Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2024

Ein gemütlicher und spannender Cornwall-Krimi mit Sandra Flemming

Die Braut sieht rot
0

Rebecca Michéle präsentiert mit diesem Roman einen fesselnden Krimi, der im idyllischen Cornwall im Süden Englands spielt. Die Hauptprotagonistin, eine Hotelbesitzerin, steht der berühmten Miss Marple ...

Rebecca Michéle präsentiert mit diesem Roman einen fesselnden Krimi, der im idyllischen Cornwall im Süden Englands spielt. Die Hauptprotagonistin, eine Hotelbesitzerin, steht der berühmten Miss Marple in nichts nach und ermittelt mit beeindruckendem Geschick.

In Cornwall, wo der Sommer herrscht, sorgt Sandra Flemming als Inhaberin nicht nur für ihre Gäste im Higher Barton Romantic Hotel, sondern auch für ihr Zimmermädchen Imogen. Imogen ist unsterblich in einen Adeligen verliebt, doch dessen Mutter ist gegen ihre Beziehung. Um Lady Claire, die zukünftige Schwiegermutter, von Imogens Qualitäten zu überzeugen, planen die Liebenden einen gemeinsamen Urlaub im Hotel. Aber dann passiert ein Mord in der Gegend, und das Opfer sieht Lady Claire überraschend ähnlich.

Direkt danach passiert ein weiterer Angriff. Dieses Mal trifft es tatsächlich Lady Claire. Der Freund der Hotelbesitzerin und Hobbydetektivin Sandra Flemming, Detective Chiefinspector Christopher Bourke, war gerade noch besorgt um seine Polizeiwache in Lower Barton, als er plötzlich alle Hände voll zu tun hat. Er gibt liebevoll seiner Partnerin den Rat, sich von den Ermittlungen fernzuhalten. Die Braut sieht rot.

Auch dieser Kriminalroman von Rebecca Michéle ist ein gemütlicher und schöner virtueller Urlaub. Die Beschreibungen zu Landschaft, Sehenswürdigkeiten und Gepflogenheiten sind einfach hinreißend. Man erfährt sehr viel über diesen Landstrich und wenn man wie ich diese Region schon mehrfach bereist hat, dann ist das Eintauchen in diesen Roman wirklich wie ein kleiner Urlaub. Man wird an so viele Erlebnisse erinnert, denen man selbst dort begegnet ist. Einfach wunderschön.

Aber das bedeutet nicht, dass die Spannung eines Krimis vernachlässigt wird, ganz im Gegenteil! Die Geschichte ist voller Spannung und reines Cosy Crime. Es gibt viele überraschende Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Handlungssträngen. Egal, ob es um die romantische Beziehung zwischen dem Zimmermädchen und dem jungen Adligen geht oder um die Angriffe auf die rothaarigen Damen in der Stadt – hier ist alles möglich und jede Wendung wird dich überraschen.

„Die Braut sieht rot“ ist ein fesselnder cornischer Kriminalroman, der nicht nur eine spannende Geschichte bietet, sondern auch die wunderschöne Landschaft der Region lebendig werden lässt. Die Figuren rund um das Ermittlerteam sind charmant und gut ausgearbeitet, was das Mitfiebern leicht macht. Besonders toll sind die vielen Sehenswürdigkeiten und Ausflugstipps, die man beim Lesen entdeckt – perfekt für Reisende!

Leider ist das Buch viel zu schnell zu Ende gelesen, und man möchte eigentlich gar nicht Abschied nehmen. Ein echtes Muss für Krimifans und Cornwall-Liebhaber!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Jack Reacher auf der Suche nach seinen Wurzeln …

Der Spezialist
0

Dies ist Band 23 der Jack-Reacher-Reihe von Lee Child. Anders als in vorherigen Romanen gibt es hier keinen Verbrechensfall, der von Jack Reacher gelöst werden muss. Dass es am Ende schließlich doch anders ...

Dies ist Band 23 der Jack-Reacher-Reihe von Lee Child. Anders als in vorherigen Romanen gibt es hier keinen Verbrechensfall, der von Jack Reacher gelöst werden muss. Dass es am Ende schließlich doch anders ist, steht auf einem anderen Blatt.

