Die Befreiung des wahren Selbst
More than written wordsOuting im Profifußball gibt es quasi gar nicht. Wenn einer oder eine out of the closet kommt, dann meist erst nach Beendigung der Karriere, siehe Thomas Hitzlsperger.
Justin Fashanu, englischer Profi, ...
Outing im Profifußball gibt es quasi gar nicht. Wenn einer oder eine out of the closet kommt, dann meist erst nach Beendigung der Karriere, siehe Thomas Hitzlsperger.
Justin Fashanu, englischer Profi, der es in den 90er Jahren wagte, sich zu outen, wurde derart gemobbt, daß er sich tragischerweise das Leben nahm.
Im Profisport in den USA, sei es Football, Baseball oder Basketball, sind sie schon weiter und mutiger sich zu outen.
Homophobie im Profifußball ist noch immer leider weitverbreitet. Bei der EM dieses Jahr hat sich die UEFA geweigert, daß München das Stadion in Regenbogenfarben beleuchten durfte. Das sagt schon viel aus.
Deswegen sind solche Bücher wie dieses hier umso eminenter, dieses so wichtige Thema aufzugreifen.
Matteo Civantos ist Fußballprofi bei einem sehr erfolgreichen Verein. Er ist nicht gerade arm und mit einer Modeldame liiert, die natürlich Beine bis zum Hals hat. :D
Aber sie wagt es, die Flatter zu machen. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, liest er Fanfiktion. Anonymus oder Anonyma hat eine solche verfasst, in welcher er und sein Teamkollege Alvaro amourös zusammen sind.
Wie albern! denkt er sich. Weder Alvaro noch er sind schließlich schwul. Oder auch nur bisexuell.
Das Lesen jener Story ändert ihn jedoch und ebenso seine Sicht auf Alvaro im Alltag. Aber jene hat doch einen weiblichen Ehegespons. Und Signale sendet er nun so gar nicht aus. Und im Fußball darf man als Mann doch nicht gleichgeschlechtlich lieben?!
Was nun? Guter Rat ist teuer. Soll er den unbequemen Weg gehen? Und sein Glück finden? Auch auf Kosten der Karriere? Oder stattdessen "heuchlerisch" bleiben und damit nach Drei-Affen-Manier todunglücklich sein? Hauptsache, die Illusion der homosexuellenfreien Zone bleibt gewahrt?
Die Angst der modernen homophoben Hete vor dem Einbruch der "Perversen" in das letzte Reservat und Ressort des frauenliebenden Mannes, der diese Schwulen "Igitt" findet. Bedauernswerte Kreaturen, derart hasserfüllt und verblendet voller Vorurteile zu sein. Wird sich das jemals ändern?
Die Autorin hat hier mit viel Empathie und Sensibilität sich dem diffizilen Thema authentisch und berührend genähert.
Es ist emotional ergreifend, geht einem nahe, ist zum Dahinschmelzen und Seufzen herrlich schön geschrieben. Hat überraschende Wendungen, Humor, sympathische, vielschichtige Protagonisten, die sich doch eigentlich perfekt ergänzen und durch die Geschichte in der Geschichte eine originelle Subkomponente.
Traumhaft geschrieben, ein absolutes weiteres Highlight dieses Jahres. Und wir sollten überhaupt weg von Labels. Hete, Pansexuell, Bi oder Schwul, wie auch immer. Denn in erster Linie liebt man/frau einen Menschen. Und kommt es nicht in erster Linie darauf an?
Toleranz reicht nicht mehr. Akzeptanz muß her. Ist das denn so schwer? Dann wäre das Leben leichter, beschwingter und nicht so aggressiv wie momentan das der Fall ist. Queer literature at its very very best! Danke, Mariella Rivas!!!!!