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Veröffentlicht am 13.07.2023

beide nennen sich Police Constable Gaines

Zwei Fremde
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Mit diesem Schottland-Schocker versucht Martin Griffin einen packenden Psychothriller zu präsentieren. Für die Idee gibt es bereits Pluspunkte.

Remie Yorke ist Hotelmanagerin in den schottischen Highlands. ...

Mit diesem Schottland-Schocker versucht Martin Griffin einen packenden Psychothriller zu präsentieren. Für die Idee gibt es bereits Pluspunkte.

Remie Yorke ist Hotelmanagerin in den schottischen Highlands. Es ist alles verschneit und morgen, wenn die letzten Gäste abgereist sind, wird das Hotel bis zum Frühjahr geschlossen. Remie freut sich auf ihren Trip nach Chile.

Ein Schneesturm bricht herein, es gibt keinen Strom, kein Telefon, kein Internet. Remie sitzt mit den letzten beiden Gästen allein im Hotel, als jemand an der Tür klopft und um Einlass und Hilfe bittet. Remie ist unsicher, diese fremde Gestalt hereinzulassen.

Doch der Mann stellt sich als Polizist Police Constable Gaines vor, der einen Gefangenentransport aus dem nahegelegenen Staatsgefängnis überwachen sollte. Er zeigt ihr sowas wie einen Ausweis und sagt ihr, dass es einen Unfall gab und der Gefangene fliehen konnte. Als Polizist möchte er die Leute im Hotel warnen und vor dem Verbrecher beschützen.

Remie glaubt ihm schließlich und zeigt ihm das Haus. Während der Polizist sich noch alleine umschaut, um die Lage zu analysieren, klopft es erneut an der Tür.

Erneut stellt ein Mann steht ein Mann vor der Tür, der die Leute vor einem geflohenen Verbrecher warnen will und sagt, er wäre Police Constable Gaines. Dabei hält er seinen Polizeiausweis an die Fensterscheibe.

Zwei Fremde, die beide von sich dasselbe von sich behaupten und auch dieselbe Geschichte erzählen. Doch wer von ihnen ist der richtige Polizist und wer ist der geflohene Häftling?

Martin Griffin hat in seinem Debütroman eine wunderbare Idee umgesetzt. Leider für mich nicht ganz so überzeugend, denn teilweise plaudert die Ich-Erzählerin und Protagonistin des Thrillers viel zu viel von Sachen, die für die Story irrelevant sind. Ihr Lebenslauf und ihr Verhältnis zu Ihrem Bruder sowie die Ereignisse in Kindheit und Jugend sind zu weit hergeholt. Das hätte für das Verständnis und den Spannungsbogen viel kürzer ausfallen können.

Aber so richtig Fahrt nimmt der Roman dann im letzten Viertel auf. Ab da scheint der Showdown zu beginnen und es werden sogar Actionszenen geboten. Die Wendungen sind dann exzellent und echt überraschend.

Voller Spannung verfolgt man, wie alles zusammenhängt und wer für die Morde warum verantwortlich ist. Selbst das Happy End war passend und nett und hat mir gefallen.

Leser sollten auf jeden Fall bis zum Ende durchhalten, denn sie können noch was erleben. Eine Empfehlung gebe ich allein schon wegen des unglaublichen letzten Viertels!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 27.06.2023

WIRTSCHAFTSTHEMEN SORGEN FÜR UNRUHE

Die Reise nach Paris
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In diesem Roman gibt Louise Penny das Motto "Das Schiff schwankt, aber geht nicht unter." vor. Es zieht sich durch den gesamten Roman. Wenn man manchmal denkt, dass es für Chief Inspector Armand Gamache ...

In diesem Roman gibt Louise Penny das Motto "Das Schiff schwankt, aber geht nicht unter." vor. Es zieht sich durch den gesamten Roman. Wenn man manchmal denkt, dass es für Chief Inspector Armand Gamache dieses Mal nicht gut ausgehen wird, sollte man sich an das Motto erinnern.

Wie für Louise Penny üblich, nähert sich dieser Roman überaus bedächtig den Elementen eines Krimis an. Doch es wird ein spannender und rätselhafter Wirtschaftskrimi. Versprochen!