»Der Spezialist« spielt bis weit über die Hälfte hinaus hauptsächlich in zwei getrennten Handlungssträngen. Der erste Handlungsstrang dreht sich um Jack Reacher und seine Vergangenheit. Auf seinem Weg in das südwestliche San Diego zwecks Überwinterung in einem wärmeren Landstrich entdeckt Reacher eher durch einen Zufall den Ort Laconia, an dem seine Großeltern gelebt und sein Vater geboren wurde. Ahnungslos begibt sich Reacher auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie, um ein wenig herumzustöbern und die Umgebung zu erkunden. Auf den spuren seines Vaters tritt er unwissentlich einigen Leuten auf die Füße, was anfangs jedoch völlig unwichtig erscheint.

Im zweiten Handlungsstrang treffen wir auf Paddy und Shorty, zwei junge Menschen, die einen frischen Start anstreben und von zu Hause abgehauen sind, um im Süden etwas Neues aufzubauen. Während ihrer Reise in den Süden streikt plötzlich ihr Auto. Sie müssen nach einem Motel suchen und haben Glück, dass eins abseits im Wald zu finden ist. Dort planen sie, das Auto zu reparieren.

Allerdings hat ihr Aufenthalt im Motel unerwartete Konsequenzen. Bereits in der ersten Nacht geschehen mysteriöse Dinge, als Paddy versucht, nach draußen zu gehen und Luft zu schnappen. Für einen kurzen Moment hat sie das Gefühl, dass sich die Tür nicht öffnen lässt. Am nächsten Morgen erzählt sie Shorty davon, doch dieser hat überhaupt keine Probleme damit, die Tür zu öffnen.

Die Männer im Motel, die äußerst höflich und hilfsbereit erscheinen, wirken dennoch unheimlich auf die beiden jungen Leute und es scheint, dass sie sie daran hindern wollen, ihre Reise fortzusetzen.

Sowohl der Handlungsstrang von Reacher als auch der des Paares finden am selben Ort statt. Das ist zunächst die einzige Gemeinsamkeit. Obwohl sich das Motel einige Meilen außerhalb von Jacks Aufenthaltsort befindet, gehört es immer noch zum selben County. Erst in der zweiten Hälfte des Buches werden die Handlungsstränge miteinander verknüpft. Ganz sanft, denn man spürt, dass auch Jack nochmal einen Schlafplatz für eine Nacht benötigen wird.

Aber bereits zuvor war es spannend, wie die beiden Stränge zusammengeführt werden würden. Letzten Endes dreht es sich darum, ob Jack dem Pärchen helfen kann.

Es macht Spaß, Jack Reacher in »Der Spezialist« dabei zuzusehen, wie er bei den Recherchen den Ärger auf sich zieht. Und seine Partnerin in diesem Roman ist wieder eine Ermittlerin – Detective Amos. Typische Kleinstadtpolizistin, die wie ihr Chef keinen Ärger will. Sie setzt alles daran, Reacher aus der Stadt zu verbannen, kann letztendlich aber seine Argumente nicht ignorieren. Ein wunderbares Spielchen zwischen den Beiden, was beste Unterhaltung bietet.

In dieser Geschichte hat Reacher nicht nur die Spuren seiner Familie entdeckt, sondern auch eine aufregende Verbindung zu einer Polizistin in der Kleinstadt geknüpft. Währenddessen entpuppen sich die Motel-Besitzer als wahre Meister in perfiden Spielen mit ihren Gästen Paddy und Shorty. Es bleibt spannend, wie sich all diese Fäden miteinander verweben und was das für Reacher bedeutet. Wenn euch dieser Einblick in die packende Handlung gefallen hat, teilt den Blogpost doch mit euern Freunden in den sozialen Medien! Lasst uns wissen, was ihr denkt!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 18.10.2024

Heldenhafte Frauen in Vietnam

Die Frauen jenseits des Flusses
0

Dieser Roman von Kristin Hannah geht emotional sehr tief und berührt unheimlich. An diesem Roman ist nichts schnulzig, obwohl es auch eine Liebesgeschichte gibt, die aber nicht das Thema darstellt, denn ...

Dieser Roman von Kristin Hannah geht emotional sehr tief und berührt unheimlich. An diesem Roman ist nichts schnulzig, obwohl es auch eine Liebesgeschichte gibt, die aber nicht das Thema darstellt, denn das geht viel weitreichender. Die romantische Geschichte dabei unterstützt das Verständnis für das wirkliche Thema in ganz besonderer Weise.

