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Veröffentlicht am 05.05.2019

Der letzte Band ist zum Abgewöhnen

Heimkehr auf die Kamelien-Insel
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Sylvia und Mael sehen der Geburt ihres ersten Kindes freudig entgegen. Zu lange hat es gedauert, bis sich dieser Wunsch für beide endlich erfüllte. Aber ein Anruf bringt das Ehepaar, allen voran Mael, ...

Sylvia und Mael sehen der Geburt ihres ersten Kindes freudig entgegen. Zu lange hat es gedauert, bis sich dieser Wunsch für beide endlich erfüllte. Aber ein Anruf bringt das Ehepaar, allen voran Mael, aus dem Gleichgewicht. Seit 30 Jahren hat er seine eigene Mutter weder gesehen noch gesprochen, und nun ist sie schwer an Demenz erkrankt, weshalb Mael ihr sofort zur Seite eilt und die hochschwangere Sylvia auf der Insel allein zurücklässt. Kaum ist er weg, fangen die Probleme erst richtig an, denn nicht nur ein Unwetter hinterlässt ein Trümmerfeld auf der Kamelieninsel, sondern auch Sylvia ist in einer sehr brenzligen Situation und ihr Ehemann weit und breit nicht in Sicht, um ihr beizustehen…
Mit „Heimkehr auf die Kamelien-Insel“ legt Tabea Bach nun den finalen Band der Trilogie vor, der weder dem ersten noch dem zweiten Roman das Wasser reichen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sie lässt den Leser gedanklich schnell zurück an den Ort des Geschehens reisen, um dort an der Seite der Protagonisten ein weiteres Mal deren Schicksal zu beobachten. Schon im zweiten Band war die Tendenz der Geschichte abfallend, da die Autorin viel zu viele Ereignisse in ihrer Handlung verpackt hatte, um die Spannung hochzuhalten und Dramatik hineinzubringen. Diesmal allerdings hat sie den Bogen einfach überspannt mit hereinbrechenden Naturgewalten und anderen Problemen, die es in der Handlung gar nicht bedurft hätte und sie zudem mehr als unglaubwürdig machen, dass der Leser nur noch mit den Augen rollt und hofft, dass das Drama bald ein Ende hat. Hier bleibt nur zu hoffen, dass es nicht doch noch zufällig einen vierten Teil gibt. Völliges Unverständnis gilt auch für die Reaktion von Mael, so schnell wie möglich einer Frau an die Seite zu huschen, die man seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, während die eigene Ehefrau hochschwanger mit dem ersten Kind allein bleibt. Das ist so abwegig, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Die Charaktere haben sich in diesem Teil auch nicht weiterentwickelt, was bedauerlich ist, denn leider sorgt dies dafür, dass der Leser von ihnen Abstand nimmt und ihr Schicksal nur noch emotionslos begleitet. Vor allem Mael hätte es gut zu Gesicht gestanden, sich mehr um das Befinden seiner Frau zu kümmern und mehr auf sie einzugehen. Er benimmt sich wie ein Pascha und reagiert nur nach seinen eigenen Bedürfnissen ohne Rücksicht auf Verluste. Sylvias Geduld mit ihm nehme ich ihr auch nicht mehr ab, nachdem sie schon mit ihrem ersten Ehemann Schiffbruch erlitten hat, sitzt nun ebenfalls ein Egoist an ihrer Seite, das kann eine Frau auf Dauer doch nicht einfach so hinnehmen. Sie ist stoisch und lässt alles mit sich machen, was der Leser resigniert zur Kenntnis nimmt. Das Wiedersehen mit Chloe, Sir James oder auch Solenn kann das leider nicht mehr rausreißen.
„Heimkehr auf die Kamelien-Insel“ ist der Abschluss der Trilogie, der den Leser leider mehr als enttäuscht ob dieser Entwicklung der Geschichte. Hierfür gibt es keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 04.05.2019

Langatmige Beschreibunge und von Gefühl keine Spur

Wir sehen uns wieder am Ende der Seine
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Der Designer Claude reist in seinen Heimatort Honfleurt in die Normandie, um dort nach dem Tod seines Vaters das Elternhaus zu räumen, den Nachlass zu regeln und das Haus zum Verkauf anzubieten, um eine ...

