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Veröffentlicht am 08.12.2022

Eine bewegende Geschichte

Ich glaube nicht, dass Ihr diese Zeilen erhalten werdet
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Mit dem Roman hat sich Klaus Heimann ein ganz besonderes Herzensprojekt vorgenommen. Der mit seiner Figur des Essener Kommissars Sigi Siebert bekanntgewordene Krimiautor hat schon immer mit besonderen ...

Mit dem Roman hat sich Klaus Heimann ein ganz besonderes Herzensprojekt vorgenommen. Der mit seiner Figur des Essener Kommissars Sigi Siebert bekanntgewordene Krimiautor hat schon immer mit besonderen Themen geliebäugelt. Nach dem Afrika-Krimi »Serengeti wird sterben« erschien dann der vorliegende Roman, in welchem der Autor die Geschichte seiner Großeltern und seines Vaters erzählt, der seine Jugend im Zweiten Weltkrieg und als Kriegsgefangener erlebte.

Anlass, die Geschichte seines Vaters zu erzählen, waren Briefe und Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit. Klaus Heimann hat aus diesen Bruchstücken einen historischen Roman gemacht und die echten Fakten in eine fiktionale Geschichte eingebettet, die dem Titel „Roman“ durchaus gerecht wird und über eine herkömmliche Biografie hinausgeht.

Für den Aufbau hat sich Klaus Heimann eine Struktur in zwei Strängen ausgewählt, deren Kapitel zudem mit Zitaten des damaligen Schriftwechsels garniert sind.

In der obersten Ebene erleben wir den Schriftsteller selbst, wie er bei einer Haushaltsauflösung auf die Briefe zwischen seinem Vater Franz und seinem Großvater Hermann stößt.

Immer wieder entdeckt er Dokumente und Fotos, die ihn festhalten, nachdenklich machen und nie wieder loslassen.

Der zweite Strang ist in der Vergangenheit angelegt und beschreibt die Erlebnisse von Franz und seinen Eltern. Dieser Teil kommt dem Leser fast ebenfalls wie zwei Stränge vor, denn die Kapitel von Franz sind genauso eigenständig wie die seiner Eltern. Sie spielen aber parallel zur selben Zeit. Während wir als Leser sehen, wie es Franz geht, erfahren wir in der in den Gegenkapiteln, wie die Eltern um ihren Sohn bangen, der mit 17 Jahren noch während der Schulzeit aus ihren Armen gerissen wurde.

Klaus Heimann erzählt uns die Geschichte in wohlgewählten Worten und sorgsam aneinander gefügten Sätzen. Sie sind gespickt mit den nachdenklichen Gedanken zum Krieg, zum Sinn eines Krieges, der nichts als Unheil über unschuldige Menschen bringt. Hiermit zieht der Autor unwillkürlich eine Parallele zum Krieg in der Ukraine, stets verbunden mit der Frage, ob Gott das wirklich alles gewollt hat.

Die Spannung zieht der Roman aus der Frage, wie und wann der Vater aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kommt und wie es ihm nach dem Kriege geht. Ob er wohl seine Träume noch wird wahr machen können?

»Ich glaube nicht, dass Ihr diese Zeilen erhalten werdet« ist ein berührender und emotionaler Roman über Menschen, die von einem Verbrecher in einen Krieg hineingezogen wurden und trotzdem nicht aufgeben und weitermachen. Der Autor selbst ist Beweis dafür.

Eine bewegende Geschichte und ein sehr empfehlenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 03.12.2022

Mit Kreuz & Fluch gegen die Waliser

Kreuz und Fluch
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Dieser historische Roman ist der zweite Teil der Chroniken von Bernicia, dem späteren Northumberland, der im 7. Jahrhundert spielt.

Der historische Roman schließt direkt an den ersten Band »Schwert & ...

Dieser historische Roman ist der zweite Teil der Chroniken von Bernicia, dem späteren Northumberland, der im 7. Jahrhundert spielt.

Der historische Roman schließt direkt an den ersten Band »Schwert & Ehre« an. König Oswald hat eine Schlacht gewonnen, doch die Waliser wurden noch nicht endgültig besiegt. Sie marschieren jetzt auf Bebbanburg, dem heutigen Bamburgh an der britischen Ostküste in Northumberland, zu. Und so beginnt der Roman mit einer kolossalen Schlacht.

