1870-1900 Frankfurt. Arnold Wessling, macht sich hinter dem Rücken seines Bruders Richard, als dieser gerade nicht in der Nähe ist, an dessen große Liebe Bettina heran und heiratet diese. Bettina stammt aus einer Kaufmannsfamilie, und Arnolds großer Traum ist ein eigenes Kaufhaus in Frankfurt zu bauen und zu leiten. Doch erst nach dem Tod des Schwiegervaters kann er diesen Traum verwirklichen. Arnold kümmert sich nur noch um sein Geschäft, während Bettina in ihren Gedanken weiterhin Richard liebt und nach außen die Fassade aufrechterhält, eine glückliche Ehe zu führen. Richard geht nach Amerika, um genügend Abstand zwischen sich und Bettina zu bringen, nachdem sie nun die Frau seines Bruders ist. Der jüngste Bruder Falk sucht die Anerkennung seines ältesten Bruders Arnold, doch dieser hat nur Interesse an Falks Sohn Jakob, denn er soll mal Arnolds Nachfolger werden, weil er selbst keinen männlichen Erben hat. Doch zwischen den Brüdern gibt es immer öfter Schwierigkeiten, denn Arnold, Richard und Falk Wessling sind grundverschieden, doch teilen sie ein Geheimnis, das in Frankreich seinen Ursprung hat. Wird diese je ans Licht kommen und ihrer aller Leben und die Zukunft des Kaufhauses Wessling zerstören?
Rebecca Martin hat mit ihrem Buch „Das goldene Haus“ einen sehr unterhaltsamen historischen Familienroman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig und nimmt den Leser mit in ein vergangenes Jahrhundert, wo gesellschaftliche Strukturen sowie die politische Verhältnisse und der Krieg eine große Rolle spielten. Die geschichtlichen Hintergründe wurden von der Autorin sehr schön recherchiert und der Haupthandlung unterlegt. Die Geschichte spielt hauptsächlich in Frankfurt, jedoch gibt es einen weiteren kleinen Handlungsstrang, der sowohl in der Vergangenheit und auch in der Romangegenwart im 19. Jh. in Frankreich seinen Verlauf hat. Beide Handlungsebenen werden erst beim großen Finale zusammengeführt, obwohl der Leser sich während der laufenden Lektüre schon so seine Gedanken bezüglich der Auflösung macht.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgestaltet und wirken aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit sehr authentisch und lebendig. Arnold ist der älteste Wesslingbruder mit hochfliegenden Plänen, dabei selbstsüchtig und nur auf seinen Vorteil bedacht. Um seine Position zu schützen und weiter auszubauen, lügt und betrügt er die Menschen, die ihm eigentlich nahe stehen sollten. Die Liebe zu seiner Frau, die er auch nur durch Betrug die Seine nennen kann, mag echt sein, doch kümmert er sich viel zu wenig um sie und ihre Belange, dabei wacht er eifersüchtig auf alles und jeden, der sich ihr nähert. Richard ist ein Lebemann, dem man eigentlich keine echten Gefühle zugestehen will, doch gerade er liebt Bettina sein Leben lang und flüchtet weit weg, um die Ehe mit ihr und Arnold nicht mitansehen zu müssen. Bettina ist eine sympathische Frau, die für ihren einzigen Fehler jahrelang teuer bezahlen muss, denn sie hat ihre Liebe verleugnet und ist nun gezwungen, ein Leben an der Seite eines Mannes zu führen, dem sie nur freundliche Gefühle entgegen bringt, aber keine Liebe. Der jüngste Wesslingbruder Falk ist ein unsicherer Mann, der es jedem recht machen will, und wie ein Hündchen vor allem seinem Bruder Arnold am Rockzipfel hängt. Falk ist mit der kalten und egoistischen Ludmilla verheiratet, was sein Leben noch schwerer macht, denn auch sie muss er ständig zufrieden stellen. Dabei leidet Falk unter den Auswirkungen des Krieges und bekommt seine Alpträume nicht in den Griff. Auch die anderen Charaktere sind interessant ausgeformt und beleben mit ihren Episoden die Grundhandlung des Romans.
„Das goldene Haus“ beschreibt den Aufstieg des Warenhaus Wessling in Frankfurt nur oberflächlich, vielmehr geht es um die Familie Wessling und deren Lügen, Intrigen und Betrügereien, deren Unglück und Leid innerhalb der Familie. Ein sehr unterhaltsamer Familienroman, der allen gefallen wird, die gern Bücher über Familiengeheimnisse lesen.