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Veröffentlicht am 31.05.2018

Fehler der Eltern erschweren dem Jugendlichen die Trennung zu verarbeiten

Der rote Swimmingpool
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„Der rote Swimmingpool“ steht für die perfekte, harmonische Vorzeigefamilie. Der Vater baute ihn extra für seine Frau, damit sie ihre Heimat und das Meer nicht so sehr vermisst.

Adam ist siebzehn Jahre, ...

„Der rote Swimmingpool“ steht für die perfekte, harmonische Vorzeigefamilie. Der Vater baute ihn extra für seine Frau, damit sie ihre Heimat und das Meer nicht so sehr vermisst.

Adam ist siebzehn Jahre, als seine Welt plötzlich und ohne Vorwarnung zerbricht. Sein Vater verlässt die Familie. Er bricht sogar den Kontakt zu Adam ab. Auch seine Mutter ist Adam keine wirkliche Hilfe. Sie lässt ihren Sohn ebenfalls im Ungewissen über die Trennungsgründe. Adam versteht die Welt nicht mehr. Aus all dieser Verzweiflung trifft Adam eine folgenschwere, falsche Entscheidung. Für die wird er auch zur Rechenschaft gezogen und wird zu Sozialarbeit verurteilt. Hierbei trifft er auf Tina. Sie wird ihm Stütze und wir dürfen die ersten Schritte einer aufkeimenden Liebe miterleben.

Das Verhältnis zu seinen Eltern ist angespannt, das Vertrauen verloren. Ob die drei es schaffen sich einander wieder anzunähern?

Natalie Buchholz führt uns durch Adams Geschichte mit zwei Erzählsträngen. Einmal Gegenwart nach der verhängnisvollen Tat, einmal wie es dazu kam. Diese Stränge wechseln sich kapitelweise ab. Anfangs hatte ich meine Probleme dieses System zu durchblicken, doch dann war es weiterhin kein Problem. Der Schreibstil hat mir persönlich sehr zugesagt. Er ist leicht und flüssig zu lesen. Bei entsprechender Freizeit kann ich mir vorstellen, das Buch in einem Rutsch lesen zu können.

Zu den Protagonisten ist zu sagen, dass sie alle irgendwie sehr speziell sind. Manches ist nachvollziehbar, manches nicht unbedingt auf den ersten Blick, wird aber schlüssiger, wenn man weiter liest, anderes macht einfach nur nachdenklich. Gerade der Egoismus der Eltern war für mich schwer zu verdauen, dennoch ist mir bewusst, dass dies teilweise sehr wohl Realität ist. Leider.

„Der rote Swimmingpool“ ist einerseits ein leicht lesbarer Roman, gleichzeitig aber regt er zum Nachdenken an. Die Geschichte wird harmonisch abgerundet und ließ bei mir keine Fragen offen. Ich empfehle das Buch für all jene, die gerne das Erwachsenwerden mit seinen gewöhnlichen bis ungewöhnlichen Problemen mitverfolgen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Dramaturgie
Veröffentlicht am 25.05.2018

Junger Patrizier klärt Mord, unbeeindruckt von geltenden gesellschaftlichen Stellungen

Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn
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Norbert W. F. Meier zeigt uns in seinem „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“, in detailreicher Sprache und mit Illustrationen bestückten Beschreibungen, einen kurzen Ausschnitt von Berlin ...

Norbert W. F. Meier zeigt uns in seinem „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“, in detailreicher Sprache und mit Illustrationen bestückten Beschreibungen, einen kurzen Ausschnitt von Berlin im Jahr 1312. Hier passiert ein abscheulicher Mord an einem Ratsherrn. Es scheint auch schon der Täter festzustehen. Doch einer, Otto Wieprecht, schließt sich der gängigen Meinung nicht an und wird sogleich zum Mordermittler bestimmt.

Otto Wieprecht, ein junger, unerfahrener Patriziersohn, hat von nun an alle Hände voll zu tun, um den Täter ausfindig zu machen und überführen zu können. Diese Aufgabe wird ihm anfangs von der Tochter des, an der Mordtat beschuldigten, Knochenhauermeisters Teggels nicht gerade leichter gemacht.

Sophie Teggels ist eine für ihre Zeit sehr selbständige junge Frau. Sie versucht auf eigene Faust die Unschuld ihres Vaters zu beweisen. Zwangsläufig kreuzen sich Otto´s und Sophie´s Wege immer wieder. Langsam entwickelt sich eine zarte Zuneigung zwischen den beiden.

Ist Sophie´s Vater unschuldig? Kann Otto seine Unschuld beweisen und die Liebe von Sophie gewinnen? Doch auch wenn dies so sein sollte, steht der Standesunterschied zwischen dem Patriziersohn und der Handwerkerstochter einer Verbindung im Wege. Oder werden sich die beiden jungen, selbstsicheren Menschen darüber hinwegsetzen können?

