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Veröffentlicht am 10.05.2019

Spannungsgeladene irische Geheimnisse

Das geheime Turmzimmer
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Für Carragh Ryan geht ein Traum in Erfüllung, denn sie hat den Auftrag, die Bibliothek der irischen Burg Deeprath Castle zu archivieren. Auf der Burg angekommen, lernt sie mit Lord Aidan Gallagher einen ...

Für Carragh Ryan geht ein Traum in Erfüllung, denn sie hat den Auftrag, die Bibliothek der irischen Burg Deeprath Castle zu archivieren. Auf der Burg angekommen, lernt sie mit Lord Aidan Gallagher einen Familienangehörigen kennen, bei dem sich Schmetterlinge in ihrem Bauch breit machen und ihr Herz aus dem Takt gerät. Aber auch ihr Auftrag weiß zu faszinieren, denn bei ihrer Arbeit stößt sie auf die merkwürdigen Todesfälle von Aidans Eltern und ein altes Tagebuch mit Geheimnissen, die vielleicht lieber verborgen bleiben würden, Carragh aber in ihren Bann ziehen. Neugierig stöbert sie immer tiefer in der Geschichte der alten Burg und seiner Bewohner, wobei sie am Ende selbst eine Überraschung erlebt…
Laura Andersen hat mit „Das geheime Turmzimmer“ einen spannenden und sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der neben Familiengeheimnissen auch kriminalistische und mystische Elemente in sich vereint. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen, wo er sich in einem wunderschönen und geheimnisvollen Landschaftssetting niederlassen kann, um Carragh bei ihren Aufgaben zu beobachten und den alten Geheimnissen nach und nach auf die Spur zu kommen. Neben den sehr farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten lässt die Autorin auch durch wechselnde Erzählperspektiven und verschiedene Zeitzonen die Spannung während der Handlung immer weiter steigen und den Leser verschiedene Blickwinkel sowie eine alte Legende kennenlernen. Durch geschickte Wendungen wird der Leser zudem dazu aufgefordert, die Geschichte immer wieder neu zu überdenken und verschiedene Auflösungswege in Betracht zu ziehen. Zudem verwebt die Autorin mit Fingerspitzengefühl ihre Familiengeschichte mit Krimielementen, so dass es hier auch um die Aufklärung von alten Mordfällen geht und der Leser konstant bei der Stange bleibt.
Die Charaktere sind interessant und individuell angelegt und mit Leben versehen. Der Leser kann an verschiedene Seiten schlüpfen, die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und miträtseln, denn niemand der Protagonisten lässt sich einfach in die Karten schauen. Carragh ist eine sympathische Frau, die sich mit Begeisterung in ihre Arbeit stürzt. Sie besitzt eine gute Spürnase, so dass sie schon bald mitten in ein Wespennest stochert. Carragh ist offen, ehrlich und gewissenhaft. Aber sie ist auch eine Träumerin und ahnt noch nicht, wie sehr die von ihr erforschte Geschichte ihr Schicksal wird. Lord Aidan ist ein charmanter Mann mit einigem Selbstvertrauen. Er ist aber teilweise auch zeitweilig undurchschaubar, was ihn geheimnisvoll und gleichzeitig anziehend wirken lässt. Ebenso überzeugen die weiteren Protagonisten wie z.B. die Polizistin McKenna, die der Handlung zusätzliche Spannungsmomente verleihen.
„Das geheime Turmzimmer“ hat alles, was sich ein Leserherz wünscht: Familiengeheimnisse, ein tolles Setting, Krimielemente und auch ein bisschen Liebe. Alles zusammen hat hier eine gelungene Mischung ergeben, die Suchtpotential hat. Verdiente Leseempfehlung für sehr unterhaltsame Lektüre!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Appuntamento italiano

Marina, Marina
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Der kleine Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Schauplatz für die Ortsbewohner, an dem es zu Beginn der 60er Jahren recht turbulent zugeht. Vor allem dreht sich vieles um Marina, ...

