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Veröffentlicht am 11.09.2017

Cosy crime, wie es gefällt.

Mord im Krimihotel
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Dieser Kriminalroman ist ein liebevolles Bekenntnis an die selbsternannte Krimihauptstadt Deutschlands – Hildesheim. Einwohner und Unternehmer haben ein außerordentlich positives Verhältnis zur Kriminalliteratur. ...

Dieser Kriminalroman ist ein liebevolles Bekenntnis an die selbsternannte Krimihauptstadt Deutschlands – Hildesheim. Einwohner und Unternehmer haben ein außerordentlich positives Verhältnis zur Kriminalliteratur. So gibt es dort ein Kriminalhaus mit einem Krimiarchiv, es gibt ein Krimihotel, in welchem Literaturveranstaltungen angeboten werden, es gibt Führungen durch die Eifel zu den besonderen Schauplätzen der Kriminalromane und last but not least ist dort der Sitz des Verlages, bei dem dieser Kriminalroman erschienen ist. So verwundert es nicht, dass die ersten Kapitel eine Rundumbeschreibung des Krimihotels und seiner vielfältigen Aktivitäten ist. Doch nachdem die erste Leiche aufgetaucht ist, geht es Schlag auf Schlag.

Schmitz beschreibt eine illustre Gästeschar bei einem Krimiwochenende in dem Hotel. Dabei hat fast jeder, möchte beinahe sagen, eine Leiche im Keller. Nichts ist, wie es scheint. Vielleicht heißt die Protagonistin deshalb auch Lea Schein. Oder heißt sie so, weil sie vorgibt, eine Schriftstellerin zu sein? Sie, die eigentlich noch vor dem Beginn ihrer Karriere steht, wird schnell in die Ermittlungen hineingezogen. Nebenbei wird ein unfertiger Roman von ihr zum Bestseller. Ein Traum jeder Autorin, jedes Autors.

Ingrid Schmitz hat einen sehr unterhaltsamen, kurzweiligen und humorigen Ratekrimi geschrieben und nimmt die Gilde der Autor*en mit einem zwinkernden Auge unter die Lupe. Auf Spannung wird dabei nicht verzichten müssen, denn schnell bekommt der Leser mit, dass die Figuren alle etwas verbergen. So traut man später keiner einzigen Aussage und fiebert der Auflösung entgegen.

Eine tolle Geschichte, die besonders den Liebhabern von Eifelkrimis ans Herz gelegt werden sollte, oder auch jenen, die es werden wollen. Cosy crime, wie es gefällt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 11.09.2017

Absolute Spitzenklasse!

Flamingo
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Dieser Roman ist ein weiterer der insgesamt zwanzig Dave-Robicheaux-Romane des Bestsellerautors. Auch diese Übersetzung ist bei Pendragon erschienen, wo bereits mehrere in deutscher Übersetzung erschienen ...

Dieser Roman ist ein weiterer der insgesamt zwanzig Dave-Robicheaux-Romane des Bestsellerautors. Auch diese Übersetzung ist bei Pendragon erschienen, wo bereits mehrere in deutscher Übersetzung erschienen sind. Mit ihm geht es in den tiefsten Sumpf der Verbrechen in Louisiana. Tiefer als die Sümpfe in dem Land selbst.

Dave hat mit seinem Kollegen eigentlich einen einfachen Auftrag zu erledigen. Zwei Gefangene sollen nach der Verurteilung zum Tode in ein anderes Staatsgefängnis überführt werden. Aufgehalten wird er dabei von der Großmutter des einen Verurteilten. Sie versucht Dave davon überzeugen, dass ihr Enkel nichts mit dem Mord zu tun hat, für den er bestraft wurde. Dave, der Tante Lemon, wie sie genannt wird, persönlich schon sehr lange kennt, fällt diese Situation schwer, schließlich tut er nur seine Pflicht. Der zweite Verbrecher ist ein hartgesottener Killer, bei dem es keinen Zweifel gibt, dass er zu Recht verurteilt wurde. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Dave noch nicht, dass er die beiden Verurteilten zu einem späteren Zeitpunkt in gänzlich anderer Situation wieder treffen wird.

