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Veröffentlicht am 14.08.2022

Die heilsame Wirkung von Blüten und Kräutern

Inselblüten und Meer
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Nach dem Tod ihrer geliebten Mutter hat Teresa in Deutschland ihre Zelte abgebrochen und einen Neustart auf der Baleareninsel Mallorca gewagt, wo sie einen kleinen Laden mit ausgesuchten Geschenkideen ...

Nach dem Tod ihrer geliebten Mutter hat Teresa in Deutschland ihre Zelte abgebrochen und einen Neustart auf der Baleareninsel Mallorca gewagt, wo sie einen kleinen Laden mit ausgesuchten Geschenkideen und Kleidern im Ikat-Muster führt. In den benachbarten Ladenbesitzerinnen hat Teresa schnell gute Freundinnen gefunden, die ihr das Einleben leicht gemacht haben. Eines Tages betritt der Landschaftsarchitekt Simon ihren Laden und bittet sie darum, für ein Geschäftsessen auf seiner Jacht als Blütenköchin zu arbeiten. Simons Mutter Gabriele hat Teresas Mutter in der Reha kennengelernt und ihm von Teresas Talent erzählt. Teresa ist erst einmal perplex, da sie ihre Fähigkeiten zuletzt bei ihrer Mutter eingesetzt hat, um deren schwere Krankheit ein wenig zu lindern. Doch sie nimmt die Herausforderung an und sagt Simon zu. Schon bald lernt sie nicht nur Gabriele kennen, die ihr mit Nachrichten ihrer verstorbenen Mutter einen großen Schatz überbringt, sondern öffnet ihr Herz auch Simon, der allerdings ein Geheimnis hat, was für beide zur Zerreißprobe wird…
Anja Saskia Beyer hat mit „Inselblüten und Meer“ den dritten Teil ihrer Mallorca-Sehnsucht-Reihe vorgelegt, der dem Leser nicht nur eine wunderschöne Auszeit auf der spanischen Insel garantiert, sondern auch mit einer emotionalen Geschichte das Herz des Lesers im Sturm erobert. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser gedanklich sofort mit auf Reisen und lässt ihn an Teresas Seite gleiten, die er bis zum finalen Schluss nicht mehr aus den Augen verliert, wobei ihm ihre Gedanken- und Gefühlswelt jederzeit offen steht. Teresa hat schon einige Schicksalsschläge erlebt und hofft trotz in die Brüche gegangener Beziehungen und einer Fehlgeburt immer noch auf die große Liebe und Familienglück, obwohl sie schon Mitte Dreißig ist. Die Begegnung mit Simon und vor allem auch mit seiner Mutter Gabriele bringen bei Teresa lang verschüttete Träume und Talente zum Vorschein. Ihre Begeisterung für Blüten, Kräuter sowie deren natürliche heilbringende Wirkung für das menschliche Wohlbefinden wird mit den wunderschönen Bucket List-Aufträgen ihrer Mutter wieder an die Oberfläche geholt und sofort selbst sowie bei ihren Freundinnen angewandt. Die Ratschläge ihrer verstorbenen Mutter sind für Teresa Balsam für ihre geschundene Seele, die sie auch bei ihren aktuellen Fehlschlägen auffangen und wie ein Anker wirken, an dem sie sich festhalten kann. Die Autorin hat nicht nur die Gefühlslage ihrer Protagonistin wunderbar eingefangen, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der Freundinnen untereinander sowie der Nachbarn. Farbenprächtige Beschreibungen der Örtlichkeiten und Pflanzenwelt bezaubern ebenso wie die warmherzige Lebensart der Mallorquiner, so dass der Leser sich nahezu in einem Kurzurlaub wähnt.
Die Charaktere sind lebendig inszeniert und überzeugen mit glaubwürdigen Ecken und Kanten. Der Leser heftet sich gern an ihre Fersen, um alles hautnah mitzuerleben. Teresa ist eine freundliche und sensible Frau, die sich gut in andere hineinversetzen kann. Sie ist hilfsbereit, offen, warmherzig, aber im Inneren auch unsicher und verletzt. Gabriele hat das Herz am rechten Fleck und wird für Teresa fast schon ein mütterlicher Ersatz. Die beiden verstehen sich auch ohne Worte. Teresas Freundinnen Josy, Liz, Matilda, Amelie und Cecilia sind die Felsen in der Brandung, auf die Teresa immer bauen kann. Sie sind füreinander da und fangen sich gegenseitig auf. Simon ist ein sympathischer Mann, der Verantwortung trägt und dem Werte wichtig sind. Auch sein Sohn Max und Mauro spielen wichtige Rollen in dieser Geschichte.
„Inselblüten und Meer“ spendiert nicht nur einen schönen gedanklichen Kurzurlaub auf Mallorca, sondern unterhält mit einer gelungenen Mischung aus Freundschaft, Liebe, großen Gefühlen und einem farbenprächtigen Inselsetting. Verdiente Leseempfehlung für entspannte Stunden!

