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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2020

Es begab sich einst ...

Eiskalte Liebe
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Ein exzellentes Leseerlebnis, das einen an den Fingernägeln kauend nur so durch die Seiten fliegen läßt!

Die siebzehnjährige Leandra hält von Nikolai Ferres nicht viel, der an der White Left High School ...

Ein exzellentes Leseerlebnis, das einen an den Fingernägeln kauend nur so durch die Seiten fliegen läßt!

Die siebzehnjährige Leandra hält von Nikolai Ferres nicht viel, der an der White Left High School die Skala der Beliebtheit absolut anführt. Sie fetzen sich immer mal wieder verbal.

Lilly, Leandras vierzehnjährige Schwester meint, daß die beiden Streithähne zueinanderpassen würden.

Etwas jedoch passiert in der Umkleidekabine der Mädchen und auch zu ihrem eigenen Erschrecken bringt Lea in Rage ein paar Duschköpfe zum Bersten.

Lilly wird obendrein noch von mysteriösen Wesen verschleppt. Nik ist der, der Lea hilft. Nik? Ja, Nik! Er scheint etwas zu verbergen und mehr zu wissen. Kann er Licht ins Dunkel bringen und tatsächlich Lea reell beistehen? Etwas dräut, was sehr gefährlich ist ...

Lisa Lamp meistert den Plot exzellent. Sie versteht es, richtig getimt, Akzente zu setzen in einer atmosphärischen Geschichte mit gruseligen Momenten. Sie dreht gnadenlos an der Spannungsschraube, was den Leser freut.

Denn er kann fiebernd mitzittern, - bangen sowie spekulieren, wer, was, wo ...?

Man könnte eventuell die richtigen Schlüße ziehen, aber das heißt jetzt nicht, daß die Handlung opak ist. Gar nicht! Es passieren dynamische Wendungen und mit dem Ende rechnet man so gar nicht.

Das rasante Erzähltempo muß ja beim Schreiben schon Lisa Lamps Haare zum Lodern gebracht haben, aber falls sie zu Asche zerfallen sein sollte, hat sie sich als prächtiger Phoenix wieder daraus erhoben! 😀 Mitreißend und es fliegen elektrische Funken zwischen "Prinzessin" Lea und Nic. ( Kleiner Scherz! Lea ist NICHT mit Leia Organa verwandt! )

Ich habe richtig Feuer gefangen und vor Aufregung bis zur letzten Seite gebrannt. Und dann, bumm! ist das Buch frecherweise und total unerwartet zu Ende! 😭😭😭

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Der Schlüssel zum Verhängnis!

Sarahs Schlüssel
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Bewegend, traurig, löst Wut aus, aber auch Erschütterung! Was der Mensch dem Menschen antut! Es gibt offenbar keine Grenzen!

Ich habe mich dazu entschlossen, eine ganze Reihe Rezensionen zu Büchern zu ...

Bewegend, traurig, löst Wut aus, aber auch Erschütterung! Was der Mensch dem Menschen antut! Es gibt offenbar keine Grenzen!

Ich habe mich dazu entschlossen, eine ganze Reihe Rezensionen zu Büchern zu schreiben, die ich allesamt schon vor längerer Zeit gelesen hatte. Aber nachhaltig derart beeindruckt, daß sie sich mir sehr stark ins Gedächtnis eingebrannt haben. Nachdem ich in meiner letzten Rezension ein abscheuliches amerikanisches Verbrechen, das Jack Ketchum in "Evil" beschreibt, geschildert hatte geht es bei diesem Buch um eine andere Art des zwischenmenschlichen Permafrostes.

Das Buch hat zwei Handlungsebenen. 

Paris, 1942: Die französische Polizei verhaftet Vater, Mutter und die zehnjährige Sarah. Sie schafft es gerade noch ihren vierjährigen Bruder in größter ( Zeit )Not in einen begehbaren Schrank zu sperren und verspricht ihm, daß sie zurückkommen wird, um ihn zu befreien und dann mitzunehmen. Den Schlüssel bewahrt sie sehr sorgfältig auf. 