Der kleine Küstenort Sant’Amato an der italienischen Riviera ist der Schauplatz für die Ortsbewohner, an dem es zu Beginn der 60er Jahren recht turbulent zugeht. Vor allem dreht sich vieles um Marina, die Frau des Dorffriseurs und die Mutter von Ninos bestem Freund. Nino ist 13 Jahre alt und rettungslos in Marina verliebt, die denkt allerdings bei seinem anonymen Geschenk, der Schallplatte „Marina, Marina“ von Rocco Granata, an einen völlig anderen und beginnt ein Tête-à-Tête mit dem angesehensten Mann des Dorfes: Ninos Vater Daniele. Dass das nicht unbemerkt bleibt in solch einer kleinen Dorfgemeinschaft, versteht sich von selbst. Und die Folgen sind nicht vorhersehbar…
Mit „Marina, Marina“ hat Grit Landau einen zauberhaften Unterhaltungsroman vorgelegt, der den Leser nach Bella Italia und in eine Zeit entführt, die noch eine gewisse Leichtigkeit besaß, obwohl der Krieg erst etwas mehr als ein Jahrzehnt vorbei und das Leben der Menschen nicht einfach war. Mit locker-flüssigem, atmosphärischem Erzählstil, der oftmals auch leicht poetisch anklingt, lässt die Autorin den Leser in die 60er Jahre zurückreisen, die von Erinnerungen an Italienurlaube und Eiscreme am Meer geprägt sind, an lange Autobahnfahrten auf der Rückbank eines VW-Käfers, um die italienische Küste per Nachtfahrt zu erreichen. Dabei lässt sie als Überschrift der Kapitel altbekannte italienische Hits wiederauferstehen, die man während der Lektüre im Ohr hat und leise mit summt. Die Geschichte erstreckt sich über die Jahre 1960 bis 1968, aber auch ein Ausflug ins 80er Jahrzehnt ist dabei . Wunderbar verwebt Landau geheimnisvoll die zwischenmenschlichen Beziehungen in dem kleinen fiktiven Ort Sant’Amato, lässt den Leser selbst rätseln, bis sie wieder ein Puzzlestück aufdeckt. Dabei lässt sie den geschichtlichen Hintergrund über die Partisanenkämpfe und das Kriegsgeschehen des Zweiten Weltkrieges vorbeiziehen, gibt Einblick in die Sorgen und Nöte der Dorfbewohner und dem Leser so die Möglichkeit, sich in vielen Häusern und Familien umzusehen. Die schöne Ausstattung des Buches sollte ebenfalls erwähnt werden, denn mit einem Glossar der italienischen Redewendungen, einigen Rezepten sowie einer Personenübersicht bleibt kein Leserwunsch offen.
Die Charaktere sind so liebevoll wie individuell gestaltet und lässt dem Leser einige Möglichkeiten, sich mit der teils skurrilen Dorfbevölkerung einzulassen, sich immer wieder eine neue Familie oder einen neuen Protagonisten zu suchen, dessen Schicksal gerade Thema ist. Nino erlebt gerade die erste große Liebe, wenn sie auch unerreichbar ist. Sein Vater Daniele ist ein erfolgreicher und angesehener Mann, selbstsicher und charmant auf seine Art. Das schüchtert Nino ein, obwohl er genauso sein möchte. Zärtlich wirbt er, doch er wird nicht erhört. Marina ist mit einem liebevollen, aber viel älteren Mann seit 15 Jahren verheiratet. Sie träumt aber immer noch von einem besseren Leben, dabei geht es ihr nicht schlecht. Ob Benno, die alte Sofia oder einer der anderen Protagonisten, sie alle überzeugen auf ihre ganz eigene Art und Weise mit ihren Auftritten in diesem Sommertraum.
„Marina, Marina“ ist ein wunderbarer Unterhaltungsroman, der die Erinnerung an längst vergangene Ferientage an der italienischen Riviera wieder lebendig werden lässt. Schön miteinander verwebte Alltagsdramen und –träumereien lassen die Lektüre kurzweilig und vor allem nostalgisch werden. Absolute Leseempfehlung für den Trip in die Vergangenheit!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Wunderbares Kopfkino

Wo der Tag beginnt
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1835. Die Zukunft mit ihrem Liebsten David Mühlen hatte sich die Krankenschwester Ruth Helwig eigentlich anders vorgestellt, doch folgt sie ihm auf die Chatham Inseln nach Neuseeland, wo David es als seine ...