Wieder ist es Beobrand, der anscheinend die Existenz seines Landes, seines Königs in den Händen hält. Wie im ersten Band ist er der Protagonist und seine Frau Sunniva hat ihm einen Sohn geschenkt, der den Namen seines Bruders trägt.

Bereits im ersten Teil hat Matthew Harffy bewiesen, dass er detailreiche Schlachten und schwertgeschwängerte Zweikämpfe genauso bildreich beschreiben kann wie Landschaften, das alltägliche Leben in den Ortschaften und den Umgang der Menschen untereinander.

Stets brodelt es zwischen den Figuren. Schnell können aus Freunden Feinde werden oder aus Feinden Freunde. Es dreht sich alles um die Frage, wie Beobrand am Ende des Romans aussehen, was ihm widerfahren, wie er sein Leben gestalten können und welcher seiner engsten Freunde an seiner Seite stehen wird.

Mehr als im ersten Teil »Schwert & Ehre« geht es in diesem Band um Gefühle. Das Verhältnis zu seiner Frau, aber auch zu seiner Mutter und seinem Vater steht im Mittelpunkt. Beobrand, der noch sehr jung ist, zeigt zwar große kämpferische Qualitäten und ist in der Lage, andere anzuführen, aber in seinem Inneren kämpft er mit Selbstzweifeln. Immer wieder tauchen seine Dämonen in seinem Kopf auf.

Obwohl er im ersten Teil seinen ärgsten Gegner getötet hatte, verfolgt ihn dieser durch viele Nächte hindurch.

Kann man diesen Roman nun als eigenständigen Roman lesen, ohne den ersten Teil zu kennen? – Ja, kann man! Alle notwendigen Hintergründe werden ausreichend erneut eingeflochten. Dies geht teils so weit, dass man einige Passagen als überflüssig erachtet, sofern man »Schwert & Ehre« zuvor gelesen hat.

Meiner Meinung nach kann es mit der Geschichte durchaus weitergehen. Die Cliffhanger sind unverkennbar und trotz eines befriedigenden Abschlusses dieses Romans ahnt man, dass da noch etwas kommen kann.

Ich bin mit diesem Roman auf wunderbare Art in das dunkle Mittelalter abgetaucht und habe auf unterhaltsame Weise blutige Schlachten geschlagen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Songbook inklusive – Musikalbum bei Streamingdiensten

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
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Mit diesem kriminellen Roman legt die Countryikone Dolly Parton zusammen mit dem Bestsellerautor James Patterson einen interessanten Roman vor, in dem sie Einblicke hinter die Kulissen der Countryszene ...

Mit diesem kriminellen Roman legt die Countryikone Dolly Parton zusammen mit dem Bestsellerautor James Patterson einen interessanten Roman vor, in dem sie Einblicke hinter die Kulissen der Countryszene in Nashville gewährt. Obwohl die Story sicherlich frei erfunden ist, wird auch Dolly Parton nicht umhingekommen sein, Erlebnisse ihres Lebens, Erfahrungen und Momente, einfließen zu lassen.

AnnieLee ist in Nashville angekommen. Wie so viele andere Mädchen und Jungs möchte sie auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Obwohl sie eigentlich schüchtern ist, findet sie doch den Mut, in einer Kneipe zu fragen, ob Sie vorne auf der Bühne einige Songs spielen darf. Zwar ist der Barkeeper mürrisch, aber als Ersatz für die Musikbox darf sie dann doch.

Schnell wird klar, dass AnnieLee ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Eigentlich schon in der allerersten Szene, als sie noch am Highway steht und den Daumen in den Wind hält. Sie ist auf der Flucht.

Aber abseits von ihrer Vergangenheit trifft sie auf Menschen, die sie mögen und lieben lernen. Menschen, die alles daransetzen, dass sie Songs schreiben und aufführen darf, und ihr den Weg ebnen wollen, ein großer Star zu werden.

