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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2017

kribbelnde Spannung und humorvolle Figuren in gelöster Urlaubsstimmung

Bretonisches Gold
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In diesem dritten Roman um Kommissar Dupin wird der Kommissar gleich zu Beginn beschossen. Er war der vagen Bitte einer ihm gut bekannten Journalistin in die Guérande, dem Salzanbaugebiet der Bretagne, ...

In diesem dritten Roman um Kommissar Dupin wird der Kommissar gleich zu Beginn beschossen. Er war der vagen Bitte einer ihm gut bekannten Journalistin in die Guérande, dem Salzanbaugebiet der Bretagne, gefolgt. Er schnüffelt quasi ohne Auftrag herum und wird plötzlich beschossen.

Die Guérande ist ein Distrikt, in dem die Polizei von Concarneau nichts zu suchen hat. Und so passiert es, dass der Kommissar und seine beiden Assistenten Riwal und Kadeg nicht an vorderster Front ermitteln dürfen. Dupin bekommt eine “Partnerin” an seine Seite: die zuständige Kommissarin Rose. Bannalec führt damit eine neue Figur ein, an der sich seine Hauptfigur die Zähne ausbeißen kann. Was wohl auch daran liegen mag, dass sie fast ähnlich tickt wie er. Sie gibt ihm so manches Mal Rätsel auf und weiß offenbar immer ein wenig mehr über ihn, als er über sie.

Der Kriminalfall spitzt sich zu, besonders nachdem es Tote gegeben hat. Die Zahl der Verdächtigen ist immens. Alle großen Köpfe in der Salzproduktion scheinen ein Motiv zu haben, wobei genau das auch den Eindruck erweckt, als würde es zunächst gar kein Motiv geben. Leser dürfen also gespannt auf den Spannungsbogen sein.

Obwohl Bannalec immer noch viel Wissen über die Bretagne, insbesondere über die Salzproduktion vermittelt, wurden diese ausufernden Beschreibungen im dritten Roman etwas zurückgefahren. Die fiktive Kriminalhandlung hat eindeutig Vorrang erhalten.

Leser können sich erneut auf kribbelnde Spannung und humorvolle Figuren in gelöster Urlaubsstimmung freuen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 11.09.2017

Cosy crime, wie es gefällt.

Mord im Krimihotel
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Dieser Kriminalroman ist ein liebevolles Bekenntnis an die selbsternannte Krimihauptstadt Deutschlands – Hildesheim. Einwohner und Unternehmer haben ein außerordentlich positives Verhältnis zur Kriminalliteratur. ...

Dieser Kriminalroman ist ein liebevolles Bekenntnis an die selbsternannte Krimihauptstadt Deutschlands – Hildesheim. Einwohner und Unternehmer haben ein außerordentlich positives Verhältnis zur Kriminalliteratur. So gibt es dort ein Kriminalhaus mit einem Krimiarchiv, es gibt ein Krimihotel, in welchem Literaturveranstaltungen angeboten werden, es gibt Führungen durch die Eifel zu den besonderen Schauplätzen der Kriminalromane und last but not least ist dort der Sitz des Verlages, bei dem dieser Kriminalroman erschienen ist. So verwundert es nicht, dass die ersten Kapitel eine Rundumbeschreibung des Krimihotels und seiner vielfältigen Aktivitäten ist. Doch nachdem die erste Leiche aufgetaucht ist, geht es Schlag auf Schlag.

Schmitz beschreibt eine illustre Gästeschar bei einem Krimiwochenende in dem Hotel. Dabei hat fast jeder, möchte beinahe sagen, eine Leiche im Keller. Nichts ist, wie es scheint. Vielleicht heißt die Protagonistin deshalb auch Lea Schein. Oder heißt sie so, weil sie vorgibt, eine Schriftstellerin zu sein? Sie, die eigentlich noch vor dem Beginn ihrer Karriere steht, wird schnell in die Ermittlungen hineingezogen. Nebenbei wird ein unfertiger Roman von ihr zum Bestseller. Ein Traum jeder Autorin, jedes Autors.

Ingrid Schmitz hat einen sehr unterhaltsamen, kurzweiligen und humorigen Ratekrimi geschrieben und nimmt die Gilde der Autor*en mit einem zwinkernden Auge unter die Lupe. Auf Spannung wird dabei nicht verzichten müssen, denn schnell bekommt der Leser mit, dass die Figuren alle etwas verbergen. So traut man später keiner einzigen Aussage und fiebert der Auflösung entgegen.

