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Veröffentlicht am 03.06.2024

behütet, aufgewachsen und beneidet auf Rosewood Hall

Die Tote von Rosewood Hall
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Dieser historische Roman von Annis Bell ist der erste von drei Romanen aus der Lady-Jane-Reihe, deren Handlung in der viktorianischen Zeit in England spielt. Die Schauplätze sind hauptsächlich in London, ...

Dieser historische Roman von Annis Bell ist der erste von drei Romanen aus der Lady-Jane-Reihe, deren Handlung in der viktorianischen Zeit in England spielt. Die Schauplätze sind hauptsächlich in London, Wiltshire, Devon und Cornwall.

Im Jahr 1860 in Wiltshire: Lord Henry Pembroke hat sich große Mühe gegeben, einen Ball für seine geliebte Nichte Lady Jane in Rosewood Hall auszurichten. Auf der Gästeliste sind die begehrtesten Junggesellen der Londoner Gesellschaft, da der kranke Lord sicherstellen möchte, dass die Zukunft seiner geliebten Nichte, die ihm wie eine Tochter ist, gesichert ist. Doch der Abend nimmt eine völlig unerwartete Wendung …

Ein verletztes Mädchen stürzt in der winterlichen Ballnacht durch den Park von Rosewood Hall und wird von Lady Jane entdeckt. Jane ist eine junge Frau und anders als Frauen normalerweise in ihrem gesellschaftlichen Umfeld. Sie hat enorm viel Selbstbewusstsein und bringt das namenlose Mädchen in den Wintergarten.

Doch das Mädchen ist schwer verletzt und so bittet die Sterbende Jane kurz vor ihrem Tod, ihre Freundin Mary zu finden und vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren. Jane fühlt sich von dem Leiden des Mädchens tief berührt und verspricht, zu helfen.

Unerwartete Unterstützung erhält Jane von Captain Wescott, einem zurückhaltenden, etwas düsteren, aber auch attraktiven Mann, der unverhofft und dank des schwerkranken Onkels ihr Ehemann wird. Doch vertrauen kann und mag Lady Jane ihm nicht. Sie begibt sich auf die Suche nach der Freundin des kleinen Mädchens, das in ihren Armen starb.

Die Spannung in diesem Roman nährt sich aus verschiedenen Strängen. Zunächst ist da die Beziehung zwischen Lady Jane und Captain Westcott. Dann versucht Jane ihrer Verpflichtung des toten Mädchens gegenüber nachzukommen und deren Freundin Mary zu suchen. Schließlich geht es darum, denjenigen zu finden, der für den Tod des Mädchens verantwortlich ist. Daraus resultieren dann auch Ermittlungen rund um die Machenschaften in den Kinderheimen.

Die Örtlichkeiten und Figuren sind der viktorianischen Zeit angepasst. Letztere sind für mich gut und ausreichend charakterisiert. Ich kann mit ihren Gefühlen und Verhaltensweisen gut etwas anfangen.

»Die Tote von Rosewood Hall« von Annis Bell ist ein historischer Kriminalroman, denn es wird nicht gerade wenig ermittelt. Auch wenn es vorrangig um die Suche nach einem Mädchen geht, werden doch wesentlich härtere Verbrechen dabei aufgeklärt. Annis Bell hat ihre Protagonistin deshalb mit einer großen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Roman als unterhaltsamer, spannender und historischer Krimi ein fesselndes Leseerlebnis bietet. Mit seinen vielschichtigen Handlungssträngen und spannenden Ermittlungen in verschiedene Richtungen hält er die Leser von Anfang bis Ende bei der Stange. Besonders die Beziehung zwischen Jane und Wescott sorgt für emotionale Tiefe und lässt die Leser mitfiebern. Die Präsenz der Schurken in den Heimen verleiht der Geschichte zusätzlich eine packende Atmosphäre. Insgesamt ist dieser Roman ein gut zu empfehlender Roman für alle, die nach einer unterhaltsamen und fesselnden Lektüre suchen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 15.05.2024

Ist Willow »Das Lamm, das zu viel wusste«?

Das Lamm, das zu viel wusste
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Thomas Chatwin, der Autor von »Das Lamm, das zu viel wusste«, ist ein großer Fan und Kenner von Cornwall. Seine Romane zeugen von seiner Liebe für diese schöne Region im Süden Englands. Als langjähriger ...

