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Veröffentlicht am 30.06.2018

Verschenkte Zeit

Sommerromantik
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Der Sammelband „Sommerromantik“ enthält drei Kurzromane von verschiedenen Autorinnen: „Wohin das Glück uns führt“ von Linda Lael Miller, „Skandal auf Korfu“ von Sally Heywood und „Lockender Ruf der Liebe“ ...

Der Sammelband „Sommerromantik“ enthält drei Kurzromane von verschiedenen Autorinnen: „Wohin das Glück uns führt“ von Linda Lael Miller, „Skandal auf Korfu“ von Sally Heywood und „Lockender Ruf der Liebe“ von Diana Hamilton. Natürlich geht es in allen drei Romanen um die Liebe. Die jeweiligen Schreibstile sind flüssig und locker-leicht zu lesen, leider sind die Handlungen aller drei Geschichten dafür recht seicht.
Alle drei enthalten sie komplizierte Beziehungen, bei denen die jeweiligen Paare vom Charakter recht gegensätzlich sind. Hier hätte man eigentlich spritzige Dialoge und Wortgefechte erwartet, aber es geht recht zahm zu, da macht sich schnell Langeweile breit. Auch die Ausarbeitung der einzelnen Charaktere ließ zu wünschen übrig, sie alle wirkten wie aus einer Schablone entsprungen, gleichförmig, eindimensional und wenig ansprechend. Ob nun auf einer Ranch oder in Griechenland, das richtige Romantikfeeling will einfach nicht aufkommen. Alle drei Handlungen sind nach dem gleichen Muster gestrickt, so dass die Geschichten sehr vorhersehbar sind und untereinander austauschbar.
Alles in allem ist dieser Sammelband eine herbe Enttäuschung und taugt nicht mal für den Urlaub am Strand.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Verborgene Geheimnisse

Die Frauen am Fluss
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1922 England. Eine gescheiterte Affäre treibt Irene in die Ehe mit Alistair und raus aus London in die kleine Ortschaft Slaughterford, wo sie fortan mit ihrem Mann auf einem Gut lebt. Irene kann sich nur ...

