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Veröffentlicht am 25.07.2022

A tavola non si invecchia. - Gute Küche schadet nicht. (It. Sprichwort)

WW - Italien
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Als Familie haben wir einige Jahre in Italien gelebt und von dort einige Rezepte mitgebracht, die sich immer wieder auf unseren Tellern finden werden. Da wir immer nach neuen italienischen Gerichten suchen, ...

Als Familie haben wir einige Jahre in Italien gelebt und von dort einige Rezepte mitgebracht, die sich immer wieder auf unseren Tellern finden werden. Da wir immer nach neuen italienischen Gerichten suchen, ist das neue Kochbuch von WW mit Schwerpunkt Italien deshalb nun auch bei uns eingezogen, und wir haben es gründlich ausprobiert. Wir waren nicht nur neugierig auf die verschiedenen Gerichte, sondern fanden auch den Aspekt interessant, diese in kalorienreduzierter Form auf den Tisch zu bringen, ohne dass der Geschmack darunter zu leiden hat.
Das Buch beginnt mit der Einführung in das neue Punkte-Programm von WW und die Erfolgsgeschichte einer Teilnehmerin des Programms, bevor es sich in die Kapitel „Feine Vorspeisen & knackige Salate“, „Leckere Nudeln & knusprige Pizza“, „Pesto & Saucen“, „Saftiges Fleisch & zarter Fisch“, „Buntes Gemüse & gesunde Hülsenfrüchte“ sowie „Fruchtige Desserts & Kuchen“ aufteilt. Sehr gelungen sind auf den ersten Blick nicht nur die tollen Fotos der insgesamt 70 Gerichte, sondern auch die Rezeptanleitungen und kleinen Tipps. Zudem gibt es bei jedem Rezept die WW-Points-Angabe, die für das Abnehmprogramm notwendig sind sowie die Kalorienanzahl pro Portion. Ebenso sind zwei QR-Codes zu finden, einer davon ermöglicht das Tracken der WW-Points, mit dem anderen Code kann man sich die zum Gericht dazugehörigen Kochvideos anschauen.
Nach einigen Kochsessions haben sich schon einige Lieblingsgerichte herauskristallisiert, da ist sowohl für Fleisch- und Fischliebhaber als auch für Vegetarier einiges dabei, um sich das italienische Flair und etwas Urlaubsstimmung in die heimische Küche zu holen und sich dabei gesund und ausgewogen zu ernähren, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Sehr empfehlenswert sind u. a. die würzigen Focacciastreifen, die Rosmarin-Knoblauch-Kartoffelecken mit Dip, die gebackenen Parmesan-Zucchini, Tagliata alla Fiorentina, die neapolitanische Gemüsepizza, Linguine mit Gorgonzola und Rucola, Nudelsalat mit Pestohähnchen, gegrillter Thunfisch mit Salsa Verde und Tomatensalat, Geflügel-Gemüse-Hackbraten mit grünen Bohnen, gefülltes Schweinefilet mit Pilzen, Artischocken-Oliven-Tarte, Risotto Primavera, Tartufo-Schichtdessert, Pflaumencrostata, Himbeer-Orange-Tiramisu mit Skyrcreme und der Schoko-Cheesecake mit Kirschsauce. Jedes Gericht ist ein Gedicht für sich!!!
Dieses Kochbuch ist ein absoluter Glücksgriff, denn man findet viele neue Lieblingsgerichte, die sich zudem auch immer wieder etwas abwandeln lassen. Gleichzeitig achtet man auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Einfach und unkompliziert, so dass sich jeder daran versuchen sollte. Absolute Empfehlung!

Veröffentlicht am 25.07.2022

Keine Berechnung kann das Schicksal besiegen. (Ovid)

Findelmädchen
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1955 Köln. Knapp 10 Jahre nach Kriegsende, in denen die 15-jährige Helga van Beek und ihr älterer Bruder Jürgen bei einer Pflegefamilie auf einem französischen Weingut gelebt haben, verändert ein Brief ...