Gamache ist mit seiner Frau Reine-Marie gereist, um die Geburt eines weiteren Enkels zu erleben und zu feiern. Beide Kinder von Armand und Reine-Marie leben inzwischen in Paris. Der Mann von Annie – Jean-Guy – hatte vor Monaten einen Job in der Wirtschaft bekommen und die Kripo in Quebec verlassen. Er war jahrelang Partner von Armand, Schwiegersohn und Ziehsohn.

Ziehsohn war Jean-Guy schon vor vielen Jahren geworden, weil der leibliche Sohn Daniel nichts von seinem Vater wissen will. Beide Eltern wissen nicht, warum Daniel eine Mauer um sich aufbaut, sobald er auf seinen Vater trifft. Aber der hat es in all den Jahren nicht geschafft, diese Mauer einzureißen. Auch Daniel lebt mit seiner Familie in Paris, als Banker für Risikokapital.

Als die gesamte Familie eines Abends nach dem gemeinsamen Essen auf die Straße tritt, rast ein Lkw durch sie hindurch. Viele können ausweichen, jedoch Armands Patenonkel – Stephen Horowitz – wird erwischt. Im Lichterglanz des Eiffelturms wird er schwer verletzt. Gamache ist sich sicher, dass das kein Unfall war.

Während der millionenschwere Patenonkel im Koma liegt, zapft Armand seine Verbindungen zur Pariser Polizei an und versucht, sie davon zu überzeugen, dass es sich um einen Mordversuch gehandelt hat und sie in dieser Richtung ermitteln müssen.

Parallel beginnt er mit seinem Schwiegersohn, dem ehemaligen Leiter der Kripo in Quebec, zu ermitteln. Der Sumpf, den sie austrocknen müssen, kann kaum grösser sein. Sie decken Geheimnisse des Patenonkels auf, die sie so nicht erwartet hatten. Und auch die Firma, für die Jean-Guy jetzt arbeitet, steckt tief im Dreck.

Nebenbei versucht Armand das Verhältnis zu seinem Sohn Daniel zu kitten. Aber es scheint immer schlechter zu werden, denn Daniel scheint jeden Satz seines Vaters misszuverstehen.

Schließlich wird die gesamte Familie dermaßen in den Fall hineingezogen und bedroht, wie sie es noch nie erlebt hatten, obwohl Gamache immer schon als Polizist in Gefahr war.

Louise Penny hat es mit den Ingenieuren und so wundert es nicht, dass es wieder sehr technisch wird. Gemächlich fängt es mit der Familie an und die Leser werden mit allen bekannt gemacht. Andere Romane mit Armand Gamache sind absolut nicht notwendig, um diesen Roman zu verstehen. Man nimmt den Status so, wie er ist und kann sich erfreuen, dass er auch in der heutigen Zeit, etwa in den 2010er Jahren spielt.

Die Ermittlungen drehen sich um vieles und führen die Leser in die irre, denn Louise Penny hat tief gegraben, um den Figuren eine Biografie zu geben.

Mit jeder Seite, die man umblättert, wird man tiefer in das Geschehen gezogen. Bis es am Ende ziemlich nervenaufreibend und voller Action wird.

Selbst dem Pariser Flair hat die Autorin viel Aufmerksamkeit geschenkt, was ihn nicht zuletzt zu einem Paris-Roman werden lässt, den ich sehr gerne gelesen habe.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 19.06.2023

»Trügerisches Lavandou« – Nix mit Sommeridylle

Trügerisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 9)
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Mit diesem Krimi man sich dank Remy Eyssen ein weiteres Mal in den Süden Frankreichs, um dort nette Figuren, spannende Ermittlungen und viel französisches Flair zu erleben.

Der aus Deutschland stammende ...

Mit diesem Krimi man sich dank Remy Eyssen ein weiteres Mal in den Süden Frankreichs, um dort nette Figuren, spannende Ermittlungen und viel französisches Flair zu erleben.

