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Veröffentlicht am 07.11.2023

Corona-Leugnung in Bern

Demaskiert
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Mit diesem Kriminalroman stellt uns der Autor Sascha Michael Campi einen interessanten Kriminalroman mit Berner Lokalcolorit vor, der zudem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie spielt.

Alina hat ihren ...

Mit diesem Kriminalroman stellt uns der Autor Sascha Michael Campi einen interessanten Kriminalroman mit Berner Lokalcolorit vor, der zudem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie spielt.

Alina hat ihren 18 Geburtstag. Mit ihren Freunden möchte sie ihn feiern. Doch ihre Eltern schwindelt sie an und besucht zunächst mit den Freunden eine Veranstaltung von Corona-Leugnern.

Nachdem sich die Freunde anschließend bei der Party in einer Kneipe zerstritten haben, steigt Alina in das Auto des Redners der vorherigen Veranstaltung. Ab dann wird sie nicht mehr gesehen.

Auf dem Friedhof treffen sich der im Rollstuhl sitzende ehemalige Kriminalkommissar Walter Lehmann und die aus Kenia stammende Lisi Badou. Beide trauern um ihren Lebenspartner, die hier auf dem Friedhof begraben sind. Doch beide finden in ihrer Trauer zusammen und gründen voller Tatendrang eine Privatdetektai, um der Trauer zu entgehen.

Zwar starten sie ihre detektivischen Geschäfte mit einer vermissten Katze, aber schnell werden sie in die Suche nach der verschwundenen Alina einbezogen.

Sascha Michael Campi hat eine gut durchdachte Geschichte erzählt, die viele Wendungen aufzuweisen hat. Manches Mal werden die Leser aufs Glatteis geführt.

Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Da ist zunächst die Sichtweise von Alina, die ihren Geburtstag begeht und plötzlich an einem anderen Ort aufwacht. Dann gibt es die Sichtweise der Täter auf das Verschwinden von Alina. Hierbei erfährt man nicht sofort, um wen es sich dabei handelt. Schließlich gibt es die dritte Perspektive des netten Detektivduos. Diese beiden muss man einfach mögen. Sie sind dem Autor sehr gut gelungen.

Leider gibt es einen Wermutstropfen, der einem das Leseerlebnis nimmt. Der Verlag hat offenbar wenig Arbeit in das Manuskript investiert. Anders als der Autor scheint der Verlag nicht mal Korrektorat und/oder Lektorat über das Manuskript laufen lassen.

Dabei geht es nicht um einzelne Tippfehler, die ich in jedem Buch entdecke und gerne überlege. In diesem Buch gibt es auf vielen Seiten Fehler durch fehlende, falsche und/oder zu viele Wörter. Man versteht den Satz beim ersten Mal nicht, liest ihn ein zweites Mal und korrigiert ihn im Kopf. Man musste aber das Lesen der Geschichte dabei unterbrechen. Dass der Buchsatz leider nicht den professionellen Ansprüchen eines Verlages entspricht, ist noch ein I-Tüpfelchen.

Da mir aber die Geschichte gefällt, die der Autor Sascha Michael Campi präsentiert hat, empfehle ich den Roman dennoch. Leser sollten sich möglichst nicht stören lassen und der Story und dem Autor eine Chance geben, denn spannend ist der Roman allemal.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2023

Ein vorprogrammiertes Weihnachtstrauma: Judith Merchants Thriller

SCHWEIG!
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Der Psychothriller von Judith Merchant ist ein Paradebeispiel für die Fehlinterpretation und das Missverstehen. Das geht nicht nur den Figuren im Roman so, sondern kann auch den Lesern passieren. Es ist ...

Der Psychothriller von Judith Merchant ist ein Paradebeispiel für die Fehlinterpretation und das Missverstehen. Das geht nicht nur den Figuren im Roman so, sondern kann auch den Lesern passieren. Es ist der Autorin Judith Merchant (dankenswerterweise) zuzuschreiben, dass sie die Leser auf die falsche Fährte schickt, nur weil die sich denken, wie es sein könnte.

Es ist ein Tag vor Heiligabend. Diese Zeit ist voller Stress für Esther jahraus, jahrein. Es ist vorprogrammiert. Weihnachtsbaum holen, Baum schmücken, Kinder von der Schule abholen. Es geht hoch her. Ihr Mann Martin muss helfen.

Außerdem will sie noch kurz bei ihrer Schwester vorbeischauen und der ihr Weihnachtsgeschenk bringen, obwohl ihre Schwester letztes Weihnachten eine Katastrophe für Esthers Familie war. Jetzt versucht Martin hartnäckig, seine Frau vom Besuch bei der Schwägerin abzuhalten. Doch die lässt sich dank schwesterlicher Loyalität nicht beeinflussen.

Schließlich ist da noch Sue, die von ihrem Mann geschieden wurde. Sie lebt auf dem Grundstück mitten im Wald, wo es kaum Handyempfang gibt. Sie hasst den Besuch ihrer Schwester und mag sie nicht. Schon seit der Kindheit. Sie hasst es, wie sie sich immer aufdrängt.

