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Veröffentlicht am 06.11.2022

um Schwert & Ehre im 7. Jahrhundert

Schwert und Ehre
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Mit diesem historischen Roman von Matthew Harffy geht es zurück in das Britannien des siebten Jahrhunderts. Northumbria gibt es noch nicht und besteht aus mehreren Königreichen, von denen eines Bernicia ...

Mit diesem historischen Roman von Matthew Harffy geht es zurück in das Britannien des siebten Jahrhunderts. Northumbria gibt es noch nicht und besteht aus mehreren Königreichen, von denen eines Bernicia ist. Und so werden aus dem vorliegenden Roman auch Die Chroniken von Bernicia.

Es beginnt mit einem hinterhältigen Mordpunkt, bei dem das Motiv purer Neid ist. Es wird der Krieger Octa getötet und von den Klippen gestürzt. Das Opfer war die rechte Hand des Königs Edwin. Der Täter war der Meinung, dass ihm diese Stellung gehört hätte und nicht seinem Rivalen.

Beobrand, der Bruder des Opfers, trifft am Hofe von Edwin ein, denn er möchte seinem Bruder mitteilen, dass ihre Mutter und alle Schwestern bei einer grassierenden Seuche ums Leben gekommen sind. Doch mit Schrecken hört er, dass auch sein Bruder Octa nicht mehr am Leben ist. Beobrand ist nur noch allein auf der Welt. König Edwin steht kurz vor einer Schlacht gegen Nachbarn und nimmt den jungen Beobrand in seine Kriegerschar auf, obwohl dieser bislang noch kaum Kämpfe und Schlachten ausgetragen hat.

Mit dem ersten Toten hat Matthew Harffy einen Spannungsbogen geschaffen, dessen Fäden der Leser wie in einem Krimi aufnehmen kann. Denn Beobrand mag nicht an Selbstmord glauben und als Leser weiß man, dass es keiner war. Wer ist also der Täter? Diese Frage treibt den Leser die erste Hälfte durch den Roman. Als man schließlich weiß, wer der Mörder war, beginnt die Jagd nach ihm, weil Beobrand seinem Bruder Rache geschworen hat.

Der Stil des Autors ist passend und er nutzt die Möglichkeiten der Erzählung und der Dialoge in einem wohldosierten Verhältnis. Garniert wird alles mit actionreichen Szenen, denn der Autor macht vor Blut nicht halt.

Es werden Kämpfe und Schlachten detailreich beschrieben und Äxte, Schwerter und Schilde tanzen einem beim Lesen vor den Augen. So manches Mal befindet sich eine Klinge am Hals einer Romanfigur.

Aber auch die Romantik kommt nicht zu kurz in dieser Geschichte. Schnell erkennt man das Interesse von Beobrand an einer schönen Maid, deren Vater, der Schmied, gar nicht so erfreut ist.

Gleichzeitig präsentiert Matthew Harffy einen Entwicklungsroman, denn der noch junge Beobrand wächst zu einem Mann heran, er verliert durch seine schweren persönlichen Verluste seine kindliche Naivität. Leser können gespannt sein, welche Abenteuer der Protagonist wie meistern wird.

Der Roman erinnert stark an die Uthred-Saga von Bernard Cornwell oder die TV-Serien »Vikings«, »Die Barbaren« oder »The Last Kingdom«. Die urwüchsigen Horden von Kriegern, die Eroberung von Land, die Intrigen zur Machtübernahme.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich gebe ihm eine lesenswerte und hohe Empfehlung.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2022

Blutige Morde im Lande des Rodeos

Blutrodeo
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In diesem Kriminalroman entführt uns Frauke Buchholz erneut in die weiten Landschaften Kanadas.

In Calgary wird zwei alten Männern die Kehle durchgeschnitten. Der Profiler Ted Garner wird hinzugerufen. ...

In diesem Kriminalroman entführt uns Frauke Buchholz erneut in die weiten Landschaften Kanadas.

In Calgary wird zwei alten Männern die Kehle durchgeschnitten. Der Profiler Ted Garner wird hinzugerufen. Doch die ehrgeizige Polizistin Samantha Stern ist gar nicht erfreut. Auf einen arroganten Büromenschen kann sie gerne verzichten.