Der aus Deutschland stammende Gerichtsmediziner Leon Ritter und seine Partnerin Isabelle Morell freuen sich auf die letzten Wochen des Sommers in der Provence. Doch als eine Frau in heller Aufregung bei der Polizei auftaucht, um ihre beiden Kinder vermisst zu melden, ziehen offenbar dunkle Wolken auf. Mit einem großen Suchaufgebot wird die Gegend durchkämmt. Eltern, Bürger und nicht zuletzt die Polizei hoffen, die beiden Kinder seien nur weggelaufen.

Doch schnell wird klar: Lucas und Louisa wurden entführt. Die Eltern, die mit ihrer Firma in finanziellen Schwierigkeiten stecken, müssen das Lösegeld auftreiben – und die Ermittler wissen, dass sie nur eine Chance haben, das Leben der Kinder zu retten.

Der Roman wird von der Natürlichkeit der Figuren getragen. Ihre Handlungen, Gesten und Gespräche wirken sehr natürlich, sind glaubhaft und schaffen damit eine besondere Nähe zu den Lesern. Eyssen schafft es, eine besonders süffisante, angenehm lesbare Atmosphäre zu schaffen und lässt damit seine Bücher aus dem Meer an Neuerscheinungen herauszuragen.

Was die Spannung angeht, so gibt es erstaunliche Wendungen im Fortlauf des Geschehens. Es bleibt natürlich nicht beim Verschwinden der beiden Kinder. Die Ermittler bringen jede Menge Motive hervor, womit dem Geist der Leser werden vielfältige Möglichkeiten zur Spekulation geboten werden. Der Gerichtsmediziner muss sich immer wieder mit den karrierebedürftigen Chefs aus Polizei und Staatsanwaltschaft auseinandersetzen, obwohl oder weil dies gar nicht seine Vorgesetzten sind.

Die Ermittlungen in südfranzösischen Gefilden haben mir sehr gut gefallen und sind gerade als Urlaubslektüre besonders zu empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 17.06.2023

Actionreicher Start und und perfide Machenschaften

Der Club. Dabeisein ist tödlich
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Ellery Lloyd bringt uns die Welt der Prominenten und Stars auf eine schockierende Weise nahe. Wir erleben eine Welt, wie sie wohl von Donald Trump und dem sich inzwischen selbst getöteten Jeffrey Epstein ...

Ellery Lloyd bringt uns die Welt der Prominenten und Stars auf eine schockierende Weise nahe. Wir erleben eine Welt, wie sie wohl von Donald Trump und dem sich inzwischen selbst getöteten Jeffrey Epstein gelebt wird und wurde. Eine geheuchelte Welt voller sexistischer Verbrechen und Erpressung.

Ned Groom hat Anfang der 1990er Jahre einen Club in London geerbt. Dieser war von seinem Großvater betrieben worden, schien aber den Bach runter zu gehen. Doch Ned übernimmt den Klub mit einer Vision, ihn wieder ganz groß zu machen. An seiner Seite ist sein jüngerer Bruder Adam Groom.

Inzwischen hat die „Home Group“, wie sich der Club nennt, sehr viele noble und exklusive Häuser auf der ganzen Welt. Die Mitgliedsbeiträge sind exorbitant hoch. Nicht jeder Hollywoodstar erhält Eintritt in diesen Club, der für extremen Datenschutz bekannt ist. Beim Betreten eines Home-Areals müssen die Handys abgegeben werden. Es dürfen auf dem Gelände keine Fotos gemacht werden, es dürfen keine Telefonate geführt werden. Paparazzi es gibt es hier nicht.

An diesem kommenden Wochenende steht die Eröffnung eines neuen Home-Areals bevor. Ned hat es sich nicht nehmen lassen, eine ganze Insel zu kaufen und auf ihr das Island Home zu etablieren. Island Home ist schöner, teurer, exklusiver als seine Vorgänger, wie das Coventry Garden Home, das Manhattan Home oder das India Home. Reiner Luxus pur und statt Apartments gibt es hier kleine luxuriöse Bungalows für die Mitglieder. Da die Insel bei Ebbe auch mit einem Auto erreichbar ist, fühlte ich mich an Sankt Michaels Mount in Südengland erinnert.

