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Veröffentlicht am 15.03.2024

nie ist immer alles schwarz-weiß

In Deinem schönen Leibe
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Der vorliegende Roman ist ein sogenannter historischer Kriminalroman. Die Handlung spielt im Deutschland des Jahres 1936 in der Hansestadt Hamburg. Die kleine Anna Altmann ist zusammen mit ihrem Schulranzen ...

Der vorliegende Roman ist ein sogenannter historischer Kriminalroman. Die Handlung spielt im Deutschland des Jahres 1936 in der Hansestadt Hamburg. Die kleine Anna Altmann ist zusammen mit ihrem Schulranzen verschwunden. Wird deren Verschwinden zunächst noch mit einem „Die wird schon wieder auftauchen.“ abgetan, so sind die Polizisten bald der Meinung, dass es sich um eine ernsthafte Entführung handeln könnte. Doch schließlich wird auch mangels handfester Spuren eine Verbindung zu anderen vermissten Kindern hergestellt. Einige der zuvor Vermissten waren getötet worden. An diese drastische Option wollen die Polizisten im Falle Annas gar nicht denken.

Ehlers hat einen packenden Krimi rund um einen tatsächlich geschehenen Kriminalfall konstruiert. Die Verlagerung ins Jahr 1938 sowie die Überspitzung und Änderung einiger realer Fakten zugunsten der Dramaturgie sind durchaus legitim und fördern die Spannung beim Lesen.

Dieser Kriminalfall ist allerdings nicht der einzige spannende Strang in diesem Roman. Schließlich spielt der Nationalsozialismus eine wichtige Rolle. Denn die adoptierte Tochter des Polizisten Berger ist zu 3/4 jüdischer Herkunft nach damaliger Definition und wird von der Verfolgung bedroht. Berger selbst ist Mitglied der NSDAP, ein Zugeständnis seinerseits, um weiterarbeiten und somit die Familie schützen zu können. Und auch sein Kollege Richter, Mitglied der SS, sorgt für Überraschungen.

In der Konstellation der Figuren zeigt der Autor, dass nie immer alles schwarz-weiß ist, sondern stets Grautöne existieren. Dennoch stellt sich der Leser ständig die Frage, ob Bergers Tochter vor den Nazis gerettet werden kann oder nicht. Ehlers hat nicht nur die kriminalistischen Fakten penibel recherchiert und fantastisch in eine fiktive Handlung umgewandelt, sondern er hat auch den Geist der damaligen Zeit genau aufgenommen und so wiedergegeben, wie es hätte sein können.

Spannende Unterhaltung mit einer gehörigen Portion Geschichte aus einer Zeit, in der es in Deutschland sehr düster war.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

wunderbarer Auftakt zum Lesen der gesamten Reihe

Outlander – Feuer und Stein
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Diana Gabaldon hat zwei große Sagas geschrieben, wobei der vorliegende Roman der erste Teil der Highland-Saga ist. Ihre Romane bieten gute Unterhaltung und machen Spaß zu lesen, nicht zuletzt, weil sie ...

Diana Gabaldon hat zwei große Sagas geschrieben, wobei der vorliegende Roman der erste Teil der Highland-Saga ist. Ihre Romane bieten gute Unterhaltung und machen Spaß zu lesen, nicht zuletzt, weil sie eine Möglichkeit geschaffen hat, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verknüpfen.

Der Roman beginnt im Jahr 1945. Claire Beauchamp Randall, die während des Krieges als Krankenschwester an der Front gearbeitet hat, verbringt die zweiten Flitterwochen mit ihrem Mann Frank in Schottland. Schon bald zieht ein alter magischer Steinkreis in der Nähe ihrer Pension Claire in seinen Bann. Dies ist für die rational eingestellte junge Frau eigentlich ganz untypisch. Eines Tages, als sie mal wieder in dem Steinkreis herumspaziert, berührt sie nichts ahnend einen Stein. Daraufhin verliert sie ihr Bewusstsein. Als sie erwacht, hört sie ein berauschendes Schlachtgetümmel um sich herum. Und entgeht knapp einer Vergewaltigung. Sie muss feststellen, dass hier schottische Rebellen gegen die Engländer kämpfen und sie sich im Jahre 1743 befindet.

