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Veröffentlicht am 11.04.2022

Die Banalität des Bösen?

Die Molche
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Der 11jährige Max und sein kleiner Bruder sind Zugezogene in einem bayrischen Dorf in den Fünfzigern Jahren. Sie sind auch deswegen Außenseiter versus eingeschworener Dorfgemeinschaft.

Keine Freunde ...

Der 11jährige Max und sein kleiner Bruder sind Zugezogene in einem bayrischen Dorf in den Fünfzigern Jahren. Sie sind auch deswegen Außenseiter versus eingeschworener Dorfgemeinschaft.

Keine Freunde und werden vom älteren Tschernik und dessen "Kumpels" getriezt, bis es zur Katastrophe kommt und Maxens kleiner Bruder durch einen Hagel an Steinen stirbt.

Max hat eingeschüchtert, ihm nicht helfen können. Er steht allein auf weiter Flur. Die Erwachsenen erkennen nicht die Wahrheit. Max ist ganz allein.

Nur die Kontemplation in der Natur gibt ihm Kraft und Zuversicht. Bis er doch zwei Freunde findet und Marga kennenlernt. Werden sie gemeinsam gegen die Bande vorgehen können?

Nur weil der Zweite Weltkrieg vorbei war und das Dritte Reich nicht mehr existierte, hing dennoch nach wie vor der dichte, giftige Dunst dieser dunklen Epoche über der Nachkriegszeit.

Wieviele waren eben doch noch vom Nationalsozialismus überzeugt, auch wenn sie es offiziell abtaten? So etwas wie PTBS war noch nicht bekannt, bzw. nicht anerkannt. Und so waren viele der Erwachsenen vielfach beschädigt, was sich dann auch in Gewalt entladen hat. Und im Immer-noch-Wegsehen.

Das Buch fängt sehr authentisch das damalige Zeitkolorit und die Situation Auswärtiger in Bayern dann Wohnende ein. Meine Familie mütterlicherseits hat dementsprechend ebenfalls "Erfahrungen" gemacht, nicht unbedingt im positiven Sinne.

Mir gefällt das Poetische der Naturbeschreibungen sehr und auch der komplexe Satzbau. Die kleinen Schwächen bestehen nur in Maxens manchmal nicht altersgemäß geschilderten Verhalten. Vor allem, was die heikle Sexualität angeht. Ansonsten jedoch ist das Buch sehr lesenswert. Danke, Volker Widmann!!!

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Gefährliche Zeiten – allüberall

Habichtland
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Das Buch ist zwar die Fortsetzung des großartigen KRONSNEST, kann aber durchaus eigenständig gelesen werden. (Aber Teil Eins nicht zu lesen, wäre trotzdem schade!).

15 Jahre zogen bereits durchs Land. ...

Das Buch ist zwar die Fortsetzung des großartigen KRONSNEST, kann aber durchaus eigenständig gelesen werden. (Aber Teil Eins nicht zu lesen, wäre trotzdem schade!).

15 Jahre zogen bereits durchs Land. Es ist 1941. Die Nazis an der Macht. Gefährliche Zeiten, auch in jenem Dorf auf dem norddeutschen Land.

Hannes ist mittlerweile mit Lisa verheiratet und bewirtschaftet einen kleinen Hof. Den Kindern geht es so weit gut. Sie leben eher für sich. Hannes möchte sich auf gar keinen Fall in die politische Situation involvieren lassen. Ärger tunlichst vermeiden.

Lisa indes will nicht stumm bleiben. Vieles stößt ihr bitter auf, in der unmittelbaren Gesellschaft vor Ort.

Zudem wird Hannes noch vom grausigen Spuk der Vergangenheit heimgesucht, denn noch immer prägen ihn die finsteren Erinnerungen an seinen brutalen Vater.

Zwischen Lisa und ihm kommt es zu Unstimmigkeiten und zudem trifft er noch seine alte Flamme Mara wieder. Und er soll etwas Riskantes vollbringen.

Hannes entkommt den Zeitläuften nicht, so sehr er das auch begehrt. Er ist ein Gefangener seiner Sehnsucht und entfremdet sich zusehends von seiner Frau.

Das Buch zeigt sehr gut auf, dass keiner unbeteiligt bleibt, wenn eine Diktatur rund um sie herum tobt, ob er will oder nicht.

Viele feingestimmte Zwischentöne geben den Protagonisten Tiefe und Facettenreichtum. Sie sind bestechend in ihrer Ambivalenz.

Plastisch geschrieben, auch beklemmend, aber ebenso packend, versteht es das authentisch geschriebene Buch zu überzeugen. Danke, Florian Knöppler!!!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Außerordentlich öde ...

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Leider ziemlich öde und eine veritable Zeitverschwendung. Schade um diese Stunden des Lebens.

