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Veröffentlicht am 21.02.2022

Dave Robicheaux und sein Freund Clete Purcel

Eine Zelle für Clete
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Dieser Roman von James Lee Burke ist im Jnauar in einer deutschen Übersetzung bei Pendragon erschienen. Ich will ja nicht viel vorwegnehmen, aber es ist erneut ein ganz anderer Dave-Robicheaux-Krimi.

Dave ...

Dieser Roman von James Lee Burke ist im Jnauar in einer deutschen Übersetzung bei Pendragon erschienen. Ich will ja nicht viel vorwegnehmen, aber es ist erneut ein ganz anderer Dave-Robicheaux-Krimi.

Dave Robicheaux und sein Freund Clete Purcel sind immer dafür gut, alles Negative und Schlechte heranzuziehen. Das ist in diesem Roman nicht anders. Besonders Clete zieht die Probleme an. Eigentlich will er den Tod von mehreren Mädchen aufklären, aber muss er denn gleich einen Zuhälter krankenhausreif prügeln, der kurze Zeit später auch noch tot aufgefunden wird?

Clete steht wieder mal mit einem Bein im Knast. Dabei hat er es nur gut gemeint.

Doch warum bin ich der Meinung, an dass dies ein ganz anderer Dave-Robicheaux-Krimi ist? Der Protagonist dieser Reihe ist milder. Dave ist trockener Alkoholiker und hält sich an die Spielregeln. Er kämpft zwar mit seinen Dämonen, aber er hat keinen Absturz oder Rückfall, womit er sich selbst in Gefahr begibt, irgendein Verbrechen zu begehen. Deshalb ist er in diesem Roman eher ein Ruhepol, der versucht, seinen Freund Clete aus dem Dreck zu holen. Er ist nicht mehr der wilde Haudrauf, wie in anderen Romanen zuvor.

Aber auch andere Figuren haben deutlich an Profil gewonnen. So auch die Ähnlichkeit von Robicheauxs Tochter Alafair mit der gleichnamigen Tochter Alafair des Schriftstellers. Die Lebensläufe beider Frauen weisen doch eine gewisse Ähnlichkeit auf. Doch auch über die Chefin im Sheriffbüro erfahren wir mehr. Es ist immer wieder schön, das Universum der Reihe mitzuerleben.

Zusätzlich beschreibt James Lee Burke viele geschichtlichen Ereignisse aus dem Süden der USA, die Entwicklung der Sklaverei und den heutigen Umgang mit den farbigen Bürgern. Aber auch Episoden aus Vietnam und das, was Robicheaux daraus gelernt hat, werden anschaulich und vor allem plausibel dargestellt.

Die Romane von James Lee Burke sind immer wieder eine Empfehlung wert. Auch der hier besprochene macht da keine Ausnahme.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Immer wieder amüsiert knisternde Spannung

Der Killer kehrt zurück
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Eine Kleinstadt in Aufruhr. Eine Schule für lateinamerikanische Einwanderer Kinder soll in einem Nobelviertel der Stadt in Betrieb genommen werden. Die Anwohner fürchten eine Zunahme der Kriminalität durch ...

Eine Kleinstadt in Aufruhr. Eine Schule für lateinamerikanische Einwanderer Kinder soll in einem Nobelviertel der Stadt in Betrieb genommen werden. Die Anwohner fürchten eine Zunahme der Kriminalität durch die Latinos. Polizeichef Jesse Stone hat alle Hände voll zu tun, um die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen.