Der Designer Claude reist in seinen Heimatort Honfleurt in die Normandie, um dort nach dem Tod seines Vaters das Elternhaus zu räumen, den Nachlass zu regeln und das Haus zum Verkauf anzubieten, um eine Finanzspritze für das von ihm und seinem Partner geführte Unternehmen zu bekommen. Doch bei der Durchsicht des Schreibtisches findet er in einem Versteck alte Liebesbriefe an seinen Vater. Geschrieben hat sie eine junge Frau namens Marguerite. Claude ist verwirrt, denn er hätte nie gedacht, dass sein Vater eine Affäre hatte, zumal das elterliche Verhältnis sehr liebevoll war. Die Briefe gehen Claude nicht aus dem Kopf und er beginnt, erst in Honfleur, dann in Paris nach Marguerite zu suchen, von der er nur den Vornamen verbunden mit einem Briefdatum hat. Wird Claude sie finden?
Lucas Gauthier hat mit „Wir sehen uns wieder am Ende der Seine“ einen Unterhaltungs- und Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und eher pragmatisch zu nennen, wobei gerade bei der vorliegenden Thematik mehr Gefühl ansprechender gewesen wäre. Der Leser darf sich mit Claude auf Spurensuche begeben, um die geheimnisvolle Marguerite zu finden, wobei die Reise von Honfleur über Paris führt, zu Spiritanern, in alte verlassene Waisenhäuser und Kirchenarchive. Sehr ausführlich und detailliert behandelt der Autor die verschiedenen Suchpfade, die sich auftun nach den „les enfants blondes“, wie man Besatzungskinder aus dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich nannte. Obwohl es ein sehr spannendes Thema ist, wird dies leider eher kurz abgehandelt, dafür ergeht sich der Autor in der Beschreibung von Kirchentätigkeiten, alten restaurierten Gebäuden und den Suchwegen. Dabei gerät die eigentliche Handlung immer mehr ins Hintertreffen. Auch die vermeintliche Liebesgeschichte ist eher als Abhandlung denn als romantisch zu sehen. Der Vergleich des Verlages, dieses Buch auf eine Stufe mit Nicolas Barreau oder Nicholas Sparks zu heben, hinkt gewaltig. Dem Autor fehlt es sowohl an Gefühl als auch an Raffinesse, wie sie die beiden bekannten Autoren besitzen und mit ihren Geschichten immer wieder aufs Neue verzaubern können. Davon ist man hier meilenweit entfernt.
Die Charaktere sind leider auch eher oberflächlich ausgearbeitet, sie wirken irgendwie steif und ungelenk. Zum Leser besteht durchweg leider eine gewisse Distanz, deshalb kann man sich nur schwer in die Protagonisten hineinversetzen und mit ihnen fiebern. Claude ist ein netter Kerl, der sein Wissen über seinen Vater völlig neu überdenken muss und sein Geheimnis lüften will. Er ist freundlich, hartnäckig und neugierig. Susanne ist eine patente Künstlerin, die sich mit einem Nebenjob über Wasser hält. Sie ist optimistisch und hilfsbereit. Fred ist ein Computerfreak, der typische Nerd, aber mit einer gewissen Neugier für Geschichten und einem Händchen für die Beschaffung von Informationen.
„Wir sehen uns wieder am Ende der Seine“ ist ein recht langatmiger Unterhaltungsroman, der der Kurzbeschreibung zwar irgendwie gerecht wird, doch leider das Herz des Lesers nicht erwärmen kann. Das interessante historische Thema kommt zu kurz und wird ohne Fingerspitzengefühl und Empathie abgehandelt. Schade, aber das Buch konnte leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 21.04.2019

Diese Kirschen sind leider noch nicht reif!

