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Veröffentlicht am 15.07.2021

Wenn lausige Pigmente über Wohl und Wehe entscheiden ...

Pigment
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Aufwühlend, sehr klug geschrieben, entlarvend, die Wurzeln des Übels dekonstruierend, um zu zeigen, wo es im Argen liegt. Meisterwerk!

Ist es denn zu utopisch von mir angedacht zu hoffen, daß wir alle ...

Aufwühlend, sehr klug geschrieben, entlarvend, die Wurzeln des Übels dekonstruierend, um zu zeigen, wo es im Argen liegt. Meisterwerk!

Ist es denn zu utopisch von mir angedacht zu hoffen, daß wir alle in erster Linie nur Menschen sind und ausschließlich nach unserem Charakter sowie Verhalten beurteilt werden? Und daß sämtliche anderen Distinktionen samt und sonders marginal und nachrangig wären? Egal ob Gender, Nationalität, Religion, sexuelle Ausrichtung, soziale Schicht, Beruf, Bildung, Alter, Ethnie, was auch immer? 

Der Film BlacKkKlansman von Spike Lee mit John David Washington und Adam Driver entlarvt sehr intelligent den tumben Rassismus und führt ihn ad absurdum, umso besser, weil er auf kluge Weise Humor einbaut und der Film auf wahren Ereignissen beruht. 

Noch im September 1977 wurde der Ehemann einer Stuttgarterin, eine Freundin meiner Mutter, ein "man of color", Angehöriger der Army in Georgia vom Ku-Klux-Klan gelyncht, aufgeknüpft, mitsamt hrennendem Kreuz. 

Der Film Mississippi Burning ist auch ein wichtiger Film, der wahre Begebenheiten verarbeitet. 

Und immer noch ist der Rassismus quicklebendig, wie man ja immer noch oft bezeugt sehen und hören kann. Deswegen sind Bücher, wie dieses hier, von Johannes Pantel umso eminenter. 

Der Autor, Ahlen 1963 durch seine Erdenankunft definitiv bereichernd, ist studierter Medicus, Philosophicus und Psychologie. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist sehr fleißig als Urheber und Herausgeber von mehr als drei Dutzend Büchern und über 300 Buch- und Zeitschriftenartikeln. Er hat an der Frankfurter Goethe - Universität eine Professur für Altersmedizin inne und erhielt für sein wissenschaftliches Wirken schon mehrere Preise. Kein Wunder, daß dieses hier besprochene Werk durch und durch humanistisch sowie von Empathie geprägt ist und ein tiefes Verständnis der Humana Conditio eindrücklich präsentiert.  

Achtung! Für nachfolgende ironische Wortwahl übernimmt Rezensentin keinerlei Haftung. Deswegen die prägnanten Anführungszeichen. 

Wie kann anno domini neglecti 2010 einer "Langnase" und "Weißbrot" klargemacht werden, was Rassismus bedeutet? Indem er gegen seinen Willen dank Melanin dunkler pigmentiert wird und er sich in einen "man of color" verwandelt? 

Genau dies mysteriöse Ereignis widerfährt dem Psychiater Gregor Assmann. Besorgniserregend, beunruhigend, aber ohne Folgen, weil schuldlos? Von wegen! 

Nicht nur läuft ihm die ihn ach so innig liebende Anverlobte davon, nein, seine berufliche Sicherheit sowie Zukunft gerät ebenfalls ins Schwimmen. Am eigenen "nachtenen" Leibe muß er erfahren, was scheinbar harmlose Pigmente doch für gravierende Unterschiede machen können. 

In der "schneeweißen" Umgebung erlebt er latenten wie unverhohlenen Rassismus. Wird er so bleiben? Oder wieder "blütenweiß" werden? Sich durch diese Erfahrungen transzendieren? Wertvolle Einsichten und Erkenntnisse werden? Ein besserer Mensch werden, jenseits sämtlicher Kategorisierungen? 