Eine tolle Geschichte, die besonders den Liebhabern von Eifelkrimis ans Herz gelegt werden sollte, oder auch jenen, die es werden wollen. Cosy crime, wie es gefällt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 11.09.2017

Absolute Spitzenklasse!

Flamingo
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Dieser Roman ist ein weiterer der insgesamt zwanzig Dave-Robicheaux-Romane des Bestsellerautors. Auch diese Übersetzung ist bei Pendragon erschienen, wo bereits mehrere in deutscher Übersetzung erschienen ...

Dieser Roman ist ein weiterer der insgesamt zwanzig Dave-Robicheaux-Romane des Bestsellerautors. Auch diese Übersetzung ist bei Pendragon erschienen, wo bereits mehrere in deutscher Übersetzung erschienen sind. Mit ihm geht es in den tiefsten Sumpf der Verbrechen in Louisiana. Tiefer als die Sümpfe in dem Land selbst.

Dave hat mit seinem Kollegen eigentlich einen einfachen Auftrag zu erledigen. Zwei Gefangene sollen nach der Verurteilung zum Tode in ein anderes Staatsgefängnis überführt werden. Aufgehalten wird er dabei von der Großmutter des einen Verurteilten. Sie versucht Dave davon überzeugen, dass ihr Enkel nichts mit dem Mord zu tun hat, für den er bestraft wurde. Dave, der Tante Lemon, wie sie genannt wird, persönlich schon sehr lange kennt, fällt diese Situation schwer, schließlich tut er nur seine Pflicht. Der zweite Verbrecher ist ein hartgesottener Killer, bei dem es keinen Zweifel gibt, dass er zu Recht verurteilt wurde. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Dave noch nicht, dass er die beiden Verurteilten zu einem späteren Zeitpunkt in gänzlich anderer Situation wieder treffen wird.

Lange Jahre wurde der Kriminalroman an sich in Deutschland als billig abgetan. Maximal gut für Groschenhefte. James Lee Burke beweist, dass dem nicht so ist. Seine Krimis bewegen sich literarisch auf sehr hohem Niveau. Seine Bilder zeichnen ein Setting, eine Location, eine Figur mit solcher Detailtreue, dass man als Leser meint, mittendrin zu sein. Reichlich Lokalkolorit aus Louisiana inklusive. Man spaziert in den Straßen New Orleans und atmet den abgestandenen Kneipengeruch der Bars. Sein Protagonist wird in diesen Roman so tief in die Verbrechen hineingezogen, dass er selbst nicht zu wissen scheint, ob er auf der guten oder böse Seite steht. Und er bekommt die Gewalt sehr körperlich zu spüren. Zudem erfährt der Leser lang zurückliegende Ereignisse. Er ist Veteran des Vietnamkrieges und seine Alpträume scheinen zurückzukehren. Diese Szenen erinnerten mich stark an PI Magnum auf Hawaii. Fantastisch herausgearbeitete Charaktere nicht nur der Ermittler, sondern auch der der Verbrecher machen diesen Roman lesenswert. Und James Lee Burke schafft eine Authentizität, dass man geneigt ist zu glauben, er hätte alles selbst erlebt. Und wenn nicht, dann hat er verdammt viel Erfahrung dem von ihm beschriebenen Millieus.

Absolute Spitzenklasse!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 03.06.2017

historische Fakten mit einer fiktiven, sehr unterhaltsamen Handlung

Die fremde Königin
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Dieser Roman ist der Folgetitel von "Das Haupt der Welt", der im Mittelalter Deutschlands spielt und nichts mit den Waringham-Romanen zu tun hat. Die Autorin beweist wieder einmal ihren Einfallsreichtum ...

Dieser Roman ist der Folgetitel von "Das Haupt der Welt", der im Mittelalter Deutschlands spielt und nichts mit den Waringham-Romanen zu tun hat. Die Autorin beweist wieder einmal ihren Einfallsreichtum bei der Ausschmückung der historischen Fakten mit einer fiktiven, sehr unterhaltsamen Handlung.