Thomas Chatwin, der Autor von »Das Lamm, das zu viel wusste«, ist ein großer Fan und Kenner von Cornwall. Seine Romane zeugen von seiner Liebe für diese schöne Region im Süden Englands. Als langjähriger Freund von Rosamunde Pilcher, der Bestsellerautorin, bringt er in seinen Geschichten gemütliche Krimi-Atmosphäre und jede Menge Lokalkolorit mit ein. Man merkt, dass er für die Pilcher-Verfilmungen im ZDF verantwortlich war, denn er weiß genau, wie man einen unterhaltsamen Kriminalroman gestaltet.

Die Familie Doyle plant, die Sonnenwende gemeinsam am Strand zu feiern. Jedoch machen sie eine schockierende Entdeckung, als sie das extra gemietete Strandhaus betreten: Vor einem festlich gedeckten Teetisch finden sie zwei leblose Personen in typisch britischer Pose.

Die Neugier der Doyles wird immer geweckt, sonst wären sie nicht die Doyles. Kate, eine erfolgreiche True-Crime-Podcasterin, erkennt die verstorbene Frau sofort als ihre langjährige Schulfreundin April, die sie seit vielen Jahren nicht mehr getroffen hat. Es stellt sich jedoch heraus, dass sowohl diese alte Freundin als auch der tote Mann an ihrer Seite ein Betrüger-Pärchen sind, das landesweit gesucht wird.

David (Kate Doyles Freund), der einst als Forensiker arbeitete und nun eine Schaffarm betreibt, vermutet, dass der Tod durch Gift verursacht wurde.

Befürchtungen, dass der Tee vergiftet ist, werden durch eine Analyse im Labor von Onkel Brian, seines Zeichens Biologieprofessor, bestätigt. Es handelt sich um eine hochtoxische Substanz, die den Tod verursacht hat. Die Doyles setzen ihre eigenen Ermittlungen fort, um den Täter zu finden, während die Polizei immer noch nicht eingetroffen ist. Kate und David entdecken Hinweise, die darauf hindeuten, dass das Betrüger-Pärchen in geheimnisvolle Machenschaften verwickelt war. Sie stoßen auf eine Spur, die sie zu einem Hehler führt. Ihre Entschlossenheit, die Wahrheit aufzudecken, wird nur noch stärker.

Um eine ganze Familie mit all ihren Charakteren vorzustellen, gibt es nichts Besseres als eine Familienfeier zu organisieren. Thomas Chatwin hat das auf clevere Weise geschafft. Es ist von großer Bedeutung, die Doyles auseinanderzuhalten, da sie alle ermitteln und es so viele von ihnen gibt, wenn man Freunde, Lebensgefährten und Bekannte miteinbezieht.

Hervorragend bildhaft beschreibt der Autor Cornwall als eine Region, die zum Verlieben einlädt. Die beschriebenen Orte und Landschaften sind so malerisch und charmant, dass man sofort den Wunsch verspürt, dorthin zu reisen. Die Häuser und Gärten, von denen Thomas Chatwin schwärmt, scheinen voller Geschichte und Charakter. Man kann sich förmlich vorstellen, wie es ist, in einem solchen idyllischen Umfeld zu wohnen. Aber nicht nur die Umgebung ist faszinierend, auch das Verhalten der Menschen dort wird als herzlich und gastfreundlich beschrieben. Man spürt förmlich die Wärme und Offenheit, die dieses Fleckchen Erde auszeichnet. Wer auf der Suche nach einem Ort zum Verlieben ist, sollte unbedingt Cornwall besuchen oder mindestens diesen Krimi lesen.

Thomas Chatwin beschreibt Familie Doyle als eine wissbegierige und sympathische Großfamilie. Sie besteht aus einer Vielzahl von Bekannten, Verwandten und befreundeten Personen, die immer zur Stelle sind, wenn Hilfe benötigt wird. Sobald auch nur ein kleiner Hinweis auftaucht, erwacht die Neugierde in ihnen und jemand aus der Familie eilt zur Unterstützung herbei. Dabei behalten sie stets ihren Humor und haben dabei immer eine Menge Spaß.