Es stellen sich Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Toten heraus. Zunächst ist da ihr Alter, aber mehr noch, dass beide an einem Achten eines Monats ermordet wurden. Dieses Datum muss irgendeine besondere Bedeutung haben. Nur erschließt sich diese den beiden Ermittlern noch nicht auf den ersten Blick.

Obwohl sich beide Ermittler hassen beziehungsweise verabscheuen, arbeiten sie notgedrungen zusammen. Obwohl irgendwann jeder von ihnen das Handtuch werfen will.

Frauke Buchholz lässt hier zwei Figuren mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften aufeinanderprallen, wobei sie in der Tiefe ihrer Seelen vielleicht gar nicht so unterschiedlich sind. Sas Zusammenspiel von Stern und Garner hat mir besonderen Spaß bereitet. Ihre Dialoge, ihr widersprüchliches Verhalten, ihr Einander-Näherkommen sorgt für ausreichend Konflikt und schreit nach einem Happy End. Doch darauf kann der Leser lange warten.

Die zweite Faszination erreicht Frauke Buchholz mit der detailreichen und bildhaften Beschreibung der Regionen, in der der Roman spielt. Landschaften, Wetter, Saloons und Straßenzüge, alles wird vor dem inneren Auge lebhaft und überschattet von den Gipfeln der Rocky Mountains im Hintergrund. Und bei allem fiebern die Bürger der Region dem größten Ereignis des Jahres entgegen: der Calgary Stampede. (Am ehesten vielleicht vergleichbar mit dem Oktoberfest in München.)

Die Ermittlungen gehen lange Zeit schleppend voran, reißen jedoch nie ab und heizen so die Spannung an. Die Leser werden außerdem durch Rückblenden, die in erster Person erzählt werden, mit Hintergrundinformationen versorgt. Diese Informationen fehlen zwar den Ermittlern, helfen den Lesern aber auch nicht bei der Auflösung, sondern machen ihn nur noch neugieriger auf das große Ganze, auf den Zusammenhang mit den Morden.

Spannend, faszinierend und sehr kanada-authentisch. Man möchte am liebsten schon beim Lesen Alberta sofort als nächstes Reiseziel angehen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

Veröffentlicht am 17.09.2022

ein hochbrisanten Thriller mit verschiedenen Themen.

Was im Dunkeln liegt
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Der in Deutschland frisch erschienene Thriller von Harlan Coben ist eine mysteriöse Geschichte mit vielen Themen der heutigen Zeit. Im Mittelpunkt steht mehr denn je der Privatdetektiv Wilde, der jedem ...

Der in Deutschland frisch erschienene Thriller von Harlan Coben ist eine mysteriöse Geschichte mit vielen Themen der heutigen Zeit. Im Mittelpunkt steht mehr denn je der Privatdetektiv Wilde, der jedem Geheimnis früher oder später auf die Spur kommt.

Wilde ist als Kleinkind in den Wäldern der Appalachen ausgesetzt worden. Als er gefunden wurde, wurde sein Alter auf fünf bis sieben Jahre geschätzt. Im Alter von 40 bis 42 Jahren findet er zum ersten Mal in seinem Leben seinen leiblichen Vater. All die Jahre hatten seine Freunde ihn gedrängt, nach seiner familiären Herkunft zu suchen. Er hat es nie mit großem Engagement betrieben, aber dann doch einmal seine DNA in eine Datenbank eingetragen. Bingo! Es gab einen Volltreffer. Aber in was er dann verwickelt wird, nachdem er seinen Vater gefunden hatte, hätte er sich nicht in seinen kühnsten Träumen ausmalen können.

Harlan Coben lässt in dieser Geschichte viele Themen von heute einfließen, die in dieser Kombination sehr spannend auf mich einwirken. Da ist zunächst die Möglichkeit, DANN-Recherchen über entsprechende Internetportale selbst durchführen zu können. Ein zweites Thema ist das Verhalten sogenannter Trolle in Social Media. Getoppt wird dies mit dem Thema des Reality-TV, in dem es um das Berühmtwerden durch Kaputtmachen anderer Menschen geht.

