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Veröffentlicht am 09.10.2016

Bei Verwechslung Liebe

Call me, maybe
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Die 23-jährige Clementine Daly stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie, doch gleichzeitig gilt sie als Enfant terrible, denn sie und ihre Ex-Freund haben für einen handfesten Skandal gesorgt. Nun hat ...

Die 23-jährige Clementine Daly stammt aus einer sehr wohlhabenden Familie, doch gleichzeitig gilt sie als Enfant terrible, denn sie und ihre Ex-Freund haben für einen handfesten Skandal gesorgt. Nun hat sie ihren Uniabschluss in Literaturwissenschaften frisch in der Tasche, allerdings noch keine Vorstellung davon, was sie damit anfangen soll und in welche Richtung ihr Leben gehen soll. So unternimmt sie erst einmal mit ihrem Bruder Honor eine Reise nach Kalifornien. Bei einem Zwischenstopp in Chicago stößt sie mit einem sehr attraktiven jungen Mann namens Justin Mueller zusammen. Erst in Kalifornien angekommen stellt sie fest, dass sie das Handy von Journalist Justin in der Tasche und er dafür wohl ihres in seinem Besitz hat. Justin und Clementine schicken sich per WhatsApp Nachrichten, wobei schnell klar wird, dass sich die beiden mehr zu sagen haben als Kurzmessages. Schon bald entwickelt sich aus einem Flirt wesentlich mehr. Tappt Clementine in eine Falle?

Ellie Cahill hat mit ihrem Buch „Liebe… noch nicht zugestellt“ eine sehr locker-flockige und unterhaltsame Liebesgeschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist humorvoll und flüssig, so dass dem Leser die Seiten nur so durch die Finger gleiten. Die Geschichte entwickelt einen richtigen Sog, den man nicht unterbrechen mag. Da die Handlung aus der Sicht der Hauptprotagonistin Clementine erzählt wird, kann man ihre Gedanken und Gefühle aus erster Hand erfahren und ist aktiv am Geschehen beteiligt. Der Roman spielt in der heutigen Zeit, in der SMS, Smartphone und WhatsApp nicht mehr wegzudenken sind und die meisten Menschen tatsächlich nur auf diese Art kommunizieren, was dem Roman eine etwas eigenwillige Note gibt, aber durchaus zeitgemäß ist.

Die Charaktere wurden recht interessant skizziert, sie wirken lebendig und durchaus authentisch. Clementine ist schon durch ihre Liebe zum Lesen und zu Büchern einfach sympathisch. Sie hat allerdings verständlicherweise aufgrund vergangener Erlebnisse ein gesundes Misstrauen, dabei ist sie eine fröhlich und aufgeschlossenes junge Frau mit einer sehr liebenswürdigen Art, was sie allerdings nicht davor schützt, unvorsichtig zu sein. Justin wirkt oftmals einfach zu glatt und zu perfekt, dabei besitzt er durchaus eine positive Ausstrahlung. Hier wären mehr Ecken und Kanten durchaus interessanter gewesen.

„Liebe… noch nicht zugestellt“ ist ein unterhaltsamer und zeitgemäßer Liebesroman, der sich für einen regnerischen Tag auf der Couch eignet und dem Leser einige romantischen Lesestunden beschert. Auch als Urlaubslektüre bestens geeignet.

Veröffentlicht am 08.10.2016

Die goldenen 20er Jahre

Spiel der Hoffnung
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1927. Nach dem Tod ihrer Mutter Hannah findet Ella Wittkamp in deren Hinterlassenschaft die Münchener Adresse des Professors Constantin Lutz mit der Aufforderung zu einem Besuch. Ella reist von Berlin ...