Veröffentlicht am 06.08.2022

Träume sind die Prüfsteine unserer Charaktere. (Henry David Thoreau)

Das Tor zur Welt: Träume
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1892. Die 14-jährige Ava de Buur muss jeden Tag hart auf dem Moorhof ihrer Pflegeeltern im alten Land schuften, seit ihre leiblichen Eltern nach Amerika ausgewandert sind und sie im Alter von 5 Jahren ...

1892. Die 14-jährige Ava de Buur muss jeden Tag hart auf dem Moorhof ihrer Pflegeeltern im alten Land schuften, seit ihre leiblichen Eltern nach Amerika ausgewandert sind und sie im Alter von 5 Jahren zurückgelassen haben, um sie später nachzuholen. Inzwischen hat Ava kaum noch Erinnerungen an ihre Eltern, doch sie hofft, sie eines Tages in Amerika wiederzufinden. Als die Familie aufgrund der Armut beschließt, ebenfalls nach Amerika auszuwandern, werden sie bis auf Ava unglücklicherweise Opfer der dort wütenden Cholera. Ava muss sich nun allein durchschlagen und arbeitet in den Auswandererhallen, um sich mit dem dabei gesparten Geld die Überfahrt nach Amerika zu finanzieren…
1911. Die verwöhnte Claire Conrad stammt aus einer reichen Familie und lebt mit ihrer Mutter Agatha in Hamburg. Das gesellschaftliche Korsett ist Claire zu eng und sie rebelliert dagegen, denn sie hat eigene Pläne für ihr Leben. Deren Erfüllung erhofft sie sich durch eine Heirat mit dem Reedersohn Magnus Godebrink. Doch dann kommt alles ganz anders und Claire findet sich in den Auswandererhallen Hamburgs wieder, wo sie Ava kennenlernt…
Miriam Georg hat mit „Träume“ den Auftaktband ihres „Das Tor zur Welt“-Zweiteilers vorgelegt, der den Leser mit spannender Historie, fesselnder Handlung und zwei starken Frauen von Beginn an zu fesseln weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil gibt dem Leser mit wechselnden Perspektiven die Möglichkeit, mal an die Seite von Ava, mal an die von Claire zu schlüpfen, um dort nicht nur die großen Unterschiede zwischen den beiden Frauen festzustellen, sondern auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Als Ava und Claire in den Hallen der BallinStadt aufeinandertreffen, könnte die Diskrepanz zwischen den Frauen nicht größer sein, stammen sie doch aus völlig unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Während Ava in den Hallen arbeitet, weil ihr schlicht das Geld fehlt, um endlich nach Amerika zu reisen und ihre Familie zu suchen, muss die wohlhabende Claire auf Veranlassung ihrer Mutter dort Zwangsdienst leisten, weil sie nicht dem gesellschaftlichen Korsett unterwerfen will. Ihre Rebellion richtet sich nicht nur gegen die gesellschaftlichen Regeln, sie sind vor allem ein Ruf nach Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Mutter. Zwischen Ava und Claire entspinnt sich nach und nach eine Freundschaft, die allerdings auf tönernen Füssen steht, was sich vor allem an ihrem unterschiedlichen Hintergrund festmachen lässt. Die Autorin hat nicht nur den historischen Hintergrund akribisch recherchiert und mit ihrer Handlung verwoben, sondern stellt die damaligen Lebensumstände in Hamburg, die Folgen der Cholera und vor allem das Treiben in den Auswandererhallen so lebendig dar, dass der Leser während der Lektüre alles wie einen Film vor dem inneren Auge ablaufen sieht. Der Spannungslevel steigert sich während der Geschichte stetig und beschert dem Leser am Ende noch einen rätselhaften Überraschungsmoment, der einige Fragen aufwirft.
Die Charaktere sind facettenreich ausgestaltet und in Szene gesetzt. Ihre glaubwürdigen Eigenheiten können den Leser schnell überzeugen, der ihnen und ihrem Schicksal nur zu gerne folgt. Ava wurde vom Schicksal hart gebeutelt und ist eine warmherzige, fleißige Frau, die ihren Mut nie verloren hat. Claire dagegen ist privilegiert, wohlhabend, eigensinnig, arrogant, exzentrisch, aber auch kämpferisch. Weitere Protagonisten säumen ihren Weg, von denen der eine oder andere durchaus eine wichtige Rolle in der Handlung spielt.
„Träume“ ist ein sehr unterhaltsamer historischer Roman, der mit einem Mix aus damaligem gesellschaftlichem Milieu, Familiengeschichten, Auswandererträumen, Liebe, Freundschaft und vor allem zwei starken Frauen den Leser an den Seiten kleben lässt. Absolute Leseempfehlung für ein sagenhaftes Kopfkino!

