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Veröffentlicht am 15.09.2016

Über Irrwege zum Glück

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Floristin Isabelle ist ein Gewohnheitstier, plant und strukturiert ihr Leben bis ins kleinste Detail aus, denn sie kann Veränderungen nicht leiden, bringen sie doch ihren normalen Tagesrhythmus durcheinander. ...

Floristin Isabelle ist ein Gewohnheitstier, plant und strukturiert ihr Leben bis ins kleinste Detail aus, denn sie kann Veränderungen nicht leiden, bringen sie doch ihren normalen Tagesrhythmus durcheinander. Doch es geht nicht immer so, wie Isabelle es gern hätte. So wird eines Tages das Asia-Restaurant geschlossen, wo Isabelle die letzten 11 Jahre ihr tägliches Essen einnimmt, und schon plagt sie die Frage, wo sie nun ihre Nudelsuppe essen soll. Sie macht den Versuch in dem neu eröffneten kulinarischen Tempel, der von Jens geführt wird. Doch das geht gründlich schief, denn schon von Beginn an stimmt die Chemie zwischen Jens und Isabelle nicht. Auch Jens jüngere Schwester Merle sorgt für Chaos, stiftet aber einigermaßen Frieden zwischen Jens und Isabelle. Als Isabelle dann auf den Anwalt Alex trifft, gerät ihr Leben komplett aus den Fugen, denn bei ihr fliegen die Schmetterlinge im Bauch. So viel Aufregung ist Isabelle gar nicht gewohnt und verunsichert sie zutiefst. Welchen Verlauf wird ihr Leben nehmen, weiterhin ordentlich und strukturiert oder doch endlich mal Neues mit Nervenkitzel?

Petra Hülsmann hat mit ihrem Buch „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ einen wunderschönen, unterhaltsamen Roman vorgelegt, der das Zeug hat, das Sommerbuch des Jahres 2016 zu werden. Der Schreibstil ist wirklich wunderbar flüssig, gefühl- und humorvoll, entwickelt eine regelrechte Sogwirkung. Der Leser sitzt in der ersten Reihe, um hautnah Isabelle und ihr Leben dabei zu beobachten, wie es sich von regelmäßig aber langweilig in chaotisch und aufregend verwandelt. Die Autorin weiß mit Sprache zu spielen und beweist das mit frechen und unterhaltsamen Dialogen. Auch unerwartete Wendungen geben der Geschichte eine gewisse Spannung und halten den Leser sehr gut bei der Stange.

Die Charaktere sind sehr liebevoll und detailliert ausgestaltet, haben ihre Ecken und Kanten und wirken gerade deshalb vollkommen authentisch und sehr lebendig. Isabelle ist eine Frau, die ihren Tagesablauf, ja regelrecht ihr Leben völlig durchplant. So fühlt sie sich in ihrer Haut sicher, während man denken könnte, sie wäre etwas verrückt. Dabei ist sie ein recht unsicherer Mensch, was sich spätestens dann offenbart, als sich einige Dinge gleichzeitig in ihrem Leben verändern und ihre gesamte Planung auf den Kopf stellen. Zeitweilig wirkt Isabelle geradezu kopflos, dies aber eher in liebevoller Weise. Und genau jetzt wird der Leser von Isabelles Handeln und Reaktionen überrascht, und man verfällt ihr rettungslos. Jens ist ein ambitionierter, ehrgeiziger junger Mann, der Verantwortung übernommen hat und sich sehr um seine jüngere Halbschwester kümmert. Merle bringt viel Aufregung und Chaos in das Leben ihrer Mitmenschen, bringt sie aber auch zusammen. Auch die übrigen Protagonisten wissen durch ihre Eigenheiten und ihre Nebengeschichten die Handlung ebenfalls zu bereichern, so dass der Leser diesen ganzen verrückten Haufen schnell wie liebe alte Freunde sieht.