Die Figur des Privatdetektivs Wilde übte einen besonderen Reiz auf mich aus. Auf unerklärliche Weise war mir diese Figur auf Anhieb sympathisch. Das ist normalerweise sonst nicht der Fall. Figuren müssen sich schon anstrengen, wenn ich sie mögen soll. Es reicht nicht aus, dass sie zu den „Guten“ gehören. Doch bei Wilde war das anders. Das kann nur an dem besonderen Stil von Harlem Coben liegen, an seiner Einführung in die Figur.

Der Verlauf der Handlung bringt sehr viele Wendungen und Überraschungen mit sich. Man sollte nichts hinnehmen, als würde es Bestand haben. Erst auf den letzten Seiten kommt Licht in das Dunkel der verschlungenen Ermittlungen. Es schließen sich alle Kreise.

Ein spannender Thriller mit vielen Toten, wenig Action, aber sympathischen Figuren, dem ich gerne die höchste Punktzahl gebe.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

Veröffentlicht am 10.09.2022

Liebesroman mit einem Touch Thrill – perfekt zum Abtauchen

Im Traum bin ich bei dir
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Mit dem Roman von Nicholas Sparks taucht man eigentlich gleich zu Beginn in zwei verschiedene Romane ein. Die beiden Geschichten werden abwechselnd präsentiert und jeweils mit den Namen ihrer Protagonisten ...

Mit dem Roman von Nicholas Sparks taucht man eigentlich gleich zu Beginn in zwei verschiedene Romane ein. Die beiden Geschichten werden abwechselnd präsentiert und jeweils mit den Namen ihrer Protagonisten übertitelt.

In der ersten Geschichte geht es um Colby, einem Farmer aus North Carolina. Nach vielen Jahren hat er das erste Mal Gelegenheit, etwas Urlaub zu machen. Doch dieser Urlaub ist auch mit vergnüglicher Arbeit verbunden, denn in seiner knappen Freizeit schreibt er gerne Songs. Und der Zufall hat ihn in ein Restaurant nach Florida geführt, wo er drei Wochen lang auftreten und Musik machen soll. Dabei erzählt Colby seine Lebensgeschichte von Kindheit an und lernt ein Mädchen aus der Großstadt mit ihren drei Freundinnen kennen, die gerade das College beendet haben. Diese Geschichte ist eine sich aufbauende Liebesgeschichte zwischen Colby und dem Mädchen.

Die zweite Geschichte ist das krasse Gegenteil von der ersten. Wir erfahren von Beverly, die mit Ihrem sechsjährigen Sohn Tommy vor ihrem Mann flüchtet. Ihr Mann ist ein Ehemann mit zwei Gesichtern. Er schlägt sie an Stellen, wo die blauen Flecke nicht so auffallen. Er ist sehr jähzornig auch gegenüber dem Sohn. Beverly hat schon lange den Entschluss gefasst, ihr Zuhause zu verlassen und mit dem Jungen woanders hinzugehen. Sie hat einen detaillierten Plan für ihre Flucht und ist mittlerweile an einem neuen Ort angekommen. Man spürt Beverlys Angst und ihren Verfolgungswahn.

Um zu erfahren, wie diese beiden Geschichten zusammenhängen, müsst ihr den Roman lesen. Er bietet ein unfassbares Ende.

Nicholas Sparks ist bekannt für seine Liebesromane mit einem gehörigen Touch an krimineller Spannung. Vordergründig sind seine Romane, genauso wie dieser, romantisch, aber im Hintergrund läuft oft eine perfide Geschichte ab, die sehr nah an einen Thriller herankommt.

Von der Erzählweise her ist die der Roman umgangssprachlich und unterhaltsam aufgearbeitet. Es ist erstaunlich, wie scheinbar problemlos herkömmliche und alltägliche Sachen beschrieben werden. An vielen Stellen erkennt man Gedanken, Überlegungen und Herangehensweisen wieder, wie man sie selbst haben würde, obwohl die Geschichte aus dem Amerikanischen kommt.

Zu Beginn des Romans wurde viel wiederholt, was mir nicht ganz so gut gefallen hat. Beispielsweise erzählt Colby seine Lebensgeschichte als Ich-Erzähler und einige Kapitel später, nachdem er das Mädchen aus der Großstadt kennengelernt hat, werden genau dieselben Ereignisse erneut in der wörtlichen Rede erzählt, weil er auch dem Mädchen aus seinem Leben berichtet. Damit gab es viele Informationen gleich zu Beginn doppelt.