Besonders schön ist, dass Parker eine eigene kleine Welt geschaffen hat. Eine Kleinstadt in Massachusetts. Immer wieder hat man es in den Romanen mit denselben Leuten zu tun. Sie werden nie vergessen. Sie laufen einem beim Lesen immer wieder über den Weg. Und bei dem vorliegenden Roman „Der Killer kehrt zurück“ wird dieser Tatsache hinsichtlich einer Gangsterfigur aus dem Roman „Terror auf Stiles Island“ Rechnung getragen. Der Apatsche Cromartie, Crow genannt, ist nach zehn Jahren zurückgekehrt. Jesse Stone hat kein gutes Gefühl dabei. Doch er kann Crow nichts nachweisen. Bewundernswert ist die Übereinstimmung der Charaktere beider Typen. Den Crow zeigt sich als ein Killer mit ritterliche Ehre im Leib, denn er behauptet von sich, keine Frauen umzubringen. Tatsächlich ist nicht alles schlecht, was er in Paradise anstellt. Jesse Stone weiß nur nicht, wie er damit umgehen soll. So wie er seinen Weg als Cop geht, so geht Crow seinen Weg als „sauberer“ Killer.

Immer wieder amüsiert knisternde Spannung und die humorvollen Gespräche zwischen Jesse und seinen Mitarbeitern. Manchen von ihnen lernt der Leser auch ganz neu kennen. Manche fallen in ihre alten Muster zurück. Was damit begann, dass einige Bürger die neu eingerichtete Schule für Latino-Amerikaner verbieten wollen, endet offenbar in einem Desaster größten Ausmaßes. Immer neue Wendungen sorgen für Spannung. Zusammen mit dem leicht-flockigen Sprüchen der Figuren ergibt das einen außergewöhnlichen Lesegenuss.

(Die Jesse-Stone-Romane von Parker wurden mit Tom Selleck in der Rolle des Jesse Stone verfilmt. Der Besetzung des ersten Films hatte der Schriftsteller erfreut zugestimmt. Die darauffolgenden Romane scheint er auf diesen Schauspieler maßgeschneidert geschrieben zu haben.)

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

Veröffentlicht am 06.02.2022

Ein spannender Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt.

Die Zerrissenen
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Mit diesem Roman präsentiert die Münchner Autorin Stephanie Fey den dritten Band einer Trilogie um die Rote Armee Fraktion. Protagonistin ist Carina Kyreleis, Rechtsmedizinerin und Gesichtsrekonstrukteurin. ...

Mit diesem Roman präsentiert die Münchner Autorin Stephanie Fey den dritten Band einer Trilogie um die Rote Armee Fraktion. Protagonistin ist Carina Kyreleis, Rechtsmedizinerin und Gesichtsrekonstrukteurin. Durch den Fund einer Leiche auf dem Waldfriedhof kommt die Rechtsmedizinerin einem Unbekannten auf die Spur, der Frauenleichen ausgräbt und misshandelt. Doch bevor sie diesen Unbekannten aufspürt, obduziert sie einen auf Abwege geratenen Ex-Kollegen ihres Vaters, Kriminalhauptkommissar Matte Kyreleis, der erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde. Ihr Vater glaubt fest daran, dass dieser Tote ermordet worden ist, und er sieht Parallelen zu den Terroristen der RAF, deren angebliche Selbstmorde ähnliche Ungereimtheiten aufweisen. Vom ersten Moment an wird in diesem Roman bei regnerischem Wetter ermittelt. Das lässt miese Stimmung aufkommen und manchmal wird die Protagonistin von Panikattacken überwältigt. Sie fühlt sich verfolgt, ohne den Grund zu wissen. Ihre Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen, irgendjemand will verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Die Autorin hat diesen Thriller in zwei Handlungsstränge untergliedert, zum einen den des Leichenschänders, und zum anderen den um die Ermittlungen zur RAF und dem Toten im Gefängnis. Dabei ist der erste Handlungsstrang noch mit einer weiteren Ebene versehen, nämlich der Ebene aus der Perspektive des Leichenschänders. Hier erlebt der Leser mit, was diesen Menschen dazu geführt hat, dass er weibliche Leichen ausbuddelt und sie dann missbraucht. Es bleibt dem Leser nichts verborgen und er erfährt zumindest auch den Vornamen des Täters. Während jedoch die Ermittlungen laufen und sich Ermittler, Polizisten und Zeugen unterhalten, fällt in der gesamten Zeit nicht ein einziges Mal der Name dieses Schänders. Zwar ahnt man als Leser, dass der Täter nicht weit weg sein kann von den handelnden Figuren, aber einen definitiven Hinweis gibt es lange Zeit nicht. Der Täter führt ein Doppelleben, womit wiederum der Leser leben muss.

