Malones Geschichten
Das verlorene KindEigentlich ist Malone ein ganz normaler kleiner Junge, der gern sein Stofftier „Gouti“ mit sich herumträgt und in ihm seinen besten Freund sieht, dem er all seine Geheimnisse anvertrauen kann. Kinder haben ...
Eigentlich ist Malone ein ganz normaler kleiner Junge, der gern sein Stofftier „Gouti“ mit sich herumträgt und in ihm seinen besten Freund sieht, dem er all seine Geheimnisse anvertrauen kann. Kinder haben ja bekanntlich eine blühende Phantasie und erzählen gern Geschichten. Doch als er dem Schulpsychologen Vasil von seinem Geheimnis berichtet, dass seine Mutter Amanda nicht seine richtige Mutter sei und er vorher schon ein anderes Leben geführt hat, wird Vasil hellhörig und setzt sich mit der Polizeiermittlerin Marianne Augresse in Verbindung. Marianne allerdings hält dies vorerst nur für das Gerede eines kleinen Jungen und schenkt ihm aufgrund eines schwierigen Falles mit einer Räuberbande von Deauville nicht viel Aufmerksamkeit. Vasil konnte allerdings nicht ahnen, dass er sich durch die Kontaktaufnahme mit Marianne eine Lawine lostritt, denn jemand möchte auf keinen Fall, dass die Geschichte von Malone genauer untersucht wird. Kommt die Wahrheit dennoch ans Licht?
Michel Bussi hat mit seinem neuen Buch „Das verlorene Kind“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar zu lesen, das Buch ist kaum aus der Hand zu legen, so sehr fesselt die Geschichte. Der Spannungsbogen wird bereits zu Beginn sehr hoch angelegt und zieht sich wie ein roter Faden bis zum Finale, wobei er sich immer weiter steigert. Auch die düstere, melancholische Atmosphäre des Romans trägt dazu bei, dass sich die Spannung immer weiter erhöht. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, mehrere fesselnde Erzählstränge nebeneinander herlaufen zu lassen, um sie am Ende zusammenzufügen. Dabei gibt er die Lösungen immer nur bröckchenweise heraus, fast wie ein Puzzle, wobei der Leser immer wieder einen kleinen Stein einfügen kann. Durch geschickte Wendungen und Verwirrtaktik dreht der Leser sich oftmals um die eigene Achse und ist doch wie gebannt durch die Handlung.
Die meisten Charaktere bleiben meist eher farblos, doch Malone ist eine große Ausnahme. Der kleine Junge besticht durch seine Art und Weise, wie er die Dinge sieht und wie er sie den Mitmenschen vermittelt. Der Leser zieht oftmals in Zweifel, ob er nun gerade die Wahrheit sagt, oder ob er wieder in seine Phantasiewelt eingetaucht ist. Marianne ist dagegen für eine Polizeiermittlerin viel zu emotional und gefühlsbetont, wirkt dadurch nicht sehr überzeugend für ihre Position. Auch Vasil hebt sich mit seinem Wesen nicht besonders hervor, er wirkt seltsam eindimensional in dieser rasanten Geschichte.
Bis kurz vor Schluss ist „Das verlorene Kind“ rundum gelungen, ja geradezu ein Pageturner. Doch dann bricht das Ende heran und die Handlung regelrecht zusammen, obwohl die meisten Fäden inzwischen miteinander verknüpft wurden. Aber dieses Konstrukt wirkt einfach unglaubwürdig und nicht nachvollziehbar. Aber will man sich etwas anderes vorstellen? Besser nicht – so nimmt man es hin und ist trotz dieses etwas unbefriedigenden Ausgangs doch irgendwie vom Buch begeistert. Denn Bussi versteht es wirklich, sehr unterhaltsame und spannende Lesestunden zu bereiten. Deshalb gibt es auch eine Leseempfehlung!