1955 Köln. Knapp 10 Jahre nach Kriegsende, in denen die 15-jährige Helga van Beek und ihr älterer Bruder Jürgen bei einer Pflegefamilie auf einem französischen Weingut gelebt haben, verändert ein Brief vom Roten Kreuz ihr Leben. Ihr Vater ist aus der Kriegsgefangenschaft zurück und möchte seine Kinder nun bei sich in Köln haben, von der Mutter fehlt jede Spur. Helga und Jürgen kommen bei ihrer Tante Meta unter. Während Jürgen beim Automobilhersteller Ford eine Anstellung findet, erfüllt sich Helgas Traum von einem Besuch auf dem Gymnasium nicht, sie muss auf Wunsch ihres Vaters auf eine Haushaltsschule. War die Freude, endlich wieder mit dem Vater vereint zu sein, anfangs groß, so schwinden Helgas Illusionen schnell. Tante Meta macht ihr das Leben schwer, aber vor allem ein Praktikum im Waisenhaus bringt sie an die Grenzen der Belastbarkeit. Während in Köln die Kriegsruinen nach und nach verschwinden und der Wiederaufbau in vollem Gange ist, sieht sich Helga den größten Herausforderungen ihres Lebens gegenüber…
Lilly Bernstein hat mit „Findelmädchen“ einen sehr emotionalen historischen Roman vorgelegt, der den Leser in das Köln der Nachkriegszeit reisen lässt, um Helga und die damaligen Lebensumstände kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und einfühlsame Erzählstil nimmt den Leser schon mit wenigen Zeilen gefangen und bringt ihn an die Seite von Helga, wo er ihr nicht nur über die Schulter schauen, sondern auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt sehr genau erkunden darf. Haben Helga und ihr Bruder vorher in einer liebevollen Pflegefamilie eine einigermaßen schöne Kindheit verleben dürfen, so müssen sie nun bei ihrem leiblichen Vater die harte Realität kennenlernen. Die Autorin beschreibt die Stadt zur damaligen Zeit auf sehr realistische Weise, die Kriegsruinen sowie das Leben der Bewohner wird so plastisch dargestellt, dass der Leser während der Lektüre vor dem inneren Auge vor sich sieht. Auch die Rolle der Frau zu jener Zeit wird gut hervorgehoben und ruft Unwillen hervor, denn Frauen wurden immer noch als unmündige Wesen behandelt, die es zu bevormunden gilt. Besonders entsetzlich sind die Zustände in dem Waisenhaus beschrieben, in dem Helga ihr Praktikum absolviert. Hier beweist Helga beweist großen Mut, denn sie setzt sich für die Kinder ein und hat vor allem auch keine Vorurteile gegenüber farbigen Schützlingen, die besonders unter der Behandlung im Heim zu leiden haben, misshandelt und stigmatisiert werden. Die Geschichte weiß von Anfang bis Ende zu fesseln, der finale Schluss passt allerdings nicht so ganz zum restlichen Roman, ist er doch viel zu weich gespült und eher unrealistisch.
Die Charaktere sind sehr facettenreich ausgestaltet und in Szene gesetzt, mit ihren glaubwürdigen Ecken und Kanten wirken sie sehr lebendig und nehmen den Leser in ihre Mitte, der ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Helga hat einerseits etwas von einer Träumerin, andererseits zeigt sie neben Mut und Stärke auch ein gewisses Maß an Freiheitsdrang und Selbstbestimmung. Sie lässt sich nicht verbiegen und steht für die Dinge ein, die ihr wichtig sind, dabei hat sie das Herz am rechten Fleck. Bruder Jürgen ist aufgeschlossen und lebenslustig, während der Vater sehr schweigsam und zurückhaltend ist. Tante Meta ist ein eiskalter Drachen, die das Heft nicht aus der Hand gibt. Aber auch Fanny, Bärbel, Albert und Claire haben wichtige Rollen in dieser Handlung.
„Findelmädchen“ ist eine bewegende Geschichte über Selbstbestimmung, Diskriminierung, Entfremdung und der Suche nach einer glücklichen Zukunft. Neben gut recherchiertem Hintergrund besticht der Roman mit sehr real geschilderten Schicksalen, wie sie zur damaligen Zeit leider zum Alltag gehörten. Verdiente Leseempfehlung für eine sehr unterhaltsame und berührende Geschichte!

Veröffentlicht am 10.07.2022

Was mein Herz wach hält, ist eine Stille voller Farben. (Claude Monet)

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Ikonen ihrer Zeit 6)
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1876 Paris. Nachdem der ausschweifende Lebensstil ihres Vaters Ernest kein Geld mehr da ist und dieser nach Belgien flüchtet, wird die 11-jährige Blanche Hoschedé aus ihrer bisher behüteten Welt gerissen ...