Kate Doyle wurde von der Familienmatriarchin Grandma auserkoren, die Fäden bei dem aktuellen Mordfall in der Hand zu halten und alles zu koordinieren. Doch schließlich scheint das Lamm Willow den richtigen Weg zu kennen und die Familie auf die richtige Spur zu führen. Der Autor beschreibt die Doyle-Familie als lebendiges Beispiel dafür, wie Zusammenhalt und Interesse an anderen dazu führen können, dass das Leben erfüllt und aufregend wird. Als Leser mag man gerne dazugehören.

Die Spannung in diesem Roman ist geheimnisvoll und fesselnd. Es gibt zahlreiche Verdächtige, jedoch keine eindeutigen Hinweise zu Beginn. Stets werden Einblicke in die Vergangenheit gewährt, weil es sich bei Kate und dem einen Opfer um eine alte Freundschaft handelt. Der Autor hat einen komplexen Handlungsverlauf geschaffen, der die Leser verwirrt und bei dem es zum Ende hin sogar heikel und turbulent wird. Durch sein gründliches Wissen über die Regionen Südenglands und die Kunst des Erzählens mysteriöser Geschichten erschafft er eine fesselnde Atmosphäre, die den Leser in den Bann zieht.

Ein spannender Krimi, der sowohl Cornwall-Fans als auch potenzielle Fans und erst recht Fans von Cosy Crime anspricht, mit frischem und unterhaltsamem Stil.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 15.05.2024

Rasantes Treiben in zwei Strängen

Die 7 Sünden
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Dies ist der siebte Band von James Patterson aus seiner Reihe um den Frauen-Mord-Club, der Gruppe von vier Freundinnen, die sich gegenseitig helfen, Täter zu fassen. Allerdings sind es keine nichtsahnend ...

Dies ist der siebte Band von James Patterson aus seiner Reihe um den Frauen-Mord-Club, der Gruppe von vier Freundinnen, die sich gegenseitig helfen, Täter zu fassen. Allerdings sind es keine nichtsahnend en Mädchen, die nur mal Lust zur Mörderjagd haben. Sie sind alle vom Fach: Lindsay ist Detektive beim San Francisco Police Department, Claire ist Gerichtsmedizinerin, Yuki ist Staatsanwältin und Cindy ist Kriminalreporterin beim San Franzisco Chronicle.

Nachdem ich die ersten sechs Bände im Original in englischer Sprache gelesen hatte, war es nun mal an der Zeit, einen weiteren Band, von denen es mittlerweile weit über zwanzig gibt, zu lesen.

Als Einstieg wird dem Leser sofort der erste Mord präsentiert. Ein offenbar gutsituiertes Ehepaar wird in ihrem eigenen Haus dem Tod durch Flammen geweiht. Zwei junge Männer treiben ihre Spielchen mit ihnen, fesseln sie und zünden dann das Haus an. Lindsay Boxer vom SFPD wird mit ihrem Partner zum Tatort beordert.

Parallel dazu gibt es einen anonymen Hinweis zu einem jungen Mann, der aus einer megareichen Familie stammt. Er war vor drei Monaten spurlos verschwunden. Nach ihm wird noch gesucht. Der Medienspektakel ist sehr groß. Dank des Hinweises können die Ermittlungen voranschreiten. Es wird eine junge Frau, die als Prostituierte arbeitet, festgenommen. Die junge Staatsanwältin Yuki Castellano will alles daran setzen, die Prostituierte für einen Mord an der Jugendlichen hinter Gitter zu bringen.

Beide Handlungsstränge lassen den Leser an der Geschichte kleben. Man kann auch nicht ausschließen und vermutet irgendwo einen Zusammenhang zwischen ihnen. Das ist natürlich von James Patterson dramaturgisch so gewollt. Zum Pageturner wird der Roman aber auch wegen seiner enorm kurzen Kapitel von ein bis drei Seiten.

Obwohl ein Großteil aus dem Figurenensemble nun schon im siebten Band zusammen agiert, gibt es auch im privaten Umfeld der Figuren stetige Weiterentwicklungen. Im Mittelpunkt stehen zwar die vier Freundinnen, aber sie haben ja auch Ehepartner, Lebenspartner, Ex-Partner privat und im Dienst, Kinder etc. Jede Menge kribbeliger Konflicktstoff, der die Leser neugierig macht, wie die einzelnen Konflickte gelöst werden.

