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Veröffentlicht am 06.01.2021

Der Mensch ist des Menschen Wolf!

Wie die Schweine
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Eine Zukunft, in der es keinerlei Tabus bei der Ernährung mehr gibt, ist keine lohnens- und lebenswerte Zukunft!

Ein hochliterarischer Horrorroman, ohne dass das Blut hektoliterweise fließt. Das Buch ...

Eine Zukunft, in der es keinerlei Tabus bei der Ernährung mehr gibt, ist keine lohnens- und lebenswerte Zukunft!

Ein hochliterarischer Horrorroman, ohne dass das Blut hektoliterweise fließt. Das Buch ist echt erschreckend und unglaublich beklemmend.

Marcos ist der Verantwortliche für die Produktion einer Schlachterei. Ein angeblicher Virus hat sämtliches Fleisch von Tieren nicht mehr essbar gemacht. Marcos hat eine persönliche Krise. Sein Kind ist gestorben, sein Vater dement in einem Pflegeheim und von der Frau getrennt. 

Nach der Viruskrise ist man dazu übergegangen, Menschenfleisch zu essen. Das wirkt so schön der Überpopulation entgegen. Immigranten, Obdachlose, Arme verschwinden spurlos. Man geht dazu über, Menschen wie Vieh zu züchten, um sie sich vermehren zu lassen, eben als Fleischlieferant, die Muttermilch gilt wie einst die Kuhmilch als unglaublich lecker, sogar für Organspenden müssen sie herhalten und die Haut wird zu Leder verarbeitet.

Damit die Menschen mit ihrem amoralischen, unethischen Verhalten klarkommen, werden diese anderen Menschen entmenschlicht, ihnen werden die Stimmbänder entfernt, Lesen und Schreiben lernen sie natürlich nie und Denkfähigkeit wird ihnen abgesprochen. So gehen Menschen bekanntlich auch mit Schweinen und Rindern, Schafen, Ziegen, Hühnern, Puten, Pferden um. Man behauptete lange und behauptet das zum Teil immer noch, dass Tiere keinerlei Schmerzempfinden hätten ( wer einer Katze aus Versehen auf den Schwanz getreten ist, weiß, dass diese Behauptung blödsinniger Quatsch ist! ) und keine Emotionen hätten sowie nicht denken könnten. 

Das sind typische Verdrängungsmechanismen von Menschen, um besser damit umgehen zu können, Lebewesen zu töten. Jene, die psychopathische Tendenzen haben und sadistische Freude am Töten, brauchen das selbstredend nicht. Das war ja dann klar, dass Schlachter und Co. beim Töten von Menschen die gleichen Verdrängungsmechanismen anwenden würden. Diese Menschen werden "Stücke" genannt und bekommen keine Namen. Es kommt aber auch vor, vor allem auf dem Schwarzmarkt, dass auch Fleisch mit Vor- und Zunamen gegessen wird. Gefressen wäre ein passenderer Ausdruck! 

Marcos wird von seinem Gewissen geplagt. Er stellt vieles, was nicht ausgesprochen werden darf, infrage. Bis er eines Tages als Geschenk ein "Weibchen", ein "Stück" bekommt. Wie wird er jetzt handeln? Wird er sie als gleichwertigen Menschen anerkennen und selbst ein besserer Mensch werden? Oder fällt er in die allgemein herrschende Barbarei zurück?

Welch ein ( Zukunfts ? ) Szenario, das hier entworfen wird. Kein Wunder, dass so viele Personen im Buch Suizid vollziehen. Es wird nicht einmal davor zurückgeschreckt, das Fleisch alter, verstorbener Menschen zu verarbeiten, obwohl eigentlich illegal. 

In solchen Gesellschaften ist kein Mensch mehr sicher. Unter Umständen kann jeder verwurstet werden. Ein Alptraumszenario wie im "Texas Kettensägenmassaker" oder wie bei kannibalischen Serienkillern. Übrigens ist es in jener argentinischen Gesellschaft verboten, das Ding beim Namen zu nennen, sprich: Kannibalismus. Schon kurios!

