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Veröffentlicht am 01.07.2018

Annas Vermächtnis

Der englische Liebhaber
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Die Filmemacherin Charlotte kehrt nach langer Zeit noch einmal in ihre Heimatstadt Münster zurück, denn ihre Mutter Anna liegt im Sterben. Das Verhältnis zwischen den beiden war schon immer angespannt ...

Die Filmemacherin Charlotte kehrt nach langer Zeit noch einmal in ihre Heimatstadt Münster zurück, denn ihre Mutter Anna liegt im Sterben. Das Verhältnis zwischen den beiden war schon immer angespannt und unterkühlt, obwohl Charlotte sonst keinerlei Familie hat, denn ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Nach dem Tod ihrer Mutter sortiert Charlotte deren Nachlass und findet dabei alte Notizen und Tonspuren, die Charlotte die Vergangenheit ihrer Mutter näher bringen und die auch endlich die Frage beantworten, wer Annas große Liebe und ihr Vater war. Werden diese Enthüllungen Charlotte ein neues Bild ihrer Mutter aufzeigen und wird sie ihr verzeihen können?
Francesca De Cesco hat mit ihrem Buch „Der englische Liebhaber“ einen sehr mitreißenden und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der sich an eine wahre Begebenheit anlehnt und dadurch den Leser noch mehr zu berühren weiß. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und wunderschön, die Seiten fliegen nur so dahin. Der Leser von Beginn an direkt in das Buch hineingezogen und erlebt die Dramatik der ganzen Geschichte aus erster Hand mit. Die Handlung erstreckt sich über zwei verschiedenen Zeitebenen und gibt dem Leser zum einen Einblick in die Zeit von 1988 und die gegenwärtige Situation von Charlotte, zum anderen tritt er eine Reise in die Vergangenheit an und erlebt das Jahr 1946 in Münster kurz nach dem Krieg, wo er Anna und ihr Schicksal kennenlernt. Die Autorin hat den historischen Hintergrund gut recherchiert und ihn mit ihrer Geschichte sehr schön verwebt. Die Diskriminierungen von deutschen Frauen, die sich auf eine Beziehung mit einem Mitglied der damaligen Siegerkräfte einließen, ist hier ebenso ein Thema wie das Leben als alleinerziehende Mutter oder die verzweifelte Lage, in unsicheren und recht instabilen Zeiten einen Job zu haben, um sich ernähren zu können. Auch die verzweifelten Nachforschungen von Anna zeigen deutlich auf, wie prekär die damalige Lage für eine alleinstehende Frau kurz nach dem Krieg war. Das nationalsozialistische Gedankengut war immer noch in den Köpfen der Bevölkerung und hat es vielen weiterhin schwer gemacht, endlich freier leben und sich äußern zu können. Ebenso wird die komplizierte Beziehung zwischen Anna und ihrer Tochter Charlotte beleuchtet, die unter der harten Fassade der Mutter schwierig und unerträglich war.
Die Charaktere sind liebevoll und menschlich ausgearbeitet worden, sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, was ihnen Authentizität verleiht und sie sehr lebendig wirken lässt. Gleichzeitig geben sie Zeugnis über die damalige Zeit. Charlotte ist eine gestandene Frau, doch sie hat Zeit ihres Lebens darunter unter dem Makel der unehelichen Tochter gelitten. Sie wirkt unterkühlt, bitter und sehr reizbar. Innerlich ist sie zerrissen, denn obwohl das Verhältnis zur Mutter mehr als distanziert ist, ist sie doch ihre einzige Familie. Gleichzeitig wollte sie immer Geborgenheit bei ihrer Mutter finden und sich geliebt fühlen, was ihr verwehrt blieb. Dadurch fehlt Charlotte jegliche Empathie oder das Gefühl von Mitleid, zumindest zeigt sie es nicht. Anna ist eine Frau, die sich hart durchs Leben kämpfen musste, um zu überleben. Sie liebte ohne Wenn und Aber, um dann alles zu verlieren, wobei ihr nur die Hoffnung blieb, auf die sie ihr ganzes Leben ausrichtete und die nach und nach immer weniger wurde. Das hat sie hart und unerbittlich gemacht, vor allem gegenüber ihrer Tochter. Jeremy ist die Leuchtfigur ohne Fehl und Tadel, die sang-und klanglos verschwindet und sämtliche Träume und Sehnsüchte mit sich nimmt. Auch die übrigen Protagonisten tragen dazu bei, dass die Handlung rundum glaubhaft und sehr real wirkt.
„Der englische Liebhaber“ ist eine tiefgründige tragische Geschichte, die niemanden kalt lässt, vor allem mit dem Gedanken daran, dass es sich hier um eine ausgearbeitete wahre Begebenheit handelt und dieses Schicksal wohl einige Frauen zu jener Zeit ereilt hat. Wunderschön erzählt und mit einer absoluten Leseempfehlung ausgestattet!