1876 Paris. Nachdem der ausschweifende Lebensstil ihres Vaters Ernest kein Geld mehr da ist und dieser nach Belgien flüchtet, wird die 11-jährige Blanche Hoschedé aus ihrer bisher behüteten Welt gerissen und kommt mit ihrer Mutter Alice sowie den fünf Geschwistern bei dem mit der Familie befreundeten und bekannten Maler Claude Monet unter. Aber auch in Monets eigener Familie ist nicht alles eitel Sonnenschein, auch hier gibt es finanzielle Probleme und einige Schicksalsschläge zu verkraften. Blanche verehrt Monet schon lange und liebt es, ihm beim Malen zuzusehen. Schon bald greift sie selbst zu Pinsel und Farben, um ihre eigenen Eindrücke auf der Leinwand festzuhalten und entwickelt schon bald ihren eigenen Stil, wobei ihre Malerei an die Techniken von Monet erinnert und doch ihre ganz persönliche Note haben…
Claire Paulin hat mit „Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen“ einen historischen Roman vorgelegt, der mit seinem Mix aus Fiktion und realen Fakten den Leser gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert antreten, um dort nicht nur in die Welt der Kunst einzutauchen, sondern vor allem Blanche und die Lebensumstände ihrer Familie kennenzulernen. Schon früh wurde Blanche durch ihren Vater geprägt, der in die damalige Kunstszene investierte und auch persönlichen Kontakt zu den Künstlern pflegte. Leider übernahm er sich finanziell und stürzte seine Familie in den Bankrott, setzte sich nach Belgien ab, während seine Frau Alice mit den sechs Kindern bei der Familie von Claude Monet unterkam, der ebenfalls zum Freundeskreis von Blanches Vater zählte. Blanche ist fasziniert von den Bildern Monets, sie weicht dem Maler bald nicht mehr von der Seite und studiert seine Techniken, um diese dann selbst auszuprobieren. Die Jahre bei der Familie Monet waren geprägt von Höhen und Tiefen, von Zeiten der Armut, des Erfolges und der Schicksalsschläge. Nach einer Liaison mit dem amerikanischen Maler John Leslie Breck, die Monet verbot, ehelichte Blanche Monets Sohn Jean. Die Autorin hat sich sehr eng an die realen Fakten gehalten und diese mit viel Fingerspitzengefühl mit ihrer Geschichte verwoben. Die wunderbaren Beschreibungen der Landschaften, aber vor allem von Monets Garten verschaffen dem Leser während der Lektüre ein schönes Kopfkino.
Die Charaktere sind glaubwürdig und lebensnah gezeichnet, ihre menschlichen Ecken und Kanten geben dem Leser die Möglichkeit, ihnen sehr nahe zu kommen und mit ihnen zu fiebern. Blanche ist eine sehr eindrucksvolle und starke Person, die schon früh mit der Kunst in Berührung gekommen ist. Obwohl aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen, hat sie ihr Schicksal angenommen und nie den Mut verloren. Mit Fleiß und großem Interesse hat sie sich die Malerei und ihren Stil selbst erarbeitet. Blanche ist mutig, experimentierfreudig und vor allem sehr warmherzig sowie oftmals selbstlos. Freundin Geneviéve ist immer für Blanche da und unterstützt sie in allen Lebenslagen.
„Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen“ überzeugt mit einem eingängigen, empathischen Erzählstil sowie einer Protagonistin, die erst mit diesem Roman größeren Bekanntheitsgrad erreicht, der ihr eigentlich schon viel eher zustand. Der Mix aus realen und fiktiven Fakten, dem Eintauchen in die Künstlerszene und in den Haushalt Monets, die bildhaften Beschreibungen der Örtlichkeiten und Lebensweisen sowie die damals ereignisreiche Zeit für alle Beteiligten machen dieses Buch zu einem Lesegenuss, in den man wunderbar abtauchen kann. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.07.2022

Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen. (Walt Disney)

Träume im Wind
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Die deutsche Lehrerin Marly kann es kaum glauben, als sie vor dem wunderschönes Herrenhaus an der normannischen Küste steht. Sie ist eine von drei Erbinnen dieses Anwesens, obwohl sie sich das nicht erklären ...

