diesem Band bereits als Nebencharakter kennenlernen durfte.

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Veröffentlicht am 22.08.2023

Emotional echt heftig, aber richtig, richtig gut!

Abgrund
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Triggerwarnung: Erwähnung von Suizid.

Eine junge Frau traut sich aus ihrem Schneckenhaus und erlebt zum ersten Mal die Liebe. Sie ist voller Träume und Pläne und schwebt im siebten Himmel. Bis der Mann, ...

Triggerwarnung: Erwähnung von Suizid.

Eine junge Frau traut sich aus ihrem Schneckenhaus und erlebt zum ersten Mal die Liebe. Sie ist voller Träume und Pläne und schwebt im siebten Himmel. Bis der Mann, der ihr soeben gestanden hat, sie ebenfalls zu lieben, sie über die Kante der Klippe schubst, auf der sie zusammen stehen.

Clementine macht sich schreckliche Vorwürfe. Ihre jüngere Schwester Poppy hat allem Anschein nach Selbstmord begangen und Clementine glaubt, dafür verantwortlich zu sein. Sie war nicht da, als sie sie gebraucht hätte. Doch dann lernt sie David kennen, der nicht glaubt, dass seine Schwester Suizid begangen hat, aber überall als verrückt abgestempelt wurde. Es gibt Parallelen zwischen den Fällen und plötzlich fragt sich auch Clementine, ob ihre Schwester vielleicht doch nicht Selbstmord begangen hat. Sie durchsucht alle Aspekte ihres Lebens, nicht ahnend, dass der Mörder sie längst ins Visier genommen hat.


Ich habe ja immer wieder meine Probleme mit Thrillern. Ich errate viel zu früh, was los ist und das nimmt mir die Spannung. Bei diesem Buch ist es aber von Anfang an ganz anders. Der Leser weiß, dass Poppy gestoßen worden ist, man war dabei. Aber niemand sonst weiß es. Jeder glaubt die Geschichte des Selbstmordes, absolut jeder. Doch dann hat Clementine auf einmal Zweifel, ausgelöst durch den Anruf von David bei der Krisenhotline und ihren eigenen Nachforschungen. Zu vieles passt einfach nicht so richtig zusammen. Alle wollen Clementine einreden, dass sie sich verrennt. Besonders ihr Vater versucht sie dazu zu zwingen, aufzuhören. Doch sie kann nicht anders, sie muss wissen, was passiert ist – und als Leser sitzt man da und verzweifelt mehr und mehr mit ihr zusammen, weil einfach niemand zuhören will.

Clementine hat nach Poppys Tod den Halt verloren und die Suche nach Antworten gibt ihn ihr gleichzeitig zurück und isoliert sie. Sie kämpft gefühlt gegen Windmühlen und man wird mit ihr zusammen so wütend auf die Behörden, denen ihre Hinweise und die Ungereimtheiten scheinbar egal sind. Die nur in Betracht gezogen haben, was ihre Selbstmordtheorie stützt und alles andere ignorieren.

Nun kämpft sie verzweifelt um die Wahrheit. Und als Leser sieht man Verbindungen und weiß immer so viel mehr als sie und möchte ihr so unglaublich gern helfen.

Clementines Trauer tut weh. Sie ist spürbar und nimmt einen stellenweise wirklich mit. Gleichzeitig lernt man durch ihre Nachforschungen Poppy noch besser kennen und möchte am liebsten einen Wutanfall hinlegen, wie ein dreijähriges Kind, weil das alles so ungerecht und gemein ist und Poppy das einfach nicht verdient hat!


Fazit: Das Buch ist emotional echt heftig, macht schrecklich wütend, auch auf die Behörden, die nicht nach rechts und links schauen. Und man hofft. Diese Hoffnung macht es so spannend. Poppy kann man nicht mehr retten und was sie durchmachen musste ist so schrecklich gemein und böse aber man hofft, dass Clementine das Rätsel lösen kann, bevor es ein nächstes Opfer gibt.

Teilweise war das Buch etwas vorhersehbar, aber das hat mich nicht gestört. Das Buch spielt ja von Anfang an damit, dass der Leser deutlich mehr weiß, als die Protagonistin.

Es wird definitiv sehr spannend und man hat so viele Fragen. Gemein ist, dass man auf viele keine Antwort erhält, aber das gehört hier leider auch dazu.

Was mich gestört hat, war, dass die Einzelheiten von Poppys Tod so voyeuristisch ausgeschlachtet wurden. Es war ein qualvoller Tod und das muss man doch nicht immer und immer wieder in Einzelheiten durchgehen. Das war mir zu viel.

Ansonsten bin ich wirklich begeistert von diesem Buch. Es bekommt von mir trotz meines Kritikpunktes 5 Sterne.

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