Die Kirschen der Madame Richard
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Eigentlich ist Miriam in Hamburg zuhause, doch seit ihrem letzten Urlaub in Frankreich spukt ihr immer wieder ein altes Haus mit einem verwilderten Kirschgarten im Kopf herum, das sie bei ihrer Reise zufällig ...

Eigentlich ist Miriam in Hamburg zuhause, doch seit ihrem letzten Urlaub in Frankreich spukt ihr immer wieder ein altes Haus mit einem verwilderten Kirschgarten im Kopf herum, das sie bei ihrer Reise zufällig gefunden hat. Kurzerhand erwirbt sie das Anwesen in dem kleinen Dorf Montbolo, packt ihre Siebensachen in Hamburg zusammen und zieht nach Frankreich in ihr neues Domizil mit der Idee, fortan ihr Geld mit Kirschen zu verdienen. Aber zuerst muss sie das alte Haus renovieren und den Garten wieder einem angemessenen Ansehen zuführen. Das und die neue Bewohnerin Montbolos weckt natürlich das Interesse der übrigen 185 Dorfeinwohner, deren Eigenheiten Miriam immer wieder zum Staunen bringen. Doch vor allem hat es ihr der sympathische und attraktive Nachbar Philippe angetan, der bei ihr Schmetterlinge im Bauch verursacht. Wird Miriam in Montbolo eine neue Heimat finden und gelingt ihr der Neuanfang?

Tania Schlie hat mit ihrem Buch “Die Kirschen der Madame Richard” einen unterhaltsamen und kurzweiligen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig, bildhaft und sehr detailliert, der Leser wird in einen wunderschönen Landstrich der französischen Pyrenäen entführt, wo er sich in einer kleinen Dorfgemeinschaft niederlässt, um dort an der Seite von Miriam einen neuen Lebensabschnitt zu starten. Die Handlung wird aus der Sicht von Miriam erzählt, wobei der Leser ihren Alltag sowie ihren Gedanken und Gefühlen folgen darf. Mit kleinen Tagebucheinträgen des vorherigen verstorbenen Hausbesitzers wird die Geschichte immer wieder aufgelockert, weist aber auch auf die alten Kirschsorten und die Gartenpflege zu seiner Zeit hin. Überhaupt nimmt der Blick auf die Pflanzen einen großen Teil der Geschichte ein, was zur Folge hat, dass man sich als Leser wie in den Biologieunterricht zurückgesetzt fühlt, was nicht gerade zur Unterhaltung beiträgt. Die Handlung plätschert so vor sich hin, ohne wirklich einen Spannungsbogen oder Tiefe zu haben, hier hätte man sich als Leser mehr Intensität gewünscht, um der Geschichte das gewisse Extra zu geben.

Die Charaktere sind ebenfalls nur sehr oberflächlich ausgearbeitet und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. In solch einer kleinen Dorfgemeinschaft lassen sich doch so einige interessante Typen finden, aber hier wird das für die Handlung so gar nicht genutzt, was wirklich bedauerlich ist, denn das hätte ein wenig für Spannung gesorgt. Sowohl Miriam als auch Philippe sind keine Protagonisten, mit denen man mitfiebern kann. Durch die Distanz zum Leser lässt sich keine Beziehung zu ihnen aufbauen, was die Geschichte in die Mittelmäßigkeit abrutschen lässt.

