Profilbild von Dirk74

Dirk74

Lesejury Star
offline

Dirk74 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dirk74 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2023

Ein Aufruf an das russische Volk

ZOV – Der verbotene Bericht
0

Pawel Filatjew war als Zeitsoldat in der russischen Armee. Zusammen mit seinem Regiment ist er am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert. Auf seinem Handy hält er seine Erlebnisse fest. Der Leser ...

Pawel Filatjew war als Zeitsoldat in der russischen Armee. Zusammen mit seinem Regiment ist er am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert. Auf seinem Handy hält er seine Erlebnisse fest. Der Leser begleitet Pawel an den ersten Tagen des Fronteinsatzes. Pawel beschreibt, wie er mit seinen Kameraden in einen Krieg - genauer gesagt eine militärische Spezialoperation, denn das Wort Krieg ist verboten - geschickt wird, ohne zu Wissen was genau los ist. Mit schlechter Ausrüstung geht es über die Grenze.

Das Buch ist einerseits in Form eines Tagebuches geschrieben, diese Abschnitte erkennt man an dem Strich am Buchrand, und andererseits als nachträgliche Gedanken zum Geschehen. Diese beiden Erzählweisen wechseln sich ab. Eine Unterteilung in Kapitel gibt es nicht.

"In diesen Aufzeichnungen habe ich versucht, maximal ehrlich und aufrichtig zu schildern, was ich in der Ukraine erlebt habe. Ich wollte meine Gefühle und Gedanken von damals teilen und beschreiben, was ich gesehen habe. Ich wollte es so erzählen, als lege ich vor mir selbst Beichte ab. Ich habe nichts erfunden, beschönigt oder verheimlicht. Genau so, wie ich es beschrieben habe, hat der Krieg für mich ausgesehen."

Während wir einerseits den Einsatz mitverfolgen können, erfahren wir in den anderen Abschnitten, wie Pawel zum Militär gekommen ist. Als Kind eines Soldaten hat er bereits damals viel von der Armee mitbekommen und sein Ziel war immer, später auch der Armee zu dienen. Nach seiner Armeezeit, wurde Pawel Pferdezüchter, doch aus finanziellen Gründen, meldete er sich erneut zum Dienst. Dabei musste er feststellen, dass die Armee stark heruntergekommen war und nicht mehr mit der Armee vor 20 Jahren zu vergleichen ist. Gerade als er wieder kündigen wollte, ging es in die Ukraine.

Acht Wochen erlebte Pawel das Leben an der Front. Einerseits war er Stolz für sein Land zu kämpfen, doch als er nach und nach merkte, was wirklich passierte, kamen ihm Zweifel und er beschloss sein Volk über die Zustände in der russischen Armee aufzuklären. Als ihm Mitte April bei einem Artilleriebeschuss Erde in die Augen fliegt, bekommen seine durch das lange Tragen der Kontaktlinsen ausgetrockneten Augen eine Hornhautentzündung. Nach fünf qualvollen Tagen wird er evakuiert.

Am 2. August, dem offiziellen Feiertag der russischen Fallschirmjäger veröffentlicht er seinen Bericht auf russisch im Internet. Er tut dies, obwohl ihm damit lebenslange Haft droht. Inzwischen ist Pawel aus Russland geflohen und hat in Frankreich politisches Asyl bekommen. Mittlerweile ist das Buch in vielen Ländern veröffentlicht worden.

"Ich habe in der Ukraine gekämpft. Ich kann unsere Armee nicht nach Hause zurückholen, aber ich kann von meiner Erfahrung erzählen, meine Gedanken über die Teilnahme an diesem Krieg teilen und meine Mitbürger dazu aufrufen, nicht weiter Krieg zu führen und sich um ihr eigenes Land zu kümmern, in dem es genug Probleme gibt."

Das erste was im Krieg stirbt, ist bekanntlich die Wahrheit. Daher fällt es einem schwer zu entscheiden, welche Nachrichten war und welche falsch sind. Mit seinem Buch "ZOV" versucht Pawel Filatjew etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei ist klar, dass es sich hier um seine subjektive Meinung handelt. Beim Lesen des Buches fällt auf, dass er nur Dinge direkt beschreibt, die er auch selbst erlebt hat. Berichte anderer Soldaten werden zwar teilweise erwähnt, aber nur in Kurzform und mit einem entsprechenden Hinweis.

