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Veröffentlicht am 14.12.2021

Die Befreiung des wahren Selbst

More than written words
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Outing im Profifußball gibt es quasi gar nicht. Wenn einer oder eine out of the closet kommt, dann meist erst nach Beendigung der Karriere, siehe Thomas Hitzlsperger.

Justin Fashanu, englischer Profi, ...

Outing im Profifußball gibt es quasi gar nicht. Wenn einer oder eine out of the closet kommt, dann meist erst nach Beendigung der Karriere, siehe Thomas Hitzlsperger.

Justin Fashanu, englischer Profi, der es in den 90er Jahren wagte, sich zu outen, wurde derart gemobbt, daß er sich tragischerweise das Leben nahm.

Im Profisport in den USA, sei es Football, Baseball oder Basketball, sind sie schon weiter und mutiger sich zu outen.

Homophobie im Profifußball ist noch immer leider weitverbreitet. Bei der EM dieses Jahr hat sich die UEFA geweigert, daß München das Stadion in Regenbogenfarben beleuchten durfte. Das sagt schon viel aus.

Deswegen sind solche Bücher wie dieses hier umso eminenter, dieses so wichtige Thema aufzugreifen.

Matteo Civantos ist Fußballprofi bei einem sehr erfolgreichen Verein. Er ist nicht gerade arm und mit einer Modeldame liiert, die natürlich Beine bis zum Hals hat. :D
Aber sie wagt es, die Flatter zu machen. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, liest er Fanfiktion. Anonymus oder Anonyma hat eine solche verfasst, in welcher er und sein Teamkollege Alvaro amourös zusammen sind.

Wie albern! denkt er sich. Weder Alvaro noch er sind schließlich schwul. Oder auch nur bisexuell.
Das Lesen jener Story ändert ihn jedoch und ebenso seine Sicht auf Alvaro im Alltag. Aber jene hat doch einen weiblichen Ehegespons. Und Signale sendet er nun so gar nicht aus. Und im Fußball darf man als Mann doch nicht gleichgeschlechtlich lieben?!

Was nun? Guter Rat ist teuer. Soll er den unbequemen Weg gehen? Und sein Glück finden? Auch auf Kosten der Karriere? Oder stattdessen "heuchlerisch" bleiben und damit nach Drei-Affen-Manier todunglücklich sein? Hauptsache, die Illusion der homosexuellenfreien Zone bleibt gewahrt?

Die Angst der modernen homophoben Hete vor dem Einbruch der "Perversen" in das letzte Reservat und Ressort des frauenliebenden Mannes, der diese Schwulen "Igitt" findet. Bedauernswerte Kreaturen, derart hasserfüllt und verblendet voller Vorurteile zu sein. Wird sich das jemals ändern?


Die Autorin hat hier mit viel Empathie und Sensibilität sich dem diffizilen Thema authentisch und berührend genähert.

Es ist emotional ergreifend, geht einem nahe, ist zum Dahinschmelzen und Seufzen herrlich schön geschrieben. Hat überraschende Wendungen, Humor, sympathische, vielschichtige Protagonisten, die sich doch eigentlich perfekt ergänzen und durch die Geschichte in der Geschichte eine originelle Subkomponente.

Traumhaft geschrieben, ein absolutes weiteres Highlight dieses Jahres. Und wir sollten überhaupt weg von Labels. Hete, Pansexuell, Bi oder Schwul, wie auch immer. Denn in erster Linie liebt man/frau einen Menschen. Und kommt es nicht in erster Linie darauf an?

Toleranz reicht nicht mehr. Akzeptanz muß her. Ist das denn so schwer? Dann wäre das Leben leichter, beschwingter und nicht so aggressiv wie momentan das der Fall ist. Queer literature at its very very best! Danke, Mariella Rivas!!!!!

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Hört auf, so doofe Fragen zu stellen!

Frauenfragen - Männer antworten
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Wie oft müssen ( prominente ) Frauen, nur weil sie Frauen sind, sich doofe Fragen anhören? Wann willst du ein Kind bekommen? Wie bekommst du Kind und Karriere gewuppt? Hast du Angst vor dem Älterwerden? ...

Wie oft müssen ( prominente ) Frauen, nur weil sie Frauen sind, sich doofe Fragen anhören? Wann willst du ein Kind bekommen? Wie bekommst du Kind und Karriere gewuppt? Hast du Angst vor dem Älterwerden? Welchen Designer trägst du? ( Auf diese Frage würde ich antworten: Gaultier natürlich würde ich tragen, aber der Kerl ist mir zu schwer! ) usw. Usf.

Hier dreht Mari Lang mal den Spieß galant, witzig und originell wie entlarvend um.