Sehr unterhaltsam und interessant sind die Beschreibungen von Nashville mit seiner musikalischen Szene. Die kleinen Musikkneipen werden genauso wenig ausgelassen wie die großen Plattenlabels, die Musikgiganten und die Musikagenten.

Natürlich gibt es auch jede Menge Musik, die man leider zunächst nur in Gedanken hört. Aber immer wieder werden zwei, drei Zeilen eines Songs der Musikerinnen und Musiker wie Gedanken dazwischen gestreut. Wer die Songtexte komplett haben möchte, wird mit dem Songbook am Ende des Romans befriedigt. Hier gibt es die Texte in englischer Sprache zum Mitsingen oder auch zum Verständnis ihres Inhalts in deutscher Übersetzung. Allerdings folgt die Übersetzung nicht dem Reimmaß bzw. der Melodie.

Und wenn man schließlich die Lieder des Songbooks mitträllern möchte, sollte sich in jedem Fall das Album »Run, Rose, Run« von Dolly Parton auf die Lauscher packen.

Wer sich den Roman beim Lesen zusätzlich versüßen möchte, sollte sich beim Lesen New Country Music auf die Kopfhörer legen. Denn wenn man schon am laufenden Band Namen wie Taylor Swift, Carrie Underwood, Brad Paisley oder Kenny Chesney zu lesen bekommt, kann man wenigstens deren Musik dabei hören.

Dieser Roman ist eine sehr gut lesbare Variante der bekannten TV Serie »Nashville«. Er lässt Eintauchen in eine bunte Glitzerwelt, die auch sehr große und dunkle Schatten aufweist.

Der kriminelle Teil ist sehr zurückhaltend und resultiert aus der Vergangenheit der Protagonistin. Er hält die Spannung über den gesamten Handlungsbogen, denn so, wie AnnieLee ihr Geheimnis nicht ihren engsten Freunden anvertrauen will beziehungsweise kann, so wenig wird es den Lesern anvertraut.

Ein hinreißender Roman, der mir sehr viel Spaß gemacht hat.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 06.11.2022

um Schwert & Ehre im 7. Jahrhundert

Schwert und Ehre
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Mit diesem historischen Roman von Matthew Harffy geht es zurück in das Britannien des siebten Jahrhunderts. Northumbria gibt es noch nicht und besteht aus mehreren Königreichen, von denen eines Bernicia ...

Mit diesem historischen Roman von Matthew Harffy geht es zurück in das Britannien des siebten Jahrhunderts. Northumbria gibt es noch nicht und besteht aus mehreren Königreichen, von denen eines Bernicia ist. Und so werden aus dem vorliegenden Roman auch Die Chroniken von Bernicia.

Es beginnt mit einem hinterhältigen Mordpunkt, bei dem das Motiv purer Neid ist. Es wird der Krieger Octa getötet und von den Klippen gestürzt. Das Opfer war die rechte Hand des Königs Edwin. Der Täter war der Meinung, dass ihm diese Stellung gehört hätte und nicht seinem Rivalen.

Beobrand, der Bruder des Opfers, trifft am Hofe von Edwin ein, denn er möchte seinem Bruder mitteilen, dass ihre Mutter und alle Schwestern bei einer grassierenden Seuche ums Leben gekommen sind. Doch mit Schrecken hört er, dass auch sein Bruder Octa nicht mehr am Leben ist. Beobrand ist nur noch allein auf der Welt. König Edwin steht kurz vor einer Schlacht gegen Nachbarn und nimmt den jungen Beobrand in seine Kriegerschar auf, obwohl dieser bislang noch kaum Kämpfe und Schlachten ausgetragen hat.

Mit dem ersten Toten hat Matthew Harffy einen Spannungsbogen geschaffen, dessen Fäden der Leser wie in einem Krimi aufnehmen kann. Denn Beobrand mag nicht an Selbstmord glauben und als Leser weiß man, dass es keiner war. Wer ist also der Täter? Diese Frage treibt den Leser die erste Hälfte durch den Roman. Als man schließlich weiß, wer der Mörder war, beginnt die Jagd nach ihm, weil Beobrand seinem Bruder Rache geschworen hat.