Der Roman mit seinen zwei Geschichten ist nichtsdestotrotz unterhaltsam und sorgt dafür, dass man in jeder Geschichte wissen möchte, wie es weitergeht. Da man als Leser aber auch weiß, dass beide Geschichten irgendwie zusammengehören müssen, bildet dies den Bogen, mit dem man bis zum Ende sehr gut durchkommt. Ein bisschen Florida, ein bisschen Nashville, ein bisschen Song Writing, ein bisschen Musik und schließlich paranoider Thrill. Durchaus zu empfehlen!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

Veröffentlicht am 03.09.2022

eine dramatische Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg

Das Verschwinden der Sterne
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Mit diesem Roman von Kristin Harmel wurde mir der jetzt deutscher Übersetzung erschienene Folgeroman von »Das letzte Licht des Tages« empfohlen. Ich musste erfreulicherweise festellen, dass er nicht weniger ...

Mit diesem Roman von Kristin Harmel wurde mir der jetzt deutscher Übersetzung erschienene Folgeroman von »Das letzte Licht des Tages« empfohlen. Ich musste erfreulicherweise festellen, dass er nicht weniger spannend ist.

Jona wird im Alter von zwei Jahren von ihren deutschen Eltern in Berlin geraubt von einer alten Frau. Es ist 1922, doch die Herrschaft der Nazis wirft ihre Schatten voraus. Die über 80jährige Entführerin bringt das kleines Mädchen in die Wälder von Polen an die Grenze von Belaruss und erzieht das Kind im jüdischen Glauben. Jona lernt das Leben, das Überleben im Wald. Sie lernt keine Menschen kennen, aber um so mehr Sprachen. Als die Alte im Alter von 102 Jahren stirbt, tobt bereits der zweite Weltkrieg, auch um die Wälder herum.

Jona wandert alleine weiter in den Wäldern umher, doch sie trifft auf Menschen, jüdische Menschen. Sie muss schlimme Erfahrungen machen, nachdem sie einer kleinen Familie geholfen hat, diese sich von ihr abwendet, dann aber von den Deutschen hingerichtet wird. Jona beginnt zu verstehen, warum ihr gelehrt wurde, Menschen mit äußerster Vorsicht zu begegnen. Dennoch kommt sie nicht umhin, weiteren jüdischen Flüchtlingen, die aus den Ghettos vor den deutschen Nazis geflohen sind, zu helfen. Sie kennt sich im Wald aus. Es wird ihre Lebensaufgabe.

Kristin Harmel hat erneut einen extrem dramatischen, dennoch unterhaltsamen Roman geschaffen, der einen realen historischen Hintergrund hat. Während die Geschichte und die Figuren komplett fiktiv sind, hat es die verschiedenen Flüchtlingsgruppen, die sich im Wald vor den Deutschen versteckten, tatsächlich gegeben. Die größte von ihnen umfasste sogar 1.200 Mitglieder, von denen fast alle den Krieg überlebt hatten. Der Anführer dieser Gruppe stand der Autorin beratend bei Recherchen zur Seite.

Für die Spannung im Roman sorgt nicht nur der Konflikt zwischen den Deutschen und die Juden. Der ist zwar das tragende Element, aber die Konflikte innerhalb der Flüchtenden und zu Jona, die selbst nicht aus einem Ghetto kommt, sind zusätzlich Treibstoff für den Drive in der Handlung. Auch zarte Liebesbande werden harten Zerreißproben unterzogen.

Der Roman »Das Verschwinden der Sterne« ist ein schwerer Roman mit einem sehr ernsten und traurigem Thema, aber Kristin Harmel hat ihn auch in der Übersetzung von Veronika Dünninger so wunderschön geschrieben, dass er trotz aller geschilderten Gräueltaten leicht zu lesen ist. Die Spannung um die Protagonisten schafft es, dass man gar nicht lange an die schrecklichen Dinge denken kann.

Aufschlussreich sind in diesem Buch zweifellos auch die Hinweise zu Entstehen des Romans und den Recherchen. Sie geben einen Blick hinter die Kulissen einer Schriftstellerin.

Ein wunderschöner Roman mit einer herzergreifenden Geschichte, in dem es zwar um Verbrechen geht, der aber dennoch ein Kriminalroman ist.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022