Der zweite Erzählstrang wird von Toussaint Louverture dominiert, ein charismatischer, kluger, gut taktierender Freiheitskämpfer vor gut zweihundertzwanzig Jahren auf Hispaniola, jenem Teil, der später Haiti wird. 

Er möchte, daß alle Sklaven frei sind und sie einen eigenen Staat bekommen. Im Gegensatz zu den "Kolonialherren" ist er wesentlich vorurteilsfreier, denn auch "Weiße" sind auf seiner Seite. 

Er erlebt Wahnsinn, Chaos und Gewalt pur. Wird er eine Chance haben und Historie schreiben? Toussaint war übrigens ein real existierender Mensch. 

Das Buch ist sehr klug erdacht und komponiert. Gregor und Toussaint sind über den Abyssus der Zeit hinweg ineinander verzahnt, laufen parallel, ja, reflektieren und verbinden sich sogar gegen Ende des Romanes auf eine bestimmte Art und Weise. 

Ungeschönt zeigt der Autor im damaligen historischen Kontext all die Grausamkeit, die den Sklaven widerfuhr, vor allem Sébastian. Das macht unglaublich zornig, hilflos, wühlt auf und treibt Tränen in die Augen. Was den Sadismus betrifft, ist die Phantasie des Menschen grenzenlos. 

Jedoch auch in der Gegenwart macht es einen wütend, wie immer noch Rassismus und Racial Profiling sowie unzählige Klischees noch existieren. Auch Johannes Pantel entlarvt und dekonstruiert den Rassismus auf geschickte Weise und zeigt die toxischen Wurzeln kongenial auf. 

Denn dieses Gift hat das Potential jede Gesellschaft dauerhaft zu zersetzen. Siehe Trump und USA, aber leider auch Europa und der Rest der Welt sowieso. Allein wie noch die Indigenen angegangen werden ... In Kanada wurden noch bis in die 90er Jahre ihnen die Kinder weggenommen. Zwangschristianisierung wie bei den Sklaven auf Haiti. All die vielen Kindergräber im Staate des Ahornblatts ... Der Transcanada-Highway und all die toten, ermordeten indigenen Frauen, die den Behörden anscheinend egal sind. 

Ertrunkene Migranten im Mittelmeer, Hassverbrechen ... Ich glaube, daß aus vielfältigen Gründen Hopfen und Malz verloren ist, was die Menschheit betrifft. 

Der Autor hat das Buch exzellent recheriert und viel viel Herzblut sowie intensive Reflektion in dieses sein Buch einfließen lassen. Chapeau! 

Ein komplexes, aufrüttelndes Buch mit vielschichtigen, ambivalenten Protagonisten in einer emotional packenden Geschichte. Dazu angetan, auf jeden Fall an den heißen Eisen dranzubleiben. Vielen Dank, Johannes Pantel!!!

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Die Weisheit der Worte

5-Minuten-Märchen zum Lauschen Teil 1
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Schön gestaltet, zum Entspannen für Groß und Klein, mit sehr angenehmer Sprechstimme und wunderbarer Harfenmusik. Teil Eins!

Michaela Brinkmeiers Stimme ist wunderbar moduliert, angenehm im Klang und ...

Schön gestaltet, zum Entspannen für Groß und Klein, mit sehr angenehmer Sprechstimme und wunderbarer Harfenmusik. Teil Eins!

Michaela Brinkmeiers Stimme ist wunderbar moduliert, angenehm im Klang und ausdrucksstark. Mit viel Sensibilität intoniert sie die Texte. Sie könnte ebenso Synchronsprecherin sein oder auch Bücher einlesen.

Zudem beherrscht sie die Harfe, die als Interludien immer wieder auf dieser CD bezaubern. Harfe hat ohnehin etwas Andersweltliches - wie aus Tir Na Nog höchstpersönlich.

15 Mal 5 Minuten Märchen aus aller Welt, unter anderem Die Wassernixe, Der Zauberhut, Der Krötenkaiser, usw., die alle mit Weisheit und Tiefe punkten.