Es verwundert nicht, dass der diesjährige Besuch bei Sue aus dem Ruder läuft und ein größeres Desaster als im Jahr zuvor verursacht wird. Judith Merchant erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. sowohl Esther als auch Sue lassen uns in ihre Gedanken blicken und erzählen jeweils selbst ihre eigene Sichtweise. Zwischendurch wird immer mal wieder von Martin erzählt, zum Ende hin immer häufiger.

Zu Beginn hatte ich leichte Probleme mit den beiden Ich-Erzählerinnen Esther und Sue, zumal sie auch manchmal aus ihrer Kindheit erzählen. Es dauerte ein paar Kapitel bis ich die erste Verwirrung überwunden hatte und auch ohne die Kapitelüberschriften wusste, an welcher Stelle ich mich im Leben der Figuren befand.

Das Kopfkino beginnt natürlich nach den ersten Seiten zu laufen., wie sich offenbar die beiden Schwestern ihr ganzes Leben haben, sollten Leser keine voreiligen Schlüsse ziehen. es bringt gar nichts, wenn sich einer einbilde zu wissen, was der andere denkt.

Die Leser sollten sich darauf einstellen, dass in diesem Thriller die Gedanken der Figuren großen Raum einnehmen. Judith Merchant ist eine hochkarätige Meisterin darin, die Leser zusammen mit ihren Figuren ins Nirvana zu schicken.

»Schweig!« ist ein erstklassiger Psychothriller mit einer anrührenden Weihnachtsgeschichte und passt deshalb hervorragend in die Vorweihnachtszeit.

Meine beste Empfehlung für den Roman, mag er unter vielen Weihnachtsbäumen liegen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 30.10.2023

unglaublich authentisches Figurenensemble

Ein Bild der Niedertracht
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Der Roman ist ein Fall für die Cold-Case-Ermittlerin Karen Pirie, die von der schottischen Bestsellerautorin Val McDermid erschaffen wurde. Auf dem Blog "Der Krimi und mehr" habe ich Karen Pirie bereits ...

Der Roman ist ein Fall für die Cold-Case-Ermittlerin Karen Pirie, die von der schottischen Bestsellerautorin Val McDermid erschaffen wurde. Auf dem Blog "Der Krimi und mehr" habe ich Karen Pirie bereits in einer britischen TV-Serie und in einem Roman vorgestellt.

Im ersten Fall wird die Leiche bzw. deren Überreste in einem abgestellten Van in einer Garage gemeldet. Die Frau, die sie gemeldet hat, sollte den Nachlass ihrer Schwester aufräumen. Ihre Schwester war vor wenigen Tagen bei einem Unfall ums Leben gekommen. Nun steht sie auf deren Anwesen, findet in der Garage einen abgedeckten Van und darin eine Leiche. Offenbar hat sie schon einige Jahre dort verbracht.

Im zweiten Fall wird eine männliche Leiche an den Strand gespült. Es ist ein Mann, der in der in der Fremdenlegion diente und nun seit vielen Jahren in Frankreich lebte. Sein Bruder war schottischer Beamter in London und vor vielen Jahren spurlos verschwunden. Erst vor drei Jahren war der für tot erklärt worden. Doch hat das Verschwinden des älteren Bruders etwas mit dem Tod des jüngeren Bruders zu tun? War der Tod nicht ein Unfall oder gar ein Selbstmord? Karen Pirie muss in Frankreich ermitteln.

Val McDermid hat ein unglaublich authentisches Figurenensemble geschaffen. Sie dirigiert die DCI so trickreich durch die Ermittlungen in beiden Strängen und lässt sie zwei so unterschiedliche Polizeiabteilungen führen, dass es ein Vergnügen ist, diese Geschichte zu lesen.

DCI Karen Piri ist zwar manchmal eine Oberlehrerin für ihre Leute, aber dann kommt immer wieder durch, dass sie auch Spaß versteht und vor allem über sehr viel Erfahrung und Kontakte verfügt, die es ihr einfach machen, immer auf den richtigen Knopf zu drücken. Es macht einfach nur Spaß, den Leuten in diesem Roman virtuell zuzuschauen.

Detailliert beschreibt Val McDermid nicht nur Orte, sondern auch Figuren. jede auftretende Nebenfigur, jedes Zimmer in welchem sich eine Figur aufhält wird mit einer bilderzeugenden Beschreibung ausgestattet. Das macht es den Lesern einfach, sich Menschen und Orte vorstellen zu können.

Die Spannung bleibt bis zum Schluss, auch wenn die Täter im Laufe der Geschichte schon feststehen, so bleibt schließlich das Abenteuer der Festnahme. In beiden Fällen lassen sich die Täter nicht einfach so dingfest machen.

»Ein Bild der Niedertracht« ist ein Roman, den ich unbedingt empfehle, wenn man sehr gute Spannung und Unterhaltung vor schottischer Kulisse sucht.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 24.10.2023

Simon und Karnstedt – eine Freundschaft, die im Kindesalter begann

Karnstedt verschwindet
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Alexander Häusser erzählt in diesem Roman die Geschichte einer Freundschaft, die im Kinderalter begann. Bis sie schließlich versiegte.