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist ein wunderbarer Roman über die Liebe, das Leben und über Träume, die man vielleicht noch gar nicht kennt, die aber plötzlich auftauchen. Ein rundum gelungener Sommerroman, der mit seiner herrlich erzählten Geschichte auch dunkle Tage erhellen kann und es einem warm ums Herz wird. Absolute Leseempfehlung mit Genussfaktor!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Finger weg

Im dunklen, dunklen Wald
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Vor 10 Jahren hat Nora ihre unschöne Vergangenheit hinter sich gelassen und einen Neuanfang gestartet. Doch nun wird sie von der Einladung zur Junggesellinnenparty ihrer ehemaligen Freundin Clare überrascht. ...

Vor 10 Jahren hat Nora ihre unschöne Vergangenheit hinter sich gelassen und einen Neuanfang gestartet. Doch nun wird sie von der Einladung zur Junggesellinnenparty ihrer ehemaligen Freundin Clare überrascht. Nach einigen Überlegungen sagt Nora ihre Teilnahme zu. Die Feier findet im nördlichen England in einem einsamen Glashaus mitten im Wald zur Winterzeit statt und Teilnehmer sind nur wenige illustre Gäste aus Clares Freundeskreis. Schnell wird klar, dass Nora die Erlebnisse aus der Vergangenheit noch nicht verarbeitet hat und sie nun wieder einholt. Die Feier bleibt nicht ohne katastrophale Folgen…

Ruth Ware hat mit ihrem Buch „In a dark dark wood“ einen Thriller vorgelegt, der in der Presse in den höchsten Tönen gelobt wurde. Der Schreibstil ist vielversprechend und zu Beginn lässt sich die Geschichte auch ganz spannend und fesselnd an. Doch leider ist die Luft bei diesem Buch schnell raus, denn der Leser weiß viel zu früh, was passiert ist und quält sich regelrecht durch den Rest des Buches, der sich eigentlich gar nicht mehr los. Schade eigentlich, denn das Setting für die Handlung war interessant gewählt, denn mitten im Wald, wo es keinen Empfang für Handy und Co. Gibt, wo die Protagonisten nur auf sich allein gestellt sind, wären jede Menge Möglichkeiten gegeben, die Spannung bis ins Unermessliche zu steigern. Doch so plätschert die Geschichte nur so vor sich hin und die Bezeichnung „Thriller“ ist einfach zu hoch gegriffen für dieses Buch.

Die Charaktere sind zwar interessant ausgewählt, leider bleiben sie farblos und hinter den in sie gesetzten Erwartungen zurück, da sie wenig ausgestaltet sind. Nora wirkt wie auf der Flucht, sie hat die vergangenen Erlebnisse noch nicht verarbeitet und meint, mit dem Besuch der Party einen Abschluss zu finden. Oftmals wirkt sie verunsichert, und die in der Handlung eingefügten Flashbacks in Bezug auf ihre Vergangenheit verstärken diesen Eindruck noch. Clare, die Braut und ehemalige Freundin von Nora, wirkt selbstbezogen und arrogant, hält sich für den Mittelpunkt des Universums. Auch die anderen Charaktere sind wenig sympathisch und der Leser bekommt einfach keinerlei Bezug zu ihnen.

„In a dark dark wood“ sollte ein Thriller werden, ist aber allenfalls einem „gewollt und nicht gekonnt“ einzuordnen. Alle Krimiliebhaber sollten von diesem Buch die Finger lassen. Der Hype um diesen Roman ist völlig überzogen und absolut unverständlich.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hölleninsel

Hell-Go-Land
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Anna Krüger hat nach einem schrecklichen Erlebnis die Insel Hell-go-land verlassen und wollte nie wieder zurückkommen. Doch nun kehrt sie als ausgebildete Polizistin zurück auf diesen Felsen, den die Engländer ...