Lange Jahre wurde der Kriminalroman an sich in Deutschland als billig abgetan. Maximal gut für Groschenhefte. James Lee Burke beweist, dass dem nicht so ist. Seine Krimis bewegen sich literarisch auf sehr hohem Niveau. Seine Bilder zeichnen ein Setting, eine Location, eine Figur mit solcher Detailtreue, dass man als Leser meint, mittendrin zu sein. Reichlich Lokalkolorit aus Louisiana inklusive. Man spaziert in den Straßen New Orleans und atmet den abgestandenen Kneipengeruch der Bars. Sein Protagonist wird in diesen Roman so tief in die Verbrechen hineingezogen, dass er selbst nicht zu wissen scheint, ob er auf der guten oder böse Seite steht. Und er bekommt die Gewalt sehr körperlich zu spüren. Zudem erfährt der Leser lang zurückliegende Ereignisse. Er ist Veteran des Vietnamkrieges und seine Alpträume scheinen zurückzukehren. Diese Szenen erinnerten mich stark an PI Magnum auf Hawaii. Fantastisch herausgearbeitete Charaktere nicht nur der Ermittler, sondern auch der der Verbrecher machen diesen Roman lesenswert. Und James Lee Burke schafft eine Authentizität, dass man geneigt ist zu glauben, er hätte alles selbst erlebt. Und wenn nicht, dann hat er verdammt viel Erfahrung dem von ihm beschriebenen Millieus.

Absolute Spitzenklasse!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 03.06.2017

historische Fakten mit einer fiktiven, sehr unterhaltsamen Handlung

Die fremde Königin
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Dieser Roman ist der Folgetitel von "Das Haupt der Welt", der im Mittelalter Deutschlands spielt und nichts mit den Waringham-Romanen zu tun hat. Die Autorin beweist wieder einmal ihren Einfallsreichtum ...

Dieser Roman ist der Folgetitel von "Das Haupt der Welt", der im Mittelalter Deutschlands spielt und nichts mit den Waringham-Romanen zu tun hat. Die Autorin beweist wieder einmal ihren Einfallsreichtum bei der Ausschmückung der historischen Fakten mit einer fiktiven, sehr unterhaltsamen Handlung.

Es geht um König Otto im 10. Jahrhundert. Insofern schließt der Roman an seinem Vorgänger an. Die italienische Königin Adelheid, die nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit ihrer Tochter festgesetzt worden war, um die Herrschaft über ihr Reich zu ergaunern, wird von einem Mann König Ottos befreit. Der zuverlässige Panzerreiter Gaidemar wurde von Ottos Sohn Wilhelm für diese Aufgabe vorgeschlagen. Das ist Otto recht, denn sollte der Plan schief gehen, dann verliert er nur einen unbedeutenden Neffen. Sollte die Befreiung aber glücken, dann kann er seine eigenen Pläne umsetzen und durch die Hochzeit mit Adelheid die Macht über das Königreich Italien erlangen. Dieser Plan geht dank Gaidemar auf. Da er aber ein ungeliebter Bastard ist, wird ihm seitens Otto kein großes Lob zuteil. Doch es wächst eine Freundschaft zwischen Adelheid und Gaidemar als auch zwischen ihm und Wilhelm heran.

Mit viel Detailtreue versieht Gablé die einzelnen Szenen in der über mehrere Jahre laufenden Handlung. Ihre bildreiche Sprache, die passenden Vergleiche und Metaphern lassen ein tiefes Eintauchen in die Zeit am Hofe König Ottos zu. Besonders hervorheben möchte ich das Kapitel mit der Schlacht gegen die Ungarn im Lechfeld. Dies wird von ihr Freud und Leid ganz nah aneinander erzählt und seitenlang überzog eine Gänsehaut meine Arme.

Dieser Roman erhält die volle Punktzahl und sollte spätestens zu Weihnachten in jedem Bücherregal stehen. Schließlich bietet er deutsche Historie mit einer spannenden Story.

Veröffentlicht am 01.04.2017

ein sehr unterhaltsamer und mit viel Freude gelesener Roman

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Locker, frisch und modern aus dem Hier und Heute präsentiert sich der Roman von Petra Hülsmann. Eine Liebesgeschichte, die in Hamburg angesiedelt ist und besonders durch den Taxifahrer Knut auch sprachliches ...

Locker, frisch und modern aus dem Hier und Heute präsentiert sich der Roman von Petra Hülsmann. Eine Liebesgeschichte, die in Hamburg angesiedelt ist und besonders durch den Taxifahrer Knut auch sprachliches Lokalkolorit herüberbringt.