Zu dieser Zeit ist das Leben in den Highlands geprägt von Rebellion und Verrat, von beginnender Aufklärung und finsterem Aberglauben. Ihr seltsames Auftreten, nicht zuletzt ihre seltsame Kleidung sowie ihre beeindruckenden Kenntnisse sorgen dafür, dass die unfreiwillige Gesandte aus der Zukunft bald in den Ruf gelangt, eine Hexe zu sein. Glücklicherweise aber findet sich unter den Schotten ein Beschützer: James Fraser, der aufständische Clanführer, ein prächtiger Bursche mit breiten Schultern, vollem, feuerrotem Haar und einer Leidenschaft, vor der Claire nur gern kapituliert. Doch schließlich kommt nach vielen Mühsalen der Tag, an dem sie sich entscheiden muss, ob sie zu ihrem Mann Frank in die Zukunft zurückkehrt, oder ob sie bei Jamie Fraser in der Vergangenheit bleiben möchte.

Die aus Arizona stammende Diana Gabaldon hat mit ihrem Debütroman einen Kunstgriff geschaffen bzw. genutzt, der das Ziel des Protagonisten permanent im Hintergrund hält. Als Leser wird man von der Frage, ob sie es wieder schafft, in die Zukunft zurückzukehren, gehalten. Auf diese Frage basiert die gesamte Spannung des Romans. Aber wie in großen historischen Romanen üblich, bleibt es für Claire nicht bei einem einzigen Abenteuer. Das Leben der Protagonistin gestaltet sich in der Vergangenheit höchst abwechslungsreich. Schöne Momente wechseln sich mit grausamen Erlebnissen ab.

Widersacher gibt es sowohl bei den Engländern, als auch bei schottischen Neidern. Claire Randall und Jamie Fraser müssen stets auf der Hut sein. Dabei haben sie selber gelegentlich immer wieder Konflikte untereinander auszutragen, denn für den im 18. Jahrhundert geborenen Fraser ist die Geschichte von Claire nicht unbedingt glaubwürdig. Die einzelnen Abenteuer der beiden machen den Roman extrem unterhaltsam. Zu einem anderen Urteil kann ich nicht kommen, auch wenn die Autorin zugegebenermaßen streckenweise eine Labertasche ist. Einzelne Szenen haben durchaus ihre Längen, denen ein strengerer Lektor gut getan hätte. Die Schriftstellerin ist wahrscheinlich in manchen Landschaftsbeschreibungen einfach der Faszination der schottischen Highlands unterlegen.

Alles im allen ist es dennoch ein empfehlenswertes Buch, und ein wunderbarer Auftakt zum Lesen der gesamten Reihe, die mittlerweile aus acht Bänden besteht und unter dem Originaltitel „Outlander“ verfilmt wurde.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

zu dünn und unglaubhaft

Sophia, der Tod und ich
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Dieses Buch von Thees Uhlmann ist eine unglaubhafte Geschichte, in welcher der Ich-Erzähler eines Tages an der Wohnungstür von einem Mann überrascht wird. Es ist der Tod, gekommen, um ihn zu holen. Denn ...

Dieses Buch von Thees Uhlmann ist eine unglaubhafte Geschichte, in welcher der Ich-Erzähler eines Tages an der Wohnungstür von einem Mann überrascht wird. Es ist der Tod, gekommen, um ihn zu holen. Denn schließlich sei er jetzt an der Reihe und stehe im Auftragsbuch des Todes.

Doch der Ich-Erzähler nötigt de Tod noch einige Stunden ab, weil er ein letztes Mal seinen Sohn sehen möchte. Den hat ihm seine Ex-Frau mit der Scheidung gerichtlich entzogen. Mit von der Partie auf dieser Reise zum Sohn ist Sophie, Ex-Freundin von „ich“, und später auch dessen Mutter.

Thees Uhlmann als Musiker zu hören ist die eine Seite, seinen Roman zu lesen eine andere. Einzelne Passagen und Dialoge auf dem Roadtrip durchs Leben sind witzig und machen Spaß. Stellenweise kann der Leser lachen.

Doch in der Gänze ist die Geschichte, falls es überhaupt eine gibt, zu dünn und unglaubhaft. Allein durch die Figur des Todes driftet sie ab in die Welt der Fantasy und des Science Fiction.