Worum geht es? Soldaten werden 1966 in den Krieg nach Vietnam geschickt. Für die Amerikaner hat dieser Krieg gerade erst begonnen. In der Familie McGrath ist der Vater stolz auf die familiäre Vergangenheit. In seinem Büro gibt es eine Galerie mit Bildern, auf denen die Vorfahren in Uniformen und mit Orden aus den unterschiedlichsten Kriegen abgebildet sind. Es gibt eine Party zur Verabschiedung des Sohns Finley, der sich für einen Einsatz in Vietnam eingeschrieben hatte. Der Vater beglückwünscht ihn für das “große Abenteuer”.

Frances Grace McGrath, genannt Frankie, die kleinere Schwester von Finley, ist ebenfalls stolz auf ihn. Aber sie hatte schon die gesamte Kindheit zu ihrem großen Bruder aufgeschaut. Es dauert nicht lange und die Familie wird darüber informiert, dass Finley McGrath heldenhaft im Krieg gefallen ist. Der Schock und die Trauer gehen sehr tief. Doch zur Beisetzung werden ihnen lediglich ein Paar Feldstiefel übergeben, die angeblich Finley gehört hatten.

Frankie trifft einen weitreichenden Entschluss. Auch sie möchte ihren Vater stolz machen und sucht Möglichkeiten, nach Vietnam zu gehen. Krankenschwester scheint ihr ein machbarer Weg. Doch bei den Marines und der Airforce müsste sie zunächst zwei Jahre in den USA in einem Krankenhaus lernen, bevor sie nach Vietnam geschickt würde. Das dauert ihr zu lange und sie erfährt, dass die Army sie nach einem mehrwöchigen Grundlehrgang gleich in den Krieg ziehen lassen würde. Stolz verkündet sie ihren Eltern, dass sie sich für Vietnam verpflichtet hat. Ihr Vater verlässt ohne ein Wort den Raum.

Was dann die junge Krankenschwesterschülerin Frances McGrath an ihrem ersten Tag in Vietnam erlebt, ist weit entfernt von dem, was sie im Grundlehrgang erfahren hat.

Thema des Romans, von dem ich bereits oben gesprochen habe, ist das Sichtbarmachen der weiblichen Helden während des Vietnam-Krieges in den 1960er Jahren. Viele Amerikaner hatten kein Verständnis dafür, dass Amerika Soldaten nach Vietnam schickte. Es waren aber nicht nur Männer, die dort hingingen. Es waren auch sehr viele Frauen dabei, die meist als Krankenschwestern in den Lazaretten unter Feindbeschuss ihre heldenhafte Arbeit leisteten. Nichtsdestotrotz waren diese Frauen Armeeangehörige und trugen Offiziersränge und Uniformen, die aber in den Dschungellazaretten keine Rolle spielten.

Bei der Rückkehr aus Vietnam wurden die Soldaten oft von den Bürgern beschimpft. Die Soldaten haben viele schlimmen Sachen erlebt und mit ansehen müssen, teils selbst ausführen müssen. Sie waren traumatisiert und es ist bekannt, dass sehr viele Drogen konsumiert wurden. Doch in der Heimat sollten sie keine Hilfe bekommen. Für die weiblichen Soldaten war die Rückkehr noch viel schlimmer: Es hat sie in der Öffentlichkeit gar nicht gegeben. “Frauen waren nicht in Vietnam!”

Dieser Roman hat mich persönlich sehr emotional mitgenommen. Ich habe mich so in die Szenerie hineinversetzen können, als wäre ich live dabei. Mich überzog sehr oft eine Gänsehaut. Und ich muss gestehen, ich musste bei aller Spannung, die die Geschichte bot, zweimal eine Pause von zwei bis drei Tagen machen und einen anderen Roman zwischendurch lesen, weil mich die Geschichte so mitnahm, dass ich nicht darin verharren durfte. Sie hat mich glatt umgehauen.

Dieser historische Roman zeigt auch sehr eindringlich, wie sich in “Notgemeinschaften” schnell Freundschaften bilden. Es waren Freundschaften, die sich so schnell gebildet haben und doch so tief gehen, dass es schmerzt, wenn sie auseinandergehen. Und in einem Krieg gehen Freundschaften auseinander, weil Menschen getötet werden, weil sie verletzt werden, oder auch weil Menschen in die Heimat zurückkehren. Kristin Hannah schafft die Illusion, dass man sich als Leser diesen Freundschaften zugehörig fühlt.