Simon, einer der beiden damaligen Freunde hat einen Brief von einem ...

Alexander Häusser erzählt in diesem Roman die Geschichte einer Freundschaft, die im Kinderalter begann. Bis sie schließlich versiegte.

Simon, einer der beiden damaligen Freunde hat einen Brief von einem Anwalt bekommen. Er hat ein Grundstück geerbt und wurde zum Nachlassverwalter bestimmt. Es ist das Grundstück seines damaligen Freundes Karnstedt.

Nach der Schulzeit war der Kontakt zwischen den beiden jungen Männern abgebrochen. Sie haben über zwanzig Jahre nichts mehr miteinander zu tun gehabt. Bis ihm nun der Anwalt mitteilt, dass Karnstedt verfügt habe, Simon möge sich um das Grundstück kümmern.

Der steht nun in dem heillosen Chaos, teils zusammen mit dem Anwalt, und wird fast erschlagen von den Erinnerungen aus der damaligen Zeit. Die Erlebnisse während der Schulzeit und Jugend erwachen in seinem Kopf zu neuem Leben.

Alexander Häusser erzählt diese Geschichte in einer Gegenwart mit den entsprechenden Rückblenden aus der Schulzeit. In den Rückblenden erleben die Leser die Freundschaft der beiden Jungs, ihre Beziehung zu Mädchen und Mitschülern und ihre Konflikte.

In der Gegenwart gibt es immer wieder das Erstaunen, warum der Kontakt zwischen beiden abgebrochen ist. Die Frage, warum Karnstedt seinen alten Freund Simon alles hinterlässt, scheint dringend zu werden.

Ich muss gestehen, dass mich dieser Roman nicht so in den Bann gezogen hat, wie ich es erwartet hatte. Die Gedanken um die Freundschaft der beiden Jungs waren nicht prickelnd genug.

Es mögen für manche Leser interessante Aspekte sein, weshalb ich den Roman auch nicht für schlecht oder unlesbar halte. Im Gegenteil! Aber für mich persönlich war er kein solches Highlight wie manch anderer Roman.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

Veröffentlicht am 14.10.2023

Südfall – Menschen und ihre Schicksale

Südfall
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Florian Knöppler hat erneut einen Roman der leisen Töne geschaffen, in welchem er uns viele Menschen näherbringt, die in ihrem Leben an einem Punkt angelangt sind, den sie meist nicht selbst zu verantworten ...

Florian Knöppler hat erneut einen Roman der leisen Töne geschaffen, in welchem er uns viele Menschen näherbringt, die in ihrem Leben an einem Punkt angelangt sind, den sie meist nicht selbst zu verantworten haben, der sie aber zwingt, über das Leben ganz neu nachzudenken.

Da ist Anna, deren Mann Friedrich an die Front gezogen wurde und die nun den Hof alleine bewirtschaften muss. Doch sie hat Hilfe von ihrem Neffen Paul, der kurz vor dem Erwachsenwerden steht und keine Eltern mehr hat.

Paul trifft am Priel einen Mann, der ein Schaf vor dem Ertrinken rettet. Paul bringt den Mann in den Schuppen bei Anna, um ihm zu helfen. Der Fremde ist Dave, ein Engländer, der wegen des Absturzes seines Flugzeugs hier gestrandet ist und versucht, aus dem Feindesland zu entkommen, um seine Familie in England wiederzusehen.

Paul glaubt noch an den Sieg der Deutschen, während die Nachrichten im Radio verlauten, dass der Atlantikwall bereits stark unter Beschuss der Amerikaner und Briten ist.

Anna hat kein Vertrauen in Paul, weil er in seinem jugendlichen Gedanken vielleicht das Falsche machen könnte. Sie versteckt Dave an einen anderen Ort. Vorsichtshalber. Und sie erkennt in dem britischen „Bombenwerfer“ einen ganz normalen Menschen, mit dem es gut tut, zu sprechen. Von ihrem Mann hat sie lange nichts gehört.

Florian Knöppler bringt uns diese Menschen auf so würdevolle Weise nahe, dass man sich jeder Figur hingezogen fühlt. Ihre Ängste, ihre Sorgen, aber auch ihr Mut und ihr Optimismus spiegeln sich in der rauen Natur der Halligen in ihrem Denken und Handeln wieder. Gerne fühlt man mit ihnen und möchte ihnen nahestehen, wenn nicht sogar helfen. Doch als Leser durchlebt man ja nicht deren Situation, sondern kann nur hoffen, dass es Ihnen am Ende gut gehen und sich alles fügen wird.

Ein kraftvoller Roman um die Gefühle der Menschen in einer zerrissenen Zeit, die so vielen Menschen nur Unheil brachte. Ein Roman, der es wert wäre, die oberen Ränge der sogenannten Literaturlisten zu erklimmen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2023

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