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Veröffentlicht am 12.11.2020

Richard Löwenherz in Ochsenfurt

Totengräbertal: Englischer Tanz
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Seltsame Ereignisse, ein uraltes Rätsel, ein Strudel der Vorkommnisse ohne Apfel; es geht ordentlich rund!

Habt Ihr gewußt, daß Richard Löwenherz Gefangener in Ochsenfurt gewesen war?

Das Lösegeld hatte ...

Seltsame Ereignisse, ein uraltes Rätsel, ein Strudel der Vorkommnisse ohne Apfel; es geht ordentlich rund!

Habt Ihr gewußt, daß Richard Löwenherz Gefangener in Ochsenfurt gewesen war?

Das Lösegeld hatte ausgehandelt werden müssen und bei Königen ist das immer ein Problem.

Eddi und Mesut gehen ihrer üblichen Arbeit nach. Eddi ist Totengräber, Mesut besitzt eine Dönerbude. Der Türke ist schwer befreundet mit diesem Alemann. Aus der Partnerstadt in England kommt Besuch nach Ochsenfurt.

Prompt kommt ein Professor zu Tode. Warum!? Eddi und Mesut stolpern in den Fall und ermitteln auf ihre Art. Mesut hat einen Sucher für wertvolles Metall. Das erste, welches sie finden, ist eine Fliegerbombe.

Ein Professor im nahen Würzburg gibt ihnen Tipps. Ein W auf einer Scheibe, steht es für Walther von der Vogelweide? Gisela, Eddis Freundin, kommt auch dazu und ihre Eltern.

Im Kloster wird gestöbert und im Archiv läßt eine Frau ihr Leben? Wieso?

Man hat schon viele Ideen und zieht ebenso Schlussfolgerungen. Sie werden mit Argusaugen bewacht und merken es nicht. Werden sie den Fall lösen können? Was hat dieser mit der Historie Ochsenfurts von vor 800 Jahren zu tun? Werden Eddi und Mesut in tödliche Gefahr geraten?

Gut geschriebene und recherierte Geschichte, die dazu anregt, sich dort mal umzusehen. Sympathische Hauptprotagonisten. Historische Gestalten eingebunden, die man kennt und einen interessieren. Spannend und schön "farbig" sowie lebhaft geschrieben. Ein großer Genuß, sich in diese Geschichte zu versenken. Nicht unbedingt vorhersehbar! Auf zum nächsten Fall mit Eddi, Mesut und Gisela!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Die Rosenritterin 🌹 mit dem mechanischen Gürteltier

Castle Rose
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Julianna Moore ( nicht die Actrice Julianne Moore! Hä! Hä! ) und ihr kleiner Bruder Jake sind zwar keine Kinder mehr, aber blutjung. Beide müssen arbeiten. Sie haben quasi keine Eltern mehr und das kam ...

Julianna Moore ( nicht die Actrice Julianne Moore! Hä! Hä! ) und ihr kleiner Bruder Jake sind zwar keine Kinder mehr, aber blutjung. Beide müssen arbeiten. Sie haben quasi keine Eltern mehr und das kam so: 

Es wurde die grüne flüssige Substanz Aether entdeckt, eine sehr preisgünstige, offenbar unerschöpfliche Energiequelle. Allerdings: Wenn ein Mensch damit in Kontakt gerät, fällt dieser in einen todesähnlichen Schlaf, aus dem er nicht mehr erweckbar ist und eine bizarre Eigenart des Aethers läßt diese Sleeper genannten Betroffenen nicht mehr altern. 

Den Vater der Geschwister hat es erwischt und die Mutter ist scheinbar verschollen. Julianna und Jake leben unter ärmlichen Verhältnissen. Von ihren mageren Löhnen können sie kaum existieren, vor allem weil die Unterbringung des Vaters ebenso Geld kostet. 