Der Rahmen wirkt aufgesetzt auf eine Sammlung von Beobachtungen und Kurzgeschichten, wie sie dem Musiker Thees Uhlmann und seinem Umfeld tatsächlich passiert sein können. Diese Begebenheiten allerdings mit einer konstruierten Handlung zu verknüpfen, lassen sie deshalb nicht interessanter werden.

Schade, dass dadurch das Pulver der einzelnen Geschichten verschossen wurde. In einem Buch mit mehreren Erzählungen wären sie besser aufgehoben gewesen und hätten den Lesern mehr Freude bereitet. So aber bleibt nur ein fader Beigeschmack, der manchen Leser kein zweites Mal zu einem Buch von Thees Uhlmann greifen lässt.

Getreu dem Motto: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“ oder „In der Kürze liegt die Würze“, greife ich lieber nach einer CD von Thees Uhlmann. Da hat er bewiesen, wie gut er mit kurzen Texten umgehen kann.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

Ein Roman um Ehre, Stolz, Wut, Leidenschaft, Rache und Intrigen

Die Herren der Grünen Insel
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Mit sechs Jahren erfährt Ascall, wie grausam die Welt und das Leben sind. Er beschließt, sich von ihnen nicht kleinkriegen zu lassen. Um als junger Herrscher, nachdem er seinen Vater und seine Mutter getötet ...

Mit sechs Jahren erfährt Ascall, wie grausam die Welt und das Leben sind. Er beschließt, sich von ihnen nicht kleinkriegen zu lassen. Um als junger Herrscher, nachdem er seinen Vater und seine Mutter getötet hat, mehr Ansehen zu erlangen, bittet er um die Hand der Tochter Caitlín von Tadc O’Bjolan. Doch dieser Stammeskönig weist ihn zurück. Ascall schwört Rache. Das gelingt ihm schließlich im Alter von zwanzig Jahren. Er hat unzählige Kämpfe gefochten und Schlachten geführt. Ascall wird inzwischen von vielen Männern gefürchtet. Nach dem Tode Tadc O’Bjolans führt Riacán die O’Bjolan-Sippe an. Nun steht Ascall mit seinen Männern vor der Burg Riacáns, um sich dessen Schwester Caitlín zu holen und zu versklaven. Ascall ist ein brutaler, skrupelloser Herrscher geworden.
Die österreichische Autorin mit dem Pseudonym Keira Brennan hat ein Epos um die Macht auf der grünen Insel Irland geschrieben. Dabei erzählt sie auf nicht ganz tausend Seiten in verschiedenen Handlungsbögen die Machtkämpfe entlang der Schicksale verschiedener Hauptfiguren. Dazu gehören z. B. Riacán O’Bjolan, seine Schwester Caitlín, Ascall von Toora, der Waffenhändler Pól und einige mehr. Letzterer schmiedet so manche Ränke, nur um seine Waffen an den Mann bringen zu können. Außerdem erweist er sich als Lehrmeister in Sachen Intrigen. So wird die Geschichte von vier Familien während sechs langer Jahre voller Schlachten und Kriege erzählt. Der Leser lernt nicht nur die grüne Landschaft der Insel kennen, sondern auch, dass das Grün blutdurchtränkt ist. Brutal und brachial geht es zu im Irland des Mittelalters. Obwohl diese Zeit die Herrschaft der Männer bekräftigt, wird der Leser auch Frauen kennenlernen, die sich nicht unterdrücken lassen wollen.

Der Roman ist langer Lesestoff, in den der Leser sehr tief eintauchen kann, um das ganze Wochenende daraus nicht hervorzuschauen. Sowohl Landschaften, als auch Figuren sind facettenreich beschrieben. Kaum eine Beschreibung, die nicht mit passenden Metaphern oder Vergleichen die richtigen Bilder im Kopf erzeugt. Die Figuren lernen der Leser durch deren Worte und deren Handeln kennen. Er kann mit ihnen fühlen, er kann sie lieben oder hassen. Die Namen der Figuren entstammen dem irisch-gälischen Wortschatz, wie auch viele Bezeichnungen und Ortsangaben davon abstammen. Dadurch wirken sie leicht exotisch und erinnern an ein Fantasy-Epos. Die Autorin hat bei ihren Recherchen viele Mythen und Sagen zutage gefördert und auf interessante Weise in die Handlungen eingebunden. Als besonderes Stilmittel wurden die Gedanken der gerade agierenden Figuren besonders leserfreundlich in separaten Absätzen kursiv dargestellt. Die Gewalt des Mittelalters wird durch grobe und derbe Vergleiche und entsprechender Wortwahl überzeugend herübergebracht. Nahezu auf jeder Seite trieft es vor Dreck und Blut, Schwerter und Dolche kommen kaum zur Ruhe.