1835. Die Zukunft mit ihrem Liebsten David Mühlen hatte sich die Krankenschwester Ruth Helwig eigentlich anders vorgestellt, doch folgt sie ihm auf die Chatham Inseln nach Neuseeland, wo David es als seine christliche Pflicht ansieht, mit Gleichgesinnten den Glauben unter den Moriori und den Maori zu verbreiten. Ruth gewinnt mit Hilfe von zwei weiteren Krankenschwestern langsam den Respekt und das Vertrauen der Maori. Doch sie haben nicht damit gerechnet, dass es unter den beiden einheimischen Stämmen zu einer Invasion kommt, die nicht nur grausam und gewalttätig ist, sondern im Zuge dessen der Überlebenden des Stammes der Moriori auch noch versklavt werden. Die Moriori-Häuptlingstochter Kimi wird als wertvolle Gefangene von den Maori verschleppt. Die Unruhen nehmen allerdings kein Ende und schon bald kommt es zu einem schrecklichen Ausbruch…
Sarah Lark hat mit „Wo der Tag beginnt“ einen wunderbaren und farbenprächtigen historischen Roman vorgelegt, der den Leser nach Neuseeland entführt, um dort an der Seite der deutschen Ruth und der Moriori Kimi den Kampf zwischen einheimischen Urvölkern zu mitzuerleben und das Schicksal der beiden so unterschiedlichen Frauen zu beobachten. Überhaupt sind sowohl Ruth als auch Kimi sehr starke Protagonistinnen, die sich ihren Platz sehr hart erkämpfen müssen. Dier Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und gefühlvoll, die Autorin versteht es hervorragend, dem Leser die fremde Kultur mit ihren Ritualen und Lebensgewohnheiten der beiden neuseeländischen Urstämme nahe zu bringen und dabei durch tolle Landschaftsbeschreibungen das Kopfkino einzuschalten. Während sich die Moriori an das Gesetz der Gastfreundschaft und des Friedens hielten sowie die Natur zu schätzen wussten, lebten die Maori nach der Maxime der Eroberung und des Kampfes, um ihre Bereiche zu vergrößern. Ebenso geschickt verknüpft die Autorin Informationen über das Missionarswesen in Neuseeland mit ihrer Handlung. So darf der Leser nicht nur eine unterhaltsame und farbenfrohe Geschichte lesen, sondern auch noch einiges an geschichtlichem Hintergrundwissen mitnehmen.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Durch ihre Individualität und ihren Facettenreichtum bestechen sie mit Glaubwürdigkeit und Authentizität. Dem Leser wird ein breites Spektrum geboten, um seine Sympathien zu verteilen. Ruth ist eine mutige und starke Frau, die für ihre Liebe kämpft und alles dafür tut, den Mann ihres Herzens zu gewinnen. Sie wirkt furchtlos und unerschrocken, ist hilfsbereit und einfühlsam. Kimi ist eine junge Frau, die aufgrund ihrer Stellung ein Hoffnungsträger für ihr Volk ist, was sehr viel Verantwortung bedeutet. In ihrer Gefangenschaft beweist sie Mut und Stärke für ihr relativ junges Alter. David Mühlen ist ein sehr gläubiger Mann, der jedoch keinerlei Bodenhaftung besitzt. Er wirkt abgehoben und nicht von dieser Welt. Er ist unfähig, wahre Gefühle zu zeigen oder jemanden nahe an sich heranzulassen. Brandon ist ein tatkräftiger Mann, der Sicherheit und Geborgenheit bietet. Mit seiner offenen und ehrlichen Art gewinnt er schnell das Leserherz. Auch die weiteren Protagonisten überzeugen mit ihren Auftritten und machen die ganze Geschichte zu einem wunderbaren Leseerlebnis.
Mit „Wo der Tag beginnt“ beweist Sarah Lark einmal mehr ihr Können, große Geschichten zu erzählen, die den Leser mit auf Reisen nehmen und bei denen man während der Handlung noch so einiges lernen kann. Wunderbar kurzweilig geschrieben und mit Kopfkino-Garantie. Absolut verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Der letzte Band ist zum Abgewöhnen

Heimkehr auf die Kamelien-Insel
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Sylvia und Mael sehen der Geburt ihres ersten Kindes freudig entgegen. Zu lange hat es gedauert, bis sich dieser Wunsch für beide endlich erfüllte. Aber ein Anruf bringt das Ehepaar, allen voran Mael, ...