Veröffentlicht am 01.07.2018

Die Vier aus Zoppot

Wenn wir wieder leben
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1963 Berlin. Wanda ist eine junge Studentin, die sich für die Vergangenheit ihrer bereits verstorbenen Mutter Matti interessiert. Sie stellt Nachforschungen an, die sie nach Danzig und auch in das Ostseebad ...

1963 Berlin. Wanda ist eine junge Studentin, die sich für die Vergangenheit ihrer bereits verstorbenen Mutter Matti interessiert. Sie stellt Nachforschungen an, die sie nach Danzig und auch in das Ostseebad Zoppot führen. Dort formierten sich in den 20er Jahren die vier Freunde Gundi mit Halbschwester Lore, Julius und Erik sich zu einer Combo und unterhielten die dortigen Kurgäste mit flotter Musik. Durch ihren wachsenden Bekanntheitsgrad gelang es ihnen, sich ein Engagement auf dem Urlaubsschiff „Wilhelm Gustloff“ zu ergattern und machen mit ihrer Tanzkapelle die Meere „unsicher“. Dann verliebt sich Gundi in den Sänger Tadek, der sich kurz darauf dem polnischen Widerstand anschließt, als Hitler in Polen einmarschiert. Was wird nun aus Gundi? Wird sie Tarek je wiedersehen? Und was bedeutet das für die vier Freunde?
Charlotte Roth hat mit ihrem Buch „Wenn wir wieder leben“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und fesselnd zugleich, der Leser taucht direkt ein in das Jahr 1963, wo er sich unsichtbar an die Seite von Wanda begibt, um mit ihr eine abenteuerliche Reise in die Vergangenheit zu unternehmen, wobei ihm die Gedanken und Gefühle von Wanda nie verborgen bleiben. Die Handlung verteilt sich auf zwei Zeitebenen, die eine beschäftigt sich mit Wanda und ihrem gegenwärtigen Leben bzw. der Suche nach Einzelheiten über ihre verstorbene Mutter, der andere lässt die Zeit von 1920 bis 1945 wieder aufleben und gibt den Blick frei auf Guni Frieböse und ihre Freunde, die zur damaligen Zeit mit einer eigenen Musikkapelle einige Erfolge aufzuweisen hatte. Durch die wechselnden Erzählperspektiven steigert sich auch der Spannungsverlauf der Geschichte. Die Autorin hat akribisch recherchiert und den historischen Hintergrund auf wunderbare Weise mit ihrer Handlung verwebt. So lässt sie den Leser an der Atmosphäre auf dem Luxusdampfer „Gustloff“ ebenso teilhaben wie an der politischen Situation mit der Erstarkung der Nazis, die Formierung des Widerstands sowie an der damaligen Stimmung der Menschen. Auch die eingestreuten damals recht gebräuchlichen Worte, die heute kaum noch einer kennt, geben der Geschichte zusätzliche Authentizität. Die Landschaftsbeschreibungen von Danzig und dem Ostseebad Zoppot sind so bildgewaltig, dass man sich als Leser während der Lektüre gedanklich dort wähnt und das Gefühl hat, der Tanzkapelle selbst zu lauschen.
Die Charaktere wurden von der Autorin sehr schön ausgestaltet und in Szene gesetzt. Sie besitzen individuelle Konturen und wirken sehr lebendig und realitätsnah. Wanda ist eine intelligente junge Frau, die in einer turbulenten Zeit lebt. Sie ist aufgeschlossen, neugierig auf die Welt und hat einen jüdischen Freund. Durch die Recherche über die Vergangenheit ihrer Mutter versucht sie auch, etwas über sich selbst zu erfahren, was ihr unterschwellig auch Angst macht. Doch sie ist mutig und entschlossen. Gundi ist eine Frau, die auf den ersten Blick sympathisch wirkt, doch je mehr man sie kennenlernt, umso mehr stellt sie sich als egoistisch heraus. Sie will alles und auf nichts verzichten, was ihr den nötigen Mut verleiht. Sie ist eine Träumerin, die sich ihre Wünsche erfüllen will, doch gleichzeitig verletzt sie damit ihr eng verbundene Menschen. Dadurch wirkt sie oft rücksichtslos und hart, doch insgeheim hat sie wohl auch Angst, alles, was sie liebt zu verlieren. Weitere Protagonisten wie Julius, Erik oder Lore verstärken die Handlung mit ihren eigenen Geschichten und geben ihr zusätzlich Kontur.
„Wenn wir wieder leben“ ist ein wunderbarer historischer Roman, der den Leser tief in vergangene Zeiten eintauchen lässt und mit dessen Empfindungen und Emotionen spielt. Auch nach der letzten gelesenen Seite wirkt die Geschichte noch nach. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.07.2018