Der Handlungsstrang mit dem in der Gefängniszelle Erhängten ist eng verzahnt mit dem Leben der Protagonistin und ihres Vaters. Wie die Rechtsmedizinerin erfährt, war ihre Mutter eine Killerin im Auftrag des Bundesnachrichtendienstes, und arbeitete gegen die RAF-Terroristen. Sie ist bereits ums Leben gekommen, als Carina Kyreleis noch ein kleines Mädchen war. Auch ihr Vater ist jahrelang davon ausgegangen. Erst die Ermittlungen um seinen Ex-Kollegen lassen andere Vermutungen zu.

Die Autorin hat für diesen Roman sehr viel Rechercheaufwand betrieben, was die RAF-Szene angeht als auch die Vorgehensweisen von Leichenschändung. Stets bemüht, dem Leser umfassende Informationen zu den Vorgängen mit auf den Weg zu geben, versteht sie es, diese Informationen in eine packende Handlung einzubetten. Viele Details vom Ende der RAF 1993 in Bad Kleinen werden auf unterhaltsame Weise verarbeitet und damit wieder ins Gedächtnis der Leser geholt. Die psychologischen Abläufe über das Leben eines Leichenschänders und die detaillierte Arbeit einer Rechtsmedizinerin wird mit viel Akribie von Fey für den Leser aufbereitet.

Ein spannender Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

Veröffentlicht am 06.02.2022

Viel Witz und Humor

Mord im Showbiz
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Dieser Krimi ist wieder ein Fall für Jesse Stone, der bei Pendragon erschienen ist. Erneut habe ich mich wohlgefühlt auf dem Revier von Paradise, der kleinen Stadt in Massachusetts, in der Jesse Stone ...

Dieser Krimi ist wieder ein Fall für Jesse Stone, der bei Pendragon erschienen ist. Erneut habe ich mich wohlgefühlt auf dem Revier von Paradise, der kleinen Stadt in Massachusetts, in der Jesse Stone Polizeichef ist, nachdem er wegen Alkoholmissbrauchs im Morddezernat von Los Angeles gefeuert wurde.

Im Paradise wird ein prominenter Talkshowmoderator tot aufgefunden. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Mord handelt. Die Prominenz dieses Fernsehmoderators erzeugt mächtigen Druck auf den Polizeichef Stone. Da sich der Moderator mit seiner spitzen Zunge nicht nur Freunde gemacht hat, ist das Medieninteresse riesengroß. Außerdem gehört er zum Freundeskreis des Gouverneurs, was zusätzlich Regierungsbeamte auf den Plan ruft. Als der Presserummel seinen Höhepunkt erreicht, wird eine weitere Leiche gefunden. Diesmal ist es ein junges Mädchen. Es stellt sich heraus, dass dies die neue Lebensgefährtin des Fernsehmoderators ist. Doch so sehr die Medien auch toben, Chief Stone ermittelt unbeirrt weiter und versucht nebenbei seine eigenen Probleme in den Griff zu bekommen.

Diesen Jesse-Stone-Krimi halte ich persönlich für den bislang Humorigsten dieser bei Pendragon erscheinenden Reihe. Dem Übersetzer Bernd Gockel ist es hervorragend gelungen, die Dialoge dermaßen ins Deutsche zu übertragen, dass sie der deutschen Umgangssprache bestens entsprechen, was dem Wortgeplänkel des Polizeichefs mit seinen engsten Mitarbeitern sehr entgegenkommt. Im Team bei den Ermittlungen sind dieses Mal wieder die beiden Polizeibeamten Suit und Molly. Beide Figuren spielen prinzipiell in allen Romanen mit, doch hin und wieder treten Sie komplett in den Hintergrund und sind nur Randfiguren. So nicht im vorliegenden Fall. Hier werden diese beiden Figuren wieder zu wichtigen Figuren neben Jesse Stone und zu Stichwortgebern für die Techtelmechtel auf dem Revier.