Veröffentlicht am 06.08.2022

Ich will nicht Geld machen, ich will wundervoll sein. (Marilyn Monroe)

Faszination Marilyn Monroe
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Marilyn Monroe, die als Norma Jeane Baker 1926 das Licht der Welt erblickte, galt nicht nur in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts als begnadetes Fotomodell und Sexsymbol, sondern ist auch heute noch ...

Marilyn Monroe, die als Norma Jeane Baker 1926 das Licht der Welt erblickte, galt nicht nur in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts als begnadetes Fotomodell und Sexsymbol, sondern ist auch heute noch für viele eine unvergessliche Schauspielerin und Ikone ihrer Zeit. Durch ihre schillernden Ehen sowie ihrer nachgesagten Affäre mit dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy erlangte sie ebenso eine gewisse Berühmtheit wie durch ihre Rollen als etwas dümmliche Blondine in Filmen wie „Wie angelt man sich einen Millionär?“ oder „Blondinen bevorzugt“. Doch Marilyn kann mehr und überzeugt schon bald mit ernsteren Rollen wie in „Misfits“. Gleichzeitig betört sie die Welt mit ihrem Gefühl für Mode, die Frauen von damals kopierten schon bald ihren Stil und auch heute noch gibt kann man immer wieder Blondinen sehen, die sich als Kopie von Marilyn versuchen, doch das Original nie erreichen werden.
Massimiliano Capella hat mit seinem Buch „Faszination Marilyn Monroe-Leben, Leidenschaft und Stil einer Modeikone“ einen sehr unterhaltsamen Fotoband vorgelegt, der den interessierten Leser nicht nur mit vielen Informationen über Marilyns Leben und Persönlichkeit versorgt, sondern mit wunderschönen Fotos auch ihren großen Einfluss auf die Modewelt skizziert. Der Leser erfährt von Marilyns trauriger Kindheit, die sie bei vielen Pflegefamilien und im Waisenhaus verbrachte. Marilyn heiratet im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal, doch auch mit weiteren Ehen hat sie kein Glück. Sie ging Zeit ihres Lebens zum Psychiater und liebte Bücher, hat Freud ebenso wie Flaubert und Beckett verschlungen. Ihr Tod auf dem Höhepunkt ihrer Karriere im Alter von 36 Jahren gilt heute noch als Mysterium und Tragödie. Capella hat akribisch recherchiert und Marilyns Einfluss auf die Modewelt genauestens unter die Lupe genommen. Marilyn besaß ein besonderes Stilbewusstsein, das auch heute noch viele Frauen inspiriert. Ob es das kleine Schwarze, taillierte Jeans, Seidenpyjamas, Caprihosen, figurbetonte Corsagen oder weiße Oversize-Hemden waren – Marilyn hat Trends gesetzt, die bis heute gültig sind. Sie wurde für die Vogue fotografiert, von Andy Warhol nach ihrem Tod als Diptych auf der Leinwand festgehalten und ist noch heute die wohl beste Werbeträgerin für Chanels Parfüm No. 5. Dabei bleibt Marilyn immer geheimnisvoll, etwas mysteriös und unerreicht. Deshalb ist sie bis heute eine der größten Schauspielerinnen aller Zeiten und gilt als Legende.
Capella schafft mit „Faszination Marilyn Monroe-Leben, Leidenschaft und Stil einer Modeikone“ und den zusammengetragenen Informationen sowie Fotografien eine einzigartige Hommage an eine Ausnahmekünstlerin, die zwar bereits 60 Jahre tot ist, aber immer noch sehr präsent unter uns Lebenden weilt. Hier ist eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!