Erzählt wird der Thriller aus zwei Perspektiven, was ihn auch unbedingt interessant macht. Jegliches Geschehen rund um Lindsay Boxer wird von ihr selbst als Ich-Erzählerin wiedergegeben. In Szenen, bei den Boxer keine Rolle spielt und keinen Auftritt hat, erzählt ein auktorialer Erzähler in der dritten Person. Diese beiden Sichtweisen fallen aber beim Rasen durch die Seiten gar nicht so dolle auf. Nur wenn Boxer erzählt, wird es etwas persönlicher. Dabei ist diese Erzählperspektive in Krimis und Thriller allerdings meist den Privatdetektiven vorbehalten. Für Polizisten wird sie von Autoren eher selten angewendet.

Kleine Kritik richtet sich an die deutsche Übersetzung. Zivile Detectives fahren zwar auch Dienstfahrzeuge, aber keine Streifenwagen. Auch wirken Boxers Kapitel manchmal zu sehr nach Tatsachenbericht und es scheinen Emotionen zu fehlen, wie ich sie aus dem Original kenne. Aber dies ist meine persönliche Meinung und sollte keinen vom Lesen oder Kaufen dieses Thrillers abhalten.

Wer amerikanische Polizeiserien wie „Criminal Minds“, „The Mentalist“ oder „FBI“ liebt, der wird sich bei den Thrillern des Womanˋs Murder Club sofort Zuhause fühlen. Spannung, Ermittlungen, private Konflikte, SWAT-Einsätze – es ist alles dabei und macht auch „Die 7 Sünden“ so faszinierend.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 15.05.2024

führt an eine Stätte der Porzellanherstellung

Sherlock Holmes an der Saar
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Der Kriminalroman »Sherlock Holmes an der Saar« von Franziska Franke ist der neueste Sherlock-Holmes-Roman vom KBV Verlag aus der Eifel. Die in Mainz lebenden Franziska Franke schreibt ihre Romane um Sherlock ...

Der Kriminalroman »Sherlock Holmes an der Saar« von Franziska Franke ist der neueste Sherlock-Holmes-Roman vom KBV Verlag aus der Eifel. Die in Mainz lebenden Franziska Franke schreibt ihre Romane um Sherlock Holmes und seinem Partner David Tristram so stilecht, wie es das Original kaum besser machte.

Sherlock Holmes bleibt weiterhin versteckt und reist inkognito als Sven Sigerson gemeinsam mit dem Buchhändler David Tristam. Während seines Besuchs bei einem alten Freund in St. Johann, heute bekannt als Saarbrücken, trifft er zufällig einen Arzt aus Mettlach, der am Vortag ein mysteriöses Paket ohne Absender erhalten hat. Darin befand sich ein wertvoller, antiker Goldkelch. Der Arzt bittet die beiden Herren, das Rätsel für ihn zu lösen. Dieses Rätsel fasziniert Sherlock Holmes sofort, da er bereits vermutet, dass hinter der Sache viel mehr steckt, als es den Anschein hat.

Holmes ist immer bereit für ein Abenteuer, so sagt er schnell zu. Jedoch sobald sie beim Arzt in dem malerischen Ort Mettlach ankommen, dem Standort von Villeroy & Boch, wird im Wald die Leiche einer unbekannten Person entdeckt. Nun wird es für Holmes erst richtig spannend.

Die Klärung der Identität des Toten zieht sich in die Länge und es gibt noch weitere Todesopfer. Der gesamte Ort ist in Aufruhr, während Holmes entspannt angeln geht, in der Hoffnung, einen der berühmten Saar-Riesenwelse zu fangen.

Die Romane von Franziska Franke spielen zwar immer zur selben Zeit, nämlich zum Ende des 19. Jahrhunderts, doch die Handlungsorte sind stets unterschiedlich. Es ist erfreulich zu lesen, mit welcher Leichtigkeit die Autorin die örtlichen Gegebenheiten, das Flair und die Atmosphäre wiedergibt und den Ton trifft, der für Sherlock Holmes angemessen scheint.