An jenem 16. Juli 1942 wurden viele Juden wie sie im Velodrom d' Hiver eingepfercht, um auf dem Weg ohne Wiederkehr nach Auschwitz deportiert zu werden. Nur Sarah gelingt es zu flüchten, auf mehr oder weniger direktem Weg will sie ihren Bruder befreien ...

Mai 2002: Julia Jarmond, Amerikanerin, Journalistin, lebt in Paris und soll über den sechzigsten Gedenktag des "Vel d' Hiv" schreiben. Viele Franzosen wollen das Kapitel Vichy - Regime allerdings nicht aufarbeiten oder etwas darüber hören. Nicht wahrhaben, daß Teile der Grand Nation sich ebenso mitschuldig an der Shoa gemacht hatten. Denn trotz gegenteiliger Behauptungen war leider nicht jeder bei der Resistance. 

Julia stellt bei ihren Recherchen bald fest, daß es zwischen ihr und dem Mädchen Sarah eine Verbindung gibt und daß der tiefe Schmerz bis in die unmittelbare Gegenwart nachwirkt ...

Ich mußte bei dem Buch mehrmals schlucken. Tränen in den Augen und ein dicker Kloß im Hals.

Es ist eine Geistesgeschichte. Nicht im Sinne von Spuk und Kettenrasseln, sondern metaphorisch intendiert. 

Das moderne Paris der Gegenwart ( und nicht nur jene Metropole ) überlagerte jenes von 1942. Aber unter der Firnis der Jetztzeit gehen noch immer die ruhelosen, ungesühnten Geister jener scheinbar fernen Vergangenheit um. 

Du siehst, hörst und spürst sie für gewöhnlich nicht. Aber das tiefe Trauma des geschundenen Kollektivs der ermordeten Juden und auch all die anderen, die umgebracht wurden, sucht noch immer die nachfolgenden Generationen heim - mehr oder weniger bewußt. 

Es ist nicht nur das Grauen, Familienangehörige zu verlieren und als eventuell einzig überlebende Person Schuld zu empfinden, daß man nicht auch tot ist. Ebenso kommt hinzu, daß in Frankreich und nicht nur dort ( vor allem Deutschland und ebenso andere Länder ) nahtlos weitergelebt wurde, als ob vor Kriegsende nichts gewesen wäre.

Wieviele "Kollateralschäden" ( ich benutze bewußt dieses Wort, um die Verharmlosung anzuprangern ) hat DER Genozid noch hervorgebracht? Drogen -, Alkoholsucht, psychische und psychosomatische Erkrankungen, Selbstzerstörung, Aggressionen, Suizide. Diese späten Opfer werden nicht von allen erkannt. Die Epigenetik beweist aber zweifelsfrei, daß Traumata einer bestimmten Generation Folgen für nachfolgende haben, selbst jene, die nicht einmal entfernt von der Shoa tangiert wurden. 

Es ist ein erschütterndes, bewegendes Buch, emotional packend und von einer ergreifenden Tragik - intensiv und eindringlich. 

Man muß ja bedenken, daß die Shoa nicht der letzte Genozid aller Zeiten war. Es gab seitdem viele weitere ( The Killing Fields; Hutus und Tutsis; die Massaker der IS; z. B. ), wenn auch nicht von solch einem erschreckend unfaßbar industriellem Ausmaß. 

Wenn manche sagen, daß sie das Thema nicht mehr hören können und das sei doch ewig her, bitte nochmal nachdenken. Die menschliche Grausamkeit ist nämlich unerschöpflich, ebenso noch in der noch ungeschriebenen ( ? ) Zukunft.

Großartig verfilmt mit Kristin Scott - Thomas und Aidan Quinn.





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Veröffentlicht am 12.11.2020

Seltsamer und schlimmer als Fiktion!

EVIL
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Grausamer, authentischer Trip in die Hölle der menschlichen Psyche - auf wahren Begebenheiten beruhend! Nichts für schwache Nerven!