Da ich selbst nie bei der Armee war, kann ich mit einigen der benutzten Begriffe im Buch nicht viel Anfangen, dies trifft vor allem auf Fahrzeugbezeichnungen zu. Dies hat mich beim Lesen aber nicht weiter beeinträchtigt. Als nächstes würde nun eine Aussage dazu kommen, wie mir das Buch gefallen hat. Hier muss ich sagen, dass es sich um ein Buch über einen Krieg handelt und allein aus dieser Tatsache heraus kann es kein gutes Buch sein, da der Krieg an sich schon falsch ist. Das Lesen des Buches war interessant, aber gleichzeitig auch sehr bedrückend. Auch wenn es relativ dünn ist, habe ich es in mehreren Abschnitten gelesen. Beeindruckend fand ich den Abschluss des Buches, in dem Pawel seinen Gedanken freien Lauf lässt und einen Appell an sein Volk richtet.

Ich gebe dem Buch 5 Sterne und hoffe, dass viele Menschen des russischen Volkes das Buch lesen und dafür sorgen, dass der Krieg beendet wird.

Veröffentlicht am 31.12.2022

Ein brutaler Mord gefährdet den Rosenmontagsumzug

Rosenmontag
0

Köln im Januar 1823: Endlich ist es soweit, bald soll der erste Rosenmontagsumzug stattfinden. Die Genehmigung aus dem preußischen Berlin liegt vor. Doch dann geschieht ein Mord. Kriminalkommissar Gustav ...

Köln im Januar 1823: Endlich ist es soweit, bald soll der erste Rosenmontagsumzug stattfinden. Die Genehmigung aus dem preußischen Berlin liegt vor. Doch dann geschieht ein Mord. Kriminalkommissar Gustav Zabel, der ursprünglich aus Berlin stammt, beginnt mit den Ermittlungen. Ein Hauptverdächtiger ist schnell gefunden, denn die Leiche ist übel zugerichtet und in der Wohnung des Toten findet sich ein zuvor aus der Kirche gestohlenes silbernes Kreuz. Im Beisein von Zabel hatte der Unterweltboss Arthur Schmoor damit gedroht, den Dieb des Kreuzes zu töten, wenn dieser es nicht freiwillig zurückgibt.

Da somit der Fall schnell geklärt ist, steht dem Rosenmontagsumzug nichts mehr im Wege. Doch da ist noch Cécile Travail, eine Hure, die unter dem Schutz von Schmoor stand. Ihre Äußerungen gegenüber Zabel, lassen diesen an der Schuld von Arthur Schmoor zweifeln und er beschließt weiter zu ermitteln. Davon ist der Polizeichef, der ebenfalls Preuße ist, gar nicht angetan. Er stellt Zabel vor die Wahl, entweder er akzeptiert, dass Schmoor der Mörder ist oder er ermittelt weiter und der Rosenmontagsumzug wird abgesagt. Zabel steckt in einer Zwickmühle. Um den Umzug nicht zu gefährden, ermittelt er heimlich weiter.

Gelingt es Zabel den wahren Täter zu finden, bevor der Karnevalsumzug startet und womöglich in einer Katastrophe endet?

Mit "Rosenmontag" veröffentlicht Lorenz Stassen, der seit 1992 selbst Kölner ist, seinen ersten historischen Krimi. Hierzu hat er sich beraten lassen, um einen möglichst authentischen Roman zu verfassen. Viele der Dialoge sind in Kölsche Sproch geschrieben. Das hat mir als gebürtigem Magdeburger das Lesen etwas erschwert, aber so taucht man als Leser tiefer in die Kölner Welten ein. Neben Gustav Zabel tauchen auch zahlreiche real existierende Personen wie Heinrich von Wittgenstein, Marcus DuMont oder Prinz Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen auf. Diese hat der Autor gut in seinen Krimi eingebaut. Das Buch liest sich gut und bis zum Ende ist unklar, wer der wahre Täter ist. Für mich war die Auflösung überraschend, aber plausibel.