Die Geschichte ist geschickt und spannend aufgebaut. Dem Leser – oder zumindest mir – ist bis zur Präsentation der Lösung nicht 100%ig klar, wer nun den Mord begangen hat. Zwischendurch ist mir die, doch sehr detailreiche, Beschreibung immer wieder einmal etwas zu genau geworden, sodass ich das Gefühl hatte, die Handlung der Mordaufklärung aus den Augen zu verlieren und mich keinen Schritt vorwärts zu bewegen. Keine Frage, hilfreich und interessant sind die Illustrationen der damaligen Zeit.

Die Charaktere von Otto und Sophie haben sich von der ersten bis zu letzten Seite kontinuierlich entwickelt. Hin und wieder scheint Otto dem Temperament von Sophie nicht ganz Herr zu werden, doch ihm imponiert die junge Frau, die so ganz anders als ihre Altersgenossinnen ist.

Der Mord wird schließlich rest- und lückenlos aufgeklärt. Den endgültigen Beziehungsstand zwischen Otto und Sophie schuldet uns der Autor. Doch vielleicht treffen wir die beiden ja in einem weiteren Werk von Norbert W. F. Meier einmal wieder? Ich empfehle „Der gar schaurige Meuchelmord an einem Ratsherrn“ all jenen Krimifans die sich gerne mit den geschichtlichen und architektonischen Gegebenheiten des Mittelalters befassen, Krimis mit verschlungenen Wegen zum Täter lieben und nicht unbedingt einen abgeschlossenen Liebesstrang im Krimi benötigen.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Spannung, Romantik, tolle Kulisse, Info über Land und Leute ergibt einen gelungen Kriminalroman

Das korsische Begräbnis
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„Das korsische Begräbnis“ bringt uns natürlich auf die Insel Korsika. Der Schriftsteller Eric versucht hier die notwendige Ruhe zu bekommen, um seinen Roman endlich fertig schreiben zu können. Ganz nebenbei ...

„Das korsische Begräbnis“ bringt uns natürlich auf die Insel Korsika. Der Schriftsteller Eric versucht hier die notwendige Ruhe zu bekommen, um seinen Roman endlich fertig schreiben zu können. Ganz nebenbei würde er auch gerne etwas über die Herkunft seiner Familie erfahren. Diese sollte angeblich ihre Wurzeln auch auf Korsika haben.

Doch gerade wenn man Ruhe sucht, findet man alles andere. So stolpert Eric direkt in seine Vergangenheit. Er lernt die Macht der Familienclans auf Korsika kennen, aber nicht verstehen. Diese alten, tief verwurzelten Bräuche, Riten und Gepflogenheiten sind ihm fremd und undurchschaubar.

Da passt es sehr gut, dass er auf Laurine trifft. Sie weckt sein Interesse beinahe mehr als die Suche nach seinen Wurzeln. Da Laurine auf der Insel aufgewachsen ist, kann sie Eric die Zusammenhänge erklären. Doch wird sie dies auch tun? Ist dieses Wissen für die Gesundheit von Eric überhaupt gut, oder sollte er nur schnell die Insel wieder verlassen?

Laurine ist eine moderne, selbständige Frau, die es wagte, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Für das traditionsreiche Korsika etwas ungewöhnliches und befremdliches. Dennoch ist Laurine mit ihrer Heimat tief verwurzelt. Man gewinnt den Eindruck sie befinde sich in zwei Welten. Wird sie sich für eine entscheiden können? Muss sie das überhaupt? Kann sie Eric helfen, Licht in seine Vergangenheit zu bringen, ohne ihm zu schaden?

Vitu Falconi gelingt es dem Leser neben der Landschaft auch die Bräuche der Korsen nahezubringen. Dies ist umso spannender, da manches wie aus längst vergangenen Zeiten anmutet. Sein Schreibstil ist wunderbar flüssig zu lesen. Auch die Beschreibungen sind bunt und bildhaft, sodass jeder, auch der, der Korsika nicht schon bereist hat, eine innere Vorstellung aufbauen kann.

Ich hatte das Buch viel zu schnell ausgelesen; ich wäre gerne noch länger mit Eric und Laurine auf Korsika geblieben. Für mich hat der Kriminalroman alles war eine gute Geschichte braucht – Spannung, Romantik, eine tolle Kulisse und Hintergrundinformation über Land und Leute. Ich kann „Das korsische Begräbnis“ nur weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Nicht wie andere Bücher von Kerstin Gier

Ehebrecher und andere Unschuldslämmer
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In „Ehebrecher und andere Unschuldslämmer“ hatte ich das erste Mal bei Kerstin Gier das Problem, dass mir die Protagonisten nicht greifbar wurden. Es ist nicht mein erstes Buch von Kerstin Gier. Vielleicht ...

In „Ehebrecher und andere Unschuldslämmer“ hatte ich das erste Mal bei Kerstin Gier das Problem, dass mir die Protagonisten nicht greifbar wurden. Es ist nicht mein erstes Buch von Kerstin Gier. Vielleicht bin ich daher auch etwas verwöhnt. Doch so richtig warm konnte ich bis zum Schluss mit der Geschichte nicht werden.