Wallace, ein hammerharter Anwalt erliegt einem Herzinfarkt. Offenbar ist jeder mehr froh, dass der Unsympath ...

Leider ziemlich öde und eine veritable Zeitverschwendung. Schade um diese Stunden des Lebens.

Wallace, ein hammerharter Anwalt erliegt einem Herzinfarkt. Offenbar ist jeder mehr froh, dass der Unsympath ins Gras gebissen hat.

Er hat kein Verständnis dafür, dass auf seiner Beisetzung ein Reaper ihn mitnimmt und ihn ihn zu einem Teehaus befördert, was ihn in sich gekehrt machen soll. Hugo ist dabei sein Mentor für das nächste was auch immer.

Kitschig und nervtötend werden Allgemeinplätze zum Besten gegeben, dass man sich in einem Ratgeber des New Age wähnt.

Die Protagonisten haben keinerlei Tiefe und wirken nach Schema F und nach Schablone gezeichnet.

Die Handlung passt vorne und hinten nicht. Sie ist relativ einfach gestrickt und viel zu konstruiert. Die Lebenszeit gibt mir keiner je zurück.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Erwachsen werden?

Eine wie Alaska
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Miles kommt an ein Internat und hält sein Leben für reichlich öde. Er ist ziemlich einsam. Aber dann lernt er Alaska kennen. Dieses ungewöhnliche Mädchen stellt sein Leben komplett auf den Kopf. Sie ist ...

Miles kommt an ein Internat und hält sein Leben für reichlich öde. Er ist ziemlich einsam. Aber dann lernt er Alaska kennen. Dieses ungewöhnliche Mädchen stellt sein Leben komplett auf den Kopf. Sie ist schön schräg, aber ungeheuer vulnerabel.

Diese seine erste Liebe ist für ihn, den sechzehnjährigen, äußerst aufregend. Aber etwas scheint mit Alaska nicht zu stimmen, denn sie fährt betrunken Auto ...

Ein dramatisches, warmherziges Buch über das Coming of Age. Die Protagonisten überzeugen, sind dreidimensional.

Realistisch geschrieben, führt der Autor seine Charaktere nie vor. Das Buch regt durchaus zum Reflektieren an und läßt das Herz des Lesers/Leserin singen.

Psychologisch stimmig und lesenswert.

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Tödlicher Sommer?

Russischer Sommer
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Russland, einstiges Zarenreich und uralte Kulturnation. Sollte man nicht außer Acht lassen, auch wenn momentan die Schlagzeilen diesbezüglich negativ sind. Zeiten jedoch bringen gewiss (positiven) Wandel. ...

Russland, einstiges Zarenreich und uralte Kulturnation. Sollte man nicht außer Acht lassen, auch wenn momentan die Schlagzeilen diesbezüglich negativ sind. Zeiten jedoch bringen gewiss (positiven) Wandel.

Die Oktoberrevolution veranlasste viele Russen, ihr Land zu verlassen und sich ein neues Leben in der Fremde aufzubauen. So auch in Berlin. Es bildet sich eine veritable, russische Gemeinde.

Manche freuen sich, sich in Berlin wiederzutreffen. Andere, deren Wege sich kreuzen, könnten äußerst gefährlich sein.

Der Adlige Sergej Popow kann sehr gut Dokumente fälschen, was ihm seinen Lebensunterhalt sichert. Fürst Nikolai Smirnow (Wer jetzt an Wodka denkt, bekommt eine Kopfnuss! Da, du, in der vorletzten Reihe, Witzbold!) trifft ihn wieder, obwohl sie nie Freunde waren.

In dieses Knäuel ist ebenso Gräfin Hohenstein verwickelt, die einen klandestinen, illegalen Salon für Glücksspiel betreibt.

Der Petersburger Sergej ist ehemaliger Häftling eines zaristischen Straflagers und auch von den Bolschewisten ungeliebt. Er hat eine uneheliche Tochter namens Paula. Er profitiert monetär ebenso von jenem verbotenen Kasino.

Aber jemand startet Attacken gegen ihn und er gerät sogar unter den dringenden Verdacht des Mordes. Paula jedoch legt sich ins Zeug, um ihren Vater zu entlasten ...

Von Anfang an wird man regelrecht in die Geschichte hineingesogen. Das Buch ist exzellent recheriert. Die Kongruenz ist gegeben und Spannung ebenso, die immerzu lauert und dir in den Nacken fasst, dass es dich auf angenehme Weise schaudert.

Lokalkolorit und der damalige Zeitgeist atmen frisch von jeder Seite, was dem Buch immense Authentizität verleiht.

Ebenso überzeugen die Protagonisten durch ihren Facettenreichtum und ich mag sie. Die Schattenwelt ist ebenso gut geschildert.

Nebenbei lernt man noch viel spielerisch über Historie. Danke, Irene Fritsch!!!

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