Deswegen betätigt sich Julianna auch aus purer Not als Diebin und vertickt die Ware. Durch puren Zufall lernt sie Phoebe kennen, die ihr erzählt, daß es in Castle Rose allerlei Wertvolles zu holen gäbe. Die Königsfamilie und alle Bediensteten sind ebenfalls Sleeper und das Schloß ist von einer dichten Rosenhecke umrankt. 

Erst zögert sie, aber Jake erkrankt schwer an der Aetherlunge und die Behandlung ist kostspielig. Also kommt sie mit Phoebe mit. Dank ihr hat sie eine schmerzvolle Begegnung mit den Rosen, erlebt aber ebenso eine wundersame Überraschung. 

Im Zimmer des Prinzen Jonathan berührt sie diesen aus Versehen und erweckt ihn so nach fünfzehn Jahren Dauerschlaf. 

Gemeinsam wollen beide herausfinden, ob das nur eine Koinzidenz war oder ob Julianna ein besonderes Talent besitzt? Oder ganz andere Faktoren dahinterstecken? Was wurde nur aus ihrer Mutter? Wie soll das alles nur weitergehen? 

Jasmin Jülicher benutzt uralte Märchenmotive, um sie komplett gegen den Strich zu bürsten. Kein Klischee von der schlafenden Prinzessin, die vom Prinzen durch einen Kuss erweckt wird, nein, eine junge Frau, nicht adlig, aus ärmlichen Verhältnissen, die nie den Plan hegte, den Prinzen wie auch immer zu erwecken, weil Sleeper ohnehin als hoffnungslose Fälle gelten. 

Julianna ist schön widerborstig, emanzipiert, soweit das möglich ist, läßt sich nichts gefallen, ist wagemutig, intelligent und sympathisch. Aber Jonathan ist ebensowenig, nur weil er Prinz ist ein Schnösel. Er ist freundlich, ebenso intelligent, packt handfest mit an und ist anpassungsfähig sowie lösungsorientiert. Er ist auch sympathisch. 

Die Geschichte enthält zwar märchenhafte Elemente, aber ist in ein durchaus realistisches Setting eingebettet. Die Reichen sind reich und vermehren ihre Kohle. Die Armen werden ausgebeutet und verarmen mehr und mehr. Nur mit Geld kommst du weiter. Die Entdeckung des Aethers, sowie die damit verbundenen negativen wie positiven Folgen wecken durchaus gewollt Reminiszenzen an die Industrielle Revolution, die ebenso viele Schattenseiten hat. 

Die Protagonisten sind differenziert, tiefgründig, nachdenklich - reflektierend und empathisch sowie fast durchgehend positiv besetzt. Schwarzweißmalerei betreibt die Autorin nicht und sie hält Kitsch sowie Klischees vom Leser fern. Selbst ist die Frau und wartet nicht bis zu ihrem Totenbett auf den Ritter in schimmernder Rüstung auf dem weißen Schimmel, der nie kommt. 

Die Handlung schreitet zügig und stürmisch voran. Das ist die einzige Schwäche des Buches. Manche Szenen hätte man sich ausführlicher gewünscht und einige Informationen fehlen, die man gerne erfahren hätte. 

Das mindert aber nicht den großen Lesespaß an dieser auch launig - humorigen Geschichte, in der auch unterschwellig Melancholie mitschwingt und sehr reflektiert ist. Magischer Realismus eben!

Der Schreibstil umschließt einen wie ein maßgeschneiderter Handschuh, der schön warm, tröstend und anschmiegsam ist, so daß man sich am Ende nicht so recht von der Geschichte trennen mag. Und Leute, die von Liebesgeschichten nicht soviel halten: Liebe spielt hier nur eine sehr sehr untergeordnete Hintergrundrolle! Klasse! Ein herrliches Buch!







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Veröffentlicht am 12.11.2020

Vergeßt Columbo und Maigret, hier kommt Timothy Truckle!

Wer stiehlt schon Unterschenkel / Der Samenbankraub
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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gert_Prokop

Allmächtige Konzernchefs, die unter verdächtigen Umständen sterben ...

Organhandel ...

Eine skrupel - und hemmungslos agierende Behörde namens NSA ( ! ) ...

