Profilbild von DetlefKnut

DetlefKnut

Lesejury Star
offline

DetlefKnut ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit DetlefKnut über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2017

Spannung und Urlaubsgefühl inklusive.

Bretonische Brandung
0

Zunächst gibt es drei Tote auf einer der Glénan-Inseln, die etwa zehn Seemeilen vor Concarneau liegen. Bootsfahrten sind nicht das Ding von Kommissar Dupin. Und wenn er dann noch den Nerv tötenden Vorgesetzten ...

Zunächst gibt es drei Tote auf einer der Glénan-Inseln, die etwa zehn Seemeilen vor Concarneau liegen. Bootsfahrten sind nicht das Ding von Kommissar Dupin. Und wenn er dann noch den Nerv tötenden Vorgesetzten im Nacken hat, verbessert sich seine Laune kaum. Doch als dann ein Unwetter losbricht und der Kommissar mit seinen Leuten auf der Insel bleiben muss, ist alles zu spät.

Bannalec bleibt bei seinem zweiten Roman bei dem bereits im Debüt (Bretonische Verhältnisse) vorgestellten Rezept. Die Figuren und ihre Eigenschaften wecken das Interesse des Lesers. Das Team um den Kommissar einschließlich seines Vorgesetzten, dessen Namen Dupin auch nach Jahren noch nicht aussprechen kann, wird unterhaltsam vorgestellt. Ellenlange Dialoge dienen der Ermittlungsarbeit und viele Details aus und über dem bretonischen Landstrich, seinen Menschen, seinen Sehenswürdigkeiten und Traditionen sorgen für eine leichte Urlaubsstimmung beim Lesen. Humorvoll nimmt man die Gedanken des Kommissars auf, die er sich über die Verdächtigen wie die Kollegen macht.

Der kriminelle Spannungsbogen ist gut ausgearbeitet. Große Wendungen sind nicht zu erwarten. Die konstruierten Sackgassen sind nicht gerade überraschend. Schließlich ist fast jeder Bewohner der Inseln ein potentieller Verdächtiger. Und so wird im Verlauf der Handlung der eine oder andere von der Liste gestrichen, weil sich doch ein Alibi bestätigt. Aber das Ende hat es dann in sich.

Insgesamt macht es Spaß, diesen Roman zu lesen, Spannung und Urlaubsgefühl inklusive.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Daumen hoch! für Engelskinder

Engelskinder
0

Ein typisch britischer Kriminalroman mit dem ganzen Flair von Ermittlern wie Lynley, Lewis oder Barnaby. Dabei wird ein historischer Kriminalfall ebenso aufgeklärt wie ein aktueller. Doch zunächst zum ...

Ein typisch britischer Kriminalroman mit dem ganzen Flair von Ermittlern wie Lynley, Lewis oder Barnaby. Dabei wird ein historischer Kriminalfall ebenso aufgeklärt wie ein aktueller. Doch zunächst zum Geschehen.

Als die forensische Archäologen Dr. Ruth Galloway in einer Burg ein Skelett aus viktorianischer Zeit freilegt, glaubt sie, die Gebeine der berüchtigsten Mörderin Norfolks gefunden zu haben. »Mother Hook« soll zu Lebzeiten Kinder in Pflege genommen und getötet haben. Infolgedessen tritt ein Fernsehteam auf die Bühne, um die Folge einer Mystery-Doku-Serie mit der Archäologin zu drehen.
Parallel dazu knüpft sich DCI Nelson eine junge Mutter vor, der bereits das dritte Kind nur wenige Monate nach dessen Geburt gestorben war. Ein- und derselben Mutter. Nelson glaubt nicht mehr an Zufälle. Er fühlt der Mutter und auch ihrem Ex-Mann auf die Zähne. Doch abgelenkt werden er und sein Team von plötzlich verschwundenen Kindern. Sogar Kinder aus seinem engsten Bekanntenkreis.