Bei "harten" Büchern kann man sich mit den Worten beruhigen, daß es ...

Grausamer, authentischer Trip in die Hölle der menschlichen Psyche - auf wahren Begebenheiten beruhend! Nichts für schwache Nerven!

Bei "harten" Büchern kann man sich mit den Worten beruhigen, daß es letztendlich "nur" Fiktion ist. Aber weil Jack Ketchums Buch auf einer wahren Begebenheit beruht, gibt es diese Gewißheit hier leider nicht. 

Jack Ketchum hat hier die Elemente eines der schlimmsten Verbrechen geschickt fiktionalisiert. Das nimmt der schockierenden Wucht des geschilderten Grauens nicht jedoch nicht die klaustrophobische Intensität. Ein bedrückendes, unbehagliches Buch in einer gelungenen Mischung aus Emotionalität und dem Sezieren eines Mikrokosmos, in denen Perversitäten in unendlicher Grausamkeit kulminieren. Das Buch las ich bereits vor längerer Zeit, aber es sucht mich immer noch heim. Den zugrundeliegenden Mordfall kannte ich bereits und konnte so gut vergleichen, was der Autor verändert hat. Zum echten Mordfall später mehr.

Der zwölfjährige David lebt in den 50er Jahren in einer ach so ruhigen all - American suburb. Er ist mit den drei Nachbarssöhnen der alleinerziehenden Ruth befreundet, hängt viel bei ihnen ab. Sie sind in einem ähnlichen Alter. Ruth ist überfordert und läßt sie auch Alkohol trinken. 

Ein fatales Verhängnis wird initiiert, als die Eltern von Meg und Susan bei einem Autounfall sterben. Sie kommen in Obhut ihrer Tante Ruth. David verknallt sich sogar in das charmante, agile Mädchen Meg. 

Aber für Meg beginnt eine Tour de force der Folter, psychisch und physisch, an der sich ebenso ihre Cousins aktiv und und gerne beteiligen werden. Nicht nur Ruth, die damit anfing. Bis zur Eskalation ...

Ausschließlich aus Davids erwachsener Sicht werden die damaligen Vorkommnisse rekapituliert. Wie schuldig machte er sich durch Passivität, obwohl er nicht mitmachte und mehr mitbekam, als für ein Kind gut ist. Warum tat er gar nichts? Handelte nicht? Egal wie. Aber noch schlimmer ist, daß die Nachbarn, die Schule, die Behörden wie die drei Affen "nichts" hörten, sagten oder sahen. Natürlich! Vollkommen normal, daß ein Mädchen zu Tode gefoltert wird, aber leider bittere Realität. 

Jack Ketchum ist nicht voyeuristisch, auf billige Schocks aus und ergötzt sich auch nicht am Leid im Stile eines Torture Porns. Man merkt seinen eigenen Zorn, Fassungs - und Hilflosigkeit mehr als deutlich. Und das Buch macht betroffen. Aus Neid und Eifersucht wird Meg zum absoluten Haßobjekt von Ruth. Die Tortur wird immer extremer, unvorstellbar. Sowas hatte man aus Konzentrationslagern gehört, von Regimen und Foltergefängnissen. 

Schleichend breitet sich der Teppich der Dunkelheit aus und der Autor schildert schonungslos, wie die Grausamkeit sich selbst immer bestialischer generiert und die Abwärtsspirale an Tempo exponentiell zunimmt.

Und das Allerschlimmste ist, wie schon erwähnt, daß das tatsächlich passiert ist. Kurzer Abriß:

Sylvia Marie Likens ( *03.01.1949 Lebanon / Indiana ) starb nach einer beispiellosen Tortur am 26.10.1965 in Indianapolis. Subdurales Hämatom, Schock, Dehydration und Malnutrition.

Fünf Kinder, Eltern, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen. Aus diversen Gründen gab der Vater Sylvia und die jüngere Schwester Jenny in Pension zu Gertrude Baniszewski. 