Veröffentlicht am 06.08.2022

Traue nur Dir selbst

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?
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Markus und Bettina Kern leben mit Teenager-Tochter Leonie in gutsituierten Verhältnissen aufgrund eines vermieteten Wohnhauses und einem eigenen Carsharing-Unternehmens, das Thema Nachhaltigkeit ist ihnen ...

Markus und Bettina Kern leben mit Teenager-Tochter Leonie in gutsituierten Verhältnissen aufgrund eines vermieteten Wohnhauses und einem eigenen Carsharing-Unternehmens, das Thema Nachhaltigkeit ist ihnen sehr wichtig. Eines Abends wartet Markus auf seine Ehefrau, die sich nach dem Sport noch mit einer Freundin treffen wollte. Doch Bettina lässt die halbe Nacht auf sich warten. Dafür erhält Markus einen anonymen Anruf, der ihn über die Entführung von Bettina informiert und mit einem Link für das Darknet, der Markus‘ größte Ängste wahr werden lässt. Kaum hat er die Seite auf dem Computer geöffnet, muss er die Misshandlung seiner Frau mitansehen. Am Ende wird Bettina von Markus in einer Wohnung tot aufgefunden, die ihnen gehört. Aber die Entführer sind mit ihrem grausamen Spiel noch nicht am Ende: während Markus sich als vermeintlicher Mörder seiner eigenen Ehefrau nicht nur von der Polizei jagen lassen muss, wird seine Tochter Leonie ebenfalls entführt…
Arno Strobel hat mit „Sharing-Willst du wirklich alles teilen?“ einen rasanten Psychothriller vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an gefangen nimmt und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Der flüssige und sehr bildhafte Schreibstil stellt den Leser sofort an Markus Seite, wo er alle Ereignisse hautnah mitverfolgt. Dabei hat man das Gefühl, der Autor schildert alles in Echtzeit, die Kapitel sind immer mit Uhrzeiten versehen. Über eingestreute Perspektivwechsel bekommt der Leser zudem Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt von Markus‘ Tochter Leonie während ihrer Entführung und kann ihre schreckliche Angst ebenso mitfühlen wie die von Markus. Schrecklich perfide gehen die Täter vor, so dass sich nicht nur der Leser manchmal fragt, ob Markus nicht doch der Täter ist. Auch das Umfeld von Markus lässt ihn sehr schnell fallen, kommt ihm nicht zur Hilfe, nicht mal sein eigener Schwiegervater steht auf seiner Seite. Dabei müsste dieser ihn doch am besten kennen. Markus ist schnell sehr allein und kann niemandem mehr über den Weg trauen, einzig Arbeitskollege Philliplässt ihn nicht im Stich. Aber auch dieser reagiert manchmal komisch, so dass der Leser selber nicht mehr weiß, ob nicht auch er zu den Übeltätern gehört. Strobel schraubt die Spannung immer weiter in die Höhe, zeitweilig liegen seine Beschreibungen sehr stark an der Grenze des Erträglichen, aber er beweist einmal mehr meisterlich, wie er den Leser mit gut gesetzten Worten manipulieren kann.
Die Charaktere sind einfach gehalten, jedoch spiegeln sie sehr glaubwürdig die ganze Spannbreite menschlicher Gefühle und Handlungsweisen wieder, was den Leser sofort mitreißt. Markus ist ein ganz normaler Geschäftsmann, sympathisch und offen. Für seine Familie kämpft er wie ein Löwe, doch wird er im Verlauf der Geschichte auch immer mehr zum Rätsel für den Leser. Tochter Leonie ist wohlerzogen, gerade deshalb bringt sie mit ihren Aussagen ihren Vater in Bedrängnis. Als Leser kann man sich nicht sicher sein, wer gut ist oder zu den Bösen gehört. Das gilt auch für Markus‘ Kollege Phillip, Zufallsbekanntschaft Juss, Bettinas Freundin Sarah oder die ermittelnden Polizeibeamten.
„Sharing-Willst du wirklich alles teilen?“ ist ein sehr fesselnder Psychothriller, der den Leser auf eine rasante Jagd einlädt und erst mit dem finalen Schluss wieder entlässt. Dabei muss er sich einem Verwirrspiel erster Klasse stellen und herausfinden, wer richtig und wer falsch spielt. Verdiente Leseempfehlung für Sogwirkung und Überraschungsmoment!

Veröffentlicht am 31.07.2022

Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. (Aristoteles)

Schicksalsstunden
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1930. Der Erste Weltkrieg ist endlich überstanden, und die Familie Laverne bringt das familieneigene Kurhotel „Deutscher Kaiser“ mit einer Rundumerneuerung erneut auf Erfolgskurs, nachdem es durch einen ...