„Ein Duft muß die besten Augenblicke des Lebens wieder wachrufen.“ (Karl Lagerfeld)

Lavendelträume
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Julia Bent hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern, doch in letzter Zeit hat sich ihre Mutter sehr verändert. Als Julia mit ihr einen Streit am Telefon hat, muss sie mit anhören, wie ihre ...

Julia Bent hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Eltern, doch in letzter Zeit hat sich ihre Mutter sehr verändert. Als Julia mit ihr einen Streit am Telefon hat, muss sie mit anhören, wie ihre Mutter einen Autounfall hat, bei dem sie stirbt. Julia ist voller Schuldgefühle deswegen, sind die letzten Worte doch im Ärger gefallen. Als Julia ihrem Vater dabei hilft, die Sachen ihrer Mutter zu sortieren, findet sie in einem geheimen Fach einen Schlüssel für ein Postfach, in dem sich neben dem Lieblingsparfüm ihrer Mutter auch ein Liebesbrief des französischen Parfümeurs Antoine Leforts befindet, der den Duft für Ihre Mutter kreiert hat. Julia ist völlig verwirrt, denn die Ehe ihrer Eltern schien immer glücklich zu sein. Sie beschließt, nach Frankreich zu fahren, um den Parfümeur aufzusuchen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Ihre Beziehung zu ihrem Verlobten Frank ist gerade schwierig, was auch daran liegt, dass Julia völlig verunsichert über die wichtigen Dinge in ihrem Leben ist. Kaum in Roquefort-les-Pins in der Provence angekommen, trifft sie auf den ausgebildeten Parfümeur und Maler Nicolas, den Sohn des Parfümeurs Antoine, der seinen Vater gerade zu Grabe getragen hat. Nicht nur die wunderschöne Landschaft lässt Julia aufatmen, es sind besonders die Gespräche mit Nicolas und die Zeit, die sie mit ihm verbringt, dass sie sich langsam wieder wohl in ihrer Haut fühlt. Gemeinsam suchen sie nach Anhaltspunkten, die Julias Verdacht in Bezug auf den Liebesbrief bestätigen, doch als sie endlich etwas finden, scheint es Julias Welt noch mehr aus den Angeln zu heben…
Gabriele Diechler hat mit ihrem Buch „Lavendelträume“ einen wunderschönen und emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser auf eine zauberhafte Reise in die Provence mitnimmt und ihn mit allen Sinnen eine bittersüße Geschichte hautnah erleben lässt, die sich auch nach der letzten gelesenen Seite so tief in Herz und Seele eingegraben hat, dass man sie nicht mehr vergisst. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und farbenprächtig, der Leser wird regelrecht in die Seiten gesogen und kann diese gar nicht mehr loslassen, so fesselnd und einzigartig ist die Geschichte. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut, schraubt sich aber im Verlauf immer weiter in die Höhe. Die Autorin versteht es außerordentlich geschickt, ihren Leser durch geschickte Wendungen und Überraschungsmomente in neue Richtungen zu leiten, wobei des Lesers eigene Gedanken immer wieder auf die Reise gehen und kombinieren, um des Rätsels Lösung näher zu kommen. Gleichzeitig entführt sie ihre Leserschaft auch in das Reich der Düfte und Aromen, erklärt die Zusammensetzung von Parfüm und bringt ihr die Arbeit eines Parfümeurs sehr nah. Ein Beruf voller Leidenschaft und vor allem mit einem ausgezeichneten Verständnis für Menschen und was sie ausdrücken bzw. was ihr Wesen unterstreicht. Die Landschaftsbeschreibungen sind so zauberhaft und detailliert geschildert, dass der Leser sich an einem traumhaften Ort wähnt, die herrlichen Felder voller Blüten regelrecht vor sich sehen kann, während gleichzeitig die Düfte von Rosen, Lavendel, Zitronen und Flieder die Nase verführerisch kitzeln.