Auch wenn ich zugegebener Maßen kein Fan des Karnevals bin, hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich bin gespannt, ob es weitere Fälle von Gustav Zabel geben wird. Von mir gibt es 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2022

Kann ein Buch töten?

Das Bernsteinkind
0

Kommissar Nils Trojan quälen seine Ängste, die seine Arbeit in ihm hervorruft. Daher beginnt er ein Training bei einer japanischen Zen-Meisterin. Diese besucht er meist in den frühen Morgenstunden. Seiner ...

Kommissar Nils Trojan quälen seine Ängste, die seine Arbeit in ihm hervorruft. Daher beginnt er ein Training bei einer japanischen Zen-Meisterin. Diese besucht er meist in den frühen Morgenstunden. Seiner Freundin Stefanie sagt er nichts davon, was zu Irritationen führt. Mitten in einem Training klingelt sein Smartphone und Trojan muss zum nächsten Fall.

Eine tote Frau wurde aufgefunden. Das Besondere an ihr ist die Tatsache, dass ihre Augen golden wie Bernsteine leuchten. Innerhalb weniger Tage tauchen weitere Opfer auf. Auch ihre Augen wurden durch eine bernsteinfarbene Substanz ersetzt. Wo sollen die Ermittler ansetzen? Was der Leser zu diesem Zeitpunkt bereits weiß: Alle Opfer hatten zuvor Kontakt mit einem besonderen Buch. Es ist schwarz und auf dem Cover ist ein leuchtendes Auge aus Bernstein. Beginnen die Opfer einmal in dem Buch zu lesen, zieht die Geschichte sie in ihrem Bann und sie können nicht mehr aufhören weiterzulesen. Der Titel des Buches lautet "Nachtland" und der Autor ist Non Nominatus.

Kurz vor dem Tod ertönt ein altes Schlaflied:

"Guten Abend, gut' Nacht,
mit Rosen bedacht,
mit Näglein besteckt,
schlupf unter die Deck'.
Morgen früh, wenn Gott will,
wirst du wieder geweckt."

Nils Trojan und sein Team haben zunächst nicht viel in der Hand. Doch Trojan geht jeder noch so kleinen Spur nach und versucht sich in den Täter zu versetzen. Dabei stößt er auf einen möglichen Täter, bei dem es sich zwar nicht um den Mörder handelt, der aber entscheidende weitere Hinweise liefern kann.

Auch bei Trojans 10. Fall fehlt es nicht an Spannung. Max Bentow hat wieder eine komplexe Geschichte erdacht, bei der es seinen Lesern und Hörern ähnlich geht, wie den Opfern, man will das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen. Die äußerst spannende Erzählung, die den Ermittlern komplexes logisches Denken abfordert, hat mich begeistert. Gelesen wurde das Buch dieses Mal von Herbert Schäfer, dem es gelingt, die nervenaufreibenden Szenen gekonnt herüberzubringen. Von mir gibt es eine klare Hörempfehlung für diese 12 Stunden Spannung und natürlich volle 5 Sterne.

Veröffentlicht am 18.12.2022

Die Geschichte eines kleinen Mädchens

Die Weihnachtsprinzessin
0

Die kleine Mariah lebte mit ihrer Mutter und einem vorlauten Papagei in einem kleinen alten und schäbigen Haus. Ihre Mutter ist eine Diva und das einzige wertvolle im Haus ist ein altes goldbraunes Klavier. ...

Die kleine Mariah lebte mit ihrer Mutter und einem vorlauten Papagei in einem kleinen alten und schäbigen Haus. Ihre Mutter ist eine Diva und das einzige wertvolle im Haus ist ein altes goldbraunes Klavier. Mariah liebte es an diesem Klavier zu sitzen und neue Melodien zu erfinden. Außerdem liebt Mariah Weihnachten.