Für Groß und Klein, hintersinnig und tiefenentspannend, liebevoll gestaltet ist dies Teil Eins aus dem Herz 💜 Verlag aus Rietberg, sodaß man gespannt auf die nächsten Editionen sein kann. Das Coverbild ist von Elena Schweitzer.

Danke, Michaela Brinkmeier!

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Den Moment festhalten im Angesicht der Vergänglichkeit

Untermieter im Kopf
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Emma verfügt über einen klasse Galgenhumor. Dieser kommt ihr auch zupass, denn eine Zyste hat sich in ihren Kopf eingenistet. Der gilt zwar als gutartig, muß aber regelmäßig kontrolliert werden.

Nun ...

Emma verfügt über einen klasse Galgenhumor. Dieser kommt ihr auch zupass, denn eine Zyste hat sich in ihren Kopf eingenistet. Der gilt zwar als gutartig, muß aber regelmäßig kontrolliert werden.

Nun muß sie zu einem - nach Zürich. Diese Termine sind zwar unvermeidlich, aber ihr zuwider, vor allem, wenn sie sich in die Röhre des MRT legen muß, den sie Kübel nennt. Klaustrophobie ist ihr also nicht fremd.

Sie lernt an der Rezeption Tim kennen, der ihr vom Humor her durchaus entspricht. Er wartet auf sie, bis sie die Kontrolle hinter sich gebracht hat. Er geht mit ihr anschließend durch die Stadt spazieren. Sie verstehen sich gut, unterhalten sich angeregt. In Zukunft möchten sie sich gegenseitig begleiten.

Einige Monate ziehen ins Land der Eidgenossen, als Em wieder zu einem solchen Termin muß. Im Gedanken an Tim durchlebt sie diesen locker und kann es kaum erwarten ihn wiederzusehen.

Aber an jenem verabredeten Treffpunkt trifft sie auf einen Fremden. Tims bester Freund Daniel. Nichts mehr ist, wie es war ...

Ein Hymnus auf das Ergreifen jeder Sekunde, die gelebt werden kann in Angesicht der Vergänglichkeit und des Todes. Tieftraurig und von emotionaler Wucht.

Ich mag alle drei sehr und mußte schon des öfteren schlucken und sogar weinen. Das Buch ist zwar "nur" eine Novelle von 94 Seiten, aber hat mehr Wucht und Tiefe als so mancher Langroman.

Ich finde es authentisch und aufwühlend geschrieben, feinziseliert und austariert feiert er das Vermögen, den Moment zu genießen, bis zur Neige zu leben, vor der Fassungslosigkeit und der Unbegreiflichkeit des Todes.

All diese Gefühle sind larger than life, Wut, Trauer, Glück, und für den Betreffenden nicht leicht zu verdauen, weil die schiere Übermacht dieser Emotionen ihn zu zerschmettern droht. Es ist schwierig, solche tiefen Gefühle in Worte zu fassen, aber Angela Suter ist das komplex und sehr ansprechend niveauvoll gelungen.

Aber auch der oder die begabteste Wortjongleur / in der Welt wird es jemals schaffen, die Trauer zum Beispiel bis in die allerletzten Verästelungen eins zu eins wiedergeben zu können.

Hier schafft es die Autorin, einen tief anzurühren und die Seelenharfe zum Erklingen zu bringen! Danke, Angela Suter!!!

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Wenn Schwierigkeiten dräuen ....

Der SM-Harem des Präsidenten
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Der dreiundvierzigjährige Johann Friedrich Kestner ist der Inhaber einer Firma, die allerlei Artikel produziert, die der Lust und der Libido dient.

Auch Kestner ist sehr libidinös. Er ist der dominante ...

Der dreiundvierzigjährige Johann Friedrich Kestner ist der Inhaber einer Firma, die allerlei Artikel produziert, die der Lust und der Libido dient.

Auch Kestner ist sehr libidinös. Er ist der dominante Part, der via Vertrag und Aufzeichnung sich rechtlich absichert und mit seinen weiblichen Angestellten allerlei vielfältige SM - Beziehungen pflegt.