Konsequent hält sich die Autorin auch bei »Sherlock Holmes an der Saar« an die bei ihrem ersten Sherlock-Holmes-Roman eingeführte Rahmenhandlung. Der Buchhändler und Verleger Tristram aus Florenz protokolliert seine Freundschaft zu dem Meisterdetektiv und berichtet von seinem Erlebnissen mit ihm. Erzähler des Romans ist also David Tristram und der Prolog gibt meist Aufschluss darüber, wie die folgende Geschichte entdeckt wurde.

Die Lösung am Ende war wirklich unerwartet und erwies sich als überraschend wendungsreich. Ich hatte nicht erwartet, dass der Plot in diese Richtung gehen würde, was das Erlebnis besonders spannend machte. Zusätzlich zur überraschenden Auflösung gab es eine besonders gefährliche Szene, die die Spannung noch weiter steigerte. In dieser Szene wurde deutlich, wie schnell sich die Ereignisse zu einer noch bedrohlicheren Lage entwickeln könnten, was dem Ganzen eine intensivere und dramatischere Note verlieh.

Die Schriftstellerin Franziska Franke ist für ihr beeindruckendes Talent bekannt, in der Tradition von Arthur Conan Doyle mit diesem weiteren Sherlock-Holmes-Roman zu brillieren. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie akribisch und detailgetreu sie die Figuren in ihren Büchern zum Leben erweckt. Obwohl sie den Charakter des Privatermittlers nicht mehr stark verändern kann, da er aus den zahlreichen Romanen und Erzählungen des Originalautors bekannt ist, hat Franke dennoch genügend Spielraum, um ihre eigenen Figuren zu entwickeln oder Nebenfiguren aus früheren Erzählungen weiter auszugestalten. Besonders das Zusammenspiel zwischen Holmes und seinem Freund Tristram, den er während seines Exils in Florenz kennengelernt hat, sorgt für ein delikat amüsantes Leseerlebnis.

»Sherlock Holmes an der Saar« verdient meine uneingeschränkte Empfehlung, es langweilt nie. Ich hoffe auf eine Fortsetzung der Reihe. Die Art und Weise, wie die Rahmenhandlung konzipiert wurde, macht das Lesen zu einem spannenden kriminellen Erlebnis, das nicht nur für eingefleischte Sherlock-Holmes-Fans geeignet ist.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

Veröffentlicht am 07.05.2024

Ein Fall für Struller und Jensen.

Zahltag
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Dies ist ein weiterer Krimi aus der Feder der Krimi-Cops, den echten Polizisten aus Düsseldorf, die sich zu einer äußerst kreativen und humorvollen Schreibgemeinschaft zusammengefunden haben.

Es beginnt ...

Dies ist ein weiterer Krimi aus der Feder der Krimi-Cops, den echten Polizisten aus Düsseldorf, die sich zu einer äußerst kreativen und humorvollen Schreibgemeinschaft zusammengefunden haben.

Es beginnt alles mit einer Beerdigung, die so gemütlich ist, dass man fast vergisst, Trauer zu tragen. Die Handvoll Anwesenden mustern sich gegenseitig mit hochgezogenen Augenbrauen, jeder versucht herauszufinden, wer in diesem bunten Haufen wohl der Gärtner ist und wer zur Mafia gehört. Aber typisch für die Romane der Krimi-Cops, kommt die Spannung schneller als ein Schnupfen im Winter: Was zum Teufel macht denn Oma Jensen bei dieser zwielichtigen Versammlung?

Hauptkommissar Struhlmann, genannt Struller, vom KK11 langweilt sich in seinem Ein-Mann-Büro. Er schaut aus dem Fenster in den Hof des Präsidiums. Es hat einige Zeit keine Toten mehr für ihn gegeben. Ist ja auch kein Wunder, wenn die Zahl der Tötungsdelikte in Düsseldorf abnimmt. Wohingegen sie in Köln drastisch zunimmt. Struller sinniert ernsthaft darüber nach, wie man das in Düsseldorf ändern könnte.

Doch dann wird ein neuer Schreibtisch in sein Büro gewuchtet. Die Möbelpacker teilen ihm mit, dass aus dem Ein-Mann-Büro ein Zwei-Mann-Büro geworden sei. Struller ist empört. Doch dann gibt es doch noch Arbeit für ihn.