Drei ...

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gert_Prokop

Allmächtige Konzernchefs, die unter verdächtigen Umständen sterben ...

Organhandel ...

Eine skrupel - und hemmungslos agierende Behörde namens NSA ( ! ) ...

Drei von insgesamt 16 Fällen, die Bezüge im Buch sind nach wie vor topaktuell!

Gert Prokops Name sagte mir bisher nur nebulös etwas. Er ist eine echte ( Wieder - ) Entdeckung. Er entstammte einem Staate, den es nicht mehr gibt, der DDR. Er lebte von 1932 - 1994. Die Wende hat er also miterlebt, ebenso die Unifizierung Deutschlands, aber nicht mehr das 21. Jahrhundert. In diesem 21. spielen seine Geschichten nämlich.

Es sind die Abenteuer und Ermittlungen des kleinwüchsigen Stardetektivs Timothy Trickle der Upper Ten. Sein Computer "Napoleon" ( Was bedeutet Bonaparte? Mein Kassenbon ist verschwunden ist die Übersetzung! ) ist eine große Hilfe und "Old Finch" ebenso - flüssig, wenn Ihr versteht, was ich meine!

Dieser 750 Seiten - Wälzer ( Wälzer, nicht Walzer! Auch nicht Walze! ) ist eine hübsche, geballte Sammlung, die man in längeren Etappen lesen kann.

Gert Prokop ist sehr kreativ, originell und tobt sich hier auf wilde Art außergewöhnlich originär, fesselnd und mit augenzwinkerndem Humor aus. Timothy ist Sympathieträger. Erstaunlicherweise sind diese Geschichten, obwohl aus den 70er Jahren noch frisch und können hervorragend auf unsere problembeladene Gegenwart bezogen werden, während der damalige, sanfte Zeitgeist, LSD genannt ( Luftsphärendämon, nicht die Droge! ) unaufdringlich wabert. Wenn Ihr also denkt, daß sei Smog, Rauch oder Nebel, nee, das ist nur der Zeitgeist, der dort buhut.

Science Fiction im kriminalen Gewande - made in GDR! Das ist nicht meine erste SF aus diesem untergegangenen Lande, aber eine sehr gelungene, kurzweilige, unterhaltsame, bissige.

Der Erzählstil ist exquisite und weiß für sich einzunehmen. Was Gert Prokop wohl zur Zukunft zu sagen hätte, die nun unser aller Gegenwart geworden ist?

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Der Provokateur der Philosophie!

Meine Sommer mit Nietzsche - Die Erinnerungen der Sibylle von Rathingen an ihre Begegnungen mit dem Philosophen - Historischer Roman
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Friedrich Nietzsche war ein wahrhaftiger
Querdenker, im Gegensatz zu den Pseudoquerdenkern von heute, die zwar so tun als ob sie welche wären, aber meist nur Coronaleugner sind und nicht wenige kruden ...

Friedrich Nietzsche war ein wahrhaftiger
Querdenker, im Gegensatz zu den Pseudoquerdenkern von heute, die zwar so tun als ob sie welche wären, aber meist nur Coronaleugner sind und nicht wenige kruden Verschwörungstheorien anhängen. So kann man das Wort "Querdenker" auch in Verruf bringen.

Friedrich Nietzsche jedenfalls war hochintelligent, mißverstanden und ein Provokateur. Jedenfalls in den Augen der Kirche. Kein Wunder, beginnt sein wohl berühmtestes Zitat mit: "Gott ist tot ... " ( Es gibt ja den Witz: Nietzsche- Gott ist tot ... Gott - Du aber jetzt auch, Friedrich! Und Karel leider auch! ).

Fräulein Sibylle von Rathingen ( zwar fiktiv, aber an Resa von Schirnhofer inspiriert ) möchte dieses Unikum und Faszinosum von Philosophen kennenlernen. Sie selber gehört auch zur Gattung "Homo Philosophicus". Sils-Maria ist jener Punkt in Zeit und Raum, an welchem sie immer wieder aufeinandertreffen. Sich sogar fruchtbar austauschen ( bitte keine zweideutigen Gedanken nun! ). Sie lernt von ihm, er aber ebenso von ihr.