1922 England. Eine gescheiterte Affäre treibt Irene in die Ehe mit Alistair und raus aus London in die kleine Ortschaft Slaughterford, wo sie fortan mit ihrem Mann auf einem Gut lebt. Irene kann sich nur schwer an das dörfliche Leben gewöhnen, wird sie doch von allen misstrauisch unter die Lupe genommen und wie ein Eindringling behandelt. Eines Tage wird ihr Mann auf brutale Weise ermordet und Irene steht allein da, und ihr bleibt gar keine andere Wahl, als sich selbst darum zu kümmern, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Zusammen mit dem Stallmädchen Pudding, deren kriegsversehrter Bruder Donny der Hauptverdächtige ist, begibt sich Irene auf Spurensuche nach dem wahren Mörder. Dabei bleibt es nicht aus, dass sie sich ungefragt in das Leben so mancher Dorfbewohner einmischt und Dinge zutage fördert, die viele gern unter dem Mäntelchen des Schweigens gehalten hätten. Wird Irene die Wahrheit herausfinden?
Katherine Webb hat mit ihrem Buch „Die Frauen am Fluss“ einen unterhaltsamen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der allerdings nicht so begeistern kann wie ihre vorangegangenen Romane, was vielleicht auch an der Ausarbeitung liegt. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch dicht, der Leser taucht schnell in die Geschichte ein und findet sich in einer Zeit wieder, in der die Bevölkerung kurz nach dem ersten Weltkrieg noch immer an den Folgen zu tragen hat. Die Handlung wird über zwei Zeitebenen erzählt, die eine befasst sich mit der Gegenwart 1922 und dem Leben und Handeln von Irene und Pudding, wobei auch die Erinnerungen Irenes an ihre Vergangenheit eine Verbindung zwischen ihr und dem Leser herstellen. Die andere lässt den Leser gedanklich in das Jahr 1872 reisen. Durch die wechselnden Perspektiven erhält der Leser einen wunderbaren Einblick in das England der damaligen Zeit, das unterschiedliche Leben zwischen London und dem Dorf Slaughterford sowie die verschiedenen Gesellschaftsschichten und den damit verbundenen Standesdünkel. Auch das damalige Frauenbild ist ein Thema in diesem Roman. Der Spannungsbogen ist zu Beginn recht niedrig angelegt, doch je mehr die Geschichte voranschreitet, so steigt auch der Spannungspegel. Die Autorin legt so manch falsche Fährte, um den Leser in die Irre zu treiben, doch durch geschickte Wendungen weiß sie am Ende mit der Auflösung durchaus zu überraschen.
Die Charaktere sind recht simpel gestaltet und nicht, wie gewohnt, detailliert ausgearbeitet. Es fehlt ihnen an Tiefe und lassen so dem Leser nicht viele Möglichkeiten, sich gut in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Eine gewisse Distanz ist durchweg vorhanden. Irene ist eine unterkühlte und distanziert wirkende Frau. Sie ist eine eher zarte Person, doch macht sie dies durch Energie, Stärke und Selbstbewusstsein durchaus wieder wett, lässt sie sich doch nicht entmutigen und legt eine gesunde Neugier an den Tag. Sie ist hartnäckig und ohne das gewisse Standesdenken, was ihre Freundschaft zum Stallmädchen beweist. Pudding ist eine liebenswerte junge Frau, die für ihre Familie sorgen muss, da sowohl ihre Mutter als auch ihr Bruder dazu nicht in der Lage sind. Sie ist von eher schlichtem Gemüt, doch besitzt sie neben Neugier auch ein ausgeprägtes Kombinationsvermögen. Nancy ist die Tante von Alistar, die Irene das Leben ein ums andere Mal schwer macht, weil sie sie für nicht gut genug befindet. Sie ist ein Snob durch und durch. Auch die übrigen Protagonisten wie die stumme Clemmie oder Puddings Bruder Donny geben der Handlung zusätzliche Impulse.
„Die Frauen am Fluss“ ist ein unterhaltsamer Schmöker, in der sich Liebesgeschichten, ein Mord, Intrigen und viele Geheimnisse vereinen, die Stück für Stück ans Tageslicht kommen. Eine durchaus fesselnde Lektüre, die auf jeden Fall eine Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 24.06.2018

Invitas 3. Fall

Der Schatz Salomos
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260 n. Chr. Zusammen mit ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Stadthalters, kehrt 17-jährige Sklavin Invita in ihre Heimatstadt Divodurum (Metz) an der Mosel zurück, obwohl sie mit diesem Ort keine schönen ...

