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Veröffentlicht am 20.01.2023

Was macht man mit der N0ll, wenn man keine Null mehr hat?

Ich im Paradies
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Warnung vorweg: Für das Buch sollte man schon Geduld, Aufgeschlossenheit und Entdeckerfreude als Leser mitbringen, denn sonst könnte es passieren, dass der interessierte Wortvertilger das Interesse daran ...

Warnung vorweg: Für das Buch sollte man schon Geduld, Aufgeschlossenheit und Entdeckerfreude als Leser mitbringen, denn sonst könnte es passieren, dass der interessierte Wortvertilger das Interesse daran verliert.

Ich habe aber bereits unter anderem Robert Musil, James Joyce, Samuel Beckett und Eugene Ionescu gelesen. So kann mich nichts davon abhalten, mich an jene Werke heranzuwagen, wo der Mainstream schreiend davonläuft.

Um was geht es? Da wäre schon einmal jener mit dem sprechenden Vornamen Mannfred. Mannfred Acunoglu aus Stuttgart ist Angestellter einer KI.

Er darf sich im gesamten Universum den Platz aussuchen, an welchem er den ersten Tag vom Rest seines Lebens verbringen darf.

Ja, und es wagt, dem Schwaben überlegen zu sein und zwar eine Entität, die über KI steht. Es gebraucht die Sprache N0ll, kommt komplett ohne die Null aus und kann das Krümmen der Zeit ermöglichen. Da jubelt Einstein vor Begeisterung. Wenn er DAS hätte erleben dürfen!

Allerdings fängt für Mannfred der eigentliche Stress und seine Odyssee a la Homer erst an.

Er wird mit den Azteken, Cranach, Bosch und Breughel konfrontiert, in allerbester Time Bandits- Manier.

Dann ringt er noch mit der Pfützner-Malinka-Theorie, beweist die Riemann-Hypothese (das war ja auch Zeit! Bekommt er die Million Dollar?)

Könnte es sein, dass Johnny Milton ebenso noch mitmischt?

Aber er selber mutiert, beziehungsweise seine Persönlichkeit. Zeitreisepsychose? Mannfred erwägt etwas Mörderisches und die KI will auch noch etwas von ihm.

Der geheimnisvolle Skede mischt auch noch mit. Da soll dem armen Mannfred nicht der Kopf rauchen?

Der Autor ist Wissenschaftsjournalist. Er hat Philosophie, Biologie, Physik, Mathematik, Jura, Volkswirtschaftslehre, Psychologie, Angewandte Kulturwissenschaft und Kulturmanagement studiert. Ist der Mann menschlich, ein Alien 👾 oder eine KI?

Jedenfalls gibt es viele Einsprengsel aus diesen Bereichen und das Buch ist zwar nicht leicht zu lesen, macht aber dennoch Freude, weil es eben außergewöhnlich ist.

Es ist wie Douglas Adams ² plus Stephen Hawking plus Arthur C. Clarke multipliziert mit Isaac Asimov, von Marie Curie geküsst.

Wer sich traut und dranbleibt, sowie öfters während der Lektüre kontempliert, wird es nicht bereuen. Danke, Marc Dressler!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Verbrennen in der Fackel des Nächsten

Im ersten Kreis
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Alexander Solschenizyn hat die ganze, unerbittliche Härte des Stalinismus zu spüren bekommen, als er das Archipel Gulag kennenlernen musste.

Ein menschenverschlingendes System scheinbar unendlich vieler ...

Alexander Solschenizyn hat die ganze, unerbittliche Härte des Stalinismus zu spüren bekommen, als er das Archipel Gulag kennenlernen musste.

Ein menschenverschlingendes System scheinbar unendlich vieler Lager über die gesamte Sowjetunion verteilt. Ein auch nicht zu unterschätzender, eminenter ökonomischer Faktor, wie immer bei Sklavenarbeit.

Aber wie schon der desillusionierte Orwell sagte, dass alle gleich, aber manche gleicher seien, so galt das auch für die Häftlinge.

Wer "Glück" hatte, musste nicht nach Kolyma in Sibirien, sondern, die entsprechende Qualifikation vorausgesetzt, in eine Scharaschka. Dort war man wissenschaftlich tätig. Entwickelte nützliche Technik für den NKWD. Das ist der spätere KGB.