Agustina Bazterrica hat eine distanzierte, aber manchmal auch schmerzhaft nahe Sicht auf diese schier ungeheuerlichen Ereignisse. Es ist wie ein Bericht aus der wahrhaften Hölle auf Erden. Propaganda und andere Lügen haben die Hirne der Menschen vernebelt. Offenbar gibt es keinerlei Anstand, Moral, Empathie oder Ethik mehr. Gott scheint ferner denn je.

Erschreckend ist, dass solch ein Szenario durchaus einmal Realität werden könnte und die Autorin schafft es, den heutigen Fleischfressern gnadenlos den Spiegel vorzuhalten. Ich bin Vegetarierin. Diejenigen jedoch, die jeden Tag Fleisch fressen und das möglichst billig sein soll, sollten mal in sich gehen und überlegen: grauenvolle Tierhaltung, Antibiotika, gräßliche Tiertransporte, Tierquälerei, das Töten der Tiere und das widerwärtige Verhalten so mancher Mitarbeiter im Schlachthaus. 

Vielleicht sollten Fleischfresser mal im Schlachthaus zusehen müssen, vielleicht vergeht ihnen dann der Appetit. Fleischlos zu leben ist die beste Vorbeugung auch gegen Gicht, Herzkranzgefäßverstopfung, ergo: Herzinfarkt, Schlaganfällen, Diabetes und Adipositas, natürlich haben die letztgenannten vier Erkrankungen auch noch andere Ursachen, aber übertriebenes Fleischessen kann durchaus verstärkt dazu führen.

Denkt also daran, bevor es euch eventuell erwischt!

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Lassen sich Reminiszenzen auszirkeln und topographisch darstellen?

Die Kartographie der Hölle
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Schonungslose Selbstanalyse in poetischen Sätzen verwoben mit der ( fiktionalisierten ? ) Lebensgeschichte des Amerikaners M. im Iran!

Knud Romer hat immer davon geträumt, beim Insel Verlag veröffentlicht ...

Schonungslose Selbstanalyse in poetischen Sätzen verwoben mit der ( fiktionalisierten ? ) Lebensgeschichte des Amerikaners M. im Iran!

Knud Romer hat immer davon geträumt, beim Insel Verlag veröffentlicht zu werden und offensichtlich ist ihm das gelungen, obwohl er selbst schon nicht mehr daran geglaubt hatte. Er ist mit den klassischen Autoren ebenjenes Verlages aufgewachsen. Er liebt Rilke, Hoffmansthal, Novalis, Lord Dunsany und viele andere. 

Sein Vater ist Däne und die Mutter Deutsche, deren ehemaliger Verlobter im Dritten Reich bei "Der roten Kapelle" aktiv war und umgebracht wurde. Knud ist schon allein dadurch bilingual und hat Verwandte in Deutschland, die immer wieder besucht werden. So wächst er in Falster im Spannungsfeld zweier Kulturen auf, die sich zwar ähneln und trotzdem unterscheiden. 

Er verspürt den brennenden Wunsch Autor zu werden und fängt an Literaturwissenschaft zu studieren. Er ist erstaunt, wie weltfremd, einseitig orientiert und teils lieraturfeindlich diese Akademiker doch sind. Sie lehnen snobistisch rundweg manche Genres ab, zum Beispiel Fantasy und verachten "Herr der Ringe" ( ! ). 

Im Grunde genommen fühlt sich Knud dort nicht wirklich wohl. Er flüchtet in Alkohol und Drogen. Nach zwölf Jahren hat er immer noch keinen Abschluß und hört auf. Es macht keinen Sinn mehr, weil keines seiner komplexen Thematiken akzeptiert wird. Er hat zum Beispiel eine Abhandlung über Stuhlgang, Latrinen und derer kultursozialen Bedeutung sowie der Sublimierung dieser Ausscheidungen und damit auch Sexualität des Bürgertums sehr anschaulich beschrieben. 

In den 80er Jahren war Knud so hedonistisch wie dieses Jahrzehnt und er gibt ausgezeichnet wieder, wie kalt diese Dekade doch war. 

In den Neunziger Jahren wird er via Seiteneinstieg Werbefachmann, mit durchschlagendem kreativen Erfolg und anwachsendem Gehalt. 

Er bekommt sogar eine Rolle in Lars von Triers " Idioten", lernt die Croisette und Cannes lernen, aber spricht dem weißen Pulver etwas zu sehr zu. 