Der Stil des Autors ist passend und er nutzt die Möglichkeiten der Erzählung und der Dialoge in einem wohldosierten Verhältnis. Garniert wird alles mit actionreichen Szenen, denn der Autor macht vor Blut nicht halt.

Es werden Kämpfe und Schlachten detailreich beschrieben und Äxte, Schwerter und Schilde tanzen einem beim Lesen vor den Augen. So manches Mal befindet sich eine Klinge am Hals einer Romanfigur.

Aber auch die Romantik kommt nicht zu kurz in dieser Geschichte. Schnell erkennt man das Interesse von Beobrand an einer schönen Maid, deren Vater, der Schmied, gar nicht so erfreut ist.

Gleichzeitig präsentiert Matthew Harffy einen Entwicklungsroman, denn der noch junge Beobrand wächst zu einem Mann heran, er verliert durch seine schweren persönlichen Verluste seine kindliche Naivität. Leser können gespannt sein, welche Abenteuer der Protagonist wie meistern wird.

Der Roman erinnert stark an die Uthred-Saga von Bernard Cornwell oder die TV-Serien »Vikings«, »Die Barbaren« oder »The Last Kingdom«. Die urwüchsigen Horden von Kriegern, die Eroberung von Land, die Intrigen zur Machtübernahme.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen und ich gebe ihm eine lesenswerte und hohe Empfehlung.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 19.09.2022

Blutige Morde im Lande des Rodeos

Blutrodeo
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In diesem Kriminalroman entführt uns Frauke Buchholz erneut in die weiten Landschaften Kanadas.

In Calgary wird zwei alten Männern die Kehle durchgeschnitten. Der Profiler Ted Garner wird hinzugerufen. ...

In diesem Kriminalroman entführt uns Frauke Buchholz erneut in die weiten Landschaften Kanadas.

In Calgary wird zwei alten Männern die Kehle durchgeschnitten. Der Profiler Ted Garner wird hinzugerufen. Doch die ehrgeizige Polizistin Samantha Stern ist gar nicht erfreut. Auf einen arroganten Büromenschen kann sie gerne verzichten.

Es stellen sich Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Toten heraus. Zunächst ist da ihr Alter, aber mehr noch, dass beide an einem Achten eines Monats ermordet wurden. Dieses Datum muss irgendeine besondere Bedeutung haben. Nur erschließt sich diese den beiden Ermittlern noch nicht auf den ersten Blick.

Obwohl sich beide Ermittler hassen beziehungsweise verabscheuen, arbeiten sie notgedrungen zusammen. Obwohl irgendwann jeder von ihnen das Handtuch werfen will.

Frauke Buchholz lässt hier zwei Figuren mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften aufeinanderprallen, wobei sie in der Tiefe ihrer Seelen vielleicht gar nicht so unterschiedlich sind. Sas Zusammenspiel von Stern und Garner hat mir besonderen Spaß bereitet. Ihre Dialoge, ihr widersprüchliches Verhalten, ihr Einander-Näherkommen sorgt für ausreichend Konflikt und schreit nach einem Happy End. Doch darauf kann der Leser lange warten.

Die zweite Faszination erreicht Frauke Buchholz mit der detailreichen und bildhaften Beschreibung der Regionen, in der der Roman spielt. Landschaften, Wetter, Saloons und Straßenzüge, alles wird vor dem inneren Auge lebhaft und überschattet von den Gipfeln der Rocky Mountains im Hintergrund. Und bei allem fiebern die Bürger der Region dem größten Ereignis des Jahres entgegen: der Calgary Stampede. (Am ehesten vielleicht vergleichbar mit dem Oktoberfest in München.)

Die Ermittlungen gehen lange Zeit schleppend voran, reißen jedoch nie ab und heizen so die Spannung an. Die Leser werden außerdem durch Rückblenden, die in erster Person erzählt werden, mit Hintergrundinformationen versorgt. Diese Informationen fehlen zwar den Ermittlern, helfen den Lesern aber auch nicht bei der Auflösung, sondern machen ihn nur noch neugieriger auf das große Ganze, auf den Zusammenhang mit den Morden.

Spannend, faszinierend und sehr kanada-authentisch. Man möchte am liebsten schon beim Lesen Alberta sofort als nächstes Reiseziel angehen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2021