Der junge Mann und Diplomat Innokentij Artemjewitsch Wolodin macht einen entscheidenden Fehler. Und verliert dadurch seine Unschuld, zumindest in den Augen des Apparates.

Er gibt einer gewissen Stelle eine ganz explizite Warnung, was als absoluter Hochverrat gilt. Das alles von einem öffentlichen Telefon in der Metro, das selbstredend abgehört wird.

Nun kommt die Scharaschka uns Spiel, nahe Moskaus. Dort sollen die Häftlinge zuverlässige Systeme entwickeln, um Stimmen auf Tonband zuverlässig und eindeutig identifizieren zu können, eben auch jenen Innokentij.

Die Ingenieure tun ihr Bestes, gezwungenermaßen, aber Gleb Neschin, ein solcher in seinen Dreißiger, weigert sich ....

Der Autor hat hier seine eigenen, bitteren Erfahrungen einfließen lassen. Es gibt ein Verzeichnis des reichhaltigen "Personals" des Buches. Diese Liste der Dramatis Personae sorgt dafür, dass man nie den Überblick verliert.

Es gelingt ihm in diesem genialen Tableau, den Zeitgeist der stalinistischen Epoche einzufangen. ER höchstselbst kommt auch vor, der diktatorische Georgier. Dschugashvilli.

Die Paranoia, das Spitzeltum, sogar wie der ganze Prozess von der Verhaftung bis zu all den einzelnen Vorgängen, die dem neuen Häftling zugemutet werden, in der berüchtigten Lubjanka (Sitz des KGB, auch heute noch des FSB, damals mit Gefängnis und gefürchteten Kellergeschoss, wo viele Erschießungen stattfanden) werden erschreckend beklemmend geschildert.

Aber ebenso existieren noch Freundschaft wie auch Rückgrat neben schäbigem Verhalten.

Das Buch ist eine meisterliche Warnung davor, wie weit es ein totalitäres System es treiben kann. Eine Warnung für die Gegenwart und Zukunft. Emotional und packend.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Unfassbare Grausamkeit

Ganz normale Bürger
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In der russischen Geschichte dürfte die Zeit, in der Stalin seine Herrschaft ausübte, wohl die schlimmste Periode überhaupt gewesen sein.

Soviele Menschen, die direkt oder indirekt dank ihm gestorben ...

In der russischen Geschichte dürfte die Zeit, in der Stalin seine Herrschaft ausübte, wohl die schlimmste Periode überhaupt gewesen sein.

Soviele Menschen, die direkt oder indirekt dank ihm gestorben sind, eine nicht mehr zu eruiernde Zahl, sind nicht einmal im Krieg gefallen.

Es gibt eine Einleitung mit vielen Bildern von der Tscheka, bzw. NKWD, die später der KGB wurde.

Dazu ein erhellender, erläuternder Text von Autoren David King. Dadurch kann man sehr gut nachvollziehen, wie und warum es zwar schon unter Lenin zum Terror kam, aber der definitive Höhepunkt erst mit Dschugaschvili erreicht wurde.

Unter Nikolai Jeschow wurde die sogenannte Jeschowtschina mit Stalins Segen entfesselt.

Es gab Verhaftungen und Hinrichtungen ohne Ende. Folter und erzwungene, obskure Geständnisse sowieso.

Die Säuberungen in der Roten Armee kostete gut die Hälfte selbiger führenden Personals das Leben. Drei von fünf Marschällen der Sowjetunion, unter ihnen der Held Michail Tuchatschewski, verloren via Genickschuss das Leben. Als schlimmer Faktor kommt noch hinzu, dass oft auch sogenannte Sippenhaft betrieben wurde. Bis auf die Tochter wurde die gesamte Familie Tuchatschewskis ausgelöscht.

Der Stellvertreter Jeschows beim NKWD, Michail Frinowski wurde ebenso getötet wie sein achtzehnjähriger Sohn sowie seine Frau.

In diesem Bildband hier, Hardcover, sind ganzseitige Photographien zu sehen, von Frauen wie Männern. Bei jedem davon steht eine kurze Biographie und was die betreffende Person angeblich getan haben soll.

Diese Aufnahmen unterscheiden sich von westlichen Polizeifotos insofern, dass diese in natürlichem Licht mit einer längeren Belichtungszeit entstanden sind.