Es geht um König Otto im 10. Jahrhundert. Insofern schließt der Roman an seinem Vorgänger an. Die italienische Königin Adelheid, die nach dem Tod ihres Mannes zusammen mit ihrer Tochter festgesetzt worden war, um die Herrschaft über ihr Reich zu ergaunern, wird von einem Mann König Ottos befreit. Der zuverlässige Panzerreiter Gaidemar wurde von Ottos Sohn Wilhelm für diese Aufgabe vorgeschlagen. Das ist Otto recht, denn sollte der Plan schief gehen, dann verliert er nur einen unbedeutenden Neffen. Sollte die Befreiung aber glücken, dann kann er seine eigenen Pläne umsetzen und durch die Hochzeit mit Adelheid die Macht über das Königreich Italien erlangen. Dieser Plan geht dank Gaidemar auf. Da er aber ein ungeliebter Bastard ist, wird ihm seitens Otto kein großes Lob zuteil. Doch es wächst eine Freundschaft zwischen Adelheid und Gaidemar als auch zwischen ihm und Wilhelm heran.

Mit viel Detailtreue versieht Gablé die einzelnen Szenen in der über mehrere Jahre laufenden Handlung. Ihre bildreiche Sprache, die passenden Vergleiche und Metaphern lassen ein tiefes Eintauchen in die Zeit am Hofe König Ottos zu. Besonders hervorheben möchte ich das Kapitel mit der Schlacht gegen die Ungarn im Lechfeld. Dies wird von ihr Freud und Leid ganz nah aneinander erzählt und seitenlang überzog eine Gänsehaut meine Arme.

Dieser Roman erhält die volle Punktzahl und sollte spätestens zu Weihnachten in jedem Bücherregal stehen. Schließlich bietet er deutsche Historie mit einer spannenden Story.

Veröffentlicht am 01.04.2017

ein sehr unterhaltsamer und mit viel Freude gelesener Roman

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Locker, frisch und modern aus dem Hier und Heute präsentiert sich der Roman von Petra Hülsmann. Eine Liebesgeschichte, die in Hamburg angesiedelt ist und besonders durch den Taxifahrer Knut auch sprachliches ...

Locker, frisch und modern aus dem Hier und Heute präsentiert sich der Roman von Petra Hülsmann. Eine Liebesgeschichte, die in Hamburg angesiedelt ist und besonders durch den Taxifahrer Knut auch sprachliches Lokalkolorit herüberbringt.

Isabelle arbeitet mit aller Leidenschaft in einem Blumenladen und liebt ihre Daily-Soap im Fernsehen. Obwohl erst 27 Jahre alt, träumt sie davon, den Blumenladen eines Tages zu übernehmen. Ihr Leben hat sie stark strukturiert eingerichtet und duldet keine Unregelmäßigkeiten. Sie hat da so ihre Gründe für. Deshalb wird sie schon aus der Bahn geworfen, als das asiatische Restaurant gegenüber des Blumenladens, indem sie jeden Mittag eine Suppe aß, schloss. Nun befindet sich dort das Thiels, ein frisch eröffnete Nobelrestaurant. Mit dessen Existenz und der des Inhabers Jan Thiel kann und mag sie sich nicht anfreunden. Doch das neue Restaurant gegenüber ist nicht das einzige, was ihr Leben durcheinanderbringt. Es reiht sich ein Desaster an das andere und Isa hat das Gefühl, als hätte sich die ganze Welt gegen sie verschworen.

Besonders viel Spaß macht das Buch wegen seiner frischen Darstellung des Alltages einer jungen Frau. Darin gleicht es einer Reportage aus der Ladenstraße vor der Haustür, gewürzt mit dem täglichen Humor und den Problemchen von Herrn und Frau Jedermann. Sympathische Figuren mit ihren Ecken und Kanten, von dem man immer noch ein bisschen mehr erfahren möchte. Darin eingebettet sind unzählige kleine Geschichten, die man gerne liest. So auch die Liebesgeschichte des Taxifahrers zu Irina, einer Wirtin auf St. Pauli, oder auch die der Absetzung der Daily-Soap im Fernsehen.

Gefehlt hat nur ein Spannungsbogen für die Hauptgeschichte. Sie verlief mir zu geradeaus, trotz ihrer Höhen und Tiefen. Getreu dem geflügelten Wort "was sich neckt, dass liebt sich" sind hier keine wirklichen Überraschungen zu erleben. Ahnt man doch von vornherein, worauf alles hinausläuft.

Trotzdem ein sehr unterhaltsamer und mit viel Freude gelesener Roman, den ich gerne empfehle.