Die Ablenkungsmanöver der Autorin sind schon etwas sehr Besonderes. Sie lenken nicht nur die Ermittler ab, sondern auch als Leser ist man beinahe geneigt, den Todesfall des sechs Monate alten Babys komplett zu vergessen, weil zunächst die verschwundenen Kinder im Mittelpunkt stehen.
Die Verflechtung der Toten und verschwundenen Kinder aus dem Hier und Jetzt mit denen aus der viktorianischen Zeit um »Mother Hook« bereitet ein ebenso interessantes Vergnügen. Aufklärung über forensische Arbeit inklusive.
Das durchaus wirre Beziehungskonzept der auftretenden Figuren hinterlässt zunächst etwas Chaos im Kopf des Lesers. Wer von wem der Ex ist und wer der Vater von welcher Figur ist, hätte ein bisschen weniger Verstrickung gut getan.

Dennoch alles in allem ein empfehlenswerter Roman, bei dem streckenweise keine Mordermittlung im Zentrum steht. Außerdem fasziniert er mit dem britischen Charme einer Val McDermid oder eines Simon Beckett. Daumen hoch!

Veröffentlicht am 11.09.2017

kribbelnde Spannung und humorvolle Figuren in gelöster Urlaubsstimmung

Bretonisches Gold
0

In diesem dritten Roman um Kommissar Dupin wird der Kommissar gleich zu Beginn beschossen. Er war der vagen Bitte einer ihm gut bekannten Journalistin in die Guérande, dem Salzanbaugebiet der Bretagne, ...

In diesem dritten Roman um Kommissar Dupin wird der Kommissar gleich zu Beginn beschossen. Er war der vagen Bitte einer ihm gut bekannten Journalistin in die Guérande, dem Salzanbaugebiet der Bretagne, gefolgt. Er schnüffelt quasi ohne Auftrag herum und wird plötzlich beschossen.

Die Guérande ist ein Distrikt, in dem die Polizei von Concarneau nichts zu suchen hat. Und so passiert es, dass der Kommissar und seine beiden Assistenten Riwal und Kadeg nicht an vorderster Front ermitteln dürfen. Dupin bekommt eine “Partnerin” an seine Seite: die zuständige Kommissarin Rose. Bannalec führt damit eine neue Figur ein, an der sich seine Hauptfigur die Zähne ausbeißen kann. Was wohl auch daran liegen mag, dass sie fast ähnlich tickt wie er. Sie gibt ihm so manches Mal Rätsel auf und weiß offenbar immer ein wenig mehr über ihn, als er über sie.

Der Kriminalfall spitzt sich zu, besonders nachdem es Tote gegeben hat. Die Zahl der Verdächtigen ist immens. Alle großen Köpfe in der Salzproduktion scheinen ein Motiv zu haben, wobei genau das auch den Eindruck erweckt, als würde es zunächst gar kein Motiv geben. Leser dürfen also gespannt auf den Spannungsbogen sein.

Obwohl Bannalec immer noch viel Wissen über die Bretagne, insbesondere über die Salzproduktion vermittelt, wurden diese ausufernden Beschreibungen im dritten Roman etwas zurückgefahren. Die fiktive Kriminalhandlung hat eindeutig Vorrang erhalten.

Leser können sich erneut auf kribbelnde Spannung und humorvolle Figuren in gelöster Urlaubsstimmung freuen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 11.09.2017

Cosy crime, wie es gefällt.

Mord im Krimihotel
0

Dieser Kriminalroman ist ein liebevolles Bekenntnis an die selbsternannte Krimihauptstadt Deutschlands – Hildesheim. Einwohner und Unternehmer haben ein außerordentlich positives Verhältnis zur Kriminalliteratur. ...

Dieser Kriminalroman ist ein liebevolles Bekenntnis an die selbsternannte Krimihauptstadt Deutschlands – Hildesheim. Einwohner und Unternehmer haben ein außerordentlich positives Verhältnis zur Kriminalliteratur. So gibt es dort ein Kriminalhaus mit einem Krimiarchiv, es gibt ein Krimihotel, in welchem Literaturveranstaltungen angeboten werden, es gibt Führungen durch die Eifel zu den besonderen Schauplätzen der Kriminalromane und last but not least ist dort der Sitz des Verlages, bei dem dieser Kriminalroman erschienen ist. So verwundert es nicht, dass die ersten Kapitel eine Rundumbeschreibung des Krimihotels und seiner vielfältigen Aktivitäten ist. Doch nachdem die erste Leiche aufgetaucht ist, geht es Schlag auf Schlag.