Fundiert hat Markus Herrmann reale Historie und einen echten Hauptprotagonisten in einer genau recherierten, fiktiven Geschichte in Prosa eingebunden. Es ist im besten Sinne detailverliebt und äußerst gelungen wie eine sehr scharf aufgelöste Photographie. Die neben der Fiktion vorhandene Authentizität und viel Erzählfreude sprüht aus diesem Buch wie ein warmer Sommernieselregen.

Aus der Ichperspektive Sibylles wird Philosophie lesegerecht den nach Worten haschenden Bibliomanen nahegebracht. Wer mit Nietzsche bisher nicht viel anzufangen wußte, wird durch dieses Buch aufs Angenehmste getriggert, mehr über und von ihm erfahren zu wollen.

Es ist kurzweilig, aber sehr tiefgründig, mit dem Gaststar Melancholia, nicht geschwätzig und sehr pointiert - erstklassiger Lesestoff, mit einem kurzen erläuterndem Nachwort sowie einem Literaturverzeichnis.

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Die Hexen sind Heiden in der Heide?

Heidehexen
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Stefan, Marie und Walter, Polizisten aus Lüneburg, kommen mit obskuren Sachen in Berührung. Leute, die in Flammen aufgehen und das Haus gleich mit.

Eine aufgepumpte männliche Leiche in einer Autowerkstatt ...

Stefan, Marie und Walter, Polizisten aus Lüneburg, kommen mit obskuren Sachen in Berührung. Leute, die in Flammen aufgehen und das Haus gleich mit.

Eine aufgepumpte männliche Leiche in einer Autowerkstatt und noch ein paar Männer, denen Fürchterliches blühen wird.

Etwas war ursprünglich nur als Gag gedacht, aber es hat sich verselbständigt. Leichen waren nicht vorgesehen!

Marie stürzt sich voll in die Sache. Eine kompetente, energische Ermittlerin! Sehr engagiert und läßt sich kein X für ein U vormachen. Zusammen mit Irina kommen sie gut voran.

Stefan trägt noch traumatisches Gepäck mit sich herum von seinem früheren Fall aus Düsseldorf. Langsam bekommt er alles in den Griff.

Marie hat eine schöne Sache mit dem Rechtsmediziner laufen und wird hoffentlich glücklich mit ihm.

Das Buch läßt sich etwas gemächlich an, aber gesteigertes Tempo läßt die Handlung akzelerieren und legt dem Leser Kabelbinder an, so daß er das Buch nicht mehr aus den gebundenen Händen legen kann.

Ab circa Seite 150 könnte die Mördersuche für den einen oder anderen versierten Leser leicht vorhersehbar sein, aber so ganz einfach ist es nun doch wieder nicht.

Der Schreibstil umgarnt geschickt den Leser, der von Wendung zu Wendung mehr das Hirn zum Rauchen bringt, vor allem, wenn er zum Ermorden nicht darauf kommt, wer der Mörder ist.

Die Story ist echt gut und legt sich als Schlinge immer enger um die Gehirnwindungen des Lesers, quetscht ordentlich seine Ungeduld, läßt ihn durch die Seiten fliegen bis zum abgerundeten Ende!

Ja, Niedersachsen, Lüneburg und die ach so unschuldig wirkende idyllische Heide. Klaas Kroon offenbart erschreckende Abgründe und vielleicht sympathisiert der eine oder die andere mit dem Motiv, das letztendlich dahintersteckt. Geschickt gestrickt aus reinster Bioblutwolle, von Lüneburger Heidschnucken geschoren und durch die mörderische Phantasie des Autoren tiefrot ( sanguinis rosso ) eingefärbt.

Trotz der erwähnten kleinen Schwächen überwiegen eben doch die Stärken und die fünf Todessterne sind letztendlich hart und messerscharf erarbeitet!

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