Ein flirtender Pastor – warum nicht. Ein Ex-Knacki, der ein Kind aufzieht – auch ok. Eine Frau mit einem Tyrannen von krankem Mann – gut. Eine andere, die unbedingt ein Kind will – hat auch Platz. Und noch sei ein paar Nebenhandlungen mehr. Allerdings verschwindet für mich die Handlung rund um die schwangere Louise etwas zu sehr in den Hintergrund.

Dieses Buch konnte mich definitiv nicht überzeugen, trotzdem werde ich weitere Bücher von Kerstin Gier lesen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Nicht nur die bemerkenswerte Entwicklung der Protagonisten ist hier hervorragend gelungen.

Das Lied des Nordwinds
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„Das Lied des Nordwinds“ von Christine Kabus spielt seine ersten Takte im Jahr 1905 an zwei weit entfernten Orten mit zwei Frauen aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.

Ein Erzählstrang startet ...

„Das Lied des Nordwinds“ von Christine Kabus spielt seine ersten Takte im Jahr 1905 an zwei weit entfernten Orten mit zwei Frauen aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten.

Ein Erzählstrang startet in Stavanger in Norwegen mit Liv Svale. Sie ist ein junges Mädchen aus der ärmsten Gesellschaftsschicht. Sie wird als Dienstmädchen in die Lehrerfamilie der Treskes gegeben. Mit ihrem Einkommen muss sie ihre Familie zuhause unterstützen.

Der zweite Stang beginnt in Schlesien mit Karoline von Blankenburg-Marwitz. Als blutjunges Mädchen war sie so stolz die Frau des Grafen Moritz von Blankenburg-Marwitz zu werden, doch schon bald fühlte sie sich in seinem Stammschloss mehr als Gefangene ihrer Schwiegermutter, denn als Ehefrau.

Während Liv im Haushalt der Treskes langsam das Vertrauen des ungeliebten Sohnes Elias gewinnen kann, merkt Karoline, dass ihr Gatte sie nur wegen des Geldes ihres Vaters geheiratet hat. Moritz lebt über seine Verhältnisse und verprasst Karolines gesamte Mitgift.

Im Haus der Treskes verkehrt bei einem Heimaturlaub der Missionar Halvor Eik. Schnell fällt ihm die ruhige Liv auf und er beschließt sie als seine Frau mit nach Madagaskar zu nehmen. Liv, als Dienstmädchen ohne wirkliche Rechte, müsste sich glücklich schätzen, dass ein so angesehener Mann sie erwählt. Doch Halvor macht ihr Angst. Unbewusst spürt sie, dass er in ihr nur ein nützliches Arbeitstier sieht. Zeitgleich findet Liv den Beweis, warum Oddvar Treske seinen Sohn so lieblos behandelt, auch droht er seinen Sohn Elias eine Unterbringung im strengsten Erziehungsheim der Gegend für den nächsten Montag an. Liv entscheidet sich mit Elias zu fliehen, auch wenn dies bedingt, dass sie wahrscheinlich Bjarne Morell, einen Mitarbeiter des Museums, nicht mehr wiedersehen wird. Bjarne hat sich in Livs Herz gestohlen und sie fühlt, dass auch sie ihm etwas bedeutet. Doch hat sie keine Möglichkeit ihm vor ihrem Verschwinden eine Nachricht zukommen zu lassen.

Karolines Welt bricht zusammen, als Moritz schwerkrank nach Hause kommt. Ihr Geld ist verjubelt, die Schwiegereltern pleite. Sollte Moritz sterben, geht das Schloss an einen verhassten weitschichtigen Verwandten, da die Ehe von Moritz und Karoline kinderlos blieb. Wie trostlos würde ihr weiteres Leben als nur geduldete Witwe – wenn überhaupt – sein? Diese Tatsache lässt Karoline aus ihrer Starre ins Leben zurückkehren. Sie findet einen Hinweis, dass Moritz angeblich ein uneheliches Kind hat. Der fixen Idee, dass dieses Kind ein Junge sein müsse, sie ihn finden und auf das Schloss als rechtmäßigen Erben ihres Mannes bringen will, nimmt in ihrem Kopf immer mehr Gestalt an. Schließlich wagt sie die Reise ins Ungewisse.

Wird Liv es schaffen mit Elias unterzutauchen? Wohin wird sie mit ihm gehen? Wie wollen sie überleben? Und Karoline? Hat sie eine Chance dieses Kind überhaupt zu finden? Was, wenn es sich dabei um ein Mädchen handelt? Wird ihr Plan im Keim erstickt?
Die Protagonistinnen Liv und Karoline machen im Roman eine erstaunliche Entwicklung durch. Doch bei beiden wirkt diese natürlich und nachvollziehbar. So ganz nebenbei erfährt der Leser wissenswertes über Norwegens Geschichte und erhält wunderbare Landschaftsbeschreibungen. Was das Cover verspricht, wird im Buch vollkommen gehalten.

Die Erzählstränge von Liv und Karoline lösen sich kapitelweise ab. Die bringt zusätzliche Bewegung ins Buch und reizt zum „immer weiter lesen wollen“ an. Von mir gibt es die maximale Punktezahl. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, dabei etwas gelernt und wunderbar den Alltag vergessen können.

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