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Veröffentlicht am 21.03.2021

Lebensstationen rund um die Hauptfigur

Als wär das Leben so
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Der Roman von Rainer Moritz ist ein stiller Roman, der das Leben von Lisa schildert. Ohne Spannungselemente zu vermissen, kann man Lisa auf ihrem Weg durchs Leben begleiten und sich ihren Höhen und Tiefen ...

Der Roman von Rainer Moritz ist ein stiller Roman, der das Leben von Lisa schildert. Ohne Spannungselemente zu vermissen, kann man Lisa auf ihrem Weg durchs Leben begleiten und sich ihren Höhen und Tiefen anpassen, sie zumindest sehr gut nachvollziehen.

Die Darbietung der Lebensstationen rund um die Hauptfigur ist besonders gestaltet und lässt das Interesse wachwerden. Rainer Moritz erzählt die Geschichte aus der Sicht einer dritten Person. Wobei es aber manchmal den Anschein hat, als wären es die Gedanken der Protagonistin. Ich denke, dieser Effekt ist von Rainer Moritz gewollt. Als Leser ist man sehr nah dran.

In welchem Lebensabschnitt sich Lisa und damit der Leser gerade befindet, erfährt er anhand von Lisas Alter. Stets am Kapitelanfang – nicht bei jedem, aber bei wesentlichem Wechsel – wird kurz das Alter von Lisa erwähnt. Damit weiß man, wann sie auf die Vierzig zugeht und so weiter. So begleiten wir Lisa von der Kindheit bis hin zu …

Wenn ich eingangs auch von Spannung geschrieben habe, so baute Rainer Moritz diese mit kleinen textlichen Beilagen ein, in denen die Protagonistin sich bemüht, ihren Eltern einen Brief zu schreiben. Ist es ein Abschiedsbrief? Ist es eine Entschuldigung nach einem Zerwürfnis? Es sind stets Anfänge, die verworfen werden und aus Lisas Gedanken erfahren wir warum. Das Kopfkino fängt sehr zu laufen an, man spekuliert um es sich bei dem Brief handeln könnte. Was Lisa den Eltern noch mitteilen möchte.

Das Ergebnis gibt es erst am Schluss des Romans. Es befriedigt für das Verständnis des Romans, weniger für das Leben der Figur Lisa.

Ein ruhiger Roman, der einem Freude und Melancholie bereitet. Eine tolle Lebensgeschichte, die ich sehr gerne empfehle.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

Veröffentlicht am 19.03.2021

Lisa Jackson thrillert und crimet par Excelence

Paranoid
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Im rasanten Kriminalroman von Lisa Jackson geht es um ein tödliches Spiel von Rache und Schuld.

Alles begann vor zwanzig Jahren. Einige Schülerinnen und Schüler der höheren Klassen der Highschool hatten ...

Im rasanten Kriminalroman von Lisa Jackson geht es um ein tödliches Spiel von Rache und Schuld.

Alles begann vor zwanzig Jahren. Einige Schülerinnen und Schüler der höheren Klassen der Highschool hatten sich zu einem Ballerspiel in der alten Fischfabrik verabredet. Sie wollten mit Softair-Waffen aufeinander schießen. Es sollte eine Mordsgaudi werden. Doch es kam anders! Luke wurde von einer echten Waffe angeschossen und verstarb auf dem Weg ins Hospital. Er war an der Highschool der Schwarm aller Mädchen. Außer Rachel, denn sie war seine Halbschwester. Zudem wurde sie im ersten Moment verdächtigt, den tödlichen Schuss auf ihrem Bruder abgegeben zu haben. Damals und teils auch heute glaubte sie es selbst. Dann wurde sie von mehreren Zeugen und Schulkameradinnen entlastet. Das Mündungsfeuer kam nicht von ihr, sondern von irgendwo hinter ihr.

Heute, auf den Tag genau zwanzig Jahre später, ist eine der Zeuginnen ermordet worden. Rachel bekommt ominöse SMS. Ihr Ex-Mann, ein Cop, nimmt sich der Sache an. Nicht zuletzt, um seine beiden Kinder und Rachel zu beschützen. Doch dann wird auch die zweite Zeugin und Mitschülerin von damals ermordet.