Schmitz beschreibt eine illustre Gästeschar bei einem Krimiwochenende in dem Hotel. Dabei hat fast jeder, möchte beinahe sagen, eine Leiche im Keller. Nichts ist, wie es scheint. Vielleicht heißt die Protagonistin deshalb auch Lea Schein. Oder heißt sie so, weil sie vorgibt, eine Schriftstellerin zu sein? Sie, die eigentlich noch vor dem Beginn ihrer Karriere steht, wird schnell in die Ermittlungen hineingezogen. Nebenbei wird ein unfertiger Roman von ihr zum Bestseller. Ein Traum jeder Autorin, jedes Autors.

Ingrid Schmitz hat einen sehr unterhaltsamen, kurzweiligen und humorigen Ratekrimi geschrieben und nimmt die Gilde der Autor*en mit einem zwinkernden Auge unter die Lupe. Auf Spannung wird dabei nicht verzichten müssen, denn schnell bekommt der Leser mit, dass die Figuren alle etwas verbergen. So traut man später keiner einzigen Aussage und fiebert der Auflösung entgegen.

Eine tolle Geschichte, die besonders den Liebhabern von Eifelkrimis ans Herz gelegt werden sollte, oder auch jenen, die es werden wollen. Cosy crime, wie es gefällt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2017

Veröffentlicht am 11.09.2017

Absolute Spitzenklasse!

Flamingo
0

Dieser Roman ist ein weiterer der insgesamt zwanzig Dave-Robicheaux-Romane des Bestsellerautors. Auch diese Übersetzung ist bei Pendragon erschienen, wo bereits mehrere in deutscher Übersetzung erschienen ...

Dieser Roman ist ein weiterer der insgesamt zwanzig Dave-Robicheaux-Romane des Bestsellerautors. Auch diese Übersetzung ist bei Pendragon erschienen, wo bereits mehrere in deutscher Übersetzung erschienen sind. Mit ihm geht es in den tiefsten Sumpf der Verbrechen in Louisiana. Tiefer als die Sümpfe in dem Land selbst.

Dave hat mit seinem Kollegen eigentlich einen einfachen Auftrag zu erledigen. Zwei Gefangene sollen nach der Verurteilung zum Tode in ein anderes Staatsgefängnis überführt werden. Aufgehalten wird er dabei von der Großmutter des einen Verurteilten. Sie versucht Dave davon überzeugen, dass ihr Enkel nichts mit dem Mord zu tun hat, für den er bestraft wurde. Dave, der Tante Lemon, wie sie genannt wird, persönlich schon sehr lange kennt, fällt diese Situation schwer, schließlich tut er nur seine Pflicht. Der zweite Verbrecher ist ein hartgesottener Killer, bei dem es keinen Zweifel gibt, dass er zu Recht verurteilt wurde. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Dave noch nicht, dass er die beiden Verurteilten zu einem späteren Zeitpunkt in gänzlich anderer Situation wieder treffen wird.

Lange Jahre wurde der Kriminalroman an sich in Deutschland als billig abgetan. Maximal gut für Groschenhefte. James Lee Burke beweist, dass dem nicht so ist. Seine Krimis bewegen sich literarisch auf sehr hohem Niveau. Seine Bilder zeichnen ein Setting, eine Location, eine Figur mit solcher Detailtreue, dass man als Leser meint, mittendrin zu sein. Reichlich Lokalkolorit aus Louisiana inklusive. Man spaziert in den Straßen New Orleans und atmet den abgestandenen Kneipengeruch der Bars. Sein Protagonist wird in diesen Roman so tief in die Verbrechen hineingezogen, dass er selbst nicht zu wissen scheint, ob er auf der guten oder böse Seite steht. Und er bekommt die Gewalt sehr körperlich zu spüren. Zudem erfährt der Leser lang zurückliegende Ereignisse. Er ist Veteran des Vietnamkrieges und seine Alpträume scheinen zurückzukehren. Diese Szenen erinnerten mich stark an PI Magnum auf Hawaii. Fantastisch herausgearbeitete Charaktere nicht nur der Ermittler, sondern auch der der Verbrecher machen diesen Roman lesenswert. Und James Lee Burke schafft eine Authentizität, dass man geneigt ist zu glauben, er hätte alles selbst erlebt. Und wenn nicht, dann hat er verdammt viel Erfahrung dem von ihm beschriebenen Millieus.

Absolute Spitzenklasse!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2017