Die deutsche Lehrerin Marly kann es kaum glauben, als sie vor dem wunderschönes Herrenhaus an der normannischen Küste steht. Sie ist eine von drei Erbinnen dieses Anwesens, obwohl sie sich das nicht erklären kann. Auch die beiden Miterbinnen, die französische Geschäftsfrau Joscelin aus Paris sowie die zurückhaltende Lucienne aus Kanada, wurden von dem Erbe überrascht und können sich keinen Reim darauf machen, wieso sie geerbt haben. Schnell müssen sich die drei untereinander fremden und so unterschiedlichen Frauen zusammenraufen und das Herrenhaus auf Vordermann bringen, so will es die eigenwillige verstorbene Eigentümerin. Dabei entdeckt eine jede von ihnen nicht nur ihre verborgenen Talente, sondern sie kommen auch nach und nach auf das Geheimnis, warum ausgerechnet eine jede von ihnen zur Erbin auserkoren wurde…
Noa C. Walker hat mit „Träume im Wind“ einen wunderschönen Roman vorgelegt, der nicht nur mit farbenprächtigen Beschreibungen sofort zu begeistern weiß, sondern auch mit einer unterhaltsamen, warmherzigen Geschichte über Familie, Geheimnisse, Freundschaften, Liebe, Ängste und Sehnsüchte. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser abwechselnd an die Seite von Marly, Lucienne und Joscelin gleiten, um deren Gedanken- und Gefühlswelt bei diesem Abenteuer mitzuverfolgen. Lucienne, die alleinstehend und schwanger ist, sieht in dem Herrenhaus die Verwirklichung ihres Traums, als Köchin zu arbeiten und Gäste mit ihren Gerichten zu erfreuen. Marly hat dagegen so gar keine Vorstellung davon, welche Rolle sie in dem Plan spielt, doch schon bald werden alte Erinnerungen in ihr geweckt, die sie nachhaken lassen. Ihr verborgenes Gesangstalent spricht sich bald herum und wird zum Publikumsmagneten. Und Joscelin, die am liebsten sofort wieder zurück nach Paris gereist wäre, entpuppt sich nicht nur als gewiefte Geschäftsfrau, sondern auch als exzellente Barkeeperin. Wunderbar verknüpft die Autorin die einzelnen Schicksale der Charaktere miteinander, lässt sie zusammenwachsen und ihre Fähigkeiten immer weiter entwickeln. Der Leser ist bei allem hautnah dabei, denn durch die Erzählweise der Autorin spult sich während der Lektüre ein herrliches Kopfkino vor dem inneren Auge ab. Erst nach und nach fügen sich die Puzzlesteine zu einem Gesamtbild zusammen und eröffnen dem Leser die Verbindung zwischen den einzelnen Frauen. Dabei steigt die Spannung immer weiter an, um den Leser dann mit einem zufriedenen Lächeln ins Finale zu entlassen, da alle Fäden perfekt miteinander verbunden wurden.
Die Charaktere sind facettenreich ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten wachsen sie dem Leser schnell ans Herz, der ihnen nur zu gerne folgt und mit ihnen fiebert, hofft und bangt. Mardy ist eine Frau, die stets Optimismus und Freundlichkeit verströmt. Sie ist hilfsbereit, schlichtend, einnehmend und liebevoll. Joscelin hat Haare auf den Zähnen, ist energisch, hektisch, penibel und wirkt oftmals wie ein Snob. Lucienne ist zurückhaltend, schüchtern, sensibel und liebt es vor allem, in der Küche zu zaubern. Pascal ist Fitnesstrainer und Ernährungsberater. Er ist freundlich und unterstützt, wo es nur geht. Seine Schwester Sarah hat ein Händchen für Pflanzen, während Menschen ihr eher Angst einjagen, aber in ihr wohnt eine alte weise Seele und ein wunderbarer Humor. Aber auch der alte Koch ist ein Unikum, den man nicht missen möchte, ebenso wie Monsieur Henry.
„Träume im Wind“ ist ein wunderbarer Roman vor der malerischen Küste der Normandie. Der Mix aus alten Familiengeheimnissen, neuen Freundschaften, unterschiedlichen Schicksalen sowie Romantik ist unwiderstehlich und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight! Einfach wunderbar!!!