Mir standen manchmal die Tränen in den Augen, weil das Unheil des Krieges so bildhaft beschrieben wurden, dass einem dieses Grauen sehr nahe geht. In diesem Roman liegen Trauer und Freude oft ganz nah beieinander.

»Die Frauen jenseits des Flusses« ist ein fesselndes Buch, das den Leser sofort ins Geschehen hineinzieht. Die bildhafte Beschreibung macht es fast so, als wäre man selbst Teil der Geschichte. Es beleuchtet eine oft ignorierte Perspektive des Vietnam-Kriegs und bietet spannende Einblicke in die Hintergründe von PTBS. Besonders beeindruckend ist, dass es zeigt, wie auch Frauen Helden sein können. Die Figuren sind liebenswert, haben aber viel Leid erfahren, was das Buch emotional greifbar macht.

Natürlich wird das Leid des Krieges nicht ausgespart, was manchmal ganz schön heftig sein kann. Auch die Darstellung mancher Greueltaten ist nicht ohne, aber für das Gesamtbild unabdingbar. Insgesamt ein großartiges Werk, das zum Nachdenken anregt und das man nicht so schnell vergisst. Absolut empfehlenswert für jeden, der tiefere Einblicke in historische Themen sucht!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.10.2024

spannende Agentengeschichte

Pflicht und Ehre
0

Dies ist der mittlerweile 19. Thriller mit der Hauptfigur Jack Ryan. Nachdem ich die Kinofilme und die Fernsehserien gesehen hatte, war es endlich mal an der Zeit, einen Roman zu lesen. Tom Clancy, der ...

Dies ist der mittlerweile 19. Thriller mit der Hauptfigur Jack Ryan. Nachdem ich die Kinofilme und die Fernsehserien gesehen hatte, war es endlich mal an der Zeit, einen Roman zu lesen. Tom Clancy, der auf jeden Fall mit “Jagd auf Roter Oktober” berühmt wurde, hat den vorliegenden Roman allerdings nicht selbst geschrieben, denn er verstarb bereits 2013. Aber für den Autor Grant Blackwood war es nicht der erste Roman aus dieser Reihe, den er im Namen des großen Autors verfasste.

Jack Ryan junior, der Sohn des Präsidenten, hat gerade eine Auszeit von seinem Job beim geheimen Nachrichtendienst Campus genommen. Er wurde beurlaubt. Doch plötzlich wird er Ziel von Anschlägen. Der erste Überfall erfolgte vor einem Supermarkt und überraschte ihn komplett. Obwohl er weiß, dass er den Vorfall eigentlich seinen Kollegen oder den Secret Service melden sollte, bleibt er sich als Hitzkopf treu und versucht alleine herauszubekommen, wer und warum man es auf ihn abgesehen hat. Er hat einen Verdacht, dass diese Angriffe mit seiner Beziehung zu einer iranischen Geheimdienstagentin zusammenhängen könnten. Aber bei seinen Ermittlungen stößt er auf etwas völlig Unerwartetes. Eine blutige Spur führt ihn zur Rostock Security Group.

Das private Sicherheitsunternehmen hat sich zu einem Riesen in der Branche entwickelt. Bei Jack Ryan kommt der Verdacht auf, dass diese deutsche Firma möglicherweise Terroranschläge vortäuscht, um ihre eigene Bedeutung zu untermauern. Immerhin geht es in der Sicherheitsbranche um eine Menge Geld, eine ganze Menge Geld. Alleinstehend tritt Jack Ryan dem Kampf gegen die illegale Miliz entgegen. Ihr nächstes Ziel ist ein Staudamm. Falls dieser zerstört wird, schweben Tausende Menschen in Lebensgefahr.

„Pflicht und Ehre“ ist ein spannender Thriller, der mit actionreichen Verfolgungsjagden und einem fesselnden Geheimdienstplot aufwartet. Die kurzen Kapitel machen das Lesen im Handumdrehen möglich und die bekannten Figuren, wie Jack Ryan, sorgen für zusätzliche Spannung. Die europäischen Schauplätze verleihen der Handlung einen besonderen Flair.

Allerdings gibt es auch einige Schwächen. Die weitschweifigen Wegbeschreibungen und die übertrieben detaillierten Straßenverläufe lassen den Thriller manchmal aufgebläht wirken. Man hat das Gefühl, der Autor hat sich eher auf Google Maps verlassen als auf eigene Erlebnisse.