Isabelle arbeitet mit aller Leidenschaft in einem Blumenladen und liebt ihre Daily-Soap im Fernsehen. Obwohl erst 27 Jahre alt, träumt sie davon, den Blumenladen eines Tages zu übernehmen. Ihr Leben hat sie stark strukturiert eingerichtet und duldet keine Unregelmäßigkeiten. Sie hat da so ihre Gründe für. Deshalb wird sie schon aus der Bahn geworfen, als das asiatische Restaurant gegenüber des Blumenladens, indem sie jeden Mittag eine Suppe aß, schloss. Nun befindet sich dort das Thiels, ein frisch eröffnete Nobelrestaurant. Mit dessen Existenz und der des Inhabers Jan Thiel kann und mag sie sich nicht anfreunden. Doch das neue Restaurant gegenüber ist nicht das einzige, was ihr Leben durcheinanderbringt. Es reiht sich ein Desaster an das andere und Isa hat das Gefühl, als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen.

Besonders viel Spaß macht das Buch wegen seiner frischen Darstellung des Alltages einer jungen Frau. Darin gleicht es einer Reportage aus der Ladenstraße vor der Haustür, gewürzt mit dem täglichen Humor und den Problemchen von Herrn und Frau Jedermann. Sympathische Figuren mit ihren Ecken und Kanten, von dem man immer noch ein bisschen mehr erfahren möchte. Darin eingebettet sind unzählige kleine Geschichten, die man gerne liest. So auch die Liebesgeschichte des Taxifahrers zu Irina, einer Wirtin auf St. Pauli, oder auch die der Absetzung der Daily-Soap im Fernsehen.

Gefehlt hat nur ein Spannungsbogen für die Hauptgeschichte. Sie verlief mir zu geradeaus, trotz ihrer Höhen und Tiefen. Getreu dem geflügelten Wort "was sich neckt, dass liebt sich" sind hier keine wirklichen Überraschungen zu erleben. Ahnt man doch von vornherein, worauf alles hinausläuft.

Trotzdem ein sehr unterhaltsamer und mit viel Freude gelesener Roman, den ich gerne empfehle.

Veröffentlicht am 31.12.2016

Die Inszenierung der Lesung bietet weitaus mehr als nur einen vorgelesenen Roman

Hiobs Brüder
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Erneut stellt die Autorin Rebecca Gablé, die sich nach ihren ersten Krimis nun schon viele Jahre als Schriftstellerin von historischen Romanen einen Namen gemacht hat, unter Beweis, wie gekonnt sie die ...

Erneut stellt die Autorin Rebecca Gablé, die sich nach ihren ersten Krimis nun schon viele Jahre als Schriftstellerin von historischen Romanen einen Namen gemacht hat, unter Beweis, wie gekonnt sie die historisch belegten Wahrheiten mit einer fiktiven Handlung verbinden kann. Gleichzeitig mit dem Roman erschien bei Lübbe Audio das inszenierte Hörbuch, welches als Grundlage dieser Rezension zur Verfügung stand.

Die Handlung beginnt im England des Jahres 1147 auf einer kleinen Insel vor der Küste Yorkshires. Hierher werden Menschen verbannt und verbracht, von denen man an anderer Stelle nichts mehr sehen und hören will. Dazu gehören nicht nur Krüppel und Aussätzige, sondern auch Mörder und Menschen, die so manchem Machthaber im Wege stehen. Einer der Protagonisten ist Losian, der auf der Insel so genannt wird, weil er nicht mehr weiß, wer er ist. Er sowie Edmund, der sich für einen Märtyrerkönig hält, Regy, ein hinterhältiger Mörder, Godric und Wulfric , siamesische Zwillinge, und schließlich Oswald, die wohl wegen ihrer geistigen Zurückgebliebenheit liebenswerteste Person dieses Buches, nehmen den jungen Simon de Clare, der wegen seiner Fallsucht (Epilepsie) verstoßen wurde, in die Gemeinschaft der verfallenen Inselfestung auf. Ein mächtiges Unwetter, welches über die Insel hinwegfegt, öffnet der verstoßenen Gemeinschaft unverhofft einen Weg in die Freiheit, den die Männer nicht ungenutzt lassen. So kehren sie in einer waghalsigen Flucht auf das Festland zurück und begeben sich auf die Wanderschaft. Ein nahezu unendliches Abenteuer in einer sehr kriegerischen Zeit Englands beginnt und Losian, der von allen als Anführer akzeptiert wird, beschleicht das Gefühl, Schuld am Krieg um die Königskrone zu sein. Doch auf der Suche nach Losians Herkunft, denn nur seine wahre Identität kann ihm Aufklärung darüber geben, ob er tatsächlich schuldig ist, treffen die Gesellen nicht nur auf feindselige Raufbolde und machthungrige Ritter, sondern sie machen auch die Bekanntschaft eines Henry Plantagenet. Dieser Henry ist kein Geringerer als der Sohn der Kaiserin Maud, die eigentlich anstelle des Königs Stephen de Blois auf dem englischen Thron sitzen sollte.