1930. Der Erste Weltkrieg ist endlich überstanden, und die Familie Laverne bringt das familieneigene Kurhotel „Deutscher Kaiser“ mit einer Rundumerneuerung erneut auf Erfolgskurs, nachdem es durch einen Brand nahezu zerstört wurde. Während sich Luise sich liebevoll um das Hotel, die Gäste und die Angestellten kümmert, hat sich Schwester Victoria gegen den Willen ihrer Familie in Berlin niedergelassen, wo sie sich als Kostümbildnerin recht schnell einen Namen macht. Während die Nazis in Deutschland immer mehr Aufwind bekommen, bringt das Auftauchen einer jungen Frau das Leben der Familie Laverne durcheinander und vor allem erneut in Gefahr...
Katja Maybach hat mit „Schicksalsstunden“ den zweiten Band ihrer historischen Familien-Trilogie um das Kurhotel „Deutscher Kaiser“ vorgelegt, der nahtlos mit Spannung und Unterhaltungswert sowie historischem Hintergrund an den ersten Band anknüpft. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, um ins Kurhotel einzuziehen und die Geschehnisse rund um die Hoteliersfamilie Laverne hautnah mitzuerleben, die sich über den Zeitrahmen von 1930 bis 1936 erstrecken. Der Tod von Bruder Franz sowie die Flucht von Victoria nach Berlin liegen immer noch wie Schatten auf der Familie. Doch endlich erstrahlt das Haus unter Luises Führung in neuem Glanz und öffnet seine Pforten für die ersehnten Gäste. Zudem hat sich Luise in den jüdischen Architekten verliebt, der beim Umbau geholfen hat, aber die immer größer werdende Nazi-Klientel, die sich im Hotel einnistet und deren menschenverachtendes Propagandageschwätz immer mehr Anhänger findet, vertreibt schon bald die fröhliche Atmosphäre und schürt Angst unter den Menschen, worunter auch Luise und ihr Liebster leiden. Mit dem Erscheinen der jungen Olga kippt die Stimmung im Hause Laverne völlig, zu sehr steht ihnen allen der von Olgas Großvater gelegte Brand, durch den das Hotel und ihre Existenz zerstört wurde, noch vor Augen. Leider hat Olga Luises Cousins Julian und Felix schon völlig den Kopf verdreht und gegeneinander aufgebracht. Welches Unheil hat sie als nächstes geplant? Und auch Gerdas erneuter Auftritt bleibt dem Leser nicht erspart, allerdings wird schon bald klar, dass diese Frau völlig dem Wahnsinn verfallen und dadurch sehr gefährlich ist. Maybach strickt ein geschicktes Muster aus Fiktion und Teilen ihrer eigenen Familiengeschichte. Dabei lässt sie den Leser einige Perspektivwechsel mitverfolgen, die immer mehr miteinander verwoben werden und den Spannungslevel steigern, was den Leser dauerhaft an die Seiten kettet.
Die Charaktere sind facettenreich ausgestaltet, wirken glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sie auf Schritt und Tritt verfolgt, um nicht nur ihre Gedanken- und Gefühlswelt zu erkunden, sondern auch die Geschehnisse um sie herum mitzuerleben. Luise ist eine Frau, die nicht nur für ihre Gäste Ansprechpartnerin ist, sondern auch für ihre Angestellten immer ein offenes Ohr hat. Sie ist zuvorkommend, liebenswürdig und weltoffen. Victoria hat ihren eigenen Kopf, fühlt sich in der bunten Künstlerwelt zuhause, ist kreativ, einfallsreich, mutig und gibt sich kämpferisch, doch sie hat auch eine harte Seite, die sie nicht gerade sympathisch erscheinen lässt. Olga ist durchdrungen von Rachegefühlen, die sie Menschen manipulieren lässt, um ihr Ziel zu erreichen. Aber auch Julian, Felix, Clara sowie Gerda tragen zum Spannungsgefüge dieses historischen Romans bei.
„Schicksalsstunden“ ist ein fesselnder Roman, der mit einer außergewöhnlichen Familiengeschichte vor akribisch recherchiertem Hintergrund den Leser durchweg unter Spannung hält und dabei die gesamte Klaviatur von Emotionen freisetzt. Wieder einmal perfekt in Szene gesetzt, so dass die Wartezeit auf Band 3 wirklich lang wird. Absolute Leseempfehlung!