“Die Kirschen der Madame Richard” hört sich romantisch und geheimnisvoll an, ist aber leider nur ein kleiner müder Abklatsch ohne große Höhen und Tiefen. Auch die Protagonisten wirken eher gelangweilt, das überträgt sich auf den Leser. Für zwischendurch geht es gerade noch, ist aber schnell vergessen. Schade!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Thema verfehlt

Das kleine Blumencafé am Strand (Ein Nordsee-Roman 7)
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Ein Ferienhaus auf der Insel Amrum ist der Fluchtort für die 45-jährige Beeke, denn sie muss erst einmal weg von ihrem vertrauten Terrain und verdauen, dass ihr langjähriger Ehemann Jasper schwul ist und ...

Ein Ferienhaus auf der Insel Amrum ist der Fluchtort für die 45-jährige Beeke, denn sie muss erst einmal weg von ihrem vertrauten Terrain und verdauen, dass ihr langjähriger Ehemann Jasper schwul ist und mit seinem Kollegen sowas wie eine Beziehung hat. Schließlich hat sie ihn inflagranti ertappt. Wie konnte ihr das all die Jahre verborgen bleiben? Auf Amrum angekommen, lässt Beeke erst einmal die Seele baumeln und kehrt in einem kleinen Strandcafé ein, das von der alten Vera geführt wird. Die beiden kommen schnell ins Gespräch und freunden sich miteinander an. Vera wird die Arbeit einfach zu viel, so fasst Beeke den Entschluss, sie tatkräftig zu unterstützen und im Café auszuhelfen. Die Begegnung mit den Einheimischen sowie den Ausflüglern bringt Beeke die erhoffte Ablenkung von ihren eigenen Problemen. Aber als sie auf Sander trifft, merkt sie, dass sie sich erst von ihrem alten Leben verabschieden muss, um für etwas Neues empfänglich und offen zu sein. Wird ihr das gelingen?
Anni Deckner hat mit ihrem Buch „Das kleine Blumencafé am Strand“ einen leichten Unterhaltungsroman vorgelegt, der sich mit seinem locker-flüssigen Schreibstil gut lesen lässt. Die Autorin erzählt ihre Geschichte in wechselnden Perspektiven und bietet so dem Leser die Möglichkeit, sowohl Beekes als auch Jaspers Seite kennenzulernen und sich ein eigenes Bild von den Protagonisten zu machen. Die Beschreibungen der Insellandschaft sind bildgewaltig und farbenfroh, der Strand, das kleine Café sowie den Blick auf die Nordsee sind wunderschön und verführen den Leser, die Seele baumeln zu lassen und sich in dieses wunderbare Setting hineinzuträumen. Doch leider täuschen dies nicht darüber hinweg, dass die Handlung so gar nicht das verspricht, was der Leser eigentlich erwartet. Hauptperson sollte eigentlich Beeke sein und da Strandcafé, doch dann muss man sich leider die Hälfte der Zeit mit dem untreuen Ehemann Japser auseinandersetzen, denn die Geschichte wechselt sich ja perspektivisch ab. Dabei ist Jaspers Leben völlig nebensächlich, vielmehr interessiert, was mit Beeke wird und ob sie gemeinsam mit Vera alles gewuppt bekommt. Zudem ist die Handlung leider wenig tiefgründig und eher seicht zu nennen.
Die Charaktere sind recht simpel gestrickt und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Ihnen fehlt es an Kontur und Kraft, so dass man als Leser eher wie ein unbeteiligter Beobachter bleibt und kaum irgendwelche Gefühle für sie entwickeln kann. Beeke ist seit Ewigkeiten verheiratet, muss aber irgendwie Scheuklappen auf den Augen gehabt haben, wenn sie über 20 Jahr die Neigungen ihres Ehemannes nicht erkannt hat. Sie besitzt nicht gerade viel Selbstbewusstsein, ist eher das Heimchen am Herd und man wünscht ihr eigentlich nur, dass sie endlich wach wird und mehr Tatkraft für ihr eigenes Leben entwickelt. Jasper hat seine Ehefrau betrogen, allerdings ist auch er eher mit dieser Masche „ich kann Dir alles erklären“ gesegnet. Wie geht das nach so vielen Jahren? Er hat sich gut eingerichtet und möchte wohl am liebsten alles so beibehalten, wie es ist. Tochter Isolde ist ein Fall für sich selbst, einzig die alte Dame Vera ist ein kleiner Lichtblick in dieser Geschichte, gefolgt von Sander. Doch das reicht nicht aus, um dieser Geschichte etwas mehr Leben zu geben.
„Das kleine Blumencafé am Strand“ wird seinem Titel leider nicht gerecht, der Roman rauscht am Thema vorbei hinterlässt einen enttäuschten Leser. Hier wäre viel mehr drin gewesen, schade!