Nach dem Milleniumswechsel verliert er Job und Wohnung. Letztere hat er total verwahrlosen lassen. Eklig! 

Nachdem schon seine Mutter verstorben war, verliert er seinen dementen, im Pflegeheim lebenden Vater an den Tod. Er beschreibt das berührend und in großer Trauer. 

Endlich lernt er eine tolle Frau kennen, Rebekka, Musikerin und sein Inseltraum wird wahr! Er darf die geheiligten Hallen der Suhrkamp- Inselgruppe betreten als auch die Villa Unseld. 

In die Geschichte sind immer wieder Erzählstränge rund um den heranwachsenden ( fiktiven? ) ( Alter ego? ) Amerikaner M. eingewoben. Sein Vater, vordergründig Diplomat, aber CIA - Agent lebt mit den zwei Söhnen, den Zwillingsschwestern und der russischen Ehefrau erst in der Türkei, dann im Iran Anfang der Siebziger mit dem Regime des Schahs und die Geheimpolizei terrorisieren die Bevölkerung. Dank einer unzulässigen, aber typischen Einmischung der USA in innere iranische Angelegenheiten kam jener Schah überhaupt an die Macht. Die zeitgeschichtliche Historie im Iran ist sehr authentisch und erschreckend wiedergegeben. Hunde gelten im Islam offenbar als unrein und werden erschossen, aber hinterher trifft das dann die Zweibeiner. Die Amerikaner führen sich großkotzig im Iran auf. Etwas Unvorhergesehenes passiert...

In dieser Autofiktion analysiert sich Knud Romer gnadenlos. Er seziert sich und sein Inneres auf äußert schmerzhafte Weise. Sein Abstieg in die eigene Hölle mit Alkohol und Drogen. Seine zerplatzten Träume, sein Empfinden, ein Fremdkörper in der Gesellschaft zu sein, ein Ausgestoßener, ein Außenseiter, weil er nicht nützlich ist, kein Geld verdient. 

Ein assoziatives, poetisches Buch mit der Unsicherheit und der Unschärferelation, ob und wie man Reminiszenzen vertrauen kann. Durch die Zeitsprünge versteht es der Autor, die Funktion des Gedächtnis ausgezeichnet zu illuminieren, das ebenso nicht unbedingt chronologisch arbeitet, sondern auch zwischen den Erinnerungen "hüpft". Wir sind nun einmal Erinnerung, wenn man es auf diese Formel herunterbricht. Die Populärkultur mit all der Musik und Filmen ( vor allem mein Lieblingsfilm "Der Hexenjäger" mit Vincent Price vom britischen Regisseur Michael Reeves, der jung Suizid beging, findet Erwähnung! ) wird von dem Autoren eingebunden. 

Ein sehr persönlicher Roman mit lyrischem anspruchsvollen Ausdruck in starker Prosa. Ich kann gar nicht nachvollziehen, warum seine Poeme abgelehnt wurden! Eine Seele, die entblößt daliegt und Empathie beim Leser / in weckt! Ein wundervolles Meisterwerk von einem Buch! Danke Knud Romer! Danke Insel!

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Einfach nur in Ruhe sich entwickeln und leben wollen!!!

Sheloquins Vermächtnis
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Die First Nations Nordamerikas werden es wohl nie leicht haben - solange die überwiegend "weiße" Gier existiert! Tiefgründiger Thriller!!!

Einfach nur in Ruhe sich entwickeln und leben wollen!!!

Die ...

Die First Nations Nordamerikas werden es wohl nie leicht haben - solange die überwiegend "weiße" Gier existiert! Tiefgründiger Thriller!!!

Einfach nur in Ruhe sich entwickeln und leben wollen!!!

Die Natur wie auch Wildnis ist überall akut gefährdet. Nicht nur wegen des Klimawandels, menschgemacht, sondern ebenso wegen der Habgier und der Egomanie vieler. Es gilt zu bewahren, was noch zu schützen ist. 

In British Columbia in den kanadischen Rocky Mountains, 21. Jahrhundert: Sheloquin ist von der First Nation der Squamish, der Bewahrer und Schützer eines unberührten Stück Landes. Das weckt Begehrlichkeiten und die Todsünde Habgier. Weil Sheloquin aber weiß, daß aus einem Verkauf nichts Positives für das Land erfolgen kann, verweigert er sich. 