1927. Nach dem Tod ihrer Mutter Hannah findet Ella Wittkamp in deren Hinterlassenschaft die Münchener Adresse des Professors Constantin Lutz mit der Aufforderung zu einem Besuch. Ella reist von Berlin nach München, um den Professor aufzusuchen und findet sich alsbald als Dauergast in seinem Haus wieder, wobei er Ella eine Mappe mit wichtigen Unterlagen aushändigt und sie gegenüber seinen Freunden und Geschäftskollegen als seine Nichte ausgibt. So lernt Ella auch Jobst von Kirchenreuth kennen und die beiden verlieben sich auf Anhieb ineinander. Ein halbes Jahr später, kurz nach dem Tod des Professors, heiraten Ella und Jobst und ziehen in die Villa zu Jobsts Familie. Bereits die Hochzeitsreise eröffnet Ella einige dunkle Seiten ihres Ehemannes, auch überlässt Jobst tagelang sich selbst, ohne dass Ella weiß, was ihr Gatte so treibt. In der Kirchenreuthschen Villa muss sie sich gegen Schwägerin Viktoria wappnen, die ihr feindlich gesinnt gegenüber steht und alle Register zieht, um Ella als Schwindlerin zu entlarven. Ella fühlt sich in der Villa nicht wohl, sie vermisst ihre Freundin Rike und wünscht sich ein Leben nur mit ihrem Mann in den eigenen vier Wänden. Auch die schwarze Mappe vom Professor gibt ihr Rätsel auf, die sie unbedingt lösen möchte, da es sich offensichtlich um Aufzeichnungen ihres Vaters handelt. Wird Ella endlich mehr über ihre eigenen Eltern erfahren? Und wird sie an der Seite von Jobst wirklich glücklich werden?

Heidi Rehn hat mit ihrem Buch „Spiel der Hoffnung“ einen wunderbaren historischen Roman vorgelegt, der die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die Zeit der Weimarer Republik, wieder auferstehen lässt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig, der Leser wird geradezu in die damalige Zeit versetzt und erlebt anhand von Casinobesuchen, Musikveranstaltungen, Reisen nach Monte Carlo und Paris den mondänen Lebensstil einer wohlbetuchten Gesellschaft mit, aber auch die Welt der Journalisten, die auf eine gewagte Story hoffen, oder den Nachforschungen eines Privatdetektives, der Verborgenes zutage fördert, was Schwierigkeiten bringt und die Betroffenen gerne vernichtet sehen würden. Auch die damalige politische Lage wird von der Autorin sehr schön in die Handlung miteingeflochten und wirkt so wie ein Stück Zeitgeschichte, das der Leser per Kopfkino miterleben darf. Die Anfänge der NSDAP und die unterschiedliche Wahrnehmung in der Bevölkerung werden ebenso thematisiert, wie die verschiedene Beachtung dieser Partei in Berlin und München.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich skizziert, haben alle ihre Eigenheiten und wirken dadurch sehr lebensecht und authentisch. Ella ist eine sympathische Frau, die allerdings zu Beginn auch noch sehr naiv wirkt aufgrund ihres Alters. Sie liebt ihren Ehemann von Herzen, obwohl sie sich kurz nach der Hochzeit eingestehen muss, dass sie sich so gut wie gar nicht richtig kennen. Doch Ella erlebt während des Romans eine erstaunliche Entwicklung, sie beginnt, Dinge zu hinterfragen und verfolgt hartnäckig die Antwort auf ihre Fragen. Dabei erfährt sie überraschenderweise Hilfe von ihr teilweise nur flüchtig bekannten Menschen, aber auch von ihrer Freundin Rike. Rike ist eine typische Berliner Pflanze, fühlt sie sich unbeobachtet, redet sie mit Berliner Schnauze, ansonsten ist sie sehr darauf bedacht, sich überall ihren Vorteil zu sichern und sich einen Platz in den wohlhabenden Kreisen zu erobern. Manchmal gewinnt man den Eindruck, sie würde Ella nur ausnutzen, doch im entscheidenden Augenblick ist auf Rike Verlass, und das ist unbezahlbar. Auch die Reichen werden Rike egal, als sie auf die wahre Liebe trifft. Jobst ist ein unsteter Mann, der Ella zwar wirklich liebt, der aber auch seine Geheimnisse mit sich herumträgt und an einer Schuld trägt, über die er nicht spricht, sich aber mit Drogen Erleichterung verschafft. Man weiß nie, wie er im nächsten Moment reagieren wird, was einiges an Spannung erzeugt. Viktoria ist eine missgünstige und hochmütige Person, die mit ihrem eigenen Ehemann große Probleme hat, so dass sie anderen ihr Glück nicht gönnt. Doch leider ist sie nicht clever genug, um ihre Trümpfe auszuspielen. Gleichzeitig ist Viktoria aber auch einer der spannendsten Charaktere in diesem Roman, denn durch ihr Verhalten gibt es einige interessante Wendungen innerhalb und außerhalb der Familie, die recht bedeutsam sind. Auch die anderen Protagonisten tragen mit ihren kleinen Episoden und ihrem Verhalten zu der opulenten Handlung dieses Romans bei.