Die Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen worden. Sie bestechen durch eine außerordentliche Natürlichkeit, individuelle Eigenschaften, Menschlichkeit und vor allem durch authentische und nachvollziehbare Gefühle und Handlungen, so dass der Leser das Gefühl hat, sie gut zu kennen und sich ihnen verbunden zu fühlen. Durch diese erzeugte Nähe zu den Protagonisten ist geradezu unmöglich, nicht mit ihnen zu fühlen, zu leiden, zu hoffen und zu jubeln, der Leser geht mit ihnen regelrecht durch eine Achterbahn der Gefühle: von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Julia ist eine sehr sympathische Frau, die seit dem Tod ihrer Mutter nicht nur traurig ist, sondern auch von Schuldgefühlen geplagt. Sie ist sich ihrer eigenen Gefühlswelt nicht mehr sicher und stellt alles in ihrem Leben in Frage einschließlich ihrer Beziehung zu ihrem Verlobten. Sie ist eine feinsinnige und gefühlsgesteuerte Person, die verzweifelt versucht, sich selbst wiederzufinden, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu sehen. Maren ist Julias beste Freundin und Arbeitskollegin, die immer ein offenes Ohr für sie hat und ihr so manches Mal mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie ist warmherzig und doch selbst so verunsichert, wie sie der Männerwelt gegenübertreten soll, da sie schon einige Enttäuschungen verbuchen musste. Frank ist ein pragmatischer und unterkühlter Mann, der alles vom Kopf her erklären muss. Als er merkt, dass auch ihm das Herz gebrochen werden kann, wirkt er auf einmal wie verloren und muss sich eingestehen, dass nicht immer nur der Kopf die richtigen Entscheidungen fällt. Nicolas ist ein attraktiver und warmherziger Mann, der in einem liebevollen Elternhaus und mit betörenden Düften aufgewachsen ist. Er ist einfühlsam, ein guter Zuhörer und neben der Malerei ein ebenso guter Parfümeur wie sein Vater Antoine, denn von ihm hat er alles gelernt. Nicolas ist beliebt und ein guter Gastgeber, was seine vielen Freunde deutlich machen. Aber er ist auch sensibel, empathisch und von Zweifeln geplagt. Trotzdem wirkt er, als würde er in sich ruhen und dies überträgt sich auch auf seine Mitmenschen. Auch die übrigen Protagonisten wie Camille, Anouk oder auch Alexander tragen mit ihrem Erscheinen zur Bereicherung der Handlung bei.
„Lavendelträume“ ist nicht nur ein Roman über die Liebe, die Familie, über Geheimnisse und die Welt der Düfte, er ist gleichzeitig eine Umarmung an das Leben und die Schönheit der Natur. Gabriele Diechler ist hier ein Meisterwerk gelungen, das selten zu finden ist: ein Buch, dass alle Sinne des Lesers anspricht und ihn gleichzeitig hautnah an der Handlung teilhaben lässt. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight des Jahres 2018 – Chapeau, besser geht es wirklich nicht!