Spekulanten indes sind bereit den höchsten Preis zu zahlen, den des Mordes oder sogar mehrere? Die Gensignatur des Geldes ist wichtiger als selbige des Menschen. 

Cody White Crow ist der Erbe und schwebt in großer Lebensgefahr. Er ahnt davon noch nichts. Er wollte seinem Bruder nur das Stück Land zeigen, jedoch eröffnen Killer die Treibjagd auf ihn. 

Cody wird von Montaya Sun Road, einer Squamish und seinem Wolfshund, Mellow ( Yellow , Donovan 😁 ) vor dem Exitus bewahrt. 

Staff Sergeant Ben Clifford, ein Mountie ( nicht in Chicago ) hat noch ca. 21 Tage bis zur Pensionierung und muß nun versuchen, den Fall zu klären. Doch Cody beweist den richtigen Riecher....

Die First Nations Kanadas und der USA werden nach wie vor wie Bürger zweiter Klasse behandelt, wenn der "Insman" ( Beleidigung! ) überhaupt als Bürger angesehen wird. Wie ein Stück Dreck behandelt. An einem berüchtigten Highway in Kanada wurden in den letzten Jahren überdurchschnittlich viele Ureinwohnerinnen offenbar verschleppt und ermordet. Zumindest spurlos verschwunden. Äußerst deprimierend. Gewalt, Alkoholismus und Drogen sind bei der Hoffnungs- und Aussichtslosigkeit kein Wunder.

Trudeau ist in dieser Hinsicht kein Deut besser als Trump. Wir haben nur eine Erde und können, wenn alles vergiftet ist, das Geld nicht essen, wie ein berühmter Ureinwohner sagte. Nicht jeder Ureinwohner ist umweltbewußt, aber in Relation zu ihrer Bevölkerungsdichte sind es weit mehr als bei den Nichtureinwohnern. "It's a disgrace for the human race!" wie die First Nations behandelt werden. Die Warner und Mahner unter ihnen - der einsame Rufer in der Wüste. 

Wird sich das Ganze jemals ändern? Muß erst der Coronavirus grausam wüten, um manch Menschen zur Vernunft zu bringen? Wie bringt man den Menschen Vernunft bei? Geht das noch?

Die Weißen und Asiaten trifft die Pandemie in den USA bereits hart - keine Krankenversicherung, infolgedessen Verunsicherung, keine Diagnose und dadurch das Weiterverbreiten und die Verschleppung dieser neuartigen Seuche. Die Zusicherung Trumps, daß die Behandlung den Erkrankten nicht in Rechnung gestellt würde, kam zu spät, typisch für diesen Chaoten von Präsidenten. 

Noch schlimmer trifft es die Schwarzen, viele haben pulmonale Vorerkrankungen und sind medizinisch mehr schlecht als recht versorgt, vor allem mit überforderten Hospitälern und die ebenfalls pandemisch um sich greifenden Arbeitslosigkeit.

Am Allerbösesten werden die First Nations getroffen. Die Versorgung in den Reservaten ist eher mau und nur diejenigen, die Casinos betreiben, haben "Glück" gehabt. 

Das Buch ist äußerst empathisch, mit Emphasis geschrieben, mit sympathischen Hauptprotagonisten und mit viel Seelenblut und kreativem Schweiß des Geistes, en detail recheriert. Dadurch erhält der Thriller eine hohe Authentizität, weil ebenfalls die Lebensumstände, Kultur und politische Situation der Ureinwohner berücksichtigt werden. Dadurch übt die Autorin sehr notwendige, engagierte Gesellschaftskritik, vor allem des neoliberalen, materialistischen Globalismus, der nur ohne Rücksicht auf Tier, Mensch, Natur und Klima alles ausbeutet, was noch nicht ausgestorben ist. 

Brita Rose-Billert haut einem aber nicht das Gummihähnchen des Pathos des Ritters in der schimmernden Rüstung ( Monty Python ) um die Ohren oder fuchtelt mit dem erhobenen Zeigefinger. 