Anna Krüger hat nach einem schrecklichen Erlebnis die Insel Hell-go-land verlassen und wollte nie wieder zurückkommen. Doch nun kehrt sie als ausgebildete Polizistin zurück auf diesen Felsen, den die Engländer schon im 2. Weltkrieg für die Hölle hielten und ihn bombardierten. Kaum ist Anne angekommen, bekommt sie ein Päckchen mit scheußlichem Inhalt zugestellt. Anne und ihre beiden Kollegen sind auf sich allein gestellt und ermitteln gegen die Zeit, denn sie haben nur knapp 11 Tage, um die Person zu finden, die zum Inhalt des Päckchens gehört und weiteren Torturen ausgesetzt ist, sonst ist diese tot. Während der Suche nach dem Täter wird Anne immer wieder mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, sie kämpft gegen Windmühlen und schreckliche Kopfschmerzen, muss dabei auch noch den Winter überstehen, der die Spurensuche erschwert. Wird es Anna trotzdem gelingen, den Täter zu entlarven?

Tim Erzberg hat mit seinem Buch „Hell-go-land“ einen unterhaltsamen Kriminalroman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an zu fesseln vermag. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen, der Leser wird direkt in die Handlung mit einbezogen und steht an der Seite von Anna, um den Spuren nachzugehen und Jagd auf einen perfiden Täter zu machen. Die Spannung wird schnell aufgebaut und zieht sich wie ein Faden durch die Seiten, um sich am Ende noch etwas zu steigern. Der Autor stößt den Leser zum einen mit der Nase auf gewisse Dinge, aber er führt den Leser auch in die Irre und spielt ein wenig Katz und Maus mit ihm. Auch der Handlungsort, eine einsam gelegene Insel mit nur knapp 1000 Bewohnern, trägt zur Spannung bei, denn es ist Winter und Hilfe vom Festland nicht zu erwarten. Die Landschaftsbeschreibung der Insel ist so bildhaft, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann und das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein.

Die Charaktere sind gut ausgeformt, haben ihre Ecken und Kanten und wirken recht lebensecht. Anna ist eine sympathische junge Frau, die in der Vergangenheit schon einiges durchstehen musste und sich sobald wie möglich von der Insel abgesetzt hat, um ein neues Leben zu beginnen. Nun führt sie ihr Beruf ausgerechnet wieder in ihre alte Heimat und die Erinnerungen an die Vergangenheit kommen alle wieder hoch. Während des Falles kann man beobachten, wie Anna mit sich und den Erinnerungen kämpft und dabei auch immer mehr an Stärke gewinnt, um den Fall zu lösen und damit auch ihre Vergangenheit zu besiegen. Der Täter wird vom Leser leider zu schnell ausgemacht, dafür sind die Hinweise zu eindeutig, doch tut es der Spannung keinen Abbruch. Auch die recht umtriebige Putzfrau, die sich als kleiner Sherlock Holmes entpuppt, ist eine willkommene Randfigur in der Handlung, die die Geschichte mit ihrer Neugier noch befeuert.

„Hell-go-land“ ist ein spannender und unterhaltsamer Kriminalroman, der durch seinen schönen Schreibstil und sehr interessante Charaktere besticht. Alle Krimiliebhaber werden bei diesem Buch ihren Spaß beim Ermitteln und Schmökern haben. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Geheimis der Wessling-Brüder

Das goldene Haus
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1870-1900 Frankfurt. Arnold Wessling, macht sich hinter dem Rücken seines Bruders Richard, als dieser gerade nicht in der Nähe ist, an dessen große Liebe Bettina heran und heiratet diese. Bettina stammt ...

1870-1900 Frankfurt. Arnold Wessling, macht sich hinter dem Rücken seines Bruders Richard, als dieser gerade nicht in der Nähe ist, an dessen große Liebe Bettina heran und heiratet diese. Bettina stammt aus einer Kaufmannsfamilie, und Arnolds großer Traum ist ein eigenes Kaufhaus in Frankfurt zu bauen und zu leiten. Doch erst nach dem Tod des Schwiegervaters kann er diesen Traum verwirklichen. Arnold kümmert sich nur noch um sein Geschäft, während Bettina in ihren Gedanken weiterhin Richard liebt und nach außen die Fassade aufrechterhält, eine glückliche Ehe zu führen. Richard geht nach Amerika, um genügend Abstand zwischen sich und Bettina zu bringen, nachdem sie nun die Frau seines Bruders ist. Der jüngste Bruder Falk sucht die Anerkennung seines ältesten Bruders Arnold, doch dieser hat nur Interesse an Falks Sohn Jakob, denn er soll mal Arnolds Nachfolger werden, weil er selbst keinen männlichen Erben hat. Doch zwischen den Brüdern gibt es immer öfter Schwierigkeiten, denn Arnold, Richard und Falk Wessling sind grundverschieden, doch teilen sie ein Geheimnis, das in Frankreich seinen Ursprung hat. Wird diese je ans Licht kommen und ihrer aller Leben und die Zukunft des Kaufhauses Wessling zerstören?