Lisa Jackson hat mit »Paranoid« einen unheimlich rasanten Krimi geschrieben, der einem Thriller, gar einem Psychothriller, in nichts nachsteht. Im Vordergrund stehen nicht unbedingt die Ermittlungen der Polizei, sondern das Geschehen um Rachel, die SMS-Nachrichten, die Attacken gegen sie, wie ihr glauben machen, sie hätte doch Schuld an dem damaligen Tod ihres Bruders.

Lisa Jackson hat die Stränge professionell so zerpflückt und auf Spannung und Cliffhanger getrimmt, dass man sich dem kaum entziehen kann. Jedes Detail scheint wichtig und von Szene zu Szene hat sich über einen möglichen Ausgang des Ganzen geändert.

Sehr gefallen haben mir auch in die Figuren. Alle ihre Ecken und Kanten. Das beinhaltet auch , dass man über Rachel erfährt, dass sie einen Ex Mann. Dennoch sind viele der Figuren, einschließlich des Ex-Mannes, einfach sympathisch. Selbst die pubertären Kinder von Rachel.

Für mich war dies der erste Roman von Lisa Jackson. Jetzt wird sie auf die Liste meiner Lieblingsautorinnen kommen. Ich habe echt keine Ahnung, warum ich nicht schon viel früher auf sie gestoßen war. Dieser Roman ist eine Top-Empfehlung wert.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

Veröffentlicht am 12.03.2021

Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart

Die Farbe des Nordwinds
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Für diesen Roman hat sich Klara Jahn, auch unter bürgerlichen Namen als Julia Kröhn bekannt, in ein umfassendes Thema eingearbeitet und präsentiert es in einem literarischen Roman. Es geht um Umweltschutz, ...

Für diesen Roman hat sich Klara Jahn, auch unter bürgerlichen Namen als Julia Kröhn bekannt, in ein umfassendes Thema eingearbeitet und präsentiert es in einem literarischen Roman. Es geht um Umweltschutz, Küstenschutz, Vogelschutz, sowie das Leben auf den Halligen. Und es geht vor allem um Menschen und ihre Freundschaften.

Nach zwanzig Jahren kehrt Ellen, die hier kurze Zeit im Alter von 16 Jahren mit ihrer Mutter gelebt hat, auf die Halligen zurück. Damals hatte sie sich in diese vom Meer umspülten Flecken Erde verliebt. Sie hatte in all den Jahren ein mal mehr, mal weniger turbulentes Leben und hofft, hier als Halliglehrerin nun auch in ihrem Leben anzukommen. Doch nicht jeder auf der Hallig ist begeistert von ihrer Rückkehr. Besonders ihre damalige Stiefschwester Liske ist spröde und abweisend.

Ellen will sich nicht einschüchtern lassen und zieht Kraft aus der von ihr geliebten Landschaft.

Begleitet wird die Geschichte in der Gegenwart von den historischen Ereignissen der Jahrhundertflut um 1825. Eine Chronik von damals bildet die Grundlage eines kleinen Theaterstücks, welches Ellen mit den Schülerinnen und Schülern anlässlich des bevorstehenden Halligfestes einstudiert.

Dieser Teil ist, wie ich finde, hervorragend integriert. Jedes Kapitel aus der Gegenwart beinhaltet einen Abschnitt „Damals“, der sich mit den historischen Ereignissen befasst. Dennoch ist auch dieser Teil fiktiv aufgearbeitet, um ihn spannend zu gestalten. So erhält der Leser eine zweite Geschichte innerhalb des Romans. Wer möchte, kann auch alle „Damals“-Kapitel am Stück lesen. Die Querverbindungen zur Gegenwart können trotzdem gezogen werden, um den Zusammenhang zu verstehen. Die Parallelen sind dafür ohnehin erkennbar.

Klara Jahn, die viele Bestseller unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht hat, hat eine sehr gute Arbeit geleistet, um den Leser an die problematischen Situationen, die mit dem Leben auf einer Hallig einhergehen, heranzuführen.