Nein, im Gegenteil, ihr Herz und Seele gehören den First Nations und eine gewisse Wut schimmert mehr als gerechtfertigt durch - in ihrem mehr als angenehmen, sehr einnehmenden Schreibstil, der Spannung evoziert. Dadurch verfolgt man atemlos und mit gesteigerter Pulsrate diesen Thriller, der sich auch noch nach dem Lesen zum Nachdenken, Grübeln, eigenes Engagement und Selbstrecherche außerordentlich anregt. Danke für die literarische Stimme, die du Brita, den First Nations und ihren einzigartigen Individuen verleihst!

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Tempus Fugit! Memento Mori!

Das Erbe der Altendiecks
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Episches Meisterwerk über eine äußerst interessante Uhrmacherfamilie - 1766 - 1848. Außerordentlich fesselnd!

Die Geschichte der Familie Altendieck fängt im Jahre 1766 an und endet im berühmten Revolutionsjahr ...

Episches Meisterwerk über eine äußerst interessante Uhrmacherfamilie - 1766 - 1848. Außerordentlich fesselnd!

Die Geschichte der Familie Altendieck fängt im Jahre 1766 an und endet im berühmten Revolutionsjahr 1848.

Das kollektive Leben dieser Familie erlebt erfreuliche Höhen, aber ebenso bittere, schmerzliche Tiefen. Gute Zeiten, leider auch Hungerszeiten und Kriegsnöte mit Napoleon, der wie ein Orkan über Europa kam, waren an der Tagesordnung.

Es sind Personen dabei, die ziemliche Sturköpfe sind. Viele haben es zu etwas gebracht und waren glücklich mit ihren Familien. Das Kämpfen gehörte in der damaligen Zeit dazu und die Missgunst von den Nachbarn, wie heute.

Familie Altendieck hat viel mitgemacht, aber eine wie Gesche hat einen kühlen Kopf bewahrt und andere sich mächtig Ärger eingehandelt.

Hendrik Lambertus läßt uns hautnah und empathisch an ihren Schicksalen teilhaben. Man ist berührt, erschrocken, freut sich und manchmal verärgert.

Er läßt dieses Panoptikum der Protagonisten durch die Art, wie er zu schreiben versteht, äußerst lebendig werden, fast so, als wäre man Zeitzeuge.

Das Buch ist zwar umfangreich ( was manche abschrecken wird 😁 ), episch erzählt, aber bar jeglicher Längen, Langeweile oder unnötiger Füllstellen. Kein Wort zuviel und eine Fortsetzung wäre wünschenswert.

Die Lebensgeschichten sind turbulent und authentisch erzählt mit faszinierenden weiblichen Charakteren, vor allem Gesche mit ihrer Leidenschaft für Uhren und, o Gott, ein Frauenzimmer, ausgeprägtem Talent für Feinmechanik. Sehr facettenreich wiedergegeben, diese faszinierende Uhrmacherfamilie!

Als Leser fühlt man in der Tat mit mit Nicolaus, Gesche, Ernst und Anna. Würden heutzutage Menschen noch so für ihre Familien kämpfen?

Würden die gerade genannten Protagonisten über all die Fortschritte sowie Demokratie in Deutschland glücklich sein oder wären sie einfach nur verwundert und verunsichert? Über das Coronavirus hätten sie garantiert kein Gefallen.

Ein Wahnsinnsbuch, das ansteckendes Lesefieber ( sehr gesund! 😉 ) auslöst und einen hypnotischen Sog entwickelt. Sehr empfehlenswert und es hat mich außerordentlich gefreut, wieder solch ein exzeptionelles Buch über Historie gelesen zu haben. Danke, Hendrik Lambertus, der wirklich akribisch recheriert hat. Alle Achtung!

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Veröffentlicht am 06.01.2021

Ein ewiges Karussell - das Leben!

Sandman - Der Comic zur Netflix-Serie
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Die Übergänge sind fließend und eine gewiße Nachtangst ist wohl nicht verwunderlich bis hin zur Insomnia - ohne Träume wird man wahnsinnig!!!

In Fabeln und Reflexionen kann Neil Gaiman erneut seine volle ...

Die Übergänge sind fließend und eine gewiße Nachtangst ist wohl nicht verwunderlich bis hin zur Insomnia - ohne Träume wird man wahnsinnig!!!