Drei Wochen ging alles gut, aber das Geld des Vaters, das wöchentlich kam, traf zu spät ein. Es fing mit Schlägen auf die entblößten Hintern der Mädchen an. Baniszewski war alleinerziehende Mutter sieben Kinder mit eigenem Haus. Sie und ihre Teenagertochter Paula sind von Neid sowie Eifersucht auf hauptsächlich Sylvia zerfressen. Jenny ist infolge von Polio behindert. Verleumdungen, Schläge, Essensentzug, Demütigungen, Freunde der Teenagerkinder der Baniszewski fingen an sich mit "Hingabe" zu beteiligen, hinterher sogar Nachbarskinder. 

Es wurde immer exzessiver, daß sogar ein Foltermeister sich gewundert hätte. ( ein Beispiel: brennende Zigaretten auf der Haut - hundert Mal hintereinander in kurzer Zeit! ). Unaussprechliche grauenvolle Folterqualen! Die man nicht hier erwähnen kann, sogar mit sexuellen Komponenten. Nachbarn, Schule und Behörden sahen weg, verharmlosen, spielten runter, glaubten nicht.

Und das Empörendste ist: Baniszewski wurde 1966 zu lebenslänglich verurteilt und kam 1981 bereits wieder frei und auch die anderen Sadisten bekamen nur lächerliche Strafen für diese ungeheuerliche, unvorstellbare Verbrechen. Nachweislich waren weder Baniszewski noch "Ruth" wahnsinnig, obwohl das eine bequeme Option gewesen wäre, sich das Grauen zu erklären. Einfach nur verkommen, bar jeder Empathie, verroht. Deswegen ist dieses Buch, auch wenn es unangenehme Lektüre ist, sehr wichtig. Es rüttelt auf, sensibilisiert und mahnt zur Wachsamkeit, denn auch der nette Nachbar oder der freundliche Onkel, die zuvorkommende Tante kann ein grausamer Sadist sein.





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Veröffentlicht am 12.11.2020

Ein Roadtrip in der Dystopie

Der Verdoppler
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Undici ( elf auf Italienisch ) will von Italien nach Bangladesch - mit dem Velo. Annähernd 10.000 Kilometer. Er ist ein Klon des Masters Konrad Kocher. Jener will die Menschheit gegen ihren Willen seine ...

Undici ( elf auf Italienisch ) will von Italien nach Bangladesch - mit dem Velo. Annähernd 10.000 Kilometer. Er ist ein Klon des Masters Konrad Kocher. Jener will die Menschheit gegen ihren Willen seine Technologie andienen. Ein Gegner jedoch hat diese Innovationen in seiner Hand und möchte die Menschheit knechten.

Undici ist die letzte Hoffnung, das aufzuhalten. Vielleicht kann er bei Ex - Freundin Dipu eine wichtige Waffe erhalten, die ihm von Nutzen sein könnte. Wird er es schaffen?

Das Buch ist eine Dystopie, aber auch Philosophie, Wissenschaffsthriller, Roadtrip, Abenteuer ...

Es ist leicht geschrieben, aber nicht "einfach" oder banal und doch herrlich anspruchsvoll. Mit hochinteressanten Reflektionen nicht nur wie es zu den globalen Umstürzen kam, sondern auch über ihn selbst Undici, der sehr intensiv denkt. Fundamentale Fragen werden ebenso berührt.

Ist er als genetisch Identer ein einzigartiges Individuum? Machen nur unsere Gensequenzen zu einem Unikum? Oder ist es nicht vielmehr die Psyche, der Charakter, die Seele? Die man nicht klonen kann ...

Warum sonst sollte er anders sein, so daß er der letzte Widerständische ist?

Dieser faszinierende Exkurs führt uns nicht nur durch zwölf Länder, sondern ebenso durch diverse Wissenschaften.

Es gibt nicht nur deutliche Kritik an der Gesellschaft, sowie der aktuellen Conditio Humana. Wie jede exzellente Dystopie spiegelt die Handlung die jüngste Vergangenheit sowie relative Gegenwart durch pointierte Bemerkungen. Will Hofmann ist ein kluger, wachsamer und alerter Beobachter. Durch das Filter seiner Feder destilliert er komprimiert er auf ca. 319 Seiten die Zustände der Welt in unterschiedlichen Facetten.