Molly ist die einzige Frau auf dem Revier und so etwas wie eine Sekretärin oder ein Mädchen für alles. Sie hält ihrem Chef gerne den Rücken frei und springt auch an seine Stelle an die vorderste Front vor die Pressemeute. Suitcase Simpson ist ein junger aufstrebender Cop, der seinen Chef bewundert und ihm mit viel Engagement nacheifert. Die witzigen Dialoge zwischen diesen drei Figuren sind einfach köstlich. Suit, der in diesem Roman extrem darum bemüht ist, Kriminalkommissar im Revier zu werden (falls das Revier überhaupt einen Kommissar genehmigt bekommt) auf der einen Seite, und Molly, die sich zum x-ten Male mit ihrem Chef darin einig ist, dass sie sich beide lieben, aber eben auf ganz besondere Art.

Es ist schade das die Krimireihe aufgrund des Todes des amerikanischen Schriftstellers Parker auch in der deutschen Übersetzung demnächst ein Ende finden wird. Kein Ermittler macht mir so viel Spaß wie Jesse Stone, der in den Verfilmungen von Tom Selleck gespielt wird. Der vorliegende Roman ist ein weiteres Highlight aus dieser Reihe. Robert B Parker, der auch der Schöpfer des Privatdetektivs Spenser ist, hat mit Jesse Stone einen Cop geschaffen, der widersprüchlicher nicht sein kann.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2015

Veröffentlicht am 06.02.2022

Jack Reacher auf dem Weg zum Frühstück

Größenwahn
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Dieser Roman erschien vor kurzem in einer Sonderausgabe der Bild am Sonntag. Die deutsche Erstausgabe dieses Jack-Reacher-Romans erschien 1998 bei Heyne. Angesichts der demnächst erscheinenden TV-Serie ...

Dieser Roman erschien vor kurzem in einer Sonderausgabe der Bild am Sonntag. Die deutsche Erstausgabe dieses Jack-Reacher-Romans erschien 1998 bei Heyne. Angesichts der demnächst erscheinenden TV-Serie mit Jack Reacher schien es mir angebracht, diesen Thriller von Lee Child zu lesen.

Es geschieht in Margrave, einem kleinen Städtchen in Georgia. Dies ist ein sauberes Örtchen, wie man sich solch ein Örtchen im Süden der USA nur vorstellen kann. Reacher war mit dem Greyhound-Bus aus Tampa in den frühen Morgenstunden eingetroffen. Er war die Nacht unterwegs und marschierte nun in den Diner, um zu frühstücken. Reacher hat noch nicht zu Ende gefrühstückt, da wird er von zwei Polizisten festgenommen.

Es ist Freitagfrüh und um Mitternacht war in diesem sauberen Margrave ein Mann getötet worden. Der Polizeichef höchstselbst behauptet, Reacher in der Nacht am Tatort gesehen zu haben. Den beiden Cops bleibt nichts anderes übrig, als Reacher in die Zelle zu sperren.

Die Figur des herumstreunende Ex-Soldaten ist von Lee Child offenbar auf lange Sicht angelegt. Das Bild vom Diner und Jack Reachers Festnahme ist noch aus den Verfilmungen mit Tom Cruise bekannt. Wer, wenn nicht Jack Reacher, wird in einem Diner festgenommen?

Spannung wird man hier in diesem Roman nicht vermissen. Action genausowenig. Es bleibt nicht bei einem Toten und es gibt bestialisch hingerichtete Opfer. Die Passage sind nichts für Leser mit schwachen Nerven.

Neben Jack Reacher gibt es aber auch noch weitere Figuren, die den Lesern ans Herz wachsen können. Doch man sollte sich nicht immer gleich einlullen lassen von Lee Child, dem gebürtigen Briten.

Ein Roman der Spitzenklasse, der meine Lust auf die Serie noch mehr anheizte.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022