Der Start von »Der Club – Dabeisein ist tödlich« ist actionreich, aber ziemlich banal. Auf dem Damm zum Festland rast ein Land Rover mit zwei Insassen dahin. Sie wollen von der Insel fliehen, doch die Flucht ist illusorisch, denn die Flut hat bereits eingesetzt und sie können das Festland nicht erreichen. Das Auto mit den Insassen verunglückt.

Ab jetzt erfährt der Leser in Rückblenden, worum es sich bei der Flucht handeln kann. Präzise und minutiös werden die perfiden Machenschaften des Betreibers Ned Groom aufgedeckt. Es werden Morde begangen und es werden welche geplant. Es werden die Beziehungen und Verhältnisse einzelner Figuren untereinander dargelegt und aus so manchem „Guten“ wird ein „Böser“ oder umgekehrt.

Ellery Lloyd, welches das Pseudonym für ein Autorenehepaar ist, erzählt die schockierende Geschichte in Rückblenden und aus der Sicht verschiedener Hauptfiguren. Die einzelnen Kapitel sind einerseits mit dem Wochentag überschrieben, andererseits mit den Namen der Figur, aus der das Geschehen betrachtet wird. Auf diese Weise erlebt man manches Geschehen parallel aus mehreren Blickwinkeln.

Ellery Lloyd wartet immer wieder mit neuen Überraschungen auf.

Mir hat der Roman sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte damit in den Sumpf der Welt der Prominenten blicken und kann mir die echte Promiwelt nun viel lebhafter vorstellen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Die Suche nach Lilly und das Ende der Ermittlungen

Der Strand: Vergessen
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Mit dem dritten Teil »Der Strand: Vergessen« schließt Karin Sander ihre Romanserie ab. Zusammen mit den vorhergehenden beiden Romanen »Der Strand: Verraten« und »Der Strand: Vermisst« wurden alle drei ...

Mit dem dritten Teil »Der Strand: Vergessen« schließt Karin Sander ihre Romanserie ab. Zusammen mit den vorhergehenden beiden Romanen »Der Strand: Verraten« und »Der Strand: Vermisst« wurden alle drei als zusammengehörige Serie konzipiert. Aber keine Angst. Jeder Roman kann im Prinzip auch solo gelesen werden. Doch wenn man sie von vornherein alle lesen möchte, sollte man es in der vorgegebenen Reihenfolge, wie sie erschienen sind, tun.

Die ersten beiden Teile haben ausreichend spannungsvollen Stoff, der für einen eigenständigen Krimi reicht, in welchem ermittelt wird und der auch ein zufriedenstellendes Ende bietet. Über allem zieht sich die Suche nach der vermissten Lilly, die Hörgeschädigt ist. Die Suche nach ihr zieht sich durch alle Teile, steht aber nicht im Fokus der ersten beiden.

Erst in dem hier vorliegenden dritten Teil konzentriert sich die Handlung auf die Suche nach ihr. Hier erfahren die Leser schließlich, was mit Lilly geschehen ist.

Karin Sander hat im vorliegenden Band alle Strippen zusammengeführt und zu einem angemessenen Ende verknotet. Offene Stränge gab es aus den ersten beiden Büchern und auch aus dem Dritten zur genüge. Die Leser wurden vielfach hängen gelassen oder auf die falsche Spur geführt. So gehört es sich halt für einen spannenden Krimi. Karin Sander versteht zweifelsfrei ihr Handwerk und weiß, wie man die Leser fesselt.

Dazu gehören auch die extrem kurzen Kapitel. Mit dem Lesen aufzuhören, fällt ganz schwer. Denn „ein Kapitel geht noch“ von Kapitel zu Kapitel.

Das Figurenensemble gibt ein überaus stimmiges Bild. Die Figuren sind nicht alle liebenswürdig und dennoch gefallen sie. Die sich abzeichnenden Beziehungen machen neugierig. Wie wird es mit ihnen weitergehen? Offenbar dürfen die Leser darauf gespannt sein.

Auch dieser Roman bekommt von mir eine ganz klare Empfehlung. Seine Spannung schafft sehr gute Unterhaltung und man lernt nebenbei das Fischland in Mecklenburg-Vorpommern kennen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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