Keine Freundschaft fürs Leben
Karnstedt ist verschwunden und Simon Welde soll seinen Nachlass verwalten. Obwohl Simon verwundert ist, denn sie hatten ungefähr zwanzig Jahre keinen Kontakt mehr, reist er nach Dänemark. Das Arbeitszimmer ...
Karnstedt ist verschwunden und Simon Welde soll seinen Nachlass verwalten. Obwohl Simon verwundert ist, denn sie hatten ungefähr zwanzig Jahre keinen Kontakt mehr, reist er nach Dänemark. Das Arbeitszimmer in Karnstedts Bauernhof ist total verwüstet. Simon versucht zu ergründen, was mit Karnstedt passiert sein könnte. Dabei kommen Erinnerungen hoch an die Zeit, als sie Schüler waren und Außenseiter. Karnstedt hatte keine Haare und wurde von seinem Klassenkameraden Tummer und dessen Clique gemobbt. Auch Simon stand am Rand und was lag näher, als dass sich die beiden Außenseiter zusammentaten. Nun aber muss sich Simon mit dem auseinandersetzen, was er lange verdrängt hatte.
Karnstedt und Simon bezeichneten sich seinerzeit als Freunde, doch mir erschien es eher als eine Zweckgemeinschaft von Außenseitern. Sie verbindet das Interesse an Paläontologie und Archäologie, daher wollten sie auch später Henderson Island erkunden. Simon lässt sich von Karnstedt mitziehen, der seine Spielchen spielt und manipulativ ist. Aufgrund mangelnder Lebenserfahrung erkennt Simon nicht, was Karnstedt antreibt. Aber er hegt immer mehr Zweifel an dieser Freundschaftsbeziehung und dann geschieht am Ende der Schulzeit etwas, das den Bruch herbeiführt.
In Dänemark versucht Simon bei einer Nachbarin mehr über seinen ehemaligen Freund zu erfahren, doch als er ihr zur Küste hinterherreist, erlebt er eine Überraschung.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Es sind eine ganze Reihe von Spuren gelegt, die man verfolgen möchte, um zu erfahren, was geschehen ist. Dabei bleibt viel Raum für Spekulationen. Die Lösung kommt erst spät und ist überraschend. Dabei ist es beeindruckend, wie viele Themen – Freundschaft, Mobbing, Liebe und Schuld - angesprochen wurden, ohne dass die Geschichte überfrachtet wirkt.
Auch wenn ich die beiden Protagonisten nicht besonders mochte, so sind die Charaktere sehr gut gezeichnet, auch die der Nebenfiguren. Ich konnte nachvollziehen, was die beiden doch sehr unterschiedlichen Jungen zusammengebracht hat und auch, was sie dann entzweit hat. Furchtbar fand ich es, dass es zu solchen Ausgrenzungen in der Schule kommen konnte, ohne dass jemand eingeschritten ist. Nur so konnten die Machtspiele weitergeführt werden und die Geschichte eskalieren und mit der Tragödie enden. Am Ende tragen alle Schuld.
Dieser vielschichtige Roman klingt noch lange nach und ich kann ihn nur empfehlen!