Sylvia und Mael sehen der Geburt ihres ersten Kindes freudig entgegen. Zu lange hat es gedauert, bis sich dieser Wunsch für beide endlich erfüllte. Aber ein Anruf bringt das Ehepaar, allen voran Mael, aus dem Gleichgewicht. Seit 30 Jahren hat er seine eigene Mutter weder gesehen noch gesprochen, und nun ist sie schwer an Demenz erkrankt, weshalb Mael ihr sofort zur Seite eilt und die hochschwangere Sylvia auf der Insel allein zurücklässt. Kaum ist er weg, fangen die Probleme erst richtig an, denn nicht nur ein Unwetter hinterlässt ein Trümmerfeld auf der Kamelieninsel, sondern auch Sylvia ist in einer sehr brenzligen Situation und ihr Ehemann weit und breit nicht in Sicht, um ihr beizustehen…
Mit „Heimkehr auf die Kamelien-Insel“ legt Tabea Bach nun den finalen Band der Trilogie vor, der weder dem ersten noch dem zweiten Roman das Wasser reichen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sie lässt den Leser gedanklich schnell zurück an den Ort des Geschehens reisen, um dort an der Seite der Protagonisten ein weiteres Mal deren Schicksal zu beobachten. Schon im zweiten Band war die Tendenz der Geschichte abfallend, da die Autorin viel zu viele Ereignisse in ihrer Handlung verpackt hatte, um die Spannung hochzuhalten und Dramatik hineinzubringen. Diesmal allerdings hat sie den Bogen einfach überspannt mit hereinbrechenden Naturgewalten und anderen Problemen, die es in der Handlung gar nicht bedurft hätte und sie zudem mehr als unglaubwürdig machen, dass der Leser nur noch mit den Augen rollt und hofft, dass das Drama bald ein Ende hat. Hier bleibt nur zu hoffen, dass es nicht doch noch zufällig einen vierten Teil gibt. Völliges Unverständnis gilt auch für die Reaktion von Mael, so schnell wie möglich einer Frau an die Seite zu huschen, die man seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, während die eigene Ehefrau hochschwanger mit dem ersten Kind allein bleibt. Das ist so abwegig, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Die Charaktere haben sich in diesem Teil auch nicht weiterentwickelt, was bedauerlich ist, denn leider sorgt dies dafür, dass der Leser von ihnen Abstand nimmt und ihr Schicksal nur noch emotionslos begleitet. Vor allem Mael hätte es gut zu Gesicht gestanden, sich mehr um das Befinden seiner Frau zu kümmern und mehr auf sie einzugehen. Er benimmt sich wie ein Pascha und reagiert nur nach seinen eigenen Bedürfnissen ohne Rücksicht auf Verluste. Sylvias Geduld mit ihm nehme ich ihr auch nicht mehr ab, nachdem sie schon mit ihrem ersten Ehemann Schiffbruch erlitten hat, sitzt nun ebenfalls ein Egoist an ihrer Seite, das kann eine Frau auf Dauer doch nicht einfach so hinnehmen. Sie ist stoisch und lässt alles mit sich machen, was der Leser resigniert zur Kenntnis nimmt. Das Wiedersehen mit Chloe, Sir James oder auch Solenn kann das leider nicht mehr rausreißen.
„Heimkehr auf die Kamelien-Insel“ ist der Abschluss der Trilogie, der den Leser leider mehr als enttäuscht ob dieser Entwicklung der Geschichte. Hierfür gibt es keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 05.05.2019

Gemeindeschwestern in Leeds

Die Schwestern aus der Steeple Street
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1925 Leeds. Die Krankenschwester Agnes Sheridan kehrt London nach einem unglücklichen Vorfall den Rücken und startet in Leeds eine Ausbildung zur Gemeindeschwester im Ceadar House. Sowohl die harte Pflegeleiterin ...