Rebecca Martin hat mit ihrem Buch „Das goldene Haus“ einen sehr unterhaltsamen historischen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und nimmt den Leser mit in ein vergangenes Jahrhundert, wo gesellschaftliche Strukturen sowie die politische Verhältnisse und der Krieg eine große Rolle spielten. Die geschichtlichen Hintergründe wurden von der Autorin sehr schön recherchiert und der Haupthandlung unterlegt. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Frankfurt, jedoch gibt es einen weiteren kleinen Handlungsstrang, der sowohl in der Vergangenheit und auch in der Romangegenwart im 19. Jh. in Frankreich seinen Verlauf hat. Beide Handlungsebenen werden erst beim großen Finale zusammengeführt, obwohl der Leser sich während der laufenden Lektüre schon so seine Gedanken bezüglich der Auflösung macht.

Die Charaktere sind sehr detailliert ausgestaltet und wirken aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit sehr authentisch und lebendig. Arnold ist der älteste Wesslingbruder mit hochfliegenden Plänen, dabei selbstsüchtig und nur auf seinen Vorteil bedacht. Um seine Position zu schützen und weiter auszubauen, lügt und betrügt er die Menschen, die ihm eigentlich nahe stehen sollten. Die Liebe zu seiner Frau, die er auch nur durch Betrug die Seine nennen kann, mag echt sein, doch kümmert er sich viel zu wenig um sie und ihre Belange, dabei wacht er eifersüchtig auf alles und jeden, der sich ihr nähert. Richard ist ein Lebemann, dem man eigentlich keine echten Gefühle zugestehen will, doch gerade er liebt Bettina sein Leben lang und flüchtet weit weg, um die Ehe mit ihr und Arnold nicht mitansehen zu müssen. Bettina ist eine sympathische Frau, die für ihren einzigen Fehler jahrelang teuer bezahlen muss, denn sie hat ihre Liebe verleugnet und ist nun gezwungen, ein Leben an der Seite eines Mannes zu führen, dem sie nur freundliche Gefühle entgegen bringt, aber keine Liebe. Der jüngste Wesslingbruder Falk ist ein unsicherer Mann, der es jedem recht machen will, und wie ein Hündchen vor allem seinem Bruder Arnold am Rockzipfel hängt. Falk ist mit der kalten und egoistischen Ludmilla verheiratet, was sein Leben noch schwerer macht, denn auch sie muss er ständig zufrieden stellen. Dabei leidet Falk unter den Auswirkungen des Krieges und bekommt seine Alpträume nicht in den Griff. Auch die anderen Charaktere sind interessant ausgeformt und beleben mit ihren Episoden die Grundhandlung des Romans.

„Das goldene Haus“ beschreibt den Aufstieg des Warenhaus Wessling in Frankfurt nur oberflächlich, vielmehr geht es um die Familie Wessling und deren Lügen, Intrigen und Betrügereien, deren Unglück und Leid innerhalb der Familie. Ein sehr unterhaltsamer Familienroman, der allen gefallen wird, die gern Bücher über Familiengeheimnisse lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Neuanfang in Polbearne

Die kleine Bäckerei am Strandweg
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Polly hat sich mit Chris zusammen den Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllt. Sowohl beruflich als auch privat läuft es zu Beginn super, doch dann bricht alles zusammen, ihr Unternehmen ist den Bach ...