Wichtig ist zu betonen, daß die Damen vorher eben per Kontrakt festlegen, was sie bei den Praktiken bejahen und verneinen.

Allerdings macht er den Fehler seine bisherige Zofe gegen eine jüngere auszutauschen, was gewiße Rachegelüste in ihr weckt. Das kommt Verlegerin Maria Merck zupass und beide tun sich zusammen. Später stößt noch ein gehörnter Ehemann zu ihnen.

Sie schmieden Pläne, um Kestner zu vernichten. Es ist dann geradezu gelegen, daß er eben jede seiner amourösen Episoden dokumentiert, als Bildmaterial. Wird ihm seine Vorliebe zum Verhängnis?

Das Buch ist ein leckerer Snack, nicht anspruchsvoll, sondern ein kurzweiliges, leichtes Vergnügen. Die expliziten Szenen sind durchaus heiß und anregend, aber der allerletzte Kick zum Prickeln fehlt manchmal ein wenig.

Nichtsdestotrotz sind die diversen Szenarien mit SM gut umgesetzt, sodaß es in diesem Subgenre der Erotikliteratur sich hinter vergleichbaren Werken nicht verstecken muß.

SM ist nämlich in der Tat sehr vielfältig und ein weitgefächertes Spektrum. Viele Klischees grassieren darüber. Manche denken, die, die das praktizieren, seien pervers oder krank. Mitnichten. Sie hat genausowenig mit 50 Shades of Grey gemein wie Harold Robbins mit Ken Follett.

SM jedenfalls bereichert das Sexualleben eines jeden Interessierten. Insofern ist diese Thematik hier gut umgesetzt. Und spannend allzumal, was aus Kestner wird. Lesenswert! Aber bitte keine Political Correctness erwarten, sonst wäre man hier fehl am Platz. Danke, Klaus X. Rohling!!!

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Noch unverwandt eine scharfe Klinge!

Raphaels Rückkehr
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Brügge. Die idyllische Stadt in Belgien. Hmh?! Idyllisch??? Schon "Brügge sehen ... und sterben" zeigte, daß es gefährlich sein kann, sich dort aufzuhalten.

Brügge. Das ist auch die Heimatstadt Raphael ...


Brügge. Die idyllische Stadt in Belgien. Hmh?! Idyllisch??? Schon "Brügge sehen ... und sterben" zeigte, daß es gefährlich sein kann, sich dort aufzuhalten.

Brügge. Das ist auch die Heimatstadt Raphael Rozenblads, dem bärbeißigen, kongenialen Ermittler der Polizei, der mit 39 Jahren im Dienst einen grauenvollen Unfall erlitt und nun nach drei Jahren Abstinenz zurückkehrt. Mit zwei Beinen und einer halben Blase weniger im Rollstuhl sitzend.

Er spricht zwar Morphin, Nikotin und Koffein nicht ab, braucht die Essenzen auch dringend wie andere Torte oder Schokolade. Nur, daß bei ihm die schlimmen Schmerzen bittere Tatsache sind und er all die Tabletten garantiert nicht zum Spaß schluckt.

Er ist nun wegen seines Status unkündbar geworden, als er als Hauptinspektor an seine Arbeitsstelle zurückkehrt, nach drei Jahren. Er ist der "Quotenkrüppel", wie man hinter seinem Rücken lästert.

Kein Wunder, daß ihn das Schicksal hart und auch verbittert gemacht hat. Er ist scharfzüngig, läßt sich nichts gefallen und das ist auch gut so. Denn ihn nicht mehr für voll zu nehmen, nur weil er im Rollstuhl sitzt? Das ist unfair und ungerecht.

Sie schieben ihm einen vermeintlich simplen Fall zu. Ein Angestellter mit afrikanischen Migrationswurzeln ist ums Leben gekommen, der für den wallonischen Sternekoch Flor Bertrand gearbeitet hatte.