260 n. Chr. Zusammen mit ihrer Herrin Marcella, der Tochter des Stadthalters, kehrt 17-jährige Sklavin Invita in ihre Heimatstadt Divodurum (Metz) an der Mosel zurück, obwohl sie mit diesem Ort keine schönen Erinnerungen verbindet. Die Stadt platzt aus allen Nähten, denn viele Flüchtlinge suchen dort Unterschlupf, seit Barbaren die Grenzen des Landes immer wieder unsicher machen. Kurze Zeit später werden zwei ermordete junge Frauen gefunden, die mit kleinen Fluchtafeln versehen sind, was auf schwarze Magie hinweist. Als mit dem jüdische Arzt Isaac und seinen Sohn, dem Schmuckhändler Salomo, alte Freunde von Invita als Verdächtige verhaftet werden, setzt sie alles daran, deren Unschuld zu beweisen und den wahren Mörder zu finden. Doch sie ist nur eine schutzlose Sklavin. Wird es ihr trotzdem gelingen, den Tod der Frauen aufzuklären? Wer wird ihr dabei helfen?
Maria W. Peter hat mit dem Buch „Der Schatz Salomos“ den dritten historischen Kriminalroman rund um die Sklavin und Ermittlerin Invita vorgelegt, der den Vorgängern an Spannung und Lesegenuss in nichts nachsteht. Die Romane sind alle in sich abgeschlossen, es empfiehlt sich aber, die Bücher der Reihe nach zu lesen, um die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Entwicklung der Charaktere besser verfolgen zu können. Kleine Rückblenden in die Vergangenheit gibt es auch in diesem Band, so dass der Leser sich schnell gut zurechtfindet. Der Schreibstil ist flüssig und atmosphärisch dicht, der Leser taucht sofort in die Handlung ein und kann sich ihr kaum entziehen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Invita in der Ich-Form erzählt und lässt bei dem Leser während der Lektüre so den Eindruck entstehen, als lausche man ihren eigenen Worten, fühlt sich hautnah mit der Handlung verbunden und in der Zeit zurückversetzt. Ebenso kann man mitfühlen, hoffen und bangen. Der Spannungsbogen wird gleich recht hoch angelegt und steigert sich noch bis zum finalen Schluss. Die Autorin hat akribisch recherchiert und den historischen Hintergrund wunderbar mit ihrer Handlung verschmelzen lassen. So erhält der Leser einen fundierten Einblick darüber, wie es den Juden und Christen unter römischer Herrschaft ergangen ist sowie über das alltägliche Leben und Fremdenfeindlichkeit. Die Autorin versteht es zudem sehr geschickt, falsche Fährten zu legen und spannende Wendungen einzubauen, die den Leser immer wieder innehalten lassen, um sich neu zu sortieren und den Fall aus einer anderen Perspektive zu betrachten, um bei der Mörderjagd nicht vom Weg abzukommen.
Die Charaktere wurden wunderbar gestaltet und mit Leben versehen. Sie wirken authentisch und sehr realistisch, so dass sich der Leser gut in sie hineinversetzen und mitfiebern kann. Invita ist eine junge Frau, die für Menschen, die ihr am Herzen liegen, eintritt. Sie ist sehr neugierig und impulsiv, was sie oftmals in echte Gefahr bringt, aber sie besitzt auch Mut, Stärke und einen großen Sinn für Gerechtigkeit. Auch wenn sie nur eine Sklavin ist, hat sie die Gabe, Menschen in ihren Bann zu ziehen, die sie bei ihren Vorhaben unterstützen und ihr wohlgesonnen sind. Invitas Herrin Marcella stammt aus einer angesehenen Familie. Sie besitzt Herzenswärme und behandelt ihre Sklaven mit Güte und liebevoller Hand, sind diese für sie doch wie Familienmitglieder. Isaac ist ein jüdischer Arzt, der Invita ein väterlicher und gütiger Freund ist und ihr immer wieder beistand. Auch die weiteren Protagonisten wie Flavus oder Salomo bringen mit ihrem Erscheinen zusätzliche Spannung in die Geschichte.
„Der Schatz Salomo“ ist ein wunderbar fesselnder historischer Kriminalroman, der von der ersten Seite an den Leser in den Bann ziehen kann. Absolute Leseempfehlung und die Hoffnung, dass es doch noch einen weiteren Band geben wird!!!

Veröffentlicht am 23.06.2018

Intrigen und Mord im Dresdner Bankenwesen

Im Schatten der Frauenkirche
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19. Jh. Dresden. Carola Lewenz ist die Ehefrau eines einflussreichen Mannes, der ein angesehenes Bankhaus leitet. Aber an der Seite von Heinrich langweilt sich die abenteuerlustige Frau und stürzt sich ...