In Fabeln und Reflexionen kann Neil Gaiman erneut seine volle Stärke und Vollendung der Short Story als Straight Flush und Full House ausspielen. Dieser Band geht eine perfekte Liaison von Hochliteratur und neunter Kunst ein. 

Ich habe es im englischen Original gelesen. Das ist noch einmal eine Steigerung des Hochgenußes. 

Fear of Falling:

Ein Theaterregisseur befürchtet, daß seine neueste Aufführung Unannehmlichkeiten zeitigen wird, unabhängig ob es zum Top oder Flop avanciert. Kann Morpheus ihm helfen? Eine Geschichte mit einer besonderen Pointe!

Three Septembers and a January

Joshua Abraham Norton ( 1811 - 1880 ) lebte tatsächlich und ernannte sich selbst zum Kaiser der Vereinigten Staaten. Dream und Despair schließen eine Wette um ihn ab. Na, wer wird wohl gewinnen?

Thermidor

Diese Geschichte ereignet sich während der Französischen Revolution, als einer nach dem anderen den Kopf verlor. Orpheus tritt zum ersten Mal in Erscheinung. Sein abgeschlagenes Haupt wird unter all den anderen toten Köpfen verborgen. Es lebt nämlich noch! Eine rasiermesserscharfe Allegorie auf Ideale, die sich in einen blutigen Alptraum verwandeln.

The Hunt

Einem Werwolf fällt das Abbild einer hübschen Prinzessin in die Pranken...

August

Augustus ist als Lumpenkerl getarnt, weil er 24 Stunden unter seinem Volk verbringen möchte. Er erzählt seinem Begleiter, einem Kleinwüchsigen von seinem Onkel Gaius Julius Cäsar, aber das Trauma erwähnt er wohlweislich nicht...

Soft Places

An den Soft Places verwischen die Grenzen zwischen Traum und Realität. Marco Polo, verloren in der Taklamakan, begegnet unter anderem Morpheus...

Orpheus

Der Sänger Orpheus steht hier im Mittelpunkt. Kalliope, die Muse und Morpheus sind seine Eltern. 

Eurydike haucht ihr Leben aus, aber Morpheus weigert sich, seinem Sohn zu helfen, jedoch kommen Orpheus Tante Death und Onkel Destruction entgegen. 

Allerdings wird Orpheus von den Mänaden zerfetzt, aber sein Kopf bleibt vital...

A Parliament of Rooms

Lyta Hall hat ebenfalls einen Sohn von Morpheus, Daniel. Er hat hier sein Debüt, aber auch Adams drei Frauen, als ebenso Kain und Abel spielen eine Rolle....

Ramadan

Hārūn ar-Raschid ( 766 - 809 ) möchte Bagdad für immer bewahren und ersucht Morpheus um Hilfe. Die Geschichte schlägt einen bitteren Bogen zur jüngeren Zeitgeschichte...

Aus bereits vorhandener Mythologie, Philosophie, Theologie und der eigenen sehr reichen, ergiebigen Phantasie generiert Neil Gaiman etwas absolut Einzigartiges,  vor allem, weil er noch Literatur, Geschichte und Politik beimischt. 

Es entsteht dadurch ein glitzernder Elfenbeinturm des endlosen Gaimanuniversums, zugänglich für jeden, der noch träumen und Morpheus das korrekte Passwort nennen kann.

Neil Gaiman ist ein wahrhaftiger Schöpfergott des Wortes. Er entwirft komplexe Protagonisten und Welten mit einer Tiefe und brillanten Schärfe. Er ist kein Kopist, sondern saugt offenbar wie ein Schwamm alles Wissenswerte auf und gründet darauf, nachdem sich tausend Raupen in seinem Cerebrums verpuppt haben, die herrlichsten Schmetterlinge neuartiger Ideen, origineller Einfälle und brillanter Kombinationen. Sie können alle auf dem stabilen Gerüst seines Geistes, Seele, Emotionen, Intellektualität und breiten Wissens ungehemmt in den Himmel wachsen und fliegen. 

Alles von ihm ist frisch und unverbraucht. Er hat den Touch eines Midas. Er plagiiert auch sich selbst nicht. Diese Infusion sprudelnder Kreativität tut jedem Leser ausnehmend gut!!!

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