1925 Leeds. Die Krankenschwester Agnes Sheridan kehrt London nach einem unglücklichen Vorfall den Rücken und startet in Leeds eine Ausbildung zur Gemeindeschwester im Ceadar House. Sowohl die harte Pflegeleiterin Bess Bradshaw als auch die Arbeit in den Armenvierteln der Stadt, in denen es an Anerkennung für die Schwester fehlt, stellen Agnes ebenso vor eine Herausforderung wie die Neusortierung ihres eigenen Lebens. Bess‘ Tochter und Agnes Kollegin Polly Malone kann es ihrer Mutter nie recht machen und verzweifelt langsam an deren Ansprüchen. Werden sich sowohl Agnes als auch Polly durchsetzen können und endlich zuversichtlicher durchs Leben gehen?
Donna Douglas hat mit „Die Schwestern aus der Steeple Street“ einen wunderbaren und unterhaltsamen Auftakt ihrer neuen Romanreihe vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und bildhaft zugleich, der Leser wird direkt in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hineingesogen und verfolgt als unsichtbarer Schatten Agnes‘ Weg nach Leeds und während ihrer harten Ausbildung, wobei deren Gedanken- und Gefühlswelt dem Leser immer offen lag. Mit wechselnden Perspektiven, Rückblenden und der Darstellung von diversen Einzelschicksalen hält die Autorin die Spannung auf gleichbleibend hohem Niveau. In dieser Reihe widmet sich die Autorin dem Thema Gemeindepflege, die ihren Ursprung aus der Zeit Königin Victorias hat und Frauen die Möglichkeit eröffnete, Krankenschwester zu werden sowie häusliche Pflege zu übernehmen, was sich vor allem in den Armenvierteln bewährte, da diese Menschen kein Geld für Krankenhäuser oder Ärzte hatten. Sehr realistisch werden die Lebensumstände und die erbärmlichen Zustände in diesen Vierteln beschrieben, auch die Resignation, Hoffnungslosigkeit und Aggression dieser Menschen überträgt sich gut während der Lektüre, so dass einem oftmals die Gänsehaut über den Rücken läuft. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen in diesem Buch eine große Rolle und sind sehr gut in Szene gesetzt.
Die Charaktere sind sehr lebendig und authentisch ausgearbeitet, mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie glaubwürdig und realitätsnah, was es dem Leser erleichtert, sich in sie hineinzuversetzen, sich ihnen verbunden zu fühlen und erwartungsvoll die Entwicklungen zu beobachten. Agnes ist eine junge Frau, die bereits eine erstklassige Ausbildung in London genossen hat. Auf die Armenviertel in Leeds ist sie nicht vorbereitet, wirkt in ihrer Art oftmals arrogant und wie ein Snob. Deshalb hat sie es schwer, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und von ihnen akzeptiert zu werden. Bess Bradshaw ist eine harte und autoritäre Frau, die keinerlei Fehler duldet und mit aller Schärfe durchgreift. Sie wird zu Recht gefürchtet und der Respekt aller ist ihr sicher. Ihre Tochter Polly ist eine sympathische junge Frau, die um die Anerkennung ihrer Mutter kämpft und immer mehr daran verzweifelt, es ihr nie recht machen zu können. Sie wirkt mehr und mehr verunsichert und eher zurückgezogen. Protagonisten wie Norman, Oliver oder Finn geben der Handlung zusätzlich interessante Impulse und machen die Geschichte zu einem wahren Lesegenuss.
Mit „Die Schwestern aus der Steeple Street“ ist Donna Douglas ein neuer großer Wurf gelungen. Die unterschiedlichen Schicksale sind sehr gelungen inszeniert, die Gemeindearbeit und die Lebensumstände sowie der damalige Zeitgeist sehr gut herausgearbeitet. Wer gern Romane mit historischem Hintergrund liest, wird diesen Roman bestimmt zu schätzen wissen. Absolute Leseempfehlung für eine wunderbare Geschichte!