19. Jh. Dresden. Carola Lewenz ist die Ehefrau eines einflussreichen Mannes, der ein angesehenes Bankhaus leitet. Aber an der Seite von Heinrich langweilt sich die abenteuerlustige Frau und stürzt sich Hals über Kopf in eine gefährliche Liebschaft mit dem windigen jungen Adligen Fritz von Spener. Die Lewenz-Söhne Maximilian und Georg sind seit dem Internat mit Kurt Zacharias befreundet. Als die Seidenmanufaktur seines Vaters kurz vor dem Bankrott steht, gelingt es Kurt, im Bankhaus Lewenz eine Anstellung zu bekommen und arbeitet sich langsam nach oben. Als Kurt Marina Wenzel begegnet, verliebt er sich Hals über Kopf. Eine gemeinsame Nacht kostet ihn seine Anstellung im Lewenz’schen Bankhaus und entzweit ihn und Marina. Allerdings ist Marina schwanger mit dem gemeinsamen Kind, wovon Kurt gar nichts weiß. Sie lässt sich mit Felix ein und heiratet ihn, um ihrem Kind einen Vater zu geben. Als ihn nach vier Jahren sein Weg zurück nach Dresden führt, trifft Kurt nicht nur wieder auf Marina, sondern gelangt mitten in ein Wespennest aus Intrigen und Lügen, die am Ende einige das Leben kostet, aber auch sein Schicksal ist eng damit verknüpft…
Andreas Liebert hat mit seinem Buch „Die Töchter aus dem Elbflorenz“ einen sehr unterhaltsamen und ebenso spannenden historischen Roman vorgelegt, der den Leser neben einer fesselnden Handlung auch viele Informationen über das damalige Bankwesen und dessen Entwicklung zukommen lässt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, aber auch sprachlich der damaligen Zeit angepasst, so dass der Leser schnell in ein vergangenes Jahrhundert entführt wird und sich den Gepflogenheiten der damaligen Zeit gegenüber sieht, sei es gesellschaftlich, geschäftlich oder kulturell. Der Spannungsbogen wird sehr gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter in die Höhe. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten der Elbmetropole Dresden sind farbenfroh und bildgewaltig, der Leser profitiert von dem großen persönlichen Interesse des Autors zur Stadt Dresden und darf während der Lektüre durch die geschichtsträchtige Stadt wandeln.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Durch ihre individuellen Eigenschaften wirken sie authentisch und sehr real. Der Leser kann seine Sympathien gut verteilen und mit den Protagonisten fühlen, leiden und hoffen. Kurt ist ein sehr sympathischer junger Mann, der sich durch einen familiären Schicksalsschlag in jungen Jahren nicht aufhalten lässt, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen und sich seine Zukunft zu erarbeiten. Er hat ein soziales Gewissen und ist sowohl fleißig als auch voller fortschrittlicher Ideen. Fritz entstammt zwar dem alten Landadel, schnorrt sich jedoch recht gut durchs Leben. Die Abhängigkeit von seinem Onkel Roul gefällt ihm nicht, doch kann er sich ihr nicht gut entziehen. Er ist ein Emporkömmling, der versucht, durch Intrigen und Lügen ans Ziel zu kommen. Georg hat ein Geheimnis, das möglichst nicht an die Öffentlichkeit kommen soll. Marina ist eine Frau, die ebenfalls schon in jungen Jahren einiges verkraften musste und sich mit Mut und Stärke dem Leben entgegen stellt. Sie tut einiges, um den Schein zu wahren, verliert darüber aber fast ihr persönliches Glück aus den Augen. Auch die weiteren Protagonisten wie Carola, Max und Felix können mit ihrem Auftreten durchaus überzeugen und geben der Handlung weitere Spannungselemente.
„Die Töchter aus dem Elbflorenz“ ist ein gelungener historischer Gesellschaftsroman rund um das damalige Bankenwesen, der mit Spannung und einigen geschickten Wendungen aufwartet, die eine unterhaltsame Lektüre garantieren. Eine verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.06.2018

Wenn aus Opfern Täter werden...

Das Finkenmädchen
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Als Kind schon musste Felicity einige schlimme Erfahrungen machen und war ganz auf sich allein gestellt. Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und Felicity lebt in einer australischen Justizvollzugsanstalt, ...