Sie hat einen Podcast Frauenfragen, die hier mal zu Männerfragen umgemünzt werden.

Elf prominente österreichische Männer bekommen all die Schmonzfragen gestellt, mit denen sonst Frauen behelligt werden.

Armin Assinger, Thomas Brezina, Andreas Goldberger, Christian Kern, Robert Kratky, Richard Lügner, Ali Mahlodji, Herbert Prohaska, Manuel Rubey, Dirk Stermann und Matthias Strolz sind die Auserwählten. Jeweils mit einer einleitenden Frageliste, einem gezeichneten Porträt, einer Einführung, wer der Betreffende jeweils ist und ganz unterschiedlichen Reaktionen.

Von Ernsthaftigkeit und Reflektion bis Humor und Ungläubigkeit bis hin zum Abbruch.

Dieses in reverse zeigt einmal wieder auf, daß es einem Teil der männlichen Hälfte der Menschheit es nicht schadete, mal in sich zu gehen und zu denken, bevor selbige den Mund aufmachen.

Denn das letzte was Frau und Mann braucht vom kommunikativen Gegenüber ist geistiger Durchfall der einen verbal besudelt. Deswegen ist das Buch sehr lesenswert, intelligent und hintersinnig. Danke, Mari Lang und Leykam!!!!!

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Sollte man alles dürfen, was man können kann?

Auf fremden Beinen
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Stell dir vor! Du bist ein junger Mann namens Konrad Keller und ausgerechnet dir trennt Weltraumschrott die Beine ab.

Und imaginiere weiterhin, daß du zwar unter allen Pechvögeln der Welt ein noch extrem ...

Stell dir vor! Du bist ein junger Mann namens Konrad Keller und ausgerechnet dir trennt Weltraumschrott die Beine ab.

Und imaginiere weiterhin, daß du zwar unter allen Pechvögeln der Welt ein noch extrem seltener Paradiespechvogel bist, aber eine einzigartige Chance erhältst. Dir können funktionierende Beine eines natürlich toten Spenders transplantiert werden.

Rollstuhl abgewandt, keine Schwerbehinderung? Alles im Kefir also? Von wegen.

Jetzt kommt der scharfe Haken und das ja, ABER ...

Selbstverständlich mußt du erst einmal physiologisch und psychisch dich an diese neuen Gegebenheiten adaptieren. Dann bist du jedoch inmitten eines kafkaesken Alptraums gefangen.

Deine neuen Beine verändern sich. Ja, das tun sie. Sich verändern. Dramatische Pause. Unheilvolle Musik. Ein transgener Umbau beginnt, der anscheinend nicht zu stoppen ist? Was hat es mit diesen Beinen bloß auf sich und was wird passieren?

Body Horror at its very worst best. Unheimlich, grausiger, teils eklig, aber dafür umso überzeugender. Erinnert durchaus an surrealistische Phantastik und schwarze Romantik. E. T. A. Hoffmann, Georges Langelaan ( er schrieb DIE FLIEGE ), Edgar Allan Poe, Franz Kafka und David Cronenberg.

Ein Buch, das aus dem Gespinst veritabler Nachtmahre gesponnen wurde. Psychologisch stimmig, hintersinnig, dreidimensional durch geschickt ineinander verzahnte Ebenen wirft das Werk auch ethische und moralische Fragen auf.

Kann und darf alles gemacht und gewagt werden, nur weil es möglich ist bzw. wäre? Der Autor schreibt auf hohem Niveau, ohne akademisch verschwurbelt zu sein, verständlich und beklemmend. Ein gewisser grimmiger Humor kann ebensowenig geleugnet werden.

Ist das Geschehen real oder etwas ganz anderes? Das möge der geneigte Leser*in beurteilen. Sehr gut recheriert, stimmig, und exzellent komponiert. Vertraut meinem Urteil. Denn ich weiß, was ich tue. Danke, Conrad de Buer!!!!!

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Sansibar. Sehnsucht und harte Realität

Im Schatten der Vanille
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Dies ist der aufregende Beginn der historischen Saga aus der Feder von Cornelia Engel. Sie wurde in Bamberg geboren und lebt auch in Franggen.

Sie hat für dieses Buch hervorragend recheriert und eine ...

Dies ist der aufregende Beginn der historischen Saga aus der Feder von Cornelia Engel. Sie wurde in Bamberg geboren und lebt auch in Franggen.

Sie hat für dieses Buch hervorragend recheriert und eine aufregende Geschichte kreiert.