Die fiktive Handlung um Losian und seiner Freunde wurde äußerst geschickt in die Ereignisse um den Machtkampf zwischen dem späteren Heinrich II. und seinem Widersacher Stephen de Blois gesponnen. Die Autorin schafft es auf diese Weise, dem Leser bzw. Hörer die historischen Ereignisse in fast spielerischer Weise nahe zu bringen, ohne dass dieser das Gefühl hat, ein Lehrer mit erhobenen Zeigefinger würde vor ihm stehen. Anhand dieses Buches bzw. Hörbuches macht das Eintauchen in die Geschichte Englands besonders viel Spaß. Die Beschreibung winziger Details ist so vollkommen, dass man glauben könnte, die Autorin hätte mit einer Kamera im mittelalterlichen England gestanden und alles festgehalten. Selbst die Zweikämpfe und Schlachten, die genau wie die Liebe und Zweisamkeit unweigerlich zu einem Abenteuerroman gehören, sind wegen ihrer unnachahmlichen Darstellung fest im Gedächtnis eingebrannt. In Sachen Liebe wird nicht nur die zwischen Mann und Frau zum Thema, sondern einnehmend ist immer wieder die Fürsorge der Schicksalsgesellen untereinander, die wirklich aus tiefem Herzen zu kommen scheint.

Da sich die Handlung über fast zehn Jahre hinzieht, ohne dabei auch nur ein einziges Mal von ihrer Spannung einzubüßen, ist die personelle Ausstattung erwartungsgemäß nicht gerade gering. Die auf dem Hörbuchcover enthaltene Liste der historisch belegten Personen ist dabei sehr hilfreich. Bewusst wurde dieses Mal bei der Gestaltung darauf geachtet, die fiktiven Personen nicht in einer Liste zu benennen, um dem Leser/ Hörer die Unterscheidung zwischen realen und fiktiven Personen zu erleichtern. Von besonderer Stärke aber erweist sich die Darbietung des Hörbuches als inszenierte Lesung. Mit opulenten mittelalterlichen Klängen wird in die einzelnen Kapitel und Abschnitte eingeführt, die den mit sehr subtilen Stimmen agierenden Berliner Schauspieler Detlef Bierstedt, auf besondere Weise unterstützen. Musikalisch werden verschiedene Themen benutzt, so dass der Hörer anhand der Klänge auf die Handlung hingewiesen wird: kraftvolles Orchester für Schlachtszenen oder Szenen am Hofe, sanfte Melodien für Momente der Zweisamkeit. Aber nicht nur Musik, sondern auch Geräusche lassen den Hörer in die Handlung eintauchen: Pferdegewieher, Schlachtgetümmel, das Aufeinanderprallen der Schwerter, die Schreie der Besiegten. Alles das, verbunden mit den höchst unterschiedlichen Stimmen des Vorlesers, macht das fast 15stündige Hörbuch zu einem Hörgenuss.

Die Inszenierung der Lesung bietet weitaus mehr als nur einen vorgelesenen Roman und stellt aus meiner Sicht deshalb einen Vorteil gegenüber der gebundenen Ausgabe dar. Alleine deshalb, aber nicht nur, ist dieses Hörbuch zu empfehlen. Die Verbindung der historischen Ereignisse mit einer abenteuerlichen Handlung stellt mindestens einen ebenso großen Grund dar. Selbst der Geschichtsinteressierte, der sonst kaum etwas anderes als ein Fachbuch vor der Nase hat, wird seinen Gewinn aus den spannenden Geschichten um Losian und seiner Weggefährten ziehen.