Als Kind schon musste Felicity einige schlimme Erfahrungen machen und war ganz auf sich allein gestellt. Inzwischen sind 25 Jahre vergangen und Felicity lebt in einer australischen Justizvollzugsanstalt, wo sie durch Zufall auf ihre ehemalige Nachbarin Rose trifft, die sich aber nicht an sie erinnern kann. Rose war damals Felicitys Fluchtpunkt, wo sie Zuneigung und Geborgenheit suchte, die sie bei ihrer eigenen überforderten Mutter nicht fand. Doch wurden die Besuche bei Rose für Felicity zum Alptraum, der ihr Leben veränderte, weil niemand ihr zu Hilfe kam. Und nun steht Rose ihr gegenüber, die Frau eines bekannten Fernsehstars, auf die Felicity über all die Jahre immer wütender wurde. Wieso ist sie hier in der Anstalt? Felicity jedenfalls sinnt auf Rache und davon wird sie niemand abhalten…
Nicole Trope hat mit ihrem Buch „Das Finkenmädchen“ einen sehr unterhaltsamen und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser durchweg in Atem hält. Der Schreibstil ist flüssig und doch mit einer gewissen Eindringlichkeit und Intensität. Der Leser wird schon mit dem Einstieg in die Geschichte in Atem gehalten, denn der Spannungsbogen wird gleich gut angelegt und bleibt auf hohem Niveau bis zum Schluss. Die Handlung wird mit kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven erzählt, einerseits erfährt der Leser über das Leben von Birdy in der Gegenwart und von den Erlebnissen in der Vergangenheit, die oftmals regelrecht schockieren. Zum anderen bekommt man die Sichtweise von Rose angetragen, wodurch der Leser auf eine sehr emotionale Reise geschickt wird und gleichzeitig auch sehr nachdenklich stimmt. Der Leser kommt den Charakteren sehr nah, kann sich in ihre jeweilige Situation hineinfühlen und denkt ständig darüber nach, wie er selbst wohl in dem einen oder anderen Punkt gehandelt hätte. Der Autorin gelingt es wunderbar, dem Leser beide Sichtweisen sehr deutlich zu machen und so auf der Klaviatur von Gefühlen zu spielen. Durch die geschickte und langsame Entblätterung der Geschichte bleibt der Leser in der Handlung gefangen, wobei er gleichzeitig alles hautnah miterlebt.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Ihre individuellen Züge lassen sie sehr real und authentisch wirken. Der Leser kann mit ihnen fühlen, leiden und bangen, aber auch ihr Handeln nachvollziehen. Felicity war noch ein kleines Kind, als der Vater die Familie verließ. Um ihrer überforderten Mutter und ihre kleine Schwester sowie der Trübsinnigkeit des Elternhauses zu entkommen, suchte sie Zuflucht im Nachbarhaus bei Rose und ihrer Familie. Felicity ist in ihrer geistlichen Begrifflichkeit langsamer als andere, sie wirkt in ihren Gedankengängen immer noch irgendwie kindlich, aber gleichzeitig besitzt sie auch eine lange aufgestaute Wut und Aggressivität. Sie wirkt wie eine Rakete kurz vor der Explosion. Nach außen gibt sie sich überaus selbstbewusst und stark, doch das ist nur ihr Schutzschild, damit andere nicht merken, wie sehr sie tief in ihrem Inneren verletzt wurde und dass diese Wunden nie verheilt sind. Rose wirkt wie eine sehr sympathische Frau, die alles für ihre Familie getan hat. Doch der Leser muss auch erkennen, dass Rose für ihre heile Welt oftmals die Realität nicht erkennen wollte.
„Das Finkenmädchen“ ist ein wunderbar erzählter und spannender Schicksalsroman über zwei Frauen, die aufgrund von Erlebnissen, Verhaltens oder der Zeit selbst zu Opfern wurden. Nicole Trope legt den Finger direkt in die Wunde und gibt dem Leser in hervorragender Weise Einblick von allen Seiten, so dass die Geschichte noch lange nachklingt, wenn die letzte Seite bereits gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein Kleinod! Chapeau – alles richtig gemacht!