Polly hat sich mit Chris zusammen den Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllt. Sowohl beruflich als auch privat läuft es zu Beginn super, doch dann bricht alles zusammen, ihr Unternehmen ist den Bach runter und die Beziehung ebenso. Doch Polly kratzt ihren letzten Mut zusammen, packt ihre Sachen und zieht, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll, nach Cornwall auf die Insel Polbearne in ein renovierungsbedürftiges Haus, das mal eine alte Bäckerei war. Das kommt Polly wie gerufen, denn sie liebt das Backen. Ganz heimlich spricht sich herum, dass Pollys Brot richtig gut ist, doch der alten Bäckerin und ausgerechnet auch noch ihre Vermieterin Mrs. Manse hält überhaupt nichts von Pollys Aktionen und legt ihr immer wieder Steine in den Weg. Aber nicht nur mit Mrs. Manse hat Polly ihre liebe Not, auch mit dem örtlichen Männerüberschuss, denn es interessieren sich immer mehr skurrile Gestalten des anderen Geschlechts für Polly selbst. Ob Fischer, Kapitän, Imker oder Tierarzt: jeder steht vor ihrer Tür und Polly lernt eine Menge neuer Freunde kennen. Doch so wirklich erreicht kein Mann ihr Herz. Ist Polly so verletzt von ihrer letzten Beziehung, dass sie verlernt hat, der Liebe noch einmal eine Chance zu geben?

Jenny Colgan hat mit ihrem Buch „Die kleine Bäckerei am Strandweg“ einen sehr unterhaltsamen Sommerroman geschrieben, in dem Verwirrung, Zwistigkeiten, die Liebe und Freundschaft die Hauptthemen sind. Der Schreibstil ist flüssig, dabei ruhig und erholsam, der Leser reist in Gedanken ins malerische Cornwall auf eine kleine Insel, um sich dort in dörflicher Atmosphäre an Pollys Fersen auf dem Weg in ein neues Leben zu heften. Die Landschaftsbeschreibungen sowie die Gemeinschaft der Bewohner werden liebevoll beschrieben und verleihen beim Lesen ein heimeliges Gefühl. Wer in diesem Roman Spannung erwartet, wird auf jeden Fall enttäuscht sein. Dafür lebt die Geschichte von den ruhigen und ausgeglichenen Tönen, von den kauzigen Bewohnern und ihren Eigenheiten sowie von der Hauptprotagonistin Polly, die als Neuankömmling in dieser doch recht eingeschworenen Gemeinschaft erst noch ihren Platz finden muss, um dazuzugehören. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz und tragische Erlebnisse werden gefühlvoll umgesetzt.

Die Charaktere sind vielfältig gestaltet und ausgearbeitet, wirken allesamt aber sehr lebendig und wie Menschen von nebenan, eben authentisch. Polly ist eine sympathische Frau, deren Träume soeben geplatzt sind. Sie steht vor den Scherben ihres Lebens und sammelt noch einmal alle ihre Reserven und ihren Mut zusammen, um sich eine neue Existenz aufzubauen an einem ihr völlig fremden Ort. Sie hat oftmals ein loses Mundwerk, sagt immer, was sie denkt, dabei ist sie offen und ehrlich. Gerade diese Eigenschaft verschafft ihr Respekt unter den Menschen, und man begegnet ihr mit weniger Argwohn. Mrs. Manse ist eine verbitterte alte Frau, die das Liebste in ihrem Leben verloren hat. Sie kann gar nicht anders, als allem und jedem mit Misstrauen und Argwohn zu begegnen, denn sie hat ihren Glauben an das Gute verloren. Huckle ist ein geheimnisvoller Charakter, der erst sehr langsam aus seinem Bienenkokon herauslugt, um dann am Ende doch wieder zu flüchten. Der alte Kapitän ist ein Bär von einem Kerl, gutmütig, hilfsbereit und doch auch irgendwie ein Schwerenöter. Auch die anderen Protagonisten sind allesamt wunderbar inszeniert und untermalen mit ihren kleinen Episoden den Verlauf der Handlung.

„Die kleine Bäckerei am Strandweg“ ist die ideale Lektüre für einen Tag am Strand, wo man nicht viel nachdenken, sondern einfach nur träumen und sich entspannen will. Ein schönes Urlaubsbuch“