Der plastische Erzählstil bringt Dynamik und Vitalität in das Buch, reißt den Leser unweigerlich in den Strom der Worte mit.

Selbst wenn Undicis Mission scheiterte, wird er nie mehr derselbe sein. Solch ein existentialistischer Trip ist bewußtseinserweiternd, auch für den geneigten Leser, ganz ohne Drogen. Ein unbehagliches Szenario, das niemals Realität werden möge ... Sehr gut ausgetüfelt, Will Hofmann! Hoffentlich haben Sie keinen Klon?

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Erika war ebenfalls eine Zauberin!

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben
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Das Buch greift aus den biographischen Zeitläuften der faszinierenden Erika M. September 1936 bis Dezember 1937 heraus.

Es ist sehr genau recheriert, weil Heidi Rehn auf alle zugänglichen Quellen zurückgegriffen ...

Das Buch greift aus den biographischen Zeitläuften der faszinierenden Erika M. September 1936 bis Dezember 1937 heraus.

Es ist sehr genau recheriert, weil Heidi Rehn auf alle zugänglichen Quellen zurückgegriffen hat. Zwecks dramaturgischer Verdichtung nimmt sie sich einige literarische Freiheiten heraus. Dieser Kunstgriff ist jedoch durchaus vertretbar, weil sie dadurch noch andere Facetten aufzeigen kann. Es führt jedenfalls nicht zu unzulässigen Verzerrungen.

Trotz aller Genauigkeit beansprucht das Buch für sich nicht, ein Sachbuch oder eine "akademische" Biographie zu sein. Es ist fiktionalisiert, aber eben mit sovielen Fakten wie möglich. Diese Mischung aus Fiktion und Authentizität gibt dem Buch seinen ganz besonderen Reiz.

Denn es ist quasi so, als ob man in Erikas Haut steckte und durch ihren Blick gefärbt die Welt sieht.

W. H. Auden ermöglichte ihr mit einer Scheinheirat, daß sie fliehen konnte, während Thomas und Katia noch in Europa blieben.

Sie und ihr Bruder Klaus waren die "Gemini", die schillernden Apollofalter und zogen viel Aufmerksamkeit auf sich.

Klaus, labil und eher emotional haderte mit dem riesigen Schatten des Zauberers. Erika war stark, manchmal anstrengend, hochintelligent, fürsorglich. Mit einem unsteten Liebesleben. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Bisexualität, während Klaus die Männer liebte und ebenso hochbegabt war wie sie.

Sie erkannte schon sehr früh, welche Gefahr Hitler darstellte und engagierte sich flammend gegen ihn. Auf manche macht sie einen unwirschen Eindruck und daß sie manchmal zu ichbezogen war. Aber ich denke, daß das ein Irrtum ist. Sie war auch sensibel, versteckte das jedoch hinter ihrer impressiven Art, um nicht verletzt zu werden. Sie besaß zweifellos Charisma. Innerlich unruhig und wie ein Blatt im Wind, aber vor Energie übersprudelnd.

Heidi Rehn schreibt in einer eingängigen, verständlichen, irisierenden Art über Erika und hat ihr so ein Denkmal geschaffen, aber nicht abgehoben über uns allen schwebend. Sie macht sie menschlich greifbar mit all ihren Stärken und Schwächen. Beim Lesen generiert sich ein wirbelnder Sog, der alles um einen herum vergessen macht. Dieses Buch ist ebenso hilfreich die Schwellenangst vor Erika Mann zu überwinden, falls einer schon mehr über sie wissen wollte, aber an einer "akademischen" Biographie gescheitert ist. Und zwar wegen eines temporär auftretenden Bibliokomas, der akuten Langeweile der "Trockenheit" geschuldet.

So kann der interessierte Mensch einen Blick riskieren, bis er ebenfalls im Buch versinkt, um dann auszurufen: Erika war selber eine Zauberin!

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