Die ganze Klaviatur der Emotionen ist auf den Antlitzen der betreffenden Individuen zu sehen.

So sind dem NKWD ungewollt sehr authentische, nahbare Porträts gelungen. Ein äußerst wertvolles Zeitdokument, das die Vulnerabilität und die Vergänglichkeit ergreifend verewigt. Ebenso aber auch des organisierten Wahnsinns gedenkt, zu dem Menschen fähig sind. Unendliche Grausamkeit. Shakespeare: Wenn das Wahnsinn ist, hat das Methode. Und welch eine erschreckende!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Wasser ist der Schoß allen Lebens aka Auf der Suche nach dem verlorenen Wasser

Das Lied des Wassers
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Richard führt im Grunde genommen ein sinnentleertes Leben. Seine Arbeit als Börsenspezialist im Fernsehen kommt zwar gut an. Über mangelnden Erfolg kann er sich nicht beklagen, aber trotzdem scheint etwas ...

Richard führt im Grunde genommen ein sinnentleertes Leben. Seine Arbeit als Börsenspezialist im Fernsehen kommt zwar gut an. Über mangelnden Erfolg kann er sich nicht beklagen, aber trotzdem scheint etwas in seinem Innersten zu fehlen.

Nicht nur dass wir zum größten Teil aus Wasser bestehen; das H²O spielt auch eine relevante Rolle in unserer Umwelt.

Das Leben kommt aus dem Wasser. Und ohne Wasser wäre die Erde ein Wüstenplanet.

Es heißt zwar, dass niemals dasselbe Wasser den Fluss hinabströmt, aber das glaube ich wegen des geschlossenen Systems unseres Planeten nicht.

Auch bei Richard kommt es zur Wende, dass die eigene Vergangenheit wie ein Wasserfall über ihn kommt.

Nicht nur will er die Sprache des Wassers verstehen, nein, er will auch seinen Freund perdu wiederfinden. Und eventuell auch seine große Liebe ...

Warum kommt es zu Richards "Quest"? Dazu müsst ihr schon das Buch lesen.

Jedenfalls ist dieses Werk tiefgründig, emotional und hat unvorhersehbare Kehren, so wie es auch unerkannte Tiefen im Wasser geben kann.

Ist hier nicht das Wasser auch eine Katharsis für Richard, Tabula Rasa mit all seinen Bürden zu vollziehen, sie quasi abwaschen?

Umweltaspekte werden ebenso eingeflochten und viel profunde Kenntnis verschiedenster Aspekte des Wassers.

Ein faszinierendes Buch mit dreidimensionalen Charakteren. Danke, Hedi Hummel! Hummel Hummel Mors!

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Die geistige Freiheit

Spirit von Hamburg
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Dieses Buch ist ein Spaziergang vom Rathaus bis zur Universität. An siebzehn Stellen wird innegehalten, um den Spuren der Freimaurer nachzuspüren.

Und diese haben durchaus einen bleibenden und sichtbaren ...

Dieses Buch ist ein Spaziergang vom Rathaus bis zur Universität. An siebzehn Stellen wird innegehalten, um den Spuren der Freimaurer nachzuspüren.

Und diese haben durchaus einen bleibenden und sichtbaren Nachhall in Hamburg hinterlassen. Sei es nun Gotthold Ephraim Lessing, Carl von Ossietzky, Heinrich Heine oder Matthias Claudius, so wie viele andere.

Es besteht eben ein enger Zusammenhang zwischen der Freiheit bzw. der Emanzipation des Geistes, der Architektur und für was diese genutzt wird. Zum Beispiel die Universität und die dazugehörige Bibliothek.

Vielleicht waren auch deswegen nicht wenige Architekten und Baumeister Freimaurer?

Das Buch ist reich illustriert, mit Fotos der Individuen wie der Gebäude bzw. Impressionen dieser Stätten der Hansestadt.

Das Werk ist sehr gut verständlich und exzellent recheriert. Übersichtlich gestaltet, auch mit schnell zu findenden Fakten.

Ein richtiges Schmuckstück und äußerst reichhaltig an Wissen. Auch wenn jemand meint, schon viel über Hamburg und/oder die Freimaurer zu wissen, kann hier noch etwas lernen. Danke!

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