Sehr schnell findet Raphael heraus, daß das definitiv Mord war. Und fängt an im Ameisenhaufen zu stochern. Nicht nur, daß es nicht bei einem Toten bleiben wird, nein, die Sache hängt mit der Akte Brabantia zusammen, jener Fall, der ihn damals die Beine gekostet hatte. Höchste Kreise könnten ungut verwickelt sein und sogar Leute, die er kennt ...

Kann er Piet, Anna, Jan, seinen Kollegen, die nicht recht wissen, wie sie ihn behandeln sollen, trauen? Oder dem Obersten Dovenhof? Oder Fanny die im Archiv arbeitet, auch wenn sie ihm wertvolle Informationen beschafft? Obendrein keimen noch romantische Gefühle in ihm und er argwöhnt, ob er seine Rückkehr überleben wird ...

In dem Buch wird nicht alles ausgesprochen, angedeutet, sodaß man selbst Raum hat, diese vermeintlichen Lücken auszufüllen. Denn in Wirklichkeit sind das keine Lücken, sondern Leerstellen, die sehr gut auch selbige des Lebens wiedergeben, wo auch vieles nur angedeutet, oder nur unterschwellig zu verstehen gegeben wird, sei es durch Mimik, sei es durch Körpersprache.

Hier funktioniert vieles nonverbal. Und Barbara E. Euler schafft es, das durch plastische Beschreibungen dreidimensional umzusetzen. Der Plot löst sich jedenfalls mit gewißen Widerhaken auf, ohne Fragen zur Handlung offenzulassen. Was meine ich mit Widerhaken? Das bezieht sich auf das Ende und ich würde spoilern, wollte ich das erläutern. Aber auf jeden Fall ist das Ende gelungen.

Ich finde es wichtig, daß Diversity in Büchern thematisiert wird, erst vor kurzem ein blinder Protagonist in einem historischen Liebesroman, was ebenfalls sehr gut umgesetzt wurde.

Menschen sind nicht behindert, sondern werden behindert. Sie sind quasi in der konventionellen, normierten Gesellschaft unsichtbar. Deswegen ist es eminent, ihnen ein Antlitz und eine Stimme zu geben.

Raphael ist noch immer eine scharfe Klinge mit seiner hohen Intelligenz, seiner Gewieftheit, seinem Geschick, seiner Widerborstigkeit und seinem Engagement. Nur weil er im Rollstuhl sitzt, hat er noch lange nicht seine intellektuellen Fähigkeiten eingebüßt. Er versteckt sich auch nicht hinter seiner Behinderung, sondern stürzt sich mitten hinein ins Getümmel, riskiert Kopf und Kragen, wenn es nicht anders geht.

Hinter seiner vermeintlich harten Schale ist er aber sensibler, als man meinen sollte. Er hat schon viel Ungemach erlebt, auch Antisemitismus am eigenen Leibe. Er hat rauhe Ecken und Kanten, ist durch und durch liebenswert.

Daß die Autorin auch die Ausbeutung von Flüchtlingen und Asylanten thematisiert und was es dort für Mißbrauch gibt, ist ein brisantes, topaktuelles Thema. Gewiß gibt es Migranten, die auch soziale Systeme betrügen, aber die gibt es auch unter "Europäern". Wie oft wird aber thematisiert, daß auch Migranten mißbraucht werden?

Brügge in all seiner Wiedersprüchlichkeit, mit all seinen dunklen und hellen Seiten, bekommt hier auch ein Denkmal sowie eine Liebeserklärung. Durch die subjektive Sicht der Autorin bekommt man hier einen intensiveren, intimeren Einblick als durch einen Reiseführer. Das Buch hat einige unerwartete Kehren.

Ein packendes, berührendes, emotional aufgeladenes Buch, das wichtige Themen tangiert, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Psychologisch stimmig und schön düster!

Barbara E. Euler wurde durch einen realen Menschen zu dem Buch inspiriert. Para-Athlet Serge Van Belle, der eine Aura von Stärke und Stolz besitzt. Und ja, sie hat Raphael ebenso Stolz, Stärke sowie grandiose Würde verliehen, eine ungeheure Tiefe ohnegleichen. Danke, Barbara E. Euler!!!

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