Rundherum standen große Villen, in denen verwöhnte Kinder wohnten. Diese machten sich immer über Mariahs wilde Haare lustig. Eines Tages zur Weihnachtszeit kamen die zwei der Kinder in Mariahs Haus und fingen an, sich über alles lustig zu machen. Sie schmissen sogar den mickrigen Weihnachtsbaum um. Da setzte sich Mariah unter den Tisch, schloss die Augen und fing an zu singen. Zwischendurch wagte Mariah einen Blick zum Fenster und sah, dass es begonnen hatte zu schneien. Da stand sie auf und lief einfach los. Sie lief durch die Flocken zum geheimnisvollen Wald. Da verwandelten sich die Flocken in Schneeflocken-Schmetterlingsfeen. Mariah folgte den Feen immer tiefer in den Wald bis diese verschwunden waren. Das kleine Mädchen wusste nicht mehr wo sie war und lief ziellos umher.

Plötzlich war sie von einer Bande kaltherziger Kerle umzingelt. Während diese Fieslinge begannen, Feuerbälle auf die Bäume zu werfen, fand Mariah einen Stein in Form eines Herzens. Sie legte die Finger um den Stein und begann erneut zu singen. Sie sang immer lauter, bis plötzlich ein Lichtstrahl aus dem Stein kam und zu einem großen Buch führte. Das Buch hatte eine Vertiefung im Cover und der Stein passte perfekt hinein. Als die fiesen Fieslinge Mariah erneut einholten, wurden sie vom warmen Licht getroffen und verwandelten sich.

Als sich nun das Buch öffnete tauchte die wunderschöne Schmetterlingsfeen-Königin auf, setzte Mariah einen Kranz auf und sagte:

"Für deine unvergleichlichen Lieder, die aus ehrlichem und reinem Herzen kommen, ernenne ich dich zur Weihnachtsprinzessin!"

Am Ende des Buches erklingt das allseits bekannte Lied "All I want for christmas is you.."

Mariah Carey erzählt in ihrem Buch eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte für Kinder ab 4 Jahren. Die Geschichte wurde von Fuuji Takshi beeindruckend illustriert. Zusammen mit dem glänzenden Cover ist so ein schönes Buch entstanden. Beim Lesen hat mich jedoch irritiert, dass sich der Text teilweise reimt, dann aber auch wieder nicht. Vielleicht ist es der Übersetzung geschuldet. Insgesamt gefällt uns das Buch aber sehr gut und wir vergeben 4 Sterne.

Veröffentlicht am 17.12.2022

Ein Buch über den Beginn einer Freundschaft

Karlchen. Kleiner Mann aus Schnee. Die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft
0

Der Schneemann Karlchen läuft durch den verschneiten Wald. Als es schon dämmert, will er schnell nach Hause zu seiner Mama. Da hört eine piepsige Stimme und entdeckt am Boden ein kleines schwarz-weißes ...

Der Schneemann Karlchen läuft durch den verschneiten Wald. Als es schon dämmert, will er schnell nach Hause zu seiner Mama. Da hört eine piepsige Stimme und entdeckt am Boden ein kleines schwarz-weißes Tier mit einem Schnabel. Er hält es zunächst für einen Pinguin, doch dann entpuppt es sich als Julio, die Rauchschwalbe. Julio hat den Flug in den warmen Süden verpasst und friert nun sehr. Karlchen will ihm helfen.

Angelica Rissmann erzählt eine Geschichte über Hilfsbereitschaft. Karlchen und Julio helfen sich gegenseitig und werde Freunde. Julio schafft es doch noch nach Afrika und Karlchen findet nach Hause. Zu Weihnachten gibt es dann noch eine Überraschung für den hilfsbereiten Schneemann. Die Illustrationen von Christian Kämpf machen das Buch zu einem sehr schönen Bilderbuch. Die wunderbaren Zeichnungen lassen die Kinder in eine Winterwelt eintauchen, während sie der Geschichte lauschen. Am Ende des Buches gibt es noch 6 Postkarten zum Ausschneiden und Verschicken.

Das Buch für für Kinder ab 3 Jahren gedacht, wobei der Text für dieses Alter recht anspruchsvoll ist. Uns gefällt das Buch sehr gut und wir vergeben 4 von 5 Sterne.

Hinweis: Das Buch ist eine Neuauflage des Buches "Schneemann Karlchen" aus dem Jahre 2012.