Veröffentlicht am 03.07.2022

Allein läufst du um deine Insel deinem Vor-dir-Weglaufen hinterher. (Manfred Hinrich)

Inselluft
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Da Sarah dringend eine Auszeit nicht nur für ihren Heuschnupfen benötigt, nimmt sie dafür kurzfristig ein auf sechs Monate befristetes Jobangebot als Postbotin auf der Insel Föhr wahr. Schon die Überfahrt ...

Da Sarah dringend eine Auszeit nicht nur für ihren Heuschnupfen benötigt, nimmt sie dafür kurzfristig ein auf sechs Monate befristetes Jobangebot als Postbotin auf der Insel Föhr wahr. Schon die Überfahrt beschert ihr die erste Bekanntschaft mit dem Künstler Sven. Doch kaum auf der Insel, wird sie von den Einwohnern sofort herzlich aufgenommen. Ihre Kollegin Gertje und Mitbewohnerin Miri sind ebenso hilfsbereit wie Tierarzt Marten. Schnell lebt sich Sarah ein, doch ein Anruf aus der Heimat bringt die Dinge, vor denen sie geflohen ist, wieder auf ihre Tagesordnung. Gleichzeitig kümmert sie sich um Martens schwangere Schwester Fee, obwohl auch hier die Erinnerungen an die Vergangenheit stets sehr präsent sind. Während Sven und Marten um Sarah werben, hat diese mehr damit zu tun, sich endlich zu den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu stellen…
Jette Hansen hat mit „Inselluft“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser nicht nur den Besuch auf einer malerischen Insel spendiert, sondern diesen auch mit allerlei problematischen Themen konfrontiert, die das Buch auf den ersten Blick nicht offenbart. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort an Sarahs Seite gleiten, um sie fortan nicht mehr aus den Augen zu lassen, während er ihre Gedanken- und Gefühlswelt hautnah mitverfolgen kann. Schon die farbenfrohen Beschreibungen der Anreise per Fähre und den Örtlichkeiten auf der Insel projizieren wunderschöne Bilder vor dem inneren Auge des Lesers und geben ihm ein Gefühl von Inselurlaub. Sarah, die sich von dem Tapetenwechsel nicht nur Linderung für ihren Heuschnupfen erhofft, findet schnell Anschluss auf Föhr, doch kann sie sich ihren neuen Bekanntschaften nur schwer öffnen aufgrund ihrer bewegten Vergangenheit. Die Handlung beschränkt sich allerdings nicht nur auf Sarahs Probleme, sondern thematisiert darüber hinaus auch die jedes einzelnen Protagonisten, so dass der Leser von dieser geballten Menge regelrecht erschlagen wird. Sarahs Schicksal wird dabei fast zu Nebensache, wie gut, dass es da die gute alte Freundin Isabel gibt, die Sarah immer wieder zur Seite steht. Von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, Vergewaltigung, Schwangerschaft durch einen One-Night-Stand bis hin zu Selbstmord ist in dieser Handlung alles vertreten und vertreibt damit leider auch die Leichtigkeit, die der Roman eigentlich verspricht. Obwohl flüssig zu lesen, sind es gerade diese vielen zum Teil nur angeschnittenen, aber nicht weiter ausgeführten Themen, die die Lektüre dann recht unbefriedigend gestalten. Hier wäre weniger auf jeden Fall mehr gewesen.
Die Charaktere sind leider recht oberflächlich ausgestaltet, so dass der Leser mehr als Statist und stiller Beobachter fungiert als mit den Protagonisten zu fiebern und zu fühlen. Sarah ist eine zurückhaltende und hilfsbereite Frau, die mit sich selbst hadert. Sie muss erst lernen, sich endlich freizuschwimmen. Freundin Isabel ist eine Frau, die die Dinge in die Hand nimmt und mit Rat und Tat zur Seite steht. Tierarzt Marten ist ein ernsthafter, feiner Kerl, der viel Feingefühl besitzt. Sven ist ein rastloser Mann, der selbst noch an einem Schicksalsschlag knabbert. Martens Schwester Fee benimmt sich oft wie ein Teenager, der andere benötigt, um die Kohlen für sie aus dem Feuer zu holen.
„Inselluft“ ist ein kurzweiliger Unterhaltungsroman, der Inselflair verströmt, während seine Protagonisten einiges an Problemen zu wälzen haben. Ganz nett zu lesen, aber mehr auch nicht. Eingeschränkte Leseempfehlung.