Ein Kassensturz der mörderischen Art Im beschaulichen Bilk ist ein harmloser Rentner bei einem Einbruch in seiner Wohnung zu Tode gekommen. Sehr unschön, aber übersichtlich, findet Kriminalhauptkommissar Pit »Struller« Struhlmann auf den ersten Blick. Aber sein feines Ermittlernäschen fängt schon bald an zu kribbeln.

Es wird blutig im beschaulichen Bilk: Ein argloser Rentner hat bei einem unerwünschten Besuch in seinem Domizil sein Leben gelassen. Struller betrachtet das Ganze auf den ersten Blick als äußerst unschön, aber dennoch übersichtlich. Doch schon bald beginnt sein detektivischer Riecher zu jucken.

Da ist irgendwas faul … Waren vielleicht doch ausgefuchste Profis für den simplen Einbruch verantwortlich? Welche Rolle spielte Gini Girelli, die zweimal wöchentlich das Haus sauber machte? Warum trägt der Tote den Namen Günter Netzer und versagte im Fußball? Die wilden Ermittlungen bringen Struller und seinen Kollegen Jensen in die exklusiven Boutiquen mit sündhafter Unterwäsche in der Düsseldorfer Altstadt, in trendige Sushi-Restaurants in der Immermannstraße, in die schicke Klavierbar auf einem Flusskreuzfahrtschiff und nach Herongen am Niederrhein zu Oma Jensen.

Auf Ihrem Weg begegnen Ihnen aggressive Verwandte, ausgebuffte Lehrerinnen und vermeintliche Junkies. Es wird immer offensichtlicher: Der Zahltag ist gekommen und es wird abgerechnet!

Das Autorenteam der Krimi-Cops besteht mittlerweile aus vier Personen: Martin Niedergesähs, Klaus Stickelbroeck, Ingo Hoffmann und Carsten Rösler. Alle von ihnen haben bei der Polizei gearbeitet oder arbeiten dort immer noch. Die Figuren in ihren Romanen sind charmant gestaltet. Die beiden Ermittler entpuppen sich schnell als liebenswerte Chaoten. Im Verlauf der Jahre und der Reihe wurden sie konsequent weiterentwickelt.

Der langjährige Praktikant ist nun fest im KK11 angestellt. Struller genießt weiterhin seine Ernte 23, und Jensen sorgt nach wie vor liebevoll für seine Großmutter. Vertraute Gesichter, wie Helga vom Ordnungsamt, erscheinen erneut. Es bereitet Vergnügen, die vertraute Truppe, das heißt das Stammpersonal, beim Lesen erneut zu begegnen.

Die Autoren versprühen pure Schreibfreude. Man spürt förmlich den Schalk, der ihnen im Nacken sitzt, und so mancher Kollege dürfte sich in einer der Romanfiguren wiedererkennen. Aber trotz all des Spaßes erwartet den Leser eine Krimigeschichte voller Wendungen und Spannung. Es ist ein amüsantes Verwirrspiel, bei dem man oft genug auf die falsche Fährte gelockt wird. Doch am Ende führen alle Wege zu einer einzigen Lösung. Und diese Lösung kommt mit einem lauten Knall, in Form einem überraschenden und actionreichen Showdown, der keine Langeweile aufkommen lässt.

Der Krimi ist einfach mega unterhaltsam, allein schon wegen dem total coolen Schreibstil der Krimi-Bullen. Und als ob das nicht genug wäre, ist er auch noch super spannend, was das Lesen richtig schön macht. Ehrlich gesagt, diese lässige Art macht den ganzen Roman zu ’nem Comedy-Krimi. Der Erzählstil scheint direkt vom Nachbartisch in der Kneipe geklaut, ey! – „Ach Guck!“

Sowohl bei den Live-Auftritten der Krimi-Cops als auch während des Lesens kommt es immer wieder zu unkontrolliertem Lachen beim Leser.

Spektakuläre Schlägereien, zahlreiche Verdächtige, beeindruckende Schauplätze, Jensen in der Sushi-Bar, riskante Messerstechereien und witzige Dialoge machen dieses spannende Erlebnis aus, das leider viel zu schnell vorüber ist. Also eine glatte Empfehlung!!!

© Detlef Knut, Düsseldorf 2024

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