„Spiel der Hoffnung“ ist ein sehr interessanter und spannender Familien- und Gesellschaftsroman in den 20er Jahren, der sowohl historisch als auch fiktiv nichts vermissen lässt und einmal mehr zeigt, dass Heidi Rehn exzellent recherchiert und wunderbare Geschichten erzählen kann, bei denen das Kopfkino keine Pause hat. Man darf gespannt sein auf das nächste Werk der Autorin. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 08.10.2016

Vom Verlieren und sich wiederfinden

Meine Schwester, die Hummelkönigin
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Ally ist Journalistin in L.A., doch als ihre Mutter stirbt, kehrt sie für die Beerdigung nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder zurück nach Bear Isle, einer beschauliche Insel, die vom Tourismus, Blaubeeren ...

Ally ist Journalistin in L.A., doch als ihre Mutter stirbt, kehrt sie für die Beerdigung nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder zurück nach Bear Isle, einer beschauliche Insel, die vom Tourismus, Blaubeeren und dem Hummerfang lebt und von der Ally damals regelrecht geflüchtet ist. Ally hat zwiespältige Gefühle, die in ihrer Vergangenheit begründet liegen, und da ist auch noch ihre ältere Schwester Emma, um die sie sich in den nächsten 2 Wochen kümmern muss, denn Emma ist ein besonderer, aber auch seltsamer Mensch mit einer großen Liebe zu Hummeln. Doch Emma ist auch voller Talente und Fähigkeiten, die außergewöhnlich sind. Je mehr der Aufenthalt von Ally auf der Insel fortschreitet, umso mehr kommt die alte Vertrautheit zu dem Ort ihrer Kindheit wieder, aber auch die Gefühle zu ihrer Schwester Emma. Allys Gefühle stehen im Widerstreit, ihr Leben spielt sich jetzt in L.A. ab, doch Bear Isle fühlt sich immer mehr wie Zuhause an. Welche Zukunft wird sie für sich wählen?

Patrizia Zannini hat mit ihrem Buch „Meine Schwester, die Hummelkönigin“ einen wunderschönen und lesenswerten Familienroman vorgelegt, der vor der herrlichen Kulisse Maines spielt. Der Schreibstil ist flüssig, einfühlsam, wirkt manchmal auch melancholisch, aber gerade dies macht die Geschichte umso glaubhafter. Der Leser lässt sich von der ersten Seite an von den sehr schön gezeichneten Bildern der Landschaft Maines verzaubern und steht wie ein Schatten an Allys Seite, um sie auf ihren ersten Besuch nach 10 Jahren zu begleiten, erfährt ihre Gedanken und Gefühle und kann mit ihr hoffen, bangen, mitfühlen. Die Autorin liefert innerhalb der Handlung so wunderbare Beschreibungen, ob es nun um den Hummerfang oder die Hummeln geht, dass man es regelrecht vor Augen hat, als wenn man es gerade selbst miterlebt. Wer den Indian Summer an der Ostküste der USA schon einmal miterlebt hat, bekommt bei diesen Beschreibungen Fernweh und möchte am liebsten die Koffer packen, um diese Farbenpracht nochmals zu sehen.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet, ihre Ecken und Kanten machen gerade das Besondere in diesem Roman aus. Ally ist eine sympathische Frau, mit der man allerdings erst warm werden muss. Sie hat 10 Jahre unter einem Streit gelitten, weshalb sie die Heimat verlassen hat. Doch Ally ist auch ein pflichtbewusster und verantwortungsvoller Mensch, der niemanden im Stich lässt, vor allem nicht ihre Schwester Emma. Und gerade aufgrund ihres Verantwortungsbewusstseins schiebt Ally Entscheidungen vor sich her, die auch für ihr Leben von großer Bedeutung sind. Emma ist ein toller Charakter, sie ist einfach sie selbst, oftmals hat man das Gefühl, sie nimmt die Menschen um sich herum gar nicht wirklich wahr. Doch das täuscht. Sie ist nicht der emotionale Typ, lebt sie doch in ihrer eigenen kleinen Welt, aber sie ist durchaus in der Lage, mitzufühlen und jemanden zu umsorgen. Emmas Talente kommen nach und nach zum Vorschein, sie rettet Ally damit das Leben und sichert sich, ohne es zu wissen, ihre eigene Zukunft. Man muss Emma einfach lieben! Auch die anderen Protagonisten sind so bunt zusammengewürfelt, man möchte sich gar nicht von ihnen verabschieden, sondern am liebsten jeden Tag aufs Neue wieder treffen. Tragen sie doch mit dazu bei, dass die Geschichte ein wunderbar warmes Gefühl beim Lesen hinterlässt.