Veröffentlicht am 30.06.2018

Vincenzo verzweifelt gesucht...

Nie wieder Amore!
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Die 66-jährige Monika Renner genießt ihr Leben als Rentnerin, hat sie doch viele Jahre als Apothekerin gearbeitet, doch diese Aufgabe fällt nun Tochter Tanja zu. Was die Liebe betrifft, denkt sie noch ...

Die 66-jährige Monika Renner genießt ihr Leben als Rentnerin, hat sie doch viele Jahre als Apothekerin gearbeitet, doch diese Aufgabe fällt nun Tochter Tanja zu. Was die Liebe betrifft, denkt sie noch verdächtig oft an ihre einstmals große Liebe, den sizilianischen Kellner Vincenzo Martini, der allerdings bereits nicht mehr unter den Lebenden weilt. Zumindest ist es das, was Monika gehört hat. Mit Tochter Monika hat sie bereits den nächsten Urlaub geplant, es soll eine Kreuzfahrt nach Norwegen sein. Aber dann bekommt Monika einen Anruf von einer deutschen Auswanderin namens Lena aus Sizilien. Diese hat ein paar alte Liebesbriefe gefunden und berichtet Monika nun davon, dass Vincenzo noch recht lebendig auf einer Obstplantage auf Sizilien gesehen wurde. Monika kann es gar nicht glauben, doch dann wirft sie kurzfristig ihre Urlaubspläne über den Haufen und statt nordischer Kreuzfahrt geht es per Flieger nach Catania. Im Gepäck hat sie ihren Enkel Jan, der ihr bei der Suche nach Vincenzo behilflich sein soll, selbst aber so gar keinen Bock darauf hat. Wird es für die rüstige Monika noch ein Happy End geben?
Tessa Hennig hat mit ihrem Buch „Nie mehr Amore!“ einen herrlichen, urkomischen sowie unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser regelrecht in die Handlung hineinsaugt. Der Schreibstil ist flüssig, locker-flockig und mit einem wunderbaren Humor gewürzt. Die Dialoge sind spritzig und lassen schnell Muskelkater von einigen Lachsalven aufkommen. Die eingestreuten italienischen Redewendungen bzw. Ausdrücke verbreiten Ferienfeeling und lassen ein Gefühl von Urlaub in Bella Italia aufkommen. Der Leser darf sich von Beginn an an Monis Fersen heften und muss eine gute Kondition haben, denn die Dame ist umtriebig und für jede Unternehmung zu gebrauchen. Dafür erlebt der Leser eine tolle Reise durchs wunderschöne Italien, darf neben Einblicke in Tessas Vergangenheit auch durch die bildgewaltige Landschaft Siziliens streifen und einen Urlaubstrip der ganz besonderen Art erleben, bei dem auch die Bekanntschaft mit der Mafia nicht zu vermeiden ist. Dass sich verschiedene Generationen auf die Suche machen, stellt die Autorin wunderbar heraus durch unterschiedliche Ansichten und Verhaltensweisen der Mitreisenden.
Die Charaktere wurden liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen, wobei ein Augenzwinkern nicht fehlen darf. Sie wirken aufgrund ihrer Eigenheiten sehr realistisch und authentisch, der Leser fühlt sich mit ihnen einfach rundum wohl. Moni ist eine sympathische und unternehmenslustige Frau. Sie nimmt ihr Leben in die Hand und scheut keine Anstrengungen, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Obwohl bereits im Rentenalter, wirkt sie sehr agil und wie in einen Jungbrunnen gefallen. Davon könnte sich ihr ätzender Enkel Jan eine Scheibe abschneiden, denn er ist voll auf Abwehr gepolt, hat er doch keine Lust, den Leibwächter für seine Oma zu spielen. Lena und Francesca sind zwei nette Frauen, die sich mit der Eröffnung einer Sprachenschule auf Sizilien einen Traum erfüllen wollen. Weil sie ein romantisches Herz besitzen, lassen sie es sich nicht nehmen, Moni bei der Suche zu helfen und die ganze Geschichte zu erfahren. Auch die weiteren Charaktere sind gelungen und geben der Handlung mit ihrem Auftreten zusätzlich Spannungsmomente.
„Nie mehr Amore!“ ist ein witziger und sehr unterhaltsamer Sommerroman, der den Urlaub direkt zum Leser bringt zusammen mit einer köstlichen Story und einer Botschaft: Egal, wie alt man ist, für Abenteuer ist man nie zu alt! Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.06.2018