Ein großartiger Roman für alle, die George R. R. Martin, Diana Gabaldon oder Rebecca Gablé mögen. Ein Roman um Ehre, Stolz, Wut, Leidenschaft, Rache und Intrigen, ein Roman um Macht und Herrschaft, ein Spiel um den irischen Thron. Schade nur, dass Romane, die besonders gut gefallen, immer zu kurz sind. Selbst mit tausend Seiten.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016

Veröffentlicht am 15.03.2024

Spannende Kost für Krimifans und Liebhaber Englands.

Gott schütze dieses Haus
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In diesem Roman von Elizabeth George, einem Inspektor-Lynley-Roman, geht es um Kindesmissbrauch. Die Spannung wird über Parallelstränge und die Einführung diverser Verdächtiger geführt. Neben dem typischen ...

In diesem Roman von Elizabeth George, einem Inspektor-Lynley-Roman, geht es um Kindesmissbrauch. Die Spannung wird über Parallelstränge und die Einführung diverser Verdächtiger geführt. Neben dem typischen englischen Ambiente, welches der Leser aus den George-Romanen mitnehmen kann, gibt es aber ein großes zweites Thema, mit dem die Schriftstellerin den Leser fesselt.

Es werden in diesem Roman die beiden Figuren des Inspektor Lynley und seiner Assistentin Barbara Havers besonders beleuchtet. Havers, die in den uniformierten Dienst versetzt worden war, hat gar nicht mehr damit gerechnet, wieder die Laufbahn einer Kriminalbeamtin einschlagen zu können. Lynley hingegen bekommt von seinem Chef Sergeant Barbara Havers als Assistentin zugeteilt. Beide Figuren können nicht unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite Havers, die mit ihrem eigenen Leben hadert, eine schwere Kindheit zu bewältigen hat, in den Arbeitervierteln großgeworden ist und nach wie vor nicht gut auf ihre Eltern und besonders ihre Mutter zu sprechen ist. Für Havers ist es eine Bestrafung, mit dem adligen Sir Lord Lynley zusammen zu arbeiten. Der kommt aus der upper class und die upper class ist für sie von ihrem Standpunkt aus der Abschaum der Welt. Havers kann es sich auch nicht vorstellen, dass es jemand aus dem Adel mit einem Normalsterblichen je gut meinen könnte. Doch dann muss sie feststellen, dass Lynley ein ganz anderer Typ von Mensch ist. Das hatte sie nie erwartet. So langsam wird sie einsehen müssen, dass es keinen Sinn ergibt, wenn Sie jeden Satz ihres unmittelbaren Vorgesetzten als Sarkasmus deutet. Linlay ist durchaus in der Lage, einfühlsam zu sein, und die Probleme einfacher Menschen zu verstehen. Und er weiß auch, warum ihm sein Chef die junge Havers zugewiesen hat. Sein Chef hält ihn für den Einzigen, der in der Lage ist, Havers in die richtige Spur zu bringen, damit ihre Ermittlerfähigkeiten dem Scotland Yard voll zugute kommen. Dabei entwickelt Lynley seine ganz besonderen Methoden, mit Barbara Havers umzugehen.

Auf das Zusammenspiel dieser beiden Figuren verwendet die Schriftstellerin sehr viel Raum. Es macht Spaß, deren Entwicklung in ihrer Zusammenarbeit zu verfolgen. Dabei wird die kriminelle Handlung um die Kindesmisshandlungen keinesfalls zur Nebensache, denn Barbara Havers wird dabei an ihre eigenen Kindheit erinnert.

Spannende Kost für Krimifans und Liebhaber Englands.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2016