Insgesamt ein unterhaltsames Buch, wenn man sich für spannende Agentengeschichten interessiert, aber man sollte sich auf etwas langatmige Passagen einstellen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 08.10.2024

Literatur auf Korn genommen

Lies mir das Buch vom Tod
0

Dies ist ein solider Kriminalroman von Christoph Güsken, der in Münster beheimatet ist. Es ist der achte Roman um den ehemaligen Hauptkommissar Niklas de Jong, der nicht müde wird, immer wieder darauf ...

Dies ist ein solider Kriminalroman von Christoph Güsken, der in Münster beheimatet ist. Es ist der achte Roman um den ehemaligen Hauptkommissar Niklas de Jong, der nicht müde wird, immer wieder darauf hinzuweisen, dass er Exkommissar und nicht Kommissar ist.

Münster strebt wie viele andere Städte danach, ein Zuhause für Bücher zu werden. Während der Veranstaltung Münster liest soll die Stadt eine ganze Woche lang wie ein aufgeschlagenes Buch für Einwohner und Besucher sein. Allerdings wird die ungetrübte Freude am Lesen abrupt unterbrochen, als im neuen Landesmuseum eine Leiche mit gebrochenem Genick in einer Ausstellung für Kriminalromane entdeckt wird.

Normalerweise meidet Exhauptkommissar de Jong Mordfälle, aber in diesem Fall handelt es sich um eine persönliche Angelegenheit, da der Tote sein Freund Ollie Frings war. Es gibt bestimmte Fragen, die er unbedingt beantworten möchte. Beispielsweise, ob es möglicherweise einen Zusammenhang mit der beliebten Büchertalkshow Menetekel gibt, die Ollie kurz vor seinem Tod moderiert hat. Zusätzlich wird de Jong gebeten, einige undurchsichtige Aspekte aufzuklären.

Es dauert nicht lange, bis sich im literarischen Umfeld bald ein weiterer Mord ereignet. Während die Kripo hektisch ermittelt, um weitere Opfer zu verhindern und den Ruf der Stadt zu schützen, führt de Jong’s Spur zurück in die frühen Neunzigerjahre, zu seinem ersten Kriminalfall als junger Polizist in Münster. Damals wurde ein Doppelmord am Berg Fidel begangen, der von den Medien als der schrecklichste Verbrechen der Stadtgeschichte, bekannt als der Mundharmonika-Mord, bezeichnet wurde. Dieser Fall wurde nie aufgeklärt. Bis heute …

Christoph Güsken hat mit der Rückblende auf den ersten Fall des jungen Polizisten sozusagen eine zweite Geschichte in einem separaten Handlungsstrang konstruiert. Dieser weitere Handlungsstrang sorgt für zusätzliche Spannung.

Das Polizeiteam hat Schwierigkeiten aufgrund der großen Anzahl von Verdächtigen. Besonders der Leiter der Kripo möchte die Fälle so schnell wie möglich abschließen, um den Druck von der Presse und seinem eigenen Ruf zu nehmen. Allerdings stehen sie vor einer Vielzahl von Lügen, Betrug und Geheimnissen, die der ehemalige Kommissar erkennen kann, aber nicht das Kripoteam. Zusätzlich hat der Hauptkommissar mit einem persönlichen Problem zu kämpfen. Und auch ich selbst hätte nie den Täter erkannt, der mir auf dem Literaturfestival immer wieder begegnet.

Die Figuren, denen ich hier begegne, erscheinen alle vielschichtig und sorgfältig gezeichnet. Es scheint, als würde jeder diese Menschen kennen. Der Autor integriert sie geschickt in eine teils arrogante und elitäre Literaturszene und gibt uns einen kleinen Einblick in die Realität dieser Szene.

Trotz einiger weit hergeholterf Szenen fügen sich diese dank des subtilen Sarkasmus und des humorvollen Schlagabtauschs in der wörtlichen Rede zu einem unterhaltsamen Bestandteil des Kriminalfalls zusammen.

Christoph Güsken hat mit seinem Buch »Lies mir das Buch vom Tod« eine spannende, interessante und unterhaltsame Geschichte geschaffen, die mir dank des humorvollen Tons und der literarischen Festivalatmosphäre in Münster viel Freude bereitet hat.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

  • Einzelne Kategorien
  • Cover