„Meine Schwester, die Hummelkönigin“ ist ein sehr gefühlvoller und gleichzeitig farbenprächtiger Roman, der sich mit der Vergangenheitsbewältigung, dem Zusammenwachsen von zwei sich fremd gewordenen Schwestern und der gemeinsamen Zukunft beschäftigt. Alle, die sich gern in einer Geschichte verlieren wollen, sind bei der „Hummelkönigin“ genau richtig. Wunderbar gemacht, absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.10.2016

Die ewige Gier

Teufelsgold
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Der Investmentbanker Hendrik Busse arbeitet in einem kleinen Unternehmen, doch er ist unzufrieden. Ständig erlebt er, dass andere erfolgreicher und reicher sind als er und dieser Neid macht ihn fertig. ...

Der Investmentbanker Hendrik Busse arbeitet in einem kleinen Unternehmen, doch er ist unzufrieden. Ständig erlebt er, dass andere erfolgreicher und reicher sind als er und dieser Neid macht ihn fertig. Als er von seiner Firma den Auftrag bekommt, in Zürich ein Seminar zu leiten und die Teilnehmer zum Aktienkauf seines Unternehmens zu bewegen, fühlt er sich der Situation zuerst nicht gewachsen. Um auf andere Gedanken zu kommen, geht er in ein Antiquariat und entdeckt ein Buch über den mittelalterlichen Alchemisten John Scoro. Das Buch interessiert ihn so sehr, dass er es klaut und Teile seines Inhalts für seinen Seminarvortrag benutzt, und auf einmal wendet sich das Blatt für Hendrik. Er wird erfolgreich, reich und setzt sich immer mehr mit der Alchemie auseinander ohne zu bemerken, dass er sich selbst verändert. Seine Familie ist ihm nicht so wichtig wie Erfolg und Reichtum. Diese Gier bringt ihn in Teufels Küche und bald wird klar, dass Henrik knapp am Abgrund steht und ihm nicht viel Zeit für eine Entscheidung bleibt.

Andreas Eschbach hat mit seinem Buch „Teufelsgold“ einen sehr unterhaltsamen, teilweise mystischen Roman vorgelegt, auf den man sich einlassen muss. Der Schreibstil ist gut zu lesen, schon der Prolog nimmt den Leser gefangen und lässt ihn auch während der gesamten Handlung nicht mehr los, die dort aufkommenden Fragen zu lösen. Die Vermischung von alter Sage und Gegenwart wurde vom Autor sehr geschickt miteinander verknüpft, um daraus eine spannende und rasante Jagd entstehen zu lassen, die dem Leser nur stückchenweise des Rätsels Lösung präsentiert. Der Spannungsbogen wird gleich zu Beginn angelegt und steigert sich während der Handlung immer weiter. Auch die verschiedenen Perspektiven steigern die Spannung. Das Hauptthema des Autors, nämlich der Neid und die Gier des Menschen nach allem, was andere besitzen und ihm selbst fehlt, hält dem Leser den Spiegel vor. Man stellt sich selbst im Verlauf der Geschichte die Frage, wie man selbst reagieren würde oder welche Richtung das eigene Leben nehmen würde, wenn man vor den Entscheidungen stehen sollte, die Hendrik irgendwann einmal treffen muss. Das Ende des Buches war allerdings etwas unbefriedigend, weil es nicht alle Fragen beantwortet und manchmal hatte die Geschichte auch einige Längen, die es durchzustehen galt, wodurch es Abzug in der Bewertung gibt.

Die Charaktere sind sehr interessant angelegt. Hendrik Busske ist ein unsympathischer, selbstsüchtiger Mann. Obwohl er eine liebende Ehefrau und eine Tochter hat, ist er ständig unzufrieden, unehrlich und sein Neid zerfrisst ihn innerlich. Seine oberste Priorität im Leben ist Reichtum und Erfolg. Dadurch definiert er sich und andere. Als ihm anscheinend endlich das Glück hold ist, verändert er sich immer mehr zu einem Egoisten und wird noch unleidlicher. Als Leser wartet man regelrecht darauf, dass er irgendwann mal auf die Schnauze fällt und sich dabei das Genick bricht.