Sansibar, 1880. Elisabeth hat offenbar sehr triftige Gründe, Deutschland hinter sich zu lassen. Das Schiff, das sie von Lübeck zu dieser Insel gebracht hat, schürt in ihr die ( berechtigte? ) Hoffnung, ein neues Leben beginnen zu können.

Es kommt ihr dann gerade gelegen, daß ihr Bruder sie damit beauftragt hat, Handel mit Gewürznelken zu treiben.

Und Sansibar ist die duftige Insel der Exotik, auf der auch mit Zimt, Orangen, Elfenbein, Vanille, aber auch mit Sklaven gehandelt wird.

Sie lernt nicht nur den Sultan und dessen Palast kennen, sondern auch einige Männer zeigen Interesse an ihr. Jedoch nimmt man sie als Frau in der ökonomischen Welt nicht reell ernst.

Der Pflanzer, der Schotte Jacob Preston ist ihr zugetan. Und der Arzt Wessel sowie Farmer Gramberg scheinen ebensowenig abgeneigt.

Doch es scheint, als ob ein falsches Spiel stattfände. Wem kann Elisabeth trauen? Kann sie sich durchsetzen und kann sie ihr Glück finden? Und wird die Vergangenheit dazwischenfunken?

Es ist klasse, daß Sansibar der Schauplatz dieses aufregenden Buches ist. Denn schließlich ist Frederick Bulsara, aus einer zoroastrischen Familie stammend von dieser Insel. Besser bekannt als Freddie Mercury.

Sansibar ist der Kreuzungspunkt von Menschen dreier Kontinente, aus Ashen, Europa und Afrika. Afrikaner, Inder und Europäer.

Ashok ist zum Beispiel eine sehr interessante Figur, jener besonnene Inder, aber ebenso Anna, Elisabeths Begleiterin.

Das Buch ist derart plastisch geschrieben, daß man alles spürt, sieht und riecht. Es gibt Wendungen, dramatische Verwicklungen, und es ist nicht durchsichtig geschweige denn klischeebeladen.

Elisabeth und Jacob besitzen Profil und Tiefe. Sowie eine überzeugende Ambivalenz. Dunkle Seiten, wie die Sklaverei, daß Frauen rechtlich einen wesentlich schlechteren Stand haben, werden glücklicherweise nicht ausgespart.

So zeigt sich, daß Sansibar eben ein Paradies ist, aber mit einem Januskopf. So habe ich auf jeden Fall Blut geleckt für Teil Zwei! Danke, Schreibengel Cornelia!!!!!

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Veröffentlicht am 13.12.2021

Der Berg ruft, aber verstehst du auch seine Sprache?

Gipfelrausch
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Wieder ein edles Buch aus dem Verlag Reisedepeschen. Hardcover und mit Lesebändchen.

Vor dem eigentlichen Beginn jeden Kapitels ( derer da zehn wären ) gibt es von dem betreffenden Berg eine Panoramaaufnahme ...

Wieder ein edles Buch aus dem Verlag Reisedepeschen. Hardcover und mit Lesebändchen.

Vor dem eigentlichen Beginn jeden Kapitels ( derer da zehn wären ) gibt es von dem betreffenden Berg eine Panoramaaufnahme in Farbe auf zwei Seiten.

Der Journalist und Autor ist 1987 in Hagen geboren und lebt in der Hauptstadt. Zum Ende hin gibt es noch ein Glossar.

Schwarzenstein, das Schönbichler Horn, der Kibo, der Nevada Pisco, der Fuji, der Kasbek, Margherita Peak, der Elbrus, der Pik Lenin und der Große Krottenkopf sind die hier berücksichtigten Berge.

Er erklärt mit großer Leidenschaft und eindrücklich, warum ihn Berge derart faszinieren. Schattenseiten und negative Erfahrungen spart er nicht aus.

Jedoch kann man quasi hautnah partizipieren am Poetischen der Natur, den Interaktionen mit anderen Individuen, über Schwierigkeiten und den Glücksrausch.

Dazu wirft er noch philosophische Fragen auf, die Grenzerfahrungen tangieren. Ist der Weg das Ziel? Ist es genug, den Gipfel erreicht zu haben? Oder braucht man immer mehr? Ist dieser Rausch eine Sucht oder werden die gemachten Erfahrungen zu etwas transzendiert, das weit über einen selbst hinausweist?

Überzeugend und verständlich wie nachvollziehbar schildert er das alles, daß diese Verve direkt ansteckend wirkt. Dergestalt bekommt man ja direkt selbst Lust.

Eine Deklaration der Liebe und Passion an die Berge, Natur, das Leben, die Menschen und dem Außergewöhnlichen an sich. Danke, Philipp Laage und Reisedepeschen!!!!!

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