„Das korsische Begräbnis“ von Vitu Falconi alias Thomas Thiemeier ist ein spannender Thriller, der die Genre Krimi und Familiensaga gekonnt verbindet.
Das Buch ist als Auftakt zu einer neuen Krimireihe mit dem Pariser Schriftsteller Eric Marchand konzipiert. Erzählt wird eine ungewöhnlich Geschichte, die auf der Insel Korsika spielt. Korsika hat verschiedene Gesichter, einerseits ist es ein wunderschönes Urlaubsparadies und anderseits kämpft die Insel nach wie vor um mehr Unabhängigkeit von Paris. Traditionen sind hier nicht Folklore für Touristen, sondern gelebte Gegenwart.
Eric Marchand ist ein bekannter und erfolgreicher Krimiautor sowie Träger eines renommierten Literaturpreises. Er hat die 40 bereits überschritten und kann erste Anzeichen des Alters erkennen. Beruflich und privat läuft es bei ihm gerade nicht optimal.
Vor einiger Zeit ist seine Mutter, die aus Korsika stammt, verstorben. In ihrem Nachlass findet er Briefe, Dokumente und ein Amulett aus ihrer korsischen Zeit. Seine Neugier ist geweckt, denn über die Vergangenheit haben seine Eltern nie gesprochen.
So fasst er den Entschluss sich eine Auszeit zu nehmen, um auf Korsika mehr über seine Herkunft und seine Familie zu erfahren. Vielleicht kann er auch so seine Schreibblockade überwinden.
Kaum ist er angekommen ist er von der Natur überwältigt. Schon Napoleon sagte:“ Welche Erinnerungen hat mir Korsika gelassen! Mit Freuden denke ich noch an seine Berge, an seine schönen Landschaften, und mit geschlossenen Augen würde ich es an seinem Duft erkennen.“ Vitu Falconi beschreibt die Landschaft der Insel und ihre einzigartige Vegetation so bildhaft, dass der Leser glaubt selbst hier zu sein. Wilde Pflanzen, dichtes Gestrüpp, Thymian, Beifuß, Oregano, Rosmarin und Lavendel, duftende Kiefern, Feigen, Mandeln und Kastanien dazu die schroffe Berglandschaft und das blaue Meer ein Traum.
Doch lange darf sich Eric Marchand nicht an dieser Idylle erfreuen, denn seine Recherchen bringen Tatsachen ans Licht, die manche Inselbewohner erfolgreich vergessen und verdrängt hatten. Allein der Geburtsname seiner Mutter wirkt wie Zunder an einem Pulverfass. Schnell gerät Eric mit Mitgliedern eines mächtigen Familienclans der Santini aneinander Er wird mit alten Traditionen konfrontiert, von denen er nicht einmal etwas ahnte. Vendetta ist hier kein leeres Wort, sondern ein gelebtes Erbe und Marchand ihr Opfer.
Aber auch ein Attentat auf einen bekannten Politiker erschüttert die Insel. Chefinspektor Mahmoud Clément, von der Police Nationale Ajaccio ist neu auf der Insel und merkt schnell, dass hier vieles anderes ist als im Rest Frankreichs.
Vitu Falconi erzählt viel Interessantes aus dem Leben der Einwohner Korsikas und verknüpft geschickt verschiedene Handlungsstränge. Dabei vermittelt er ungemein Wissenswertes mit leichter Hand und fügt immer wieder spannende Geschehnisse um Eric ein, der das Talent hat, sich immer wieder in nahezu aussichtslose Situationen zu bringen. Zum Glück er hat einen Schutzengel in Gestalt der liebenswerten und sympathischen Laurine. Sie ist eine moderne Frau, die den Traditionen ihrer Heimat aufgeschlossen begegnet. Sie vermag Vergangenheit und Gegenwart in Einklang zu bringen und kann Eric Einiges erlklären.
In rasantem Tempo entwickelt sich die Geschichte mit atemberaubender Spannung zu einem Finale, welches noch einige Überraschungen bietet. Bis zum Schluss rätselt der Leser mit Inspektor Mahmoud, Eric Marchand und Laurine wer der unbekannte Gegner des mächtigen Clans der Santini ist und warum Eric in sein Visier geriet. Auch der spannende Prolog mit einem Toten bei einer Jagd, der kein Unfall war, passt schlüssig in die Handlung.
Die Verbindung aus historischen Fakten, Legenden, Action und Elementen des Thrillers ist aus meiner Sicht perfekt. Ich mag den flüssigen und sehr informativen Schreibstil.
Wer einen spannenden Krimi mit viel Lokalkolorit und authentischen Charakteren auf der schönen Insel Korsika lesen möchte, dem ist „Das korsische Begräbnis“ zu empfehlen.
Es gibt die Aussicht auf den nächsten Fall und den Anbruch einer neuen Zeit für Korsika. Ich freue mich schon auf eine weitere Geschichte mit Eric Marchand.