Veröffentlicht am 05.04.2019

Peep-Show auf St. Pauli

Große Freiheit
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60er Jahre Hamburg. Wolfgang „Wolli“ Köhler nabelt sich von seinem Zuhause ab und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, bis er auf dem Hamburger Kiez St. Pauli landet. Dort ist das Leben anfangs ...

60er Jahre Hamburg. Wolfgang „Wolli“ Köhler nabelt sich von seinem Zuhause ab und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, bis er auf dem Hamburger Kiez St. Pauli landet. Dort ist das Leben anfangs für ihn recht schwierig, so dass er auf der Straße schlafen muss und auch vor dem Verkauf von Drogen nicht zurückschreckt. Aber je länger er sich auf der sündigen Meile aufhält, umso mehr lernt er die Menschen und das dortige Leben kennen. Da er recht gewitzt ist, findet er bald seinen Platz im Milieu und steigt als eine von St. Paulis Kiezlegende auf…
Rocko Schamoni hat mit seinem Buch „Große Freiheit“ einen teils autobiographischen Roman über seinen Freund Wolfgang Köhler vorgelegt und ihm so eine Homage gewidmet. Der Schreibstil ist flüssig und trägt die gewisse schnoddrige Hamburger Mundart. Schamoni lässt den Leser regelrecht in die alten 60er reinrauschen, wo er an der Seite von Wolli so einiges erleben kann. Bieder-Deutschland ist hier nicht zu finden, ganz im Gegenteil. Man streift mit Wolli durch die schmutzigen und berüchtigten Straßen von St. Pauli, treibt sich mit Zuhältern und Nutten rum, trifft Drogendealer und begibt sich in so manch kriminelle Lage. Knallharte Sexszenen sind ebenfalls zu finden, recht vulgär dargestellt und leider eher abschreckend, aber der Kiez an sich ist sowieso ein hartes Pflaster, wo es hauptsächlich um Geld und Macht geht, so ist die Sprache hier angemessen. Dabei lässt der Autor vieles der damaligen Zeitgeschichte Revue passieren, aber leider alles eher als Randbemerkung, denn es geht ja um Wolli, dem Schamoni mit seinem Roman posthum wohl noch einmal leise Servus sagen wollte.
Die Charaktere sind leider allesamt recht oberflächlich gezeichnet, weshalb der Leser keinerlei Sympathie aufbauen und somit auch keinerlei Beziehung zu ihnen herstellen kann. Durch diesen Abstand und die fehlenden Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten wirkt das Buch leider eher wie eine Art Abhandlung. Hauptperson Wolli bleibt sehr blass und eindimensional. Er entwickelt sich zwar zu einem recht erfolgreichen Geschäftsmann, jedoch bleibt er als Mensch fremd und nicht greifbar. Hier hat Schamoni leider kläglich versagt, denn wenn er seinem Freund mit dem Roman ein Denkmal setzen wollte, hätte er ihm deutlich mehr menschliche Züge und mehr Intensität verleihen müssen.
„Große Freiheit“ ist ein Streifzug über den St. Pauli Kiez der 60er Jahre, ohne jegliches Gefühl, Mehrwert und tiefgreifende Handlung. Flott zu lesen, aber keine Geschichte, die einem im Gedächtnis bleibt. Schade eigentlich!