Das Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart ist optisch gut aufbereitet, der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Bei allen Konflikten der Halliglüd (Halligleute – Menschen, die auf einer Hallig leben), ist der Roman zudem unterhaltsam und spannend. Stets möchte man wissen, wie es mit einer Beziehung oder mit einem Projekt weitergeht. Sowohl in der Geschichte der Jahrhundertflut als auch in der der neuen Halliglehrerin Ellen.

Ich glaube, Julia Kröhn hat ihre selbstgesteckte Aufgabe, den Klimawandel und seine Auswirkungen in der heutigen Zeit auf den Halligen zu beschreiben, mit Bravour geleistet. Es ist ein sehr lesenswerter Roman!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Callan Wink erzählt von Menschen, die sich als Hinterwäldler bezeichnen

Big Sky Country
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Es ist ein großer Roman über den amerikanischen Westen und das Leben dort. Es ist ein Entwicklungsroman und ich hatte Lust auf die Weiten in den USA. Schon beim Titel verspürte ich so ein Gefühl von »Früchte ...

Es ist ein großer Roman über den amerikanischen Westen und das Leben dort. Es ist ein Entwicklungsroman und ich hatte Lust auf die Weiten in den USA. Schon beim Titel verspürte ich so ein Gefühl von »Früchte des Zorns«.

Geschildert wird das Erwachsenwerden von August, genannt Augie, in einem Zeitraum von etwa elf bis einundzwanzig Jahren. Im Prolog beginnt der Roman mit dem Glück seiner Eltern, als er noch nicht existierte. Dann setzt die Handlung ein, als Augie ein Junge ist. Die Mutter wohnt in einem alten Gebäude auf der Farm, während der Vater im neuen, gemeinsam eingerichteten Haus bleibt. Der Vater hat eine Farmhelferin auf den Hof in Michigan geholt. Doch Lisa ist mehr als eine Farmhelferin für ihn. Augie sitzt zwischen den Stühlen.

Dann nimmt seine Mutter einen Job im 2000 km entfernten Montana an und Augie mit. Augie findet neue Freunde, telefoniert ab und zu mit seinem Vater. Manchmal besucht er ihn auch, verbringt die Ferien dort und arbeitet auf der Farm. Je älter August wird, umso selbstständiger wird er. Er sucht sich eine neue Wohnung und einen Job auf einer Ranch. Er lernt Mädels kennen, er baut Mist, er meistert sein Leben und behält dennoch stets den Kontakt zu seinen leiblichen Eltern.

Zunächst einmal hat der Roman meinen Erwartungen entsprochen. Das fand ich sehr schön. Es wird das Hinterland der USA präsentiert. Man könnte meinen, wann wäre in „Trump Land“ angekommen. Teilweise bezeichnen sich die Leute selbst als Hinterwäldler. Es gibt sogar Verschwörungstheoretiker unter den Nachbarn.

Unterschwellig scheint stets eine dumpfe Gewalt zu existieren. Es knistert, als würde es gleich explodieren. Das beginnt schon mit der Tötung von Katzen, für die Augie von seinem Vater je Schwanz bezahlt wird, als er noch ein kleiner Junge war. Das geschah nicht aus Spaß, sondern weil sich die Katzen auf dem Hof enorm vermehrt hatten. Es ist aus der Sicht der Menschen eine Notwendigkeit, in der rauen Welt zu überleben.

Die Gewalt setzt sich fort in Prügeleien um Mädchen, mit Vergewaltigungen, mit dem Streit der Nachbarn. Man lernt ein Land in »Big Sky Country« kennen, wie man es sich kaum vorstellen mag. Das hat mir vom Thema des Buches her sehr gefallen.

Bei all dem Genuss, den mir die Lektüre von »Big Sky Country« geboten hat, hat der Roman doch einen kleinen Makel. Es fehlt eine Story mit dem großen Konflikt, der am Ende aufgelöst werden sollte. Dabei wird wunderbar der Lebensweg eines Jungen beschrieben, wie er zum Mann wird. Es gibt sehr viel Konfliktstoff in den einzelnen Lebensabschnitten, die den Leser von einem Kapitel zum nächsten treiben. Aber es gibt keinen zentralen Konflikt, der den Leser zu Beginn aufgezeigt und zum Ende gelöst oder auch nicht gelöst wird. Das fand ich sehr schade, obwohl es immerhin eine Klammer um die Geschichte herum gibt.