„Teufelsgold“ ist eine unterhaltsame Mischung aus Historie, Mystik, Fantasy und Realität, die einen einzigartigen Roman ergeben, für die Andreas Eschbach bekannt ist. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, um es zu mögen.

Veröffentlicht am 02.10.2016

Geliebter Feind

Der Feind, den ich liebte
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1914 Hawaii. Clara Elkard reist mit ihrer Tochter Lani nach Europa, um ihr ihre Heimat Deutschland zu zeigen. Während ihres Aufenthaltes lernt Lani den Marine- und Funksoldaten Paul kennen, die beiden ...

1914 Hawaii. Clara Elkard reist mit ihrer Tochter Lani nach Europa, um ihr ihre Heimat Deutschland zu zeigen. Während ihres Aufenthaltes lernt Lani den Marine- und Funksoldaten Paul kennen, die beiden fühlen sich schnell voneinander angezogen. Doch bevor sich die jungen Leute näher kennenlernen können, verändert sich durch das Attentat auf den österreichischen Thronfolger die politische Lage in Europa dramatisch, schon ist von Krieg die Rede. In dieser brisanten Lage beschließt Clara, ihren Aufenthalt abzubrechen und mit ihrer Tochter nach Hawaii zurückzukehren, was besonders Lani bedauert, denn sie wäre gern in Europa und vor allem in Pauls Nähe geblieben. Kaum haben sie sich in Hawaii wieder eingelebt, legt in einer Bucht vor Honolulu das deutsche Kriegsschiff „MS Geier“ an, es sieht so aus, als hätten die Kriegsunruhen nun auch Hawaii erreicht. Das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber allem Deutschen wächst und macht auch für Clara und ihrer Familie das Leben gefährlicher, denn mit der „Geier ist auch Paul gekommen, und zwischen Lani und ihm hat sich eine enge Beziehung entwickelt. Doch Paul verschweigt ihr etwas und verschwindet immer wieder. Wird die Liebe zwischen Lani und Paul trotz unruhiger und riskanter politischer Zeiten Bestand haben? Was verbirgt Paul?

Tara Haigh hat mit ihrem Buch „Der Feind, den ich liebte“ die Fortsetzung von „Weit hinterm Horizont“ vorgelegt, einen spannenden und historischen Roman, der sich teilweise zu einem richtigen Krimi entwickelt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, schnell ist der Leser mitten in der Handlung und begleitet Clara und ihre Familie bei einer abenteuerlichen Geschichte, wobei man mal hofft, mal bangt, romantische Augenblicke, aber auch gefährliche Situationen mit den Charakteren erlebt. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten. Auch die Landschaftsbeschreibungen sind sehr detailliert, so dass sich der Leser in exotischer Kulisse wiederfindet und sich davon verzaubern lässt. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Laufe der Handlung immer mehr und mündet in einem rasanten Finale, was zugleich auch das einzige Manko dieses Romans ist, da einige wenige Punkte auf der Strecke bleiben.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet, wer den ersten Band bereits kennt, freut sich auf das Wiedersehen mit alten Freunden, aber auch die neu eingeführten Protagonisten sind mit ihren ganz eigenen Wesenszügen eine Bereicherung, die sich kennenzulernen lohnt. Alle wirken authentisch und sehr lebendig. Lani ist eine junge Frau, die erst recht schwärmerisch und naiv rüberkommt, sie lässt sich recht leicht um den Finger wickeln, ist recht passiv und lässt sich oftmals vertrösten. Doch im Verlauf der Handlung entwickelt sie mehr und mehr Eigeninitiative und wagt sich in riskante Abenteuer, um der Liebe ihres Lebens zu Hilfe zu kommen. Paul ist ein sympathischer, jedoch auch sehr mysteriöser Mann. Er verbirgt ein dunkles Geheimnis und wirkt oftmals nicht ganz ehrlich. Gehört er zu den Guten oder ist er der Feind? Auch die Nebenprotagonisten tragen mit ihren eigenen Geschichten zur Spannung der Handlung bei.

„Der Feind, den ich liebte“ ist eine durchweg unterhaltsame und gelungene Fortsetzung, wobei der Roman durchaus allein gelesen werden kann, ohne die Vorgeschichte zu kennen. Alle, die historische Geschichten vor exotischer Kulisse lieben, werden mit dieser Lektüre ihren Spaß haben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!