Fesselnde Zeitreise

Das Erbe von Juniper House
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2004 Hamburg. Sara macht sich Gedanken sowohl über ihr zukünftiges Leben als auch über ihre Beziehung zu ihrem Freund Fabian. Sie braucht Abstand, um ihre Gefühle zu sortieren und beschließt, ihrer fast ...

2004 Hamburg. Sara macht sich Gedanken sowohl über ihr zukünftiges Leben als auch über ihre Beziehung zu ihrem Freund Fabian. Sie braucht Abstand, um ihre Gefühle zu sortieren und beschließt, ihrer fast hundertjährigen Großmutter Emma einen Besuch abzustatten, obwohl die beiden nur einen sehr losen Kontakt pflegen und nicht sehr innig miteinander verbunden sind. Obwohl Oma Emma etwas sperrig und störrisch ist, bewirken die Besuche von Sara doch, dass sich die alte Dame langsam ihr gegenüber öffnet und ihr nach und nach aus ihrem bewegten und schicksalshaften Leben erzählt. Sara ist völlig fasziniert von den Schilderungen der alten Dame, lernt sie durch sie doch die eigene Familiengeschichte auf besondere Art kennen und kommt dabei auch noch verborgenen Geheimnissen auf die Spur. Wird es Sara bei den Überlegungen und Entscheidungen für ihr eigenes Leben helfen?
Sophia Herzinger hat mit ihrem Buch „Das Erbe von Juniper House“ einen sehr unterhaltsamen und gleichsam spannenden Roman vor, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Der Schreibstil ist flüssig und eingängig, schnell findet sich der Leser mal an der Seite von Sara, mal an der von Emma wieder, um sie hautnah bei ihren Gedanken und Gefühlen zu begleiten. Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, zum einen erhält der Leser Einblick in Saras Leben im Jahr 2004 in Deutschland, zum anderen wird die Zeit um 1920 in England lebendig und lässt den Leser am Leben von Emma teilhaben und was sie in jener Zeit als junge Frau erlebt hat. Durch die verschiedenen Perspektiven wird nicht nur die Spannung innerhalb der Handlung gesteigert, sondern lässt den Leser auch ganz nah an die Protagonistinnen heran. Der Autorin gelingt es sehr gut, beide Handlungsstränge miteinander zu verbinden, so dass sich während der Lektüre eine besondere Stimmung einstellt. Vor allem der historische Teil im damaligen England fasziniert durch die authentisch wiedergegebenen Schilderungen, die die vergangene Zeit wunderbar wiederspiegeln. Da gibt es neben der Zeit nach dem ersten Weltkrieg die Suche der Menschen nach Vergnügungen, aber auch Standesdünkel ist ein Thema.
Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr realistisch. Sara ist eine sympathische junge Frau, die sich an einem Scheideweg in ihrem Leben befindet. Sie ist freundlich, empathisch und hilfsbereit. Aber sie ist auch neugierig und gibt nicht schnell auf, Dinge herauszufinden. Emma ist fast 100 Jahre alt und wirkt zu Beginn wie ein störrisches bockiges Kind. Dich auch sie war mal jung und voller Träume und Wünsche. Während sie ihre Geschichte erzählt, wirkt sie auf einmal wieder wie eine junge Frau. Sie musste einige Schicksalsschläge aushalten und wächst dem Leser immer mehr ans Herz, je intensiver er in ihr Leben eintaucht. Auch die weiteren Protagonisten wissen mit ihrem Erscheinen durchaus zu überzeugen und geben der Handlung noch mehr Intensität.
„Das Erbe von Juniper House“ ist ein rundum gelungener teils historischer Roman, der mit einem wunderschönen Setting sowie mit einer spannenden Familiengeschichte sowie einigen Geheimnissen punkten kann. Absolute Leseempfehlung für eine fesselnde Lektüre!