Die Situation nämlich, die zu Beginn des Romans dargestellt wird, erlebt am Ende des Romans eine Wiederholung in ähnlicher Konstellation. Sie zeigt dem Leser: Das Leben nimmt seinen Lauf. Eine Situationen, mit der jeder Mensch leben muss.

»Big Sky Country« von Callan Wink ist ein großer und lesenswerter Roman, der uns die Weiten des Landes aufzeigt und uns über Menschen nachdenken lässt, die im Grunde gar nicht soviel anders sind, wie wir selbst.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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Veröffentlicht am 26.02.2021

ein Drama vom Feinsten

Unter Wasser Nacht
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Der Roman von Kristina Hauff, welches ein Pseudonym für die Krimiautorin Susanne Kliem ist, spielt im Wendland und hat die Demonstrationen und Blockkaden von Atomkraftgegnern im Hintergrund. Aber die Bilder ...

Der Roman von Kristina Hauff, welches ein Pseudonym für die Krimiautorin Susanne Kliem ist, spielt im Wendland und hat die Demonstrationen und Blockkaden von Atomkraftgegnern im Hintergrund. Aber die Bilder der Vergangenheit bestimmen nun aktuelle Geschehen im Leben der Menschen.

Es geht um die vier Freunde Sophie, Inga, Thies und Bodo. Sie hatten sich von den Straßen damals heruntertragen lassen, um gleich danach wieder erneut einen Platz zur Blockade zu suchen. Obwohl sie alle unterschiedlicher Herkunft bzw. Elternhauses waren, haben sie durch die Demonstrationen zusammengefunden. Sophie und Thies haben sich einen Hof im Wendland gesucht, um hier zu leben.

Ein Jahr später sind Inga und Bodo ihre Nachbarn geworden. Die beiden Pärchen machten fast alles zusammen. Dann kamen die Kinder. Bei Sophie und Thies hatte es etwas länger gedauert. Inga und Bodo hatten da schon einen Sohn und eine Tochter. Sohie und Thies bekamen Aaron.

"Sie liebte ihren Sohn. So sehr. Aber manchmal war das Gefühl wie verschüttet, unter dicken Schichten von Geröll. Manchmal wusste sie einfach nicht, wer er war. Er war ihr fremd", schreibt Kristina Hauff in ihrem Roman.

»Unter Wasser Nacht« setzt ein, als Aaron bereits ein Jahr tot ist. In der Elbe ertrunken. Es bestehen Zweifel an einem Unfall. Aber die Wahrheit ist bisher nicht ans Tageslicht gekommen.

Jetzt habe ich schon viel über die vier Figuren aus »Unter Wasser Nacht« geschrieben. Das hat seinen Grund, und es gibt durchaus noch weitere Figuren, die den Fortlauf des Romans beeinflussen. Denn darin, in den vielschichtigen Figuren, ist die Geschichte so unheimlich faszinierend wie beklemmend.

Kristina Hauff führt uns in ein Geflecht voller dunkler Geheimnisse ihrer Figuren. Die Geschichte wird anhand der menschlichen Eigenschaften jeder einzelnen Figur erzählt. Unheimlich dicht und spannend. Mit knappen Worten und kurzen Sätzen werden Situationen auf den Punkt gebracht. Man erlebt als Leser auf diese Weise die zarte und raue Landschaft des Wendlands mit ihren Elbauen, aber auch die intensiven Beziehungen der Menschen, die an dem Tod des einen Kindes zu zerbrechen scheinen. Man erfährt von den dunkelsten Geheimnissen der Figuren in dem Roman.

Kristina Haufs hat eine Sprache gefunden, weit entfernt von den Kriminalromanen, die dennoch einen schrecklichen Todesfall beleuchten. Der Einsatz eines Pseudonyms zur Abgrenzung andere Romane dieser Autorin ist berechtigt. Sie beschreitet mit »Unter Wasser Nacht« einen neuen Weg.

»Unter Wasser Nacht«ist ein Roman, in den man sich sinken lassen kann, um ihn zu genießen. Er ist es wert, ein weiteres Mal gelesen zu werden.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021

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